Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 10, 1916, Second Edition, Image 1

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T?gZ!ch Cmttji TrtüTsi " ,
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jDic Herren Pollmeister.
1;rnfiScnf Wlt ihnen ein, schön
' mit.
'i a'ibl in den flftyliilnffn (Staaten
1 ganzes Heer Postmeister die fte
wf w.- u . 5. : n.- in r.
t min oti 4)Viiiiciict M1 H'li(l
die Buudesarmee. Dabei ist ein zu
h!cn: die Postmeister sind stimmberech
f lind die Suiibeiifofbattn find tl nicht.
ruiu dieser Unterschied? Xlt Fragt
I ß ein Klügerer beantworten.
i Da Heer und die Marine sollen au
ü)alö der Politik stehen ein weiser
nd guter Grundsad. Aber weshalb muß
c Post ein politischer Inkubator sein?
itUwb kann nicht auch die Post dem
milch?' Cinfluß entzogen werden?
Die Postmeister sind der Kern der Par
l,erschast der jeweilige Präsident
ii da achtzig bis hunderttausend Stirn
"fii .... houlit and pa'ul for. Acht
iia bis hunderttausend Patrioten, die
pflichtgemäß an der Krippe sitzen, zum
großen Teil nichts tun und dafür gut be
ja litt werden.
Man muh sich diese Gentlemen dritter
und vierter Klasse in den kleinen Land
stüblchen einmal näher ansehen . . . .
wenn man ihre Photographie an ein Witz
blatt schickt, kriegt man doppelt' giate be
Zahlt siir die großartige Karrikatur.
Eine Deputation de PostmeisterheeriS
halte sick) in Washington eingefuuden
siebenhundert erstklassige zweitklassige,
drittklassige. vicrtklassige Gentlemen
und ier Präsioent nahm die Parade sei
er Kreaturen ab. Wie sich der Herr Pro
fessor unter soviel Intelligenz vorgekom
wen sein muß?
2a Sie alle Demokraten sind", be
ganii der Präsident.
.Das sind wir! Da! sind wir!" ant
werkte der Chorus.
Naiürlich sind sie's, denn sonst hätte sie
dcr demokratische Präsident ja nicht er
nannt. Wir zweifeln nicht, daf so man
ch'r linier den obwaltenden Umständen
gern umsatteln möchte denn weil sic's
f :id, weiden sie's nicht mehr lange sein:
veil sie Tcmolraten sind, werden sie nicht
Mkl,r lange Postmeister sein.
Man kann das Vertrauen des ameri
tonische Volkes nur auf eine Weise errin
gen: man muß es sich verdienen"
Außer wenn der Betreffende ein Postmei
ster ist, dann kann man sich das Lcr
trauen auch durch die Ernennung sichern.
Im Ucbrigen mag sich der Präsident diese
geuicinschaftliche TLeisheit auöschneiden,
aufklebe und am 8, 'November nachlesen;
vielleicht, daß ihm dann gewisse Dinge
erklärlich werden.
Ich habe meine Demokratie ererbt'.
Und die Unparteilichkeit. Und die Hu
manität. lind den Gerechtigkeitssinn.
Ererbt von seinem englischen Großvater
u d von seinem konförderierten Voter . . .
In jeder Gemeinde ist die Post das
Ä!aß und der Standard siir das, was die
Reaicruna siir das Volk getan hat."
Ob ein gebildeter Mensch nicht solcher
ljoble,."Phrasen müde Wird? Was siir dir
Post und die postalischen Kklppensitzer ge.
tan wird, ist überhaupt in Maßstab;
das wird nicht zurrt Wohl des Volkes, fon
dern zum Besten der Partei getane .'
.Sie sind glk Demokraten,- w'!l Sie
bii Regierung inniger Heften als ' sich
selbst." Man mich diese Gentlemen
dritter und vierter Klasse gesehen haben,
so. genau f- sieht die Selbstlosigkeit
aus! Diese Gentlemen dritter und vierter
Gute pfeifen auf die Rgiening und auf
die Nächstenliebe; sie wollen sich ihr Aemt
chen sichern, weiter an der Krippe sitzen
denn von etwas muh der Mensch leben,
und es lebt sich umso angenehmer, je we
Niger man für sein Geld tun muß. ,
Und eins sagte Prezy im Verlauf sei
ner Rede: In keinem anderen Lande be
roeae; sich die JriedenSprosesse so frei."
Na, das muß wahr sein! Sie bewegen
sich bald an die Grenze, bald über die
Grenze, bald rückwärts .... sie bewegen
sich bald rechts, bald links, bald im Kreise
herum wie 'ne Wetterfahne .... wie ge
lade der Wind weht, der politische Wind.
Man könnte einen Mann, der einst
Uuiversitätsdireklor war und als solcher
immerhin niik gebildeten Menschen der
kehrte, fast bedauern, wenn er sein Herz
den Postmeistern, den Gentlemen dritter
und vierter Klasse erschließen muß
die Politik macht sonderbare Bettgenossen.
Gejegncte Mahlzeit.
Eine Speisekarte aus dr Zeit der
Hungersnot."
Es gibt Leute, die von drüben kom
niend oder auf Grund schriftlicher Mittei
lungen von Verwandten daheim" über
die in Deutschland herrschende Not jam
meri, .... Miesmacher. Es ist über
diese Sorte kein Wort zu verlieren; man
kann immer nur wiederholen: von Hun
gkrsnot ist drüben keine Rede; jetzt weni
g?r denn je, weil die gütige Vorsehung mit
einer gute Ernte für des Volkes Bedürf
insse reichlich sorgt, weil daS Kriegsernäh
runeräamt mit ausgleichender Hand alle
Ansprüche zu erfüllen sich bemüht.
Aon befreundeter Seite ist unZ eine
Abendkarte" des BierhauseS Münchener
ömeubrä. Berlin, am Nollendorfplatz.
