Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (July 12, 1916)
ZüglZche Omah Jrifiütii Das Kriegserniihmngsamt" in Aculschland. - B 1 1 1 1 n , 22. Wal. Nach einer amtlichen Mitteilung der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung hat der Bundeirat den 'Reichskanzler ermäch tigt. eine eigene, neue, ihm unmittelbar unterstellte Behörde, da .NricgScrnäh rungSamt" zu errichten. Der Präsident dieser Behörde erhält da Versiigungörecht über alle im Teutschen Reiche vorhandenen Leben!mi!tel, Rohstoffe und andere Gegen stände, die zur Lcbciilmlttcloeisorgung notwendig sind, ferner über die Futtermit tel und die zur Viehvcrsorgung nötigen Rohstosfe und Gegenstände. Da Versi! gungSrccht schließt die gesamte Verkehr, und Verbrauchiregelung (damit erforder lichenfall natürlich auch die Enteignung), die Regelung der Ein, Auk. Durchfuhr sowie der Preise ein; zur Sicherung der Durchführung können Zuwiderhandlungen mit Gefängnisstrafe bi zu einem Jahre und mit Geldstrafe bi zu zehntausend Mark bedroht werden. Der Präsident kann in dringenden Fällen die Landekbehördcn unmittelbar mit Anweisungen versehen. Die Verordnungen de Bundesrats bleiben unberührt; in dringenden Fällen können aber unter unverzüglicher Vor läge an den Bundesrat abweichende Be ftimmungen getroffen werden. Zum Prä sidentcn de KriegsernährungSamte ist der Oberpräsident der Provinz Ostpreußen von Batocki berufen. . ' Oberpräsident von Batocki, der im Okto ber al Nachfolger de Herrn von Wind heim an die Spitze der so schwer heimge suchten Provinz Ostpreußen gestellt wurde, hat in der kurzen Zeit gezeigt, daß er der richtige Mann für die schwere aber schön: tt Leiter des neuen Kriegs Aufgabe de Wiederaufbau dieser Pro dinz ist. Mit Tatkraft und Energie hat er überall eingegriffen. Als Vorsitzender der Landwirtschaftskammer in Ostpreußen hatte er Gelegenheit gehabt, sich mit den landwirtschaftlichen Verhältnissen auS reichend bekannt zu machen. Adolf Torti lowicz von Batocki-Friebe wurde om 31. Juli 1868 geboren zu Vledau, dem von seinem Vater gestifteten Fideilommitz. Herr von Batocki hat in Bonn studiert, wo er dem NorpS der Kreußen angehörte, über nahm dann das väterliche Fideikommiß und war bis vor etlichen Jahren Landrat de Kreises Fischhausen. Er wandte seine Arbeitstraft und seine Kenntnisse Haupt sächlich den landwirtschaftlichen Verhält nissen Ostpreußens zu und war, wie her vorgehoden, lange Zeit Vorsitzender der Landwirtfchaftskammer in Königsberg. Außerdem gehörte er dem Provinzialver band der Ostpreußen, sowie dem Landes ökonomiekollcgium und dem preußischen Hcrrenhause für den Landwirtschaft bezirk Samland an. Seit 1898 ist. mit der Gräfin Paula Kalnein verheiratet. Im militärischen Verhältnis ist er Rittmeister a. D. der Reserve de! Königsberger Kü rassierRegiments Graf Wrangcl. Die Organisation deS Kriegsernöh rungsamts. .In Ergänzung der obigen Mitteilungen erfahren wir noch folgendes: Dem Leiter des Kriezsernährungsamts steht ein Vor stand von sieben bis neun Mitgliedern zur Seite, die au den verschiedensten Teilen bei Reiches, aus verschiedenen Beamten und Berufsgruppen entnommen werden sollen, ohne indessen innerhalb des Vor standes etwa bestimmte Interessen zu der treten. Sie sollen vielmehr, kraft ihrer be sonderen Fachkenntnissc, wie auch kraft ihrer Persönlichkeit dem großen Ganzen dienen. Innerhalb des Vorstandes sollen alle wichtigen Fragen beraten werden; Entschließungen zu fassen, ist jedoch ledig lich Sache deS Vorsitzenden, so daß die Summe d?r Gemalt in einer Hand vereinigt ist. Der Vorsitzende erhält nahezu unbc schränkte Befugnisse in der Verfügung über die Nahrungs und Futtermittel, über Rohstoffe und sonstige Gegenstände, die zur Ernährung des Volkes dienlich sind. Neben Vorsitzendem und Vorstand soll ein Beirat stehen; in diesem werden die bisher an der ErnährungSarbeit beteiligten obersten Rcichsbehörden. die obersten prcu ßischen Landesbehörden und die Bundes giernngen ihre Vertreter haben, außerdem die Kriegsorganisationen durch ihre Vor sitzenden oder Vorstandsmitglieder vertreten fein; außerdem kann der Kanzler eine An zahl anderer sachverständiger Personen 'auS verschiedenen Berufsgruppen ernennen, um geeignete Persönlichkeiten sür die Auf gaben de KriegsernährungsamteS dienst bar zu machen. Aeber da Verhältnis deS Kriegsernäh Ä ' liii . . IMßmß mmlmM .