Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 01, 1916, Page 8, Image 8

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Seite 8-Tagliche Omaya Tribüne-Mittwoch, den 1'. Nodcmbcr 1910.
09 O
NlMHU!
walt Hlbtla VSV öelZNÄnIIzeR b&w Vss
5zRiwN Dnnsn am ?. Nom. gsgen ba 2hnenbmzntl
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Ein Aufruf an ie Bürger von NebrasKa.
Der dringende ?lurruf ereilt niennit an es sie Bürger deutschen
Stammes in Nebraola, in der Wahl nrn 7. Nenenuvr wie rin Mann
gegen Prohibition zn frirnmen.
Man nimmt gegen dos ".'Imenoement, also gegen Einsiihning siaal
liehet Prohibition, ueim nmit ein trenz in bo- Ouadrat unter No"
neben dci Zahl u(l macht. Eine genaue Abbildung finden die Leser
in der rechten Ecke an, Auuu'e dieser Seit?, i'iejit schneide diese ans.
nehme sie mit w den WcthU'lcii) und denuve sie bei Markierung des
Stilnnlzcttrts als Vorbild. Tas Proh !b iti ons A inen dement ist das en'ie
auf dem Stimmzettel. Man markiere es vorsichtig, und überzeuge sich,
ob das 5!reuz am richtigen Platz stellt, Ist man nicht ganz sicher, rufe
man einen Wabtrickter zu .vilie, der nach dein Geseiz und im Gewissen
eidlich vorlnlichtet ist, Auffchlus; zn geben und das VahlIelieimnis zu
wahrru. Tie ö'tinunplätze im ganzen Staat sind eisen von 8 U!ir tnor
gens bis S Nbr al'ends.
Warum nur Teutsche wie ein Mann gegen Prohibition sind, weist.
Jedermann. Wir bekämpfen die Bewegung deshalb, weil wir wissen,
das; sie ihrem Urst'runge nack, ihrem Wesen nach eine moralische Heim
siichung für unsern Staat ist; weil sie der Lüge, der Heuchelei und der
Gesetzlosigkeit Vorschub leistet, und weil sie sich levien Endes nicht aegen
die Geträn5eindu'rrie richtet, fondern gegen die Cultur, die dieses Land der
Einwanderung zu verdanken hat, und ganz besonders, weil sie sich gegen
die dentsche Cultur richtet.
Teslzalb stimmen mir am 7. Noucniber wie ein Mann gcgca Pro
hibirion.
Es ist auch über ein zweites Aineiidement abzustimmen, das die Er
Nennung eine Leben?mittelI'nspektors ans H Jahre fordert. Tie Bäh.
ler mögeti für oder dagegen stimmen, wie ihnen das am besten zusagt,
nur dürfen fie es nicht mit dein Prohibitions Ametidement verwechseln.
D!e Stellung der Deutschen zur prohibitisn.
Tie Prohil'itionsbcmcgung ist na lichster Feind. Deshalb mufz sie im
tivistischen Ursprunges. 2k will den erbitterlich berampft werden. Und
Widerstand der Frcntdaelwcnen gc-' unermüdlich. Cliite 2chonnnt. In
gen die Herrschaft des Puritanisinus dem Bewnnnei:!. für eine gros.e und
mederbrecken. Nur im Süden rich' gerechte Sache zu kämpfen, inisig
tet sie sich zugleich gegen die Neger, j und siegesgewisz. Wie die deutschen
im Norden hat sie es auf die 2oj Feldgrauen fau;ncm Bis der Feind
bmsfühnmg der deutschen Be-am 7. November niedergerungen.
Vtiilf friturt cifist rasiern 1TrX fiir im. i
vuav t ui ly uv-ii (tifi-n.. f - -
fer Deutschtum steht viel mehr anf? AkeMveNhatz UNO
dem Spiele als der Bierkrng, den die
Vortsührer der Prohibition so gern
ins Treffen führen, (kennst, wir
Prohibition:
Ter NaNvisinns fchies;t seit Jatv
,f y ui(cvii. wm. wu. g j in Blüti. was I
Amenkan deuycher Hertuntt in.d;hird . mdt
?? 5ncht daß es emcs W; Xk mm n Sr ,
r l n " 7 auf rund der Zu.