',.,,-.,. Die Karte ist vom 23. Mai
!9Jb datier!, einem Fleifchlag; die Karte
jt nicht speziell für Amerika zusammen
zestellt. sie ist auch nicht besser oder fchlech
irr als die andern es ist eine Speise
hxlt, wie man sie in Bezug auf Reichhai
lis-kcii und Preise in Hunderten und tau
'nid-n Speisehäusern in Deutschland fin
kw kann. "
Jr'm typische Speisekarte, eine mafzge
!,d Speisekarte, eine beruhigende Speise
.y'e! ,
Es geht den Brüder, Zn Deutschland
vdti schlecht es könnte ihnen besser ge
)cn, gewiß; aber eö läßt sich, so die fit le
c recht gur leben. Und diese erzwungene
?p'zrszn!keit und Einfachheit hat ihr Gu
der Gesundheitszustand war in
tniubsand noch niemals so günstig wie
tA 'Hunger ist der beste Koch und Wä
iiak-ii ist beste Arzt.
Zollen wir N"cn den Mund wäßrig
üian-'nl Und die Zähne lang ziehen?
Gut, hier haben Sie einen Auszug aul der
Speisekarte:
Fleischbrühe ....... ET, Pfg.
Blumenkoklsuppe ..... Psg.
Fleischbrühe m. El od. Rindcrmark 50 Psq.
Krebsrag In Musch?In . . . Mk. 1.23
Mäm,n,tki,k mit N, inlii . ök. 1
Haffzander mit Pilzen . ,
Steinbutte mit holl. Sauce .
Schellfisch mit Senfsauce .
Rindfleisch, garniert . . .
Kalbsschnitzel . , , , ,
Paprikaschnibel
Spezialschnitzel . . . . .
Hammelkeule niit Bohnen ..
Leberwurst mit Sauerkohl .
Rchrüäen n,!t Kompoll . .
Dammwidkeule
Hirsch-Lende mit Gurkensalat
Wildpuree mit Setzeier . .
Mk. 2.00
Mk. 2.00
Mk.1.40
M!. 2.00
1 2.00
Mk. 2.00
Mk. 2.50
Mk. 2.75
Mk. .00
Mk. 2.73
'Ms. 2.00
Mk. 2.00
Mk. 1.50
Rinderroulade mit Brcikartosfeln Mk. 1.M
Huhn mit, Graupen und Spargel Mk. 2.00
Kapaunenbrust mit Kompot . Mk. 20
Kartoffeln 23 Pfg.
Gemüse: Bohnen, Spinat, Wir
sing. Blumenkohl .... 50 Pfg.
Frische Morcheln 80 Pfg.
Na, haben Sie noch nicht genug von
Deutschlands Hungcrspeisekarte? Wir
könnten Ihnen mit der doppelten und drei
fachen Anzahl Gerichte aufwarten, aber
wozu da! d i e Karte sollte bereits ge
nügen, um Ihnen klarzumachen, daß sie
drüben besser und billiger hungern", eiks
wir un! hier satt essen.
Und damit wäre der Zweck erfüllt. Las
sen wir die Miesmacher weiter jammern
und stöhnen und glauben wir den besseren
Propheten den Speisekarten.
Die Preise haben sich etwas erhöht?
Allerdings. Aber daS Geld war in
Deutschland noch nie so billig wie jetzt,
weil sie'! im Uebcrfluh haben und die hö
heren Preise nicht im geringsten beachten.
Das Sündenregister.
Die englische Regierung schwrigt über
Klein -Asien.
Die Folgen der Unicrschätzung der
Türken!
Im britischen Uiiterhause verlangt man
Aufklärung über die strafbaren Mißgriffe
in den Feldziigen im Orient: GaUipoli,
Kiit-cl-Amara, Saloniki, Klein. Asien.
Mesopotamien jedes Blatt ein Blatt
der Schande für die Briten.
Die englische Regierung verweiz.'rt die
Auskunst über die opferreichen Katastro
phen und Lord ASquith gibt nur kleinlaut
zu, daß die abfällige Kritik der Führung
der britischen Expeditionen eine gewisse
Berechtigung habe.
Ein Abgeordneter rief dazwischen:
Tausende starben!" Asquith machte sich
nichts hören .
Und der Tag der Abrechnung wird trotz
dem kommen; der Tag, an dem Asquith
hören muß und Rede stehen muß.
Im Juni ist der Mann in Konstanki.
nopel eingetroffen, der geeignet und berechn
tiqt ist über die englischen Fehler und
Mißgriffe im Osten zu reden: General
Townshend, der Monate lanq Kut-el
Amara verteidigt hat. Er mußte vor den
Türken die Waffen sirecken, da weitere
Opfer nutzlos waren. ,
. General Townshend ist entzückt von der
ritterlichen Liebenswürdigkeit, mit der die
Türk.it ihn behandeln. Bei der Ankunft
in der Hauptstadt wurde Townshend m i t
allen Ehren, die einem geschlagenen
tapferen Gegner gegönnt werden können,
empfangen. Die Türken haben für den
englischen General und seine beiden Ad
juiantcn! die ihn begleiten, an einem der
herrlichsten Punkte bei Konstantinopel ein
Hau eingerichtet. Das Haus wurde zu
diesem Zweck mit europäischem Komfort
versehen. Drei englischsprechende türkische
Militärs wurden dem Gefangenen beige
geben. Townshend erhielt bald nach sei
ner Ankunft die Erlaubnis, der amerika
Nischen Botschaft, die die hiesigen Englän
der während des Krieges schützt, einen Be
such abzustatten. Der General erklärte
dort, die Niederlage von Kut-ek-Amarä
sei eine FoZge der völligen Unter
Schätzung der Türken durch die Eng
länder. Die Lage des umzingelten Heeres
sei zum Schluß so verzweifelt ge
Wesen, daß täglich zwanzig englische
Soldaten an H u n g e r starben. Ein wei
tcrer Widerstand war unter diesen Wer
Hältnissen ausgeschlossen. General Towns
hend ersuchte, festzustellen, daß die Nach
richt, er sei von zwei Töchtern begleitet ge
Wesen, die auch seine Gefangenschaft zu
teilen wünschten, falsch sei. Er habe über
baupt keine Kinder und habe kein Weib
liches Wesen mit sich geführt. Seine Gat
tin weile in England.