-? d wwAm X i VWT1 J ! " ' wy i ) U SN &ktiff X j rungZamIe zu den bikherigen Behörden Organisationen ist folgende zu sagen: Die Gesetzg'.bungöbesugni de Bunde rat wird nicht berührt. Seine schon ergangenen Verordnungen behalten bin dende Kraft, seine neuen Verordnungen beben auch für da Kriegsernährungsamt Gesetzesgewalt, aber solange sie nicht er gangen sind und wenn sich zeigen sollte, daß in dringenden Fällen, ehe e möglich Ist, neu? Vorschriften zu erlassen, seIl die neue Behörde befugt sein, sogar Borschrif ten entgegen den bestehenden Verordnun gen de Bundesrat zu erlassen. Diese sind dann nur dem Bundesrat vorzulegen, der sie genehmigen oder abandern kann. Da sind Vollmachten von einem so gro ßcn Umfange, wie sie einer Behörde bi her kaum jemals gegeben worden sind. Sie waren nur möglich bei weitgehenden Entsagungen der Reichöressort wie der Buiidkiregicrungen, die ihre Zustimmung zur Schaffung de KriegSernährungkamt! gegeben hoben. E war gewiß keine Klei nigkeit für die Landesregierungen, auf die Befugnisse zu verzichten, die sie haben und die auszuüben sie sich im Interesse ihrer Staaten auch verpflichtet suhlen mußten. Wenn sie jetzt sich selber bi zu einem ge wissen Grade ausschalten, so ist e klar, daß die nur aus zwingenden Gründen geschehen konnte. Diese sind in unserer wirtschaftlichen Lage gegeben. E ist kein Geheimnis mehr, daß wir mit gewissen Vorräten knapp geworden sind, und da nicht so sehr infolge der freundlichen Be mühungen unserer Feind al infolge dn schlechten Ernte del vorigen Jahre. Um die Broternährung brauchen wir un zwar nicht zu sorgen; wir haben hier durch ernährungsamtes von Batocki. sparsam; Wirtschaft genug erübrigt, um in die neue Ernte hinein zu reichen. Wir werden sogar von jetzt ab für die schwer arbeitende Bevölkerung die Brotration er. Höhen können, eine Entscheidung, die gewiß überall im Lande mit freudiger Zujtim mung begrüßt werden wird. Auch mit unseren Kartoffel-Vorrätcn. mit denen es eine Zeit lang nicht gut zu stehen schien, werden wir reichen, wenn euch mit knappen Rationen, bis die Früh, kartoffelcrntc, die in diesem Jahre hosfent lich sehr zeitig einsetzen wird, einige Er leichterung bringt. ' Aber unsere Fleisch und Fektvorräte lassen, wie bekannt, sehr viel zu wünschen übrig. Die letzte Vieh zahliing hat nur einen Bestand von etwas über 13 Millionen Schweinen ergeben; da der Ferkelbestand aber gut ist, dürfen wir erwarten, hier in Jahr und Tag das Feh lcnde einigermaßen wieder ausgleichen zu können. Beim Rindvieh hat die Stückzahl weniger abgenommen, ols wir vermuteten; aber was unö fehlt, ist schlachtreife und fchlachtwürdiges Vieh. Die alteren Be stände sind verbraucht, der Fleischbedarf des HnreS ist so gewaltig, daß auch fchlachtunreifes Bieh genommen werden mußte. Vor dem Milchvieh aber muh unter allen Umständen haltgemacht werden, sonst gefährden wir die Milchernährung unserer Kinder. Bis also wieder schlacht reifes Jungvieh herangewachsen ist. müssen wir un im Fleischverbrauch äußerste Zu riickhaltung auferlegen. Die Jleischpor ticnen werden fchr gering werden und da! ohne jeden Unterschied im ganzen Deut sehen Rcick. Daß auch die Butterknapp heit zu möglichster Schonung der Milch kühe zwingt, braucht nicht noch besonders betont zu werden, zumal die Butter, die wir vom Auslande beziehen, ganz enorme Summen verschlingen. Be! dieser Lage der Dinge brauchen wir nicht lange nach dem Hauptgründe Dafür zu suchen, daß nicht genügend Lebensmit tel in die Städte hincingeschafft werden. Daß Fehler in der Organisation der Äah rungsfürsorge, in der Beiteilung dcr Le, benSmittel vorgekommen sind, wird bwte von keiner Seite mehr bestritten, aber die Knappheit der Vorräte ist doch der Haupt gründ de! Uebels. Um so mehr müssen alle Kräste angespornt werden, um mit Hilfe einer durchgreifenden Organisution alles zu leisten, waS unter den gegebenen Verhältnissen überhaupt geleistet werden kann. Deshalb haben die Lundesregie rungen sich entschlossen, auf 'einen Teil ihrer eigenen Wirtschaft zu verzichten und clle Entscheidungen letzten Ende! in eine Hand zu geben, die sür sie bindende An Weisungen erlaßt. Mit dieser Ordnung der Dinge hoffen sie über die schwere Zeit, die uns bevorsteht, hinwegzukommen. Di? neue Ernte bietet gute Aussichten, aber auch mit ihrer Einbringung werden nicht entfernt alle Schwierigkeiten überwunden fein. Die Felder sind zwar nicht in ge Die Wluzcl des Weltliönsikts. , - 4 .i f Die atteRoindschaft'Rußrands gegen Dentschkand. Die Zahl der umlaufenden politischen Denkschriften ist neuerdingi durch eine vermehrt worden, in der wir den Bor schlag vernehmen, e möge die Stelle,, wo die gefährlichste Reibung zwischen Deutsch land und Rußland stattfindet, nach folgen dem Rezept beseitigt werden: Man lege Rußland im