Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 13, 1916, Image 2

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siindenk Lücken aus, die
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KmZtt den Tag zu Tag größer' wer
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N'dem auch der letzte Landsturm zur
AuZbildung herangezogen wurde, dachte
man im Stille- vielleicht, nun würde
sich die Abwesenheit so, vieler Männer
Körend bemerkbar machen Aber die
Annahme ging gottlob - fehl, die
deutschen Frauen - erbrachten schon in
tunr Zeit den Beweis, daß sie den im
Tiensie des VsterlandeZ stehenden Mann
wsh! zu ersehen, wußten und daß sie
vor den schn?ierigsten und anstrengend'
slen Arbeile richt zurückschrecken.
Heuemng der
ie haben rn Bezug' auf
ß)S gute Hauswirtschaft irnä
. lange genug in ziemlich
ouSgetretenen Geleisen be
Weg dürfe. E wie die Mutter ti
einst gemacht hatte, war es recht gewesen,
und dieser oder jener Artikel mußte ein
fach zur Herstellung irgend eines Gerich
teS Lerwenoet werden. Run hat sich aber
mit einem Schlage alles verändert, und
da heißt es denn neue Wege suchen, um
die Lebensbedürfnisse der Familie an
gemessen zu befriedigen. Mancher der
ior un! bisher für nötig erachteten
Speise zutaten sind knapper und teurer
morden, dazu ha! noch tas Wirt
schaftZzeld in vielen Fällen eine Wer-
, mmderuög erfahren. So wechseln die
Einnahmen und Ausgaben fortwährend
ym Nachteil der Hausfrau, der
cs nun überlasten bleibt, in einer schein
bar untergeordneten Tätigkeit ein Wir-,
Kn von nachhaltigster Bedeutung zu ent
f iltert. Das häusliche wirtschaftliche
fcklid, welches an und für sich nicht fs
o'rikig anufchlagm ist, wie es oft ge
fSich't, bildet heute einen Gegenstand v,
Heck's: Wichtigkeit. Tüchtige, im Haus
wesen erfahrene Frauen sahen schon
r,',:!'st ,W'or es durch Ezpcrie festgestellt
wie die Verteuerung der unent
l'7lick,'!ea Brdurfniffe des Menschen
sümabliq größere Fortschritte mächte
. , und bemübtc sich eifrig, den ungewohn
hr VerhäZWiffen Rechnung zu tragen.
eS doch jede gute Gattin und
M't, die Zufriedenheit ihr Lebens-?-fährtm
zu gewinnen, und die geliebten
ilirin rotwangig und munter um sich
g-l sthea. Ma kann noch so viel arau
mkniienn, daß es jetzt hauptsächlich auf
di' ausreichende Sättigung ankomme,
swr es soll doch auch schmecken! Mit
geringeren Geldmitteln bei erhöhten
Preisn M wirtschaften ist wahrstes nicht
Zeicht, eber eine Sache der Intelligenz.
. uns i-o.ii gehören noch ein gutes Teil
Lnverdrossenheit. eine rege Ersindungs
s?bk. el'.rne Selbstzucht und die weit
j 'ntSe Sparsamkeit.
' T'm't oirx unter solchen enchwerkn
'-q Lftsk-dn ihr Soll und Habe im
i,'!i,!'ux bleibe, muß jede Frau ihre
üui Vx-xi'Mt hinsichtlich der Koch
tni t'rt ivn:4 ablegen und sich dabkl
d z Lc!-:znd'S'ihrez"Gottm versichern,
ie d"kf auch niemals denken, daß, ,dek
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Qä zjz& ju gu
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Der weibliche Briefträger hat e! ge
wiß nicht leicht, besonders in den
Städten mit hohen Häusern. E! ist
wirklich keine Kleinigkeit, mit der ohl
gefüllten Pofttasche mehrmals des Ta
gez treppauf treppab zu wandern und
dann von Hau zu Haus zu gehen, ganz
gleich, ob die Sonne scheint oder der
Regen in Strömen herabgiekt. Auf der
Straffe sehen die Briefträgerinnen'
mit ihren flotten, kleidsamen Mützen
ebenso flott und sympathisch aus, ie
die schon des Längeren im Dienst stehen
den Straßenbahnschasfnerinnen, aber
gerade wir Fraum, die mir in einer
wohlgeordneten Häuslichkeit leben, wenn
auch vielleicht beruflich tätig, wollen doch
nickzt vergessen, daß diese beiden Berufe
recht mühsam sind und große Anforde
rangen an die Gesundheit ihrer Träge
rinnen stellen.
