Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 31, 1916, Second Edition, Image 1

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tihi n,, hr iHfftfri Jsir"
Bt demenen ilaat beruleiut. ein loimct
Eügeftft iibrigcnS auch für Damen,
jadcitä sehr gut verwendbar. '
Wjer Fnteil an Freparednch".
'erko'öh'.ite Lieblinge der Got
teil Das ist Amerika und
daS amerikanische Volk im,
mer gewesen und ist es
heute mehr als je. Was
Europa in andertbalb Jahrtausenden
d?3 Kämpfens und RingcnS, des Stre,
benS und ForschenS, des .Studiums und
JKiZzeZ an hohen und höchsten Gütern
1m ittZfHs,.Zt rVriArfuift fitth rtitfHfinf?
wi. vviiUkU ivvvih uttv gvuTulltf
des hat es dem neuen Lande, das den
Kindern bei "übervölkerten Mutterlan
bei die gastlichen Pforten öffnete, her
iibergefchickt. Wahrlich, ein, vollwertiger
Austausch! Mit diesen arbeitgewohntcn
Einwanderern, und auf dem Fundament,
das die obigen importierten Güter bil
beten, baute sich dank der uncrschöpf
Lche Hülfsquellcn dieses Landes eine
neue Kultur auf, deren heute eine Na
tioa sich erfreut, die die harten Kämpfe
jener 1500 Jahre nicht kennen gelernt
hat.,
- Und nun bietet sich in kleinerem Masze
wieder die Gelegenheit, sich die Lehren
anzueignen, deren Vorteile wir ohne alle
Opf 'md kosten genießen dürfen,
wahren Europa mit dem Blute der 53c
sie feiner Söhne dafür bezahlen muß.
Wenn wir hier nur wollen, so können
wir seine Ernte halten aus der Saat,
die jene Länder unter tiefste.i Schmerzen
und Leiden, unter unerhörten Opfern,
die auf Jahrzehnte hinaus nachwirken
werden, auSaesäet haben Wie find wir
schon aufgerüttelt worden, wie manches
haben wir unl schon gemerkt, wie so
manches Streiflicht ist schon auf ein?elne
Zweige hiesigen Leben gefallen, da2 wir
früher nicht pachtet hätten. Cir sind
wach geworden. Die Selbstzufriedenheit
deS amerikanischen Volkes reicht ja bis
in die Wolken, aber so manchen Rih hat
daS Gestein doch schon bekommen, wenn
und da Männer von Einsicht und
VqterlandSliebk erlanuten: Mit der him
msüstüunende Vollkommenheit stimmt
eZnicht so ganz! Schemwcrscr her! Ins
Jrlnue geleuchtet! Sich selbst erkennen
gelemt und dann auf neuer Bahn wei
itx
Ich habe neulich erwähnt, welchen
rorgtfafzte deutschen Meinuoge über
Amerikas Volk ich energisch entgegen ge
, treten hin, ich darf mir also auch erlau
den, zu d:lcuchtiN, wo wir umlernen
müssen! Und zwar wünsche ich , dicS
hauptsächlich den Frauen und Müttern
anS Herz zu legen, denn sie sind es, die
den Keift im Hause Pflegen müssen, der
den Kindern berein in die Welt hinaus
folgt. Ein Land ist zu beneiden, und
muß groß werden, dessen Kindern von
Zl?!n.uf der echte Patriotismus, die
wahre, im Ernstfall sich bewährende Va
'terlandsliche eingeprägt wird. Wie diel
habe wir in diesem Punkte um zuler
neu!
ES mag ja für manche Sorte Ameri
kaner schmerzlich sein, ist aber nichts
deftotoeuiger unumstößliche Wahr?)kit,
hs 83 für alle die Einzelheiten, aus
den? sich der wahre Patriotismus ent
wickelt, als für die Züge echtester Pre
tsredneß", . jytybet j ich - Deutschland
&
und itiucr arnnnmm-
als Ncbcnwirkung das Phänomen
des zufriedenen Ehemannes.
schauen muß. Das deutsche Kind wird
s erzogen, Laß Gehorsam, Disziplin,
absolutes Hintaustcllen eigener Wünsche
gegenüber den Geboten von Eltern und
Vorgesetzten ihm als ganz sclbstderständ
lich erscheinen und daß, den Anforderun
gen des Vaterlandes alles sich unterord
nen muß. Dieser Geist ist der deutschen
Jugend so selbstverständlich, daß es des
Zwanges", wie man ihn hier sich vor
stellt, nicht bedarf. Der Deutsche weiht
sich feinem Vaterlande mit einer hin
gebenden Liebe, für deren Bctätigung u
keine Grenzen kennt. Und alles dies in
Auh . ohne die entwürdigenden Kämpfe,
die man in England erlebt hat, als es
hieß, sich dem Lande zur Verfügung zu
stellen, aber auch ohne den Larm, den
man hierzulande mit dem Patriotismus
vollführt. Eine Amerikanerin beschrieb
einmal in der Times" ihre Eindrücke,
als in einem französischen Secbade, wo
sie weilte, die Mobilmachiingordcr kam.
