I ! Das weifzs Roman von (18. Fortsetzung.) .Ich möchte gern etwa wissen' .Ich auch!" unterbrach ihn Ar. nold. .Ich möchte gern wissen, Wal Sie hier zu tun haben?" .Oh. mit mir ist olleZ in Ord. nung. Ich habe mich sehr lange mit einer gewissen jungen Dame unter halten, die frisch und hold wie eine Maienrose ist. und von ihr erfuhr ich so viel Einzelheiten der Mord angelegenhtit, bah ich mir vornahm. ..der Sache näher zu treten. Aus diesem Grunde mietete ich die Woh nung hier. Einen netten Tanz hatte ich mit dem alten Jlerl, dem HauS eiaentümer! Ich mußte eine Menge Referenzen aufgeben, die Miete im voraus bezahlen und tym wer weig noch für andere Sicherheiten geben. Gestern bin ich hier eingezogen und schrieb Ihnen sofort. Und hier bleibe ich. bis ich die Wahrheit erforscht ha be! Wahrscheinlich wird das sehr lange dauern, aber meinetwegen." Arnold blickte erstaunt auf. .Ich verstehe Sie nicht," murmelte er. .Na, ich will mich näher erklären. Also ich bin mit Gerda Valdwin. Fräulein Masons bester Freundin, verlobt. Ich habe ffraulem Mason sehr gern und interessiere mich auch für Sie, Herr Calvert. und dar. um will ich versuchen, Ihnen beiden zu helfen. Jawohl, so ist es. Wenn - ich jemanden gern habe, stehe ich ihm auch bei. Ich bleibe hier ' wohnen, bis der Gatte Frau Brands aus Australien zurückgekehrt ist. und ich sage Ihnen: mcht eher verlaßt er das HauS, bis ich ihm die Wahrheit nt lockt habe. Ich werde schon mit ihm fertia werden." .Aber wie kommen Sie dazu, sich der Sache so anzunehmen? .Wie ich dazukomme? Sehr ein fach! Fräulein Mason kam eines TageS in erbarmungswürdig erreg tem Zustand zu Gerda Baldwin. Ich glaube, ihre Schwester hatte sie halb, tot gequält, so daß das arme Mäd, chen nicht mehr aus noch ein wußte. Sie wollte Gerda nichts erzählen, sondern weinte und schluchzte nur immerfort. Ich kam gerade dazu und schickte Gerda zu ihrer Mutter, i damit sie diese fern halte. Dann setzte ich mich zu Fräulein Mason. versuchte sie zu trösten und lockte die Wahrheit aus ihr heraus.' .Was?" brauste Arnold auf. .Hat Laura Ihnen erzahlt .Alles! Ja, ja! Und ich nahm mein seidenes Taschentuch heraus, und trocknete ihr die schönen Äugend Ruhe. Nuhe, junger Freund! Sie brauchen gar nicht zu explodie ren! Ich bin mit Gerda Baldwin verlobt, und sie ist für mich die Ein zige auf der Welt. Jawohl, Herr! Ich bin ein offener und ehrlicher Mensch. Also Fräulein Mason sprach sich ganz offen gegen mich aus: daß Sie in der Villa waren und die Ge schichte mit dem Dolch und mit der Köchin, die den Dolch gefunden. Ich redete Fräulein Mason zu, sich nie beizulegen, und ging dann hierher. Nun sind Sie da, und nun bitte ich Sie, daß auch Sie mii-alleS er Vntä tii. Vtsf rtA tilsl gUtyitHf 4VU if vikuviw; livuf iiiut weiß." Arnold war innerlich wütend, daß diefer.neugierige Amerikaner . wie er ihn bei sich nannte, sich in feine in timstcn Angelegenheiten mischte. Aber da Gesicht TraceyS sah so ehrlich und treuherzig aus, daß er nicht um hin konnte, zu lachen. .Sie sind sehr freundlich, Herr Tracey," sagte er endlich, .und ihr Beistand wäre mir ganz willkommen; aber ich habe bereits einen Detektiv engagiert. .Na ja." versetzte Tracey. .Ich hübe mir aber Gerda Baldwin zuliebe ,n den Kops gesetzt, Ihnen und Frl. Mason zu helfen, und ich werde Jh nen mehr nützen, als ein Detektiv von Beruf. Swn schütteln Sie mir mal arundlich Ihr Herz aus! .Aber ich habe wirklich nichts mehr zu erzählen! Fräulein Mason scheint. Sie doch bereits über alles unter in-i -.. r, Tirni.r an iniiirii. .Na ja, wie Frauen es zu tun vflcaen: das heißt so im allgemei nen ohne Einzelheiten, die ich jedoch unbedingt wissen muß. Aber Frau, lein Mafon war so aufgeregt und weinte immerfort, und ich hatte so viel mit dem Trösten zu tun, daß ich mir nicht alles gemerkt habe. Calvert. Also vertrauen Sie mir," fügte er in ernstem Tone hinzu, .ich bin Ihr aufrichtiger Freund Gott weiß. Sie brauchen einen solchen höchst notwendig!" Meinen Sie, mir drohe Ge Wr . ' . i Ja, daS meine ich!" .Aber ich kann doch mein Alibi nachweisen!" .Nun gut wodurch?" .Ich schlief an jenem Verhängnis Sollen Abend in meiner Wohnung bis neun Uhr. Eme halb Stunde spa . , . -!. : x. i ltv tyf n '" "" . "7 -"' y- tat ni .i'i iiij tun JJ ik in . u u iuv i. . tu.