Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 08, 1916, Image 2

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Von einem ehemaligen Generalstabsofsizier.
Mißerfolg dcr 3oirniut Kampagne dcr Sntentt bedingt Modifikation
des ailgcmeink Fcldzugielks. Operationsziele an allen Frsntcn
bcdrutcnd niedriger gesteckt. Nußlaud wechselt sein peratioö,',irl
während des Eommers Niederlage NumämcnS bedingt abcrma.
ligen Umschwung. Tie jetzige üffensive der Nüssen gegen Leu,,
berg. Hindenburg's grosier Plan einer entscheidenden Niederwer.
fting Rußlands. -eine bisherige Wirksamkeit als tteneralskabschcf.
giigsam. aber stetig, formen sich
j die militärischen Ereignisse in
Europa, den kolossalen Di-
mensionen des Krieges tut;
sprechend, in die dritte Kriegs'
Phase, nämlich in eine zweite große
Offenfiv-Aktion des zentmieur?vciischcn i
Bundes. 'Die Anstürme der Eniente
A,'liiertcn im Osten, Westen und Lüden
haben ihren Höhepunkt schon iiberscbrit
ten, die geringen Ncsiitate derselben
vermochten auf die grokc Zrriegslage
keimn Einfluß auszuüben und die
sporadischen Anftrenauiige der letzten
Wochen, sind nur noch als das letzte Auf
flaclern des Bmndei anzufehen. welcher
Mitteleuropa zu verzehren bestimmt
war. Die infolge der enormen Verluste
d Entente an Mann und Material
unvermeidliche Reaktion beginnt bereits
recht deutlich in Erscheinung zu treten.
Sie äußert sich nicht nur in dem Herab
sinken der grofzzuzig angelegten ftrategi
schen Kampagne im Westen und Osten
zu isolierten, mehr oder minder lokal
taktischen Unternehmungen, sondern
hauptsächlich in dcr Tatsache, daß die
alliierten Heerführer in bitterer Erkennt
nis des Wißlingens ihrer an den Haupt
fronten verhattnismiiszig gleichzeitig an
gesetzten Offensiö-Jeld,;ügc ihre gegen
wärligcn Operationsziele bedeutend nie
driger gesteckt haben, wie aus offi
ziellen militärischen Uebersichten und
neueren Aeußerungen englischer Staats
mannet entnommen werden kann. Au
der französischen Front will das Tuum
iiat Ioffre-Haig vorläufig nicht, mehr
Frankreich und Belgien sofort von den
Barbaren-Hordm" befreien und die
Deutschen bis an den Rhein zurück
drangen. . Sie sind erheblich bescheiden
gcwordelr., Tie AerwLrbung der deutschen
Ttreit!:öste,und die Erschütterung der
Moral derselben fmd , wie General
Ha:g kürzlich berMpteh das jiioal
kbklhsste, gegenwärtige LpnationsM
t." Eniente-Heeres an der Westsront.
Eine kläglich?,' verschleierte Beschönigung
des mißlungenen strategischen Durch
bruchs-V'ersucheZ und der zu dem Ergeb
nfs' desselben ganz unverhältnismäßig
großen Berlusie. Noch viel deutlicher
, jedoch tritt diese Erscheinung an der
europaischen Hauptfront, der russischen,
'zutage. Beinabt himmelstürmend waren
die her russischen Heeresleitung beim
Beginn der großen Offensive in Wolhy
nicn und Galizien im Juni 1916 zuge,
schriebenen Absichten. Nicht nur die
Durchbrechung und Uufrollung der ge
samten teutonischen Ostfront mit der
damit verknüpften Wiedereroberung Ga
lt.', icnZ und Polens, sondern auch die
völlige Niederwerfung OestcrreichUn
garns und die Herbeiführung der Kriegs
entschtidung in kurzer Zeit stellten die
Grundtendenzen der russischen Offensive
Kampagne vor. Nach Ablauf der S1!onate
Juni und Juli wurde man jedoch im
russischen Hauptquartier schon bedeutend
znrüekhaltende?.' Noch einmal flackerte
die ganz große Hoffnung auf Herbei
führung einer günstigen Entscheidung
beim Eintritt Rumäniens in den Krieg
auf. Budapest-Wien und militärische
Trennung des teutonischen Bundes
wurde die Losung. Tie letzten zwei
, Wochen sahen den- Zusammcnbruch auch
dieses Rettungsankers und nun tritt an
Stelle eines mit vielem Pomp verkün
deten FeldzugS-Plams völliges Still
schweigen ein. Dieses Verstummen der
russischen Heeresleitung hinsichtlich ihrer
zukünftigen militärischen Absichten stellt
vielleicht den ewdiucksLollsien Beweis für
die Große des Umfanges vor, bis zu
welchem die Lage an der Ostfront sich zu
unsten der Zentralmachte gewendet hat.