Ujchatt nt ttontroll- der , m feit der (Seburt verschwinden
Oeisentltchkeit ein 'las Äer zu wn. mtcx km (iicfd hcv .. welche
cn , ali chmutztgo, t bm vt cB Äc '
.,,S m to.jt(mcr Seligmacher, Heilapostel um.
Z1Z: (rruZ mvAcm auf den Jahr,
r.it, wii-v ; iu. a n.J. vi-v
in einen verschwiegenen Winkel zu
rückzuziehen und dem stillen Suff
zu huldigen.
Wir Deutsche find nun einmal
nicht imstande, zu heucheln. Was
wir tun, das tun wir gern, frei und
offen. Wenn wir das Bedün'nis
nach einem Glase Bier haben, oder
was immer es fein mag, wollen wir
es befriedigen können, ohne . uns
Heimlichtuerei aufzuerlegen. Selbst
verständlich in den Grenzen, die
durch die gute Sitte gezogen sind.
Wir drängen keinem unsere Bedürf
nisse auf. Wir gönnen jedem seinen
markten und Straftat herumziehen.
aber im Grunde, wenn fie die Macht
besäßen, den Eingewanderten alle
Rechte entziehen würden, selbst die
Religionsfreiheit, ganz abgesehen
von der Tatfache, daß sie selbst Kau.
kafier sind und nicht von den Uran
wohnern abstammen.
Ter Neid hat viel mit dieser sich
kundgebmden Verfolgungswut zu
tun. Tas müsste ein schlechteF Be0'
bachter fein, welchem es entgangen
wäre, daß der jüngeren Generation
der Anglo Amerikaner im großen
j Ganzen diejenigen , Tugenden ihrer
ältern, durch welche sich diese so
runk äva,!er, Buttermilch oder was . x;fs;, . ,,j.SL ' xJ
, t.j.--....- . ,.-. k:. l'UHHUIllil lilirjt IIUIICICH iuuiuus
Ifflrnfff nrnnnitrtsTT TTTAfY slnPI mir ' u , n
: ; s 3 z , 1 m-m
Bcn lassen, was wir trinken sollen
und wo wir es trinken sollen. Wir
sind keine SäMicklinge. wir wissen
ganz genau, was uns zuträglich ist,
und schon die Mutter hat uns ge
lehrt, mähig in ollen Genüssen zu
fein, so daß wir der Zivcmgsgesetze
zur Regelung unseres Wohlverhal
tens nicht bedürfen.
Mein mit der Trinkfrage ist die
Prohibitionsfroge für uns noch nicht
rrlediat. Der nativistische Charakter
der Prohibitionsbewegung hat' uns
vorsichtig gemacht und in der gegen
inärtigen Zeit habm wir alle Ver
nnlafsung diese Borficht zu verdop
peln. Wenn cs den feinden" der
persönlichen Freiheit gelänge, dieses
?and der Prohibition auszuliefern,
dann würde der Kampf gegen das
Mgewanderte Vcvölkerungselement
sofort in. anderer Richwng aufge
nonnnen werden. Dieser. Kampf
dürde sich gegen alles richten, was
kn die Eigenart der Fremdgeiorenen
krinnert: gegen ihre Sprache vor
llem, gegen ihre Schulen und ihre
Presse. . -
lind in diesem neuen Kampfe
würde doS DeiÄchtum wiederum die
schwersten Schläge auszuhalten ha
Elen. Man sehe sich nur die Leute
und die Zeitungen an, die heute ge
gen unZ Amerikaner deutscher Her
kunft wettern, nnS beschimpfen, un
sere Gesinnung verdächtigen und un
seten Patriotismus in Zweifel sie
ben I Es sind dieselben , Leute und
hicsesBcn Zeitungen, die der Prohi
bitionsbewegung unmittelbar nahe
stehen. AusiiÄttnen bestätigen auch
hier die Regel. Tas zeigt uns Vür
zern deutscher Abstammung den
Weg, den. wir in der Probibitions
frage zu gehen hauen. Wenn wir
unsere Eigenart bewahren wollen,
müssen wir aegen Prohibition sein.
r.h . müssen Kampfgenossen suchen,
!ro wi? sie finden. Die Prohibiti
r.Zbei?k?ikng ist deS ameriksnifchen
Tcutschtumö iU artigster und gefahr
lich abhanden gekommen sind.
