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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Aug. 2, 1916)
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' ' A w-- ': rf"' . .;. , , j; . . -t 'V ' ' i - - lot ' , . ' 5 . o' - ' .''.,',.. ,,,,,..,.,.. ..........,!, l- -,,..s.,. 1..... . r ,.,ir. x I o t M - ' ,Jf - , ..T , ( ... -r- , . ,, . -3 . l . . ! ' -. " "''"',V'" " ' "S Eins Erzählung .Ach." .sagte m&b fast Wig und irchk sich mch mir um, mein lieber GrohdaKr war doch eigentlich verteufelt -rücksichtslos. Ich soll ihm ähnlich sehen. Jeg hat er mir vermacht, die Freude an den lustigen Nächten, am Wein, am Cpiel. an den Weibern,..', nur sein Geld nickt! lai ist fsfilirnrn! Psia krew, wenn ich so aus dem Vollen wirtschaften könnte, ftie er! Was für ein Leben! .. . Was für ein e&enr 2a hat er ganz heiße Augen, schlvär ' mensch halb und halb gierig. Bis er sich mit einem Achselzucken wie der wendet und sich mit n Zeigefinger gegen die Stirn tippt: Verrückt wie? tcinen eigenen Großvater zugleich luden And hassen zu müssend Wenn der alte tx noch lebte, mochte ich mal ein Wort chen mit ihm reden. Ich wette.' er würde mich verstehen meinen Vater .verstand r nicht. Er begriff nicht, wie er zu solchem ohn kam. Alle feine Sunden fielen ihm davor ein. Ich glaube, die beiden haben sich gehaßt wie Feuer und Wasser. Und als mein Vater eines Tage? auftrumpfte, ob a denn als Bettler zurückbleiben falle. . wissen Sie, was er da zur Antwort bekam? .Reichtum. Söhnchen.' hat b Älte trocken gesagt, ,ist ein Verführer. Tu si'chff es an mir: welch ein schlechter Äensch. bin ich geworden! Immer ist man von Verlockungen, Gefahren und Fall stricken aller Art bedroht. Du jedoch wirst arm sein. Wenig nur werde ich dir hinter- Ivun. Aber ich werde mit dem Trost fkerbcn, daß du auf solche Weise nicht in mcin SLndenKben verfallen kannst und. fr.il alter werden wirst als ich. Denn stets ade -.ich diese Erfahrung gemacht: Wer . ichtö hat,, dem passiert auch nichts.' Noch Jahre später hat mein Vater die 4,?nce geballt, wenn er das erzählt hat &tmi u hatze gar keinen Sinn für Humor und Ironie Er hat immer nur gerech- N'I, ob er Ezempowo spater wurde halten können. Mit jedem Jahr, das der Alte lanff lebte, wurde das fraglicher. So hat er ro dem einen Flügel des Schloßchens gewohnt und hat einen Monat nach dem andern auf den Tod des Großvaters ge 'wartet.' Und Grofw'ter, der das tvohl gewußt hat, trieb es auf die alte vergnügte .Art weiter. Ja, er war ein Filou... alles, was recht ist ... aber doch ein feiner So luftig, wie er gelebt hat, ist er dann auch gestorben. Hat man Ihnen in Polsjewo nichts davon erzählt? , .Nämlich... als er fein Ende nahen füh.'te, Kai er feinem Leibdiener gesagt, der groe Schlitten solle angespannt werden. Denn es war im Januar, und der Schnee Kz halbmeierhoch. Mit dem Wagen war k'r nicht durchzukommen. Der Diener W gedacht, daß der Großvater nach dem Propst schicken will. Aber statt deffe hat er sich die ganze Polajewoer Stadikapelle b'stcllt, sieben oder acht Mann. Die Trom ".,!! haben sie zu Hause lassen müssen, doch die ' Streichinstrumente mußten sie mitbringen. So sind sie unter Schellen . ..:t auf si Hof gefahren; wen der alle Kruxski rief, ' haben sie für nichts 'linderes Zeit gehabt. , T Kspellmrister yit damals der alte Grnerk. -,Ten hat Großvater an fein , Bett kommen lassen und hst ihm. schon, mit ganz wächsernen Fingern, eine schöne gehäkelte Geldbörse g'i.-'zi, in der es nicht schlecht klingelte. Älles, was darin war, sollte für ihn und .feine Musikanten sein, aber sie mußten dafür hinter einem Vorhang spielen, so lange er es haben wollte. Polka, Walzer, i 'Krakowiak, was sie wollten... nur nichts Trauriges. Nach jeder , halben. Stunde folta sie eine Pause machen und erst tinn weiierspielen, wenn er riefe. Mas Wunder, die Kerle haben naiür l'ch auf den Lohn gefiedelt wie die Zigeu A?r, und als sie nach einer halben Stunde absetzten, hörte sie die Stimme des Groß t '.'.