Rumäniens Anschluß bildet wie immer
offenkundiger wird keine Unterstützung
und Wiederbelebung der russischen
Offensive, sondern stellt eher einen
Mühlstein an der strategischen Entschluß-
Freiheit'-der ruMchen 'Kriegsführung
' ' vor. Der anscheinende Vorteil einer Vec
siarkung der Zahl durch Hinzufügung
der rumänischen Armee wird durch drei
damit verbundene militärische Fakten
eigentlich direkt in einen Nachteil ver
wandelt. Tiefe Fakten find: die infolge
Set vereinbarten Unterstützung Numa
ntcni mit russischen Truppen unvermeid-
, tich gewordene ykontveilangerung: die
notwendige BerÄsichtigung der Ereig
Risse an der rumänischen Front im eige-
' k!m (russischen) Kalkül; schließlich, was
beinah? die Hauptsache ist, der Verlust
ein sicheren Anlehnung des Cüdflügels
an das, vormaZS durch seine Neutralität
geschützte rumänische Territorium. Die
junften entscheidenden rumänischen Nie
i'rJajtn in Siebenbürgen lassen diese
.' Zachteile besonders kah hervortrele
iWrca Kskt offtnbsr nicht weit mit
in Z.'sMpWng. daß die infoigeoessen
rsrsinÄlick TiVrokung de Eüd
izj'tn russischtn Ostsrsut gleich
llify gh ikUVat auS Siebenbürgen
r"r äuZ ti Tobrüdscha heraus erfolgen
den sllständise Zusammen-,
i'i diksiabiiaen russische Feld
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ien die Siege ffaltendal, i Sieden
bürgen eine volle Umgruppierung der
russisch-rumänischen Streitlüste crsor
derlich machen.
Wechsel dcr russischen Operation?,
ziele.
Beurteilt man die russische Offensiv
Kampagne im Sommer vom Ge
sichtspunkte des damit angestrebten
großen strategischen Operationezieks,, so
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'EIN UEBEßFAH.'
ergibt sich, wenn man die strategischen
Angriffspunkte speziell ins , Auge faßt,
die gewiß äußerst bemerkenswerte Tat
fache, daß der russische Generalstab in
der Zeit vom Juni bis Ende September
nicht ein. fondern Zivei derartige Ziele
nacheinander verfolgte, die eigentlich in
militärischer und politischer Hinsicht nicht
in direkt unmittelbarem Zusammen
hange standen. Ais nach dem Falle von
Stanislau bildete offenbar der' Durch
bruch und die Aufrollung der tetoni
schen Front in Ealizien und Wolhhnien
(Besetzung Komels und Umfassung Lem
bergs von Süden Kn) mit den sich
daraus ergebenden Konsequenzen das
alleinige Hauptoperationsziel. Anstatt
aber dieses Unternehmen mit äußer
fier Energie unter Aufbietung aller
Kräfte fortzusetzen, machte sich in der
zweiten Hälfte August ein Verlegen des
Angriffs-Schwergewichts auf de Kar
pathenfcont südlich des Tniesters be
merkbar. Diese Angriffsrichiung hatte,
wie ein Blick auf die Karte zeigt, ein
vollständig neues Operationsziel
den Durchbruch nach Ungarn hinein
im Auge. Ob nun der stetig sich ver-1
steifende Widerstand der zentral-curopat-
schen Ctreitkräfie dem russischen Gene
ralstab die Aussichtslosigkeit weiterer
Verfolgung deS ersten Operationszieles
nahelegte, oder ob der unmittelbar bevor?