-- mitrn nnr ttpiiti n nr t lu u n v mordet." DaS ist alles recht schön und gut." kiwiderte der Amerikaner gemächlich ' Siininev ! I Fergul Hnme. t t .aber Sie waren später in der Bil. la Ajax Sie haben durch Frau Lrandi Tod ein ungeheures Bermö. gen geerbt, und der Dolch ist Jhl Eigentum!" Tracey. ich schwör Ihnen be, Gott, daß Frau Brand bereit tot und eiskalt war, IS ich ihre Leichc erblickte!" .Warum riefen Sie da nicht die Polizei?" .Weil ich den Kopf verloren hat! te!" entgcgnete Arnold verzweifelt. Tracey schüttelte den Kops. e rade in dem Moment muhten Sie den Kopf verlieren, wo Sie ihn am notwendigsten brauchten! Wenn Sie die Polizei gerufen und erklärt hät ten, wie Sie in die Willa kamen, dann wäre alles gut gewesen." .Aber daS Geld, daS ich durch Frau BrandS Tod erbte?" warf Cal vert ein. .Sie wußten damals noch nichts davon?" Nein. Ich erfuhr es erst durch den Brief des Nechtsanwalts Merry." .Das Gericht wird annehmen, Sie hätten vorher darum gewußt, und man hätte daS dann als Schuldbe weis betrachtet." .Schuldberveis?" fragte Arnold. .Wie meinen Sie das? Ich glaube nicht, daß man mich " Ich glaube, daß man Sie verhaf ten wiro," fiel der Amerikaner un erschütt:rlich ein. .Seien Sie je denfalls darauf gefaßt. Ihr griechi scher Professor gibt die Erbschuft seiner Cousine ohne Kampf nicht auf!" .Sie mißtrauen ihm?" .Na und ob! Solange er hinter seinen Büchern sitzen blieb, war er ein g,nlz harmloser Geselle. Jetzt aber, da e8 sich für ihn um ein so gro ßes Vermögen handelt, setzt er alles ouran, zu gewinnen. Also Borsicht, Caloert! Nun erzählen Sie mir al leS ausführlich. Wir wollen dann gemeinsam beraten, was zu tun ist." Arnold zögerte noch ein Weilchen, dann erzählte er dem Amerikaner bis in die kleinsten Einzelheiten alles, was sich zugetragen von dem Mo ment an, da er den gefälschten Brief erhalten hatte. Als er geendet, wünschte Tracey die gefälschten Briefe zu sehen. .Ich habe sie nicht bei mir," der setzte Arnold. .Erinnern Sie sich noch Ui Da tums?" fragte der Amerikaner. Gewiß. Beide Briefe waren am 23. Juli geschrieben." Hm, hm und am 24. auf die Post gegeben. Sonderbar!" Nur einer wurde durch die Post expediert. Der andere wurde durch einen Boten i'berbracht." .Haben Sie auf den gefälschten Brief geantwortet?" .Nein. Ich erhiei. tyn erst spat am Nachmittag. Da ich bestimmt annahm, er käme von Laura, hofft ich sie eyer zu sehen und zu sprechen, ehe ein Brief sie erreichte." Hat Fräulein Mason nach dem Poststempel gesehen?" Nein. Sie hat daS Couvert ver vrannt." Schade, schade. Wir hätten dann wenigstens feststellen können, in wel chem Bezirk der Brief aufgegeben war. Aber vielleicht erfahren wir noch, auf welchem Amt der Brief auf gegeben war." .Das wird schwer halten. Ick) werde es schon herausöekom men." entgegnete Tracey kaltblütig, .und wenn ich ganz London durch jagen sollte.