FriednSvertrag die Verpflich tung auf, den deutfch.baltifchen Grundbe sitz durch eine angemessene Entschädigung aufzukaufen und stelle eS danach den Ruf fen anheim, die moskowitische Bauernkolo nisation über Kurland, Livland und Est land bi zur Ostsee auszudehnen! Sobald da geschehen ist, werde keinerlei Grund mehr zu russifch'deutschen Gcgcnsätzlichkei ten und Unfreundlichkeiten vorhanden sein! Wir stimmen mit dem Urheber dieser Idee darin überein, daß sicher keine mo ralisch.politische Pflicht für un! besteht, da deutschbaltische Gebiet bloß darum bei seiner deutschen Kultur zu erhalten und vor der Russifizierung zu schützen, weil e zu einem geschichtlichen Bestandteil de deutschen Wesen geworden ist. Lägen keine andern Gründe vor, so müßte unter Umstanden vielleicht in der Tat sicher sehr schmerzliche Entschluß gefaßt wer den, diese Kapitel der deutschen Geschichte al au dem Buche unsere nationalen Le benS gestrichen und ausgelöscht zu be trachen. In Wirklichkeit aber liegen die Dinge ! nicht so. In Wirklichkeit ist es vielmehr ,ne ungeheuerliche, stracks dem historisch ,'slitischen wie dem geographisch-wirt ; östlichen Tatsachenurtcil ins Gesicht schlagende Berkennung der Wirklichkeit, ? ,'nn man meint, dadurch eine deutsch ussische Reibungsfläche zu beseitigen, daß an daS nationale Großrussentum bis n die mittlere Ostsee vordringen läßt, und :nn man hier, statt an den türkischen verengen, die eigentliche und gefährliche nsliktsgegend zwischen Deutschland und ,ußland sucht. Wenn die Düna, die iur ,',dische und die livländische Aa und der i'ujj von Dorpat einmal ganz und gar irch kcrnrussischc Land fliehen, so wird ,mit an dieser wichtigen Stelle die ge .hrlichste Verstärkung des Moskowiter !ms erzielt, und eben dieses Moskowiter ;m, das jetzt durch weite Strecken frem immigeit Gebiets von Deutschland ge :nnt ist, zu einem unmittelbaren An !ger begehrlichster Art an der Grenze '.sreZ deutschen Bodens gemacht werden; ort aber, wo sich die russischen und die rutschen politischen Lebensinteressen wirk '.d) schneiden, bei Konstantinopel und an an Dardanellen, würde- nichts geschehen, in die gewaltige, wachsende und lastende nssische Gefahr von der deutschen Zukunft abzuwälzen. Rußland will die türkischen Meerengen verschlingen, wir aber müssen und werden sie ihm weigern, müssen und werden sie als türkischen Besitz erhalten. An die Stelle dieses unausgleichbaren Gegensatze den unmöglichen Gedanken einer Moskowitisierung des baltischen LandeS, einer Versöhnung deS Moskowi ters durch die Evakuierung der drei bal tischen Provinzen vom Deutschtum, alS Hauptpunkt des deutsch-russischcn Friedens zu fetzen, daS ist ein Vorhaben, bei dem nicht einmal mehr Methode, sondern nur noch die Gefangennahme deS Sinne? durch eine reine Wahnidee zu entdecken ist. Vielleicht könnte es genügen, demgegen über sich einfach auf das klare, treue und starke Wort des Reichskanzlers zu berufen, daß die Gebiete zwischen den Wolhynischen Sümpfen und dem Baltischen Meere kei nesfalls wieder der Kofakenknute llberlie fert werden fallen. Gewiß, die Wort deckt uns, soweit irgendein menschliches Wort daS vermag. Daneben aber möchte ich auch die auf den folgenden Seiten nie dcrgelegte Aufzeichnung über die 'nnere historische Natur des Verhältnisses zw! fchen Deutschland und Rußland unsern Lesern zur Kenntnis geben. Sie stammt von einer Seite, die ich zu nennen nicht imstande bin, der aber eine tiefe Autorität zur Beurteilung dieser Dinge innewohnt: eine Autorität, die auf dem russischen Bo den selber gewonnen und au russischen Quellen genährt ist. Unsere Leser felbsr werden au den Worten erkennen, welch ringerem Umfange bestellt, ols voriges Jahr, aber die Qualität der Bestellung hat außerordentlich gelitten: Der Mangel an Männern, on Spannvieh und an künst lichen Düngemitteln sind Faktoren, die mit absoluter Sicherheit voraussehen lassen, dah die Ernte relativ schlecht ausfallen muh, und daß sie selbst unter günstigsten Witterungsbedingungen nicht so ergiebig sein kann wie in Friedenszeiten. Aber sind wir schon mit der vorjährigen Ernte durch gekommen, so dürfen wir mit voller Ge wißheit sagen, daß wir auch da! nächste Jahr nichts zu fürchten haben. DaS Not wendigste wird unS unter allen Umständen zur Verfügung stehen; Beschränkungen werden uns natürlich nicht erspart bleiben, und wir werden nicht murren dürfen, wenn die Anordnungen für die Verteilung der Lebensmittel noch intensiver werden als bisher. Haben wir in den ersten beiden Kriegsjahren fchon so viel vom Durchhal ten gesprochen, ohne daß es bisher