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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Nov. 30, 1916)
NMe Omaha Tribüne er. Die Unruhen m Aiederlandijch-Zndien. Von Dr. Max Im Getümmel M Weltkrieges finden die Nachrichlcn von ernsten Aufständen us der Insel Sumatra in Deutschland kaum Beachtung. Trotzdem bürste tt nicht unangebracht sein, die Vorgänge, toelche sich letzt dort abspielen, scharf ,m Auge zu behalten; denn unadskhban Bermicklungen können die Folge davon sein, wenn auch nur ein Engländer oder Japaner dabei um Leben kommen oder v wenn ti nicht in Bälde gelingen sollte, bin Aufstand zu unterdrücken. Leicht wird dies für die holländische Kolonial regierung unter den jetzigen Verhältnis sen nicht sein, denn ti gärt fast überall in Nicderläiidisch-Jndien, und aus die eingeborenen Truppen ist lein Verlas; mehr, während der Nachschub von Hol land selbst äußerst erschwert, wenn nicht v gar unmöglich ist. In Holland hat die Neigung, in den kolonialen Militärdienst zu treten, in den letzten Jahren erheb lich abgenommen, die Anwerbung yon Fremden darunter früher alljährlich (XX) bis 800 Deutsche hat gänzlich aufgehört. Die Gegend, wo der Aufstand ausge krochen ist, wird offiziell bezeichnet mit Nesidcntie Palembang". an der Ostküste von Sumatra, vor den Toren von Cingapore und den unter englischer Herrschaft stehenden Native Ctatcs" aus der Halbinsel Malalka. Der größte Strom Sumatras, der Batang Hari, durchstießt die ganze Provinz; er ist für mittlere Dampfer befahrbar auf einer Strecke von 615 Kilometer, für kleinere lsfiiffi ttnrfi 9s)s flilnmrtti- tncitfr Tiif sei Strom ist der natürliche Abfuhrweg für das überreiche Kohlenlager des Om bilin; aber die niederländische Kolonial regierung hat bisher nichts getan, diese Gegenden dem Verkehr zu erschlichen und so die Ombilinkohle in den großen Häfen Ostasiens auf den Markt zu bringen. Das ehemalige Sultanat Tjambi liegt am mittleren Lauf des Vatang Hari. Zahlreiche Ueberreste aus der Hindu Periode und malaiische Chroniken von Tjohor liefern den Beweis, daß dort bis zu Anfang des 10. Jahrhunderts großer Wohlstand geherrscht hat. Mit dct Herrschaft der Niederlande hörte das auf; Tjambi galt als ein Außenpostcn, dci nichts zu verlangen und sich nur ruhig zu verhalten habe. Seit dem Jahre 1XJ3 sind, fast kann man sogen: perio disch alle fünf Jahre, in Tjambi Un ruhen gegen die holländische Herrschaft ausgebrochm. Mit der der holländisch indischen Heeresleitung eigenen Unnach sichtiglcit wurden diese Ausstände stets unterdrückt . Man denkt hierbei an den Ausspruch Multatulis in seinem Mar, öavclaar", wo er sagt: Die Regierung uppen nahmen das Dorf ein, und daher X ,ig es in Flammen auf!" Zur Zeit ft ' Aufstandes im Jahre INI befand 'ui mich in Tjambi; ich war Zeuge, wie holländische Soldaten die überlebenden, nicht in das Gebirge gcflüchtcten Ein geborenen, Männer, Frauen und Kinder, in Gruben hineintrieben, Petroleum darüber gössen und alles in Brand steck ten. Ein beliebtes Pazifikationsmittcl! i Die Mitglieder der ehemaligen Sul tansfamilie leben zum größten Teil in der Verbannung, in Singapore und aus der Halbinsel Malakka, wo sie die Gast freundschaft der Engländer genießen und von dort aus unaufhörlich gegen die nie derländische Herrschaft auf Sumatra Ränke schmieden. Gelder fließen ihnen von allen Seiten heimlich aus Sumatra, Java und Borneo zu. Die Bewohner von Djambi gehören zu den sogenannten echten Malaien und sind als solche fa natische Mohammedaner. Unter Abdul Hamid war das Band zwischen dem tta lifat und den Bewohnern von Djambi ein sehr inniges; große Summen wurden hier aufgebracht für den Bau der Heb jasbahn. und die Beteiligung an der Wallfahrt nach Mekka war stets eine sehr rege. Ich kenne nicht wenige Djam , '.:tr, welche sich jahrelang in Mekka auf gehalten und auch in Stambul geistliche : Schulen besucht haben. Djambi ist für die Holländer ein zwei tes Atjeh. Alle Einnahmen, welche cuil dem Plantagenbau, den reichen Gold bergmerken und Petroleumquellen in an deren Provinzen erzielt werden, müssen für kostspielige militärische Strafczpedi tionen verwendet werden; für die Hebung der eingeborenen Bevölkerung, für den Eisenbahnbau in großem Maßstabe, das einzige Mittel, die Außenbesitzungen zu erschließen, bleibt nichts übrig. Atjeh und Djambi kann Niederland nur erobern, wenn ti einen oraulamen Vernichtn? kämpf gegen die Bewohner dieser bei den Provinzen führt; aber dazu schlt es an genügenden Machtmitteln. Wir sind 1 nicht befugt, der niederländisch-indischen Kolonialregierung einen Rat zu erteilen: ober besser wäre es gewesen, in Djambi sowohl wie in Atjeh die eingeborenen Sultane zu belassen und dieselben, wie es die ostindische Kompagnie getan hat, durch reiche Geldgeschenke