- Sagen Sie, Calvert. haben Sie kein Geräusch gehört, während Sie in dr Villa waren?" .Nein, nicht das geringste. Und doch " er zögerte. Wer hat denn eigentlich gesungen, während Sie mit Miller sprachen?" fragte der Amerikaner. Jetzt sprang Arnold auf und blickte Tracey entsetzt an. .DaS war ja daS furchtbarste von allem, Tracey! Ich weiß e nicht!" Sie waren doch aber in dem Zimmer?" Ja, ick, war in dem Zimmer und ich sah sie Ermordete, in der ich meine Cusin erkannte. Ich sah den Polizisten draußen auf und abgehen. AlS ich dachte, er fei nicht mehr da, verließ ich daS HauS." .Einen Augenblick. Sie haben zu Fräulein Mason gesagt. Sie hätten gesehen, wie er sich auf das Geländer des Gartens lehnte. Denken Sie mal ordentlich nach." Arnold errötete leicht. .Ich sage Ihnen die strengste Wahrheit. Ich war so verwirrt und so bestürzt, daß ich alles untereinander mischte. Ich o-rließ oaS Zimmer, bevor der Ge sang begann. In der Halle wartet ich ungefähr zehn Minuten, dann öffnete ich die Tür " .Warum gingen Sie nicht zurück und sahen nach, wer drinnen sang?" .Tracey, ich konnt nicht! Wahr haftig. ich konnte nicht! Ich war vor Entsetzen wie wahnsinnig, als ich das weiße Zimmer verließ. Ich er kannte die Gefahr, in der ich mich befand. Als ich in der dunklen Halle wartete, hörte ich ine weibliche Stimme .Heimat, süße Heimat" sin gen. Ich war so entsetzt, daß ich nicht wußte, waS tun. Mein einzi ge Verlangen war, aus dem schreck lichen Hause zu kommen. Ich Lff netz die Tür und erblickte den Bolizi sten am Tor. Erst zögerte ich dann schritt ich auf ihn zu da andere wissen Sie." Tracey betrachtete ein Weilchen angelegentlich seine Stiefelfpitzen und überlegte.. .Wie töricht von Jh nen, daß Sie nicht zurückgingen und nachsahen, wer sang. Vielleicht hätten Sie dann die Mörderin ent deckt." .Di Mörderin?" Ja, die Mörderin. Da eö eine Frau war, welche daS Lied sang " .Ich glaube nicht, daß eine Frau den Mord beging," unterbrach ihn Kalvert. .Eine Frau hätte sich nicht der Gefahr ausgesetzt, daß ich zu riickkehrti." O, Sie wird schon gewußt haben, vnß Sie zu Tode erschrocken waren! Vielleicht dachte sie, Sie wäreu be reits fort. Machten Sie die Tür leise zu?" So leise, daß nicht einmal Mil ler es hörte." Tracey schritt ein paarmal im Zimmer auf und ab. ,Na, ich habe mir vorgenommen, hier allcS gründ lich zu durchsuchen .Wozu?" fragte Calvert verwun dert. Um Briefe, Photographien, Tage buchaufzeichnungen oder ähnliches Zeug zu finden." .Sie werden damit kein Glück ha den. Derrick hat doch bereits die Entdeckung gemacht, daß mit sol chen Dmgen hier ordentlich aufge räumt worden ist wahrscheinlich hat der Mörder das besorgt, damit o.is Geheimnis ja nicht enthüllt wird." Hm. ja, das mag sein. Abec Der rick ist ein Narr. Er mag alles aufs gründlichste durcliiorscht haben die Aschengrube hat er doch nicht untersucht! Ich aber habe es getan und ich fand eine zerrissene Photo gruphie " ,Bon Brand?" unterbrach ihn Ar nold rasch. Nein, von Frau Brand." Caloert machte ein enttäuschtes Gesicht. Eine solche besitzt Derrick bereits Na ja. er schein! aber nicht zu wissen, waS er damit anfangen soll. Auf dem Bild steht doch der Name des Photograph,'n." Nun und?" Und ich werde zu diesem Phoio graphen gehen und ihn fragen, ob er vielleicht ein Bild von Herrn Brand besitzt. Verheiratete Leute pflegen sich doch mal zusammen pho tographieren zu lassen. Aber auch wenn Herr und Frau Brand sich nie zusammen haben photographieren las sen, dann ist immerhin die Möglich seit vorhanden, daß Herr Brand seine Frau zum Photographen begleitete. Ich werde schon ein Bild des Herrn Brand auftreiben." .Aber wozu?" Vielleicht führt es mich auf eine Spur. Vielleicht hat er diejenige geliebt, die seine Frau ermordete." Das ist alles Theorie", wandte Arnold ungeduldig ein. Schadet nicht," entgegnete der Amerikaner. Hallo, was ist das?" Es hatte an der Haustür geklin gelt. Arnold Caloert trat rasch anS Fenster, zog sich jedoch schnell wieder zurück und sagte: .Jafcher steht drau ßen." Jascher? Was will denn der hier? Na, ist mir auch recht. Bin doch neugierig, den Mann zu sehen, den Sie als Detektiv angestellt ha den." Gleich darauf stand Jascher, dick und rund und rot und außer Atem, im Zimmer und war nicht wenig r staunt, seinen Auftraggeber hier zu finden. Ich