Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 15, 1916, Image 6

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    Tagltüze Viualja Tribüne, Samstag, den 15. Jltll 1916. - Seite G.
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T CY)
UW CUUUWI
Roman au d Gegenwart von Philipp VergeZ.
H
(6. Fortiejun).
7. apittl.
draußen tag die Tropcnnacht in
all ihrem Elan, und ihrer Herrlich
Kit. Je weitn stella sich entfern
te, desto leiser klangen die Töne, im
mer mehr wurden sie vom Rauschen
der hu verschlungen, und schließlich
lag oer hell erleuchtet Saal hinter
ihr wie ein Traum. ringS umher
ater im weiten Raum die Wirklich
UiL In wunderbarer Klarheit er
prahlten die Sterne. Schräg aus
wärt! aus dem Meere tauchte da
südliche Kreu,. Im Zenit leuchtete
der Orion gleich einem Geschmeide
auf dem dunkelblauen Samt , deZ
NachthimmrlS. Der weite Himmels
dorn war angefüllt mit einem- Ee
spin''t auS flimmernden Lichibä'n
dem Groß und phantastisch pmdel
ten die ragenden Masten M Schis
sei vor dieser lichten, gläsernen
Wand hin und her, und jedesmal
schienen sie leuchtende Wolken zu
durchschneiden. Aber waren kei
rie Mlken. sondern die Lichthsuken
nd Sternnebel der Milchstrahe, die
sich gleich einem zweigeteilten, inten
(0 leuchtenden Strom über den Him
mel ergoß Unten schimmerten die
Woge mit mattem grünlichen
Schein, hinter dem Schiff zog , ein
strudelnder, wie auS Feuerfunken ge
wLbttter Streif her.
Estclla lehnte einsam an der, Bord
brüstung, umhüllt von dem Wunder
der Tropennacht auf dem Meere, und
ihre Seele füllte sich mit unbestimm
in Sehnsucht. Lau und lind um
schmeichelte die warme Luft ihre er
hißten Wangen, ab und zu sprühten
Äischtflockn empor und überschütte
Jen sie mit einem feinen kühlen Re
gen.
AuS dem Dunkel tauchte eine Ge
palt auf und schritt langsam auf daS
Mädchen zu. ES war HanS Laden
bürg. Eftella sah ihn erst, all
dicht vor ihr stand, und wie eine
Welle der Freude ergoß eS sich Sier
sie.
.In diesem Augenblick habe ich
an Sie gedacht und Sie herbeige
wünscht", sagte sie und streckte ihm
hie Hand entgegen, .wie seltsam, daß
Sie wie gerufen zu mir kommen."
. .Vitllacht gar nicht so seltsam",
sagte , .mein Kommen hat sich Jc
nen vielleicht mgekÄndigt. und erft
dann haben Sie an mich gedacht."
.Ihre Worte klingen merkwürdig,
doppelt mnkwiirlzig und geheimnis
roll in diese? zauberhaften Umge
düng."
.Und doch ist vielleicht alleS weit
e'msacher, als wir meinen, unsre Sin
ne sind nur zu grob, um die Wahr
heit zu erkennen, deshalb sind wir
ldoll von Ahnungen und dunklen Vor
Pellungen." . .
.Aber wie' konnten Sie sich mir
vntündigkn?"
,Es lag nicht in meinem Willen,
denn ich wußte ja gar nicht, wo Sie
sich aufhalten, obgleich mein Verlan
gen, das Sie suchte, mich den rich
tien Weg geleitn haben wird. Daß
Sie aber kurz zuvor an mich dach
ten, d,iß ich sozusagen in Ihrem Ge
hankenfelde auftauchte, damit kann
es folgende Bewandnis haben."
Ich bin gespannt", sagte Estella
und sah den Mann lächelnd und mit
leuchtenden Augen an.
Der Oberleutnant blickte suchend
timhii, holte zwei Bordstühle her
cn, nötigte Estella zum Sitzen und
ließ sich ihr dicht gegenüber nieder.
.Der Mensch", sprach er sinnend,
.ist ein kon pliziertes Geiftwesen. Un
sere Augen sehen nur das Körperli
ch dieses Wesens, und das ist viel
leicht v fein geringstes Teil. Die
küöntgenstrahlen haben eS,uns ge
lehrt, daß auch dieses Körperliche nur
kin weitmnschizes Gewebe auS lufti
in Substanz ist. Flammarion sagt
irgenowo, der Mensch sei eine mit
guft umkleidete Seele. Wo wir
die Umrisse des Menschen sehen, hat
sein Wesen noch nicht aufgehört, eö
streb' wahrscheinlich übn den sichtba
ren Körper noch weit hinaus. Wir
alle sind vermutlich wie von, einer
Aureole aus feinem geistigen Stoff
umfloffen. wie die Erde und die übn
gen Gestirne von ihrem Luftmeer.
