Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 13, 1916, Page 4, Image 4

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    Seite 4-Täglichc Omaha Tribülic Montag, den 13. November 191G.
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Tägliche Omaha Tribüne
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Jt, per Jahr $j.0O; einzelne Nummer 2c. Prei, des Woche!laU:
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Entered u, iecond-clas matter
Omaha, Nebraska, ander the act of
Omaha, Ncbr., 13.
Umgeworfene
Woodrow Wilson ist nicht allein
fttrr die dnedervereinigte republikanische Partei besiegt, sondern er kann
sich auch verschiedener anderer beincrkenswertcr Leistungen rühmen. Er
hat mit den alten Prözedentien und Traditionen, auf die selbst die er
fahrensten politischm Wetterpropheten ihr Urteil begründeten, dermalen
aufgeräumt, daß man sich für die zukünftigen Wahlen wohl oder übel
k?anz neue Kriterien wird suchen
erste demokratische Präsident seit dem
acht Jahre ohne Unterbrechung das
ihm also gelungen, was selbst Grover Clevcland nicht fertig gebracht hat.
i'er klügste Staatsmann und der charaktervollste Patriot, den die bemo
irdisch? Partei während eines ganzen Vienschenaltcrs hervorgebracht hat.
Denn bekanntlich wurde CIcveland. nachdem er seinen ersten Termin er
ledigt hatte, durch Harrison geschlagen und er musste vier Jahre warten,
ehe das amerikanische Volk ihn abcnnals an die Spitze der Regierung
Allein noch mehr kann sich Wilson darauf einbilden, daß cr das Elekto.
ralvotum des Staates Ne?v Aork seinem Gegner überlassen und dennoch
gewühlt werden konnte. Als es am Wahlabcnd feststand, das; der Empire,
staat ftntl einer gewaltigen Mehrheit für das republikanische Ticket cnt.
schieden und mit seiner riesigen politischen Zentrifugalkraft auch verschiedene
Nachbarstaaten, darunter des Präsidenten eigenen Staat. New Jersey,
mitgerissen hatte, da warfen die grössten demokratischen Zeitungen be
kanntlich die Mnte ins Korn und gaben die Erwählung des Richter
Hughes zu. Der Gedanke, daß der Westen den Präsidenten och retten
könne, scheint ihnen gar nicht gekommen zu sein. So tief und fo fest
batte bei ihnen der Glaube oder vielmehr der Aberglaube Wurzel ae
schlagen, daß die Union so gehe, wie ihr größter Staat gebe. Und il,r
Irrtum war ein durchaus verzeihlicher. - Das ganze Land teilte ihn.
Denn tatsächlich war bis dahin mit höchstens einer Ausnahme bislier
noch sein Präsident ohne das Elcktoralvotum von New Nork gewählt
worden. Die eine Ausnahme bildete der Wahlkanivf zwischen Tilden
und Hayes, in welchem Tilden, selbst ein Bürger des EmpirestaatcS,
dort siegte, aber trotzdem nicht ins Weiße Haus kam. weil das EIcktoraU
kollegium HayeS für gewählt erklärte oder, wie jeder gesinnungstüchtige
Demokrat heilte noch behauptet, ..hineinzählte". In einer Beziehung ist
New Fork feinen Traditionen auch diesmal treu geblieben. Tcr Staat
bat noch nie einem Präsidentschaftskandidaten, der ein Bürger von Nein
Aork war, sein Elektoralvotum vorenthalten. Auch Hughes hat dasselbe
Idotmea. aber es hat ihn nicht zu retten vermocht, ("tfroücr CIcveland
bat es seinerzeit in der berühmten Konvention in Chicago fertig gebracht,
die denwkratische 5!ominotion zu erringen, obwohl die demokratische Or
ganisatisg seines eigenen Staates. Hill cm der Spitze, ihm ausZ bitterste
opponierte. Das war aber nichts im Vergleich mit dem. was Woodrow
Wllson geglLZt ist, nämlich in New Jork zu verlieren und im Lande zu
ftegen.
Wollen keine allaemeine webrvttickt.
Die australische Regierung hat soeben eine gesalzene Niederlage in
einer WoWabstmummg erlitten. Mt 723.000 gegen 87.000 Stimmen
ist der Antrag, die allgemeine Wehrpflicht dort einzuführen, vom Volke
verworfen worden. Allgemeine Wehrpflicht" ist ein sehr unbestimmter
begriff. Es kann darunter ollgemeine Verpflichtung zum Militärdienst
?crstandM sein oder auch eine stehende Armee. Was aber immer in
Australien gemeint war, das Votum ist aus alle Fälle ein antimilitärisches.