. London und . seine amerikanischen
Handlanger haben es nicht für nötig er
achtet, diese Nachrichten hierher zu berich
ten vielleicht weil sie siirdU Briten zu
unangenehm und für die auch als Bar
baren verschrieenen Türken zu angenehm
sind. Wir beeilen uns daS Versäumte
nachzuholen.
Admiral Dcatty.
Der jung aussehende Mann mittleren
Alters.
Am 20. Mai erschien im Londoner
.Daily Chronicle' ein Aufsatz: Großbri
tanniens Seemacht von Harald Begbie.
Der Artikel trägt als Motto folgendes
Zitat:
Höret alle zu, um unseres edlen Eng
land Preis zu hören. Ich erzähle euch
von den dreimal berühmten Taten, die
England vollbrachte. Schaut, wie der
Löwe der See feine alte Krone sich auf
fetzt.' .
JDie Einleitung ist vielversprechend, tö
xm, hochtrabend und die Fortsetzung
hält. waS der Ansang verspricht; Harold
Begbie knausert nicht und er ist gerade in
diesem Artikel von einer ungewöhnlichen
Gedelaune. . -
Er schreibt über Einen, über die Haupt
gestalt an Bord des einen Schiffes eine
hübsche kleine Skizze, die höchst siim
miingsvoll wirkt:
An Bord eines dieser Schiffe steht ein
jung aussehender Mann mittleren Alters,
der seine weiße, mit dich, goldcnen Ei
cheiiblättern fjcfchniiklte Miitje schief auf
dem Kopfe trägt. Er hit diinnc, t d?n
Winkeln leicht heruntergezogene Lippen,
ei etwaö nach oben gcl)eidcs Kin und
sackartige Agelieder. Er hat die Ge
wohnheit, die Ellenbogen in einem rechten
Winkel zum Körper zu halten, wobei die
Augen mit den feinen Spitzen seiner
Schuhe kokettieren. So sticht er da. in auf
rechter Haltung das Gesicht ernst und
gedankenvoll. Da plötzlich in einer
Sekunde hebt er den Kopf hoch, die Augen
durchbohren Sie und er gibt eine knappe,
aber ausreichende Antwort auf Ihre Frage.
Wieder blicken seine Aiigen nach unten
szu den frinm Spitzen seiner Schuhe), und
er macht einen kleinen Schritt vorwärts.
Seine Stimme hat einen Ton von Ent
schiedenheit und Autorität, und eS hat den
Auschcin. daß er sich gern sprechen Kört.
Aber niemand kann knapper in feiner Siede
sei als er.
Nimmt er seine Mütze ab. so bemerken
Sie, daß sein braunes Haar außerordent
lich dicht ist. Und so lange Sie ihm nicht
genau iS Gesicht schauen, möchten Sie
ihn für einen Knaben halten. Aber bei
näherem Hinschauen gewahrt man doch
einige Falten in diesem jugendlichen, sei
nen Antlitz, nicht etwa die Falten der
Ängstlichkeit oder der Sorge, sondern Li
nien des Ernstes und der Verantwortlich
keit. Jede der Linien in diesem hübschen
Gesicht erzähst etwas. Es ist das Gesicht
eines Mannes, dessen natürliche Tendenz
zum Künstlerischen hinneigen muß. Aber
das Schicksal, das unser Leben beherrscht,
stieß ihn in den Sccdienst Großbritan
ieiis. Und hier ist er ein Fighting Ad
miral", das Oberhaupt dieser Schiffs,
flotte, der das Leben und den Ruhm Eng
lands einen großen Teil in seinen Händen
hält. Auf dem Schreibtisch seiner Ka
bine, w" eö herrliche Tulpen und ein oder
zwei Bilder gibt, steht eine Büste Nel
sons
Dieser Mann ist Admiral Sir David
Bcatty. und daS Schiff, das seine Flagg:
führt, ist der Lion". Sie versiegn, wa
rum die leichten Kreuzer diesen Mann lie
den und ihm mit einem Vertrauen bcgeg
nen. welches Gott gegenüber Wunder wir
ken würde (!). Dieser galante und bei
nahe stutzerhafte Gentleman muß wie ein
Blitzstrahl sein, wenn die Pflicht ruft und
der Kampf beginnt. Sie können sich vor
stellen, wie diese Augen eine Situation er
fassen, wie diese Lippen einen Befehl her
ausschmettern, wie diese Zähne mitten im
Gefecht zusammenbeißen würden . . ."
So schrieb Harold Begbie im .Daily
Ehronicle" am M. Mai.
Am A. Mai fand die Seeschlacht vor
dem Skagerrak statt. Wo Admiral Sir
David Bcatty seine Flagg: vom Lion"
auf ein arideres Schiff transfcriren mußte,
weil der Lion" kreuzlahm war. Wo Sie
Beatty von den Deutschen gottsjämmerlich
verhauen wurde. Wo Sir Beatty seine
besten und größten Schiffe verlor. Wo
Sir Beatty der völligen Vernichtung ent
ging, indem er in die Arme seines Käme
raden Jellicoe fluchtete.
Am 1. Juni hätte das Daily Chro
nicle" den Artikel des Harold Begbie nicht
zum Abdruck gebracht. -
Ighn Mls Arroganz.