Leöensmiitel.
len, sondern rechne sich genau vor, wie
diel dieses tägliche Wenig im Lause von
Wochen oder Monaten ausmacht. Tann
wird sie staunen, welche Zahlen ihr da
in die Augen springen!
Eine im April dies Jahres im
Staate Wafhington aufgenommene Sta
tistik. bei welcher die in jüngster Zeit ein
getretenen Steigerungen noch nicht in
Anrechnung gebracht wurden, ergab eine
Erhöhung von zehn Prozent für die
allernötiaftcn Lebensmitiel; ferner teilt
die Getreidebörse in Chicago soeben mit.
daß der unerhörte Preis d Mehl,
wie es seit dem Bürgerkriege nicht dage
Wesen, noch immer im Zunehmen begrif
fen sei. Da sinnt nun die Hausfrau
Tag und ?iacht, wie und wovon sie in
Zukunft die kleinen Mäulchen satt be
kommen soll, und wird ihr dabei oft
recht beklommen zu Mute. Denn nach
dem Brot, dieser lieben, täglichen Got
tesgabe. greifen die rosigen Paischhand
eben unfern Kleinen doch am allerersten!
Wir kennen ti ati das einfachste und
natürlichste Nahrungsmittel oller Klas
sen, und darum macht sich auch seine
Preisbewegung bei der Bevölkerung am
stärksten bemerkbar. Bon Alte her
ward es als eine der bedeutsamste Auf
gaben jedes Staates angesehen, seinen
Bewohnern möglichst billiges Brot zu
verschaffen und einer Teuerung entgegen
zu wirken.' Seine Herstellung wie auch
fein Gewicht standen stets unter polizei
licher Bewachung und wurden streng
kontrolliert. Oft jedoch fehlte such
nicht an künstNcden Manipulationen, die
Preise für Mehl und Getreide im Jnter
esse gewissenloser Spekulanten unnatür
lich in die Höhe zu treiben, was zur
Folae hatte, daß das Publikum sich solche
Uekrariffe energisch verbat. Und auch
beute sollte jeder, die Hausfrau an der
Spitze, an maßgebender Stelle h s n p i
fachlich gegen die Brotverteuerung
sich ernstlich wehren! Den von wem
sonst als von ibr, die da emsig waltet
im häusliche Kreist, wird cm ehesten
die Beschaffung von Ersatzmitteln für
kaum mehr zu ersebwinqnide NahruugK
Produkte gefordert, besonders von solchen,
die n die Stelle des Brotes treten, zu
gleich aber ouck, denselben Näbrweit be
schen sollen? 23 i t die Hausfrau diefek
anräna.! und fertig bringt, hängt eben
-von ibrer Geschicklichkeit und Opferftkude
b. Wo foat ibr naK. daß sie st ihren
!:(?, hr'nffitt verstünde, nun. an
ihr ist jj'r'itf'ji, km g?sß ihn
'II - ,... .-AJs . . . , -g,M-" w
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j ' U. n jMl,
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Das gleiche gilt fron der Sch.ittf-.n-sterputzerin.