zu ködern. Die englische Presse flüstert den Hol ländern in Ohr: den Aufstand in Djambi habt ihr Deutschland und der Türkei zu danken! Die Türken sind es, welche die Sarckat Islam, die islami tische Bewegung in Holländisch-Jndicn bervorgerusen hoben und unterstützen! Daß dem nicht so ist, weiß jeder ersah rene holländische Kolonialpolitikcr. DieS Ist aus dem Grunde schon ausgeschlossen, weil die Mohammedaner in Niederlän disch-Jndien nicht nU die Türken der hanefitischen, sondern der schafeZtischen Schule angehören. Die holländisch-lndi sche Kolonialregierung hat ihren moham medanischen Untertanen eine Religions freiheit gelassen, wie dies in keiner an deren europäischen Kolonie der Fall ist. 3." Millionen niederländische Untertanen gehören dem Islam an, also ungefähr per siebente Teil oller Mohammedaner; !ü?ftr als die Türkei Einwohner zählt. Nolvff (Vrcölau). Die Zahl nimmt täglich zu, nicht nur durch den überaus großen BevLIkerungS Zuwachs, sondern auch durch die Beleh rung von Heiden. Der beste Beweis für die Toleranz der holländischen Kolonial regierung ist die Tatsache, daß sie die Wallfahrt ihrer Untertanen nach Mekka niemals auf irgend eine Weise erschwert hat, obgleich dadurch olljährlich große Kapitalien in das Ausland fließen und die Hadjis (zurückgekehrte Pilger) oft eine gefährliche Propaganda verbreiten, welche bei der mystischen Geistesrichiung der indischen MoslimS nur allzu häusig auf sruchtbaren Boden fällt. Trotz allcdem war ober ein modus vivendi" gesunden, namentlich für Java. Der sehr einflußreiche und gelehrte Sei jid Othman, ein Nachkomme Huseinö, eines Onkel! von Mohammed, welcher aus Hadramaut in SUdArabicn gesliich tet und vor Jahrzehnten nach Batavia gekommen war, hatte seinen ganzen Ein sluß angewendet, ein gutes Einvcrneh men zwischen Holländern und Moham medanern zu schaffen. Es war ihm ge lungen, zumal auch der bedeutendste Js lamkenner unter den europäischen Ge lehrten, Professor Dr. C. SnoukHur gronje, jahrelang als Berater der Re gierung in Batavia weilte. Aber als dieser nach Leiden zurückgekehrt und Scijid Othman gestorben war, fehlte die kundige Persönlichkeit, die Gegensätze auszugleichen. Eine islamitische Verci nigung, Sarekat Islam, wurde gcgrün det; zuerst arbeitete sie im Geheimen, ohne irgendwelche politischen Ziele. DieS geschah unter den Augen der holländi schcn Verwaltungöbcamten. die nichts da von merkten. Erst als Hunderttausende der Serekat Islam beigetreten waren, trat diese an die Oeffcntlichkeit, zur größten Uebcriaschung der holländischen Kolonialregierung. Im Frühjahr dieses Jahres tagte die Sarekat Islam in Ban dung auf Java; es wurden dort keine revolutionären Beschlüsse gefasst, aber die holländische Kolonialregierung war trotz dem erstaunt über die weitgehenden For derungen. welche ihr gestellt winden. Es war um so bitterer für die Regierung, als deren Beamten bisher gewohnt wa ren, den Javanen vor sich niedergeknict zu sehen mit auf die Brust gesenktem Haupt. Von irgend welchen Kundgebungen für Unabhängigkeit oder gar Anschluß an das Kalifcnreich ist nichts verlaut bart. Die leitende Idee war vielmehr: Gleichstellung mit Europäern. Mir scheint es, daß Japan die Hand im Spiele hat; die Japaner verstehen es ja ausgezeichnet, den Mohammedanern Mo hammcdaner, den Chinesen Chinese, u. s. w. zu sein. Asien den Asiaten", das ist heute das Ideal der Javanen und Malaien. Nie war der Augenblick so günstig für die Verwirklichung desselben als dieser Weltkrieg mit feinen unabseh baren Folgen für Europa. Wir wün schcn einen recht großen europäischen Krieg, in welchem ihr Europäer euch ge genscitig zerfleischt und aufreibt; dann ist Allahs Stunde gekommen!" so hörte ich in den Jahren, welche dem Ausbruch des Krieges vorangingen,, oft von Mo hammedanern äußern in Afrika wie in Asien. Ob der Aufstand in Djambi auf die Propaganda der Sarekat Islam zurück zuführen ist, vermag ich heute noch nicht festzustellen. Der Hauptgrund ist jeden falls der wirtschaftliche Rückgang, oder Stillstand, dcr am meisten in Betracht kommenden Provinzen auf Java und Sumatra. Die Zmangskaffeekultur, die öffentlichen Jrohndienste, die Ausbeutung von der Negierung sanktioniert durch europäische Plantagenbesitzer, wo durch der für den Reisbau bestimmte Vo den der Zuckerindustrie zugeführt wird lFolge davon: Hungersnot), die chine fischen Wucherer, gegen welche der Ein geborene keinen Schutz findet, das fluch würdige Opiummonopol der Regierung, das alles sind Dinge, die heute eine Ko lonialregierung nicht mehr zulassen darf. Es hat auch in Holland nicht gefehlt an Männern, welche davor gewarnt haben, aber ihre Stimme blieb die eines Pre digers in der Wüste. Eine so fleißige und spatsame Bevölkerung wie die Ja vaS und Sumatras verdient eine bessere Behandlung," das hat der frühere hol ländische Kolonialminister und spatere General-Gouverncur Jdenburg oft genug ausgesprochen; aber man wollte verdie nen. Ein vorteilhaftes Saldo" war das Kriegsgeschrei dcr Mehrzahl dcr hol ländischen Kolonialinteressenten. Die überaus hohen Steuern, welche der ein heimischen Bevölkerung auferlegt sind und die immer mit grausamer Strenge eingezogen werden, daS ist die Ursache, weshalb eine Sarekat Islam gegründet wurde, daS ist auch die letzte Ursache für den Aufstand in Djambi. 