Bcrnard Sham hat nur Peitschenhiebe
für seine Landsleute.
In allen seinen Büchern hat Bcrnarv
Shaw auch nicht ein einziges guies Wort
für seine englischen Landsleutc. übrig
und wenn er mal wirklich etwas sagt, was
scheinbar angenehm klingt, dann ist's eine
Bosheit oder Spott.
Und die Engländer tun so, als ob sie
den Shaw nicht ernst nehmen; dabei neh
wen sie ihn so bitter ernst, daß sie nicht
den Mut haben ihn wegen seiner Keckheiten
und Wahrheiten zu strafen. So kommt
es, daß er ihnen ruhig weiter die Wahrheit
sagt und daß sie sich diese Wahrheiten
ruhig von ihm sagen lassen. So sagt
Shaw in einem seiner jüngsten Artikel:
Eine der schmerzlichsten Tatsachen
dieses Krieges ist das völlige Versagen der
Intelligenten. Umsonst spielen wir mit
der Idee, romantische Schuljungen zu sein,
betäuben uns an Don Quichottischen
?!icderlagen des Feindes, peitschen unsere
Nerven bis zu einem Stadium des gerech
ten Zorns auf und beklage den Tag un
serer Geburt.
Wir hassen den Krieg und seine Greuel
und schimpfen darüber, daß ein angeblich
wildes und korruptes Volk unS ihn auf
gezwungen hat nachdem wir ihm bereits
moralisch ent!v,chse schienen. Aber um
d, Krieg zu verhüten, hätten wir besser
getan, vorher zu bedenken, warum wir
ihn eigentlich beginnen wollten, und was
die Ursache war, daß wir überhaupt daran
teilnahmen. Ich sür meine Person möchte
gerne einmal wissen, welches Problem sich
vor Beginn dcS Krieges eigentlich die
intelligenten Schriftsteller Englands ge
stellt haben. Ich bin für patriotisches Ge
kreisch nicht zu haben, wohl aber für eine
vernünftige Politik. Man sollte die
rümpfenden Gegner einmal auffordern,
ihre Karten offen zu zeigen. Der Ehre
ist ja in unzähligen kühnen Heldentaten
genug geschehen. Der Maori teilt die Lor
beeren mit dem Ungarn und der preußische
Gardist mit dem Dubliner Füsilier.
Im Osten haben wir es jetzt so weit
gebracht, daß die Macht, die wir alle als
klein und nichtig bezeichneten und deren
Herrscher wir den kranken Mann nannten,
uns eine Niederlage zugefügt hat. Nach
alledem wäre eS das beste im Interesse der
Zivilisation, wenn wir damit beginnen,
die Bedingungen festzulegen, unter denen
wir und unsere Gegner bereit wären, mit
dem Zcrstörungswerk endlich einmal auf
zuhören, nachdem beide Teile mit unbe
fleckter Ehre aus dem Kriege zurückkehren
würden."
Shaw schimpft, wenn die Engländer
keine Erfolge haben, wenn sie geschlagen
werden. Shaw würde ganz genau so
schimpfen, wenn die Briten Siege zu der
zeichnen hätten und ihre Gegner schlügen,
denn Sbaws Natur ist es zu schimpfen
so oder so ... . er kann nur lebe, wenn er ,
schimpft. Er hat sich nachgerade daran
gewöhnt und sei LandSIeute i
und die Welt dergleichen. Clemenceau,
Harden, Chaw: die Geister, die stets vrr
ncmen; die Herren Negaiiouöralc.
Im Gekiingenen-Zager.
Eine Bitte, die gewiß erfüllt' wird.
Ein Friedensbild. Vor Jahren. Man
dachte nicht an Krieg und die Japaner
waren noch nicht die verhaßten gelben
Affen, sondern die verhätschelten Lieb
ling. '
Auf einem Zug der New Norker Hoch
bahn. In einer Ecke sitzt ein Japaner
imd studiert, Es ist zwar nicht passend,
aber es tut'S jeder: man schielt über -die
Schulter in das Buch des Gelben....,
eine deutsche Grammatik.
.Sprechen Sie Deutsch?'
Ko antworte! der Japaner not
yet. Ein...wcnmg....m,r.
.Weöbalb studieren Sie hier in Ame
rika Deutsch, weshalb lernen Sie nicht
Enali ch?"
Und in fließendem Englisch erzählte der
Jap. daß er zuhause Englisch gelernt
habe, daß er hier Teutsch lerne und in
Teutschland Ru fisch studieren werde.
Wir lernen nie die Sprache deZ
Landes. ! dem wir uns aushalten, wir
bcnützen den Aufenthalt nur, um das
Ohr an die fremde Sprache zu gewöhnen,
um uns zu vervollkommnen. Wir lernen
immer die Sprache des Landes, in das
wir uns nachher begeben damit wir
sie können, wenn wir hinkommen.
An dieses japanische System erinnert
ein Bri.'f. den wir auö Kurume, Japan,
erhalten haben:
,er Unterzeichnete bittet gehorsamst
um Zusendung einer Polnisch Teutschen
Grammatik. Da hier mehrere iliegs
gefangene die polnische Sprache erlernen
wollen und uns die e Grammaiik scyik,
Da wir hier sehr schlechte Verbindung
nachhause haben, wenden wir uns an
unsere Landslcute in Amerika. Wir
hoffen hier alle, daß unsere Bitte erfüllt
wird und danken rm Voraus.
Sollte die Redallion Unkosten haben,
so bitten wir uns das mitzuteilen, damit
wir das Nötige schicken. Auch bitten wir
nur hin und wieder einmal d,c Sonntags
zcitung zu schicken.
In der Hoffnung keine Fchlbitte ge
tan zu haben, verbleiben wir mit herzlichen
Grüßen an die ganze Redaktion und unsere
Landslcute in Amerika.