Sie sei aufs tiefste erschüttert gewesen,
wie selbstverständlich Hotclwirt und
Kellner, Reich und Arm augenblicklich
abgereist seien. Ja, in Frankreich wirkt
so etwas erschütternd auf die Amerika
ner, in Deutschland ist'? verdammungs
würdiger Militarismus, Tyrannei der
Militärkaste, des Junkertums" usw.
Am 1. August, abends 7 Uhr, traf von
Berlin her die Mobilmachungsorder ein
in der FestungZstadt, in der ich weilte,
und ging von da durch die Provinz, wo
die Landbevölkerung mitten in der Ernte
siand. (um diese Zeit ist's in Deutsch,
land bis 9 Uhr hell). Um '210 schritten
durch olle nach dem Gouvernements-Gc
bäude führenden Straßen in ununter
brochenen Zügen von den Bahnhöfen her
die Reservisten zur Anmeldung, sie kamen
aus allen Teilen der Provinz, und
strömten die ganze Nacht hindurch hcr
bei. Ich stund da, unaushaltsam flössen
mir die Tränen über das Gesicht. Und
eö war alles so ernst, so still, so würdig
und so entschlossen zum äußersten.
Das nötigt Achtung und Ehrfurcht -b,
nicht Abscheu, wie ihn hier die Briten
blätter ihren Lesern suggeriert habe.
Wir dürfen getrost dorthin blicken, wenn
wir Beispiele suchen. Aber das wäre
Landesverrat, wenn man es tingestSnde.
Und doch soll jemals etwas Rechtes
auS unserer .Preparcdncß" (und vielen
anderen Dingu) werden, so heißt eS.
eingcstandei. oder nicht: umlernen! mit
einem Blick dorthin.
Wer kennt nicht jenes Wort: ein Zun
ger Mensch drn 20-"-30 Jahren weiß
alles, kann alleS, und kein anderer weiß
oder kann etwas; zwischen 3O-40
kommt ihm erst der Äedan'e. daß diel'
leicht doch auch ncere etwas wissen;
zwischen 40 50 fängt er an, sich gc
lcgentlich den Rat eines erfahrenen
Greises zu erbitten und noch fpÄer sieht
er ein, wie wenig doch der Mensch je
malS fertig" ist, wie viel ihm fehlt zur
Vollkommenheit.
Die Fehler, die unserer Nation an
haften, sind die der Jugend. Amerika
hst ech nichts durchLkmat, eS befindet
sich noch in jenem ersten glücklichen
Stadium "der eben geschilderten Stufen
lcitcr. Aber wir haben jetzt Gelegenheit,
uns die Weisheit eines Jahrhunderts au
zueignen, wenn wir unö nur nicht
scheuen, Selbsterkenntnis zu üben irno
uns so zu scheu, wie wir sind. Betrachten
wir uns einmal diese pekzier genau. Da
ist zuerst die Maßlosigkeit, das
Übertreiben einer Sache, die man sich
vorgenommen! Tiefe .Preparedneß
Paraden! Ernsthafte Männer mit
Fähnchen in der Hand wie müssen sie
wehmütig an die langst verflossenen
Schulpicknicks und Sonntagsschulfcstc
gedacht haben! Und holde Weiblich
keit im Zuge! Und Ladies Military
Eamps, was hat alles das mit Rüstungs
Vorbereitungen zu tun! Und die Idee,
SchuÜinder militärisch auszubilden!
Will man Deutschland, das virlgcschmähte
ausmilitarismcn"? Denn dort gehörten
zwar schon vor 50 Jahren Turn
s! u n d e n zum Stundenplan, aber auf
diese hiesigen Verrenkungen würde man
in Deutschland nur mit Staunen blicken.