3ie Vkvökkerung Japans. Nach einer Mitteilung deS Statist! schen AmtS in Tokio hatte das eigentliche, oder AltJapan, eine Bevölkerung von 53,336,295 Köpfen. Dazu kommen in Korea 15,169,923; Formosa 3,265,169 und noch 1691 auf Saghalin. ES ergibt sich hieraus eine Gesamtbevölkerung von 71.793.973 Personen. Danach steht Japan in der Bevölkerung der Welt an fünfter Stelle unter den großen Ländern. China kommt zuerst, Rußland zunächst und dann die Vereinigten Staaten von Amerika und Deutschland. England ist merkwürdiger Weise nicht aufgeführt. Die Zunahme der Bevölkerung in Alt Japan ist eine sehr schnelle. Der Durch schnitt in den sünf Jahren bis zu 1913 belief sich auf lj per Jahr. Die Dich tigkeit der Bevölkerung beträgt 2,344 per Quadrat Ri (etwas über vier eng lische Ouadratmeilkn). und kommt somit nach Belgien, Holland und Englands England ä V von (Swljriflljt ,Lc'j, Jll, Lcilung. 1016. Als Ansang August 1914 ttroßbriian nien mit seiner Kriegserklärung an Deutschland in den europaischen Kampf eiiigrisf und ihn damit zum Weltkon litt ausgestaltete, war man in London und in dem bei weitem größten Teile der Welt fest überzeugt, den Krieg damit von vornherein zu entscheiden. Sir Ed ward Grey verabschiedete den deutschen Botschafter, Fürsten LichnowLkU. mit dcr Andeutung, daß Großbritannien dem Deutschen Reiche sich nützlicher zeigen könne, wenn es am Kriege teilnähme, als wenn es neutral bliebe, denn im er sten Falle werde Großbritannien in der Lage sei, ein übermächtiges Rußland in die Schranken zu weisen und völlige Vcr nichtung des Deutschen Reiches zu ver hindern. In seiner großen Rede der ersten Augusttage vor dem Unterhaus sagte Grey: Großbritannien würde als kriegführende Macht wirtschaftlich nicht mehr leiden, als wenn es neutral ge blieben wäre. Und als schon in den ersten Kriegswochen Präsident Wilson in 2on don sondieren ließ, ob eine Jricdensver Mittelung genehm sei, da wurde ihm in London die Antwort: Großbritannien habe nun einmal sich in Bewegung ge setzt, so schwer ihm dieser Entschluß ge worden wäre. 'Die Würde ebenso wie das Interesse des britischen Reiches ver lange, daß man nunmehr unbeirrt bis ans Ende gehe, bis der Feind völlig am Boden liege. Das sind nur einige Stichproben, welche von verschiedenen Seiten belench ten, mit einem wie ungeheuren Selbst bewußtsein und Selbstvertrauen die Staaten, die Bewohner und die Regie rungen des britischen Weltreiches in die sen Krieg eintraten. Uns Teutschen, glaube ich, beiläufig bemerkt, sind, jeden falls zu einem großen Teile, die gewal tige Macht und das ungeheure Gewicht des britischen Weltreiches, ja des Briten tums überhaupt, erst im Laufe des Krie ges recht klar geworden. Zahlreiche Deut sche haben geglaubt, schon bald nach Be ginn des Krieges würde das britische Weltreich auscinandcifallen, Irland und Indien sich empören, Südafrika, Ca nada, Australien usw. sich vom Mutter lande abtrennen und selbständig machen. Diese unüberlegten Erwartungen haben enttäuscht, und wir sehen heute klar, daß sie von vornherein nicht berechtigt waren. Auch andere Faktoren britischer Stärke und Ausdauer, schließlich auch solche der Organisation sind wohl bei uns unter schätzt worden, so z. B. der Umfang der Truppcnsendungen nach dem europäischen Festlande und manches andere mehr. Das alles zugegeben und anerkannt, steht fest, daß das britische Volk und seine Führer felsenfest überzeugt waren, man werde Deutschland in kurzer Zeit auf die Knie gezwungen haben und dann ter Welt den britischen Frieden diktieren fön nen. Felsenfest waren Großbritannien und seine Bundesgenossen davon über zeugt, daß Deutschland durch die Ozean sperre erstickt, ausgehungert, zum Tode verurteilt" sei, daß die deutsche Kriegs flotte nach wenigen Tagen auf dem Grunde des Meeres liegen werde usw. Unter den Neutralen der Welt herrschte nur eine Stimme, ja, man möchte sagen, nur ein Kopfschütteln darüber, daß daS Deutsche Reich .die unglaubliche verhäng nisvolle Torheit begangen habe, den Krieg mit einer Macht wie Großbritan nien nicht unter allen Umständen und um jeden Preis zu vermeiden. Nach dem Kriege wird es möglich fein, über diese Stimmungen und über manches, was da mit zusammenhängt, eingehender zu spre chen. Heute zeigt sich