die bei Wind und Weiter
ihres .hohen" Amtes waltet und in B
zug auf Schnelligkeit und Griindlichkcit
ihren ehkmaligui Kollegen nickts nach
gibt. Mit dem Eimer in der Hand, das
Leder malerisch übe: die Schulte? ge
schlungen, die Leiter fest im Arm. fo
sieht man sie am friiben morgen zur Ar
!it gehen und im Verlauf des ?ag,Z
ibr Hansmerk bald hier, bald dort ane
Üben und den teueren Spiegelsckxiben
neuen Glanz verleihen. -
Aber auch beim Kodlentragen und bei
der Kehrickjtabfuhr sieht man vicl Jrauen
in deutschen Städte am Werk. , Sie
liefern den Beweis, daß daS zarte Ge
schlecht" im Notfall wohl seinen Mann
stellt und zwar in des Wortes bester Be
deutung. Die gleiche Beobachtung
drängt sich einem auf, wenn man die
Liebes- und Schaffenskraft ist.
Schon in den frühesten Zeiten des Al
tertums lag der Frau die Bereitung des
Brotes ob, und unter welchen primitiven
Berhältniffen vollzog sie einst diese
Wübe! Heute, wo ihr die neuesten indu
ftriellen Einrichtungen zu Gebote stehen,
liehe sie sich doch ungleich leichter aus
führen! Man wird einzuwenden haben,
daß auch die Zutaten zur eigenen Fabri
kaiion um fo vieles teurer geworden und
darum keine Ersparnisse an Geld dabei
zu erzielen seien. Aber es kommt doch
auf einen Versuch an. Ich weiß von
einem Fall, wo die Hausfrau es wa
ren freilich mehrere Personen in der Ja
milie durch Selbstbacken wöchentlich
ein bis zwei Dollars erübrigte. Und
wie ausgezeichnet mundete und bekam
dieses wunderbare Home made" ihren
Lieben zum Frühstück und Lunch, befon
de das Roggen- (Schwarz) Brot, wel
ches gut susgebacken und nicht frisch ge
offen, von fo großer Nährkraft ist.
Natürlich kann das hier Angeführte
nur Anregung geben und den kundigen
und findigen Hausfrauen neue Gesichts
punkte und Bedingungen eröffnen, auf
deren Grundloge sie auf die brennende
Frage: JBt ernähre ich die Meinen
schmackhaft und fparfam?" naher ein
gehen können. Koch und Baetrezepte
kann ich nickt hier, wohl aber an anderer
Stelle bringen, und jede Hausfrau weiß
auch, daß Probieren über Studieren geht.
Was wir im engeren Kreise leisten und
erhalten, ist zwar nur Kleinarbeit, aber
eö gehört doch mehr Verstand dazu. IS
manche Leute zugestehen wollen, und in
diesem bescheidene Wirken ruh! viel
Eelbstentäußernng und manches stille
Heldentum!
Leöensregelu. ,
Wir müssen innerlich ein wenig an.unS
arbeiten und suchen, milder in unserm
Urteil, anspruchsloser in unsern For
derungen zu werden. Wir müssen an
fangen, die Leute zu nehmen, wie sie sind,
und zur Erleichterung der Arbeit immer
eingedenk sein, daß in Nord und Süd,
West und Oft immer wieder die alte Ge
schiebt ist, daß ir selber die Fehler tei.
leg, dir wir au ander rügen und der
dämmen. ,
Die Gelegenheit, den Menschen große
Dienste zu erweisen, ist nicht sehr häufig,
dagegen kann man vf Schritt und Tritt
jemandem eine kleine Freude machen,
wnm eS such bloß ei freundlicher Gruß
wäre, der fckon manches einsame und
fruvenarm? Takein wie ein Ssnnb'ick
,.e:
erhellen kann.
60
Frauen im Gewerbe sieht, die rasch en!
schloffen den abwesenden Gatten vertre
im. den Schmiedhammer schwingen.
Srot backen, die Schuhe besohlen und
gar den Ranchfzng reinigen. Meister
und Meisterinnen find ti in der Tat,
Meisterinnen aai der Natmndigkeit her
orgeaanIen und mit praktischer Änpas
sunz sich der rikgzzeit fügenö.