-'J hinterm Vorhang: Weiter!"' Noch drei- oder viermal haben sie inne gehalten, uns . immer hat er .Weiter!" gerufen. Wim letztenmal foll es schon eine ganze e:r gedauert haben und dang nicht , mehr U deutlich gewesen fein. Als sie dann wieder schwiegen der alte Gauner, der (iiriieri, hat die volle halb Stunde gar nicht mehr eingehalten ist alles still geb?. Eine Minute nach der andern verging, wie die Luchse haben sie gehorcht nich:s. Schließlich hat der alte Öm! den Borhang ein klein wenig verschoben nd dchg;guckt,. hat auch seine Sauf bmder und Brimgeiger, Pollakowsk! her ! 1 xbM. Ta hat der ölte Herr tot da-.'.-. und sie haben die Geldvörk eingc ", .'n dem ,Diemr. Bcscheiö. gesagt r.'d Z-z 'i Fuß durch ..den Lchn nach " I ......,n rta.ti ..n, ,cag. Pfcrdestall bei Et. Mihikl , My wit i4.y,A tflfiflgZ aus dem RriegeT Von (Fortsetzung.) ' , mein Vaier ihnen den Schlitten nicht mehr gab und daß sie überhaupt zum letztenmal auf Ezempowo gewesen waren, das wuß ten sie. Erst als sie schon auf der Land straße waren, hat der Diener meinen Ba ter benachrichtigt. Nun, es war ja in einer Beziehung wirklich die höchste Zeit, daß der alte Herr starb. Hätte er noch ein paar Jahr: langer gelebt, wäre Ezempowo schon damals zum Teufel, gegangen. Ader finden Sie nicht auciz- er yai:e vocy etwas rotzartiges. Ich möchte auf ihn schimpfen und bin doch immer stolz und vergnügt, wenn ich an ihn denke und von ihm erzählen kann. Noch mit vierzig Jahren hat er damals den Aufstand mitgemacht, den von 186Z. Ist seiner Frau und den hindern einfach da angelaufen, hat sich bei Nacht und Nebel über die Grenze geschlichen und soll unter Langiewicz manch tollkühnes Stückchen gegen, die Russen ausgeführt haben." , Mit zurückgewandtem, versonnenem Blick,, der sein Gesicht merkwürdig be ruhigte, ja fast veränderte, far Krupski vor sich hin. Seine Fingerspitzen strichen dabei leise über die feine Haarnarbe, die ihm in die Stirn gewachsen war. Er dachte an den alten Herrn und lächelte. Da war es mir, als ob ich auf meiner Kiste auch einmal das Maul auftun müsse, und ich habe sy. ungefähr gesagt, daß sich der. Großvater nun des Enkels freuen könnte. Denn fei gleichsam noch einmal ausgestanden, um rn einem neuen Kampfe mu den Russen abzurechnen Natürlich," erwiderte Knipski leichthin, .es wiederholt sich alles." " Doch gleich hinterher, als ginge ihm Plötzlich ein Licht auf, maß mich über die Emulier weg mit einem verwundert fragenden Blick. .Ach ,fo," sagte er ge dehnt, Sie glauben, daß ich mich deshalb freiwillig gemeldet habe? Gleichsam aus Russenhaß? als 'Enkel eines Freiheits kämpfeis ?" Sekundenlang glitt wieder das ironische Schmunzeln um feinen Mund, dieses Ducken fpottiichcr Ueberlegenheit. .Sehen Sie, das wäre doch noch eine idealistische Maske. Ich bin selber noch gar nicht darauf gekommen. Aber die ger- manischen Völker haben erstaunlich viel Sinn dafür. Sie sind erst glücklich, wenn sie für jedes Tu oder Unterlassen einen allgemeinen moralischen Grund entdeckt haben. Selbst Weltgeschichte wollen sie nur aus Gründen bürgerlicher Moral machen. Sogar die Engländer können sich davon nicht befrein... sie haben für den jetzigen Machtkampf natürlich die triftigsten poli- tischen Grunde, sie handeln felbftverstand lich auch nur danach, aber sie reden, als ob sie eben aus der Sonntagsschule kamen und halten sich fchämig das belgische Fei genblatt vor. Es ist furchtbar komisch. Es ist der unüberwindliche germanische Re fpekt vor dem Moralischen!" Er lachte vor sich hin. Er belustigte sich offenbar ganz außerordentlich. . Aber Sie," fuhr n fort und tippte mit dem Stück Kohle nach mir, Sie kriegen wahrhaftig noch mehr fertig als die Eng länder. Sie stellen fogar mich unter die moralische Idee mich, den Enkel vom tollen Krupski. Gott behüte was sind Sie ein herrlicher Mensch! Zwischen 1863 und heute schlagen Sie eine ideale Brücke und setzen einen mitten darauf! Man fühlt sich förmlich gehoben. Man rückt mit einem Male in die Verklärung. Und das ist immer hübsch, wenn es auch nicht ganz stimmt. Bei mir stimmt es wirklich nicht ich kann es drehen und wenden, wie ich will, ich muß .Sie enttäuschen." Da blinkerteu seine Augen so spiß bübisch, daß