Das ist um so bemerkenswerter, als Australien, als englisches Bcsitzwm,
im Krieg steht. ES wird bei dieser Gelegenheit feine Nowdics und Mörder
Rufsians lsS. was sehr gut für das Land ist. Man hat diese rüden (3c
scllen in der Dardanellen-Kampagne mit den Hindus und anderem farbigen
Kanonenfutter vornehm gestellt und sie haben tüchtig Haare lassen müssen,
.der gegen die Türken nicht das mindeste erreicht. Nachdem dieses Kropp,
zeug abgetan war, hörte die Zufuhr von Streitern für Englands Interesse
uf und alles Geschrei der .Patrioten" nach neuem Menschminaterial"
war vergeblich.
Deshalb versuchte man die Einführung des ZmangsdiensteS und c
war eine Ärbeiter.Negierung, welche das unternahm. An ihrer Spitze
steht. Hughes, ein ehemaliger Kohlengräber, jetzt einer der rabiatesten
Imperialisten, der den Weltkrieg auch nach Friedensschluß in Form eines
Handelskrieges fortgeführt haben will. Seinen Willen brachte er im
Parlament nicht durch, aber doch eine Vorlage. welche die Frage einer
Z?ol!sabstinununz unterwarf, deren Resultat mm vorliegt.
Erfreuliche Ergebnisse.
Zu den erfreulichen Ergebnissen der Wahl gehört die Wicdererwäh
Iirti, des Minoritätsfübrers James
Posten hat er sich sehr bewährt und
Zukunft erwarten. Daß cr mit
wurde, trotzdem gegen ihn ern äußerst bitterer Kampf geführt wurde,
l'ewent. oan die Burger ihn als hervorragenden Mann zu schätzen wissen,
Da der Bundesscnat denwkratisch
Stone Vorsitzer der Komues für
Tas ist ein Glück für unser Land, da Herr Stone nicht nur einer der
bestsbtesten Staatsmänner der Gegenwart, sondern auch ein bewährter
Friedensfreund ist.
Taö aanze Land vernimmt mit
Wiederwahl von Senator LaFollette
!t crner der unabhängigsten Tcnkcr
tischen Karriere hat er nur ein Ziel
Und er hat schwer kätnpfen müssen,
letzte Sieg war einer der schwersten. Nichtsdestoweniger focht LaFollette
seinen Kampf erfolgreich durch, und dem Vundcsfenat ist jetzt ein Mitglied
irSaltat worden, dessen freimütiges und rücksichtsloses Eintreten für Rechte
lichkcit und fair Play" den politischen Schacherern beider Parteien im
BuNöeLienat.smt einem Dezennium
Nicht minder erfreulich ist die
BunsesMatorS Mlbert M. Huchcock. Er wird jetzt Mitglied von ton
irttn wichtigen Ausschüssen des Senats werden und besonders auch als
Mglied des auswärtigen Komitees feinen ganzen Einfluß aufbieten für
ein gerechteres Verhalten Amerikas in dem Weltkriege. Beim Friedens.
W.u$ können Männer wie Stone, LaFollette und Hitchcock der Gercchtiz.
seit ton tmbcrechenbllrcm Nutzen sein.
tzurrah, Deutschland!
Willkommen Schiff vom deutschen Strand.
Tu wiederum ein hehres Zeichen.
Daß die vom deutschen Vaterland
Trotz aller Welt ihr Ziel erreichen.
Willkommen deutsche Hcldenschar.
Die Ozean und Feinb bezwungen.
Die trotz der Briten Flottenmacht
Zu unsrer Küste durchgerungen.
Ibr hennnt sie nicht die deutsche Kraft,
üömt deutschen Geist nickt niederzwingen.
Tent Volk, das solche Wunder schaftt,
DW wird und ntuß der Sieg gelingen., .
Qtati S i e g l d.
co. val. j. petek, iwdt
TTLER 340 Omaha. Nebnuik
Office; 407 6th Afc
Jahr $1.50.
March 14. 1912, at the poatoffle es
Congres, March 3, 1879.
November 191.
Präzeöentken.
wiedcrerwählt worden, cr hat nicht
müssen. Vor allen Dingen ist er der
Bürgerkriege, dem es vergönnt ist.
Weifte HauS zu bewohnen. Es in
R. Mann von Illinois. Auf seinem
das gleiche darf man von ihm in der
ansehnlicher Mehrheit wieder erwählt
bleibt, wird der berühmte Senator
auswärtige Angelegenheiten bleiben.
Genugtuung die Nachricht von der
von Wisconsin. Senator LaFollette
im Lande. In seiner ganzen poli
im Auge gehabt: das Rechte zu tun
um seine Siege zu erringen. Dieser
ein Dorn im fleisch gewesen.
Wiederwahl unseres hochgeachteten
Eine beredte Ulage.
(Eingesandt.)