Verstehen Sie nun, Estella, worauf
ich hinaus will? Ehe ein Mensch kör
perlich und sichtbar bei uns erscheint,
ist sein unsichtbares Teil ihm schon
dorauZgeeilt. hat unS eingehüllt; eS
berührt unsre Nerven und unser Ge
Hirn, und siehe da, er taucht im Sei
fte vor uns auf, noch ehe wir ihn
mit Augm sehen." ,-
E stellet atmete tief ans. .So wü
de es sich erklären, daß man häufig
an Personen denkt, die dann wir!
lich erscheinen, trotzdem man sie weit
weg glaubt, und so würde sich auch
das alte Sprichwort erklören: .Wenn
man den Wolf nennt, kommt ge
rennt." ' 1
.Sprichwörter kommen tief aus
dem Beobachtungö und Gedanken
schätz dS Bclkes", sagte der Ossi
zier. AÄ haben ihre Bedeutung."
.Wnitderlich klingt da? und lockend
reheimsZZvvll. Aber etwa in ei
&m. W..l-He DLsntasien
Al (Y) I 1
UU JlllUL ,
$
für Wirklichkeit zu nehmen."
Ladenburg schüttelte den Kopf.
.Wirklichkeit kann man es vielleicht
nicht nennen, aber reine Phantasien
auch nicht. Kein Mensch kann et
n aii ersinnen der denken, was nicht
irgendwo in der weiten Natur vor
Handen wäre. Ich habe nur gesagt,
der Mensch höre nicht da auf. wo wir
seine Umrisse scheu, sondern er wirke
über sich hinaus, wie die Gestirne."
.Gestirne sind auch keine Men
schen."
Aber doch wohl lebendige Wesen
und unS. den kleinen Menschen, weit
übergeordnet. Sind wir nicht alle
Kinder unsrer Mutter Erde, gebiert
sie uns nicht alle? Und wie kann eine
tote Mutter lebendige Wesen zur
Welt bringen?"
. .Wenn man eö hört, klingt'S über
zeugend" sagte Estella.
Der Offizier lächelte. .Der scho
ne Ausspruch ist nicht von mir, er ist
von dem berühmten Philosophen
Fechner. des unS den Himmel wie
der mit Engeln und Göttern bevöl
kert hat. Denn nach ihm ist dal
ganze Weltall eine einzige ungeheure
Stufenleiter lebender, denkender und
schaffender Wesen. Von der Zelle
bii hinauf zur Sonne."
Wie gern höre ich Ihnen zu",
sagte Estella leise, .aber viele Worte
klingen an meinem Ohre vorbei. Ich
kann Jlznen noch nicht folgen, denn
ich bin m einer ganz andern At
mosphäre aufgewachsen. Die heiligen
Bücher meines LaterS find Büchner
tarn Haeckel. Nur mein Bruder ist,
obwohl ein Arzt, Idealist geblieben,
oder, wie man in unsrer Familie
sagt. Phantast. Können Sie mir
etwa? erwidern, wenn ich Sie nach
Gott und Unsterblichkeit frage?"
.Fragen Sie nur, Estella. ich will
versuchen, z antworten."
Vom Glauben, der angeblich in
jeder Brust wohnen soll, werden Sie
mir - gewiß nicht sprechen. AlleS
Glauben richtet sich selbst. Der Christ
glaubt, dereinst in den Himmel zu
gelangen, wo die Engel Liedertafeln
gebildet haben, der Eskimo hofft, in
nn GefUde zu kommen, wo eö viele
Eisbären und Seehunde gibt, der
Mohammedaner erwartet inen para
diesifchen Garten voll herrlicher Ge
nkisse laut irdische Vorstellun
aen. lauter Fortsetzungen des per
sLnlichen Lebens, nur in angenehme
rer Form."
Der Ollyur stieß nn leises- La
chen auö. .Nein, von solchem Trost
wollte ich allerdings nicht sprechen.