mir nichts übrig blieb, als in feine Heiterkeit einzustimmen. Und während er von neuem zu zeichnen begann, erzählte er ganz offen, weshalb er sich als Kriegsfreiwilliger gemeldet hätte. Mit der Mobilmachung nämlich war allen Leuten, die gleich ihm in der Luft schwebten, jede Vudienstmöglichkeit abgeschnitten. Man konnte sich aufhängen: niemand war ent bchrlicher als ein Maler. Hatt: er schon vorher m der Klemme gesessen, so war ee nachher immer brenzlicher geworden. Bis Mitte November hatte er das ausaehalten. I Tann hatte n sich gesagt: Besser, du gehst 7 ; .1. t . , .. . . im i . jtgt iitiioiuig; ,n zivei, orei 'jjionaun holen sie dich sowieso, und wenigstens bist du dann deine Gläubiger los und brauchst nicht zu hungern! So war er in die Ka fernen gelaufen, bis sie ihn in einer glück lich behalten hatten. Ja," sagte Krupski. hinterher ha! es' mir bitter leid getan. Ich hatte mir näm lich, um noch alles zu ordnen, bis zum nächsten Abend. um ckt Urlaub beten. Bevor. .ich alles gepackt hatte, war I Mit- Ulasrn ßvf Carl Busse. I ternacht' geworden und als ich fortgehe, um mir für mein letztes Zehnmarkstück etwas Gutes zu tun. laufe ich dem Rechts anwalt Körner in die Arme. Woher? wohin? also kurz und gut, er schleppt mich zu den Sumpfhühnern mit. die Nacht für Nacht im Hinterzimmer einer kleinen Weinkncipe tempeln. Mir ist's gleich. Morgen bin ich sowieso Soldat, also der licr ich. verlier ich. Aber wenn's einem egal ist. hat man gerade Dusel. Ich siße und trinke und spiele Teufel noch ein mal, ich gewinne wie verrückt. Ein ganzes Paiet Scheine hab ich schon vor mir. Als ob Großvater bei Paszewski sijzt. Nun, die Strähne geht vorbei, aber als ich um drei Uhr aufstehe, habe ich noch immer vierhundert Mark gewonnen. Warum nicht zwei Tage früher? Nun half kein Fluchen mebr: in vie Kaserne mußte ich am Abend doch! Erst hab ich ein paar Stunden ge schlafen, und dann hab ich mir iiberlrgt, wie ich das Geld am besten anbringe. Mein alter Hausdrachen kriegt zwar noch für drei Monate Wiete. aber ich werde ihr etwas husten. Und ' weil erspieltes Geld weiterspielen will, so kaufe ich mir für die Hälfte des Seg'ns ein Los der preußischen Klassczilotteric. Ich kaufe immer nur ganze Lose oder gar nichts, denn -nn ich mit z:vei vier, acht ooc zehn Menschen teilen müßt, dann würde ich mich halb tot ävgern. Der Einnehmer kennt mich schon. Ich lasse das Los da: es soll sich totspielai. wenn's nichts Lr dentliches bringt. Mit der andern Hälfte des Geldes hab ich mir dann noch einen vergnügte Tag gemacht unv hab ein paar Freunde' und nette Mädels zusammengc trommelt. Es war herrlich. Bis sieben Uhr haben wir Sekt getrunken, das Ate lier war schon fo gut wie .leer, doch das schadete gar nichts. Dann sind wir losge gangen. Ter Wildhauer hat auf einer Mundharmonika den ganzen Weg gebla sen, die Mädels baben auf Kämmen und Seidcnpapier begleitet, ich hab den Takt geschlagen und mit den Lippen musiziert so sind wir tmrch die Straßen mar- schiert, alle fchon ein bißchen beschwipst, und ich mit dem Köfferchen in der Hand.i Die Schutzleute mschte erst böse Gesich- ter, doch wenn sie hörten, daß ich Kriegs freiwilliger war und zur Kaserne wollte. lachten sie. Vor der Kaserne hab ,ch dann den Mädels noch feierliche Abschiedsküsse versetzt, und dann gerade, als es acht Uhr schlug, rin ins Vergnügen! Seit dem ist es nicht wieder so hübsch ge worden." Er schwelgte und schmunzelte noch in der Erinnerung. .Großartig, wie das Goldmariechen auf dem Kamm geblasen hat! Bloß an einer Stelle hat sie jedes mal gekickst. Vielleicht war die Rührung schuld oder der Sekt oder auch nur eine ausgebrochene Zinke." Mit heiterem Spott sah er mich von der Seite an. .Dies, mein Freund, war mein Eintritt in die Armee. Ich habe es gleich gesagt: die ideale Gesinnung hat gesehlt. . Und w,e er das dumpf anklagend herausbrachte, halb vor Lustigkeit blinl kerte und halb auch eine zerknirschte Armesündermiene vorsteckte, da . mußte man eben doch lachen. Eigentlich war es auch nett, daß er sich nicht besser machte, als er war. Ja, ich habe mich spater ge fragt, ob a sich nicht eher schlechter ge macht hat. Er nannte sich selbst einmal ein windiges Früchtchen" weniger noch selbstgefällig als m einer Art trocke ner Einsicht. Er konnte Ansichten ent- wickeln, daß einem notmalen deutschen Staatsbürger und gar einem Soldaten die Haare zu Berge standen. Er wußte ganz gut, daß es Dinge gab, über die wir niemals einig werden wurden und vor denen ich seine spielende Ueberlegenheit nicht vertrug.