Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 13, 1916, Image 2

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    SSgÜJst CM Sritllnf
'" Wiener Streijl'icljler.
h
Von
( Sien im Frühling! Ekt dich Bild
Nicht kennt, bet weih nicht. daß 'ine IHi.
srnftadt da Gewand der ersten, oeglückra
den Zag? des Wiederaufleben in dcr Na
tur ebenso reizend und onntutifl tragen
kann w irgendein Dorsche, eingebettet
Zwischen Wiksenblut und frischem Wal
besgriin. . . . Das macht dieser quellende
,vttich!um an heitern Gartenanlagen. die
lZiillk der Paris, die im Herze der Stadt
ingestreut liegen, sie wit einen Kranz um
'fiebert, die Luft, die vom Wiener Wald
"Nioermeyt und die Straßen einhüllt in
,Tuft und Süße. . . . Man spaziert ilber
die Ringstraße so, als co ma unter den
D,chtStlaubte Baume rne urpar
flanierte, und die zierlichen, don gläsernen
Wanden umgeverien nd viidergrschmüZ
tcn Wartehällschcn der Straßenbahn, di
Wlumensüllc, die malerisch in metallenen
!orbcn von der Mitte der Riesensaulen
herabhängt, die die elektrischen Bogenlam
Zpn tragen und in Abständen tun fünfzig
Schritt die breite ffahrbabn flemlieu
llcZ hilft mit, diesen liebcuswllrdigcn
ersten Eindruck zu derstärlc. wie einer
leinmal sagte .dieser Stadt, in der so
gar die Gaskandelaber Mascherln na
n." . . . Aber da Schönste ist doch die
,bclle Sonne, die alle Gesichter so fröhlich
macht, a ob es keine Sorge und keine
Trübsal mehr gäbe, oll ob man hier die
jyroße Zeit richt so fchr als die eiserne,
die schwere empfände als anderswo. . .
i Den ganzen ersten Tag meine? Aus,
enthvlrcs .gknieZit" ich Wien: bummle
,durch die vertraute Straßm der inneren
IStadt. freue mich art dem erlcsenku St
!schmack der Schaufenster in der Kärtner
ftraße, durchstreife die winkeligen Iren
'Gassen mit ihn jahrhundertalten Pa
Usten und kann mich nicht fattschcn an
de köstlichen Torbogen, dem verwitterten
Mauerwerk, den stillen Höfen in ihrem
Innern voll Duft und Blühen. ES ist so
hübsch, dafz ei fast gar keine geraden
,'Straßen gibt, die mag vom Anfang bis
'zum Ende verfolgen unn: der denen wird
!man ie überrascht während man bei
den Wen Etraßen alle vierzig schritte
Ueberraschungen erlebt, die man nicht
echoen konnte. ...
J Während des Mittogsbummels lin ich
natürlich auf dem Graben, treffe eine Un
menge alter Bekannter, auch ein paar
Offiziere, mit denen ich im Vorjahre ein
paar böse, ober auch ei paar lustige Tage
Iirnd Nächte am Jsonzo verlebte, und die
nun wieder einmal für einige Zeit zu
Hause find. Es gibt ein gro'tzes Halloh.
ii wir nS hier im tiefen Frieden, cte
dürftet nd angezogen", am Grabe wie
i dcrfinden. und wir bleibe mittag zussm
linen, gehert zum Sacher und erzähle uns
! unsere Erlebnisse. Mit einem von ihnen
? fahre ich nachmittag im Fiaker in den
Prater. zum Lufihaufe, und dann in lit
Krieau, dem.elcganteften Wiener Nachmit-tagS-Rendezvousplatz.
zur Jaufe. die man
heute bereits im Freien zu sich nehmen
kann. Von den kiesige Wiesen und Wäl
dern in der nächsten Umgebung des cnt
zückenden alten Schlößchens klingen
Trsmpetcnstgnak herüber: Soldaten exer
zieren. . . . Reizend ist es, ein Schar
fester Bube zuzusehen, die in den elegan
ten Equipage gekommen find und auf der
Wiese vor der Terrasse spielen, eierzieren.
Sicherlich sind die Väter Offiziere,, denn
die Dreikäsehochs kennen die Signale sehr
gut, und der blonde, der Kommandant,
Fibt die Lefehle wie ein Großer". Ein
mal nur bricht ein Streit aus, da fit sich
L der ei Signal nicht ganz ewig zu sein
scheinen: der Kommandant" behauptet
ämlich, eS bedeute .Vergatterung", wäh
revd der linke F!iigelmann" heftig da
gegen spricht: das fei Reiterei von dorn",
er müsse es doch wissen, weil doch fein La
tcr und so weiter . . . Schließlich einigen
sie sich, meinen Begleiter in Uniform um
Entscheidung anzuache, der sie den bei
den, die mit entzückenden, hochroten Ge
ficht und blitzenden Augen vor ihm
ftehen, mit großem Ernst nd mit aller
Sachlichkeit auch gibt. ...
, Wie wir wieder im Wagen sitzen und
zur Stadt fahren, traben wir an der
Rotunde vorbei, an den berühmte drei
Kaffeehäusern der Nobclallee: alle diese
Stätten fommerlichek Lust sind t Laza
rette umgewandelt. In den gedeckte
Wandelgängen, in dc Pavillons, d
Gärten, liegen, fpaziere Soldaten i
ihren gestreifte Krankenanziigm, sonnen
sich: einer hat Besuch bekommen, seine
Frau und sei Bub sind bei ihm. und der
Kleine reitet zlückstrahlend auf dem einen
Bein, das dem Water geblieben ist. . . .