Dafür aber lernt man sonst allerlei
brausten, was liier dringend nötig ist:
j man lernt in der Schule fremde Länder,
ihre Einrichtungen und ihre Regierung!
form kennen, selbst in der Dorfschule,
die vor 50 Jahren meine Alma matei
war. Und wieviel Unwissenheit ist hier
ans Tageslicht gekommen, seit der Krieg
aufbrach! Wieviele Amerikaner haben
bis ins höchste Amt hinein etwas
von Deutschlands inneren Einrichtungen
gewußt? Welches Unheil hat das angc
stiftet! Ja, wenn .wir" vollberechtigt im
Rate der Nationen stehen wollen, dann
müssen wir uns auch herablassen, sie zu
studieren, müssen brechen mit demWahn:
Das haben wir nicht nötig! Und mit der
Lehrmethode, die den Kindern die Vor
stellung gibt, die Welt, die sür sie über
haiipt in Betracht kommt, liegt zwischen
dem atlantischen und pacifischen Ozean,
und die Weltgeschichte beginnt mit der
Gründung unserer Republik.
Im Herbsie 1014 schrieb ich hicrhn:
Sagt den Amerikanern, sie sollen sich
nicht allzusehr entrüsten über den deut
schen Militarismus". Die Zeit wird
kommen, wenn auch erst in Jahrzehnten,
wo sie froh wären, wenn sie ihn hätten,
denn wie schon jetzt für England, so
wird ouch für Amerika die Zeit der
splendid isolation" vorbei sein. Einst
weilen sollen sie sich Einsetzen und lernen,
denn die Unwissenheit, soweit das Aus
land in Betracht kommt, .schreit zum
Himmel. Man kann nur gerecht beut
teilen, was man kennt. Und die Unkennt
nis auf diesem Gebiete hat die ehrliche
Gerechtigkeit, die alte american fairncß"
getötet. Wer Dinge kennt, l ä ß t sich
nicht verhetzen." Jahrzehnte! halte
ich geschrieben und nach kaum 15 Mona
ten war hier die Preparedncß" au'ge
brachen auf landesübliche Art. Was
soll der Lärm, di: Paraden und alles
sonstige, wenn nachher eine S'ache, so wie
diese Mobilisierung! herauskommt!
Lei den unermeßlichen Hilfsmitteln die
VA.
ses reichen Landes! Man stelle sich nur
vor, was das im Ernstfalle gcwzrden
wäre! Ich kennt ein Dujzcnd Beispiele,
wo von zehnjährigen Jungen bis zu
Mjährige,l Männern die Ueb,rzcugung
unerschütterlich ist: wir hauen jede
Nation der Welt in den Staub in einem
Monat! Menschen oder Nationen, die
mit Prahlsuch!, Ueberhebung und Voll
koinmenhcitsglauben bchafht find, kön
nen niemals vorwärts schreiten, denn sie
glauben nicht nötig za haben, dazu zu
lernen und erkennen ihre Fehler nicht, um
sie verbessern zu können.
Und noch etwas möchte ich, daß unse
rcn Kindern ans Herz gelegt wird: Die
Heilighaltung der nationalen Flagge!
Ja, ja! Worte und Gcschr.i, Reden u.id
ezcrcises" genug, allzuviel wird er
schwendet. Aber schen wir uns um, an
welchen Orten sie weht! Sie wird zur
Reklame wie zum Kinderspiel erniedrigt.
Hier schaufelt ein Junge Staub in sein
Fähnlein, dort weht sie auf des Liiin
pensammlcrs Wagen. Die Flagge sollte
uns das Emblem höchster nationaler
Ideale verkörpern, wie das Kruzifix die
religiösen. Ohne Veranlassung und ohne
daß ein erhebender nationaler Gedanke
ausgedrückt werden soll, sollte von der
allgemeinen Masse des Volkes das Em
blem nicht in den Alltag hincingezerrt
werden. Wie ist es sonst möglich, bei
ihrem Anblick jene echten, erhebenden
vaterländischen Gefühle aufzubringen,
die alle Schichten des Volkes durchbeben
sollten, wenn sie über den Häupten deS
Volkes stolz im Winde flattert! Umsonst
ist in Deutschland zu Ausbruch des
Krieges nicht verfügt wordene Die
Flagge darf nicht ohne ernste oder freu
digk Veranlassung aufgezogen werden,
und dann nur vom Morgen bis Abend,
oder 24 Stunden aus daß sie
nicht entwertet werbe"! So
aber erfüllt ein nationales Hochgefühl
einen jeden bei ihrem Anblick. Dieses
Gefühl sollte nicht abgestumpft werden.
