Nebraska Newspapers

    Seite 6-Täglicho Omaha Tribune -Montag, den 27. November 1910.
Der Ehexatro.
kMchlchi, an, Xkol, 01 Karl Wolf,)
t2U- der Ct. Martinul der Pa
krön der ffUitersleuU ist, der St.
Leonhard für Roß und sonstig' Bieh
mit Hufbefchlag. Sta. Cäcilia für
d Vußkanten und der St. Floriani
himmlischer Feucrwehrhauptmann. so
hab Leute, denen mal in Verlust
geraten ist. den heiligen Antoniut
zum Patron.
ZZtua. die Süaetia ihrea Fingerhu
verloren hat. k seufzt sie: 0 heilt
ger Antouiu. hilf mir den verfitzten
ginzerhut suchen.'
Hat die alte Andl ihren Nasew
klemm verlegt und sie möcht' gern
wieder einmal die Geschichte von den
Jungimgcn rm Schmelzo en lesen
.so viel warm halt' sie de G'schicht
im Wmter. sagt die Ahndl
murmelt sie: Jetzt geh', St. An
tont, tu mir nit tratz'n. AllwegZ
gut g'schassen haben mir zettlebenö,
Eid ' her. den Klemmer.
Wenn dem Sepperl ein Kreuzer in
die weiten Fugen des StubenbodenS
fchlüp st, so betet er zum St. An
toniui, daß er suchen hilft, u. s. w.
Merkwürdig Weise hatte in den
letzten drei Jahren im Dorfe keine
Hochzeit stattgefunden. Nicht vag
die Burschen etwa das Fensterln
ausgegeben hatten oder du Dirndeln
nicht wie sonst auf den Tanzboden
und, wie halt üblich, auf Umwegen
heimgeführt hätten. Auch in den
Sennhütten machte sie zur Som
merszeit rechtschaffen ihren Besuch
und blieben am Garienzauu stehen,
wenn ein frische? Dirndl Unkraut
ausrupfte, oder trugen Wasser zum
Tuchbleichen. Aber Hochzeit wurde
keine . gehalten, und die Dirndeln
meinten, ohne solche wäre es lei a
Tratzern mit der Liebe.
Wie es gekommen und von wem
kS ausgegangen war, niemand wußte
ts. Aber eines schönen Sonntag?
nachmittags kam ein Haufen Dirn
dein unten rm klnnen Tale, wo vlch
te Holunderstauden inen kleinen
Weiher einsäumen, zusammen. Ta
war die WirtZ'Franzi. 's Lieserl
vom Buchnei-Bcmer und die Nanni
vom Mchbam. dem Egger. Dann
die Kramer-öeni, 'I Köserl vom
Echusiermeifter, d LuiS vom Weber
und die drei Skhwestern vom Korber
Bauern, dem Semeindevorftcher.
Und da und dort krochen einige
Dirndeln aus dem Gebüsche und hock
ten sich auf den Zaun oder auf her.
umliegende Steine, oder auch glatt
weg, die Schürze unterbreitend, auf
den Rasen. , t .
Die Dirndeln redeten und lachten
diel zusammen, denn jede wußte, daß
heute etwas los fein müßte, ohne ei
amtlich den Grund ihrer Zusammen
sanft zu kennen. Heißt das. in der
Kirche wurde schon viel gemunkelt und
sogar ein Zetterl war von Bank zu
Ban! gegangen und auf dem stand
geschrieben: Heunte wird der heilige
Lntoni abg'setzt.'
WaS das bedeuten sollte, daö der
stand jedwedeS Dirndl. War doch
der St. AntoniuS der Patron für
die verlorenen Sachen und ganz im
Geheimen wurde dieser Heilige auch
angerufen, wenn Eine ihr Herz ver
loren hatte,
Dann schlich eö !n frühester Mor
gcnstunde hinaus zur Waldkapelle
unter den drei Tannen, die dem hei
ligen Antonius geweiht . war. und
dort betete es recht inbrünstig: 0
heiliger Antoni. geh' schau, mei Herz
hab' i verloren. Gelt ja. du bist fein
! gut und schaust, daß es oer Hans
findet, und daß er a recht a unredli
cher Finder sein tut, und daß er'S
behaltet, mei Herz." , ,
Aber wie schon erzählt, tat der
heilige AntomuS schon seit einigen
Jähren nicht mehr seine Pflicht als
öhcpatron. Es wurden zwar nach
wir vor Herzen verloren; auch gefun
n wurden sie, denn man munkelte
illwegs von einem Fensterln; man
scch inen Nagerlftrauß von einem
Lttednleibl verschwinden und auf
dem Hut eines der Burschen auslau
chen; an den Gartenzäunen lehnten
die Bursche, wenn ein Dirndl arbei
tete; die Spinnstube besuchten sie,
aber keine Hochzeit gab es;
,A so kann's und därf'ö nim
wer weitirgeh'n," eiferte die Wirts
Franzi. .Dem heiligen Antoni muß
etwas nicht taugen bei uns im Tal
herinnen, und jetz.t laßt er uns all'
mitncmd sitzen."