Mit Mißgunst wird bemerkt, daß
die meisten der Eingemanderten es
durch Umsicht und Sparsamkeit zu
etwas bringen, viele derselben sich in
der Industrie lmd im Handel des
Landes hervorragende Stellungen er
warben. Leicht genug verniag man
dieses aus den Auslafsungen man
cher der Leiter der wiederauflebenden
Knownothing'Bcwegung zu entneh.
men, obgleich die von ihnen beige
brachten Gründe nur auf den
Wunsch schließen lassen, unliebsame
Elemente sern zu halten. Jeden
falls steht den Freisinnigen, den
gläubigen und duldsamen Prote
stanten und Katholiken abermals,
wie in den fünfziger Jahren süber.
wundcnen Andenkens) ein schwerer
Kampf bevor, wenn wir dem Natio
nalbund unsere kräftige Unterftü
tzung versagen, der seine jüngste
Versammlung in Grand Island mit
einem patriotischen Mahnrufe an al
le Frcmdgeborenc beschloß.
Hebron, Ncbr. Dr. F. Renner.
Prohibition bedeutet
Unehrlichkeit!
Prohibition bedroht unfern Staat
Nebraska mit der Konfiszierung von
Eigentum ohne Entschädigung. Das
ist Unehrlichkeit, Unredlichkeit, ja
schlimmer, es ist Raub. In keinem
anderen gesitteten Lande der Welt ist
so etwas denkbar und als eine
Schande für unfer großes Volk muß
es angefehen werden, daß man einen j
solchen ungerechtem Vorschlag auch
nur einen Augenblick lang duldet.
Wenn Prohibition tatsächlich das
Millenium im Gefolge hat, wie ihre
Anwälte vorgeben, dann laßt die
AntiSaloon Liga koinmcn nur dem
Vorschlage, alle diese Letüe zu ent
schädigen, die man um ihr Eigen
tum bringt, dcmn wird sie zum me
nigsten den Stempel äußerlicher
Ehrlichkeit an sich trasen.
Tie Stellung drr deutschrn Kirche zur Prohibition:
?lus einige,! Beschlüssen, die im Perlaust' der
levte Jahre innerbalb der deutsch evaiigi li'chen
Snnode von ?ird Amerika in Beziehung an? die
Prohibition ae'iißt wurden, kann zur ('knüge die
Stellung der Pastoren dieser Sini.ide. die sie zur
Prohibition einnehmen, erleben tnerdtn. In die
Proyibitionöftage keine spezifische diantiirt'
Lebrfrage. fondern ein allgemeines ethisches Pro
blein ist, so ist mit Sicherheit anziinebnien. daß
die gefaßten Bejchlüf'e genannter Sirnode die !el
lung jedes wahrbast deutsch ges'.nrten Predigers
zur Pretiibitioiiifrcite in kurzer Form darlegt.
Ä'ir venielnnen ans den Beschlüssen folgendes:
Ter Tisirikt erkennt c als seine heilige Pflicht,
nicht nur dein lU-bel der Trunksucht, sondern aller
Jmmoraliiät zu steuern, speziell auch der keuche,
d;e im Finstern schleichet, dem 'tin-;ernioid.
Ter T istritt ernmbr.t alle stire Glieder, stir alle
Mäßigkcitsbestrebungcn im leiste Christi mann
bast einzutreten und denselben mit allen wür
digen Mitteln Vorschub zu leisten: ermähnt sie
aber kbensoergstlich, sich aller Maßn ah men, bkson
ders aller polikischrn Machinationen, zn nthalten,
welche eine Lkrrwalkignng drr prrsönlich'n Frei
heit eines l5hriflknmriifchea und des chrifilichrn
bkuissrns bezwecken.
