Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 01, 1916, Image 5

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Njfl$e Cmtfi IrltuiT
MnMMM
i
.!
II
?l
'?
i 1 1
: '))
'
l
s i
i ?
i
14
M
i
Kriegsgefmlgen auf Aeu-Seeland.
Wo Rudolf Kafka, ehemaligem Kriegsgefangenen auf Motuihk Island.
'ie ein reuende unverdiente,
mqm von Der yjatiit liegt
ganz nahe an bet Küste Neu.
(Tftiä !m 5? k
wtuutim ui 'OlUWUtUC vvn
uestanb die kleine Insel 'Motuihi. Den
v orcsieii Lianghiloto. einen erloschenen
ulkan. al westlichen Nachbar, der seine
knachtiae thatre ßunn ani v,h.r.
den Fluten de l.tin,n rina fM r;
da liebliche Eiland mit seinen Oliven.
waioajen, leinen Farnenbaumen, seinem
runen Wcllenlande. da im Osten von
'Hier zackinen fE,.f;nriihti mni,r;4 r,,..
(1 l.! i U'-B-ffv iiiuu.iiuf uiyi
Uft wird, bor dem Beschauer wie ein stieb
licht, begnadetes Stückchen Erde. Wenn
du Weihnachtszeit naherüclt. dann blüht
vus Moluihi Island ein wundeischöner
Zaum man nennt ihn den New Zea
land Christma Ire", den Neuseeländer
Weihnachiöbaum. Durch sein üppiggrü,
M Blätterreich leuchten dunkelrote Bill
tendolden, darüber spannt s,ch in weitem
tiefblauen Bogen da Firmament, durch
da die strahlende Sonne alle Mysterien
des Lichtes nicderfendet! eine schier voll
endete, grenzenlose Actounderung-erregende
Symphonie der Farben. Und doch gibt ei
In dieser ewigen Harmonie eine schrille
Dissonanz: menschliche Elend, tiescö
tnenschlicheö Elend. Man hat auf diesem
1 7 i
I ,
nr..t .
1 . y
. ' l: '4,
. 1 4 u
-.-
;.r - v.
r.
i;
M
T;
a
T--HfM,fwwY f iv y
f t
zzrsriUK i
. J... "' U
II TWPffWBsw
' " I L1-
i Ai r
i k '
rl H ,-v
1 1 ti f , ,
I ij j K '
&& r W tfc i" '
Tr. Erich C.hultz, Gouverncur von Samoa.
ibcn t?r Gtsinlifiiitn fn tifrfAwenWris
. 7-ri 0 l" i-j
ausgestatteten Eilande unsere deutschen
und österreichischen Kriegsgefangenen un
tergebracht, Menschen, die man um ihr
höchste Gut, die Freiheit, gewaltsam bt
raubt hat. und die Bajonette der englischen
Soldaten erscheinen angesichts des Natur
frieden wie ein bitterer bärmlicher
Hohn. In elenden, undichten und feucr
szesährlichen HolzbaralkcN hat man unsere
, deutschen Gefangenen untergebracht, in
.Häusern', die schon dr Jahren von örztli
cher Seite als unbewohnbar erklärt worden
waren und in denen man noch im Jahre
1913 die pockenverdächtigen Maori un
tergebracht hatte. AI die Gefangenen
zwangsweise ihre Barakken bezogen, fanden
sie dieselben in einem von hygienischen
Standpunkte betrachtet jeder Beschreibung
spottenden Zustande. Französische und
russische Reinlichkcitsbegriffe machten sich
In den Rang streitig. Da Essen war
schlecht, ja häufig sogar ganz ungenieh
bar, die Wasserverhältnisse waren völlig
unzulangend und vielfache Quälereien wa
ren e, denen die Gefangenen sonst noch
ausgesetzt waren. Diese nicht weniger
al erfreulichen Zustände fand ich bor.
als ich durch die Gewalt de Bajonett
auf Moluihi Island eingeliefert wurde.
Die Vorgeschichte meiner Neuscelandreise
ist kurz. Als Soloviolinist sollte ich Austra
lien und Neuseeland besuchen, um den Ve
wohnern jener Lkvntinente Bach, Mozart.
Beethoven und Max Bruch zu bringen.
Mit glänzenden Versprechungen in der
Tasche, die sich auf dem Papiere so schon
uZnahmcn, begab ich mich am 8. Juni
3914 in Bremen an Bord de Norddeut
schen LloyddampferZ .Scydlitz', um nach
Australien zu reisen. Wer von meinen so
sehr vergnügten Mitreisenden die Mei
steil von ihnen fuhren nur bis Genua
hätte e sich wohl träumen lassen, daß
binnen kurzem der gräßliche europäische
Krieg ausbrechen würde und bafz bleicher
Haß und der Stachel de Neide nahezu
die ganze Welt gegen uns aufbringen
würde? Sonnig verlief die Reise b! Co
lombo auf Ceylon, doch jetzt senkte sich ein
schwerer Schatten auf unsere Gemüter:
wir hörten von der Ermordung de öfter
reichlichen Thronfolger und seiner Ge
rnahlm. Passagiere, sofern . es Deutsche
waren, Offiziere und Mannschaften, wa
rc ausnahmslos recht bedrückt, ahnte man
d.?ch t'ich gefährliche politische Verwicklun
g'n. Al ich da Neuseeländer Festland
tklkak, war Europa in Hellem Brande. Vier
Wonc.'t war ich auf .Parole' frei, darun,
ter war jedoch nur zu verstehen, das; ich
mich in Auckland und in einer Umgebung
von 18 Meilen .frei' bewegen durste, bis
ich anfangs Dezember auf einen elenden
Verrat hin von Leuten, die mir noch dazu
. sehr nahe standen, in die Kriegsgesangen,
schast geriet.
Während jener ersten vier Monate mei
tu Ausenthalts in Neuseeland konnte
ich mich dein Studium der englischen
Volkspsyche so recht eingehend widmen.