uns nur im all gemeinen das Bild der Ueberzeugung allenthalben, daß das Deutsche Reich eben infolge der Beteiligung Großbritan niens von vornherein verloren sei und nichts Besseres tun könne, als so schnell wie möglich zu einer Verständigung auf irgendeinem für Großbritannien an nehmbaren Boden zu gelangen. ' Die Erfahrung des Krieges hat dann, wie wir wissen, auch für die deutsche Seite manches anders kommen lassen, als man hoffte. Es gelang nicht, Frankreich in einem Zuge zu überreniun. Der Be wcgungskrieg wurde zum Stellungskrieg und ist e noch heute. Nach fester eng lischer Ueberzeugung hätten die deutschen Truppen ober auch nicht so weit kom men dürfen, und zwischen der Mobil machung und der Marneschlacht lag die erste schwere britische Enttäuschung: die Eroberung Antwerpens durch die Deut schen. Dieses Ereignis aber bedeutete nicht allein eine schwere Enttäuschung. Man war in London der Ueberzeugung, daß der vorgeschrittene Stand des russi schen und des französischen Aufmarsches es den Deutschen unmöglich machen würde, genügende Kräfte für Antwerpen freizubekommen. Diese Hoffnung schlug fehl: Antwerpen fiel, die belgische Küste geriet in die Hände der Deutschen. Die belgische Küste aber hat Großbritannien seit den Tagen der spanischen Armada als daS GlaciS deS Vereinigten König reiches betrachtet und zugleich als Ein fallstor nach dem europäischen Fcstlonde. Ein englischer Admiral sagte der Köni gin Elisabeth: Antwerpen in der Hand einer seefahrenden europäischen Groß macht bedeute eine auf das Herz Groß britannienS gerichtete Pistole. Nach die fem Grundsatz hat die großbritannische Politik seitdem immer gearbeitet: nie durste der südliche Teil der Niederlande, das spätere Belgien, Fesilandanschlusz haben, immer mußte er unter britischer Vormundschaft stehen. Und alle diese britischen Bemühungen und Sorgen ver einten sich bis zum heutigen Tage in dem großen Seehafen von Antwerpen. Nur wenn man die Geschichte dieser englisch belgischen Beziehungen kennt, läßt sich der Schlag ermessen, den Großbritannien 4 dl O isAtSAnSi JmUllWlIUHl ' I U während des Weltkriegs. Graf L. Neventlow. mit der Eroberung Antwerpens durch Deutschland erlitt. Der Seekrieg brachte dem großbritan nischcn Volke zunächst die allerdings von vornherein sichere Genugtuung, daß auf den Ozeanen wesentliche Schädigungen oder sogar Stockungen der Ucbcrsceschijf fahrt ausblieben. Dcr einfache Grund war der. daß die Ozeanübermacht Groß britannienS und feiner Bundesgenossen gegenüber den wenigen deutschen Kreu zern eine vollkommen erdrückende war. Taten wie die der Emden" usw. kann ten nichts daran ändern, daß es sich hier um von vornherein verlorene Posten handelte. DaS galt auch vom Geschwa der des Grasen v. Spee, und doch hat gerade dieses kurz bor seiner Vernichtung dem britischen Prestige einen schweren Schlag durch die Schlacht von Coronel zugefügt. Dcr alte englische Anspruch und Nimbus wurde in jener Schlacht zerstört: daß britische Besatzungen und Kriegöschisfe ohne weiteres allen anbeten überlegen seien. Die außerordentliche Schiksilunst der Deutschen, die Geschick lichkeit und Kühnheit ihrer Taktik zeigte sich der englischen überlegen. Die Ver nichtung des Speeschen Geschwaders bei den Falklandinseln erfolgte dann durch eine erdrückende englisch-japanische Ueber macht. Sie konnte, vom Gesichtspunkte der militärischen Leistung betrachtet, die Schlappe und den Eindruck von Coronel nicht verwischen. Unerfreulich, teilweise beschämend, wa reu auch die Ersahrungen, welche Groß britannien zur See in den heimischen Ge wässern machen mußte. Die Admiral! tät hatte augenscheinlich geplant, schon in der ersten Periode des Krieges, die deut schen Küsten zu blockieren. Man rechnete in England allgemein darauf, daß die deutsche Flotte durch die Voliöstimmung zur Schlacht getrieben, dann mit Ueber macht sicher vernichtet werden wurde. Nichts don allcdem geschah. Es ereignete sich im Gegenteile etwas ganz Unerwar tetes, nämlich die erfolgreich und offensiv vorgehende deutsche Kriegführung durch Minen und Unterseeboote. Gegen beides fand die englische Kriegführung kein Mittel. Sie mußte nicht nur' von einer Blockade der deutschen Küsten Abstand nehmen, sondern die Kriegsflotte sah sich gezwungen, die Nordjcegewässcr zu mei den oder nur mit allergrößter Vorsicht zu befahren. Man sah sich gezwungen, die ganze Nordsee zu sperren, weil die Blockade dcr deutschen Küsten unmöglich war. Die deutsche Untcrseekriegsiihrung machte einen überraschenden und gewal tigen Eindruck in dcr ganzen Welt, um so mehr, als, wie gesagt, die Beherr scherin der Meere über kein wirksames Gegenmittel verfügte, auch ihre prahle rische Ankündigung nicht wahrzumachcn vermochte: die deutsche Schlachtflotte in ihren Häfen oder auf See