kam bloß, um mir daS HauS mal genau anzusehen", sagte er. .Aber ich hätte es mir nicht träumen lassen, Sie oder Herrn Tracey hier zu treffen. Wie?" fiel der Amerikaner ein, .Sie kennen meinen Namen?" Jascher setzte sich auf einen Stuhl und wischte sich die Stirn mit dem Taschentuch. Jawohl. Ich guckte eineö TageS bei Professor BocaroS zum Fenster hinaus und sah Sie vorübergehen. Sie gingen mit einer jungen Dame. Der Professor nannte mir Ihren Namen un .Schon gut. schon gut. Also Sie sehen mick hier, weil ich das den Mord umgebende Natsel losen will. Jaschcr blickte fragend auf Cal rt. Sie haben doch diese Angelegen, heit mir übertragen, Herr Cal, oert," sagte er in vorwurfsvollem Tone. Freilich har er daS", rief Tracey. ehe Arnold antworten konnte. .Aber Sie werden für Ihre Arbeit bezahlt, und ich bin AmateurDetektio. ' E kann doch niemand was dagegen ha, ben. wenn ich mich für die Sache in, Kressiere?" Nein, daS nicht", versetzte Jaschcr steif. z.Aber ich ziehe eS vor, allein zu arbeiten. tIorisetzung folgt.) Tiigttche Omaha Tribüne. Mittwach, bett 29. Noiinbet 191ft. Das Spinnennetz. Novelle von Kurt AühnS. Leutnant Jürgenfen war in Rechtester Laune. Er stand auf ,em Vorschiff deö kleinen Fischdamp er .Undine" und klopfte ärgerlich eine Pseife auf dem Geländer der Schanzkleidung aus. Andere Käme raden, mit denen er zusammen in die Flotte eingetreten war, fuhren, der eine auf einem UBoot, der andere auf einem kleinen Kreuzer, sie hatten Gelegenheit zu großen Taten, und wahrlich, sie hatten diese Gele genheit wahrgenommen! und er saß hier auf diesem kleinen Kasten von ischdampfer, der zum Minenle ger eingerichtet worden, und war im ganzen Kriege noch nicht über die Danziger Bucht hinausgekommen. Wie hatte er sich gefreut, als ihm ein selbständiges Kommando anoer traut worden, und ein Bordkommando dazu, wo doch so viele Kameraden am Land Dienst tun mußten, aber jcht, wo Wochen und Monate verstrichen, und immer noch sich ihm keine Aus ficht eröffnete, hinauszugehen, einju greifen in den großen Kampf, da verging einem schließlich doch die Laune, aber gründlich. . Es war ein trüber Nachmittag, der Himmel grau wie der Fluß, der mit schnellen Wogen an dem kleinen Fahrzeug vorbeirann. Drüben die flache Küste lag grau m grau, und die Türme und Dächer der Stadt, die durch einen leichten Schnkkschleier verhüllt waren, hoben sich in unstche- ren Rissen in den trüben Himmel. Es wurde Zeit zur täglichen Pa lrouillenfahrt. Jürgensen griff zum Maschinentelegraphen, und, leicht in die Wogen tauchend, setzte sich die Undine in Bewegung. Wenn sich die Schrauben drehten und die Wogen unter ihm rollten, fühlte sich Jürgensen noch am freie sten und am ersten ausgesöhnt mit cm Schicksal. Er atmete Seebrise, fuhr in See, wenn es auch immer dieselbe Krebsfahrt längs der Küste und quer durch die Bucht war, um die Minengürtel nachzusehen. Ach, mit förmlicher Sehnsucht dachte er an semen großen Frachtdampfer, den cr in Friedenszeit geführt, und an die freie Unendlichkeit des Ozeans. Indes lief die .Undine" mit voller Kraft. Bald lag die Flußmündung hinter ihr, ein sieiser Nordwest wehte ihr entgegen, und schäumende Wo genrücken rollten gegen ihren Bug. Ein wackeres Schiffchen, dachte Jur gensen. Es war doch kein schlechtes Fahrzeug, das er führte. Das Land hinter ihm, die ferne Stadt mit ihren verschneiten Da chern, war verschwunden. Nur wie cin dunkler Strich hob sich die ferne Küste mit ihrer vorspringenden Landzunge ab. Da tauchten lenftits dieser Landzunge Mäste auf, graue !schljfskorper, mehrere lange Rauch sahnen wehten über die bewegte See. Jürgensen griff zum Glase: cin deutsches Kreuzergeschwader. Wie graue Schatten zogen die schnellen Schisse heran. Im selben Augenblick schlug der Funkspruchapparat an. Der Telegraphist brachte die Depe- sche: dem Geschwader anschließen, Jürgensen stockte fast der Herzschlag vor freudigem Schreck, als er daö las. So fchnellen, rafchen Schrittes war cr noch nie auf seiner Kom mandobrucke aus und abgegangen als heut. Im Kielwasser der großen Kreuzer stampfte seine kleine Un dine" fröhlich dahin. Die Dunkelheit sank; von der fernen Küste, die sonst mit Blink und Leuchtfeuern so reich ausgestattet war. glühte kein Licht; auch das Kreuzergeschwader fuhr ab geblendet dahin, nicht der kleinste Lichtschein fiel aus ngend einem Fenster. In scharfer Fahrt ging es durch die Nacht. Nur die Wogen klatschten, und der Wind wehte. Jürgensen. in der Freude seines Herzens, hatte sich einen Grog berei ten lassen, so steif wie möglich. Den schlürfte cr, sobald er auf einen Augenblick in das Kartenzimmcr fei nes Steuerhauöchens trat. Es wird ja doch blos solche Kü stenkrebserei," sagte der alte Peters, sein Steuermann, der trotz seiner 57 Jahre noch freiwillig Dienst tat. Sind Sie aber ein unzufriedener Mensch!" lachte Jürgensen. .Ich bin heilfroh, daß wir überhaupt mal auf See kommen. Ihnen ist das noch nicht genug." Der Alte beförderte seinen Priem über Bord, zuckte die Achseln und erwiderte: Auf See! Hat sich was mit See, Herr Kapitän.- Wie die Spinne am Netz arbeiten wir." Wieder lachte Jürgensen. Nich übel, der Vergleich!" antwortete er. Leider sehr wahr!" Als der Tag graute mit trübem Schein, erschien wieder der Küsten streifen in Steuerbord. DaS aber war kein deutsches Land mehr, es war die russische Küste. Ein anderes Lüftchen wehte hier Ein rauher Nordwind fchnob über die grau und wild sich aufbäumende See, Flocken rieselten aus dem Ge wölk, und die flache Küste glänzte weiß herüber: weißer Schnee. Ein paarmal mußte man große Felder Treibeis durchschneiden, das Eis knirschte gegen die Flanken der Schisse und krachte unter den Schla gen der Schraube. So führte man einen doppelten Kampf gegen den Feind und gegen eine wilde, feindli che Natur. Ein einiges Mal erschienen Ee gel auf der einsamen See: eine Fi -r,-ji!ff- m.Aj.m cycrsioiiiu. iiuie im ytin uma" ich der eine Kreuzer auf dieselben und nahm sie gefangen. Die Beman nungen mußten an Bord des Kreu zerö gehen; fo konnten sie den Vor marsch des deutschen Geschwader der feindlichen Flotterlleitung nicht mehr verraten. Jürgensen hatte sich wahrend der Tagesstunden etwaS niedergelegt, um frisch zu sein. Die nächst Nacht würde die große Stunde bringen, die lang und heiß ersehnte: den ernen Zusammenstoß mit dem Feind. Je mehr sich da Veschwaoer vem Ziel feiner Fahrt näherte, desto mehr vergrößert es seine Marschgeschwin digkeit. Die stolzen Kreuzer jagten dahin, daß die See vor dem messer charfen Bug in schneeweißer Aran dungslinie aufschäumte. Die Maschine der kleinen .un dine" arbeitete waS sie konnte; daS wackere Schiffchen hob sich aus dem Wasser wie ein Tümmler, aber die Entfernung zwischen ihm und dem Geschwader wurde großer und gro ßer. Als es wieder Nacht wurde über dem brausenden Meer funkte Jür gensen hinüber: Kann nicht mehr folgen! Ein kurzer Augenb.lck, dann kam die Antwort des Geschwa derchefs, chiffriert. Jürgensen trat in das Stcuerhäuschen, sie aufmerksam zu entzifsern. Gllchtumspruht zagten die machn- gen Meeresrenner jetzt von bannen, wie ein dahingaloppierendes Roß, eine lange Wolke Staub, so eine spritzende Wolke Gi cht, eine lange Fahne zerflatternden Rauches hinter sich zurücklassend. Bald war die .lindine auein aus der nachtdunkeln See. Der Maschinist schlug den Te'.e graphen an Und rief durch daS prachrohr hinauf, die Kessel yiel ten den Ueberdruck nicht mehr auS. Jürgensen mußte die Fahrt mäßigen. Er übergab seinem Steuermann die Wache und studierte im Karten Häuschen das Fahrwasser. Ab und zu trat er wieder hinaus und suchte mit seinem scharfen Gla e den Ge sichtskreis ab. Kein