Die in NeU'Seeland bei Kriegsausbruch
anwesenden Deutschen mochten wohl in
Anbetracht der politischen Lage Ausbrüche
der Kkikgsbcgeifterung bei den Neusce
landein erwartet, vielleicht mochten sie
auch eine Gehässigkeit bis zu einem ge
wissen Grade gefürchtet haben; daß aber
ein Lodensatz unerhörter Roheit und Ge
schmacklostgkeit au der britischen Volks
seele hervorbrechen würde, darauf waren
sie keineswegs gefaßt. Und doch: da
Unsagbare wurde Ereign!. Um die
Tnitschenhehe machten sich zunächst die
beiden größten Tagesblätter Neu-See
land verdient : der ew-Jealand
Harald' und der Auckland Star. Nebe
aijcikäntatatcn, die von niedrigster Gewsr die - Tatsache,, daß ich mit einer!
beredte P.euani oblealen.
fand man in diesen und zahllosen anderen
Blattern unerhörteste Verleumdungen, und
die von den Zeitungen gegen Deutschland
ud deutsche Art betriebene Hetze fand bei
dem Neuseeländer Publikum ein wilde!
Echo. Dabei gebe man lich nicht der läu
schung hin. daß die aus der fernen Ciid
seeinscl anwesenden Deutschen nur vom
Proletariat in der unverschämtesten Weise
belästigt wurden, nein, grade die söge
nannte gebildete blasse ließ e sich viel
mehr erst recht angelegen sein, unseren
Landvleuten das Leben so sauer wie nur
irgend möglich zu machen. G genügte der
erwachsenen Bevölkerung nicht, sich in Jöe
schimpsungen gegen alle waS .deutsch'
hieb zu ergehen, such in dir ttindesseele
muhte das Gift niedrigen Hasse getrau
fett werden. So hielt z. B. eine Dame
der guten Gesellschaft' zum Besten des
belgischen Nelicf-Foiid ein Kindergarten
skst ab, bei welchem dieselbe ein .neue
Kinderspiel in Szene sehte, welche
Cchicfzt auf den Kaiser' genannt wurde.
E würde nicht schwer fallen, im Hand
umdrehen zahllose ähnliche Geschmacklos"
leiten auszuführen. Neben empörenden
Verleumdungen brachten die Neuseeländer
Zeitungen aber auch manch Ergötzliche,
PA H? Jt
V V . V .V.
ir 4; v. , ) n,vv
:U V .uUtY
.A ''.
a . i'i 'v. , k ii ., .J '
v -nj "-s.'AÄ-r
-fr
AWXtär
r
v v . '
.,T4 V.
J v 1 -. -i ' ?
-JJI-J?;
.
f
' -
' 4 '
, ' 1 -
rfs U
ktr
A
yr?
. A
' :t'
'
1
V &f f
' 1
-Ji ß . v
ZS'
. v
c,
, , j- . ,"i
.
' V
' S js
r
t&Py
m&
V.' " V -4
ßt, 't. ,
: ,
'VfA
&Affi
4 f'
. i r
s
fk n.. .-
Dr. ttlantz.
und da waren' die Kriegsnachrichten.
Man durste als Deutscher nur die .Head
lines' verschiedener Zeitungen von einer
Reihe von Tagen nebeneinander zu legen,
um Mühe zu haben, sich eine Lächelns
zu erwehren. Am dritten Tage etwa waren
die deutschen Reihen gebrochen. Am vier
ten Tage behauptete ein belgischer Gene
ralstabler. daß keilt deutscher Fuß durch
Belgien marschieren werde, am fünften
Tage war der deutsche Kreuzer .Goeben'
nach einem glorreichen Siege der franzö
fischen Flotte von dieser gekapert worden.
Am sechsten Tage waren die Deutschen
im Allgemeinen, am siebenten die Bayern
im Besonderen demoralisiert und kurz
darauf hatten die deutschen Waffen nach
einem glorreichen Siege de Generals Pau
ihre Reputation für alle Zeiten verloren.
Als Lültich fiel, als Brüssel in deut
schen Händen war, als Antwerpen zu
Falle kam, und al schließlich die Deutschen
in Frankreich einmarschierten, hatte da
alles von strategischen Gesichtspunkten na
türlich nicht das Mindeste zu bedeuten.
Schließlich wurde sogar behauptet, daß
Franzosen und Russen daS Weihnachlsfest
1914 gemeinsam in Berlin feiern würden.
Oesterreich zählte überhaupt nicht mit.
aber die Neuseeländer Blätter wußten ja
recht wohl, was sie ihrem Publikum vor
setzen dursten.
Mit den wachsenden deutschen Erfolgen,
von denen schließlich auch die Neuseeländer
in ihren Zeitungen zwischen den Zeilen
lesen konnten, wurde die Lage der Deut
schen immer bedrückter. Unsägliche hatten
Namentlich diejenigen Deutschen zu leiden
man halte anfangs nicht alle zu
Kriegsgefangenen gemacht die infolge
beschränkter Mittel auf Arbeit angewiesen
waren. Man hielt sie in Neu-Seeland fest,
jedoch gewährte ihnen die Regierung nicht
die geringsten Mittel zum Leben, und eine
Arbeit irgend einer Art zu finden, war
für einen Deutschen, völlig aussichtslos.
Fürwahr ein grauenhaftes Menschenbild
bietet der Neuseeländer, wenn er die glatte
Maske vom Gesicht geworfen hat.
Am 7. Dezember 1914 wurde ich auf
einer Farm in Mangere, naht Auckland,
auf der ich mich, durch die Verhältnisse
gezwungen, seit Anfang August gleichen
Jahre aufgehalten hatte, als deutscher
Spion verhaftet und nach dem Militär
gefänkinis auf Fort Tcvoiiport aebracht.
Die Veranlagung zu meiner Verhaftung
ifinnnnn ,!
4 f Ui
V,H;T i'-
i . ; 1 1 i , . '?
1 -MA
- Iv
i- v i .