Unter obigem Titel ging uns
folgender Artikel von einem Mrnrn
tcn evana..luth. Pastor in Nebraoka
zur Verösfentlichugn zu:
Aus der Methodisten Kirche, jener
Gemeinschaft, die am eifrigsten für
Prohibition nTlH'iter, und dadurch
auch jenes amerikanische Christen'
tum fordert, das den einzelnen Chri.
sten darnach beurteilt, was er ißt
und trinkt, kommt ein Klageruf, der
ein grelles Licht auf die FrSmmig.
seit der amerikanischen Patentchri'
sien wirft. Ein deutscher Methodi
ftenprediger klagt da seine eigene
iiirche an und die ganze amerikanische
Protestantische Kirche in einer Weise
an. daß man sich fragen möchte,
wohin dieses amerikanische Christen
tum treibt, wenn es auf der betrc.
tciien Bahn weiter macht? Wir
vernehmen die ernsten aber nur zu
wahren Worte des deutschen Metho
distenpredigers:
Unsere Nirche, neben anderen
protestantischen ttirchen, leidet unter
dem Fluch des .Lein, Ein oder
Zwei Kindcrsystems" unseres Lnn
des. Wir haben uns das atheistische
Frankreich zum Vorbild genommen.
Wir werden uberzivilisicrt. Frank,
reich kann sich in diesem Weltkrieg
mit all seinen schwarzen und gelben
Hilssmannschasten nicht retten. Das
kinderreiche Deutschland obsiegt.
Wo sind unsere kinderreichen Fa
inilicn. selbst in der deutschen Kirche?
Was war das früher eine Lust, in
kinderreiche Familien zu kommen.
Wir haben taufende von Gemeinden,
die keine Sonntagsschule aus ih
rcn eigenen Bindern rekrutieren fön
nen. Stolz sagen die Alten: Wir
hatten vor 25 Iahren an 400 Binder
in der Sonntagöschule. und wehmü.
tig fügen sie bei, und heute haben
wir. Alte und Junge gerechnet, noch
keine 100 Schüler. Ja. früher gab's
i Familien mit 8 und l und 12 Kin.,
dcrn. Tas zädlte. Wenn sich hnite
Nachwuchs einstellt, bekommend die
Mütter und Schwiegermütter not
wendig mit Ermahnungen und Vor
stcllungen, daß die jungen Leute der
nünftig sein festen usm. Ja. wa
ren sie denn unvernünftig?. Woll
ten sie ham ?.ut auch ein einziges
.siind mis ihrer großen Schar unge
boren haben? Änch die Prediger?
samilien nehmen ab. Habt einmal
die Augen offen und seht, wie wc
nige 5?inder heute in den Pfarrhäu.
fern zu finden sind.
Die katholische SHrche weiß, wo
ihre Pflicht und ihre Zukunft liegt.
Merkwürdig ist's ja. daß die Zöliba
ten sich um Kindersegen kümmern
sollten. Nichtsdestoweniger sind sie
im Necht.
Unserer .Üirchc und allen anderen
protcnantischen Kirchengenieinschaf
ten ist gar viel von diesem Mrs.
Eddygeist in die Glieder gefahren,
und es wird sich dieses bitter in Zu
kunit rächen. Man sollte denken,
unsere sterile, hochintelligente obere
Schicht würde nicht soviel über un
licbsame Einwanderung zu sagen ha.
ben. Bei ihr liegt ihr einziger Er.
folg in der Zukunft."
Prohibition und Sterilität sind
demnach enge verwandt. Ein Er.
folg, auf den die amerikanische ttir.
che stolz sein kann!
Neutrale postdampfer.
Wenn man ja bei der jetzigen Un
sichert) eit und der Tiebesmanie John
Vulls auch nie garantieren tann,
daß die Postsachen auf neutralen
Dampfern nicht beschlagnahmt wer
den, ist es doch immer noch weniger
riskant, seine Briefe nach Teictsch.
land und Europa mit neutralen
Dampfern mitzusenden. Man ver.
zeichne den Namen des betreffenden
Dampfers deutlich auf dem Brief.
Umschlag.
Anfolgend die Abfahrtzeit der
nächsten neutralen Dampfer:
zkristianiafjord. Bergen, Sams.
tag, 18. November.
Hellig Olav, Kopenhagen, Ton
nerstag. 23. November.
Stockholm. Gothenburg. Samötag.
2. Dezember.
Frcdcrick der Achte. Kopenhagen,
Dienstag, ö. Dezember.
United States. Kopenhagen.
Samstag, 9. Dezember.
Bergensfjord, Bergen, Samstag,
K Dezember.
Xaä holländische Kriegsministcri
um hat die Probefahrten mit den
aus Amerika gelieferten Flugzcu
gen einstellen lassen, weil die Ma
schinen schon nach zweistündigem Ge.
braiulz versagen. Mit Schundmaren
werden wir den Weltmarkt niemals
erobern!
Noosevelt und Lodge haben
Hughes Hunderttaufende von Stim
men gekostet und keine eingebracht.
Entente.Mächte pumpen Vcnizeles
ö.000,000 Francs wieder eine
schlechte Kapitalanlage.
Die besten und sorgfältigst ge. ,
rstfjtcn Brillen sind ein Ende immer
die Billigsten Besuchen Sie Tr,
Weilst, LrMollt. TSr.