- .Schimpfen wir auf den Großvater." gab er mir dann wohl zur Antwort; .wenn ich fchon alles von ihm habe, kann er auch mein Blitzableiter sein." Vielleicht ist es danach begreiflich, daß dieser Krupski etwas Entwaffnendes hatte. Man konnte ihn niemals in den Griff bekommen. Es gab Stunden, wo ich alles an ihm schwarz sah und ihn bei mir selbst mit fast bewußter Ungerechtig keit einen Gaukler und Komödianten schalt; doch immer öfter kamen auch Stunden, in denen ich ihn geradezu gern hatte und von feinem immer lebendigen und schillernden Wesen bestrickt wurde.. Die Karikaturen erregien übrigens all gemeines Entzücken. Sie wurden fozu sagen zu unserer Sehenswürdigkeit. Sie wurden mit Stolz jedem, der des Weges kam, gezeigt.-Selbst der Twisionär, da1 dem Bvrmarsch; bergab werden die uns eines Tages übeificl. sah sie sich an. Es war ein Herr mit einem strengen Ge lchrtenkopf. Er soll eine ganze Zeit davor gestanden, sie betrachtet und dann lächelnd zu den Offizieren gesagt haben: Pracht voll, meine Herren! Aber es ist doch ein Glück, daß wir nicht lauter solche Leute haben wie den Künstler hier." Tag Wort wurde herumgetragen.' Ich selber habe es Krupöki gesteckt. Sieh, sieh," sagte er mit einem leichten Zucken um den Mund, die Kunst ist verrä tcrifch." Man wußte, wie öfter bei ihm, nicht recht, was Ernst und was Spott war. Der Spott schien doch aber zu über wiegen. Wenigstens neigte ich zu dieser Ansicht, als ich ein paar Wochen später an die kleine Bemerkung zurückdacbte. Mittlerweile nämlich Hatte sich das Wetter gebessert. Die Landstraßen wurden notdürftig benutzbar, die Feldpost traf regelmäßiger ein, und wenn wir auch selber noch immer zurückgehalten wurden, so setzten doch die Russen, deren Aufklä rungsoiensi schlecht war, zu allerlei Vor stößen an. Wahrscheinlich sollten sie nur Erkundungszwecken dienen, denn bcson ders nachdrücklich war keiner, wir konnten sie mit leichter Mühe zurückweisen. Aber wir mußten jedenfalls auf dem Posten sein. Das war uns allen recht. Die schreck liche Untätigkeit hatte am allerschliinmsten auf uns gelastet. So gab es wieder ge spannte .und vergnügte Gesichter keins doch, das vergnügter gewesen wäre als das Krupslis. Wo es. etwas zu tun gab, war er vorneweg. Wenn Ich Freiwillige melden sollten, sprang 'er ,' zuerst ,aus dem Glied. Auf 'eigene Jault 'Unternahm er sogar nicht ungefährlich. Fahrten. Zuerst glaubte ich, die Bemerkung des Tivisionärs hätte Ihn' doch heimlich ge ärgert, und er wollte nun um so mehr beweisen, was er auch als Soldat wert wäre. Aber da hätte eigentlich nicht zu ihm gestimmt. Roch weniger konnte man bei ihm auf irgendwelche idealen Beweg gründe schließen, auf ein besonderes Pflichtgefühl oder nn?' ungestümen Diensteifer. Dergleichen lag ihm völlig fern.' Seine richtige Meinung plauderte er einmal im Gespräch auö. So ein Krieg," sagte er kopfschüttchid, ist ja ein Blöd- sinn sondergleichen. Aber das Hübsche daran ist. daß man olles plötzlich tun darf, was sonst verboten ist." Und er erzählte eine Anekdote, die Kameraden von der Westfront mitgebracht hatten und die er geradezu liebkoste. Da hatte irgendein hohes Tier einen braven Bayern gefragt, wofür er das Eiserne Kreuz erhalten hätte, und dcr Bayer hatte geantwortet: gerade für dasselbe, wofür er vor einem halben Jahr eine Woche ' hätte sitzen muffen. Nun wurden ja bei uns eine Anzahl Geschichten und Wikchen erzählt. aber niemals habe ich Krupski so entzückt geseyen. Er behauptete, das wäre das Großartigste, was man überhaupt über, den Krieg sagen könne, und wenn er ein Philosoph wäre, würde er seine ganze Philosophie daraus aufbauen. Genug: im Grunde betrachtete er den Krug