.Und mir haben unS nix vorz'
werfen," fuhr nun die KramerLeni
dazwischen. Wer hat denn, die alten
Blumenstöcklen auf' Altar- in der
Kapellen neu aufg'frischt, frag i? I
und die Weber'Luis haben sie 'stiftet
und zwei Gulden fünfafufzig Kreu
zer Hut's kostet!" . .
.Und nit amal was g'nutzt
bat's, rief's Tchuster-Noserl dazwi
schert. Die Leni hat den Haltho
scr.hun3 nit bekummen, uns der
Wcber-Luis : ihr Christi rennt gar
dem rußigen Kohlenbrenner-Dirndl
M',ch."
.Seh', du giftige Otter, du!" fuhr
He Kramer-Leni auf'S Nsferl ein.
.Gch'. du giftige Otter! Hast a
glaub!, der neue Cchullchrerg'sell
wttd' st in di' verfchauen. Ta muaß
ma sber nit so a Sirbennüßelg'sicht
wie du."
.Geh', tnlt's Maul' eiferte die
Angegriffene dagegen. .Dein G'sicht
schaut eh' aus, wie a anbrennte
Milchsuvpen "
.Fein se"Z jetzt." schalt die Bor
sitzende au,.; biiderbaren Berfamm
lung. .fein seio'S jetztl Meint denn
öS, die Heiligen im Himmel hören
so a nichtsnutzig ö G wasch nit? Mn
sein da z'sammenkummen in einer
ernstlichen Sach' und nit, einander
die Buab n unter d Nasen zu tti
tn. Alsdann horcht's auf. Mit
Antoni, das fecht's ein, geht die Sach
nimmer, dos muß änderst werden,
Wir wählen unö ein onder'n Pa
tron." .
Allgemeinen Beifall zollte man der
Aatrags!eum; nur zwel Dirndeln
lehnten sich dagegen auf. Die erst
war das BuchnerLieserl und dann
ihre Freundin, die frische Nannt,
DaS Lieserl war ein sanftes, liebe!
Madecl, fromm und glaubig auS tief
innerstem Herzen. Sie erschreck sonn
lich, als sie hörte, um was es sich
handle, ' Die Nann war ihr von
Herzen zugetan, denn als Nachbarkin
der waren sie ja mitsammen ausge
wachsen. Sie nahm zwar an der
Versammlung ein reges Interesse und
murrte innerlich auch schon lange
über den heiligen Antoni, der nicht
einmal mehr eine Hochzeit zuwege
brachte, ihrer Freundin zu Liebe aber
schwieg sie.
Aber Dianolen, sagte das Buch
nerLieserl und faltete bittend die
Hände, .aber Tiandlen, tat'S so waö
nit. Die Heiligen sein vom lieben
Herrgott eing'setzt und jedweder hat
chon sein Order. Wenns euch dage
gen aufstammts, so ist das Sotteöbe
leidigung."
Hör' auf, du Betnocken," schrie die
WlrtS-Franzu .Hör' auf. du betest
o wre so den Heiligen m ner Kirchen
die Zech'n von die Fuß. Absetzen
huan Mir den Antoni und stellen da
iir den St. Martini an!"
.Daß t nit lach'.' sagte die
Weber.Luis; .daß i nit lach'! Dös
wär' der Rechte! Der Martini war
a Soldat, mit dem taten mir schön
g froren sein!
.Meinst leichi. weil di dein Pa
rollführer hat sitzen lassen," bemerkte
nun giftig die Franzi. .I stimm'
ür'n Martini.'
.Und r fchlag' den St. Georg vor."
agte nun die Weber-Luis. .Derselb'
war a Rüter und sitzt auf an Roß,
da geht's g'schleuniger."