Tie LliiLme UllgarnS. '
W fit in fern jönkstrn ReichllagkfitzuN'
jfit zum Sukdruck kam.
Anläßlich der jüngstcn Citzun
gen deS ungarischen Neichslag
schildert ein Korreiondent die Stim
mungen und politischen Bethältnisse
in Ungarn wie folgt:
Tie Haltung Ungarns wahrend deS
Weltkrieges hat viele in Ershnmen der
seht, die seine fortwährenden staais
rechtlichen Rümpfe mit seinem Bru
derstaate Oesterreich mißdeutelen. Be
fondeiS in den Ententel(indcrn htte
man mit einem ungarischen Aufft'n
de, mit einer Cclbständigknlserkla,
rung. mit dem Erwachen der alten
anti-hab-burgischen Triiditionen der
flossuthzeit gerechnet. Indessen schln
gen sich die ungarischen Soldaten mit
der leidcnschofilichen Tapferkeit ihrer
kriegerischen Nasse, hörte man von
Verbiüterunzen mit Teutschen und
Oesierreichern, die früher beide nicht
übermäßig im Reiche des heilisicn
Stefan beliebt waren. 1ci erklärt
sich nicht allein aus einer gewissen
Nitterlichkeit der Nation, die nicht im
AuIknblicke der höchsten Gefahr ihren
angestammten Ziönig verlöten wollte,
obwohl dieses Empfinden gewiß dem
heroischen Empfinden jeneü Lo'.kcs
nicht fremd war. Es fairen hierzu
realpolitifche Erwägungen oller Art.
Ungarn begriff, daß ein Sieg der
Entente auch ein Sieg der Serben
und Rumänen sein müßte, und mehr
als ein Drittel seiner Bürger gehören
zu dien .Rationalitäten", wie sie
dort heißen, denn Raiion" ist bloß
der Mazyare. Tie .Länder der hei
lioen ungarischen Krone" wären zer
fetzt worden, und neben diesen beiden
gewaltig vergrößerten Staaten wäre
ein Ungarn, beraubt Siebenbürgens,
des Banates, feiner südlichen und öst
lichen Komitate, nur eben ein kleiner
Bilkanstaat mehr. Von ihnen in
Sprache, Rasse. Relizion, Geschichte
geschieden, in seinen ganzen Beziehun
gen ncich dem Westen gewiesen, wäre
ein Ungarn, das in der Entscheidung
Oesterreich im Stich gelassen hätte,
dann in Westen und Osten von Fein
den umgeben und dem Unterganze ge
weiht. Abgeschieden vom österreichi
schen Kapitnl und von dem erwarte
ten verstärkten deutschen Unterneh
mungsgeist. müßte Unzarn verurteilt
tlcibcn. ein reiner Agrarstaat zu blei
den, von gefährlichen Konkurrenten
umgeben und seines natürlichen Ab
fatzgcbietes beraubt. Die staatsrecht
lichen Kämpfe Ungarns waren im
wesentlichen immer politisch, der po
litische Sinn ist beim Magyaren sehr
entwickelt, mehr als bei irgsnd einem
andern Volk. Tas Wirtschaftliche
trat trotz der Forderungen nach dem
.eigenen Zollgebiet", der sclbständi
e,en ungarischen Bank" immer zurück.
Tcr Ungar will sein eigenes Heer,
seinen eigenen König in der prunk
hasten Ofener Burg, seine Sprache
überall, sein? Fahne und seine Na
tionalhhmne. Dies war der Sinn
seiner Kämpfe, der Widerstand gegen
jeden Versuch kr Zentralisierung, die
Hartnäckigkeit, m:t der er allem wi
derstanv, was er unier .Wien" be
griif.
Man wird sich noch der gewalttä
tizm Art erinnern, mit der Eiraf
Tisza durch eine Art von Parla
ments-Staatsstreich die Obstruktion
zerbrach, von einem gefügigen Präsi
denken die Annahme des andauernd
ebstruierten WehrgefetzeZ uns einer
neuen, die Obstruktion eindämmen
den Geschäftsordnung mitten im
Lärme einer tobenden Minorität ver
künden ließ. Der .eiserne Graf"
wurde dafür gehaßt, wie noch nie
ein Minister vor ihm. Heute muß
man allerdings zugeben, daß ohne
jene Armecreiorm sehr wahrscheinlich
die Monarchie den furchtbaren An
forderungen des Weltkriege nicht so
lange hätte Widerstand leisten können.
Aber die Opposition sah in ihm den
Mann, der Ungarn an die Wiener
Hofburg ausgeliefert hatte. Unter
Wiener Hofburg" find nach ungari
scher Auffassung nicht etwa anti
dynastische Erwägungen zu verstehen?
die Zeit, da Ludwig Kossulh auf dem
Tebrecziner Reichstage den jungen
Franz Josef absetzte, ist für alle
Ewigkeit eingesargt. Aber das Miß
trauen gegen die Idee des Gesamt
reiches blieb, der eifersüchtige Trotz
auf die nationale Selbständigkeit, als
deren Hüter in Ungarn sich immer
die Obstruktion betrachten muß.