Nach einer solchen Zukunft und einer
solchen Weiterentwicklung steht auch
mein Sinn nicht. Wenn eö sich nur
um einen andern Platz der Zusam
menkunft handelte, dann würde man
ja nicht nur die wiederfinden, die
wir auf Erden geliebt haben, sondern
auch alle die unangenehmen Mitbür
ger und Feinde, die uns hier da?
Leben sauer gemacht haben. Auf
wartsbewegung in jedem Sinne, da?
ist eZ, was wir erhoffen und sogar
annehmen müssen. Die Wissenschaf
ten lehren uns, daß der Mensch au
einer unendlich langen Kette von Le
bewesen hervorgegangen ist, noch
trägt er die Spuren und Zeugnisse
seiner entferntesten Ahnen auö dem
Tierreich in seinem Organismus. Sie
sehen, auch ich erkenne Darwin und
unsern großen Haeckel an. Aber
wie? Sollte die Entwicklung mit dem
Menschen auf einmal zum Stillstand
gekommen sein? Sollte eS über ihn
hmans nichts mehr geben an hohe
ren Wesen, und sollte er hier auf der
Erd? aus sich selbst nicht einst noch
solche hervorbringen?"
.J:tzt folge ich Ihnen", pflichtet
Estella bei.
Der Offizier erbob itco und trat
an die Brüstung deS Schiffes, auch
Estella erhob sich und stand zetzt dicht
neben ihm. Leise klang die, Musik
aus dem Vorderschiff herüber. Die
rauschenden Wogen, die daS Schiff
durchfurchte, leuchteten und funkelten
wie zur Feier eines Festes, das un ,
ten in Poseidon? Reich stattfand.
Eine balsamische Luft, die warm und
kühl zugleich war, strich über dos
eilende Merrschiff hin. Und über
allem stand die große, dunkle Him
melsglocke mit ihrem strahlenden,
goldenen Leuchten. AlS die beiden
Menschen in all diese Feier schweigend
hinaussahen, stahl sich die Hand deS
Mannes langsam und kosend um die
Schultern des Mädchen. Sie er
schauerte, rührte sieb aber nicht, vom
Zauber des Augenblickes in seinen
Bann geschlagen.
.Wer kann noch zweiftlu an der
Göttlichkeit und Unendlichkeit in uns
selber", sagte HanS Ladenburg leise,
und eö klang wie ein Gebet, .wenn
er unbefangen und mit wachen Sin
nen hinausschaut in die Tiefe deS
Alls, die sich, vor unS auftut! All der
Glanz, der vom Himmel auf unS
niederleuchtet. hat leine Quelle in
Myriaden von Sonnen, deren Zahl
und Art zu fassen daS Menschenge
Hirn nicht fähig ist. Sonnen in
allen Farben, die wir hier auf Er
de kennen, und vielleicht auch in
Farben, die unsre Augen gar nicht
wahrnehmen können, kreisen, dort
oben umeinander, und jede ist um
zeben von ihrer Planetenfamilie,, die
wieder ihre Trabanten um sich man
dern sieht. Doppelsonnen gehen
auf und unter, blau vielleicht die ei
ne und goldgelb die andre; der Tag
auf ihren Planeten umhüllt die Tä
ler und Berge mit blauem Licht und
taucht die Nach: in ein strahlendes
Gold. Alles die sind keine Phan
:asien wir wissen, daß eS so ist. denn
nie unS daS Mikroskop die Wunder
:in Welt erschlossen hat, die unsre
klugen nicht mehr wahrnimmt, so
)abtn uns das Teleskop und die
Spektralanalyse die Himmel geösjnet.
lind nun zu denken, daß alle diele
unendlichen Welten, wie es denn richt
.Inders fein kann, mit dentendn We
en beoölkert sind, vielleicht in den
unfaßbarsten und phantastischsten
Formen und Gestalten! Der Mensch
,reilich darf sich nicht überheben, sei
ne eizene Erde ist nur ein Staubkorn
im Alle, er selbst weniger al ein
täuschen, seine großmächtige Welt
geschichte ein schwaches, ' fast unstcht
tare! Wetterleuchten in der Ewigkeit,
die Leiden und Freuden der Mensch
heit nur ein kleiner Seufzer, in daS
unendliche All hinauszehaucht. Wir
aber, die alle dies erforschen und
es mit unsern die Wahrheit sehn
süchtig suchenden Gedanken umspin
nen, wir sollten keinen Funken der
Gottheit , und der Unendlichkeit in
unS tragen? Wir sollten nicht teil
haben an dieser zauberhaften Welt,
vuch über das kleine irdische Leben
hinaus? Kein Tor und kein Weiser
wird sichere Antwort geben. Nur
da ist gewiß, daß wir ganz von
göttlichen Rätsel umgeben sind."