Im Namen der deutschen KricgSgcfan
gencn in Kurume
Michael Pilartzek
Seefoldat 3. Ko,p. HI S. B."
Wir sind überzeugt, daß die Gefangenen
keine Fehlbitte getan haben.
Aber sonderbar ist's doch: Teutsche, die
ln Japan Polnisch lernen wollen, müssen
sich um die Bücher nach Amerika wenden.
Finimonda der Kcld.
Ein Italiener, dessen Glorienschein vcr
blaßt ist.
Evviva Finimondo!
Er war Unteroffizier bei den Alpini.
Ein Mann und ein Held, von dem man
viel redete und viel erzählte. Abenteuer
hat er bestanden, Heldentaten hat er voll
bracht ..... Evvivä Finimondo!
. Schon im Kriege in Libyen hat er sich
rühmlich hervorgetan man erzählte
Dinge von ihm, die einigermaßen an die
Erlebnisse des Herrn Baron von Äiuncy
hausen erinnerten, allein man glaubte sie,
Warum sollten die Italiener mit der rci
chen Phantasie diese schonen und erfreut!
chen Geschichten nicht glauben? Es gab
doch auch Leute, die die Münchhausenia-
den glaubten.
Finimondo war der Held des Tages,
der Held der Tage, denn als der Krieg
gegen Oesterreich ausbrach. war der Held
aus rioyen gicicy oei oer ano mn neuen
Taten er wußte die öffentliche Auf
merkfamkeit für sich zu erregen, e- der
stand es sie dauernd festzuhalten, denn je
der Tag brachte irgendeine ungewöhnliche
Leistung.
Eines schönen Tages aber erschien der,
edle Held Gregorio Finimondo dem be
wundernden Leser in einem ganz anderen
Lichte: eS wurde gemeldet, daß er sah
nenfliichtig geworden, daß er zu den
Austriacos übergelaufen sei! Ei verflucht
. . . . fo'n Held. (Ein echter italienischer
Nationalheld treu und zuverlässig wie'n
Jtaliano!)
Nun konnten auf einmal die Blätter,
die ihn bis dahin in den höchsten Himmel
erhoben hatten, gar nicht schlecht genug
von ihm reden. Wieder vergingen einige
Wochen, da tauchte der verlorene Sohn
wieder bei der italienischen Front auf und
tat sehr entrüstet, als man ihn sofort als
Fahnenflüchtigen einsperrte und mit einem
schweren Prozeß bedrohte. Er wies auf
die österreichische Offiziersuniform, die er
trug, und erzählte, er sei nur zu den
Oeflerreickrern gegangen, um sie auszu
kundschaften, habe auch eine Menge wichti
ger Dinge gesehen und erfahren und kehre
jetzt mit diesen Ergebnissen seiner Vater
landichen Tätigkeit zu den Seinen zurück.
Diese Aussagen konnten den abcnteiicrli
chen Finimondo jedoch nicht vor dem Vcr
fahren vor dem Kriegsgericht zu Tolmezzo
bewahren, welches nach einer Meldung des
Corriere dclla Sera vom 13. Juni das
gegen den Abwesenden schon früher ge
fällte Todesurteil zwar aufhob, sich aber
doch nicht vollständig von der Wahrheit
der seltsamen Erzählungen deä Angeklag
ten überzeugen konnte und ihn zu lebens
länglichem Zuchthaus und Verlust seines
Dienstgrades verurteilte.
Der arme Held! Der arme Finimondo!
Und das undankbare Vaterland!
Rumänien sich der Hetzer Brüt entwand,
Drob ist die Britenpresse wutentbrannt.
Schickt Deutschland jcde Woch ein Tauch
bool, Dann liegt John Bull bald auf dem
Bauch tot.
Zu Lande macht's das Cchipperheer
Und auf dem Meere: Hipper Schur.
Die Uedc des Anderen.
Was der italienische Minister Toiining
nicht gesagt hat.
Salandra hat eint Rede gehalten
wir haben einen ausführlichen Bericht
über den Effekt dieser Redt gebracht:
Salandra wurde gestürzt.
Soniiino, fein Mit-Minister. Mit
schuldiger und Spießgeselle, war der
Klügere: er hat keine Rede gehalten und
ist noch Minister.
Aber er hätte eine Rede holten können,
die ungefähr folgenden Wortlaut und
folgende Wirkung hätte haben können
er hat sie nicht gehalten sicher ist
sicher. Und sa ist er Ministe, geblieben.
C N n i n o: Meine Herren! Wir ha
ben wieder eine Reihe glänzender Taten
hinter uns. aus welche die Nachwelt mit
Bewunderung blicken wird (Zurufe:
Es lebe die Nachwelt!) Zum Beispiel,
erstens den Untergang Serbiens. Ser
bien ist tot (Allgemeine be
geisterte Rusc: Es lebe Serbien!), aber
die Leichenbegängnis verschaffte uns
das Vergnügen, den edlen Kronprinzen
a. D. Alexander . . . (feurige Rufe: Es
lebe der Kronprinz!) und den ehrwür
digen Herrn Jn derPatschitsch bei uns
zu sehen . . . (cv.v l'acci!). Ich darf
Wohl sagen, es hat uns sehr gefreut.
Zweitens erlebten wir. ohne mit der
Wimper oder dem Säbel zu zucken, mit
echt römischer Tapferkeit den Untergang
Montenegros. Montenegro ist tot . . .
(frenetisches Gebrüll: Es lebe Monte
negro!). aber infolge dieses Leichenbe
gängnisse hatten wir den hohen Genuß,
unsern Landesschwiegervater König Ri
kolaus eine kurze Weile bei uns zu sehen;
er ist mittlerweile, wie Sie wissen, nach
Lyon abgereist . . . (allgemeiner Freu
denausbruch: Es lebe Lyon!). Auch Al
banien geht langsam flöten. Durazzo ist
schon dahin ... (Es lebe Durazzo!),
aber aus Anlaß dieses Verlustes erlebten
wir die herzliche Freude, den berühmten
G , General Essad bei unZ zu sehen . . .