Ten die Wahlen geben der Regie
rung stets eine gefügige Mehrheit
dank Stimmenkauf, Beeinflussung
und Oeffentlichktit der Stimmab
gäbe; tl ist die Opposition, die all
Stimme der Ration gilt. Diese Ei
gentümlichkeit deS ungarischen Le
bes, das für den Fremden schwer
verständlich ist. ist auch für die Eut,
Wicklung des ungarischen Geistes kenn
zeichnend. Die Opposition sagt dort
immer, waS die ganze Nation will.
Ihr großer Gegner, der Minister
Präsident Graf Stefan Tisza. gehört
zu bm interessantesten Gestalten der
europäischen Pitik. Zäh. hart, ohne
Geschmeidigkeit, ganz Wille und Tat.
mehr Faust als Kopf, war er der
von der Vorsehung bestimmte Mann,
die magyarisch-nationale Bedenken
dem Zwange der Weltpolitik zu un
terwerfen. Der ?1cagyare ist seiner
ßanzm Rakur nach ein Gegner j?dcr
VroßMchiiejtrkbung. tt fürchtet sie,
weil er davon eine istartung der Ge
samtstaatöidee ermarlet. tu er seit
Jahrhunderten bekämpfte. Was sollte
auch Ungarn slußiitil5 seiner ge
segneten, iruchtbaten Erde eryoff'.nk
Rirgends außerhalb Ungarns gibt ti
Magharen unter fremdem Joch, die
zu bckreien wären, die Hallte der Ein
wohncr Ungarns gehören nicht dein
allem rezierenden Slaatsvoi! an,
kine jede Eroberung wurde etc tünjt
licht Herrschaft nur trchweren. Was
auLkti)aId Ungarns vorgeht, interes
siert den ech:en Ungar nicht, er kennt
e! nicht uns will ti nicht kennt.
Für lern vnoereZ !Lolk auf dcr Erdt
war deshalb dieser Krieg so sehr
reiner erieidigungokrieg wie für den
Ungarn. Eine zeve Erweiterung der
Monarchie durch polnija)t oder
tertjij etje Provinzen wäret den
Tua.ismus, der oem potitiiaz star
leren und einheitlicheren Ungarn die
Äorhcrrchast I'cherl, gefährden. Tie
Opposition hatte kein Koaiiuonöka
binktt durchsehen können, denn Uieza
gab t.ie ijugd nicht aus der Hand
und dcr dinier j;oj mißtraute ihr,
nicht ihrem Patrirtlömus, denn
in der ertcioigiiiig der ungarijchcn
Erde ind alle Karinen einig, euer
ihrer Eüij.cht. Es ist em ofjeneö
Gchciiiinis. daß die Partei jtaroii)! in
ihren demotrniZen Sympaihieit
durchaus nach Frantreich und Eng
land orientiert it; besonders letzteres
ist a!ö das Asyl l:t ungarischen (jrei
heitblsmpser im Lande immer beiiebt
gewesen. Tas trat in den lcjjitn
Hießen und Interpellationen der Par
teiiührer Ho,Io, de eyr bemalkllen
Potonyi und des Grasen Karviyi
selbst deutlich heibvr. Ungarn glaubt
in diesem Kriege nichls geivinnen
und alles verHeien zu können, und
deshalb sucht eS den .anständigen
Frieden", wie Hollo stigit. Tie
-,chajiung eines .Mitteleuropa", je
der Äerjuch, Ungarn in einen gro
ßeren taatenverband zu bringen,
widersteht d ungarijchen Geiste
und Tisza ha: hierin, wie auch in
den neuen .Ausgleichs"'Äerhandlun
gen mit Oesterreich, allen solchen Aer
suchen widerstanden. Tie Enttäu
schungen und Sorgen, die Angst vor
einer deutschen .Turchdringung", das
Empfinden, daß schwere politiche und
militärische Fchler geschehen sind, ta
men dann m den Reichstagöreden
zum AuS Druck. Nach zwei Jahren,
in denen man aus der Monarchie nur
amtlich gefärbte und zurechtzemachle
Berichte hörte, kam auf einmal de.S
Äolk zum Wort. Würdig, besorgt,
nicht furchtsam: Anklagen. Ankündi
gunz der Verantwortlichkeiten, die
sur die Zukunft angemeldet werden.
Wenn dereinst die Zurückhaltung keine
Notwendigkeit mehr sein wird, darf
man schwere Kämpfe erwarten. Sie
fan Tisza ist stark, aber vielleicht
nicht stark genug, sie zu bestehen.
Einmal, ein einziges Mal hörte man
die Stimme Ungarns. Nun umdon
nern das schwergeprüfte Land wie
der im Norden, Osten, Süden die
Kanonen, donnern so laut, daß seine
Stimme schweigen muß. Jetzt spre
chen nicht mehr feine Abgeordneten,
sondern die Balnas", die tapferen
ungarischen Soldaten, sprechen mst
Kmnpfteule, Gewehr und Handgra
nate.