Wort kam über eine Lippen, er war in seiNe Arbeit versunken. In Backbord tauchte letzt ebenfalls ein Streifen Land auf. Am Ziel! Zs war die Einfahrt in den großen Meerbusen, dem der Angriff des Ge- Ichwaders galt. Jürgensen atmete unwillkürlich tief auf und verdrp pelte seine Aufmerksamkeit. Es mochte Mitternacht sein. Da erschien plötzlich ein kurzes blitzarti geS Leuchten in den Wolken, mehr mals, dann eine Pause, und übet mals. Nanu?" brummte der alte Pe ters, ein Gewitter? Kömmt bei Schneeluft vor. Sieht aber doch wie ein Gewitter nicht aus. Jürgensen beobachtete den Him, rnel. Das ist Widerschein von Ge schützfeuer!" fagte er dann. Sie sind aneinander. Der alte Peters rieb sich frohlok kend die Hände. Da müssen wir auch ran!" lachte er in den Bart. Volldampf voraus, Kapitän!" Wir können nichts dabei tun," sagte dieser. Was sollten wir dort nützen?" Zugleich ließ er das Nuder hart umlegen und hielt scharf aus die in Backbord erschienene Küste zu. .Donnerwetter! fluchte Peters, er war Kriegsfreiwilliger, nie Sol dat gewesen und an die strenge, mili tärifche Unterordnung nicht gewöhnt. .Wir haben neun Monate den Hafen abgekrebst. Jetzt geht's los! Kapitän. wir messen dabei sein. Ich habe meine gemessenen Be fehle," versetzte Jürgensen, die Stirn runzelnd. Verstanden? Der alte Seebär unterließ eint Entgegnung, aber er ballte die Fäu sie erregt in der Tasche seiner dicken Flauschjacke. In den hohen Wogen rollend stampfte die .Undine" dahin. Eme Weile standen die beiden nebeneinan der auf der Brücke, Von fern leuch teten und blitzten die Schusse; den Donner verschlang der Wind. .Hol der Deuwel unsern alten Kasten!" fluchte der alte Peters, der nicht mehr ün sich halten konnte, wieder los. .Hol der Deuwel unsere ganze Spinnenarbeit. Pfui Spinne!" Und wieder beförderte er ein Primen über Bord. .Jeder hat sein Teil zu tun," er widerte Jürgensen scharf, selbst er regt. Wer sich in das Ganze nicht einordnen kann, der bleibt besser da von." Abermals entgegnet der alte Pe ters nichts; er brummte nur leise und gereizt m feinen alten Schiffen bart. Ein halbes Stündchen Damp voraus, und man hatte sich der Küste bedeutend genähert. Man sah die vorgelagerten Scharen, kleine Felsen inseln, die die See mit schäumenden Wellen überspülte; man erkannte die felsige, schneedehangene Küste, an der die Brandungslinie in , hellen Schaumwollen wild emporsprang, Und fern leuchteten und blitzten die Schusse. Jetzt ein flammender Schein der ven ganzen Himmel kötete. ,Da war eine Explosion, ein Torpedo!" rief der alte PeterS. .Ka pitän, am Ende einer von unsern Kreuzern! Wir müssen hin, ret en!" Beinal, flehend packte er einen Kapitän am Arm und schüttelte ihn auS Leibeskräften. Jürgensen hatte seine alte Ruhe wiedergewonnen. Ein freundlicher Blick traf den Alten. Aber er schüt elte den Kopf. .Nichts da!" erwt teile er fest. Der Alte drehte sich um, vervii en, wütend, und stampfte mit dem Bein auf. .He het keene Courage! knurrte er achtungswidrig. Iuraemen überhörte die Bemer kung. Seine Aufgabe nahm ihn voll in Anspruch. In den Brandungswellen furcht bar rollend, suchte die kleine .Undi ne" ihren Weg, Jürgensen hatte die Karte vor sich und verfolgte darauf unverwandt ihren Kurs. Auf einer Schäre erhob sich ein dunkler, kurzer Leuchtturm; natür ich führte er kein Feuer.' Eine chmale Straße erosinete sich hier und ein kleines geschütztes Hafenbek ken. und darin lagen drei dunkle Schiffskörper, russische Linienschiffe. .So!" sagte Jürgensen ganz lel,e. ganz ruyig. aber m leucylenoen, eine innere .Erregung verratenden Augen, hier wollen wir unser Spinnennetz weben, Alter! Der Mafchinentelegraph schlug an. w t . rm . r r i ,m unneyen war vie cann cyasi alarmiert, alles flog an die Arbeit. Leise glitten die Minen über Bord, anasam webte die Undine , gedeckt