(Es lebe Essad!). Er ist leider noch nicht
abgereist. Dagegen, ist der hochwürdige
Herr Kardinal Mercier abgereist. Wir
genossen die Auszeichnung, ihn als Lei
chenbitter für Belgien!! uns zu sehen
. . . (Es lebe Belgien!). Auch dieses er
hebende Ereignis hat Italien mit dem
allen Heldkninute seiner Ahnen überstan
den. Zur Zeit erfüllt uns der Herein
fall einek weiteren Bundesgenossen mit
Befriedigung, des mächtigen Portugal;
wir werden sicher bald die Wonne ge
nießen, auch auS diesem Lande einen
edlen Uebcrlebeiiden bei uns begrüßen zu
dürfen ... (Es lebe Portugal!). Wir
empfingen außerdem in Rom den aus
gezeichneten Monsieur Briand. mit dem
wir die Ehre hatten, über den großen
französischen Sieg bei Vcrdun sprechen
zu können . . . (frenetischer allgemeiner
Jubel: Es lebe Vcrdun!).
Sonnino (klopft dreimal unter iien
Tisch und fährt fort): Es lebet noch!
Auch diesen Sieg hat Italien in seiner
wundervollen Tapserkeit mit empfunden.
Endlich wurde uns die allerhöchste Gnade
zu teil, Herrn Asquith unter uns zu
haben, das hervorragende Haupt der
Bande, die uns Alliierte vereinen! Sie
sehen also, meine Herren, der Fremde
nfebr bliibt noch immer!
Allein auch wir sind zur Abwechslung
ein wenig gereist. Unser unsterblicher
Cadorna ging zur Luftveränderung nach
London und fand dort denselben Regen
bei unS . . . (Es lebe Cadorna!)
Wir selber fuhren nach Paris und fan
den dort den nämlichen Wind. Wir w
kennen hierin die unleugbare Ucberein
stimmung zwischen Italien und seinen
Alliierten. Dieses moralische Ergebnis
unserer Konferenz bildet dnm auch ein
bemerkenswertes Element der Sicherheit,
mit der eS uns ollen schief gehen wird.
Meine Herren, Sie haben so einen Ila
ren Ueber blick der aufreibenden und he
roischen Tätigkeit gewonnen, die wir ent
wickeln . . . (brausende Rufe: eviw
lazüanrni!) und in der wir fortfahren
werden, bis Italien fertig ist ... ,
(Eviwa Italia!)
Cappa (nicht zu verwechseln mit
oapr, die Ziege): Die glänzende Rede.
die wir soeben geyori, enkscyaoigr uns
für alles, was wir nicht gehört haben.
Aber daß der Minister das Erhabenste,
das Grandioseste, die höchste Heldentat
aufzuzahlen vergaß, diejenige, welche
noch mehr als alles andere das Staunen
der Welt erregt. daS bedaure ich und will
ich nachholen. Meine Herren, daS ist:
daß diese, Mann, obwohl Minister, ob
wohl Italiener, ja, obwohl Halb-Eng
länder, dennoch ein ehrlicher Mann
ist! Was saaen Sie dazu?! (. . . Stur
Mischer, das HauL durchtosender Beifall.
Alle umarmen den Redner, küssen ihn,
küssen den Minister, die Saaldiener, ja
sogar die eigenen Kollegen! Der Mini
ster wird auf die Schultern gehoben und
als uriosum herumgezeigt. Man sam
melk zu einem Denkmal. Es kommen
sofort 6000 Lire, in falschen Scheinen.
zusammen. Die Sitzung ist zu Ende.)
Immer neue Schrecken.
Was britische Parlamentsmitglieder
am helle Tage träumen.
Die Censorfurcht ist den Briten doch
tief ins Blut eingedrungen. Ihre Nasen
sind auf das Spionenriechcn scharf zuge
spitzt; überall werden deutsche Berschwö
rer gewittert, und das noch, nachdem
seit zwei Jahren die gewissenhaften
Behörden alles, was deutsch ist oder
einmal war, oder waS einen deutschen
Namen trögt, in Konzentrationslager
eingepfercht haben.
Watson Rutherford. M. P., verbringt
noch jetzt schlaflose Nächte, in denen ihm
chattenhaste Deutsche ungezählte Angst-
tropkcn auspressen. Um diese Schatten
zu verscheuchen, und seiner patriotischen
Seele Erleichterung zu vuschaffen, hat
er vor einigen Tagen in präzis parla
mentarischer Form an den hochlöblichcn
Staatssekretär des Innern die Interpol
lation gestellt: Ob dieser wohl die
nötigen Vorkehrungen getrosfcn habe,
um die Aengstlichkeit bei Publikums,
welche durch die eit.Iten Enthüllung
gen' erweckt worden, grliudlich zu, bau
higenT Die Enthüllungen standen
darin, boß auf eimi Landsitz, zwölf
Meilen südöstlich von London, ein apa
nischer Garten, mit zementierten Pfaden
und Stcin-Fassadcn entdeckt worden sei;
auf dem Zement könnten fiiuf schwere
Gkschütze plaziert werden, so wurde er
mittclt, und biise Geschähe (wenn sie
dort wären), würden die Hauptlinie der
Londoner Eisenbahn bcslreichm; und
dieser Landsitz sei bis etwa vor einer
Woche von einem Amerikaner bewolmt
worden, der einen deutschllingenden ?!a
men trage, auch als Kapitän" angerc
det werde. Der M(u,n) P(itz) Watson
Ruthersord befragte den besagten hohen
Minister des weiteren, ob es ihm bekannt
fei, daß auf diesem Landsitz ei Auto
mobill von HO Pserdekrast stehe, an wel
6?em ein riesiger Scheinwerfer angebracht
sei; daß dieses Automobil am 18. Juli
von einer Firina mit deutschslingendem
Namen aaekaust worden sei? Und ob
der hochlö bliche Herr' Minister wisse, daß
ei ähnlicher japanischer Garten, mit
ähnlicher Zement-Uutcrlage ebenfalls
von einer Firma mit deutschllingendem
Namen bewohnt, westlich von London,
ciistiere?