Selbst beim Straßen- und Eilen
bahnbau kann man Frauen sehen, die
frisch und fröhlich ihr Tagwerk ollbrin
gen. Und in Oesterreich gibt es sogar
weibliche Postkutscher, die sehr sicher und
gewandt ihren Tienft verseben uns so
ernst und gelassen auf ihren Sitzen thro
nen, daß man wodl merkt, wie sie sich
der BerantortZickkeit ihrer Vertretung
bewußt sind. Es ist ihnen keine An
streuguug uns keine Arbeit zu groß
Urberttiedenc
Bazillcnsurcht.
Seit die ärztliche Wissenschaft die
Ursache einer großen Reihe von Krank
heilen in den kleinen 5trantheit-erregern.
den Bazillen. gesunden hat. besteht die
Krankheitsfuiäit mancher Leute fast
oussckticßlich in der Bazillensurcht. Es
gibt Menfcken, die kein rohes Obst essen,
weil auf die Gefahren des Obstgenusses
ärztlicherseits in Zeiten hingewiesen
wurde, in denen z. B. eine Cholcraepi
demie drohte Denn jemand, der einen
auch nur ' katarrhalisch kranken Darm
hat, wird naturgemäß einer Cholera
Infektion leichter zugänglich fein als ein
gefunder Mensch. Aber wo steht es ge
schrieben, daß der Obstgenuß an sich den
Menschen Zrauk mackien muh? Gewiß
kann die Schale des Obstes, die von vie
len, nicht immer ganz reinen Händen
angefaßt wird, auch eine Fülle von
KrankhcitAeiinen Kram, und man wird
selbstverständlich sckon aus Gründen der
Reinlichkeit Obst, das sich schälen läßt,
von seiner Schale befreien. Aber es ist
natürlich übertriebene Vorsicht, wenn
manche Menschen, die von einer grausen
Bazillcnfuicht befallen sind. Obst in des.
infizierte, womöglich noch stark riechende
Flüssigkeiten eintauchen und erst so Prä
pariert überhaupt in di Hand nehmen.
Eine hübsche Anekdote wird von einem
auf dem Gebiete der Jnfektionskrankhei
tm Zebr verdienten Gelehrten erzahlt.
Diese Leuchte der Wissenschaft aß ein
mal Weintrauben und tauchte die
Beeren wie üblich, in einen mit Wasser
gefüllten Traubenspüler. Nachdem der
Gelehrte die Trauben verzehrt hatte,
trank er in seine: Zerstreutheit das Was
ser aus. Geschadet hat ihm das nichts;
und so geht cs wohl mit der überwiegen
de Wen von Schädlickkeiten. die man
dem Einsluß der Bazillen zuschreibt;
sonst wäre es ja ganz unverständlich,
daß man. ohne bestandig krank zu wer
den, überhaupt atmen darf. Wer sich
eine ungefähre Vorstellung vsa dem
Reichtum der Luft an Keimen im allge
meinen, unter denen natürlich such ent
sprechend diele Krankheitserreger sich be
finden, machen will, der beobachte ein
mal die sogenannten .Connenstäub
cheri. In einem ganz feinen Luftsirah!
lewegen sich schon diele Millionen Par
Welchen, unter denen sich natürlich eine
große Menge von Krankheitserregern
ipsthogene Mikroorganismen) feststellen
läßt. Ueberiragt man das aber auf die
gewaltige Luftwaffe, die auch nur ein
,Z'!t?,n fluStlillt, fs Wird rnon sich den
sie alle wissen, wie auch ihre Tätigkeit
dazu beiiriigt, dem Vaterland den end
gültigen Sieg zu sichern.
WunderbareZ haben die Frauen bei
der Bestellung der Saaten und Herein
sebaffen der Ernte geleistet. Alt und
jung hat mit Hand angelegt big daZ
Werk getan und der Segen der Felder
in den Steuern geborgen war. Tann
erst gab es ein Aufatmen, daß auch der
sel-limmfie der Feinde, der Hunger, durch
ihr Eintüten verjagt war. Fürwahr
die Fre,uen baÄn Großes während die
ser Zeit geleistet.