stehende Eintritt Rumäniens in den
Krieg den Anlaß zu dieser Neuorien
tierung des strategischen Kampagne
Planes gab, ist beute noch nicht aufge
tlart. Jedenfalls zerfallt die gesamte
Eommerkampagne durch diesen Wechsel
der Operantionsziele eigentlich in zwei
distinkte Teile. gewissermaßen zwei
Feldzüge, die zwar geographisch im
Zusammenhange waren, ihrer Tendenz
und Richtung nach aber von einander
unabhängig sind. I n d ie se m Wech
fel der Operationsziele ist
daher logischer Weis auch
der Hauptgrund zum Miß
lingen der russischen Ge,
samt - Aktion der letzten vier
M o n a t e z u s u ch e n.
.
Wit der Niederlage der Rumänen in
Siebenbürgen und der steten Gefahr
düng der südlichen Flanke der russisch
rumänisckM Front durch die Armee
Wackensens ist auch die Erreichung des
zweiten russischen Haupt-Operations-zieles
illusorisch, wenn nicht für lange
Zeit unmöglich geworden. Tcr bereits zu
diefcr Jakreszeit in den Wald-Karpathen
und im nordlichen Teile der Transylva
Nischen Alpen einsetzende Winter wird
überdies erfahrungsgemäß die Wetter
führung großer strategischer Operationen
bedeutend einschränken, welche Tatsache
durch die beinahe völlige Einstellung der
russischen Aktivität in der Karpathen
Region Galiziens und der Bukowina in
den letzten Wochen schon ine Bestätigung
erfahren bat. .
Infolge oben geschilderter' Urnsianbe
sah sich daher die rassische Httttsleilung
in der zweiten Hälfte Eepteinber vor die
Alteenmi gestellt, entweder ihre An-riffS-Aktio
noch weiter nach Süden
zu verlegen, h, ihre an andere
Hronttettkn entbehrlichen S!rei:!räfte zu
den Rumänen stoßen zu lassen, um Sik
benbürgen zu halten und dort den Feld
zuz gr'n Ungarn forisetzm zu können,
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'AUF SOLDATEN
EueOPBAW VVA MEV3EX.SCRVCE.
ober wieder zum ersten Operationsziele
der ommer-Kampagne zurückzutchren.
Allem Anscheine nach ist bereits eine
Entscheidung zugunsten des letzteren
Planes gärofsen worden, wie aus den
äußerst deftigen ttänpfen der ersten
Oktober-Woche in Wolbqnien und den
darauf folgenden gegenwärtig im Gange
befindlichen Angriffen direkt östlich von
Lemberg und südöstlich von Brzezauy
gefolgert werden kann. Zwischen dem
großen Durchbruchsversuche im Juni
und der jetzigen Offensive an diesem
Frontteil ezistieren jedoch, wie bereits
erkenntlich, sowohl dem Ziele, dem Um
fange und der Art der Durchführung
nach ganz wesrntliche Unterschiede,
welche keineswegs günstige Aussichten
für das Gelingen derselben erofsnen.'
Für das Zurückgreifen auf die wolhy- j
nisch-galizische Front scheinen diesmal
weniger militärische als politische
Gründe maßgebend gewesen zu sein.. In
der innerpolitschen EUustion Rußlands
stimmt etwas nicht ganz, obwohl die
äußerst scharf gehandhabie Zensur nur
sehr spärliche Nachrichten darüber Pas-
sieren laßt. Der Minister des Innern
Ehoivstow hat resigniert und ist durch
eine ziemlich unbekannte Größe ersetzt
worden. Die Anleihe-Versuche im Aus
lande, bei England. Frankreich und
Amerika sind mißglückt., so daß sich die
russische Regierung kürzlich zu einer
inneren Anleihe entschloß. Ceit dem
Monate Jult Hai die russische Regierung
keinen nennenswerten militärischen Er
folg 'mehr zu verzeichnen und der Hin
weis süf die Eroberung der Bukowina
und ein Teiles von alizien übt offen
bar bei-dem Volke keine Wirkung mehr
aus. UeberdieZ steht der Winter beinahe
vor der Tür. und große strategische Ent
scheidungen sind auf russischem Territo
rium selbst infolgedessen kaum zu er
warten. .