TagS darauf. Vormittags beim Gene
ral von Hoe'n, dem berühmten Militär
schriftfteller. Organisator und Chef vcf,
östcmichisch-imgarischen Kricgspressc.iuar
ticrs und feit kurzem auch Direktor des
KiiegZarchivS, in dessen Räumen ich idu
aussuche. Der Gcschichtsschniber dieses
größten aller Kriege wir hatte ihn
vor nicht lange Zeit einige Tage all Gast
in -Berlin empfängt mich mit da ihm
eigene impulsiven Herzlichkeit und freut
sich, ls ich ihm don dem ehrende Em
pfggg berichte, der mir im Haupiqu-irt'
beim ArmOberkommandanten Erzher,
zog Friedrich und bei ErzeLen, Coamd
zuteil geworden war. Bald sind wn mit
ten in politisch-militarischen Gesprächen,
und der Genera! hat ein ss sprühend
geistvolle persönliche Art, ein Thema 5is
ms kleinste zu erschöpfen, nie trocken zu
werde und immer das richtig Bild zu
prZgen, wmn er einen Vergleich Zieht, dafj
man eine wahrhaft künstlerische Freude
daran hat. Ich wracff ganz, daß ich mit
kimm der meistbefchäftigten Männer der
Arme rede, und erheb mich fchuldöewsßt,
K wich zu empfehlen, als der Mutant
zum zweitenmal seinen Kops zur Tür'
hereinsteckt. Der General ist so l'.edms.
würdiq. mich aufzufordern. ,ihn vor mei
ner Abrufe nochmals anzusuchen, und er
teilt mir auch die Erlaubnis, mich in d?
interessant' Räumen des Kriegkarchiss
in Vergangenes und Gegenwärtiges nach
Wunsch zu vntüfea. Ich habe aber seh:
bald einazfehen. da ick mir's mit einem
fifje ZLcsichtiLM genüge laflea
CUo König.
müßte, da viele Wochen nicht hinreiche
würden, um auch nur das Allerintrrkssan
teste zu studieren, das an kriezsgkfchlcht'
lichkm Material in den vielen Stockwerken
dieses Riescnhauses gesichtet und registriert
liegt. . . .
Mittags beim Bürgermeister der Stadt
'Aiien. vrjkvenz Tr. Richard Weikkirch.
nir. im Rathause, dem herrlichen Monu
mcntalbau Dombaumeisters Schmidt, dem
die dankbar Stadt im Park hinter dem
Gebäude ei Denkmal gesetzt hat. Bon de
g?tischkn Riestnsmstern de hochMöldten
Saks, in dem ich dem Bürgermeister
gegenübersitze, geht der Blick uf den wun
dervollcn Rat hau spart, die Nwgftraße.
das Burgtheatcr flegeimber wohl einer
dcr schönsten Ausblicke, die man sich den
ken tan, erzellcnz Dr. Wcißkirchnlr ist
vor kurzem erst von seiner Reise zurückge
kehrt, die ihn bis in die Kampfstellungen
unserer eiserne Südwestfrout gebracht
hat. und er kann gar nicht genug Bcwun!
dcrndks erzählen über die Stimmung, die ;
er nacki fast zwei Jahren Krieg dort drau
ßea überall gesunde hat. vom General,
angefangen bis zum einfachen Mann
sei es nun am Jsonzo oder in Meter
Höhe, in den Eiö und Schnechöhlen der
Schützen aus den Gletschern Tirols. .?n
Osladija war ich gerade an dem Tage der
Schlacht, die zur Wiedereroberung dieses
Torfes führte, das feit Monate fo heiß
smstiitten wurde," erzählte er. Ich war
Zeuge der prachtvollen Haltung unseres
Wiener Hausrkgimcnts, der Deutschmel
stcr, das a diesem Kampfe beteiligt war.
und ich war sehr stolz auf unsere Edel
tnabkn"! Aber ich muß gleich hinzusetzen,
daß ich auf die .Wiener zu Hause" nicbt
weniger stolz bin ob ihnS Verhaltens in
dieser schweren und entbehrungsreichen
Zeit; man wird einmal mit Genugthuung
davon spreche können, daß die Daheim
gebliebenen ihre Pflicht ebenso treu erfüllt
haben und eine starke Stutze ,hns Bür
sermeisters gewesen sind." Das Ge
sprach wendet sich dann der Nahrung!
mittelversorgung der Hauptstadt zu. und
der Bürgermeister hört es gern, daß ich
ron der guten und durchaus nicht knappen
Verpflegung, die ich hier in Restaurant!
und Familien gesunden hätte, fehr nnge
nehm enttäuscht sei, und daß die Preise
der Lebensmittel zum Teil niedriger wä
ren als in Berlin. Sie haben wahr
scheinlich vou Wiener draußen cehört.
daß es wieder einmal nicht zu erfchwin
gen war , lacht der Burgermeister. Ist
Ihnen nicht aufgefallen, daß die Wirt
schaftlichen Verhältnisse don heute eine
große Achnlichkeit mit denen don 1809
und 1810 aufweifen? Tal heißt, damals
war's noch viel schlechter! 1 Pfund But
ter kostet: 6 Gulden, für einen Guide be
kam man 6 Eier, Brennholz gab eZ gar
keins, und man konnte daher nicht backen.