Der Jensurg.'waliige hat nicht gestal
tet, daß die Antwort des hochmächtigen
Ministers dem ohrcnspitzenden, auf den
Zehen stehenden Wcltpublikum vollslän
big zur Kenntnis gelange. Ergänzt lau
tet die hier auf ein paar Silben ver
stünimelte Erwiderung nach verbürgten
Berichten, wie folgt: O hel denhaftcr
Patriot, wir haben alles getan, um die
Angstmeier zu beruhigen."
Wcikj nickls, lchnisht der.
Lord Efher, Iosua, Nietzsche und die
Zeppeline. .
Der sehr bekannte Lord Eshcr, der
schon viele Biich.'r über alle möglichen
Themen geschrieben hat und sich auf den
Gebieten der geistigen Kultur wie der
Kriegführung zuhause fühlt, beschäftigt
sich wieder einmal mit den Deutschen,
die er zwar nicht kennt, aber verurteilt.
Unter Anknüpfung an den alttestament
lichen Bericht über die Vernichtung der
Stadt und Einwohner von Ai durch Jo
sua (Buch Josua. Kap. VIll. Vers
28,29) gibt er im Aprilheft der National
Rcview Beispiele grausanicr Kriegfllh
rung Friedrichs des Großen sowie Na
polcons und fährt fort:
Ich weiß nichts von Deutschland und
Deutschen. Ich bin aufgewachsen bei
französischen Verwandten und Fremden,
die schwer gelitten hatten, und seit 1870
habe ich den Fuß nicht mehr auf deut
schen Boden gesetzt und mit Deutschen
nur noch gesprochen, wenn ich dazu ge
zwungen war. Aber es ist nicht nötig,
Deutschland und die Deutschen zu ken
nen, um die Sinnesart der Rasse zu be
greifen."
Selbstverständlich muß man Teutsch
land nicht kennen, um darüber zu urtei
len, es genügt, einige Schriftsteller miß
verstanden zu haben. Ohne den Autor
zu nennen, zitiert also Lord Esher:
Krieg und Tapferkeit haben größere
Dinge vollbracht als Nächstenliebe" und
Sittlichkeit ist die Philosophie der
Schwachen"; dies seien nicht etwa die
Gefühle der Militärkaste, sondern das
letzte Wort der deutschen tiefen Den
ker"
Daraus zieht der edle Lord nun seine
Konsequenzen. Man könne gegen eine
gepanzerte Faust nicht mit einem Glacs
Handschuh fechten. . Deutschland habe
kriegerische Mittel vor allem die Zep
peline , gegen die England nichts
Gleiches siellen'könne, um, selbst wenn es
wollte, ebenso grcr,sam zu sein, wie die
Zeppeline und U-Boote. Es ist schwer,
unsere Matrosen und Soldaten denen
Nietzsche ein versiegeltes Buch ist dazu
zu bringen, Frauen nd kleine Kinder zu
toten. Unsere Soldaten haben so zah
nies Blut, daß sie sogar die biblischen
Methoden Josuas scheel ansehen."
Aha. nun endlich weiß man, warum
die englischen Soldaten nicht siegreich
sind: weil sie bloß das Buch Josua ge
lesen, abeo nicht gebilligt haben, und
nickt die Bücher Nietzsches.
Dennoch Mbe es auch sür den hohen
englischen Zivilisationösiandpunkt Mög
lichkeiten zur Vergeltung. Für jedes un
schuldige Leben, das einem Zeppelin zum
Opfer fällt, .solle man jeden Deutschen
auf einen Monat aus dem Bereich der
großbritannischen Lande verbannen, für
jedes torpedierte unbcwaffncte Schiff auf
ein Jahr, so daß bei Friedensschluß alle
Deutschen England zu verlassen hätten
und kein Deutscher ans Land kommen
dllrse. bis die entsprechenden Fristen ab
gelaufen seien.
Dieser Lord Esher ist auch ein hervor
ragender Mathematiker: in England
aUein sind heute noch über 40.000 Deut
sche interniert wünscht er, daß schon
ebensoviel englische Handelsschiffe auf
dein Meeresgrund liegen mochten (
Schüttelreime.
Des Feindes Lust am Kampf zu dämp
sen,
Pflegt man mit gifi'gem Dampf zu
kämpfen.
Stramm rückt ins Feld der Meister
Schmidt;
Und schmeißt man Bomben, schmeißt er
mit.
Es trutzet an der Bratenschüssel
Zu seinem eigenen Schaden.Brüssel.
Wenn heimwärts der Urlauber zieht,
Singt er der Heimat Zauberlied.
Bald wieder jokd dem Zaren bange.
Wenn neu kneift die Varbarcnzange.
Die Maler malen so kunterbunt.
Wie man es nie noch bunter kunnt.
Sonst ging sie früh zum .Harewasch?,,, T
Jetzt muß sie laufen Ware hasche.
Der Vertrag.
Lee Gkrrnfpv,, tibcr daS Berh.ilt
nis zwischen London und Washing
tu.
Gut SchabbcS Herr Rcdaktcurlcben!
Spaß, muß der
Herr Wilsonleben ha
den ä Hannuhe
(Freude), wenn Im
November der Herr
Hughes gewählt werd.