zu vernichten. Als im Winter 191415 unsere ver bündeten Feinde fanden: der Krieg dauere zu lange, beschloß man in Lon don, durch einen großen Schlag dem Russischen Reiche Luft z machen, die Türkei zu zertrümmern und die Balkan staaten gegen Oestcrreich-Ungarn und das Deutsche Reich in den Krieg ein treten zu lassen. Die Meerenge der Dar dancllen mit Konstantinopel und dem Bosporus sollte genommen werden. Eine gewaltige sranzösisch-englische Ezpedition von Truppen und Kriegsschiffen erschien im Frühjahr 1915 vor den Dardanellen. Man landete ans der Halbinsel Gallipoli und beschoß mit den Schiffen die Befesti gungen der Meerenge. Die englischen und französischen Schisse aber wurden vom Feuer der türkischen Kanonen und durch die Torpedos deutscher Unterseeboote ver nichtet, und die auf Gallipoli gelandeten Truppen mußten nach langen vergeb lichen Kämpfen diese Halbinsel räumen. Das war ein ungeheurer Erfolg für un seren Verbündeten und uns und eine schwere Einbuße für Großbritannien und seine Verbündeten, Für Großbritannien kam und komnit bor allem der Verlust an Nimbus, an Prestige im Orient in Betracht. Als Beherrscher Indiens, des sen Bevölkerung einen so großen Teil von Mohammedanern zählt, als Herr über Aegypten und den Sudan, als Haupteinslußmacht an den arabischen Küsten ist sür Großbritannien der Nun bus der Uiibesicglichkeit. ja Unwiderstch lichkeit im Orient und in der moham medanischen Welt ein Lebensbedürfnis für seine Herrschcrstellung. Und nun brachten türkische Waffen den vereinigten englischen und sranzösischen Streitkrästen in langmonatiqen Kämpfen so schwere Niederlagen mit so gewaltigen wirtschaft lichen und politischen Folgen bei. In London versuchte man, wie stets bei sol chen Gelegenheiten, den Mißerfolg zu verschleiern. Man sprach vom glorreichen Rückzüge, erklärte die ganze Sache für nicht wichtig und betonte hauptsachlich, das, die britischen Unternehmungen in Mesopotamien vom Persischen Golfe aus das Schicksal des Orients entscheiden würde. Da kam als Antwort hierauf die neue schwere Schlappe don Kut el Amara: türkische Truppen zwangen ein ganzes britisches Heer zur Ucbergabc. Briten wurden von Mohammedanern zum zweiten Male vernichtend besiegt. Inzwischen war durch den serbischen Jcldzug der Weg Berlin-Konstantinopcl gebahnt und gesichert worden. Bulgarien hatte sich trotz größter Bemühungen Großbritanniens und feiner Bundes genossen den Mittelmächten angeschlossen, und als weitere schwere Enttäuschung zeigte sich, daß das italienische Eingrei sen in den Krieg weit entfernt war. den Zusammenbruch Oesterreich . Ungarns herbeizuführen. Heute, reichlich nach Iah reöfrist feit der italienischen Kriegserklä rung, haben unsere österreichisch-ungari schen Bundesgenossen gar nach ihrer ita lienischen Kampffront eine erfolgreiche f K IU Offensive inS Werk gesetzt. Ueberblicken wir seit Kriegsbeginn gerade die Ent Wicklung dcr Stellung Italiens, so be deutet sie i ihrem l!ern eine grße und geschickt betriebene Aktion der großbri tannischen Regierung. Diese hat sich von Anfang an Entscheidendes von der Ab fprengung Italiens vom Dreibünde vcr sprochen, hat diese Absprengung und die Teilnahme Italiens am Kriege gegen die Mittelmächte erreicht und dann er leben müssen, daß keine von den Folgen eintrat, welche man mit Sicherheit vor ausgesetzt hatte. Der Verlaus der ita lienischen Unternehmung ist im Grunde eine der größten und folgenschwersten Schlappen, welche die großbritannische Politik je erlitten hat. Man kann unseren britischen Feinden, wie anfangs angedeutet, bereitwillig Energie, Ausdauer und Zähigkeit zubil ligcn und außerdem auch ein gewaltiges Maß von wirtschaftlicher Leistungsfähig keit nach den verschiedensten Seiten hin. Und doch hat diese Lcistungssähigkeit keineswegs, wie man in Großbritannien als selbstverständlich 'voraussetzte, genügt. Es gelang nicht annähernd, den fiir den Krieg erforderlichen Bedarf an Kriegs Material, hauptsächlich an Munition her zustellen; man mußte diese Dinge in un geheuren Massen don dem neutralen" Amerika beziehen. Es gelang nicht an nähernd, die Truppenmcngen auf die Beine zu bringen und zu organisieren, die das britische Kriegsamt und die Ka bincttsminister mit selbstverständlicher Großartigkeit angekündigt hatten. Als dann mit dem Winter 1915 allerdings bald mit Unterbrechungen und Abschwä chungcn der deutsche Unterseehandelskrieg einsetzte, zeigte sich, wie außerordentlich das wirtschaftliche Leben in ganz Groß britannien litt, und wie durch die Vcr Minderung des Handclsschiffsraumes die Ernährung der Bevölkerung in Gefahr geriet. Unter dem Gesichtspunkte deS Prcstigcs betrachtet, bedeutete diese Er scheinung, daß die gewaltige Flotte nicht imstande war, das erforderliche Gegen gewicht zu liefern. Hier