Es ist so wundervoll, so unendlich wert
voll und erhebend.
Bcrgeffcnrr Ttraust.
Im Eiscnbahiicoupe. Spätsommer
draus.
Duft von Levkoycn, Phlox und roten
Kressen
Lenkt meinen Blick. Im Rehe liegt ein
Strauß,
Von eil'gcn Reisenden in Hast vergessen.
Ein lieber Strauß! Verswcnderisch ge
fügt In farbigem Gedränge Vlüt' an Blüte.
So schenkt die Liebe, die sich nie genügt,
So gibt ein gcbcscliges Gemüte.
Und dich vergaß man! Ob Verlust sie
kränkt.
Die dich gedankenlos zurückeließen?
Vielleicht! - Doch an ein altes Lied
gedenkt
Mein Herz und macht das Auge über
fließen.
Das alle lcid'ge Lied: Der eine gibt
Den Strauß, der andre legt ihn kühl
beiseite.
Und wo ein Herz mit allen Fasern liebt,
Sehnt sich ein andres von ihm fort ins
Weite.
H. v. A e a l i k u.
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fudb.
(snropa's Kindttstnbe,
Europa blickt verzweifelt
Zu,r Kinderstub' hinein,
Und spricht: Ihr bösen Kinder,
Was fällt Euch wieder ein!
Wozu müßt Ihr Euch schlagen
Die Köpfe braun und blau,
Sobald ich etwas rede
Mit einer Nachbarsfrau.
Ich sagte: Wohlerzogen
Sind meine Kinder all."
Sie sprach: Nach Mütter Meinung
Ist immer das der Fall."
Da hörte ich Euch balgen
Und fragte mich beschämt,
Woher bei der Erziehung
Ihr wohl die Unart nehmt!"
Die großen drauf erklärten:
Das kleine hier fing an,
Es gab ein großes Kämpfe
Eh' man sich recht besann."
Europa sprach: Vor allem
Wird Friede jetzt gemacht,
Eh' in der Kinderstube
Noch alles ist zerkracht."
Der Hauswirt aber steigert
Die Miete das' ist klar;
Der armen Frau Europa
Und ihrer Kinderschar.
CarlaWächter.
Mcertranin.
Am Strand, wo die Wellen wallen, schau
ich den Eilenden zu
Sonnenglanz spielt über ollen, und vcr-
klärt im Glanz bist du. . .
Holdselig, auserkoren, schwebst du vor
mir im Raum.
Aus Meer und Himmel geboren, leuch-
tcnd, ein lieblicher Traum.
Deine Stimme klingt so innig, und du
singst ein wundersam Lied
Von einem flammroten Phönix, der sieg-
haft zur Sonne zieht,
Von Silbcrbächcn. die gleiten über gli
tzernden Demantsand,
Von goldenen Wundcrstädten in einem
üttärchenland.
Das Traumbild ist entschwunden . . .
die Wellen wallen und zieh'
Noch tönen von jenem Liede verklingende
Melodien . . .
Sie weben und winden im Schwinden
einen Klangperlenkranz,
Und ein Schimmer weilt, wo du wärest,
on unsterblicher Liebe Glanz,
Nachklang.
Die Wellen, die wallen und eilen
Im lichtglanzglitzernden Spiel,
Als wollten sie nirgends weilen, ,
Sie finden zuletzt doch ihr Ziel.
Ich habe dich wiedergefunden.
Deine Seele' kam zu mir zurück.
Und ewig mit dir verbunden
Fand endlich mein Herz sein Glück.
, Wilhelm Berngvitf.
Oben linkss Handliche Presse für Bkinklcider. Die in die Bügelfalte ge
lcgte Hofe wird zwischen die Spann breiter eingeschraubt. Oben rechts:
Züchtiges Aufhängen des NockcS mittels eines NcvershalterK mit verstell
baren Schnüren. Oben (Mitte) : Schlecht aufgehängter Anzug, wobei
der 3ick die gute Form verliert und die Hosen sich nicht aushängen können.
Unten links: Telbstgefertigtcr Hosenstreckcr. Zwei Kravattenklnmmern
sind Nlit kleinen Nägeln an einem geivöhulichen 5lleiderbügel befestigt.
Unten (Mitte) : ZZnsaminenlegbnrer Stiefelspanncr. Unten rechts:
Praktischer Hosenspanner mit Schulterbügcl.