Der in Teutscbland fehr in Aufnahm:
gekommene Schattenriß (Silhouette) hat
die kricgsirait" in solch drastisch an
sekaulicher Weise gemalt", daß wir un
fern Leserinnen mit der Wiedergabe ge
wiß eine angenehmes Untcrhaliungs
stündchen bereiten werden.
der ungeheuren Zahl solcher Keime einen
Begriff machen können. Selbstverständ
lich ist es falsch, hieraus nun etwa den
Schluß zu ziehen, daß die Jnfektionser
reger etwas Gleichgültiges sind; davon
kaun natürlich keine Rede sein. Die krank
machende Wirkung der sogenannten
pathogenen kleinen Lebewesen ist eine
Tatsache. Es soll mit diesen Ausfuh
rungen aber eine übertriebene Furcht vor
solchen Krankheitökeimrn verhindert
werden. Gewiß muß jeder Kranle, der
sich eine Wunde zugezogen hat, einen
Arzt aussuchen, nd nicht einer !!u
gen' Frau Gevatterin überlassen, eine
solche Wunde durch Auflegen von
Cvinnenwebk und anderen, wenn mög
lich noch unappetitlicheren Dingen zu
mißhandrln, und auf diese Weise die
Einsuhr von Krankheitskeimen geradezu
zu fördern. Auch fönst namentlich bei
den Infektionskrankheiten der Kinder
sollte es nur den Anordnungen des Arz
tes überlassen bleiben, was er gegen die
drohende Infektionsgefahr für die Um
gebung des Kranken anzuordnen für
richtig findet. Man wird oft genug er
staunt fein, mit wie scheinbar geringen
Mitteln ein Arzt auskommen kann, wo
der Laie wer weiß wie energische Des
infektionsmiltel für angezeigt hält. Oft
genügt schon die Isolierung des Kran
ken: meistens tut es bei einer Wunde ein
abschließender Verband, um jede Gefahr
zu vermeide. Kurzum, der Rat d
Arztes wirr, in vielen Fällen zuverläs
siger uud dabei diel billiger sein als alle
gutgemeinten, aber schlecht verstandenen
und meistens weit über das Ziel hinaus
schießenden Wahrheiten einer Person,
die von den Bazillen .etwas weiß".
Die Kenntnis der Bazillen als
Krankheitserreger darf in keinem Falle
dazu Veranlassung geben, sich ?cr ih,n
zu fürchten; erst dann wird das Wissen
von dem Wesen der Infektionserreger
den wissenden Menschen zu einem im
Kampf gegen die Bazillen mächtigen
Gegner machen, der dem Feinde, weil er
ihn kennt, inS Auge sieht und sich nicht
vor ihm verkriecht.
Lebensweisheit.
Es ist beschämend, da k l u g gewesen
in sein, wo andere, edel gewesen sind.
Ein Edler glaubt immer zu wenig,
ein Unedler stets zu diel getan zu haben.
Einem Egoisten gegenüber ist der
Egoismus Notwehr.
Unglückliche Ehemänner sind die
xi!n?!l!chstkn Veamten.
iv vv . v v'-x-
(5ine deutsche Kgchknpsanocrei librr Erlbstrrscbtc?.
Von Anna Echwnbacher.
Na. du hast aber nicht schlecht ein
gehamstert." lachte mir meine Freundin
Hanna entgegen, als wir uns kürzlich
auf dem Markte trafen. .Recht hast du
ja, denn morgen ist Sonntag. Aber was
scd' ich? Teim Markttasche ist ja halb
voll mit Morrübcn? Das sind minde
stens '
.Zehn Pfund Mohrrüben," bestätigte
ich prompt einspringend, um der Freun
tin Hirnkasten vor unnötigen Strapazen
zu bewahren, ,das Pfund zu sü-s Psen
nig ich lange etiva acht Tage damit."