brauchte man vielmehr die Hilfe der Vcrunigtcn Staa ten. Die Ereignisse des Seekrieges brach ten, abgesehen von der fortgesetzten Sper rung der Ozeane für Deutschland, der britischen Flagge weder Ruhm noch Er folge. Ende Januar 1915 verlief eine englisch-dcutsche Kreuzerschlacht in der Nordsee ohne endgültige Entscheidung, zeigte aber wieder die Überlegenheit deutscher Ariilleriefchichkunst und be festigte in der deutschen Marine den Glauben bis zum Grade sicherer Ueber zeugung, daß man hinsichtlich dcr Lei stung dem britischen Gegner mindestens ebenbürtig sei. Die Schlacht am 31. Mai 1916 hat dann diese Ueberzeugung auf daS allerqlänzendste bestätigt. Ihre Tragweite läßt sich zur Stunde noch nicht übersehen. Die Schlacht am Ska gcrrak ist keine Entscheidungsschlacht im Sinne dcr Sceherrschaft gewesen. Ent scheidend ober ist sie für die frühere Frage, ob Deutschlands Seemacht über Haupt Aussicht habe, sich mit der groß britannischen erfolgreich messen zu kön nen, ob überhaupt eine Aussicht bestehe, die britische Seetyrannc! zu erschüttern und in weiterer Folge zu beseitigen. Diese Frage ist durch die Seeschlacht am Skagerrak entschieden worden, und zwar durch Bejahung. Darin liegt ein Teil ihrer hohen Bedeutung. Großbritannien ist nun nicht mehr, wie früher, unbc stritten Beherrscherin der See; seine ge samte Hochseeflotte ist von einer weit un tcrlegenen deutschen Flotte siegreich be kämpft worden und hat absolut wie ver hältnismäßig schwerste Verluste erlitten. Solange dcr Krieg dauert, können un vorhergeschene Wendungen und Ueber raschungen aller Art eintreten. Es wäre verwerflich, voraussagen zu wollen. Das aber können wir nach dcr nun beinahe zweijährigen Dauer des Krieges sagen, daß Großbritanniens Stellung in dcr Welt und zur See schwere Erschüttcrun gen erhalten hat, ohne daß es bis, jetzt in der Lage gewesen wäre, sie durch ent sprechende Erfolge auszugleichen oder auch nur zu mildern. Großbritannien ist auch heute noch, das dürfen wir nicht vergessen, unser stärkster Feind, und um so schwerer niederzuwerfen, als es auf jede Weise wirksam von den Vereinigten Staaten unterstützt und gestützt wird. An Großbritannien hängt dcr weitere Verlauf des Krieges nach wie vor. Das britische Volk und seine Verbündeten werden in der Folge mehr denn je ihre Hoffnung darauf setzen müssen, daß ein für die deutsche Flotte vernichtendes Tra falgar in der Nordsee die Lage wieder umwerfe und die Unbestrittcnhcit briti scher Seeherrschaft wiederherstelle und die Nord und Ostsee unmittelbares Vor dringen gegen die deutschen Küsten ge statten. Diese Wunsche wollen wir ge tröst, dcr Zukunft anheimgeben; vorher aber Großbritannien und seine Verbün beten daran erinnern, daß die Haupt Hoffnung, welche man von Anfang an auf Großbritannien setzte, bisher fehl geschlagen ist: die Aushungerung Deutsch landS durch die Ozeansperre der briti schen Flotte. Wie hat man gerade bri tischerseits mit den angeblich unauswcich lichen Wirkungen dieser Ozeansperre Re klame gemacht! Zweiundzwanzig Mo nate hindurch ist sie aufrechterhalten worden und hat weder das deutsche Volk abgehalten, zu leben, noch die deutsche Kriegführung, von Erfolg zu Erfolg zu schreiten. Noch zwingen sich Großbri tannienS Bundesgenossen und die Briten selbst zu dcr Hoffnung, zu glauben, daß sich plötzlich die Wirkung der Ozean sperre durch einen katastrophalen deut schen Zusammenbruch offenbaren werde. Dieser Glaube und diese Hoffnung aber werden von Monat zu Monat schwächer, nd eines TageS wird sich daS ganzliche Hroßkampjlage Von zuständiger militärischer Seite wird dem W. 2. B." geschrieben: Die näheren Einzelheiten über die Kämpfe der letzten Tage an der Somme lassen immer deutlicher erkennen, daß die Angriffe zwischen dem 9. und 13. Oktober mit zu den größten Kampf Handlungen der ganzen Scmmeschlacht gehören. Bapaume und Pöronne. das waren die Ziele dieser gewaltigen Kampfanstrengungen der Franzosen und Engländer. Die Hauptwucht der zahl reichen feindlichen Angriffe richtete sich nördlich der Somme besonders gegen die Front von Courcelctte bis zum St. Pierre-Vaast-Walde, südlich der Somme gegen die Front zwischen Fresnes Mazancourt und Chaulnes. Die größte Heftigkeit erreichten indes bisher die Kampfe nördlich der Somme. Während am 9.. 