Auch damals mußte von der Stadt
Schatzankiheg ausgenommen werden, um
die von Napoleon über Niederölterreich
verhängte Kontribution von 50 Millionen
Francs auszubringen: aber der Unterschied
ist, daß es i jener Zeit fehl schwer für
die Stadt war, daS Geld zufammcnzg
tren. und daß es heute leicht geht. Zum
Beispiel: der Gemeindnat der Stadt Wlen
hat vor kurzem beschlossen, 100 Millionen
Schatzscheine aufzunehmen in drei, sage
drei Tagen waren diese 190 Millionen
Schatzscheine verkauft, ohne daß irgendeine
öffmtliche Werbung dafür erfolgt wäre!
Und heute ist kein Titre mehr zu haben!
Sie sehen clfo, welche Kredit die Stadt
nutzt, wie stark der Opfermut und das
Vertrauen der Bevölkerung zum endgülti
gen Siege ist! Das sind so die Lichtblicke
m dieser Jeu, denn, S können es mir
glauben, es gibt wohl kaum ein verant
wortungsvollerek und zugleich undankba
res Amt, als das des Kriegs-Bürger
meifters in einem große Gemeinwesen.
Von den Schwierigkeiten, die ma zu
überwinde hat bei der Versorgung einer
o große Stadt mrt Lebensrnitteln und
allem sonstwie Lebensnotwendigen, don
den Hindernissen, uf die rna jede Wo
ment stößt, den Prügeln, die einem zwi
chen d Fuße geworfen werden, kann und
darf man ja heute nicht rede! Wir haben
z. B. bereits im Vorjahr in Rumänie
Frichworräte angekauft, die erst jetzt, nach
einem Jahr, komme und unsere Mchlver
oraunq, Undings aus lange zzeu hm
aus. sicherstellen."
Unser Gespräch wendet sich dann künf-
tige Dingen zu, Plänen, von dene man
heute noch nicht reden kann, Vorsorgungk
sngelegenheiten. Leicht wird' icht sein."
meinte Se. Erzellenz, nehmen nur nur
ki Keines Beispiel heraus: wie ich jetzt
nntr war. habe ,ch mich bei memen
Frontbesuchea immer danach erkundigt,
ob Wiener bei den beireffenden Bataillo
nen find, und b sich dielleicht Angestellte
der Stadt Wien darunter befinden: die
sind dann vorgetreten, und ich habe ihnen
allerhand mitgebracht, was sie brauche
konnte, mit jedem einzelnen gesprochen...
Einmal war auch ein älterer Mensch dar
unter, dcr mit der Große Goldenen
TapftKettsmedame ausgezeichnet war. Ich
rscie . was er für ine Sjeuun vet
der Stadt bekleide: Städtischer Straßen
kehr. Er'lenz". gibt er zur Antwort,
Z!a, jcht ist es doch klar, daß ich einen der
ört uZqezeichnetc Mann nach dem
Kriege nicht mit der Großen Goldenes"
Straßen kehren lasse kann. Der hak doch
sicher Anspruch darauf, in einer seiner
Auszeichnung würdigen Art beschäftigt zu
werden und so viel äquivaknt Stel
kinge gibt's doch gar nicht!
Wo der wechselseitige Aktion der bei
den Reichshauptstadte sprechen wir, die sich
mit dem Wiederaufbau der zerstörte oft
preußischen Städte und don Gör, ver
knüpft, und der Bürqermeist erzählt mir,
mit welcher wirkliche Begeisterung dieser
Plan in Wie degrllfzt worden wäre."
Dem Wiener, dem wirklichen, echten Wie
er macht noch immer nichts mehr Freude, ;
d3 helfen zu können! Und wir hoffen
daß durch solche gegenseitige Hilfeleistung
das schone Band der Freundschaft noch
stärker geknüpft wird, das uns verbindet..
Wenn die Berlin nach dem Ariege vx'
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Von Tr. E.
We, maa do Kultur spricht, so muß
man unbedingt dabei o Haustiere, Vieh
glicht, Ackerbau und Gartenkultur denken.
Der Mensch ist mit so und soviel Tier
und besonders Pslanzenarten in nudbrin
gendem Zusammenlebe auf Gegenseitig
keit getreten, steht also in Symbiose mit
ihnen, er schützt sie nd nutzt sie. und
greift dadurch umgestaltend in das Er
denleb ein, indem er diese Tier oder
diese Pslanzensormen in ihrer Ausbrei
tung begünstigte, jene dagegen ablehnte
und in ibrer Verbreituna u befckränken
sucht. Wie jede Symbiose, so ist auch die
des Menschen aus die don ihm begünstig
te Naturkörper nicht ohne einen gewissen
Einfluß auf die Form dieser menschlichen
Partner geblieben. Der Mensch derhols
ihnen zu einer gewissen parallelen Erd
eroberung, ober er schasste auch auf die
Dauer einen Wandel bei den vo ihm
begünstigten Formen. Man hegte den
Obstbaum und vernichtete den Dornbusch.