Und sie drang mit diesem Antrag
durch, wenn auch die WirtsFranzl
mit großer Engerie für den Zkcartini
einstand. Na, na, Diandlen, lei
nit hoffärti sein, sell wär' g'fahlt.
Der St. Martini ist a Soldat
a'west, der Georgi aber a Ritters
mann und taugt höchstens für die
noblen Leut. Und nachher hat der
Martini ja a a Roß." Aber es half
hr, nichts mehr. Den versammelten
Dirndeln stach nun einmal der' Nit
ersmann m d Augen und sie wa
ren nicht mehr davon abzubringen.
Eine von tzen dre, Kordermadeln sag
te errötend: Nachher der Martini mit
einem halbeten Mantel, weil er den
andern Teil dem halbnacketen Bettler
'schenkt hat, der schaut gar nix mehr
gleich. Der Georgi glänzt wie die
Hunnen, wenn d n anschaust aus n
Hochalter."
Die Wirts-Franzi sprang empört
von dem Steine auf und schrie: .Na,
ös werd's enkere Wunder erleben,
Gäns, dumme," und drückte sich wü
tend in di Büsche.
Sie hatte sich bijter verrechnet. Sie
meinte, wen ihr Antrag durchdringe,
den St. Antoni ab und den Mar
tini dafür einzusetzen.' werde sie ganz
besonders angesehen sein beim neuen
Patron.
Auch das BnchnerLieferl mit sei
ner Freundin, der Nachbar-Nanni,
verließ den Platz. ,J will nimmer
eilnchmen an so ar himmelschreicn
den Sünd'. Den St. Antoni ob
etzea und dafür glei an Ritters
mann, aufstellen im gülden Harnisch,
i a große Sund. Für uns Bau
ersleut' ist der heilige Antoni in sei
ner, Lodenkutten g'rad' recht und gut
gnua. , .
Sie bewog auch die Freundin, am
elben Nachmittag noch gewissem'
en einen Suhndlttgang zum St.
Antonius unter den drei Tannen zu
machen. Als sie dann den schattigen
Waldweg emporstiegen, losten sie aus,
wer zuerst dem AntoniuS die Her
ensbttte vortragen sollte, denn eS
war von jeher ausgemacht, daß im
mer nur eine Bittstellerin dor den
Heülgen hlntrete.
Die zwei Dirndeln hatten leine
Ahnung, daß beider Herzchen für
ein' und denselben Burschen schlugen,
und zwar für den schmucken Wirts,
ohn. den ans, den einzigen ru
der der Wirts-Franzn Sie hatten
hr Geheimnis immer m der Tiefe
hres Heizens verborgen und auch!
txx Bursche hatte keine Ahnung, daß
er bei der Anna nur anzuklopfen
brauchte, der schmucken, fröhlichen
Anna, du ihm lang schon m die Au
gen stach. Die Geschichte zusammen
zubringen wäre S?che des heiligen
Agtoni, der nun Zeme Kunst , zu zei
gen Gelegenheit haben sollte.
Das fromme Buchner-Lieserl trat
als erste in die Küche, um ihr An
liegen vorzutragm. Mit gesenkten
Augen schritt sie vor bis zum Altars
'und kniete mit gefalteten Händen an
der untersten Stufen nieder.
.0 du lieber, heiliger Antoni. geb
schau', sei nit zornig, daß de Diand
len jetzt gar die Bermessenheit haben
und wollen di absetzen. Du wirst
ja wissen, warum du letzter Hart
nie mehr a Hochzeit g'schmiedet
hast, mei' lieber Heiliger. leicht hat
dir gar der Gott selber den Auftrag
geben und hat g'meint. du soll.est uni
a Weil zappeln lassen, weil mir zr
wenig fromm sein tun." - -
.I laß' den St. Martini und de
St. Georgi ganz gewiß ihre Ehr
und Verehrung, sicher laß' iS, adet
fiir'S Verlorene bist du der recht,, Pa
tron. Hast mi' erst vergangene Wo
chen mei Schaarl finden lassen im
Heu. I halt lei zu dir, St. Antoni.
und verhoff', daß du mein festes Per
trauen belohnst." . ,
.Des Heilige im Himmel wißt jfl
so wie so olles und zwegen dem
brauch' i mi ja nit z,l schämen, wenn
i essen und frei heraussag', mei
brennend Herz hab' , verloren, und
recht innig und recht schön bitten tn
ich di, laß' eS den Hans finden, ö!
oll s mir m nit zurückgeben! Bekal
ten soll er'S für fein ganzes Leben,
und i werd' es ihm lohnen mit Lieb',
Treu' und Anhänlichteit."