1 Tr
rr--.4 f i
"
tf&üA X
V 'S- . I 1 l
vS- i
ifti
ntiib'l
'MYsm V
,
i V, "
m.,
Schroiflinie ein paar Kaninchen geschos
sen hatte. Detektiv untersuchten meine
Taschen und die)arin befindlichen Patro
neu waren der Polizei in Beweis, daß
Ich mich mit Schießübungen' beschäftigt
hatte. Drei Tage verbrachte ich in einer
dunklen Zelle bei nur eine, Mahlzeit tag
lich. Al der Prozeß gegen mich als Spion
niedergeschlagen war, wurde ich nach Mo
tuilu Island gebracht. Kapitän Winthrop.
der damalige Kommandant von Motuilu,
stellte mich zunächst Seiner Exzellenz dem
kriegsgefangenen kaiserlichen Gouverneur
von Samoa, Dr. Erich Cchultz' vor, wel
cher mich wiederum mit seinen Mitgefan
gencn, dem VizeGouverneur Gcheimral
von Tecklenburg und Gemahlin, Ober
ingenieur Hirsch, Dr. Sessou, Dr. Schu
beri, Dr. Glantz und anderen hohen Be
amten von Samoa, bekannt machte. Auch
machte ich die Bekanntschaft von elf Ka
betten des Norddeutschen Lloyd, darunter
die de Herrn von Goessel, Sohnes de
seinerzeit beim Untergang dc Llohd
Kämpfer .Elbe' ertrunkenen , Kapitäns.
Diese Braven hatten bei Nacht und Nebel
den im Hafen von Paao-Paao liegenden
Dampfer de Norddeutschen Lloyd El
saß' trotz hoher Tunung in einem Boot
verlassen, um nach Apia (Deutsch-Samoa)
zu segeln, wo sie sich den dort geglaubten
deutschen Kriegsschiffen stellen wollten.
Allein Deutfch-Samoa war schon in eng
lischen Händen und so wurden sie denn
gefangen genommen.
Da? Elend unter den Kriegsgefange
nen auf Motuihi ist groß. Die eingangs
geschilderten Zustände, WohnungS lind
Nahrungsverhältnisse betreffend, sind es
gewiß nicht allein. lIch bei den Krieg
gefangenen eine tiefe und nachhaltige Wer
stimmung hervorrufen, vor allem ist e
dielmehr die ertötende Monotonie de Ge
sangenenlager die den Gefangenen übel
mitspielt und zu deren Behebung von sei
ten der Neuseeländer Behörden auch nicht
da Geringste getan wird. Die spärliche
Bibliothek, die in die Gefangenschaft mit
zunehmen Exzellenz Schultz gestattet
wurde und die der kaiserliche Gouverneur
in liebenswürdigster Weise seinen Mit
gefangenen zur Verfügung gestellt hat, hat
nicht genügt, um andauernd belebend auf
die Stimmung der Internierten zu wir
ken. Wohl fünfmal hatte man jede der
vorhandenen Bücher, darunter Schiller,
t -
F.'k
k ? " J-tj
. 1 2 . ' 4 v
'ibk-i-Jii': "M-
Polizeimeister Pufch.
Goethe, Shakespeare durchgelesen, bis man
das Lesen endlich aufgab. Da Baden
in der See, da jedoch der Haie wegen
ziemlich gefährlich ist, sowie Fischfang mit
Angeln bietet einige Abwechslung. Als
das Weihnachtsfest 1914 heranrückte, be
lebten sich die Minen der Kriegsgefange
nen in der Erwartung einer würdigen
Feier. Die Neuseeländer Regierung hatte
einen großmütigen Augenblick gehabt und
den Internierten gestattet, im Walde einen
Weihnachksbaum zu schneiden. Die Tage
ingen für die Gefangenen jetzt in rast
loser Vorbereitung dahin. Der EHTaal
de Hauses B sofern von einem sol
chen die Rede fein konnte wurde mit
Reisern auss beste geschmückt, der Ser
geont-Major halte stch dazu herabgelas
Iert, Einkäufe für die Gefangenen, natür
ich aus deren Kosten, in Auckland zu
wachen und der Weikmachtsbaum wurde
geschmückt und mit Kerzen versehen.
Mit der dem Deutschen eigenen Würde
wurde der Weihnachtsabend begangen:
einst und feierlich Aus dem Weihnacht,
bäume brannten die Lichter, ein Tisch mit
bescheidenen Geschenken, die die Gefange
nen sich gegenseitig machten, war auf
gestellt worden und die Feier nahm ihren
Anfang. Die Augen des kaiserlichen
Gouverneurs füllten sich mit Tranen, als
da so wohl bekannte Weihnachtslied
,O Sanctissima' von einem Männerchor
dreistimmig gesungen wurde. Diesem
folgte in wundervollem Pianissimo .Stille
Nacht, heilige Nacht'. Sodann hielt Se.
Exzellenz niit vor Erregung bebender
Stimme eine Ansprache. In glänzender
Weise entwickelte er die Lage, betonend,
daß die Kriegsgefangenen ihren heutigen
Weihnachtsabend so fern von der teuren
Heimat, so fern von ihren Lieben begingen,
und so hingerissen war der Redner, daß
ihn in der Mitte ein ohnmachtähnlicher
Unfall überraschte, der jedoch bald bor
überging, so daß er seine Ansprache unter
großem Beifall zu Ende führen konnte.
Kein bittere Wort, kein Wort des Hasse
" li-""' .7' - i t : v
A .: :.,th'
"' r?J A
r i ? 3
I r I ' ' ' "A
1 u I
I V . j
l i lVf: i
,STlflfk
JUf'" ; !-V
, AL!s . "
, ,$ ' 1
I t ' ' ' , ßt
4 "(1 -t . Ahi
" " " i
v4 ; ' ' . 4
?v't y,)rt:x:" S
f I Ht " 1 1
I - Zt i i " ' ,'
1 M z '.'Z m
' i'st " - ' ' i
" f ' 1 t ' i"" t
" M i
p 1 !iV 1 V ''"
r I r (4t itu
1 I
l X Y; 1 1 .. k 2
? A
;
t h ; tl :
i ' ' ' ''".