Aber man suchte da, was die Natur Ire!
willig bot, noch zu überbieten, indem man
nur Obftbäiime mit süßen, schmackhaften
Früchten weiter verbreitete, weshalb sollte
mag nicht versuche, de Dornbusch dahin ;
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zu dringe, daß er angenehme, eßbare
Früchte trage? Jedoch keine Namen sind
aus unsere Zeit überkommen, die uns von
den Menschen berichteten, die als erste an
den Pslsnzen berumexpekiiuentiert haben,
ob sie sich nicht in irgend einer Weise
.veredeln' lasse. Unter ihren noch recht
tastenden Händen erstand durch erfolg
reiche Versuche in ganz neues Naturreich
aus Erden, das Reich dcr Tier und
Pfianzensormk, abgeändert vom Men
sche nd so geschaffen für den Menschen
zweck.
Ein solch Abänderung war ur
deich möglich, daß di Natursrganismen
keim feststehenden Formen, keine feststehen
de Eigenschafte haben, kurz, daß sie
veränderlich sind. Es fließt den alles in
der Ratut, eine! acht in daS sndere über,
kein Organismus gleicht einem andere.
Die in den Vorzeiten schon yesunden
praktische Entwicklungslehre" ist durch
aus kcia verschollene Zunftgeheimnis der
Urzeit geblieben, sie wirkt und schafft noch
heut immer weiter und wird solang
weiterschaffen, wie Leben aus unserer
Mutter-Erde besteht. Alles Lebendige
läßt sich erziehen, die vorhandenen An
loge deS LebcnS lassen sich entwickeln
nd gegebene Kräfte könne dirigiert wer
den. Hiermit rechnet och heute der Tier
zllchter und der Pflenzknzüchter, und
beide benutzen sie zur Vervollkommnung
der Lebensformen, di für de Menschen
irgend einen Wert haben.
Alte Werke, die gärtnerische Frage ke
handeln, erwähnen Rosenstöcke, auf denen
Aepfel wachsen, Erdbeerbäume und so
stige Kuriositäten. Zur Erklärung dieser
unk zu Gast kommen werden, an uns
wild's nicht fehlen, daß sie sich so wohl
als ur möglich bei uns fühlen sollen,"
bemerkt der Bürgermeister. Dan verao
schiede ich mich von der klugen uid lie
benswurdigen Exzellenz, deren großes Ler
waltungZtalent mir von seiner und gegne
lisch: Parteien so sehr gerühmt werden
war. und von dessen persönlicher Bekannt
schaft ich dcn Eindruck eincS Mann:S don
ganz hervorragenden Geistes- und Her
zenöeiqenschaften mitnehme. Aa der Tür
schärfte er mir nochmals ein: Vergessen
Sie ja nicht, alle Wiener, vie s vrau?zen
treffen, von ihrem Bürgermeister herzlichst
zu enußen." . . . 4
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Bade.
Abnormitäten glaubt ma. daß die Alten
,. B. unter Erdbeeren ine ganz andere
Frucht verstanden hatten, lt wir heute.
manche eällen dürste Viti i-ch liJf
tig - sein. Trotzdem sieht man solche
Sachen heute doch anders an. denn die
? Zeiten.' da man es ls feststehende Regel
ielt. daß nur gleichartige ober nah ver
wandte Gewächse sich kreuze der der
edel lassen, sind vorbei. Heute miß man
zugeben, daß Reiser vo Obpbäumen auf
Laubholzer gepfropft werde könne und
daß maa Krautgewächse mit Beeren
fträucbern der Bäumen kreuzen kann.
Ein Baum, der a gewissen Zweige
Aepse! und an anderen Birnen tragt, oder
einer, auf dem Kirsche und Zwctschk
wachsen, oder Sträucher, die sowohl Sta
chcl wie auch Jolnnisbeere tragen, sind
nicht gar so selten bei Gartenfreunde zu
finden, die in dcr Veredelung oder Pfrc
pfung Erfahrung und bei Ausführung
dcr Arbeiten eine glückliche Hand haben.
Im Schloßgarten des Fürsten Vutbui
auf Rüge steht sogar '. Baum, dessen
Zweige abwechselnd mit Luchen und mit
Eichenblättern besetzt sind, icht also, daß
einzelne Zweige ' Eichen und andere!
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tchUiocru n. Onnui fliiUImnl
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Juchenblatter trage, sondern aus Eichen
blätter folgen an demselben Zweige
BuchenbläUer und dann wieder Eichen
blätttr uftn. 3 Warieniurz soll es vor
etwa 40 Jahre och eine Faulbaum
gegeben haben, der einige Aest mit gelben
Frhpf!amen i die Lust schaukel ließ.
Auch do einer blaßrosa-blühenden Spa
kicrrose wird berichtet, die dunkelrote Kir
schen an anderen Zweigen trug. Weche
gärtnerische Hand die Rciser auf die nicht
verwandte Stammt gepfropft hat. ist
nicht bekannt, aber mit Absicht find die
Veredelungen ausgeführt und in schöpft
rischer Laune hat die Natur die Rciser
wachsen, blühe nd gedeihen lassen.
Anläßlich eineS gärtnerischen Kongres
seS in Paris hat vor etwa IS Jahren ein
Franzose auf Weiden veredelte Rose und
Kirschen und Gurken, die an einem Jo
bannisdeeihochstamm wüchse, gezeigt.