Wertvolle Konstanftalt.
Jicae. Kunsignvkriemnleum i
in
schwediiche Sladt Gitenburg.
In Gotenburg. Schwedens bedeu
tenoster Handelsnodt, ist dieser Tage
nach langen Aorarbeiten ein stattliches
und durch seinen Inhalt sehr dedeu
tendes Kunstgeweroemuseum eröffnet
worden. Es ist aus der hochherzigen
Schenkung der Herren Wilhelm und
August $öhß hervorgegangen und
verfolgt, dem Charakter der Stadt
entsprechend, von Hause aus den prak
tischen Zweck einer Sammlung für
den Anzchauungsunterricht und ist
Kahn auch reichlich mit Vortrzgs
und Ausstellungsfälen ausgestattet.
Ueber den Bau und seine Einrichtung
wird gemeldet:
Der neucrrichtete Bau, der ohne un
nützen Prunk in gediegenem Stile er
richtet ist. umfaßt drei Stockwerke,
von denen das oberste dem ausländi
schen Kunflgewerbe gewidmet ist. Hier
ist eine der glänzendsten Abteilungen
deS Museums aufgestellt: die für chi
nestsche und japanische Kunst. Zwei
verschiedenen Erpeditionen nach Ost
asien ist es gelungen, aus beiden Län
dern ganz ausgezeichnete Proben deö
ostasiaiiichen KunftfleißeS heimzubrin
gen: zu den merkwürdigsten Stücken
gehört u. a. ein chinesisches Monda
rivengewand, dessen Rücken mit nicht
k?niger Is 30,000 echten Perlen be
stickt ist und das trotz dieser Pracht
eine unaufdringliche und echt künst
lerische dekorative Wirkung ausübt.
Mit dieser Abteilung wetteifert im
Mittelstockwerk die Sammlung von
Kuufteinbänden, die ihrem Werte nach
vnter den Versammlungen dieses
Gebietes an fünfter Stelle kommt.
Hier stößt man auf Kostbarkeiten al
lerersten Rangeö; so find feit Franz
I. sämtliche französischen Könige, Kö
niginntn und Königsmaikressen mit
ihren prachtvollen Büchereinbänden
vertrete; auch ist ti gelungen, neu
Bände auS der Büchersammlung der
Königin Christine von Schweden zu
sammenzubringen. Nächst dem Lati
kan ist die! die umfänglichste Samm
lunz von Büchern. der Königin. Zu
erwähnen sind ferner des grobe Archi
' tektursaal, sowie die ganz hervorra
' aende Sammlung moderner Webe
kunft. Die stattliche und praktisch ein
?erichtete große Galerie, in der die
e Abteilung aufgestellt ist, ist zu ei
I ner Art Pantheon der im moderne
Schweden so hoch entwickelten natio
! nalen Webekunft geworden. Die Mo
I beltunst ist durch eine Reihe geschmack
voller, stilechter Jnnenräume vertre
ten. Tie Stadt Goteuburg, die in
neuerer Zeit überhaupt einen außeror,
dentlich bedeutenden Anteil am schwe
dischen Kultur und Lildungsleben
aenomineii hat. hat durch diese neue
Museum eine Sammlung von unge
wohnlichem Werte und zugleich eine
neue Anziehung erhalten, die künftig
wohl auch manch? Fremden nach der
interessanten Stadt locken dürfte.
Stma 1000 Jndiannsplkchrn.
Lcnnini kwisskr Grnndgekkhk kann
idr Sldii, tkleichtexn.
Dem Amte der Amerikanischen
Ethnologie (Bölkeraltertumskunde)
vom Smithsonschen Institut gehen
merkwürdigerweise noch heute oft
Anfragen nach dem .indianischen
Wort" für diesen oder jmen Begriff
zu. In Wirklichkeit gibt ,s so
etwaS wie eine .Jndianersprache"
in Amerika nicht.
ES gibt jedoch in unserer Zeit an
die tausend Jndianersprachen in
Amerika, und davon entfallen allein
etwa 500 auf Nordamerika, nördlich
von Merjko!' Daher ist es gerade
zu unmöglich. .daS" indianische
Wort zu finden, welches dem be
treffenden Begriff entspricht. Man
kann den Begriff in der Sprache
eines bestimmten indianischen Stam
mes wiedergeben, und vielleicht auch
daS nur notdurstig. In den mei
ften Fällen wchl will der Fragellel
ler. ohne sich selbst darüber klar zu
sein, einfach wissen, wie das betres
sende Wort in der Sprache der
Siouz, Telawares, Cherokefen, Ce
necaS oder anderer Stämme lautet,
welche früher in feiner Nachbarschaft
gehaust haben oder noch Hansen, resp,
der Ausdruck nur eines der Stäm
me. Selbst manche Weiße, welche
etliche Jahre auf der Reservation ei
nes solchen Stammes gelebt haben,
verfallen mitunter in den Fehler,
von der Sprache, die sie ort ge
hört, oder von einigen hundert auf
geschnappten Worten all .der" Cpra
che der Rasse zu reden. Sie sind
ungefähr mit jenen biederen Einwan
derern im Osten zu vergleichen, wel
che in New Aork oder Hoboke dem
grünen Fremden gern erzählen, wie
man eS in Amerika macht".