I f'.. 's1 i
I Vt 'i
K 1 ' ,
r. r -i-
, ..
i
t - j , a.
5 .. ,, " r "
7 , ' ... , -
..,. ,.??. . .V ... ..
' i .
war gefallen. Musikalisch Vorträge,
würdig und tonschön interpretiert, der
liehen der Feier einen besonderen Glanz.
Die Lichter bei Weihnachtsbaume er
loschen, doch draußen funkelten und blitz
ten die ewisien Sterne, und lange noch
floh der Schlaf die Augen der Krieg,
gefangenen. Wal alle stürmte wohl aus
ihre Seele ein? f
Entschieden interessant ist t, den New
Zealand Saldier" 311 studieren, der aus
Motuihi'JSland der Kefangenenbewachung
zugeteilt ist. Der Motuihi.Soldat lebt
herrlich und in Freuden. Im Dienste
überanstrengt er sich sicher nicht; den ,Ger
manZ' ist er nicht gcün. aber er hat hr
ausgefunden, daß er sich auf ihre Anfläi,,
dlgkeit verlassen kann. Wa also könnte
ihn u seiner besckMulichen Ruhe bringen?
Der Krieg einmal nicht. Ich fragte ein
mal einen Soldaten, warum er sich nicht
zur Front niclde. worauf er mir anwor
tete: E ist besser ein lebendiger Esel zu
sein, al ein toter Hero". .Herrgott.'
meint ich, .Sie sind aber doch ein Sol
bat," worauf mir die Antwort wurde:
.Aber doch nicht dazu, um mich sür .King
George' erschießen zu lasn.' Hm. dachte
ich, auch ein Soldatenstandpunkt. Im
Lause de Gespräch machte ich ihn auf
merksam. daß n sein Gewehr nicht ge
putzt hatte, woraus det edle Marsjünger
mir kühl erklärte, daß da nicht zu sagen
habe. Auf einen fragenden Blick von mir
erzählte er, daß er und seine Kameraden
da Putzzeug in Wasser geworfen hätten;
würde nun inspiziert werden, dann wür
den sich Alle beschweren, daß sie vom Ser
geant-Major auf Devonport ungenügend
damit versorgt worden seien. Ich meinte,
daß dann doch Wohl dem Sergeant-Major
Unannehmlichkeiten entstehen könnten.
.Da macht nicht," meinte der tapfere
Motuihi'Soldat, .wir können den Kerl
sowieso nicht leiden." Ich hatte Mühe,
nicht hell aufzulachen.
Der New Zealander Soldat ist im
Grunde genommen gutmütig und damit
bildet er einen merkwürdigen Gegensatz zu
der übrigen Bevölkerung NeuSeelands.
Sein Dasein recht gemütlich nehmend,
flucht er sich durch da Leben. Er flucht
immerzu. Jede dritte Wort ist ein
Fluch. Er verflucht seinen Dienst, flucht
über sein Gewehr, über seine Cigarren,
über seine Streichhölzer, kurz er flucht
über Alles; de Morgens fängt er an, des
Abend hört er auf und ich bin überzeugt,
er flucht sogar im Schlaf. Dabei fehlt es
ihm auch nicht an Sclbstironie. Einmal
hörte ich eine Gruppe von Soldaten das
.Tipperary' singen. Wie erstaunt aber
war ich, al ich vernahm: It's Ion
long wny to Tipperary, it's & long
ffay to Epriin."
Ergötzlich geradezu ist es, Moiuihi-Sol-baten
auf einem Patrouillengange 31s be
dachten. Jeder Ist anders adjustiert. Der
Eine ist nur mit Hose und Hemd bekleidet,
der Andere geht in voller Uniform, wäh
rend ein Dritter, der die Fußbekleidung
zweifellos als etwas höchst Ueberflüssiges
ansieht, gar barfuß einherschreitet.
Es liegt mir ferne, den Motuihi-Sol
datcn für die traurige Lage der deutschen
und österreichischen Kriegsgefangenen der
antioorllich zu machen. Die unerhörten
Nachlässigkeiten und verwerflichen Maß
nahmen von feiten der Neuseeländer Nc
gicrung sind eS vielmehr, die den Jnter
ierten das Leben zu einer schier uner
träglichen Qual machen.
Nahezu sechs Monate fehlte auf Mo
tuihi-Jsland jegliche ärztliche Inspektion.
Gesuche erkrankte Gefangener um ärzt
liche Behandlung wurden einfach unberück
sichtigt gelassen. Die beiden Baracken A
und B, in denen die Deutschen und Oestcr
reicher untergebracht sind, stehen sehr tp
paniert auf einem Hügel. Turch das un
dichte Bretterwcrk pfeifen die stet kalten
nächtlichen Südwinde und wenn schon die
an Wind und Mtter gewohnten ei,' See
kadetten ganz furchtbar unter Rhcumatis
mu und schmerzhaftenneuralgifchen Zu
ständen ,u leiden haben, um wieviel mehr
spielt der auf Neu-Seeland hrrschende
große Temperaturunterschied zwischen Tag
und Nacht den an tropische. Klima ge
wöhnten Herren au Samoa n.it. Die
durchaus mangelnden hygienischen Bor
kchrungen 'zaben im Januar 1915 im
Hause A, da vom kaiserlichen Gouverneur
und den Herren von Samoa bewohnt
wird, zu einer Hautkrankheit geführt, die
buchstäblich von Tür zu Türe wanderte.
Erkrankungen der Ohren, der Zahn und
solche des Magen sind unter den Kriegs
gefangenen an der Tagekordnung. Die
Magenerkrankungcn resultieren ohne Zwei
sei au den Nahrungsverhältnissen.
Schlecht durchgebratenes Hammelfleisch
bildet ohne jegliche Abwechslung die täg
liehen Mahlzeiten.