Der Johannisbeer-Gurkenbaum ist auch in
verschiedenen Zeitschriften abgebildet wor
den. Wahrscheinlich sind bei diesem
Wundeibaum" die Eurkenkerne in die
Rinde des Bäumchen eingesenkt und
durch sorgfältige Kultur zum Keimen und
zur Entwicklung gebracht worden.
Wirke ne Fruchtsorten verdankt ms
lediglich dem Zufall oder dem Ekperimen.
tieren de KunftgärtnerS. Durch Zusslk
entstand eine eßbare Eberesche. Si
wurde, durch einen Hirte gefunden. Vo
ihr nahm man Reiser, die ma auf ge
wohnliche Eberesche vreedelte, fodaß die
ser Fruchtbauck heute nicht mehr so selte
ist. Auch die Marunke, ss ein Mittel
ding zwische Aprikose Und Pflaum, je
doch größer ls die Aprikose und auch
wohlschmeckender I! ktztere. ist dor we
ige Jahrzehnte entstanden, aber wenn,
weiß ma nicht...
Unsere kernlose Apfelsinen verdanke
wir einem Indianer in Südamerika. Er
zeigte den im Urwalde wachsenden Baum
einem kZissionar, der nach einer beschwer
lichen Reise Reiser von dem Baum mit in
die Zivilisation brachte, di auf gewöhn
lichen Apselsinenbäumen gepfropft wur
den. Heute vollführt ma die Veredelung
schon an den Keimpflanze dcr gewöhn,
lichen Apfelsine und erhalt dann Apfel
sinrnbaume. die kernlose Früchte tragen.
Won Kakteen pfropft an häufig dünn
stämmige, östi Arten auf dickgliedrige.
Um. mehren zu verschiedenen Zeiten blli
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hmde Arten aus einem Stamm zu verein!
gen. teils ober auch, um vollkommenere
und zahlreichere Blumen zu erlangen,
vielfach aber auch um ihres sonderbaren
Aussehens wegen, wenn man z. B. aus
Arten mit schlamkcm Stamm einen
Kugclkaktus setzt. Bei Echinopsi multi
plex tritt eine hahnenkammartige Form
auf, die künstlich durch den Schnitt erzeugt
wird.
Im allgemeinen kann maa sagen, daß
Pfropfen und Okulieren, kurz das Ver
edeln, nur da gelingt, wenn die Unter
lagen, welche veredelt werden sollen, mit
dem Edelreis i naher Verwandtschaft
oder in derselben Gattung stehen, daher in
ihrer Holz und Rindenbildung zu einan
der analoa sind. Vereinigungen nicht mit
einander verwandter Gewächse, erhalten
sich oft eine Zeit lebend, von langer Dauer
sind s ober nur in den seltenste Fallen,
weil lim eins innige Verbindung des
Holzes hier nicht, oder nur auönabms,
weise, stattfindet. Gelingen solche Ver,
bindungen aber, so sind sie immer hoch,
interessant.
Knsterzeugn!sse des Gärtners sind auch
die japanische Zwergpslanze. Ihre An,
zucht besieht in einer starke und öfteren
Zurückschneidung, Tarbieturlg von magerer
Erde und Kultur in kleinen Gesäßen. Sie
sind also hiernach Hungerformen, ver,
stiimmeltr Gewächse, dene der Gärtner
mit alle Mittel Leide auserlegt, um
ihr Wachstum zu hemmen. Sehr spar
same Bewässerung, wiederholtes Aus
schneiden, Einklemmen und Verdrehen der
Zweige, park verminderte Ernährung, sind
die Hauptmittcl zu ihrer Schaffung. Dcr
Gärtner gibt und läßt ihnm nicht mchr.
als sie unbedingt zum Leben notig haben,
sie könne weder eigentlich leben noch stcr
den.
Viele Blume, besonders die färben
prächtigen Seerosen, haben die Eigen
schuft, daß sie sich in den Nacht-, andere
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XTtPiP'i
. Echinocerem multiples crUtuta, flurch
während der Tagesstunde schließen, wo
durch ihre Verwendung als Schnittblumcn
sehr herabgemindert wird. Um solche
Blüten, nachdem sie voll erblüht sind, offen
zu halten, stellt ma sie mit den Stielen
bis an den Kelch in Wasser, dem man eine
auf de Pflanzenorganismus lähmend
wirkende Substanz zugesetzt hat. Hier
durch weiden die Kelch und Vlumenbläi
ter vollkommen unbeweglich gemacht, ohne
daß das Aussehe der Blüte ine Aen
derung erleidet. Bei Blüten, welche be
reit 1, bis 2 Tage geblüht haben, gelingt
das BerJahH am vollkommensten. Solche
dem Wasser zugesetzten, auf die Blume
lähmend wirkenden Substanzen sind:
Alaun. Sulfat. Borax. Kaliumchlorat
oder Alkohol. Andererseits erzeuge auch
Metallsalze in wässerigen Lösungen den
selbe Zweck. Sie werde mittelst einer
Injektionsspritze, deren Nadel in det Ge
end deS BllltmbodcnL eingestochen wird,
eingeführt. Ein Tropfe der Lösung ge
niigt. um das gewünschte Resultat zu er
zielen.