eizent lich an den notwendigen Dingen des Le bcns gefehlt hat. fo werden wir jetzt eben zeigen müssen, daß wir unS auch wirklich mit dem begnügen können, was wir haben. Daß wir in absehbarer Zeit wieder mit einer Besserung unserer Ernahrungsver Hältnisse rechnen dürfen, ist die Ueberzeu gung aller Sachverständigen; unsere Pflicht ist eZ. diesen Zeiten ruhig entgegen zuharrcn und das neugeschaffene Kriegs ernährungsamt bei seiner verantwortungs vollen Aufgabe mit allen Kräften zu un terstützen. von Dr. Paul Nohrbach. eine gewichtige Stimme hier vor ihnen das Wort nimmt. i Noch Immer ist bei uns die Meinung verbreitet, daß die natürlichste und beste Politik für da Deutsche Reich die ffreund schast mit Rußland sei. Sie solle, sagt man, in der Vergangenheit die besten Dienste geleistet haben, sie werde auch in Zukunft wieder sich bewähren, wenn nur beide Länder zu ihren alten Ucberlieferun gen zurückkehren wollten, die durch den ge genwärtigcn Krieg unheilvoll, aber keines weg notwendigerweise unterbrochen feien. Zwischen Deutschland und Rußland gebe e keine streitigen Interessen, wohl aber starke wirtschaftliche und politische Ge meinsamkciten. Sie seien auf einander angewiesen, sie müßten und würden sich auch wieder finden. Diese Ansicht ist in allen Teilen falsch. Die Behauptung von der historischen Freundschaft zwischen Rußland und Deutschland ist nicht all eine sentimentale Legende, die mit den offenkundigen Tat fachen der Geschichte in Widerspruch steht. Deutschland und Rußland sind seit den äl testen Zeilen Gegner und Rivalen gewe sen, sie sind e in neuerer Zeit sast mit je dem Jahr mehr geworden und werden eS immer fein, weil zwischen ihnen unver söhnliche Interessengegensätze bestehen, eS fei denn, daß Rußland seinen bisherigen Ueberlieferungen und Zielen in Europa für Immer entsagte oder ihnen zu entsagen gezwungen würde. Ei ist nicht wahr, daß Rußland in der Vergangenheit der Freund Deutschlands gewesen ' sei und Deutschland sich dabei wohl befunden habe. Vielmehr hat die natürliche Entwicklung der deutschen Nation z der ihr gebühren den Stellung in der Welt schon in der Vergangenheit neben Frankreich keinen schlimmeren Feind gehabt als Nußland. Auf Kosten der deutschen Nation ist daS Großfürstentum Moskau zur europäischen Großmacht Rußland! emporgewachsen, in dem eS sich Gebiete aneignete, die früher zu Deutschland oder zum Bereich ocut scher Vormacht gehört hatten und von der Natur dorthin zu gehören bestimmt sind. Von West nach Ost ist nun einmal der Gang der deutschen Geschichte gerichtet. Während im Westen die staatliche Grenze langsam zurückweicht, die Siedlungsgrcnze unverrückt bleibt, schieben sich die eine wie die andere im Osten im Laufe von nicht ganz dreihundert Jahren bis an den Pei pus und die Morawa vor. Ostsee und Wcichselgebiet waren noch um IM unbe strittene Einflußsphären deutscher Kultur, als die deutsche Staatsmacht hier schon zurüzugehcn begonnen hatte. Diesem Zuge nach Osten entsprach ei durchaus, wenn der Große Kurfürst sich um die polnische Königskrone bewarb und Friedrich Wil Helm II. den größeren Teil des späteren Kongreßpolen dem preußischen Staat ein verleibte. Dieser Gang nach Osten ist so natürlich, wie daß das Wasser den Berg hinabfließt und daß ein Körper sich in der Richtung des schwächsten Widerstands aus dehnt, und daß er zum Stillstand kam, war dem Vordringen Rußlands gegen Westen zuzuschreiben. Alle die Länder, auf denen einst die deutsche Machtstellung an der Ostsee beruhte, oder die zur deut schen Einflußsphäre gehörten, hat es sich nach und nach angeeignet, beginnend mit Estland und Livland und endigend mit Polen. Der natürlichen Entfaltung deut scher Bolkskroft schob es einen immer län geren und festeren Riegel vor. Aber somit nicht genug, es hat auch nie aufgehört, nach weiterem Besitz deutsch: Landes zu streben. Nur Unwissenheit oder Leichtsinn kann diese Tatsachen übersehen. Als Peter der Große mit der Eroberung von Estland und Livland an der Ostsee Fuß gefaßt hatte, erkannten die Zcitgenos sen sogleich die Bedrohung, die darin für Preußen lag. Sie fürchteten mit richtigem Instinkt, daß das Erworbene nur 'in An fang, und daß das letzte Ziel die Herrschast über die gesamte Ostseelüste sei. Die Ge schichte hat ihnen recht gegeben. Niemals haben die russischen Herrscher aufgehört, nach Ausdehnung ihres Besitzes an dieser Stelle zu streben, angefangen von Peter dem Großen, der schon an Ostpreußen dachte und nur mit Muhe auS Mecklenburg und Holstein zu vertreiben war, über Eli sabeth, die im Siebenjährigen Krieg Ost