wohl als günstige Gelegenheit für persönliche Abenteuer, als eine aufregende Abwechslung oder dergleichen. Und jetzt, wo die Möglichkeit dazu da war, stürzte er sich kopfüber hinnn: nach der langen Untätigkeit machte es ihm Spaß. Es gelang ihm auch, gleich von einem der ersten ErkundungSaange Wichtige Mcl- düngen zurückzubringen, und seitdem wirkte er, wie er zu sagen pflegte, im Außendienst". Beinahe Tag für Tag hatte er etwas vor. er entwickelte den gleichen ungestümen Eifer wie dazumal, als er das Ucberbrcttl machte, und wieder nah wen die alten Leute die Pfeife aus dem Mund, schüttelten den Kopf und sagten: ..t5m hcrriisfr fiirft" f; Oarn. Ein verrückter Kerl!" Die an Kom pagnie wartete auch immer mit Span nung auf seine Rückkehr. Denn außer etwaigen Meldungen brachte er gewöhnlich noch anderes mit selten, daß er ganz umsonst ging. DaS hört sich vielleicht übertrieben an, aber es ist tatsachlich wahr und hat im Grunde auch nichts Wunder bares. Denn KrupskiS Erfolge erklärten sich zum Teil ganz einfach dadurch, daß er als einzigster von uns fließend Polnisch sprach und mit der zurückgebliebenen Be völkerung als Landsmann verkehrte. Als er wieder einmal losging, rief ihm einer zu: Du. Krupski, ich hätt nächstens mal Appetit auf frische Blutwurst. Bring doch mal ein Schwein mit." Schön," sagt Krupski, sollst Du haben, mein Sohn. Aber unter hundert Zigaretten tu Ich's nicht." Man lachte ibn aus und der- sprach alles, was er verlangte, denn viele Meilen im Umkreis war das Land ratze kahl gefressen. Eine Ziege war allenfalls mit Mühe und Not noch aufzutreiben, ein Schwein nach Menschenermessen nicht. Und jeder freute sich, daß der gute Krupski diesmal aufs Glatteis geraten würde. .Er kam such wirklich mit leeren Händen wieder. Am ersten Tag. und am zweiten auch. Die halbe Kompagnie steht da und fcht und fragt immer wieder, wann es nun die Blutwurst gäbe. Er knurrt etwas von Verfressenheit und fchkicht sich, seit- Pferde geführt. wäris In die Büsche. Schön. Am dritten Tag es wird schon dämmerig, und Ich kritzle gerade eine Fckdpostkarte hör ich draußen einen anschwellenden Radau und dazwischen das mörderische Quieken eines Schweines. Wie der Wind bin ich au! dcr Tür: richtig, da steht Krupski seclen vergnügt inmitten des HaUoß dcr herbei stürzenden Mannschaften und kneift einem Borstenvieh ins Rmgelschwänzchen, daß es immer durchdringender guiekt und immer mehr Leute heranlockt. Zum Donner Wetter, Krupski." ruft der Feldwebel, Ivg haben Sie Sakramente? denn daö' Vieh aufgctriebcn?" Schwere Sache, Herr Feldwebel," sagt Krupbki, ich hab zehn Kilometer gelockt, bis eins geantwortet hat." Und er macht daö Grunzen. Nutte und Schnüffeln so täuschend nach, daß alles vor Vergnügen tanzt. Nun. man kann sich den ungeheueren Jubel denken, mit dem die Beute zum Opfertode geführt wurde. Krupski aß übrigens am aller Ivenigsten davon, aber auf seinen hundert Zigaretten bestand er unerbittlich, uud in den unmöalickislen Sorten wurden sie ibm I dargebracht. Ein anderes Mal blieb er zwei Tage fort. Wir fingen fchon an, besorgt zu werden, da kommt er auf einem kleinen litauischen Panjewagen angefahren wißt ihr, so einem zweirädrigcn Karren, vor ihm. halb auf der Deichsel, ein kleiner eisgrauer Bauer im Schafspelz, er aber wie ein Pascha zurückgelehnt und huld voll nach allen' Seiten winkend. Er hatte das Fuhrwerk kraft militärischer Gewalt einfach requiriert, und dcr verängstigte Bauer war schon heilfroh, daß er unge kränkt zurückfahren durfte. Aber er kannte unsern' Krupski nicht. Denn Krupski winkt ihn noch einmal heran, holt seinen Brustbeutel vor und drückt ihm einen harten Taler in die Hand. Das geschah mit eimr unnachahmlichen Großartigkeit. Tickzerlich war es sei letztes Geld, aber er halte es nicht mit größercrSelbstver ständlichkcit geben können, wenn der Brustbeutel noch randvoll gewesen ioLre. Ter alte Kerl war glücklich. Er Ziißte Krupski die Hand, er griff zum Kuß nach seinem Rocksaum, und während wir andern bei solchem Versuch grob oder der legen abwehrten, ließ es Krupski lächelnd geschehen. Er sprach ein paar