Altbekannt ist daS Verfahren, die Blu
te der Hortensien statt rosa blau blühend
zu machen, was dadurch geschieht, daß die
Kulturerde vorwiegend aus eisenhaltiger
Mosnide besteht, oder da tägliche Gieß
Wasser mit Alaunpulver (dreizehnte! Unze
aus 1 Pint Wasser) versetzt wird. Sonst
kann man abgeschnittene weißen Blüten
jede beliebige Farbe geben, wenn ma den
Bttitenftengel der Länge nach durchsticht
und die Blumen in Wasser ftellt. i dem
in bestimmte, rote, blau, gelbe, grüne
etc. Anilinfarbe beigemischt ist.
Eim interessantere Blumensärkung
wird dadurch erzielt, wenn man ine
Wyrt mit kleinen, grünen Knospe neben
einen blühenden Oleander stellt, fodaß
dessen Blütenzweige über der Myrte
hänaen. Die Myrte blüht dann t den
meisten Fällen rosa. Woher das kommt,
dafür liegt noch kein ausreichend Erklä
rung dor.
Alt ist das Bestrebe. Pflanze au
dem winterlichen Ruhezustand z rwcckcn
und zum Wachsen und Blühen zu brin
ge. Zuerst dar man einfach bemüht, die
Pflanze de hemmende Einflüsse des
Winters zu entziehe un' durch Darbte
tung von günstigen Wachstmsbedingun
gen zum Wachtstum zu zwingen. Bei
einige Pflanzen hatte ti Erfolg, bei an-
-
,
- . ' !
Die wirijchajllicije
Von Dr.
"Qurt' vvQturo.
Ab, come, Diavolot
Mal wir?-
Ganz so lustig UU 5m Bakiin
Sedilla" ist es kaum, das andere' Aden
teuer, für das sich Italien, nicht das Jta
lim der Opernhäuser, zurzeit interessiert.
"Qes.' vrentura mai finiräP' Wird
e denn niemals zu Ende gehen? seufzt
jedermann, wen es uch nur wenige, und
dann nur unter vier Augen, eingestehe.
Die Stimmung im Lande ist sehr trübe.
Trüber denn je. Denn die Fata Mor
gana, di maa den Massen vorgegaukelt,
um sie zu betören, sie in einen Krieg mit
zureißen, den der jüngst derstorbnu Ad
miral und einstige Minister dc Aeußeren,
Bettolo. als "FellOTiiri" bezeichnet hat. ist
zerstoben, der als sicher als unfehlbar"
verheißene Gewinn ei Land und Ruhm ist
auSgebliebc, die Oesterreicher rücken be
drohlich vor. und was der aus höchstens
vier Monate berechnete Krieg dem Volk
gebracht hat, ist weiter nichts als Tränen,
Teuerung und d Aussicht aus eine
schwere politische Niederlage und auf einen
schweren wirtschaftlichen Niedergang.
Hätte die Regierung, hätte der König ge
ahnt, wie wenig die Bcrechnunge der heu
tigen MachiavclliS in Erfüllung cchen
würden, so hätten sie mit beiden Handen
nach Giolittis Parerchio" g'grifse, ja,
sie wären vielleicht fo vernünftig gewesen,
dem Dreibünde treu z bleiben. Statt
dessen erlagen si den Lockungen und Dro
hungert Englands, das damals Italic
genau so zu behandeln drohte wie später
Griechenland. Und mit der ganzen Skru
pcllosigkeit. deren Salandra, Sonnino
und ihre Presse fähig sind, schufen sie so
zusagen über Nacht im Land die Stim
mung. die den Bruch der alten Bündnisse,
de Angriff auf d Freund und Vcrbün
deten von gestern als die natürlichste, ja
idealste Sache von der Welt erscheinen ließ.
So kam das unerhört Verhängnis, das
sich gcwittrrdiohend über dem unselige
Italien zusammenballt.
Ueber 10 Milliarde Kriegsschulden
nach innen nd außen (6 Milliarden
Kassenscheine an England), dan etwa 2
Milliarde MehrauSgab für Kohle (für
dies allein 2 Milliarden und 300 Millio
nen), für Getreide, andere Importartikel
und Agio, schließlich die fehlenden Ein
nahmen für Ausfuhr 1 Milliarde und eine
andere, vielleicht auch 2 Milliarden für
die ausbleibenden Emigrentengclder und
den völlig stockende Fremdenverkehr
das ist eine Jahresbilanz, von welcher das
ia seiner Entwicklung zum Jndustriesiaate
begriffene, von 13 Milliarden alter
Staatsschuld und tausend Laste und
Bürden halb erdrosselte Italien sieht,
Vorerst macht sich die große Menge der
Politiccinti", der Kaffeehaukpolitiker,
Über diese Dinge wenig Sorgen. Denn sie
denkt mchr an das Heute ls an dal Mor
gen und lebt noch im Banne der Nation,
le Phrase, des bei gesto. Bisher täuschte
man sie auch über die Bedeutung der äster
reichischen Siege noch notdürftig mit dieser
Phrase hinweg, aber das geht auf die
Dauer nicht.
Im Gmnd; herrscht überall tiefe! Miß
vergnügen. "La nostr gnen-a 6 poco
erjtita fr noi" (unser Krieg ist nicht
populär), hat be, einem Vortrage i Mai,
land der Abgeordnet Pros. Bosst gesagt.