.Bloß acht Tage mit zehn Pfund
Mohrrüben?" wunderte sich Haa. na
hör' mal, da gibt's wohl bei euch Mohr
riidcnsuppe. Mohrrübengemüst: und
Wohnütxnlompott 5"
Ziemlich richtig kombiniert, Frau
Doktor." lachte ich jetzt in Frohlaune,
und nach einem liebkosenden Blick auf
meine roten Freundinnen 'n dem Markt
ncde setc ich binzu: und wenn d., jetzt
noch hinzufügst: Mohrrübensalat und
Mohrrllbensüßspeisk. dann hast du ganz
ins Zentrum getroffen."
Wirklich?" fragte meine Freundin,
als vernünftige, lernbegierige Hausfrau
sofort aus meinem Scherz den ernsten
kern herausfindend, tu, das mußt du
mir näher erklären. Komm, ich helie dir
deine schwere Tasche nach Hause tragen.
Es ist ja noeb früh, und mein stärkt
gcing wird noch rechtzeitig erledigt. Da
für kMst du mir einen kleinen, belehren
den Betrag über deine Helferin im
Kriegsha!?haZt."
Ja. H,na. das ist sie mir geworden
in dieser schweren Zeit. Fr her kannte
ich sie nur als Gemüse und Sup' engrün.
Darüber brauche ich dir nichts zu sagen.
Das weißt du selbst. Aber ib einmal
acht." hier waren wir vor meiner Tür
angelangt, was wir sonst alles aus
diesem lauge nicht genug gfschäbtcn Ge
wiicks herstellen werden. Wir sind ganz
ungestört in unserem Kiichenlaborato
mim. Mein Main? kommt beute sehr
spät, die Kinder sind in der Schule, und
Minna klopft. Aber erst frühstückst du
mit mir!"
Wird gemacht." rief Hanna, aber
gleich in der Küche. Mit einer Stulle in
der Hand " n '
Kommt man durch da! ganze Land,
unterbrach ich, ..besonders, wcnn. wie
hier, gericbeue Mohrrübe statt des Be
kgS darauf i't."
Tu. das schmeckt famos. Aenne."
Und ist besonders nahrhaft für die
Kmder. Tu brauchst nickt mehr s viek
Hamatogen und dcraleichcn. Und zur
Abwechslung koche ich dieses Geriebene
mit ein wenig Wasser. Zucker und einer
Idee Zitronensaft dick ein. Tos gibt
dann Marmelade auf Brot, oder Kom
pott zum Fleisch. Hier, bitte, versuchen.
Du mußt dich heut', wie weiland die
Besucher des Schlaraffenlandes durch
essen. Aber sie ist ebenso leicht bekomm
lich wie nährstosfhaltig."
Nachdem mein Gast mit beifälligem
Kopfnicken die neue Mischung gekostet,
fragte sie: Daß du soeben außer ge.
riebener Mohrrübe drei ganz große
Exemplare, unzerschnitien, nur gepU
in deine Bouillon tatest, das hct wohl
auch etwas zu bedeuten?"
Alles hat etwas zu bedeuten in dieser
ernsten, für uns Hausfrauen besonders
verantwortungsvollen Zeit. Schau, diese
drei Rüben aeben mir für Morgen, wenn
ick den Rett dies, gegen früher um
fast die Hälfte reduzierten Suppen
fleisches sein gewiegt als Boul'"en auf
tische, einen vorzüglichen Salat, der
Kind und Theater.
Die Stellung, die der Mensch in sei
ncr Kindheit bestimmten Erschcinungs
forme des Lebens gegenüber einnimmt,
ist im Großen und Ganzen maßgebend
für die Anschauungen, mit denen er diese
Dinge in der Reise des Lebens betroch
tet. Wir finden es selbstverständlich, daß
wir dem Kinde Respekt vor der Schule.