von den Felsen, ihr unheilschwange res Netz. In kurzem war die schmale Einfahrt von einem doppelten Ml nengürtel übersponnen. Geräuschlos, wie sie gekommen, uchte die .Undine , alle Maschinen kräfte anspannend, das Weite. Das seine Blitzen hatte 'ndes aus: gehört. Da stob es heran, von wer, em Gischt umhüllt, das deut.che Geschwader. Noch immer rötete der erne Feuerschein den Himmel, von einem brennenden feindlichen Schiff, der brennenden Stadt dort unten rm geschütztesten Winkel des Meerbu, sens. Der Vorstoß war gegluckt. Noch war die deutsche Flotte fern ab. Jetzt war's Zeit, ihr den Weg zu verlegen. Auf der russischen Flotte in der engen Felsenducht wurde Xjc ben, die Anker gingen auf, die gro ßen Panzer dampften in Kiellinie an. Man sah die Rauchwolken ihrer Schlote fchwarz über die fchneebe, hangenen Felsen steigen. Mit ge spanntest Aufmerksamkeit spähten Jürgensen und der alte Peters hm über. Jetzt erreichten die Panzer die Ausfahrt. Jetzt mußten sie auflau- fen! Nichts! Immer noch nichts? Wieder horchten und spähten die bei den. Da ein furchtbarer Knall, Flammengarben, zum Himmel auf, schießend, rn brandiger Glut. .Der hat's weg!" schrie der alte Peters. Kapitän! Dat is Ihr Sieg." Jürgensen lachte leise und herzlich. Er kannte ja feinen Atten mit dem heißen, jugendlichen Her, zen. Am andern Tage lag die .Undi ne wieder aus ryrer Neeoe rm im len Wasser. Der alte Peters ließ rein Schiff machen, aber wie rem Schiff Blitzsauber mußte sie aussehen, ihre kleine, tapfere .Undine . Ich sage nichts mehr gegen die Spinnengewebe, Herr Kapitän," sag te er zu Jürgensen, der eben an Deck kam, .namentlich wenn sich so ein dicker Brummer drin sängt. Ich war ein rechter Esel, Herr Kapitän! Je der tut sein Teil, das ist wohl wahr, Herr Kapitän, wohl wahr!" Jürgensen klopfte dem wackeren Alten nur auf die Schulter, lächelnd. Er erwiderte nichts. Lebensprogramm. In hellen Tagen Die Saiten schlagen. Daß jauchzend mein Lied zu den Wolken zieht; In Höh'n und Gründen Die Blume finden. Die mir nur Nein zur Lust erblüht. In trüben Zeiten Die Sonne erreiten, Die fern zum Lande der Schatten floh; Die Grillen und Klagen um Teufel jagen. Im Herzen heiter und kampfeZfroh. ',ur rechten Stunde Nit lackendem Munde Das Glück mir zwingen in Ewigkeit; Aus blinkenden Sternen Mein Schicksal lernen Und singend dann lvantern tveltenweit. In Nacht und Stürmen Die Rose schirmen, Die einst mir die Liebste an'S Herz ge steckt Rößlein, wir reiten In lachende Weiten! Ich habe mein leuchtendes Ziel entdeckt I C. Kshhepp. Arthur Starb, bet 17 jährige Sohn des Prof. E. D. Star duck von der Staats-Universität in Iowa City. Ja., wurde von den Großgeschworenen wegen Diebstahls in Anklagezustand gestellt. Der zung Mann hatt eingestanden, aus ver schließbaren Garderobe-Schränken deö County ClubS 60 Dollars gestohlen zu haben, Lazarctt-Jdyll. Tle Berdrüderung deutscher und ftan Ssischer Verwundeter i der Schweiz. Ein Saal des Schweizerischen La zaretteS in L., so berichtet ein Berner Blatt, war mit acht Kranken, vier Franzosen und vier Deutschen be legt. Sie waren als invalide Gesänge n eingeliefrt und hier einer rneuien Operation unterzogen worden. Zwi chen Bett No. 4 und Bett No. 5 war keine Grenze, fondern nur ein schmaler Gang, und das Tischchen am Kopsende trug die Geräte für beide Patienten. Jakob Wagner lag vxi Bett No. 4, No. 58 waren von den vier Franzosen belegt. No. 5 hieß Ga ston Lemer. .Bon iour , lagt die er am Morgen nach Bett No. 4 hin. .'n Tag", antwortete Jakob, und beide drehten den Kops weg. Gaston hatt eine schwere Schußverletzung unterhalb des Knies gehabt, das Bein war steif geblieben. Jakob war der Oberschenkel durchschossen, immer neue Knochen splitter mußten entfernt werden. Ga ston war einen Tag später als Jakob Wagner drangekommen. ' Nach einem