polnische Worte, da strahlte der eisgraue Alte über das ganze verrunzelte Gesicht. Was wollen Sie?" sagte er später, als ich ein mal davon anfing, so bin ich aufgewach sen. Daß mir der Kerl den Rocksaum küßt, ist feine Ergebenlzeitsform. Es ist das gleiche, als wenn Ihr Schuster Sie grüßt. Indem Sie abwehren, beleidigen! Sie nur. Aber das könnt ihr Deutsches nie verstehen. Theoretisch begreift ihr alles, habt die ganze Weltliteratur in eurer! Sprache versammelt und sprecht über die Eigentümlichkeiten andrer Nationen höchst verständnisvoll, ja, sogar bewunderend. Doch praktisch seid ihr unbiegsamer als jedes andre Volk, könnt gar nicht koloni sieren und seid überall unbeliebt Mit den Franzosen und Engländern ist eS gerade umgekehrt. Sie haben viel mehr Bor urteile, und doch kommen die übrigen Nationen viel besser mit ihnen aus." Als ich antworten wollte, hielt er sich lachend die Ohren zu. Ein drittes Mal wir wollten unse ren Augen nicht trauen bringt er ganz rallein p,cun Russen an... Niescnkcrle . . . jeder gut einen Kopf größer als er selber. Zwei gehen ein Dutzend Schritt voraus und schleppen im Schweiße ihres Ange sichts die neun Gewehre; die übrigen trotten im Abstand hinterdrein und Krupski hält mit schußbereiter Waffe die Flanke. Komische Leute," sagt er, als er sie abgeliefert hat, ... .im Walde kommen sie en, ganz gemütlich. Aber wie sie mich sehen, hat der eine auch schon die Knarre an dcr Backe und drückt los. So ein niederträchtiger Halunke! .Hätte er mich nicht treffen können? Was soll ich da machen? Im nächsten Augenblick werde ich ein Sieb sein. Da hat mrr Großvater ge halfen. Er hat von den Menschen keine hohe Meinung gehabt. Die einen, hat er immer behauptet, fallen um, wen Du brüllst wie ein Löwe, die andern, wenn Tu zwitscherst wie ein Goldvögelchen. Wobei er an die Dukaten gedacht hak. Also ich hab gebrüllt wie ein Löwe. ,Jhr verfluchten Lausekerle,' hab ich die Russen angeschrien, ,fe!d ihr denn ganz und gar des Teufels? Seid doch zum Teubel vernünftig und kommt mit! Da kriegt ihr gut zu fressen, könnt nicht tot geschossen werden und könnt behaglich warten, bis ihr zu Tatzana Wlasjewna oder Matrjona Pawlowna nach Haust kommt. Aber dalli, dalli . . . sonst pfeif ich euch eins5 Schön! Drei von ihnen haben eö zuerst begriffen und den Arm gehoben, die andern haben sich noch einen Augen blick beraten. Bis der Weiteste sagt: .Recht hast Du, Väterchen... es dauert zu lange. In Gotte Namen... führe uns!" . Es mag fein, daß Krupski, wenn er solche Geschichten zum Besten gab, die Einzelheiten nach Laune ausschmückte, aber auf einer Lüge habe Ich ihn nie er tappt. Und da wir die bandsercislichen' Beweise dessen, wzs er leistete, ja vor uns Ter zerschossene EUdbahuhvf i Görz; hatten, so nahmen wir. gleich ihm selber belustigt, auch die hübschen Histörchen und Schilderungen hin, die er daran kniipste. In den kleineren Gefechten und Schieße reicy, die sich jetzt häufiger folgten, war keiner forscher als er. Oft hörte man ihn und die Nächsten mitten In der schönsten Knallcrei lachen: das hat manch einen mit Ruhe und Sicherheit erfWt. Ja, als es einmal zu einem Rohkampfc kam, wandte er sein altes Verblllffungsmittcl, den Gegner mit furchtbaren polnischen Flüchen anzubrüllen, von neuem an, und dcr Er folg war wirklich nicht schlecht. Denn nichts wirkt jm Felde mehr als das Bei spiel.' Es braucht nur einer in plötzlicher Bestürzung die Waffen wegzuwerfen, so machen es ein Paar andre sofort nach. Da war es kein Wunder, daß Krupskis Ansehen fast von Tag zu Tag stieg, und daß er als erster und einziger von den Neuen sehr bald das Eiserne Kreuz bekam. Ich glaube, die ganze Sampzgnie freute sich neidlos darüber. Wir im Osten bilde ten uns nämlich vor der großen Mai- offensive ein, daß wir in dieser Be ziehung gegenüber de Kameraden von der Westfront arg vernachlässigt und tenach teiligt würden. Das wgr Wohl Unsinn, aber es wurde allgemein geglaubt. Und so begrüßten wir mit doppelter Freude die Auszeichnung, die einer dcr Unseren empfing, als wäre damit ein Bann gebrochen. Dcr Haupimann hielt wider r t . . m i "... i eis r. .". i seine Art eine kleine Ansprache über die schönste Belohnung de Soldaten: es sei eine Anerkennung' für die bisherigen Leistungen und ein Ansporn für künftige. Damit war Krupski, unser Kricgsfrei williger, auf den wir allmählich alle'stvlz waren, Ritter des Eisernen Kreuzes, Da? Merkwürdigste war: er selber schien bei oller Freude ctwaS bedruckt, Unter vier Augen tippte ich einmal an, ob er sich denn nun selber nicht ganz großartig vorkomme. Ja, erwiderte er, er wäre natürlich höchst erfreut. Immer hin müsse er sich erst daran gewöhnen. Er sprach noch dies und das. Unter andercnr fagte er: Ob er jemals heiraten wurde, wvZU er vorläufig nicht die ge ringne ruu verspüre, wie er nicht. Aber das eine wolle er schon heut beschwören, do er niemals einen Ehering aufsetzen wuroe, Und wie er so redete ahnte ich dunkel, was ihn drückte. Das Kreuz war gewiß sehr ehrenvoll, aber alle Kameraden nah- men es so wichtig, und der Haupimann hatte bei der Merrcichüng mit solcher Ehrfurcht von der Bedeutung dieses Stückchen Eisens gesprochen, daß Krupski es halb und halb wie eine Last und er pflichtung empfand. Er mochte sich seitdem tu mancher Beziehung abgestempelt bor kommen, und das beunruhigte ihn, davor scheute seine Natur instinktiv zurück. Ich habe später rwch oft darüber nachgedacht, bin aber immer wieder auf diese Deutung feines Smpfindens zurück gekommen. So gewiß er vielerlei kleine Eitelkeiten hatte, ebenso gewiß fehlte ihm jeder Ehrgeiz. Nicht nur der' militärische. Einmal wurde davon gesprochen, daß die Akademiker unh sonstigen gebildeten Leute über kurz oder laiig zum Offiziersersatz herangezogen werden müßten. Aber gegen den Gedanken, daß er selber auf dicfe Weise einmal. Offizicrsflellvcrtreter und Leutnant werden könnte,' wehrte sich Krupski mit glatter Entschiedenheit. Jedes f).Li li: jLi-iiü . .f.", . ... ,y . . -vcllliiiivoriiillMiisgesllyi war ivm un .sympathisch. Das ging so .weit, daß er als Künstler sogar dem Ruhm zweifelnd gegenüberstand. Ich möchte," erklärte er einmal, lieber reich und unberühmt, als reich und berühmt sein. Von einem bc rühmten Mann erwartet man immer etwas, er darf sich gleichsam nur .in einer bestimmten Richtung bewegen und soll stets bedeutend, klug, vernünftig oder sonst etwas fein. Dcr Unberühmte ist diel freier vorausgesetzt, daß er über de nötigen nervus rerum verfügt." Um diese Zeit kam auch über Polen und Litauen dcr Frühling . . . spät, ober dop- pe ichon nach dem langen, langen Win ter. Keiner do uns in seinem bisherigen Dasein hatte ihn schon fo mit jeder Fiber und Faser miterlebt, keiner war der Erde je fo vertraut gewesen, wie er es in diesem Kriege wurde. Hier zu Hause begrüßt man den Frühling ja auch, man macht einen Spaziergang, man läßt die Fenster etwas langer offen, man freut sich, daß der Krokus schön blüht. Aber unser pol nischer Frühling damals wax ein Früh ling zu jeder Stunde des Tages und der Nacht: wir fühlten ihn als Wärme, wir rochen ihn als Atem und Duft des Bo dens, wir sahen ihn in grünen Spitzen und dicken, glänzenden Baumknospen, wir hörten ihn als Lerchenlaut aus der Höhe, wir empfanden ihn als Kraft. Glück. Un- ruhe in uns selber. So muß das Tier ihn erleben ... das Tier dcS Waldes und des Feldes. Viele von uns saßen mundfaul irgend wo in der Sonne und starrten vor sich hin. Auch Krupski hatte da einen Platz am Rain. Die Beine berangkzgqen. die Arme lose über die Knie rhanji, einen Halm zwischen den Lippen: fo hab ich ih?' Blick auf den Bahnslcig. oft gesehen, abseits von den Kameraden ins Grüne blickend. Ich ließ ihn sitzen, denn schlimmer fast als alle Entbehrun gen, die man im Felde zu ertragen hat. ist für viele Menschen die stiindige Uc meinschaft mit andern. Man ist gezwun gen, beinahe in jedem Augenblick die un mittelbare Nähe zusällig zusammcnge würseltcr Leute zu ertragen, und daS Männliche, allzu Männliche kann einem auf die Dauer zur Qual werden. Jeder Will einmal ganz allein sein... Die feiner Empfindenden nahmen anÄ wohl darauf Rücksicht, so gt das iiber Haupt möglich war. Und wenn sich einer absonderte,' so