Preußen wirklich eroberte und fünf Jahre lang besaß, über Katharina II., die nur widerwillig Friedrich dem Großen in der ersten Teilung Polens den Erwerb von Westpreußcn zugestand, über Alexander I.. der lange schwankte, ob er als ehrlicher Feind sich mit altpreußischem Lande der größer oder als falscher Freund feine Beute in dem eben noch preußisch gewesc nen Polen suchen solle, bis zu Nikolaus I.. der während der deutschen Wirren von 1849 1850 fchon die Pläne für die Er oberung Ostpreußens entwarf. Die Be gehrlichkeit hatte neue Nahrung, seit Volcn zu Rußland gehörte und mit dem Besitz des Landes auch daS geschichtlich und geo graphisch begründete Streben der Polen nach der preußischen Küste, nach der Weichselmündung und nach der Verein! gung mit den Volksgenossen in Posen und Schlesien auf Rußland sich vererbte. Die Gefahr, die hier von einer Vermählung großpolnischer Träume mit russischem Er oberungsdrang für PreußenDeutschlanv drohte, hat niemand klarer erkannt, als Bismarck, der noch in seinen letzten Le benstagen sorgenvoll mahnte, über der Wacht am Rhein die nicht minder wichtige Wacht an der Weichsel nicht zu vergesse. So waren es nur alte Wünsche und Pläne, die in Erfüllung gehen sollten, al Großfürst Nikolai Nikolaiewit cy im August 1914 Ostpreußen zu erobern und als russisches Gouvernement zu verwalten begann, wahrend er gleichzeitig den Polen mit Autonomie und Erfüllung ihrer natio nalen Hoffnungen winkte. Die blutigen1 Striche, die er auf der Karte Deutschland zu ziehen unternahm, waren von der rus fischen Politik feit 200 Jahren alt blinde Linien dorgczeichnet worden. - Daß diese der natürlichen deutschen Ausbreitung so entgegengesetzte, nach deut schem Besitz lüsterne Reich der Erhebung Deutschlands vom geographischen Begriff zur Großmacht günstig gewesen sein sollte, wird niemand erwarten. ES gibt in der Tat keinen verhängnisvolleren Irrtum, all die verbreitete Vorstellung, Deutsch landS Einigung habe sich gleichsam unter dem Schutz und dank der wohlwollenden Unterstützung deS großen Gönner! an der Neva vollzogen. Nichts war der russischen Machtentfaltung willkommener als der Zwiespalt und die Zersplitterung, die in Deutschland herrschten. Oesterreich vnd Preußen gegeneinander auszuspielen, war schon die Politik Katharina II., durch die sie selbst in Deutschland glaubte herrschen zu können. Wie ihr Enkel Nikolaus I. in den Tagen von Warschau und Olmük (1850) diese System betätigk hat, weih jedermann. Damals ist. mit Bismarck zu reden, durch Rußland selbst da! Saldo an Dankbarkeit gelöscht worden, da! Ruß land noch von den Befreiungskriegen her für seine BundeShilfe, im preußischen Konto hatte. In Olmütz trat Kaiser Ni kolau auf die Seite Oesterreichs gegen Preußen und zerstörte damit die deut schen Einigungspläne Friedrich Wilhelms IV. Auch der Krieg von 1866, der die deutsche Einheit begründete, hat Rußland mit feinen Sympathien auf der Seite Oesterreichs gefunden, und nicht an den Russen hat eö gelegen, daß Preußen nicht durch einen europäischen Kongreß um die Früchte seines Sieges gebracht wurde. Endlich die Neutralität während de deutfch-sranzösischen Kriegs. . Sie war kein Liebesdienst, noch weniger eine Wohl tat. sondern ein. Geschäft: die Nicderwer, fung Frankreichs, die von den deutschen Waffen besorgt wurde, befreite Rußlands Orientpolitik von der Fessel, die ihr Frankreich im Bunde mit England im Knmkriege auferlegt hatte. Aber noch ein größeres Geschäft hofften die russischen Staatsmänner gemeinsam mit dem neuen deutschen Reich machen zu können: die Zerstörung Oesterreich-Un garns. Als im Jahre 1876 die darauf bezugliche Anfrage an Bismarck erging, wurde ein tiefer Interessengegensatz offne bar, der von nun ab bis in unsere Tage beide Länder entzweit und im Sommer 1014 zum Krieg geführt hat. Deutschland kann aus Gründen des europäischen Gleichgewichts die Vernichtung Oester rcich-Ungarn als einer selbständigen Großmacht nicht zugeben, Rußland aber muß sie aus Gründen der inneren wie der äußeren nationalen Politik erstreben. Es muß, solange es die Herrschaft Über die Ukraine zu behaupten vorhat, nach der Eroberung von Ostgalizien trachten, und es kann auf dem Wege, der es nach Kon siantinopel führen soll, die Hindernisse nicht dulden, die ihm von der selbständigen Balkanpolitik einer österreichischungari schen Großmacht in den Weg gelegt wer den. Der. stärkste Trieb, den die russische Auslandspolitik kennt, ist das Streben nach dem Besitz von Konstantinopel. Ur sprünglich von kirchlichen Ideen genährt, dann vorwiegend als Maßregel des mili