Alle diese Erwägungen dürften die
Ausnützung der noch bis Eintritt ausge
fvrochener Wintertviiterung zur Durch
führung größerer Operationen verfüg
baren Zeit zu einem Hauptfrage nahe
gelegt haben. Das Mcsultat dieses
Schlages sollte aber - vermutetermahen
nicht so sehr ein rein militärischer
Erfolg, etwa ein gelungener Durchbruch,
fondern ein mehr territorialer Gewinn
sein, 'um Eindruck auf das Volk zu
machen. Dieser Schluß kann ouS dem
Faktum gezogen werden, daß die Russen
in ihren jüngsten Operationen den
strategisch äußerst wichtigen Knotenpunkt
Koivcl nickt mehr direkt angriffen die
Idee eines dortigen Durchbruches daher
aufgaben sondern mit äußerster
Krasi-Ansirengung den Besitz von
Lemberg, der Hauptstadt Ga
l i z i e n i, anstrebten. Mit der Erobe
runa Lemberas würden die Russen nicht
nur eine wichtige trnlitarische Basis ge
winnen, Mvern kiaupriaiicii r
großen moralischen Erfolg erringen.
Rutsche Lpkratioue gegen Lemberg.
Tee bisherige Werlauf der russischen
Operationen der letzten Wochen gegen
Lemberg ist bekannt. Die Angriffe wur
den hauptsächlich an drei Punkten an
oeseht. naiulich westlich von Luzk in der
Richtung Wladimir-Wow.sk, ferner
zwischen den zwei Eisenbahnlinie
,.Lroh!)Lcmberz und Tarnexsl'Lemberz..
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schließlich östlich und südöstlich der Stadt
Brzezany an der Zlota Llpa. egen
über der Juni-Ossensive war diese An
griffs.Akiion sehr verschieden.. Die Ge
sammtlänge des angegriffenen Front
stückes Kisclin lWolhynienj bi. südlich
Brzezany ist bedeutend kleiner als die
im Juni angegriffene Front vom Sthr
bis zur rumänischen Grenze. Die jetzige
Offensive wurve. nicht wie damals,
gleichzeitig an allen drei zum Durch
bruch gemahlten Stellen angesetzt, son
dein die Angriffe erfolgten nacheinander
abwechselnd je an einem Punkte. Daß
dieses Verfahren geaenuber der heutzu-
tage viel stärkeren Verteidigungs -Front
der deutsch-österreichisch-türtifchen Heere
noch viel weniger Aussicht auf Erfolg
hat. als die russische Strategie im Juni,
ist leicht erklärlich. Die Anlage und
Ansehung dieses letzten russischen Offen-
siv-Planes laßt aber einen sehr wichtigen
Schluß zu, nämlich daß die ungeheuren
Verluste der Sommer-Kampagne sich
derart fühlbar machten, daß der russisch:
Generalslab einfach nicht imstande war,
seine jüngste Offensive im selben Um
fange und in derselben Weise wie im
Juni durchzuführen. Einem nüchternen
Beobachter mag es eher vorkommen, als
ob die russischen Heerführer bei diesem
letzten verzweifelten Ansturm alles auf
eine arte setzten, um das Verhängnis
abzuwenden, und dabei weder die jetzige
geänderte militärische Loge an der Ost
front, noch die verschobenen Kräste-Vcr-
bältnisse kühl und richtig einschätzten.
Eine Wendung der sür sie jetzt erheblich
ungünstigeren Situation von den Pripet-
Sumpfen bis an die Donau ist für
längere Zeit nicht voraussichtlich.