.Und weil l g rad' nech, heiliger
Antoni, daß d' schon fast abg'scha
ben ausschauen tust, so gelob' i dir,
laß dl ganz neu anstreichen,
wenn du'S machst, daß der HanS
m:in Herz behaltet. Ganz fun
telnagelneu. . A schöne braune Kut
ten, rote Wangerln und blaue Augen
und der Heiligenschein frisch vergol
bet."
Lange betete das Mädchen noch
am Altare des heiligen Antonius,
dessen von der Zeit und vom
ft-taub etwaö arg , mitgenommene
Statue zwischen zwei mit künstlichen
Blumen gefüllten hölzernen Basen
tand.
Bor der Kapelle saß indessen Anna,
vie Hände in den Sckoß gefaltet, r7.d
chaute hinab in da Tal. Auch sie
dachte on den HanS und nahm sich
vor, recht innig zum heiligen Anton
zu beten, daß er ihr den Herzen!
wünsch ersülle.
Ta auf einmal legten sich ihr von
hinten zwei Hände fest auf die Au
gen und sie hörte di übliche Frage
lüstern:
,Tiandl. i leg' dir die Hand' auf di
f.va'n.
3 möcht' jetzern wahrhafti schaug'n,
Cb d' den rechten Namen rwifäit.
Triffst 'n, werd dir a Busierl auilischt.'
Des Dirndls ganze Gedanken wa
ren ja bei dem heimlich Geliebten
pnd unwillkürlich sagte sie jetzt: .Der
Wirts-Hans ist's." Da hob ihr dl
Bursche lachend das Köpfchen in dit
Hohe uno drückte ihr einen Kug aus
die frischen Lippen.
Hans hatte heimlich der Dirndl
Versammlung 'an? schattigen Weiher
beigewohnt und mit großem Gaudi,
um den Verhandlungen gelauscht. Ei
atte auch bemerkt, wie sich die Anne
und das Buchner Lieserl entfern
te und sich gewissermaßen als Süh ,
ne zum heiligen Antonius unter der
drei Tannen verlobten. Wie er
wähnt, liebte er die lebensfrisch'
Anna schon lange, hatte aber nu
die rechte Gelegenheit gefunden.
ch mit ihr auszusprechen. Ei
nahm sich vor, die zwei Dirndeln aus
dem Wege abzupassen und günstiger
hätte er es nicht treffen könne, als
o.
Innig umschlungen saßen die Bei
den neben einander auf der Bank.
s das Lieserl unter die, Ture
der Kapelle trat und erschrocken di,
gefalteten Hände an ihr Herz
preßte.
Schau', Anna," sagte HanS. J
hab' die so lieb, so gern, daß. wenn i
di nit bekommen hätt', abg'welkt wär'
wie o Waldbaum, den ma in an
remden Garten pflanzt."
.Und , hab' di gern, sagte Anno
und schlang ihre Arme um semev
Nacken, hab' di gern, so wa!
kann ma mit Wort' gar nit sagen."
Ein lang.r, Kuß besiegelte dieses Ge
iandnis.
Das arme Buchner-Lieserl abe,
chwankte zum Altar und sank, bit
terlich weinend, in die Knie. St
Antoni, wa haft du jetzt ong'rich
et! O. St. Antoni, warum hast
mir dc,S antan für mei großes Ber
rauen!
Schlemmerei. Waö
die Gierings? Die leben sehr gut!
Die haben nicht bloß in den Sonn
tagskleidern Fettflecken wie unsereü
ner!"
Mißverständnis. Ant-
Nun. Bäuerin, was hat Ihr Mo
heute mittag gegessen?"
mjuwiziu), -ycn -cuiwi (
r
.Mit Appetit?"
.Nee, mit Meerrettig".
v
Einsam. Geck: .Es gibt
eine besonders 'schöne Sorte Daune
n den Handel bringen, rannst Tu mn
nicht eine passend Bezeichnung emp
ehlen?" , , .
.Gewiß, nenne sie .aldaunen !
M a l i z i S t. Welnhändler (zu
inem Freund): Ich verbrauche in
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Wasser jährlich!"
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