Lchte und unechte Iaröen.
vÄr4 eim Einkauf von Klcidcrstof ,
4-v . fen oder fertigen Kleidern
CfJL erkundigen sich sowohl die
Herren als auch die Da-'
men fast regelmäßig danach, ob die Far
bcn echt seien. Eine Frage, die der Ver
lauset gewöhnlich mit allerlei Vorbehal
ten in der für seine Gcschöftszwecke vor
teilhaftcsten Weise zu beantworten sucht.!
Dabei gehen die Ansichten über die Echt
hcit und Uncchlhcit der Farben meistens
sehr weit auseinander. Nur insofern
herrscht gewöhnlich Uebereinstimmung,
als man alle Farben, die nach kürzerer
Zeit verblassen oder gar gänzlich ver
schwinden, als unecht, die in ihrem Far
bcnton dagegen beständigen als echt be
'cichnet. So folgerichtig diese Unterschei
d'!;'? sein mag, unbedingt zutreffend ist
?tzdcm nicht. Die Dauer einer Farbe
.i keineswegs allein von dem bei
,!,c. r Zubereitung benutzten Farbstoff ab,
sondern in viel weitcrem Maße von einer
Reihe anderer Umstände: Von der Art
der Austragung, von der Beschaffenheit
der gefärbten Stoffe und vor allem von
den Einwirkungen von Lust und Licht,
denen die zcsärblen Stoffe ausgesetzt
werden. Noch weit weniger stichhaltig
ist aber die vielfach hervortretende An
stcht, daß die Echtheit der Farben von
iftrem Ursprünge abhängig sei. Nicht
selten hört man eine grundsätzliche Ver
urteilung aller künstlichen Farbstoffe als
unechte, wobingegm die im Pflanzen.
Tier- und Mineralreich fertig vorkam
menden fog. natürlichen Farbstoffe eben
so unbesehen für echt erklärt werden.
Nichts ist falscher als gerade dieses. Im
werktätigen Leben können wir uns fast
täglich davon überzeugen, wie schnell
manche natürliche.. Farben verbleichen,
während künstliche bedeutered länger
standhalten. Auch brauchen wir uns nur
in der Natur umzusehen, um zu finden,
welch raschen Aenderungen die von der
Natur fertiggebildeien pflanzlichen und
tierischen Farbstoffe unterworfen sind.
Das satte Grün der Gräser und Pflan
?en, sowie die klaren und glänzenden
Farbentöne unserer Blumen verblassen
schon wenige Stunden nach der Nbtrcn
nung von der sie ernährenden Pflanze.
Achnlich rasche Farbändcrungen sehen
wir bei absterbenden Tieren oder Teilen
von solchen. Hieraus ist zur Geniige er
sichtlich, auf wie schwachen Grundlagen
die allgemein üblichen Unterscheidungen
beruhen.
Alle Farbstoffe bilden Glieder einer
Verbindungsgruppe. deren Mitglieder im
allgemeinen den gleichen Gesetzen unter
warfen sind, wobei es ganz nebensächlich
ist, ob sie von der Natur ober auf kiinst
lichem Wege gebildet wurden. DaI be
kanntcsie Beispiel dieser Art zeigt uns
der Indigo, den man früher einzig aus
den Indigo und Waidpflanzen gewannt
der heute dagegen fast nur noch aus
Steinkohlcnteer erzeugt wird. Derselbe
Farbstoff zeigt in beiden Fällen genau
dasselbe Verhalten, sowohl bezüglich der
Farbentöne als auch der Beständigkeit.
Da gleiche beobachten wir bei ten Ali
zarin- und andere Farbstoffen, wäh
rend sie heute aus dem schmutzigen Teer
gewonnen wird. Wir müssen uns also
nach anderen Merkmalen umsehen, wenn
wir unbedingt einen Unterschied zwischen
echten und unechten Farbstoffen haben
wollen. In Wirklichkeit gibt eS einen
solchen Überhaupt nicht, höchstens könnte
ein Unterschied nach der mehr oder min
der großen Beständigkeit der Farbstoffe
gegenüber gewissen sie angreifenden
Kräften gemacht weiden. Bringen wir
gefärbte Stoffe mit Säuren in unmit
telbare Berührung, so wird die Farbe
angegriffen, sie verblaßt oder ändert sich
in ihrem Ton. Derartige Aenderungen
sind fast stets dauernd, d. h. die ur
sprüngliche Färbung ist durch keinerlei
Hilfsmittel wieder herzustellen. Selbst
ein mit echtem Indigo gefärbtes Kleid
verliert beimLesrenzen mitCae!