10. und 11. vor Uem die Gegend nördlichThiepval. nördlich Courcelette bei Cailly und am St. Picrre-Vaast Wald die Hauptbrennpunkte des Kampfes waren, richtete sich am 12. ein großer einheitlicher Angriff gegen die ganze Front von Courcelette , süd östlich Bouchavesnes: besonders erbittert waren an diesem Tage die Kämpfe bei Le Sars, bei Gueudecourt. Lesboeufs, bei Sailly und am St. Pierre-Vaast Walde. Bei Sailly stürmte der Gegner am 12. nicht weniger als sechsmal ver geblich an. Eingeleitet war hier dcr A,', griff bereits am 11. Oktober, durch stärkstes, vom Morgen bis zum Abend sich ständig steigerndes Trommelfeuer vorbereitet, das am Vormittage des 12. Oktober unter Einsatz allerschwcrster Kaliber äußerste Heftigkeit erreichte. Gleichzeitig fand eine systematische Vcr oasung aller Verbindungen der Deut schen sowie sämtlicher irgendeine Deckung bietender Mulden und Ortschaften statt; diese waren durch Brandgranaten in Flammen gesetzt worden. Der außergewöhnliche Umfang '..3 feindlichen Munitionseinsatzes ließ klar die Absicht erkennen, einen entscheidende.i Angriff unternehmen zu wollen. Offen bar in der Hoffnung, seiner Infanterie durch diese gewaltige Kraftanstrengung der Artillerie den Weg zu einem leichten Siege geebnet zu haben, brach die eng lische und französische Infanterie gegen Mittag auf der ganzen Linie' in dichten Massen sechs bis zehn Wellen hinterein ander, dahinter wiederum dichte Ko lonnen, zum Angriff vor; letztere ge führt von Offizieren hoch zu Pferde Der Feind glaubte bestimmt, die deutsche Infanterie durch diesen Masseneinsatz schwerster Kaliber bereits völlig vcr nichtet zu haben. Lautjohlend, und schreiend stürmten die Massen vor, dem sicher gewähnten Siege entgegen. Um so erschütternder war, was nun folgte. Der Tod hielt reiche Ernte. Die deutsche In sanierte hatte trotz dieser tagelangen schwersten Beschießung, trotz fehlenden Schlafes und der Unmöglichkeit einer ausreichenden Verpflegung bei der Be drohung der rückwärtigen Verbindungen ihren inneren Halt und die Kraft zum Durchhalten nicht eingebüßt. G'oß war die Zähigkeit, mit der der Feind trotz blutigster Verluste immer wieder von neuem anstürmte, größer aber war der Todesmut, mit dem die deutsche In fanterie. trotz der großen zahlenmäßigen Ucbcrlegenhcit des Feindes ihre Ctellun gen nicht nur hielt und verteidigte, son dern den Feind auch da, wo er einge drungen war, im schneidigen Gegenstoß stets wieder hinauswarf. Beispielsweise verließ die Infanterie der 6. J.ifantcrie Division bei Gueudecourt beim Vor brechen des Feindes zum Angriff ihre zerschossenen Stellungen und die kaum Schutz gewährenden Granatlöcher und schoß stehend freihändig die dichten eng lischen Massen mit Gewehr und Ma fchinengewehr völlig zusammen. Die dichten Kolonnen waren in dem über legenen Feuer dcr deutschen Infanterie, Maschinengewehre und Artillerie an einzelnen Stellen im wahren Sinne des Wortes niedergemäht. An den Haupt brcnnpunkten des Kampfes, so vor allem vor dem Pierre-Vaast-Walde, befindet sich eine wahre Leichenbarrikade". Am 13. Oktober liehen die feindlichen Angriffe schon an Heftigkeit nach. An diesem Tage richteten sich die Haupt anstrengungen des Feindes gegen Sailly, den Pierre-VaastWald und die Gegend östlich Bouchavesnes. An allen genann ten Stellen kam es zu erbitterten Nah kämpfen gegen die stark überlegenen feindlichen Massen. Es ist außer allem Zweifel, daß der Feind mit dieser ge wältigen Kraftanstrengung eine große Entscheidung suchte, namentlich am 12. Oktober einen Durchbruch größten Stils beabsichtigte. Nach den übereinstimmen den Aussagen aller Gefangenen und den Meldungen unserer Truppen haben die Verluste der Feinde, namentlich der Eng ländcr, eine bisher noch nie dagewesene Höhe reicht. Die französischen Infanterie-Kompagnien zählen nach G? fangenen-Aussagen zurzeit kaum noch eine KopfstLrke von 50 Mann. Der Feind ist offensichtlich stark geschwächt. Die französische Führung hatte, um den Kampfcsmut ihrer Truppen zu beleben, zu dem bedenklichen Mittel gegriffen, die Infanterie vor dem Antreten zum Sturm überreichlich mit Alkohol zu ver sehen. Diese Tatsache beleuchtet blitz artig die wahr: Stimmung im sran zösischen Heeren. Alle Gefangenen schildern diese als kriegsmüde", sie selber wären froh, durch ihre Gefangen nähme der Hölle an der Somme" ent rönnen zu sein. Den Angriff deS 12. Oktober bezeichneten sie als nutzlose Schlächterei" und zwecklose Vergeudung wertvoller Mcnschcnkraft". ES ist be greiflich, aß die französischen und eng Scheitern deS AushungerungsgedankenS als einer der. denkbar schwersten Schläge sür den Nimbus großbritannischer All macht und Unwldersteylichkit weisen, an der Komme. lischen Belichte die Ereignisse d!cs,r Tage nur kurz berühren oder sie zum Teil vollständig verschweigen. Man will die Schwere des 'Mißerfolge! ver heimlichen, da bei den gespannten Er Wartungen der Rückschlag ernster und die Stimmung gedrückt ist. Um so zuversichtlicher und siegesfroher ist die Stimmung der tapferen Ver leidiger an der Somme. Ihre Kraft und ihre Ausdauer wuchsen mit dir Schwere und Größe ihrer Aufgabe. Die Kampftage an der Somme vom 9. bis 13. Oktober waren Großkampftage erster Ordnung. Sie stelle einen ebenso großen und vollen Erfolg der deutschen