Da zur Aufbewahrung de Brote nur
undichte Kasten Vorhände sind, so Wird
dasselbe häufig von Ratten aufgesucht und
dadurch meist ganz ungenießbar. Raiten,
Spinnen usw. bilden überhaupt die nicht
auszutilgende Mitbewohnerschaft der Ge
fangenen. Man kann sich trotz größter
Reinlichkeit dieses Ungeziefers nicht er
Wehren.
Ich frage nun: wenn man für die Sol
baten so gut gesorgt hat ihre Mahl
zeiten sind sehr gut, ihre Baraken liegen
geschützt und sind in ausgezeichnetem Zu
stände warum konnt man für die
Gefangenen nicht ein Gleiche tun?
Man glaube nun nicht etwa, daß der
kaiserliche Gouverneur ander behandelt
werde als die übrigen Kriegsgefangenen.
Der kaiserliche Gouverneur wird ohne jede
Rücksicht auf seinen Rang wie ein ge
wöhnlicher Zivilgefangener behandelt.
Seine Excellenz bewohnt einen ganz klci
nen einfenstrigen Raum, der von den In
terniertcn durch primitive Tischlerarbeiten
erst einigermaßen ausgestattet werden
mußte.
Eine Blinddarmentzündung mit dar
ausfolgender Operation gab mir meine
Freiheit wieder. Die Neeuseelander Re
gierung gestattete mir, mich nach San
Francisco zu begeben. Al ich mich von
meinen Mitgefangenen, die mich sehr be
neideten, verabschiedet hatte, wurde ich zu
nächst nach Fort Deoonport eskortiert, wo
ich mich bi zum Abgange de Zuge nach
Wellington einen halben Tag aufzuhalten
hatte. Dort lernte ich den deutschen Re
scrveoffizier Herrn Pfeil kennen, denn
man in Neuseeland zu drei Jahren Zucht
hau (haid labour) verurteilt, nach den
ersten acht Monaten jedoch zu Militärge
singni auf Deoonport für den Rest seiner
Strafzeit .begnadigt' hatte. Da ganze
Verbrechen Pfeil bestand darin, daß ex
sich ohne behördliche Erlaubnis von dem
okkupierten DeutschSamoa nach Pago
Pago (amerikanisch Samoa) begeben hatte,
um von dort au zu seiner Fahne zu eilen.
In PagoPago wurde er jedoch vom ame
rikanischen Gouverneur an die Engländer
ausgeliefert, worauf seine Verurteilung
erfolgte. Aehnlich Fälle von unglaub
lich harten Strafen, die von den Behörden
über Deutsche verhängt wurden, hatten sich
ereignet. Der samoanische Pflanzer Herr
Langen mt zu acht Monaten Wd
labour" verurteilt worden. Langen er
bat sich vom Coloncl Logan auf Apia die
Erlaubn!, sich nach seiner Pflanzung auf
Sawal begeben zu dürfen. Eolonel Logan
gab die Erlaubn! und Langen dampfte
nach Sawal. Al er zurückkam, wurde er
zu seiner Ueberraschuna verhaftet. Man
stellte ihn vor ein Militärgericht und der
urteilte Ihn. Al Langen geltend machte,
daß er doch die Genehmigung de Colonel
Logan gehabt habe, erklärte man ihm, sein
Einwand könne nicht berücksichtigt werden,
da er Langen sich hätte die Erlaub
ni schriftlich ausstellen lassen müssen.
Etwa acht bis zehn Deutsche, darunter
ein Herr Keller, wurden zu je acht Mona
ten Zuchthau von den Neuseeländer Be
hördcn verurteilt, da sie nach 9 Uhr abend
vom Posten in Samoa auf der Straße
gesehen worden waren. Die Herren er
klärten, daß die Uhr de Wachtposten
zweifellos die falsche Zeit gezeigt haben
müßte, doch der Posten behielt Recht und
die Herren hatten acht Monate lang im
Zuchthause Mount Eden zu Auckland
Grabsteine zu Schauen. Als Gesellschafter
hierbei waren ihnen Mörder, Diebe und
ahnlicher Abschaum der Menschheit zuge
teilt worden.
Englische Beschreibungen Neu-Seeland
haben da Klima dn SUdsee-Jnsel häufig
al mit dem Neapels vergleichbar hinge
pellt. Dem ist keineswegs so. Der Neu
sccländische Winter ist sehr rauh. Im
Sommer brennt wohl die Sonne tagsüber
auf die Erde nieder, in der Nacht jedoch
tritt ein jäher Temperatursturz ein, der
sich sehr unangenehm bemerkbar macht.
Neu-Seeland partizipiert nicht etwa an
dem verhältnismäßig warmen australi
schcn Kontinente in dem gleichen Maße
wie Italien an dem Klima der wesentlich
näher gelegenen Sahara teil nimmt. Da
Über tausend Meilen vom australischen
Kontinente entfernte Neu-Seeland liegt
unsieschützt w Zeichen der australischen
Trift, während Italien gegen Norden hin
durch die Alpenmauer von den kalten
Nordwinden bewahrt wird. Vorherrchsend
auf Neu-Seeland sind daher stets die kal
ten Südwinde
Die Kultur Neu-Seeland ist eine pri
mitive. Wer jemals englische Schilderun
gen Neu-Seelands gelesen hat und dann
Gelegenheit hatte, das Land selbst zu be
suchen, der wird sich fragen, wie eS mög
lich ist, daß ein Volk die Stirne haben
kann, solch ein Aufhebens zu machen von
seiner Kultur, die als eine sehr unzuläng
lich bezeichnet werden muß.
Die Straße sind sehr schlecht. Was
die wenigen Eisenbahnen betrifft, so ist
Zu sagen, daß man in Neu-Seeland nur
Schmalspurbahnen hat, und wer je in sei
nem Leben eine sächsische Lokalbahn, eine
sogenannte Bimmelbahn" gesehen hat,
der darf ruhig behaupten, daß eine solche
ein Meisterwerk der Technik genannt wer
den kann im Vergleiche mit einer Neu
Seeländer Eisenbahn. Wer dort eine län
gere Strecke mit der Eisenbahn oder auf
den Straßen im Automobil zurücklegen
will, muß seefest sein.