,
Dom Standpunkte der Zentralmächic
aus gewinnt die Linie zwischen den
Pripet-Sümpfcnund der Donau in
folge der gegenwärtigen Ereignisse in
Siebenbürgen und Rumänien beinahe
täolich mehr an Bedeutung ' als stra
kegifche Offenswfront für kommende
Zeiten. Es wäre natürlich müssig. Über
die Art und Weite der urcviuuiung
einer teutonischen Offensiv ampogne
am südlichen Teile der Ostfront om
binationen aufzustellen. Mag kann nur
die. geographische Mstaliung der obge
nannien Linie hinsichtlich ichm Eignung
für eine aroße eventuelle Anariffö'Aktion
in Betracht zielen, welch letztere sich nach
der Bezwingung deS .südlichen '-Au
mäniens entwickeln könnte. '"In dieser
Hinsicht wird mit Rücksicht aus Terrain-
.onfüratwn und Jahreszeit vie'e ge-
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I2EUTS;t4er' ARTIt-LECIE IM ßAN1pF
siv-Räume zerfallen, welche je nach dcr ;
momentanen militärischen Lage eine ab
wechselnd bedeutungsvolle Rolle spielen
werden. Schon jetzt fallen drei solcher
Räume ins Auge: das wolhqn'lsch-podo-lischt
Plateau zwischen dem Polcsie und
dem Dniester; die Gebirasreaion südlich
des Dniefiers bis zum Südfuße der
Tiansylvanischen Alpen und schließlich
der Raum zwischen letzteren und dein
Schwarzen Meere. Als Flüqelanlehnun
gen des nördlichen nd südlichen Raumes
sind die Pripet-Sümpfc und das
Schwarze' Meer anzusehen, wahrend der
Mittellauf des Dnicsters eine scharf
ausgeprägte Scheidungslinie zweier
Räume vorstellt. Die Möglichkeiten sür
freie Disponierung großer Heeresmassen
sind, wie ersichtlich, beim Ausgange einer
großen Offcnsivoperation gegen Süd
Rußland in den beiden äußeren Räumen
günstiger, als im mittleren. Dieser
Umstand dürste vielleicht für die Anlage
und Durchführung einer solchen ttam
pagne ausschlaggebend werden.
indenburg'k Einfluß auf die e
ftaltung der riegslage.
In letzter Zeit hat sich die anglophile
Pren in den Vereinigten Staaten,
wahrscheinlich im Austrage der Macht
dabei in London, ausfallender Weise mit
dem Wirken Feldmarschall von Hinden
burg's als deutscher Generalstabschef und
als leitender Geist der Kriegführung des
mitteleuropäischen Bunde beschäftigt.
Ueber die unsinnigen 5lommentare soge
nannt Sachverständiger und die hänii
schen Behauptungen von einem Versag?
des deutschen Nationalhcldcn angesichts
der jetzigen Kriegslage kann mit Verach
tung hinweggegangen werden, da diescl
den gar nicht der Widerlegung wert sind.
An dieser Steift soll nur versucht wer-,
den. die äußerst bemerkenswerte Förde-
runa. welche, iroy ver rurzen iamrezcii
des Siegers von Tannenberg die ohnehin
günstige militärische Lage der Zentral
mächte erfahren Hot. kurz und prägnant
zum Ausdruck zu bringen:
1.' Hindenburg hat der teuionischen
Ariegsühiung die entscheidende Richtung
gewiesen. Kampf gegrn Rußland, den
arößten kontinentalen Gegner, bis zum
Nikderbruch des Zaren-Reiches. Ein
großes, ein klares KrikaIziel. Keine an
den Offensis'KsckpaFne an Zrgend'kimk
anderen Front wird die methodische
Durchführung dieser Aktion unterbre
chen. wenn man die vorliegenden Aeuhe
runaen des Feldherrn in Betracht zieht.
Diese Klarheit, diese Erkenntnis des An-
aelvunktek der Entschelduriz im enropa,
SCHUT?ENGBABEN.
I
0
Hindenburg's ihre großen Verdienste
ungeschmälert. nicht zu eigen, wie die
Ergebnisse der letzten zwei Jahre gezeigt
haben. Tie deutsche Kriegsührung blieb
in ihren weittragenden Unternehmungen
zwar siegreich, brachte aber keine Kriegs
Entscheidung, weil die errungenen Siege
nicht unter Hintansetzung aller anderen
Gesichtspunkte bis zur entscheidenden
Niederwerfung eines ihrer starken
Geqner ausgenützt wurden. Die jetzigen
Dispositionen des neuen deutschen Gene
ralitabschcks werden ihrem Entwürfe
nach eine solche Entscheidung herbeifüh
ren, bevor derselbe an anderweitige Un
tcrnehmungen herantritt.