Waffen wie eine schwere Niederlage der Franzosen und Engländer dar. DaS Drama an der Somme 'cheint sich eines Höhepunkt zu nähern. , Ver räliminarstieden von Vikolsöurg. Als sich nach den großen Freiheit kämpfen die Frage der innern Aufrich tung des Deutschen Reiches stellte, wel cher außer der Zersplitterung Deutsch lands namentlich der unheilvolle Anta gonismus der beiden Großstaaten Pieu ßen und Oesterreich entgegenstand, er kannte Preußen bald den vor ihm lie genden Pfad, der weg von Oesterreich wies, wenn anders nicht Preußen zum Mittelstaate herabsinken sollte. Der Zoll verein war die erste Stufe zur Einigung der eifersüchtig um ihre Souveränität besorgten Bundesglieder. Noch aber war Deutschland so wenig geschlossen, daß eZ die Demütigung des offenen Briefes hinnehmen mußte, mit dem die dänische Krone im Jahre 1846 das zum deutschen Bund gehörige Schleswig be anspruchte, und ohne Vertrauen in daS der internationalen Bewegung der 48er Jahre entsprungene Gagernsche Pro gramm lehnte Friedrich Wilhelm von Preußen die ihm von der Nationalver sammlung im März 1849 angebotene Krone eines mit Oesterreich lediglich ver kündeten Deutschen Reiches ab, um im Treitönigsbündnis" mit Sachsen und Hannover eigene Wege zu suchen auch sie führten nicht zum Ziel, Rußlands Machtwort zwang zu Olmütz 1840 das wegen der turhessischen Erbstreits und des schleswigschen Aufstandes schon ge gen Oesterreich gezogene Preußenschwert in die Scheide zurück und brachte den schwächlichen neuen Bund zu Fall. Die Distanz von Oesterreich wahrt Preußen allerdings, indem es ihm die erstrebte Zolleinigung versagt, energisch aber verfolgt erst Bismarck die längst erkannten Richtlinien. Durch kühles Fernbleiben vom Frankfurter Fürsten kongreß kreuzt er die Reformpliine Franz Josephs, und nützt endlich das Ereignis des dänischen Fcldzurjes, das östcrrei chisch-preußische Kondominium über Schlcswig-Holstein, als Basis dcr letzten , Entscheidung. Im Widerspruch zu ganz Deutschland verneinte Preußen das ju ristisch liquide Erbfolgcrccht des Äugn stcnburgcrs Friedrich, um nicht einen ' wettern Mtttelstaat entstehen zu lassen, und legte 1865 im Gasteiner Vertrag, .; welcher Holstein unter österreichische, .;, Schleswig unter preußische Verwaltung stellte, den Grund künftiger Entzwei- , ung: Als Oesterreich, wohl die , Schwäche seiner Position in dem fernen Lande erkennend, sür den Augustcnbur ger Stellung nahm und den deutschen Bund zur Lösung der schleswig-h.l-steinischen Frage anrief, erklärte Preu ßen den Gasteiner Vertrag als gebrochen, besetzte Schleswig und nahm die so pro- dozierte Bundcscxekution zum erwünsch ten Anlaß, auch den deutschen Bund als erloschen zu behandeln, Der italieni schen Hilfe längst versichert, führte c seine Heere über das Feld von König grätz in Monatsfrist vor Wien, und dcr . 26. Juli besiegelte mit dem Präliminar- ' frieden von Nikolsburg den raschen Er folg. Nicht zufällig behandelt dieser die Frage, die den Krieg ausgelöst hatte, erst an dritter Stelle: der Streit um die Herzogtümer war im Grunde fekun därcr Natur und für Preußen nur der äußere Anlaß, sein lang erstrebte? Ziel zu erreichen. Der Nikolsburgcr Ver trag, ehe er die schleswig-holsteinische ' 'Angelegenheit auch nur erwähnt, enthält in seinem zweiten Artikel (der erste re gelt die Räumung der besetzten Ge biete) die Bestimmung, welche Preußen endlich den Weg freigibt: S. Maje stät dcr .Kaiser von Oesterreich erkennt die Auflösung dcs bisherigen deutschen Bundes an und gibt seine Zustimmung ' zu einer neuen Gestaltung Deutschlands ohne Beteiligung dcs österreichischen Kai- , serstaates. Ebenso verspricht S. Maje stät, das engere Bundesverh'ältniS anzu erkennen, welches S. Mäjcstät dc'pKönig von Preußen nördlich von der Linie des Mains begründen wird und erklärt sich damit einverstanden, daß die südlich von dieser Linie gelegenen deutschen Staaten in einen Verein zusammentreten, dessen nationale Verbindung mit dem norddeut- , schen Bunde der nähern Verständigung zwischen beiden vorbehalten bleibt" - auch hier der Ausschluß österreichischen Rechte in den Herzogtümern an Preußen, und die nämlichen Sätze gaben Preußen das Werkzeug in die Hand, womit wenig Jahre später Bismarck. abermals mit Blut und Eisen, das neue Reich zusam menschweißte. Die Kriegsproklamation sowohl Franz Josephs als des Augu sicnburgerS sprach manch bittere! Wort von Unrecht und Gewalt wer denkt heute daran? Große Ereignisse dulden nicht den Maßstab bürgerlicher Moral, wer Deutschland zur Größe führen wollte, mußte über jenes formelle Rechtl rücksichtslos hinwegschreiten. Gleiches! wird von manchen Dingen gelten, Lber! die sich heute die Geister in einer bc?1 Fcrneistchcnden nur schwer verstand! v.i..- rn. : ' ' iitycn ueic erregen. i ?4A.