Auf der Panama-Pacific'Welt
ausstellung zu San Francisco wur
de von dem obengenannten Bureau
auch ein großes Plakat in Gestalt
einer Tafel ausgestellt, welche die
Zahl und Mannigfaltigkeit indiani
scher Sprachen nördlich von Mexiko
veranschaulichen sollte. Diese Zu
sammenstellung war nicht einmal
vollständig, umfaßt ober 33 große
Familiengruppen und 167 verfchie
denk, Stämme. Es zeigten sich da
noch mehr und größere Sprachunter
schiede, als zwischen den zivilisierten
Völkern anderer Erdteile.
Nur ein Wort wurde dabei in
verschiedenen indianischen Wiederga
den vorgeführt, nämlich daS Wort
.Mensch". Jeder der Hunderte In
dianerstämme hat dafür eine andere
Wendung. Co sagt der Cherokese
?)unroi", sein früherer Nachbar vom
Creek-Stamme .Jsti"; der Algon
quiN'Tklaware sagt .Lenno' oder
Lenape", aber wenn es eine männ
liche Person ist, wendet er daS Wort
.In" an; der östliche und der zen
trale Eskimo bedienen sich hierfür
des Wortes .Jnuit", während der
Aleule, obwohl ziemlich nahe mit
dem Eskimo verwandt, .Aliwut"
sagt; der Zuni-Jndianer hat für
Mensch Kive", und der Osage sagt
.?:ikaschiga" usw.
So fchwe? sind die zahlreichen
Jndianersprachen zu verzeichnen, daß
schon vor längerer Zeit der Amerika
Nische Anthropologische Verband sich
veranlaßt sah, einen Ausschuß zu
ernennen, um eine einheitlich Me
thode für die Aufzeichnung dieser
Sprachen auszuarbeiten, welche als
dann maßgebend sein sollte. Nach
saurer Arbeit Hot dieser Ausschuß
einen Bericht erstattet, , der jüngst
vom Smithsonschen Institut veröf
fentlicht worden ist und den Titel
führt: .Lautliche Verzeichnung in
dianischer Sprachen". Der Bericht
ist sehr beifällig aufgenommen wor
den. ober sein Wert geht kaum über
Fachkreise hinaus. i
Man könnte das Studium der
indianischen Sprachen, auch bei
einer vollständigen Darstellung durch
die Schrift, .riefengroh, Hoffnung
los" nennen, wenn nicht der glück
liche Umstand wgre, daß sie sich im
merhin in verwandtschaftliche Grup
pen ordnen lafsn, und jede Gruppe
sich ouf gemeinsame Grundgesetze
aufbaut. Der berühmte deutsche
Sprachforscher Grimm hat sich nicht
mit Jndianersprachen speziell be
schäftigt; aber gewisse Gesetze und
Regeln, welche er ermittelt hat, sind
für alle Sprachen der Welt nwend
bar. So u. a. daS Gesetz, daß in
allen Sprachen, fc mit einander
verwandt sind, gewisse Konsonanten
in den Worten, die zum Ausdruck
desselben Wegriffek dienen, allemal
einander entsprechen. Darauf beruh.
! beispielsweise die Verwandtschaft ;
''.. .. 11. i ,i(M
vo ,va , .val , '"'
In Anwendung dieser Gesetze und
Regeln ouf die Jndianersprachen
kann ein Philologe dasselbe Wort in
allen Verkleidungen erkennen, soweit
dieselbe große Cpmchknfamilie tn
Betracht kommt, auch unter Embe
ziehung aller Dialekte. Er 6at ,
nickt nötig, jed, einzelne Sprache
zu studieren; k, genügt suk auewks.
fcnschaftlichen Zwecke wenigsten,
trenn er die eine cd die andere
Sprache näher kennt und die de
sagten Familiensiesktze sich zum Lett
saden dienen läßt.
Znm Schlitze BcncdigS.
VlaSttgkln kgcn SchSdigun in x
unenstadt durch erdomben.
Der italienische Korrespondent Cui
gi Barzini berichtet iita die in Äene
big getroffenen Saoollehrunge
gegen Fliegerbomben:
Wenn man die Hunderte von Ge
schössen bedenkt, die in den leteil Mo
naten über Venedig akwsrsen
wurden, und den gei'ngeii chaoen
daneben hält, so muß n,an wohl ge
stehen, daß die SchlldLorrichtunen
sehr wirksam spielen. Frcilicu. jcoe.