Un so icher mcechl
ich hckben ä halbe
Million ..... wie
heißt d halbe? Ich
lischt hüben 8 jMr3?
Million so gewiß wie
der Herr Hughes
gewählt.
Un dann soll ha
ben der Herr Wilson
Cs- leben ä Szimcht
5 (Spaß), grad wie
der Schimme Weinstein hat gehabt ä
Sz'.mche.
Der Schimme hat missen gehen icber
Land vor feim Tote un es war gewesen
Winter un es war gewesen sehr kalt. Un
der Schimme hat gesagt: Täte hat
cr gesagt kaas m'r ä paar Händ
schh!"
Wie heißt Händschuh Z Wozu willste
Handschuh?"
,Nu es ist doch kalt draus . . .
KalW! Steck dei Häud in der Tasch.'
Un der Schimme iß gegangen iebcr
Land vor sein Täte un hat grad nit de
Händ gesteckt in der Tasch.
Wäruist hat et gesagt worum
soll ich stecken de Häud in der Tasch? Ich
werd' se lassen erauö un ich werdse cr
frieren ..... un recht geschieht mei
Täte, wenn ich mei Hand erfrier, wo
rum kaaft er niir kaane Händschuh."
So kann sagen der Herr Wilsonleben:
Recht geschieht de Engländer, wenn ich
nix wieder gewählt werd, worum habenfe
mir alles zu Lehachles (Trotz) getan?!
Nu soll sich der Herr Hughes rum ärgern
mit die!"
Ich werd oser mehr kllig aus de Eng
länder un der Regierung in Washington.
Frieher war alles ganz llar: bald ha
ben de Engländer getan was sie woll
ten. bald hat de amerikanische Regierung
getan was s i e wollten un so hat es vser
gegeben ä bccscs Wort.
Se haben sich gut vertragen mitcnand
unn ich hab missen denken am Manuel
Pollal un am Anton Herrnfeld was ha
ben emal wellen schreiben zusammen ä
Theaterstick.
Der Manuel Pollak hab nix gegeben
Ruh, ä ganzes Jahr hat er gequält un
dem Anton Herrnfeld war nebbich micö
vor ihm. Aber damit iß er ihm nix gc
worden los.
Endlich sagt der Herrnfeld: Lieber,
Pollak Geschäft iß Geschäft t
de Kunst iß ä sehr a. gutes Geschäft
wennse geht. Also eh daß met anfangen
zuerst wellen m'r machen ä Vertrag."
Schern sagt der Pollak machen
m'r ä Vertrag. Ich bin mit allem ein
verstanden. -' ' ' ' '" -
Gut. Der Rebbach (Gewinn) von
der gemeinsamen Arbeit Werd esoi geteilt.
daß'Sie kriegen e i n Viertel un ich werd
behalten drei Viertel."
Der Manuel Pollak hat gemacht ä
mieses Poniin. '
Nu, ich hab gemeint Se wären zu
frieden mit alles." -
Mit alles das nennen Sie
alles ? Spaß, ein Viertel iß n,r.
alles, das iß nischt, das iß weniger als
nifcht. Aber " '
Wie heißt Aber". Was sinnen Sie
wenn Sie niz wellen . . . ."
Nu von nix wellen iß nicht de Rede,"
sagt Pollak. Nor der,k ich ä Viertel . .
Gut sagt der Ankört Herrnfeld
schreiben S i e dem ersten Akt alliins u!i
mer teilen halb unn halb. Oder
noch besser: schreibense de zwei ersten
Akte allein, dann kriegen Sie zwei Drit
tcl un ich ein Drittel."
Der Pollak schmeichelt (lächelt) iebcr
dem ganzen Gesicht un hält dem Herrn
seid ä große Lobred mit beide Händ.
Wisscnse was sagt der Herrnfeld
damit Se sehen wie großmietig ich
bin: schreibense das ganze Stick olleins
un Sie sollen haben drei Viertel un ich
nehm ein Viertel."
Gemacht!" ruft der Manuel Pollak
un hat unterschrieben dem Vertrag.
Un an die Meiße hab ich missen den
ken, wenn ich hab gesehen, wie Washing
ton un London haben gemacht Kippe
(Teilhaberschaft), wenn Washington hat
getan de Arbeit un London hat gehabt
dem Rebbach .... wenn aber doch emal
kommt der Tag von der Abrechnung?
Oi weh, werd es da geben a Pleite!
Ihr untertänigster
Lee Grecnspoon.
Postillons Abschied.
Nun hceßt et ooch für uns: Jn't Feld'
Mit unjebrochncm Mut,
Und Du bist for mir anjestellt.
Drum, Weib, vertritt ihr jut.
Hier, haste Peitsche, hask: Horn,
Nimm Dir et um als .Schwager"
Und klettre uff den Kuischbock vorn
Rollsitz mit Kugellag".
Bist Du am Torweg von de Post,
Denn blase Dein Signal.
Doch plagt Dir jar zu )M der Frost.
Jeniecht een Peitschenknall.
Denn packt Ihr usf de Waenachs,
Bis jarnicht mehr jcht rin;
Vielleicht is ooch for Deinen Vax
Ne Liebcsjabe drin.
Stolz als Berliner Postillon
Fahrst Du zum Bahnbofsitand, j
Du hattest ja zu Hause schon ' v
Die Zicjel in de Hand.
Sieh, det keen Pferd fällt, wer, et naf,
Ooch mit de Z:it hecßts spc-ttn,
Und denn merk' Dir det Eene: .Laß'
Dir nich an 'n Wagen fahren.
Du und die Hcns?e, an Euch Un
Dcirjch. vollster Scklacht.
3um tabre wohl, bleib' stets mir treu
Und schnio' mir, wst Ihr macht. . ,
P
Js
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