Das Beobachten eine Brückenbaues in
Neu-Sceland gemahnt einen an Urzu
stände. Die Privathäuser Auckland ha
ben meist nicht einmal ein Bad, ja die
So notwendige Wasserspülung in gewissen
Zlätzen wird man fast stets vermissen.
Auch mit der persönlichen Kultur ist es
in dem sechsten Erdteil' nicht weit her.
Körperpflege ist den meisten Neuseeländern
ein Hindudorf. Ich habe während der
ersten bier Monate mit Leuten gelebt, die
bier Monate lang kein Bad genommen ha
ben. Ob sie etwa nur meine Verhaftung
abwarteten, um dann sofort das Ver
säumte nachzuholen, darüber habe ich kein
Urteil. Auch der Kapitän auf Motuihi
badete nie. Auf den Farmen fängt man
das Negenwasser in Tanks ab. um es u.
a. auch zum Trinken zu verwenden. In
diese Tanks fallen häufig Ratten und an
dere Tiere, die im Wasser natürlich er
trinken. Der Neu-Seeländer Farmer weiß
das, trinkt aber doch das Wasser in un
gekochtem Zustande und wundert sich, wenn
Epidemicen ausbrcchen. Und deren gibt
es sehr viele, welch letzterer Umstand eben
darauf zurückzuführen ist, daß auf dem
.sechsten Erdteil' das Wort Hygiene noch
ein fremder Begriff ist.
Wie sehr sehnen sich alle Moiuihi
Gefangenen auf den Augenblick, in dem
sie das .gelobte' Neuseeland für immer
verlassen können. Keiner wird sich dahin
zurück wünschen. Heute tragen Alle ihr
Los mit der Würde von Männern die
von einem unverdienten Geschicke ereilt
morden sind und tausend Segenswünsche
bringen sie ihren glücklichen Kameraden
dar, jenen, die an der Front stehen und
deren heiliger Wille es ist, für das Vater
land zu siegen oder zu sterben.
ngelmikd
n a'iotiiiöt' Feli
iie null geballt
DeS gerne der hochgesSwoUen
Stelin wir
vSnmkchiig, teure Vaterland
Au dienen dir.
Unsahig. die ameraden
B!it euch den hcii'gi'n Boden
Erer bittern Kämpl
mt unserm Mut
jii hänfen;
xoa
0 bcike SeaenZwllnsäe
iZrsirömen euch aui unserer Seele:
in beil'gi Haine rote ffeuerbränd.
Sit an) Hären Ilgeweiiiler stiuren
Erglüh', der Mannen treue Herenssdend,
Gigantisch wie deS RuhmeZ Flammenspuren
Sie niöftw leuchte euch in Herriickileit
Durch Kamxs ,um Lorbeer der Unslerbllchreit.
?m nbitng dorsteliendem JlrllM dürste
es intereilieren. dl, Namen der mis Motuilu
J?Io,id kriegsgefangenen Teulsa',? und Oester
reicher z eriahren. Ans Motuilu sind KtegS
gelaiiaen: Ter ka!serl,che iHuerneur von
S,lllliamoa Dr. Sri Echultz. der kaiserliche
WzeKonverneur GeKeimral on Tecklenburg
mit Gemahlin, der Zliigenarzt Tr. glantz nt
nakli, der Gekrelär Vlaker mik Veumdiin,
!we kolaende Hcrren: Pezrlsrichler Eoerling,
?r. Sdnihert, Bcrwnllkr der Eingeborenen
dnqelegenheiten! der clretilr de? kaiserlich,
Goümrneurt Wars, der landwirilchalllich fci
Die Kriegslage.
Im Wcsik. Gegen Italien
. v
Won Major a.
Berlin, 6. Surtl
Da, wie man hört, in England setzt
vielgelsscne Blatt ,The Nation" schrieb vor
wenigen Tagen in einer Wochenübersicht:
Fast überall sind die Veränderungen,
weleye die Woche gebracht hat, zu unserem
Nachfci! gewesen." Ab wenn man
glaubt, e sollte dieser Stoßseufzer ein
Zugeben tatsächlicher Wahrheiten bedeuten,
so irrt man sich, denn bald hinterher
komm der bedeutungsvolle Satz: ,Die4
feindlichen Angriffe sind nur ein Zeichen
für die Aengstlichkcit der Gegner und ent
springen seiner Besorgnis, unserem un
vermeidlichen Bordringen zuvorkommen zu
müssen." Man sieht, da englisch Herz
steht in der Mitte zwischen Ja und Nein,
zwischen Sehen und Blindheit. Da be
deutet einen kleinen Schritt vorwärts zu
der Erkenntni, von welcher ich neulich
schrieb, daß sie unbedingt wachsen müsse,
wenn der Frieden in Sicht kommen soll.
Mittlerweile wird durch unseren glänzen
den Sieg am Hornsrisf England die Ein
sicht bedeutend näher gebracht sein, das;
die Fortsetzung de Kriege für da bri
tische Imperium die Zahlung eine allzu
großen Preises für einin Erfolg im
Kriege verlangen würde.
Unser Bordringen im Raume von'Ber
dun bleibt schrittweise, aber unaufhörlich.
Da veranlasst unsere englischen Gegner,
in Kriegsbetrachtungen sehr düster zu wer
den und schon zu prophezeien, das wahr
scheinlich die französische Linie westlich der
Maas bi zur Hauptstellung zurückgebo
gen werden müsse. Wie weit, darüber kann
der englische Kritiker sich kein rechte Bild
machen. Ich glaube aber, daß er dem an
gcblich vom Generalissimus Joffre gehcg
ten Plane folgt, dessen Verwirklichung
nach einer etwas voreiligen Mitteilung de
Matin" durch den Generalstabschef,
Marquis de Castclncau, verhindert wurde.