Ter Tistrik: erkennt dein Staat da? Reckt und
Pflicht zu. k'ennß und Verkauf von berauschenden
thronten zu kontrollieren, alle Wirtschaften, wel.
che der Bcllerei Bor'chub leistm, zu schließe!, und
den T'erkaitf von pirituosen an Trunkenbolde und
Minderjährige zu verbieten und zu bestrafen, spricht
ihm aber das Recht ab, den manigeg bhnv.h uon
geistigen Werrfinfen und den flffffiinämacit Handel
mit denselben ; verhindern nnd z drstrastn.
Süd.ll.'Tistr."
Wir fnltcu dafür, das? Prohibition durchaus
nicht dos I'.!,vkrsalheilmittel sei, für welches man
sie ausgibt, denn Prohibition entspricht weder dem
gesunden Mevschenvkrstaud, noch dem Vorte
Lottes.
Dagegen befürworten wir die strikte T'.irch
sübntng der ?taa:?gesetze. nIav det, Ausschank
berauichender tränke deronig regulieren, dos;
wahrer Mäßigkeit Vorschub geleistet wird.
.kanz besonders legen mir den 'astren und
Lehrern ans Herz, beim Jugendiiuterrickt und i
der Predigt im evangelickien Sinn und sieist
Zeugnis abzulegen nicht allein in dieser wichtigen
Frage, sondern allen anderen Lasern uid '.')?ode
jünden unserer Zeit gegenüber. Pami.-Ti'ir.
In der unier Volk, wie alle Kulnirro'ter. im
mer mehr ergreifenden Mäßigkeitsbestrebung. er
kennt der Distrikt einen Segen, wenn die ?vrhki
te und Auswüchse, die sich in unserem Lande
daran gesetzt haben, erst einmal überwunden und
abgetan sein werden. Tas steht ns fest, daki nie
als politische Treibereien, sondern nur christliche,
im Worte Lottes gegründete Erziehung die Onelle
des Trinkübels verstopfen kann. Rebr.-Tistr.
Xtt Tiftrikt steht der gegenwärtig fvrzicttk
Prohibitionsbkwkgnug, soweit sie eine xolitsä,e
Mache ist. fremd akgkniibrr und liint sich in keiner
jeifk als ilir '.'Werkzeug gkbrnnchen; hält eö aber
i,ir eine beilige Aufgabr. der Trunksucht und jegl'.
il'Cin Laster durch christliche ilrziebung und See!
s-rge. dirch Predigt und Vorbild ernstlich entgegen
zu Wirten. Mo.-Tistr.
ir iind eegen das Trinkübel mit allem, was
d,),nit in Verbindung sieht, und wollen gewiß als
Prediger und 'Glieder der Gemeinden dagegen
kämt'sen wie tlhristen. die der Herr frei gemacht
bat, und nicht als .Unechte einer rinfeitiqkn pvliti
,'chen Prohibikivnsbkwrgnnq. Uanf.-Tistr."
Ttrlliing drr lutherischen Missonri-Tynode zur
Prohibition.
Ter Rebraska-Tisirikt der luth. Missonri
Trniode hatte vorn A. bis I. September 191ti seine
lolirsidie siinodale Vetstunnilung zn Arlington,
Neb., abgelialten und hat znr der ProhibitionS
frage folgende Stellung eingenommen deutsche
Uebersetzung deö Veschlusses in englischer Sprache):
Wir halten dafür, daß die Temperenz'oewe
gung, die aus einen Wechsel der besetze zur Her
siellung und zum Verkouse alkoholinber 'etränt'e
hinstrebt, als eine politische, soziale und ötononti
sche Sache bebandelt iverden sollte. Beide, sowohl
die Gegner als auch die Träger dieser Vewemng
sollten rein nur von Rücksichten der Polkswohlsabrt
geleitet 'ein. Wir verwerfen jedoch, weil in, o!e
grusatz zur Schrift, die ehrr, dasi der Wrbrunch
geistiger (etrnntk an sich selbst Sünde sri.
anerkennen die Hebel, die mit deut G.lräiikehaiidel
verbunden sind, aber als Kirche unternehmen wir
nicht, uns in eine Sache einzumischen, die als eine
politische Sache nur dem Staat zugehört. Die
iirä,e bat ihre P 'licht getan, wenn sie die Sünd
baftigkeit des Mißbraucks geistiger Getränke lehrt,
und wenn sie durch die heiligende Kraft des Eoan
geliums ihre Glieder stärkt gegen den Mißbrauch
und gegen die Versuchungen, die in dein Gebrauche
alkoholischer Getränke lauem."