Ehrfurcht vor den Uebungen der Reti
gion. auch wenn sie dem eigenen Glau
den fremd sind, im zartesten Alter ein
prägen. Schon in früh Kindheit der
binden wir mit dem Begriffe Gericht,
den einer Stätte ernster Vergeltung",
und schon verhältnismäßig zeitig em
vfindet ein Kind die ernste Wcihcstim
mung. die über den Räumen einer Bil
dcrgalerie lagert. Vergebens aber for
scheu wir nach dieser Weihestimmung,
deren Vorhandensein überhaupt für den
Zeitpunkt des erste Theaterbesuches
maßgebend sein sollte, oder nur nach dem
Ausdruck einer gewissen Ehrfurcht, wenn
man mit einem Kinde im Alter von viel
leicht 814 Jahren (denn vor dem 8.
Lebensjahr soll man Kinder am beste
überhaupt nicht ins Theater schicken)
spricht.
Von den Erwachsenen lediglich als
Ort fröhlicher Erholung, ja meistens als
die Stätte seichtester Vergnügungen er
wähnt, erhält das Kind nicht den ge
ringsten Begriff von den kulturellen Auf.
gaben des Theaters. Weder vom Eltern
haus noch von der Schule wird in ern
fter würdiger Mife auf das erzieherische
Moment , hingewiesen, daß das Hören
und Schauen eine guten Theaterstück,
(womit nicht gesagt sein soll, daß das
notwendig ein Klassiker sein muß), in
sich birgt. ' DaS wiederholte Betrachten
edler Körpnformen. deren Bewegungen
künstlerisch diszipliniert erscheinen, er
freut da empfängliche Auge der Ju.
gend und erregt den Wunsch zur Nach
ahmung.. Tos Ohr wird geschärft für
den Klang eincö gesunden, von sprach
lichen Maniericrlhkiteg uns lialclüzcyen
Verstöf,' befreiten Organ,' und last
1 r.t käst wird d?K Eeelenl'Sen d'S kNn
VI....., . .. ., 4jft , Jiit..n -
selbst meinem vielgereisten, verwohiiie,,
Manne sihr khagt. Du schneidest d,e
Rüben in seine Scheiben und machst die
wie jeden anderen Salat an. Nach Ge.
fchmac! etwas Zucker. Dafür kam' du
dann ruhig das teure Ocl sparen, bellen
Nährwert der übrigens reichlich vorkian
dene Zucker vollauf ausuricgt. Und beule
schon profiliere ich von diesen 'üben,
denn sie machen mir meine ouillon be.
dcutcnd kräftiger. Bleibt etwas floh'
riibensalat übrig, mischest du den MY
mit Kartoffeln, und hast linrn terzu.
liehen .Kartoffelsalat. Ebenso mit
Flrischresten vermengt einen feinen jla
iicnifchen." .,
Und weshalb weichtest du wehrn
sechs alte Schrippen in Wass'i ein?
Stehen die etwa auch in irg'ndeincr Be
Ziehung zu deiner Kriegshegcnn.
fragte meine Freundin ,m,c: intercüc'
voller.
3u Bkfehl. Frau Tot
ich
vergnüg! hinter eint in wahren Crnrn
borasso von wieder frisch aerikbeuen
Wohrriibkn hervor das wird unsere
Sonntogespeise. Gib acht, ich bestreue
jcht dieses vier mit einem viertel bis
einem halb Pfund Zucker, durchtränke
dann die Mischung mit deiu Caite emer
Zitrone für siinf Pfennige, rühre alles
gut uiitercinandkr und drücke dann diese
alten Schrippen sechs Stück für zehn
Rcichspfennige aus Leibiükraslk
aus, und vermenge alles tüchtig, Tann
nebme ich von meirnr iiberstttcn Bouillon
einige Löffel Abfchöpsfctt. schmiere d
mit meine Backform, streue sie m,t
Bröseln aus und backe die Cpc'.se eine
Stunde im Gcisbratofcn bei masj'gsr
Hitze. Da diese Speise nicht so übel
nchmisch ist wie H'fknteig. darfst du
ruhig, ohne sie zu Falle zu bri,,gen.
noch ein bis zwei Töpfe im Ofen mit
ihr zusammen kochen, um G ,Z ,,u sparen.