So viel steht fest, daß die Bundesgenossen
Frankreichs übereinstimmend anerkennen,
der Höhepunkt der Kämpfe um Berdun
sci erreicht. Dieser Ausdruck in der gcg
nerischen Presse verrät jedesmal, wenn er
gebraucht wird, das bedrückte Herz der
Entente. Wir kennen ihn schon au den
Kommentaren zum Durchbruch am Du
najee vor einem Jahre, zur russischen
Räumung von Warschau Und zu der der
unglückten Hcrbstoffensive der Franzosen
in der Champagne. Jedesmal sollte der
Weltkrieg feinen Höhepunkt" erreicht ha
ben. Wir Deutschen können nur darauf
antworten: Abwarten! Und wir sind da
bei der Meinung, daß der Höhepunkt"
de Kampfes für uns erst kommt, wenn
wir unmittelbar vor dem Endziele stehen.
Betrachten wir die Ereignisse vor Bcr
dun mit unseren Augen, so haben wir sol
gende wichtigen taktischen Erfolge zu ver
zeichnen. Die Säuberung der Umgebung
des Dorfes Cumiöres hat uns unmittelbar
am linken Ufer der Maas etwas mehr
Ruhe für unsere Truppen verschafft.
Sämtliche Angriffe des Gegners auf dem
linken Maasufer konnten zu seinem Nach
teil abgewiesen werden, mit Ausnahme
seines Vorstoßes am 81. Mai, wo er am
Südhang des Toim Mannes" 400 Me
ter unseres vordersten Grabens wieder an
sich riß. Oestlich der Maas gefährdet un
sere Eroberung der feindlichen Gräben
nordwestlich und südöstlich des Cailletie
Walde die bisher von den Franzosen
festgehaltene Front zwischen dem Fort
Thi'aumont und dem Fort Vaux. Sehr
peinlich ist den Gegnern unsere Besetzung
des Dorfe Vaux geworden, und sie haben
versucht, zwischen dem Cailletie-Walde
und Damloup uns mit Massen von In
sanierte das Erworbene wieder zu entrei
ßen. Es ist ihnen nicht gelungen. Wir
halten Damloup. das Dorf Vaux. den
Südrand des Caillette-Waldes und die
Gegend östlich Fort Thiaumont. Daß e
den Feinden hier nicht gelang, uns zurück
zutreiben, ist der Grund der Besorgnis in
Paris, nunmehr bald zur Räumung des
östlichen MaaSufcrs gezwungen zu sein.
Ueber die Verluste der Franzosen bei
Berdun kommen ml dem französischen
Hinterland de Kampfes schlimme Nach
richten. Au Dieppe haben wir erfahren,
daß kaum ausgebildete Mannschaften der
Eisatzdepots an die Front geworfen wer
den und daß von den verantwortlichen
Truppenführern der Front um Berdun
hiergegen Protest eingelegt wird. Die eng
lische Enilastungsofftnsive hat einen An
lauf genommen durch verstärktes Ariille
riefeuer au den englischen Batterien und
durch den Angriff starker englischer Kräfte
am 1. Juni bei Givenchy. Da Resultat
war unser Sieg im Nahkampf und große
Verluste des Feindes unter unserm Sperr
feuer, und dann haben wir den Englän
der am 2. Juni eine Lffensivr entgegen
gesetzt durch Eroberung einc wichtigen
Höl)nrückens bei Zillebeeke. im Fpnn
Raum. Auch hier werden die besonder
schweren blutigen Verluste" der Feind
durch unsere Heeresleitung stark betont.
Auch der Angriff am 4. Juni, welchen die
Engländer im NpernRaum unternahmen,
ist vollständig gescheitert. Fassen wir
alle zusammen, so ist die Lage bei Ber
dun für un so weit fortgeschritten, daß
sie kritischer für das Festhalten der fran
zösischkn Ostfront wurde. Die Auffül
lung der französischen Truppenteile bei
Verdun begegnet ernsten Schwierigkeiten.
perle Dr. SesiouS, der (üeomeler Pseiff. der
Ilnnzer Will Hagedorn, der PNanzer Willi,
Borchardt, der Kaufmann Hansen, Oderinaenieur
tirsch, der Erbauer der drahilosen Emlion ms
amoa. Alle der gsnannlen Herren ftnd m4
nuhmiloS deutsch Reserdeossizieie. ferner ftnd
folgende Herren gefangen: Polizeimeister Pasch
don Eamoa, ein großer Lischlänger und Schach
sptcler vor dem Herrn; der Rcgiermigsbeaim
Hennig.
erner adetten vom Tamds ,CTfe" de
Norddeutschen Lloi'd: Kurt von Goessel ut
Bremen, Heinz Fischer auS Barmen, Aurl
Paulscn ans Vremerhnden, Willy Lchmann,
etnrlch Kertscher, Franz Schmidt, gri? ftiflt
der, Vjaller wohin, Milhelm von halorski:
sen, die Herren: Griin, Telegradhisl: Ruck
scduk, Wwnteur: Bernhard eller (ebemai
uchlnaus Wioimt Eden, jetzt Üliolullli). uker
dem befindet M unter den Gefangenen der
R,irungFkella Herr , Swoolpl) 011 Kc
Guinefl.
Zwischen Pruth und Ctyr.
D. E. Moraht,
Die Englander Haien ihren BundeSg'cnos
sen während de heißen Ringen um Be
dun noch keinerlei Entlastung gebracht,
denn sie haben un nicht dazu bewogen,
unsere um Verdun ringenden Kräfte ihnen
entgegenzuwelfen. -
Wie e zu erwarten war. geht da
österreichisch'ungarische Bordringen au
Tirol nicht mehr mit der Schnelligkeit vor
sich wie zu Anfang. Da ist der natürliche
Verlauf dieser durch die Alpen angesetzten
Offensive. Die Schwierigkeiten des Hee
resversorgung verlangsamen die Bcwegun
gen der vorderen Angrisfsfronr, und e
zeugt nur von der Gediegenheit de An;
griffzunternchmenl, daß e nicht blind den
Erfolgen nachjagt, sondern über dem Sie
gen nicht die organischen Grundbcdingun
gen de weiteren Erfolge vergißt. Nichts,
destoweniger sind Fortschritte zu verzeich
nen, östlich und westlich de Asticotales.