Stellung der Katholiken zur Prohibition.
Auch die deutschen ttathoüken haben gegen
Prohidiiion Slelinng genommen. In einer kürz
lichen Versammlung des deutschen katholischen Ver
bandes von Valtimore. Md.. in welchem 'Staate
in diesem Jahre auch über Prohibition abgestimmt
wird, wurde Prohibition mit Entschiedenheit ver
urteilt. Ter Wortlaut des angenommenen Ve
,'chlu'ses steht uns leider zur Zeit der Abfassung
des Artikels nicht zur Verfügung. Der Verband
blieb aber nicht nur bei Worten, sondern ver
pflichtete sich, jene weltlichen Bürgerorganisationen
zu untersiüven, die den Anschlag der dortigen Pro
hibiüotristcti auf die Rechte der Bürger bekämpfen.
Tie deutschen Christen jeglicher Konfession
sind also gegen Prohibition. Wenn diese im Staat
Nebraska in der Wahl am 7. November geniein
sam gegen das ProhibitionS Amendement zur
Staatöversassung stimmen, dann wird es nicht an
genommen werden und die Reckfte der Bürger
werden unverkürzt bleiben.
Der Deutsckiamcrikattische Nativnalbund
tritt gegen Prohibition nnf!
Es ist wiederholt die Frage aufgeworfen,
weshalb der Tutschamerikanische Nationnlbuuö
mit solcher Energie und Ausdauer den Kampf
gegen Prohibition führt nnd in der Abwehr der
selben eine der Hauvlausgaben seiner Agitation
sieht. Tie Antwort darauf ist wiederholt gegeben,
werden. Ant trefflichsten aber vielleicht pon dem
Nationalbimd'.Konvent, der im Oktober 190!) in
Cincmnoti, ., tagte, wo zur Zeit der Kampf
gegen Prohibition im Vordergründe des Interesses
des liberalgesinntcn Elements stand, da im Staate
Ohio drnnals über einen Prohibitionszusatz zur
Verfassung abgestimmt wurde. Die erwähnten
Konbentsbeschlüsse lauteten wie folgt:
Mit einem Gefühle der Beschämung betrach
ten wir das demütigende Schauspiel der Unter
würfibkeit von Polit.kern und Gesetzgebern und der
Bereitwilligkeit, mit der sie aus politischen Grün
den und gegen ihr bestes Wissen und Gewissen
den sogenannten Reformern durch tadelnswerte und
Schaden bringende Gesetze zur Hilfe kommen. Tie
Tempcrenz Gesetzgebung der letzten 50 Jahre hat
den unwiderlegbaren Beweis dafür geliefert, daß
Prohibition nicht prohibitiv wirkt, sondern daß
sie sogar eine Zunahme des Konfums geistiger Gc
tränke zur Folge hat, während Hand in Hand da'
mit eine Abnahme des Konsums von Wein und
Malz-Getränken geht und infolgedessen das Uebel
der Trunksucht sich verschlimmert. Prohibitiv
Gesetze können nirgends durchgeführt werden. In
ihrem Gefolge erscheinen Gesetzesverachwng. Heu
chelei, Bestechung, Erprefsung. Meineid und amt
liche Korruption als untvrmcidliche Ergebnisse von
Gesetzen, welche einem großen Teile der Bevölke
rung und vielen der besten Bürger schikanös und
tyrannisch, ungerecht und verkehrt, nutzlos und der
menfchlicher, Natur zuwider erscheinen. Solche
Gesetze zerstören die öffentliche und private Moral
und verfehlen vollständig ihren Zweck. Wir em
pfehlen, daß, wann und wo immer sich die Gde
genheit dazu erglebt, mir unserm Einfluß als
Männer und Vürger benutzen, um aus sozialem
oder politischem Wege solche Gn'etzgebtnm oder
ihren Widerruf zu erwirken.