tärischen Selbstschutzes gedacht, ist es in neuester Zeit mehr und mehr zu einer Forderung wirtschaftspolitischer Art und damit zu einer gebieterischen Notwendigkeit geworden. Katharina II. appellierte ledig lich an national-kirchliche Hoffnungen, als sie die Eroberung der türkischen Hauptstadt ins Auge faßte und ihren zweiten Enkel, Konstantin, als künftigen Kaiser der Grie chen griechisch erziehen ließ. Nikolaus I. begnügte sich damit, eine Art ftillschwei gendcs Protektorat über den Sultan und vertragsmäßiger Verpflichtungen die Meerengen für fremde Kriegsschiffe ge schlossen und damit die südrussischen Kü stcn gegen jeden Angriff geschützt zu schen. (Bündnis von Hunkiar Jskelessi 1833. Meerengcnvertrag 1841). Heute kann das nicht mehr genügen. Denn seit die füd russische Landwirtschaft sich so entwickelt hat. daß ihre Ausfuhr das Rückgrat der russischen Volkswertschaft bildet und die Finanzen des Reichs wie der Stand seiner Valuta von dem Absatz deS füdrussischen Weizens auf dem Weltmarkt abhängen, seitdem ist es für Rußland ein zwinzend!s Bedürfnis, die Schlüssel zu den südlichen Pforten feines Reiches in eigene Hand zu nehmen. Es bedeutet jetzt für Rußland eine Lebensfrage, nicht daß diefe Pforten für feindlichen Einfall geschlossen sind, sondern daß sie für die eigene Ausfuhr jederzeit offen bleiben. Sind die Beweg gründe für das Streben nach Konstanil nopel andere geworden, so haben auch die Parteien gewechselt, die den Ruf am lau testen erhoben. Früher waren es die kirchlich-nationalen Altrussen, die auf ihre Fahne die Losung schrieben, auf der Ha gia Sofia müsse der Halbmond dem Kreuze weichen. Diese Kreise waren e!, die 1877 Alexander II. gedrängt hatten, der Türkei den Krieg zu erklären. Die Kriegstreiber von damals hießen Aksakow und Katkow. Heute ist Konstantinopel vie Forderung der Liberalen, die Rußland zu einem freien aufgeklärten, parlamentarisch regierten Staate machen wollen. Die flammendste Rede über Konstantinopel, daS nationale Kriegsziel", hielt im Feb ruar 1915 rn der Duma der Führer der konstitutionellen Demokraten, der europä isch gebildete ProseZlor Uliiliukow. sollte diese Richtung einst in Rußland zur Macht gelangen, sie würde den Kampf um den Besitz der Meerengen nur noch ent schlössen führen, als früher der bureau kratische Absolutismus. ' In Konstantinopel ireuzen lich ruiniche und deutsche Jntercssenpolitik. Deutsch land darf niemals zugeben, daß Rußland diese Stadt in feinen Besitz bringe. Nicht Lngcische Jeutschenverjolgung in Mederländijch-Zndien. Haag. 27. Mai. In letzter Zeit mehren sich die Beispiele, daß die Engländer in Niederländisch.Jndien mit geradezu un glaublicher Willkür vorgehen. Wo sie nu, irgend können, suchen sie alle Faden de! deutschen Handel abzuschneiden. Schon vor einigen Monaten wurden holländische Tabakfirmen auf Deli. an de nen englisches Geld beteiligt ist. aufgcfor dert. ihre deutschen Angestellten zu entlas sen. Kurz darauf meldeten holländisch indische Blätter, daß Deutsche, die mit holländischen Postdampfern von einer In sel Holländisch'Jndien nach der anderen gefahren feien, an Bord dieser Schiffe fest genommen wurden. Der Leiter dieser Or gcmisation scheint der englische Konsul in !?atavia zu sein, da die Kommandanten der englischen Kriegsschiffe genau über die Anwesenheit von Deutschen on Bord der holländischen Schiffe orientiert sind und die englischen Behörden sogar ein Album mit Photographien aller in Holländisch Indien wohnenden Deutschen besitzen. Weite Meldungen auS Holländisch Jndi n besagen, daß die Post von hollän dischen Schiffen heruntergeholt wird und häufig Briefe auS den Kolonien in Hol land ankommen mit dem Vermerk: Opened by the Censor". Holländischen Firmen, die deutsche Häuser vertreten, wurde feit längerer Zeit jeglicher Tele grammverkchr mit dem Auslande abge sperrt, und Briefe solcher Firmen Versal len mit tödlicher Sicherheit der englischen Beschlagnahme. An allen Handelsplätzen der holländischen Kolonien wimmelt eS von englischen Zollbeamten und Handels spionen. Vor einiger Zeit wäre ein Hol länder aus alter bekannter nieberländi scher Familie in Deal beinahe von Bord eine aus Indien zurückkehrenden hovStt dischen Dampfers geholt worden, weil er im Dienste einer deutschen Firma stand. Erst nachdem die englischen Behörden eine sehr eingehende Untersuchung seiner ge samten Habe vorgenommen hatten, und erst nach heftigen Protesten wurde er end lich freigelassen. In der Annahme, daß die Auslands deutschen die Verbindung des deutschen Handels mit dem Auslande aufrechterhal ten, versuchen