säure seinen schönen Glanz und wird
gelb gefleckt. Dies rührt daher, daß die
Säure den Farbstoff in seine Bestand
teile zerlegt, ihn also gewissermaßen zer
stört. Allerdings bedarf es zur Zcrstö
rung der Jndigoverbindung besonders
scharfer Angriffsmittel. Schwache Bei
zen vermögen hier keine Wirkung hervor
zubringen: Jndiga wird deshalb auch
den echten, d. h. beständigen Farben zu
gezählt. Trotzdem kann aber auch er der
Salpetersäure gegenüber nicht standhal
ten. Ein nicht minder kräftiges Zerstö
rungsmittel für Farbstoffe wie die Sal
petcrsäure ist das Sonnenlicht. Wirkt
es auch nicht so Plötzlich,, so kann, doch
auf die Dauer keine Farbe seiner unmit
telbaren Bestrahlung widerstehen, wie
sich das ja bei unsern Fenstervorhängcn
und Möbelbezllgen nur zu oft zeigt,
wenn wir sie nicht bor dem strahlenden
Licht der Sonne schützen. Aber auch
das berteilte gewöhnliche Tageslicht
greift die Farbstoffe an und bleicht sie.
Der Grad dieser Bleichung in Verbin
dung mit der dazu erforderlichen Zeit .
bildet die Grundlage zur Beurteilung
der Farben. Wenn eine solche der dau
ernder Belichtung nach längeren Jahren
schließlich etwas verblaßt, so kann ihr
das nicht als besondere Schwäche angc
rechnet werden; denn jede noch so bestän
dige Verbindung wird auf die Dauer
durch die Einwirkung deS Lichtes zerlegt.
Ander! dagegen ist es, wenn schon nach
wenigen Wochen, Tagen oder gar Stun
den die Farbe verblaßt. Sie kann dann
mit vollem Recht als unbeständig oder
unecht angesprochen werden. Wie hier
aus hervorgeht, besteht ein Unterschied
zwischen echten und unechten Farben nur
insoweit, als die einen weniger, die an
deren mehr und in kürzerer Zeit verblas
scn. Ob eine Farbe früher oder später
den Einwirkungen des Lichtes öderen an
deren Eingriffen erliegt, hängt in erster
Linie von der Art ihres Aufbaus und
der dadurch bedingten Beständigkeit ihrer
Verbindung ab. Daneben kommen aller-,
dings bei der prattischen Verwendung
zum Färben noch verschiedene andere
Umstände in Betracht. So find manche
Farbstoffe nur für gewisse Faserstoffe
lichtecht, während sie in Verbindung mit
anderen bald verblassen. Bei anderen
Farben hangt ihre Dauer von der Art
der mit ihnen zusammengebrachten Bei
zen und sonstigen Umstände ab. Alle
diese Verhältnisse hat der Färber bei der
Ausübung seiner Tätigkeit zu bcrücksich
tigen, um die für den jeweiligen Zweck
günstigsten Ergebnisse zu erzielen.
Wie die Einwirkung des LichtcS cnf
die Beständigkeit der Farben zu erklären
ist, darüber war noch keine Klarheit zn
schaffen. Während man von einer Scüe
die farbenzerstörende Tätigkeit des Lih
tes zersetzenden, von anderer Seite ver
mindernden Wirkungen zuschreibt, licgt,
wie so oft, die Wahrheit wohl in dec
Mitte, indem bald das eine, bald daS '
andere zutreffend sein wird. Es ist kaum
anzunehmen, daß bei der gemein
großen Zahl von Farbstoffen, die 6cjli;r '
lich ihres Inneren Aufbaue? alle m.,! r
oder weniger von einander abweich e.
das Licht allen gegenüber gleichartig
Wirkungen auslösen sollte. Jedenfalls
werden neben den eigentlichen Lich!
strahle auch die nicht leuchtendeu
Wärme und chemischen Sonnenstrab!!
an der Zersetzung wenn auch nicht all :
so doch einzelner Farbstoffe ! .vt
sein, vielleicht sogar in noch ' höheren
Grade als die Lichtstrahlen selbst. Diese
Annahme ist schon deshalb nicht th:e
weiteres zurückzuweisen, weil gerade die
unmittelbare Sonnenbestrahlung, , bei
welcher die ultraroten und ultradiokitcu :
Strahlen am meisten zur Geltung ge
langen, der größte Feind aller Farbe'
ist und den allen Fsrbeiilicbhabern g.
Zirpet xird, "
;