Wir find gegen Prohibition, iveil sie eine Ent
ziebung der persönlichen Rechte von Individuen
darstellt, und sie unverletzbar sein follten. Wir
sind der Ansicht, daß weder die Legislatur noch
eine Majorität don Bürgern eines Gemeinwesens
die Macht hoben sollte, einige feiner Bürger ihrer
angestammten Hechte zu berauben. Wir glau.bm,
daß Mättner, deren Appcttt miUelL Eejetzc gi-jü
gelt werden muß, denen von anderen gesagt toer
den muß, was fie essen oder trinken sollen, mo
ralische Schwächlinge sind, und nicht geeignete
Bürger einer großen Republik. Tcnn nur in der
freien Wahl zwischen Recht und Unrecht wird der
beste Mannes.Tnpus entwickelt. Prohibition führt,
wie die verbotene Fn,cl)t, gerade zu den Aus
schreitungen. die sie zu verhüten sucht. Wir find
gegen Prohibition, nicht weil wir dem Genuß gei
stiger Getränke ergeben sind, denn wir sind nicht,
sondern des Prinzips und dcr persönlickM Frei
heit wegen, und für sie stehen wir ein im Kampfe
gegen Heuchelei."
Tas sind die Gründe, welche den Deutschame
rikanischen Nationaldund zum 5!ampfe gegen Pro.
hibition veranlassen, den er seit seinem Bestehen
mit größter Energie durchgeführt hat. Nicht das
Verlangen nach Bier oder Wein ist für ihn maß
gebend, sondern die Liebe ur persönlichen Frei
heit, die alle mnerikanischcn Bürger deutscher Her
tunft als ihr höchstes Gut befrachte und als
solches zu würdigen wissen. Je mehr die perkön
liche Freiheit. rodd)c von der Verfassung der
Vereinigten Staaten garantiert ist, ihre alte Gel
iung wieder gewinnt, desto weniger wird das
moderne Puritanertum, welches alles in den Bann
seiner Gesetze zu bringen sucht, an Macht und
Boden geivinnen.
Staatsverbanö Nebraska gegen
das prohibitisns - Amendement.
Auf feiner 7. Hauptversammlung am 13.
und 14. September !lN6 in Grand Island hat
der TtaatsNerband Nebraska, Zweig des National
bundes. die folgenden Beschlüsse gegen das vor
geschlagene Prohibiticns Amendement angenom
inr,i: '
Wir begünstigen Mäßigkeit, widerstreben aber
unbeugsam der Prolubnion, weil es erwiesen ist,
i daß dieselbe die wahre Mäßigkeit nicht sördert.
' Turch die Annahme eines Prohibitions
Amcndemonts würde dcr-ieträi:kehn:,det in unge
setzliche Kauäse geleitet werden. Sie würde zum
Gebrmich stärkerer Getränke von geringerer Güte
in größeren Mengen, znr Trunkenheit, zu Ve
fchwerden und anderen Uebeln führen. Tie wird
den Einwohnern des Staates nicht die Lizensgel
der ersparen, sondern nur die Lizensgelder aus
des, Lchnlkassen in die Tasäxn gesetzverletzender
Händler leiten. -. ,
7 Ein unpartciichcr Vcrgletch der Ttatijtikcn
Die 5orm des prohibktions-ttmendements auf
dem Stimmzettel.
In dieser Weise wird da Prohibitions-Amendrment onf dem Stimm'
zettcl erscheine: Man merke es genau.
Man stimme gegen das Amendement, indem man ri Kreuz macht ,n
das Quadrat ntrr dem Worte Na", neben der Zahl 301.
Arncndment to CotiRtittition TronoRrd by "Initiative Tj,
PKOIIIIIITARY AMI:M).MEXT. t'-
Vote "Yen" or "No". Xos. 300
hall the conntitution of the State os Nrbrabka be
Ly adling thereto the following:
uu ancl aner stlay um, 1317, the manuraeture, m $
the kerping or sale or harter, tho sale or bartor ut
pretext os malt, spirituous, vinous or other intoxicatinR li
are owver prohibitcd in thia etate, except or mdicina!
tisio, or mechanical, or Bacramental purpost-s.