schmerzensreichen Tag schlief Jakod am zweiten Abend nach der Operation übermüdet ein. Da wachte er von ei nem leisen Stöhnen auf; bei dem mat ten Licht sah er, wie sein Nebenmann No. 5 ein Tuch auf den Mund drückte wohl um durch das Stöhnen niemand zu wecken. Das Stöhen wurde zu ei nem Aechzen, und Jakob sah eme fieberheiße Stirn und dunkle Lip pen. Er wollte dem Pfleger nicht klin geln, um die andern, in erschöpftem Zustand eingeschlummerten Patienten nicht zu wecken, auch wußte er, daß der Pfleger in kurzer Zeit zurückkeh ren müsse. Ein kurzes Zaudern und Ueberlegen: würde er sich aufrichten können, lohnte es sich wegen des Franzosen?" Leise fragte seine Stim me: Was hascht. Kamrad?" Ein paar unverständliche Laute als Ant wort. Vorsichtig schwang sich Jakob auf feinen Bettrand und in sitzender Stellung rollte er mit dem gefunden Fuß sein Bett naher zu dem Bett No. 5. Seine kühle Hand legte sich prüfend auf die Stirn des Fiebernden, der undeutliche Worte stammelte und die Gebärde des Trinkens machte. Mit der freien Hand goß Jakob Wasser in das Glas und gab dem andern zu trinken; an dem Blick der Augen er kannte er den Dank, dessen Worte er nicht verstand. Er legte fein in Wasser getauchtes Taschentuch dem Kranken auf die Stirn, dann wendete er daZ feuchte Kissen um. Wie ungewollt blieb die eine Hand an dem Kopf des Fie bernden liegen. Es war ine große, kühle Menschenhand, und der andere mochte die Selbstverständlichkeit der Geste nicht fühlen, aber er empfand die beruhigende Nähe eines Menschen. So blieb Jakob sitzen und rührte sich nicht, bis der Pfleger kam und sich des Kranken annehmen konnte. Tage waren vergangen, beide Pa" tienten kämpften mit Schmerzen und Erschöpfung. Wochen vergingen, bis sie aufstehen sollten. Wie sich No. 5 mit feinem dick verbundenen Bein zum erstenmal auf den Bcttrand setzte und, vom Wärter gestützt, erhob, tönte es zu Jakob hinüber, beinahe fragend, demütig dankend .Bon jour, Kam rad". .Bong Schur", antwortete Ja lob und humpelte zur selben Tür hm aus. Es kam, daß beide, No. 4 und No. 5, sich täglich auf dieselbe Bank im Garten niederließen, auf die Bank, die so warm von der Herbsifonne be- strahlt wurde. Sie fahen sich nicht an und sie sprachen auch nicht miteinan der, denn keiner hätte des andern Sprache verstanden. Sie saßen, wenn Post verteilt war, und rauchend, wenn Liebesgaben eingetrossen waren. Heute faßen fie wieder, beide mit einem Brief in der Hand, auf der Bank im Gar ten. Die milde Herbstsonne verklärte den einfachen Garten. Langsam, wie goldene Tropfen, sanken die Ahom blätter auf die Erde herab. Fröres ennemis beide gleich in ihren grauen Lazarettkutten und den dicken Tuchschuhen an den Füßen. Beide mit zögernder Hoffnung in ein Noch dunkles Leben zurückkehrend. Ein jeder las seinen Brief, und las ihn wieder, und plötzlich wandten sie ein ander die Gesichter zu, und jeder sah in des andern Augen Tränen stehen. .Maman?" fragte No. 5, .Mama", antwortete No. 4 mit feuchten Augen, nickte und deutete fragend aus deS an dern Brief. Da legte sich eine trö stende Hand in warmem Empfinden auf Jakobs Schulter, der Dank für die empfangene Wohltat im Lazarett, das Mitgefühl für den Menschen, der sich heim sehnte, gleich dem andern. Bon jour Kamrad", tönt es von nun ab jeden Morgen im Lazarett, sobald sich Deutsche und Franzosen begegnen. Bong Schur, Kamrac", antworten die Nachbarn. Henry I. Schanewerk, der vor drei Jahren eine unbemannte, über die Schienen in voller Fahrt hinrasende Lokomotive zum Still stand brachte und für die hierbei be wiesene Bravour mit einer Carnegie Medaille geehrt wurde, hat in Fort Worth, Tex.. seinem Leben in Ende gemacht. Schanewerk litt seit meh rercn Jahren an heftigem Rheuma tismus und es wird gesagt, daß er die furchtbaren Schmerzen icht lnn ger aushalten konnte,