Bossi, der bis zu KriegSbeginn don Begei
sierung für deutsche Wesen und Wissen
schaft überströmte, ist Begründcr einer
deutschfeindliche Liga" nd predigt tag.
täglich Vernichtung und Haß gegen alles,
was deutsch in der Welt ist. Und derselbe
Fanatiker muß vor allem Volke inge
stehen: Unser Krieg ist icht populär
Genau wie Herr Professor Bossi urteilen
über lT vctr Uuerr" heute auch den
kcnd Leute. Vor allem alle darbenden,
Und darbende" Elemente sind heute in
Italien vor allem die Groß und Klein
rndusmellen. soweit sie nicht Munition
und Waffen liefern, die Arbeiterschaft der
nter dcr Kohlennot feiernden Fabriken,
die Familie der Einberufenen (soweit sie
Nicht auf dem Lande häufen, w sie be,
dem tägliche Rcgierungszuschusse vo 1
Lira Zur jede Frau und SO Centestmi für
jcdeS Kind ezistieren können), vor allem
endlich die Beamten. Die Beamten nd
Angestellten vo Staat. Provinz. Kom
mn bilden t Italien de Mittelstand.
Sie sind ei Heer, das hoch in die Hun
dnttausend geht, zwar elend bezahlt ist,
aber sich in Fricdenszcite eines ungestör
ten dolc far ßirite bei ewig knurrendem
Magen ersreut. Ein Typ. der als ,Uana
1'ravet" in Theater. Literatur und Psse
immer wieder tragikomisch behandelt wird.
7lrin Tnvei . der nichts zu tun hat,
al? Zeitungen zu lesen, solgte ,m letzten
Jahre der Alarmtrommel der Piazza und
der Kriegstuibkt am begeistertsten, zoz
unter wildem Krieqkseschrei durch die
Straße, hob die zum Kriege neigende
Minister auf die Schulter und markierte
mit heiserem Getobe die Volksstimmung",
so daß Rcnncl Rodd. Barrör und Ge
deren nicht. Es zeigte sich, daß bei viele
Arte die Winterruh sehr fest ist und
man sich nach andere Versahren umsehen
mußte, die in da gewünschte Hinsicht
wirksamer waren. Dies Versche habe
auch vielfach zusrndenstellende Resultat
gezeitigt, sodaß heut in größere An
zahl Verfahre bekannt sind, d S er
mögliche. Pflanzen zu treiben. Beson
der habe sich hier die Aether und
Warmbadversahren ganz vorzüglich kn der
Praxis bewahrt.
Diesel Aetherisiere vlrd ln der Weif
ausgeführt, daß man die Pflanze in
in mit Aether geschwängerte lt
mosphäre bringt und hier 43 Stunden
verweile läßt. Hierauf komm die
Pflanze sofort in de Treibr-um. Es
ist auffallend, daß durch diese Behand
lung die Pflanzen nicht nur zu in
normalen Ausbildung ihrer Blätter und
Fluten veranlaßt werden, sondern sich
auch viel schneller lS sonst treibe lassen,
russs sich d Hände rieben. . Dieser
m in
Mafien.
HanS Barth.
Kom Travet, dcr tun st !'" '"M
und Stellen tn den niesten K
träumte, der sich im Geiste als i
scher rokonsul ia irgend einer W'"1
euen Provinz sah. 'st bitt, enttäuscht,
wird von seiner abgöttisch sewb m
KriegSrcgierunq mit allen möglichen HI'
strichen und ÄvancemcntScisparnissen de
dacht und nagt am Hungertuch. Dcnn
sein Gehalt geht nur selten in di
paar Hunderte im Monat. Dafür muß
er hcut: ohne KrirzZZ'ile, Preise bezah
len, die ihm bisher unbekannt waren. E
sind laut amtlicher Statistik die Preise der
Lebensmittel gegenüber der Frieden!,
in Rom um 23.41 Prozent gestiegen, in
Mailand um 25,67 Prozent, in Livorno
um 32,67 Prozent, in Florenz um 34,38
Prozent, i Turin um L,ö7 Prozent, i
Neapel um 37.33 Prozent, in Genua um
42.07 Prozent, in Bologna endlich ur
61.4 Prozent. Vor dem Weltkriege kostete
in Rom das Kilo gewöhnlichen Zucker
ISO bis 1.70 Lire, gerösteter ttasfce 4 bis
5 Lire, da, Kilo Kalbfleisch ohne Knochen
4J& Lire, da, Kilo Butter 4 Lire, dal
Kilo Brot 42 bi, 43 Centcstmi. das Kilo
Mehl 5 bi, 0 Centcsimi (beute durch die
neu Salzstcuer noch weit höher gesticgen).
Liter Milch 40 bi 50 Centcsimi us.
'Preise, die in Italien in jenen goldene
Fiiedknszeitea für durchaus erträglich
galten.