2. Der OpcrationLplan Hindenburgs
gegen Rußland hat bereits die Voibe
dingnngen zur Umfassung und Aufrol
lung der russisch-rumänischen Front ge
schaffen. Die Grundidee zu den Ope
rationen Mackensen'S ünd Falkcnhayn'ö
ist jedenfalls i,n Kriegsratc der vier
Bundesgenossen im Monat September
auf Anregung Hindenburgs festgelegt
worden. Die bisherigen glänzenden Er
folge in Rumänien und Siebenbürgen
stellen dem großen Umfassungsplane ein
sehr günstiges Horoskop.
3. Die außerordentliche Stabilisierung
der Widerstandsfähigkeit der teutonischen
Fronten, welche sich in den letzten Wo-
chen besonders bemerkbar machte, ist
ebenfalls auf das Konto deS deutschen
Generalstabschefs zu setzen. In dieses
Kapitel gehört besonders die Ver
Mischung von Truppen aller vier Bun
desgenossen behufs noch innigerer Ver
fchmzung und Festigung der Verteidi
gungsftonten in Galizicn und Mazedo
nien und behufs der Erhöhung der
Stoßkraft der Angrifssgruppen in Sie-.
venvurgen un inumanien. ic,e er
Mischung geht an manchen Stellen bis
in den Divisionsvcrband herunter und
hat in kurzer Zeit außerordentliche
Früchte getras.cn. Ferner gehört dahin
die Verstärkung., der .. artilleristischen
Stärke der reinen Verteidigungsfronten.
wie z. B, in Frankreich. Die von öl
lierter Seite aufgestellte Behauptung.
daß damit die militärische Selbständig,
keit der Bundesaenossen Teutschlandi
ausaekiört habe, ist lnnfällig, da der
rvke Wertcidiguna5.-Krieg deZ Mittel
europäischen J8ur.te? deN innigsten Zn
sennmenhana desselben lind kwe tW
liefet militärische Kriegführung geradezu
zu einem Gebot der Selbjterhaltung
macht.
Hindenknirg erst sieben Wochen Gene
ralstabschek: und die rimdlintt zur
Entscheidung bereits gelegt Lieb
Vsttrland ss.cgst ruhig fern!
Vigcnlchasi. Technik und
gnduilrie.
Da, Schlagwort. daß der ri,g An
großer Lehrmeister ist. hat sich im 4.
aufe des gegenwärtigen ingen W
ders auch an den Feinden Tcutschlan
bewahrt. Ueberall. wo nicht bllndel
jedes gerechte Urteil verhinderte, ward,
selbst im Lager d'cr Gegner ludtialtw
wuiruu.it, ta"U llrch "khein'S d"
gewaltigen deutschen chlagttast ud
zähen Widerstandilraft i der sy ema
tischen technisch, organisalvrischcn Mtv
legcnhcit zu suchen sei. der T'uts
auch seine lommcrziellcn und industriell
lert Friedenöerfolge zu einem gutcn c,i
dank. Namentlich in Großbrttani'tcn.