,,ck ki, nerinaüe Sch,ldall!ig ier
, Lngunenstaöt bedeutet einen umrsetz
1 lichen Verlust. Neom dcn wirklich
, angerichteten gilt es a:er auch die ver
! mi'edknen Lerivustungen ins Auge zu
I fassen. Es gilt, den unermeßlichen
' Schaden zu bedenken., der der Stadt
hätte zuge,ügt wcröen können, wenn
die Angreifer freie; Feld gesunden
hätten. Wicht immer ist es möglich, "i
die Äcrluste zu erteilen, die teil
1 Feind Lei sc.nen nacht., chen Fiüze
tref icn. Man sieht o.u einmal etwaS
I Brennendes mcoerjlü.zcn und int
1 Meer verschwinden. Äler es können
! Monate vergehen, bis man auf Um.
wegen etwas von ge,a!,enen Fliegern
und von vernichteten Aioplanen ver
nimmt. So fand in der Nacht deö 13.
August einer der testen österreichische
Flieger den 2oö über Venedig. Eben
so wenig werden alle günstigen Er
folge der Fliegcrabivehr bekannt. Hun
derte von Menfchtnlften weiten ge
rettet durch das Alarmzeichen, das
die Bevölkerung ma'.t, Zuflucht zu
suchen. Aber man stell, sich kaum vor,
wie diele telephonische, telegraphische
und radiographijche Posten u. HorÄ
pationen auf dein Meer und an dcn
Ufern erforderlich sind, um Venedig
beizeiten .Achtung!" u.urufen. Nur .
ein wahres Wunder sorgfältiger Vor,
lcreitung macht es möglich, daß alle
Strandbattericn im richtigen Augen
blick mit dem Feuer einten, es ein
stellen und wieder aufnehmen, als ob
eS sich um die Artillerie eine einzigen
von der Kommandoliiäe aus gelei
telen Kriegsschiffes hai.deltc.
In einer stillen Kammer werden
unablässig alle Flüge des Feindes im
Kriegsgebiet verfolgt. Von Venedig
aus wird jede ösiercechische Flug
zeug beobachtet, auch w'nn es in wei
tesier Ferne schwidt, ES niro einge
tragen auf der topozraxl'ijchcn Karte;
sobald seine Nichtui'g ermittelt ist,
tritt auch der Mechanismus der Ab
wehr in Tätigkeit. Venedig ist dem
Angriff aus den Lüften weit mehr
ausgesetzt als irgens eine andere
Stadt. Der Feind kommt aus ver
xauic aus es zu, uno aus oer Ajujte
muß er gemeldet werben. Leider ist
dies bei Nacht noch unmöglich. Hoff
nungen, die in dieser Richtung die
kranzoien yegten, hauen sich als trü
gerisch erwiesen. So Ic.nge ein Flug
zeug bei nächtlicher Fahrt seine
Scheinwerfer nicht aufflammen läßt,
bittet es kein Ziel, ist es unfaßbar.
Das Abwehr-Flugzeug ist in der Fin
sternis blind und stumm. Auch ,N
England sind alle die großartigen
Borkehrungen zur Verteidigung Lon
dons gegen die Zeppeline bei Naebt
wirkungslos; die englischen Flugzeuge -müssen
die Morgendämmerung abwar
ten. um die Verfolgung aufzunehmen.
Einstweilen wirkt des Nachts nur di
Kanone gegen den Acrvplan. '
Aber die Kanone genügt nicht. Je,
denfalls genügen die schweren Ge
schütze nicht zum Schutze von Venedig,
dessen letzten Pflastersiein man gerne'
gesichert wüßte. Ihre Leiter und die
ausführenden Kräfte verdienen lthi
Dank des Landes. Bis jetzt ist ti
ihnen gelungen, das glorreiche Erbe
der Kunst au erball'n. tu, m.
v 1 w Iw'V
nedig sollte mehr geschehen. Nsch be
steht ein Gegensatz zischen unsern
Wünschen und den Möglichkeiten, über
die die heutige Kriegskunst verfügt.
Bon diesem Standpunkt ouS begreift
ma. daß in dieser Stadt eine gewisse
Unzufriedenheit herrscht und daß un
ter den Prokurazien phantastische Plä.
ne auSgeheckt werden. Der eine möchte
uun un -Maiio un? dcm Dogen
Palast Metallnetze aufspannen, un
anderer Panzerdächer wie Regenschir
r ui uzn uniiroeiien Venedigs
einrichten. Und die Aäter solcher Ge -'
danken sind vielleicht o.cselen. tie die '
Serkleidung der kostbarsten Bauten '
mit Sandsäcken als übertriebene
Aengst.'ichkeit verlachten. Allein die
solche Pläne schmieden, verdienen kei ,
nen Spott: in ihrer leidenschaftlichen (
Liebe zu Venedig fordern sie vom
Fabelreich. wo die Wirklichkeit ihnen
nicht geben kann.
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