ließ man ihn. Ich habe um Krupski ost genug einen Bogen gemacht. Einmal aber standen wir zusammen vor all diesem gläubigen Grünen und Sprie hen, daS mitten in Krieg und Zerstörung etwas Erschütterndes hatte. Schon," sagte Krupski und machte so eine umfassende Armbcwegung. Als ich nur nickte, sprach er nach einer Weile: In Ezempowo wird es ebenso sein. Und weiter drüben in Rußland auch. Und in Deutschland nicht anders. Ja, wenn wir Nüch Frankreich gekommen wären, anstatt hier nach dem Osten, dann würden wir auch dort die grünen Spitzchcn sehn. Ucberall ist Früh ling." . Er sog die Luft ein, als wollte er sie schmecken. Das Leben ist herrlich. Es ! ftt nichts Größeres als das Leben. Aber r . . immer noch schießen sich die Menschen tot. Wissen Sie eigentlich, warum und lvcs halb?" Darauf war nicht zu anhvortcn, und er erwartete es wohl auch nicht. Mit einem kurzen Lachton holte er sein Ta baksbuchschen vor und vkMim eine Ziga rette zu drehen. Sie schien ihn ngendwie zu beruhigen. Wenn ich philosophiere," meinte er lächelnd, muß es mit mir nicht richtig fein. Ich muß wieder mehr um die Ohren kpben." : Das war wohl der Frühling, der ihm wie uns allen im Blute lag. Auf die meisten von uns hatte er eine mifrcizcnd: Wirkung. Jeder summte und sang; nackig sprachen die Leute im Traum! und selbst die 'schreibfaulsten Kerle Iiitzcltcn eine Jeldposlkarte an Frau oder Liebste da heim. Wie ein feiner ZJeiurausch teilte sich dieser Frühling auf fremder'Erdc uns mit; man wartete auf etiras und wußte felbst nicht, worauf; man lächle ohne Grund und war ohne Grund traurig . . . Nach wie vor saß Krupsli gern allein in der Sonne. Er, der in dem lähmenden' Schlackerwetter des ausg.chcnden Winters vor Lust und Laune nur so gesprüht hatte, daß er uns damals allen aimo fphärischen Einflüssen entrückt schien, war jetzt manchmal kaum wiederzuerkennen Tagelang war ex fast schliifrig, gähnte .viel, tat kaum den Mund auf, starrte gedankenlos ins Grüne und blinzelte iil die Sonne. Den Dienst tat er ganz mecha msch, ohne jede Teilnahme. Und plötzlich dann, als ob er erwache, riß er sich zu fammcn, war für Stunden wieder der Tollste, drängte sich zu gefährlichen Auf gaben und konnte einem in sciner lauten und überstürzten Unruhe auf die Nerven fallen. Er. hat damals in solchen Zwischen Zeiten seine abenteuerlichsten und Zoll kühnsten Streiche .vollbracht Talcn.'dit ' m der Regimentsakschlchtc verzeichnet find.; An Gelegenheit war lein Mangel, denn ls ob die Russen trotz ihrer schlechte Aufklärung den bald danach einsetzenden agemeincn Angriff geahnt halten und IMl ftnrfir nnA irnf,'rrr (Zustimmn fiitt 1 V""UB"1 V""-" bemächtigen wollen, stießen sie fast taatäa lich vor. Sie hatten nicht nur neue Rcscr' pen herangezogen, sondern auch ihre Ari tiucrie Zehr verstärkt, und nur nuk Muf. und Not konnten wir un der Uebermacht' erwehren. Ost genug mußten wir zurück.' . aber ebenso oft nahmen wir . dem Feind das .roberle Gelände, auch wieder ab,' p daß es ein Hin' und Her gab. bei. dem niemand gewann hnd jdrr nur verlor. Sehnsüchtig warnten wir auf'Verstär kung. sehnsücktiger noch auf das Einsetzen dcr GcsamtoffcnsiLe, die uns Luft schäflcn mußte. .Da war, am Anfang dieser erneute Kampftätigkeit dcr Russen, eine Batterie die uns ganz verteufelt zudeckte unh deren Stellung einfach nicht festzustellen war. Unsere Flieger gaben ück: die größte Mühe umsonst. Schließlich erbot sich KruLskt zu einem ätzten Versuch. Als polnischer Bauer verkleidet, eine magere Ziege hinter sich herzerrend. machte cr sich daran, die Batterie ausznkundschasicn. Daß es auf Leben und Tod ging, wußte jeder; nuk nach langem Zögern hatte kt Haupimann seine Einwilligung gegeben. - Aber daS Wagnis gelang. . Es war ein Kalbes Wunder, daß Krupski wiederkam, doch es war noch besser, daß er die genauesten Angaben machen konnte. Unsere Artillerie hat dann so herübergefuiitt, daß wir für alle Zeilen vor dieser Batterie Ruhe Hai tcn. KruMi war natürlich der Held des Tages, und es wurde allgemein erzählt, daß er für das Eiserne Kreuz erster Klaff eingegeben sci. t .onseju, fo!$f.l .