300
301
No
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Shall the above and orecrome ante
ment to Üie Constitutica be adoptfcdl
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über die Zahl der Insassen von Gesangn,s,en, Jrrenho.iern uno
ünniaen-Ainlen für den Prohibttionc-staot ilansas xtfi den L,zei,5',.aat
Nebrcc-fa widerlegt die Behauptung, daß Prohibition erbrechm un rr
sinn beschränke. i.
Sittliche Veredelung und Mäßigkeit kann nicht durch Gesetze, sondern
nur durch intellektuellen und materiellen Fortschritt und durch Erziehung
erziehlt werden. Zwischen Gebrauch und Mißbrauch ist ein großer Unter
schied und Erziehung muß uns lehren, zu unterscheiden.
Ein Staatsbeamter von
Nebraska über Prohibition:
Beleuchtet die wirklichen Folgen don Prohibition don einem ganz neuen
Gesichtspunkt aus.
Dieser Zeitung ist daS nachfol.
gende Schreiben von Dr. ,j. A. es
lacek von Omaha. Mitglied der
taats'Begnadigungs Behörde von
Nebraska ur Veröffentlichung zu
gegangen, worin sich dieser Arzt und
Staatsbeamte über die Prohibitions
frage in einer Weise auslädt, die für
manchen Xteser neu sein dürfte. Wir
geben dem Schreiben umsolicber
Raum, well es von einem Manne
herrührt, der den darin behandelten
fragen sorgfältiges Studium gewid
niet hat und zu Folgerungen gc
langt, die durch die Erfahrung be
stätigt werden. Dr. Sed lacek schreibt:
Omaha, Nebr., 13. Okt. 131.
Werter Herr Redakteur!
Unsere vrobibitionnn chen ttreun
de scheinen in ihrat Argumenten auf
die von ihnen aufgestellte Theorie,
daß Prohibition allein die Jugeid
von Nebraska retten kann, großen
Nachdruck zu legen. Sie scheinen die
Atmosvhere mit der Idee überladen
zu haben, daß die regulierte und ki
zensierte Wirtschaft für den heran
wachsenden Jüngling eine derartige
Versuchung bildet, daß er derselben
mcht widerstehen kann, und daß er,
sobald er sich erst einmal damit der
traut gemacht hat, unvermeidlich dein
Verdnben geweiht ist. Es ist dies
ein Beweisgrund, der stark an das
menschliche Gefühl appelliert, dessen
Haltlosigkeit jedoch, im Lichte der
Lernunft betrachtet, leicht klar wird.
ES darf wohl als sicher angenom
men werden, daß fast alle ihre Leser
in einer liberalen Umgebung aufge
wachsen sind, wo sie sowohl daheim,
wie auch in den Familien der Be
kannten und bei geselligen Zusam
menkünften an den mäkigen Genuß
alkoholischer Getränke gewöhnt tuur
den, und ich habe toben Grund,
daran zu zweifeln, daß sie durch
diese Sitte, zur Unmäßigkeit verlei
tet wurden, oder daß ein derartig
mäßiger Genuß zum Mißbrauch
führt. Ich glaube im Gegenteil,
daß die Erfahrung den meisten
Ihrer Leser bewiesen hat, daß Hei
me. in denen alkoholische Getränke
in mäßiger Weise genossen wurden,
nie Trunkenbolde hervorgebracht ha
ben. Es ist ja bei weitem mehr
Verlangen nach der verbotenen
Frucht als nach der jederzeit erhält
lichen vorhanden.
Dinge, die man sich in harmloser
mid mäßiger Weise offen erlauben
kann, werden, falls geheim bctrie
den, zu Lastern, die beständig zur
Unmüßigkeit führen. Wojmmer die
Notwendigkeit vorhanden, daß man
bor Bindern oder Bediensteten Geld.