Di im MunitionZbctricb Beschäftigte
verdienen ausreichend. Die große Wehr
zahl der Bevölkerung aber kämpft mit der
Not. Man erfährt, daß in Mailand
plötzlich 10.000 Frauen arbeitslos wur
den, weil es an Rohstoffen und Bestellung
für MilitärbclleidungSartikel fehlt. Die
Acrmsten. deren Männer und Söhn im
Felde stehen, verdienen laut Secolo" täg
lich bei schwerster Arbeit 36 bis 45 Cen
tesimi, ja, solche, die in städtischen Labo
ratorien arbeiten, gar 8 bis 12 Lire ia
der Woche. So konnten sic wenigstens
einigermaßen leben. Aber die brotlos ge
wordenen Weiber sind nicht die einzige
Opfer des Krieges. Das Land ohne Kohle
ist heute daS Land ohne Industrie, dak
heißt ohne Arbeit, und wenn auch die
Blätter daS böse Thema mit Eifer ver
schweigen, so steht es doch fest, Italien
geht einer schweren ArbeitskrisiS entgegen,
weniger aus Mangel an Mitteln, den
diese sind vorerst aus den verschiedenen
Anleihen nocki vorbanden, aber aus Man
gel an Kohle, an Transportgelegenbeit, an
Ausfuhr. Und eben dieser peinlich em
pfundcne Mangel, dieser langsam sichere
Hcreinbruch der industriellen Krisis, die
dcr wirtschaftlichen vorhergeht, dieses tiefe
Ucbelbefindm fast aller Kreise ist es. wal
die KriegSmüdigkeit erhöht und die Stim
mung schafft, die heute wie ein Alp auf
der ganzen Nation lastet. Die Minister
haben gut reden. DaS große Publikum
steht steptisch beiseite, klatscht bei beson
ders rührenden und pathetischen Tiradea
i die Hände und wagt im übrigen kein
lauteS Wort, solange der Terror regiert.
Und dennoch ist überall herauszusühlen,
herauszuhören, daß man. wenn anch di
Presse Viktoria schreit, nicht die geringst
Siegeshoffnung mehr hegt, daß mem die
Franzosen für erledigt, die Engländer für
Wucherer und endlich Italien selbst für
dal Opfer einer Politik hält, die nicht don
Politikern, sondern von Blinden gemacht
worden ist. Auch über die Slawen sind
dem Publikum die Augcn aufgegangen,
und der immer dringlichere Ruf der ita
lienischen Presse nach der russischen Hilfe
ist nur eine schwache Aeußerung der seit
dem LstkNkichifchen Vordringen immer
stärker empfundenen Entrüstung.
Vergebens stößt die Presse auf Befehl
noch immer i die Kriegsdrommete? ver
gcbenS wird auf dcm Lehrerkongrcß zu
Bologna gemahnt, die Lehrer sollen den
Kinder das odiat", dcn Haß gegen die
Deutschen predigen? vergebens sucht ma
da Volk durch absichtliche Verbreitung der
Ententelügen zu vergiften' und ,u ver
hchen. Das Volk ist allmählich stutzig ge
worden. ES merkt, daß die Italic einst
vorgespiegelte Rolle deS Weltenrichterl.
daß der groß Sieg und die Lockung dcr
piü ?rsnäz Itslla" Seifenblasen waren,
daß die furchtbaren Opfer an Menschen
leben die man nur ahnt, denn Verlust
listen gibt kS nicht . daß der industrielle
Ruin durch Kohlennot und stockende Aus
fuhr, daß die Vernichtung bei blühenden
Fremdenverkehrs und der ertragreiche
Emigration, daß die besonders nach dem
Kriege drohende allgemeine Arbcitslosig
keU ei zu hoher Preis für die Ehre waren,
sich an dem Weltkriege beteiligen ,u dür
fen. 75 bis 80 Milliarden soll nach Luz
Zatti daS italienische Nationalvermögen
betragen. Der vierte Teil davon wird
nach diesem Kriege' zerstört sein, und da,
i allem auf daS Ausland angmieseti
Italic wird dann sehen können, wie e,
weiter wirtschafte foll. Schon jetzt weiß
kein Mensch, woher dal Land nach dem
Kriege leben soll, denn auf die Verbünde
ten. daS fehen wohl auch die Luzzattt.
Maggiorino Ferraris und Genossen ein.
ist auch in wirtschaftlicher Sintickt ei
Verlaß. Und da in Italien bekanntlich
der arme Man und der Bodenbesitz di
mitt.k r.: N. rc.' ,..' ,
i" usvnngc muiien, o
läßt sich denken, was für Äuiiänd nck
dem Nricge entstehen werden. Alltäglich
vciv,,c,iniu)i ein Ivmiicnes Watt die
Stcuerlistcn der römischen Aerzte. Addo
taten. Kapitalisten usw.. und fn in
dies arme Leute hat angeblich ein,
Qr X. t . 1. T! ei x p i -i . - .
mificsicme uocr rauieno ,re. Und da
ei haben sie teilweise fürstliche Wohnun
en. groß Dienerschaft und Automobile.
Zk zahle an Steuer so ant wi irf
c
Wer jede Bissen Brot, jede, Elättche
Salat bezahlt, ist daS kleine Volk. Ss
steht e, heute. Und nach dem Kriege?
Wen eS gelten wird, die Kosten der kurz
lcbigen Gloria zu decken? Die Zukunft!
uksichten in dem Land oine .
Metalle, ehne Ausfuhr, ohne Kapitalien
sind erschreckend. Die Minister werde .
schweigsam, der König hat sich dollftändig
do der Bildsläch zurückaepze.
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