Im Geschmack und wunderbübschen Aus
sehen gleicht diese ?iobr:!i!nspeise dr
in Siicdcutschlar.d so beliebten Hagebut
ten- oder Hifkenmarkspeist. Uno Kostn,'
puult wart mal
0 Nkk rinfirriiln 1 Pf.
32
rf VI'' ,. ' r i u-
Zucker . . . .
Zitrone ....
Bouillonfcti . .
Schrippen . . .
V)
y
Brösel 2
ÖC.s ....... :'
Summa Summarum 5!) Psa.
Großartig!" staunte Hanna. Abe.
sag dach, nichts weilt r kommt hinein?
Kein Ei? Keine Butter?"
Während der Kriegszeit. die nnZ
Frauen als tapfere und weife Lertcidi
gei der vattlläi'.dischen Internen ebenso
braucht wie unsere Männer im F-lde
während dieser großen, schweren Zeit
nichts weiter. Den Nährwert des Eus
ersetzen die drei Pfund Rüben, den der
Butter vollauf das halbe Pfund Zucker.
Später wollen wir uns wieder an Vut
ter und Eiern gütlich tun. Icht aber
überläßt eine deutsche Frau, ohne i'rt
Miene zu verziehen, diese NahrurgSmit
tel den Verwundeten, den Kranken und
unseren schwächlichen Kindern."
Tu, Aenne," sagte Hanna ausstehend
während ich meine Speise in dtn C;tg -schob,
den Suppentopf danebenfetzte, der
, gleich munter weiterbrodelle und mich
daran machte, die Mischung s". meinen .
Salat zu bereiten, du Äenne. wecht
du. was ich jetzt tue? Ich gcl,e au? den
Markt und hole mir für fünfzig Psen
nige zehn Pfund recht große Mohr,
rüden."
des durch eine künstlerisch gehobene Dar
stellung von Lust und Leid. Gut und
Böse weit intensiver gefördert, als durch
die wohlgemeintesten Mahnreden von El
tern und Erziehern. Voraussetzung die
ses Erfolges ist allerdings, daß jene bei
den erzieherischen Faktoren von dorn
herein im Kinde die richtige Vorstellung
von Wert und Würde des Theaters er
zeugen. Vor allem muß der Lehrer, dem
der deutsche und später der Literatur
unterricht anvertraut ist, künstlerische
Bildung genug besitzen, ein Gedicht rhe
torisch einwandfrei zu beherrschen, die
Kind,! bei der Auswahl der zu besuchen
den Stücke zu unterstützen und ihnen vor
ollem die Freude am Theaterbesuch nicht
durch langatmige, häusliche Ausgaben
zu verderben, sondern den Eindruck durch
eine freie, von gehobener Stimmung ge
tragene Aussprache zu vertiefen.
Auf diese Weise ist eS vielleicht mög
lich. unserer Jugend, die unter dem Ein
fluß der Afterkunst der Wandelbilder
Vorstellung jedes Urteil über den Wert
und Unwert theatralischer Vorstellungen
verloren hat, allmählich wieder einer
Veredlung deS künstlerischen GeichmackeS
entgegen zu führen.
Herbst.
Um Berg und Wald ei braun Duft
Urch doch die Weite klar und in;
Ein golddurchwirkt Eezelt die Luft.
Ein Taugclcucht von Blatt und Stein;
Hinüber fern ein Perkenglanz,
Zu. Häupten rote, Blätierkranz,
Der Fluß ein spiegelnder Kristall,
Ein Sonncnfinkeln überall.
Kein Laut umher, als silberhell
Vom Dorf der Glocke Mittagsschall,
AIS eineS Hundes ftrn Gebell.
Das leis verklingt, dos fern verhallt.
Ein Häher, der von Wald zu Wald
Durch' Blau die bunten Flügel spannt;
Ei Fenster glüht wie Diamant.
Ein Grüßen geht von Strahl zu Strahl.
Ein Traum zieht über Flur und Feld,
Ein schweigend Märchen liegt die Welt
Das ist der Herbst, der noch einmal
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theil, die der Tod erkor.
j S lenchkend jkigl, wie nie zuv.
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