Unwillkürlich lehnte sich Ella in
niger an den Freund. .Die Ster
ne beginnen jetzt mit mir zu spre
chen". flüsterte sie.
' DaS tun sie auch, sie sprechen zu
unS und untereinander, durch ihr
Licht. Ab nicht jeder versteht ihre
Sprache."
,WaS sprechen sie zu Ihnen?'
.Sie verkünden, daß olle Leiden
und aller Kampf nur ein Ziel haben,
das Glück. Sie sagen, daß eö auch
' auf der Erde ei Glück gibt und daß
unter allen Rätseln und Phantasien
da Glück daö einzig wirkliche ist,
weil eS die Sehnsucht stillt, die un
ler bestes Teil ist und die Quelle al
ler Schöpfungen und Taten."
! In diesem Augenblick fiel auk den
i Tiefen deS Weltalls ein Bolide in
den Dunstkreis der Erde, entzündete
sich und zog als leuchtende Stern
schnuppe, sich im Meere spiegelnd,
langsam über den dunklen Nachthim
mel.
i .Estella", sagte der Mann leise.
.Ja?"
I .Nicht?", flüsterte er. .Sagt nicht
der alte Volksglaube, während einer
Sternschnuppe solle man rasch seinen
liebsten Wunsch auSsprechen?"
Da zitterte ihre Hand in der sei
nen.
.Noch einen andern Wunsch hab
ich auf dem Herzen", sagte Laden
bürg.
.Sprechen Sie ihn auö."
.Er ist töricht. Verkehren Sie'
nicht mehr mit ihm ich meine den
lmnikanischen Protzen."
Sie lachte hell auf. und übermütig
kam es über ihre Lippen: .Großer
Zunge, du!"
Da wollte er sie an sich ziehen,
aber sie entwand sich ihm, hauchte
ie unter Lachen und Weinen: ,Gu
le Nacht!" und derschwand im Dun
UU
sFortsetzunz folgt).
psst nach Deutschland
und Oesterreich:
Die Abfahrszeit der nächsten von
New Jork aus nach Teutschlanö und
Oesterreich . Ungarn Postsachen mit
nehmenden Dampfer ist:
Tonnerstag. 20. Juli. Hellig
Olav, nach Kopenhagen.
Mittwoch, 26. Juli. Frederick
der Achte, nach Kopenhagen.
Tonnerstag. 3. August United
Ttates nach Kopenhagen.
Samstag, 5. August Bergens.
jjord, nach Bergen.
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doppelseitigen Falten geschlossen. Hoher
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Manschettkn mit gleicher Ausstattung ge
kxn ihr den von der Mode so sehr begiin!
stigtm .tailor made' Effekt. Schnitt
mustcr sind in Erößm von 34 4 Brust
weite erhältlich. File eine mittlere Figur
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Zoll Brcite. .
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Eine seltene Eigenschaft. ?
In einer Gesellschaft von jungen
Mädchen wurde lebhaft über eine
nich: anwesende Gespielin verhandelt.
Ein ier Herr, der eben ins 'Zim
mer tritt, hörte -die Benennungen
seltsam", .unliebenswürdig", ,ei
gentlich- und fragte, wen dieselben
angingen. Als ihm der Name ge
nannt wurde, sagte er mit ernstem
Blick und bedeuturgsvollen Ton.-".
.Ja. sie ist wirklich ein seltsame
Aiädchen. sogar sehr seltsam; denn
nie hört man sie unfreundlich über
eine abwesende Freundin reden! Die
Mädchen verstummten und oergaszen
t,ie erhaltene Lehre nicht so bald.
In Gegenwart Peters deS Großen,
des Kaisers von Nußland, wurde al
lcrlei Nachteiliges über einen Abwe
sendn geäußert. Endlich suzie Pe.
ter: Es mag wahr sein, waS da be
yauptet wird; aber ist nicht auch
ÄutZ ron ihm 4u sacken? E! ist
nicht schwer, einen andern mit Kot
zu bspriden; aber ia. will liebe,
helfen, sei.". Weil, rein zu halten!'
Heimatklang e.
Wal
tazreivr i)re Alke. HubkrZ"
Ob i' denn a abends MXn k.
heim blieb' im Schützengraben?'
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