Cßwaren oder Trinüvaren vcrschlie
ßen muß. da liegt der fichtbarste Be
weis, eines mangelhaften Charakters
bor. Die Erziehung dcr Jugend
sollte weniger in der Beseitigung
aller Versuchungen als vielmehr in
einer derartigen Stärkung des Eha
rakters bestehen, daß sie der Betsu
chnng widerstehen kann.
Leider ist viel Bcweismoterial da
sür vorhanden, daß in Staaten, in
denen der "polizeilich genehmigte
Handel aufgehoben ist, an dessen
Stelle der gesetzliche oder geheime
Handel getreten ist und zwar mit be
dauernswertein Erfolg. Hunderte
von Berichten, die täglich in ver
schicdenen ttansa.s.Zeitungen erschei
nen, beweise überzeugend, wenn
man einen Vergleich mit Ncbraöka
anstellt, daß Mäßigkeit unter den f
jungen Männern in jenem Ctaa: ,
durch die Prohibitionspolik? ntch
gefördert worden ist. Offizielle Be
richte vom 1. Oktober 1315 zeigen,
daß auf Grund schwerer Verbrechen
in KansaS 330 Jünglinge zuny Aus
enthalt in dcr 5kZnsas Vesserur.gs
anslalt (Neformatory) verurteilt iva
ren, und daß 261 Knaben der statt
sas JndustrieSchule für Knaben
unterstanden, mithin eine Gesamt
zahl von 631 Knaben und Jünglin
die Jugend berauschende Getränke zu
f
r
gen. die zu jener Zeit für scln,ldig
erklärt waren, im Gegensatz zu einer
Gesamtzahl von 133 Knaben, die sich
unter ähnlicher Haft an demselben
Tage m der j'tnaben.Jndusrriejchule
in Nebraska befanden.
In der Tat klagt der Aufseher
des Kansas Zuchthauses. I. K. Eod
ding, die borherrschende Hintergas
senkneipe in jenem Staate als eine
der furchbarsten Quellen der Unsiit. "
lichkeit unter den jungen Leuten an.
da jene Plähe von dem Abschaum
der Menschheit bedient werden, die
sich kein Gewissm daraus machen, an
In einer Ansprache an die flan
sas.Konferenz für Wohltätigkeit und
Besserungswesen sagte der Aust'ehcr
Coddingam 13. November 1312:
Nach einer Zeit von drei Jahren
und neun Monaten im Gefängnis
die TurchschnittShaft für (efan
gene in iansas verläßt der In
fasse das Strafinstitut ,auf sein
Ehrenwort hin. Nein, an Zucht ge
wohnt, gebessert, läßt cr die Zucht
Hausmauern hinter sich, um zu seiner
HeimatLstadt zurückzukehren, zur
Stadt, die es ihm gestattete, im Per
brechen geübt zu werden. Er sin- j
det aber, daß seine Heimatstadt. di?V'
Stadt, die ihn verdorben hat.f'
in nichts gebessert hat. Sie. ha!' I '
selben schmutzigen Billiardsäle,! ,
selbe sichte Hintergassenkneipe.
selbe alte Stelldichein, wo TL
und Jünglinge in der Dunkelhk
Nacht hinabsteigen, um skart '' ' .
spielen und Würfel zu rollenZ j
sieht zum erstenmal wieder d' ' .
vorragenden Bürger und Stik l ' , ,
mit brennender Zigarette - '
paradieren. Er hart zum erstes i
seit dreiundhalb Jahren dc j
chen und das Erzählen seh
Geschichten auf den Straß'
Stadt, die sich in nichts fil
Hat. Geläutert und gebesse,,'
sein Leben von dem unreines
losen Wesen feiner Heimat'?
rührt, die sich während seines v.
senheit in nichts gebessert l -
widersteht eine Zeitlang, a? ,
Gewalt des zerstörenden üavE ' " -zu
groß für ihn. Er maci.
(Schluß auf Seite .R
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' . . . ' .
V " " . mm,tT- w-,,, i.:!. ,m. - , ... ....,, -. ' : 4? . 1 ',L ' ' ir,'lls "V' ; - - i .
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