Die Eroberung der Berghöhen östlich Ar
sie ist wichtig für die Beherrschung einer
Verbindungsstraße im Bal Cnaglia. In
nerhalb eines zur Tiefebene herabstcigen
den Gebirgsraume ist jede passierbares
Straße für die weite Entwicklung be
Angriffs von größtem Werte. Die Ent
lastungsosfcnsive, Kelche die Italiener für
sich selbst und mit ihren eigenen Truppen
im Küstcnlande unternommen haben, blieb
ohne Erfolg. Somit hat stch die Lage'
Oesterreich-Ungarn wiederum verbessert,!'
und es bleibt dabei, daß der Erfolg nnsc!
rer Verbündeten, wie eine englische Zei,
iung schreibt, die Ergebnisse eine einsah
rigen Feldzuges in kaum drei Wochen um,'
geworfen hat. !
Indessen hat sich aus dem russischen,
seit einigen Tagen anschwellenden Artil!
leriefeucr ein breitetet Angriff entwickelt,?
welcher unseren ganzen Berteidigungs'
räum von Kolti bis Czernowitz betrifft.
Das sind rund 400 Kilometer, und es'
müßte schon ein russisches Heer von meh
reren Millionen gazu gehören, die on uns j
systematisch ausgebaut: sehr starke Front
ernstlich zu gefährden. Nußland opfert sich;
hier tatsächlich für seine Bundesgenossen.
Der Schrei nach Entlastung, welcher ausz
Berdun und Venetien nach Rußland hin
übertönte, hat also den formellen Erfolg
gehabt, die Front unserer verbündeten
Heere aufs neue zu beschäftigen. Der Zu
ström frischer amerikanischer und iavani
scher Munition verlängert auch auf diesem !
Kriegsschauplatz den Krieg wiederum, wa
weniger verhängnisvoll für uns als für!
Rußland selbst erscheint. Sämtliche Haupi
angriffspunkte sind uns schon aus frühe'
ren Versuchen der Russen bekannt. Bicle
Taufende der Feinde fielen bereits im'
Raume von Tarnapol und Aleksiniec.
Auch die Festung Nowno spielt wieder
eine Rolle als Stützpunkt des Feindes und
Ausgangspunkt einer Offensive gegen
Olyka. Ebenso ist der blutgetränkte Raum
von Kolli am Skyr, welchen die Armee
Linsingen seit Jahr und Tag standhaft
verteidigt, wiederum Gegenstand des ruf'
sischen Bordrängens. Mit einem Erfolg ,
könnte Nußland nur rechnen, wenn unsere,
verbündeten Heere ihre Heere aus anderen!
Kampfräumen verstärken müßten. Da'
dies aber nicht erforderlich erscheint, weil
wir für die Defensive stark genug sind, so
bleibt die neue Unternehmung des Zaken '
Heeres ein Rechenfehler, dessen Folgen
ebenso wenig ausbleiben werden wie die
größten Kalkulationsfehler, den diess
Heeresführung je gemacht hat. den forige
setzten Ansturm gegen die Karpathen bis
zum Mai 1915. Noch vor wenigen Tagen
klagte die Pariser ZeiiungFigaro", daß
Rußland zwar iz Millionen unbewaffne
ter Reserven besäße, daß aber deren Be
Waffnung und Ausrüstung von den Buj
desgenossen übernommen werden mUß?.
Beruht diese Klage auf irgendwelchen
Tatsachen, so dürfen wir daraus schließen,
daß der neue Ansturm unserer östlichen
Gegner nach verhältnismäßig kurzer Zeit
lahmgelegt sein kann.
Wie sie lügen. Die Mitglieder deh
französischen Akademie, die nach Spanien
gereist waren, um dort für die Sache
Frankreichs zu werben, sind von dort nach
Paris zurückgekehrt. Der Philosoph Berg
son hatte dann im Kreise der Akademie
über den Verlauf und das Ergebnis der
Reise einen Bericht erstattet, au dem der
Figaro" ihm folgende in den Mund
legte:
.Der König von Spanien hat den
Vertretern de Instituts von Frankreich
einen Empfang bereitet, der keinen Zwei
sei über seine warmen Gefühle für die
Sache lassen kann, welche die Verbündeten
führen.
Diese Behauptung des Figaro' hat
Bergson aber so peinlich berührt, daß er
dem Figaro" folgende Berichtigung zu
gesandt hat: '
Meine Pflicht ist, zu erklären, daß ich
nichts Derartiges behauptet habe. Ich habe
nu, gesagt, daß König Alfon Xlll. un
einen wohlwollenden Empfang bereitet
hat und un don den interessantesten Sk
genständen unterhalten hat."
Mit andern Worten, der .Figaro' hat
einfach dem Philosophen Bergson ine
Unwahrheit mit der Behauptung unter
schoben, daß der König dem französischen
Gelehrten über seine warmen Gefühle für
die Sache der Verbündeten keine Zweifel
gelassen habe, und um nicht selbst vor dem
König don Spanien als Lügner dazu
stehen, sieht Herr Bergson sich gezwungen,
dem .Figaro" diese Lüge für eigene Rech
nung zu lassen.
Wenn Buckle !m Jahr 1862 Meint. Lag
deutsche Bolk sei hinter seiner hohen Ge
lehrtenwelt unendlich weit zurückgeblieben,'
so würde ihn wohl der letzte deutsch-fran
zösische Krieg (18701871) ine Besse
ren belehrt haben. Seitdem sagt die ganze
Welt, der deutsche Schulmeister , habe'
eigentlich jene Schlachten geschgen und
gewonnen.- " - .
.
.MM