die englischen Behörden jetzt auch, rein holländische Firmen zu zwingen, ihre deutschen Angestellten zu entlassen. Das geschieht direkt oder indirekt auf entsprechenden Druck der Konsuln der Verbündeten in Batavia. Der erste Schritt nach dieser Richtung hin wurde bei der holländischen Firma Mirandolle, Voute u. Co. unternommen, die in einer ihrer Filialen in Nakassen einen deutschen Angestellten beschäftigte. Man sprach der Firma deshalb ihren neutrakn Charakter ab und setzt sie auf die schwarze Liste, bis schließlich der deutsche Angestellte entlassen wurde. Die Firma Gysclmann u. ,Strub, die man nicht direkt zu fassen vermochte, wurde durch die Drohung, daß ihre Ver bindung mit einer englischen Maklerfirma abgebrochen werden würde, gezwungen, ebenfalls deutsche Angestellte zu entlassen. Der technischen Firma Verhoop u. Becker In Soerabaya wurde das Abschneiden jeg licher Zufuhren von Rohstoffen in Aus sicht gestellt, wenn sie den englischen Wlln schen nicht nachkommen werde. Aber nicht nur kleinere Firmen werden in dieser Weise terrorisiert. Die Engländer versu nur auS allgemeinen Erwägungen des europäischen Gleichgewichts, die schon Friedrich dem Großen auf die Frage, warum er den Russen Konstantinopel nicht gönne, antworten ließen: Weil sie dann andern Tags in Königsberg stün den" und die ebenso Napoleon I. den Ausruf entlockten: Konstantinopel den Russen niemals: das wäre die Weltherr schaft!" Auch nicht nur, weil Oesterreich Ungarn von einer auf den Besitz von Konstantinopel gegründeten russischen Vormacht über die Balkanstaaten erdrückt werden würde. Die Zeiten sind vorüber, wo Bismarck es einen Vorteil der deut schen Politik nennen konnte, daß sie keine direkten orientalischen Interessen habe. Wir haben sie längst, große, lebenswich tige Interessen. Wir haben ein Interesse daran, daß in der noch unerschlossen, wirtschaftlich fo entwicklungsreichen, für die Versorgung unserer Volkswirtschaft mit wichtigen Rohstoffen wie Baumwolle, Wolle und Petroleum so wertvollen Ge bieten Vorderasiens die Türe für deutsches Kapital, deutsche Arbeit und deutschen Handel offen bliebe. Rußland, in Kon stantinopel herrschend, könnte und würde diese Tür sofort zuwerfen. Wir haben weiter ein Interesse daran, daß in Vor derasicn eine unabhängige Macht bestehen bleibe, durch die wir imstande sind, aus das britische Weltreich dort, wo es am empfindlichsten ist, an der Grenze von Indien und Aegyptcn, einen Druck aus zuüben. Wie ein Alp lastet England durch seine geographische Lage auf unserer Küste. Gelingt es unS nicht, eine Stelle zu finden, von der aus wir unsererseits eine Bedrohung britischer Lebensinteref sen ins Werk setzen können, so sind wir zu stetem Nachteil gegenüber England verur teilt. Die einzige Stelle, wo der erfolg reiche Ausgleich möglich ist, ist Vorder asien, und das Mittel ist das Bündnis mit der Türkei, die bei der Verteidigung ihrer syrisch-arabischen Provinzen gegen die britischen Erobcrungspläne in natür licher Interessengemeinschaft mit uns steht, während ihre Interessen sich sonst mit den unseren nirgends schneiden. Da rum ,st d Erhaltung und Stärkung des türkischen Reichs, die Deutschland sich seit einem Menschenalter angelegen sein läßt. heute mehr als ze ein unverrückbarer Grundsatz der deutschen Politik. So pa radox es klingt, eS ist doch nur die ein sacht Wahrheit: auch England bekämpfen wir wirksam, indem wir Rußland hin dern von Konstantinopel Besitz zu ergrci- fen. D Probe auf dieses Exempel hat England selbst vor den Augen der ganzen Welt gemacht, indem es den Russen nicht nur Konstantinopel preisgab, sondern es sogar für sie zu erobern unternahm. chen auch bei der Niedersälidisch.Jndischen Handelsbank und der Niederländischen Handelsgesellschaft ihre Forderungen durchzudrücken. Es ist bemerkenswert, dah die offen! liche Meinung In Niederländifch'Jndien gegen ein derartige Verfahren nicht Ein jpruch erhebt. Die erklärt sich daraus, daß einerseits die Stimmung in Nieder ländisch-Jndien im allgemeinen ziemlich deutschfeindlich ist, da die holländische kolo niale Presse nur von englischen Nachrich tenbüroS bedient wird, und andererseits, weil man vor weiteren Machenschaften der Engländer Angst hat und es deshalb vor zieht, zu allem zu schweigen. Trotzdem fand vor kurzem eine Einspruchsversamm lung gegen die englischen Umtriebe in Ba tavia statt. Diese Versammlung hat of fenbar den holländischen Behörden allerlei zu schaffen gemacht, denn der holländische Resident hatte vorgeschrieben, dah Unter tanen der Kriegführenden der Versamm lung nicht beiwohnen