das sofort nach Beginn des rufle den
nn dentlcken Teersaiben sll!l
empfindlich spülte, wurden kervok
ragende Wissenschafter - tr.,bessnde
die führenden Chemiker nickt müde,
in Vortragen und Aussähen immer wü
tet auf di, im Vergleich zu TeuW'
land unerhörte Rückstandiakeit MeS
Landes ous dem ttcbiete systemalr
Zusammenarbeit von Wissenschaft. T'ch
nik und Industrie hinzuweisen. Tcr lm
tischen Industrie und ihren suhinidkn
Vertretern fehle, so betonten sie, voll,
ständig jene Wertschätzung der Wissm
schaft. durch welche z. B. die deutsche
chemisch und optische Branche groß gc
worden sei. Was nicht einen raschen,
direkten S!tzen verspreche, interessiere
selbst den Industriekapitän nur wenig,
geschweige denn die große Masse des
industriellen Unternehmertums. Daher
die finanziell durchaus unbesriedigende
Stellung des wissenschaftlichen Tech
nikers. daher anch die durchaus unge
nüqenden Bildungsmöglichkeiten für
diele Laufbahn. Tie der Entente auf -vielen
technisch-industriellen Spezialge
bieten im Anfang des Krieges erwach
senen empsindltchen Acriorgungsschwie
riakeiien haben dafür gesorgt, daß die
Stimmen dieser Mahner nicht ungchört
verhallten, und heute kann man fast
keine größere englische Zeitung oder
Zeitschrift mehr zur Hand nehmen, ohne
darin die Frage der Hebung der tech
Nischen Bildung und der künftig not,
wendigen organisatorischen Zusammen
arbeit von Wissenschaft. Technik und
Industrie diskutiert zu finden. Aller
dings it ine Zeit, in der die Vlllte der
männlichen fugend im neioe ern, zur
effektiven Verwirklich,??, von Neformen
wenig geeignet; aber daß diese nicht un
terbleiben werden, wenit die konserva
tiven Engländer wirklich einmal völlig
von ihrer Notwendigkeit überzeugt sind.
durste für den Kenner bimich Mcns
art außer Zweifel stehen.
Um der öffentlichen Meinung Genüge
zu teilten, hak vie engit,cye inegierung ,
srknn inr tnnn Heit ein .Eommiltce
of the Prlvy Council for Scientific and
Jnduitrial Research' dezieui, veen
.Advisoch Council" sich aus ersten Wis
senschaftcrn und führenden Großindu
striellcn zusammensetzt, und' dem Spe
zialiflen für Maschinenbau, Metallurgie
und Bergbau beis'jyb? sind. Der erste
nunmehr vorliegende Bericht dieser
Kommission gibt Auskunft über ihre
bisherige Tätigkeit und die künftig ,u
verfolgenden Richtlinien. Er betont auch,
daß trotz den Hemmnissen, die dcr Krieg
mit sich bringe, sich schon auf manchen
(in.,v,,,.,. , iu,is.
VJCUlfltll lull ju,u
bemerken lasse. Am meisten Beachtung
verdiene die sich andeutende Tendenz zu
organisatorischem Zusammenschluß von
Interessenten der gleichen Branche in
gewissen Industriezweigen. Manche
Industrielle fangen endlich an, sich dar
über klar zu werden, daß nicht ihre eige
nen Landsleute ihre gefährlichsten Kon,
kurrenten sind, sondern mächtige Jn,
duftrickonzcrnc anderer Lander, die auf
jede Weise durch die Handelspolitik ihrer '
Regierung unterstützt werden." Es sei
lebhaft zu begrüßen, daß der assozia
tiveri Zusammenarbeit endlich auch in
England mehr Bedeutung beigemessen
wurde; gerade weil die einzelnen Unter
nehmen in Großbritannien im. Durch
schnitte meist diel weniger groß feien als
in Deutschland, fei in manchen Fragen,
namentlich auch auf dem Gebiete der
wissenschaftlich-technischen Untersuchun
gen, für ganze Industriezweige ein
Hcmdinhandgchen geboten. '
ES gibt eine Hilfe noch für jede
Schuld, das ist Anerkennung derselbe n.
Die enqlandfreundliche Zeitung
Verdens Gang" in Chriftiania schreibt,
daß die englischen BeHorden 300,000
flüchtige Russen vor die Wahl stellten.
entwet .7 als englische . Soldaten nach
Flandern zu gchen, ob Nusiland au!,
'geliefert fi Ratten, De zssischen Ve
hördcn wurden bere'tiZ Zahlreiche Stu
denkn, 'Rechtsclnwälte, Jitgenieure und
Schriftsteller ausgeliefert. Die genannte
Zeitung schreibt, daß diese an Bord von
Segelschiffen wie schwarze Sklaven nach
'Archangelbk und MezandroFsk verladen
wurden. Seit Wochen gehen täglich der-
' ertigt'Tksnsxkrte'vkn England ab.
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