dürften, und ferner ersucht, sich nur mit der größtmöglichen Vorsicht über die fremden Mächte auszu drücken. Außerdem schickte der Resident noch zwei Polizeibeamte, die sich rechts und links neben dem Versammlungsleiter auf stellten. Die Versammlung nahm dann einen Entschluß an, in einem srcundschaft lich gehaltenen Briefe an den englischen Konsul diesen zu bitten, gegenüber den deutschen- Mitbürgern In Holländischen dien, nicht. so. hart aufbieten. . Man hätte annehmen können, dah der freihcitslie bende, Holländer in etwas entschiedenerer Weise seinem Willen, im eigenen Hause Herr zu bleiben, Ausdruck gegeben hätte, meint daS holländische Blatt Toekomst", dem wir den größten Teil dieser Ausfüh rungen 'entnehmen. Wenn die Holländer noch weiterhin den Willen haben, ihre ei nen Rechte- auszuüben, sagt daS Blatt, so dürfte nur eins übrig bleiben, nämlich Vergeltungsmaßregeln zu ergreifen und alle englischen Angestellten holländischer Firmen zu entlassen. Im Sterte", da die belgische Re gierung in Le Havre erscheinen läßt, war in der Nummer vom 4. Mai solgenoe An sprach de Ministers sür Landwirtschaft und öffentliche Arbeiten, Helleputte, zu lesen: . . . . Nachdem sie unsere Denk mäler, unsere Städte zerstört haben, trei bcn diese Räuber ihren Haß so weit, daß sie dieselben wiederherstellen wollen! Nein, niemals sie, sondern wir werden ausbauen, denn wir allein können den neuen Stei en die alte künstlerische belgische Seele einhauchen, welche die früheren Meister werke geschaffen hat." Ja. ja, diese deutschen Räuber und Aufbauer! Die Gazette de Hollande veröffent licht einen umfangreichen Artikel über einen neuen Roman von E. Stilgebauer, worin Belgien verherrlicht und das deut 'sche Heer beschimpft wird. Erst vor Iur' zem hatte demselben Schriftsteller ein Auf satz im Amsterdammer von ähnlicher Ten denz kräftiges Lob der' englischen und französischen Presse eingetragen. Es kam, also kein Zweifel bestehen, dah Stilgebauer sich zu einem Liebling der Verbandspresse entwickelt. Edle Frauen sind Seele mehr, denn Weib. Wenn daS glückte, so hätte daS Deutsche Reich allerdings einen tätlichen Streich erhalten. Es ist nicht geglückt, aber es darj auch in Zukunft nicht glücken, ja eS darf gar nicht wieder versucht werden. Aehnlich liegen jetzt die Dinge an der Ostsee. Es ist genug bekannt geworden von Verhandlungen zwischen England und Rußland über die künftigen Handels beziehungen beider Länder nach dem Kriege, um zu erraten, um was es sich handelt: um den Plan, den deutschen Handel und die deutsche Industrie vom russischen Markt auszuschließen und an ihrer Stelle England eine Art von Mo nopol zu verschaffen. Noch wehrt sich die russische Landwirtschaft dagegen, die au,' den Verkehr mit Deutschland angewiesen war. Daß sie sich wird fügen müssen, ist kaum zu bezweifeln. Voraussetzung dafür ist, daß Rußland seine Machtstellung an d Ostsee behält. Wird sie ihm entrissen, so ist der englische Plan, Deutschland wirtschaftlich dauernd einzuschnüren, auch an dieser Stelle gescheitert. Dann läßt der Spieß sich umkehrn, dann hängt es vom Belieben Deutschlands ab, ob und wieviel Geschäfte England künftig noch in Ruß land wird machen dürfen. Also auch hier ist es nicht anders: wir treffen England am wirksamsten, wenn wir Rußland schlagen. Die deutsche Politik hat lange, vielleicht zu lange, an den überlieferten guten Be Ziehungen zu Rußland festgehalten und ihm vieles, viel zu vieles, zum Opfer ge bracht. Ungeheure Kapitalien an nat'?na len Werten und Jntersseen, die noch von alten Zeiten her im neuen russischen Machtgebiet steckten, sind abgeschrieben worden, immer in der Erwartung, deß eS möglich sein werde, um solchen Preis Frieden und Freundschaft mit dem Nach bar im Osten zu erhalten. Es war um sonst. Schon Bismarck hat in seinen spä teren Jahren erkannt, dah dem Verhält nis die Gegenseitigkeit fehlte. Er sah be reits den Tag der Abrechnung kommen, und für ihn gab er die Losung au: .Wir Deutsche fürchten Gott, sonst nichts in der Welt!" die Friedensliebe und Langmut Kaiser Wilhelms II. hat e! ver standen, diesen Tag länger hinauszuschie ben. als man' hoffen durfte. Zun ist er doch gekommen, nun gilt es, die Ädrech nung zu vollziehen, enischlossen und rücksichtslos bis zum letzten, fr!t die Kräfte reichen. Es gilt, d!? Mkenheit zu nutzen, alten Besitz Uutfy.t Xcttai, der in bösen Zeiten derlo'.en gi:ig, w!dn zugeminnen, die dtsche Sukunit sicher zustellen ggcn ihrm g-ccte, und geskiir liqsten Feis'.d und ihr die Bakim, daa ernd zu öffnen, d !h bar Karat und Gcsch'chie gekotssen find, X