Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 08, 1916, Image 7

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Dös Häusel möcht' amal frisch
aufgeputzt werden!" sagte Frau
Stemmüller zu ihrem Mann, der,
die Hände in den Hosentaschen, die
kurze Pfeife, welcher ein unheimlich
duftender Qualm entstieg, zwischen
den Zähnen, auf dem Hofe seines
kleinen Anwesens stand.
.Freili! Freili! Möcht' schon",
bestätigte er nach einer beträchtlichen
Weile.
.Der Zaun ist auch hin!" nahm
sie oas Gespräch wieder auf, der
fallt beim nächsten Sturm zusam
mtn."
Freili. freili, hin ist er!" sagte ihr
Mann.
Nach einer Pause, während welcher
er seine anstrengende Beschäftigung
richt unterbrochen hatte, begann sie
wieder:
Wenn wir noch a Sau hätten,
wär'ö auch besser!" Und seine Ant
wort lautete:
Freili, freili!" dann spuckte er ge
räuschooll aus, klopfte den braunen
Saft aus oem Pfeifenrohr und wollte
den Hof verlassen. Aber feine Frau
trat ihm in den Weg. '
Mann, i hab' mit dir z'.reden.
Und ohneweitereS schob sie ihn in
die Haustür, aus welcher der Duft
von kochenden Kartoffeln kam.
Selnmiiller vergaß ganz, feint
Pfeife anzubrenni, außerdem stand
sein Mund die ganze Zeit über, als
seine Frau auf ihn einsprach, offen
und wäre die Pfeife doch nur her
ausgefallen.
.Tuifele! Tuifele!" brummte er.
als sie geendet hatte, und kratzte
seinen Kopf, .du Sakermentsch
weibl"
.Na. hab' i recht oder nöt?"
drängte sie. .Du bist allmeilan
erzfauler Hallodri und wann wir
nöt g'scheint sind, kumm' m'r z'
nix!"
Und sie wandte noch einmal ihre
ganze umfangreiche Beredtsamkeit
auf, um ihren Ehenann für ihren
Plan zu gewinnen, bis dieser endlich
nach seinem färb und formlosen
Hut langte und mit den Worten:
Hast eh recht!" nach dem Wirtshaus
ging.
Dort war der Saal zum Bersten
voll. ES roch nach Erde und schlech
tem Knaster und der auf dem Po
dium Bortragende schu durch meh
rere Rauchschichten in drei oder vier
Teile getrennt. Steinmüller nahm in
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einer Ecke Platz. Er war nicht son
derlich beliebt im Dorse und hatte
deshalb wenig Freunde. Das störte
ihn ober durchaus nicht. Der Vor
trag war die Fortsetzung eines vor
angegangenen und lautete über Hyp
nose, und der Redner, der reichste
Mann im Dorfe, ein Städter, der
sich aut Liebe zum Landleben hier
in HintereberLbach angesiedelt hatte
und nun mit Leib und Seele an der
Hebung der Allgemeinbildung feiner
Mitdörfler arbeitete, erzählte von den
Wundern der Hypnose, während die
Bauern sich verschmitzt lächelnd an
sahen. Den Schwindel glaubten sie
schon lange nicht! Daß eiizer ihnen
sagen könnte: Du bist ein Hund!
und man sich dann als Hund betra
ge! Lächerlich.
Der Bortragende sah mit Mißver
zniigen, daß seine Worte keinen
Llauben fanden.
Aber er hatte ja noch seine großen
Kanonen in Reserve: Praktische De
monstration! Er ersuchte nun einige
Herren, zu ihm hinauf zu kommen,
damit er mit ihnen ezperimentieren
könne. Aber seine dringenden Bit
ten fanden nur taube Ohren. Man
sah sich nur verlegen an oder lachte
gar laut.
Da stand plötzlich Steinmüller
auf und ging mit schweren Schrit
ten vor.
Sofort klärte sich das Gesicht des
ManneS auf dem Podium auf und
er Tief: DaS ist recht, Herr Stein
miillet! Zeigen Sie. daß Sie Mut
haben!"
Steinmüller grinste, während sich
aller Augen auf ihn richteten, und
wandte sich der Tür, welche links vom
Podium war, zu.
.Kommen Sie nur hier herauf!
Hier ist die Stiege!" schrie der Red'
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Modernes Wohnhaus im Kolonialstil.
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werk 9 Fuß. oberes 8 Fuß hoch. Baukosten ohne Wasserleitung und Hei
zungsanlage i.5,4.00.
CÜffS!
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.Nua!" entgegnete Steinmüller
und schüttelte bedächtig den Kopf un
ter brausendem Gelächter: .I wollt'
nur amal austreten." Dann fuhr
er fort: .Die Beschicht' is mir zu
g'fährli. I tät' ja machen, dem
Herrn Pinkert zu G'fallen; aber
wer sorgt für mei' Frau, wenn i
stirb?"
Pinkert, der Redner, gab sein hei
liges Versprechen, daß daS Experi
mene gänzlich harmlos fei und daß
er trotzdem, falls irgend welche Nach
teile aus der Sache entstünden, für
jeden Schaden aufkommen würde.
Steinmüller kratzte sich. Dann
wandte er sich dem Publikum zu und
sagte: Ihr habt's g'hort! Wann
mir .'was g'schicht. zahlt 'r." Dabei
deutete er mit dem Daumen über dii
Achsel auf Pinkert.
Nun hätten ja alle gar zu gern c
etwas Merkwürdiges wie Hypnose gk
sehen, weshalb man ihn eifrig zurk
bete, bis er schließlich auch auf den,
Stuhl Plad nabm.
, Ehe Ptnkert jedoch begann mußte
'kr noch die leise Bemerkung hören:
.Bal'S aber weh tut. hau e Jhna
ane abi!" worauf er nur beruhigend
nickte und beschloß, in nnbetrach!
der riesigen Händ: deö Mediums, von
schmerzhaften Proben, wie Nadelste
chen, usw., abzusehen.
' Steinmüller schlief überraschend
schnell ein und bereitete nun dem Au
ditorium das größte Gaudium. Er
trank Schnaps auS einer Gurke,
hielt den Stuhl für ein hübsches
Mädel, daö ,r küssen wollte, aß eine
rohe Kartoffel a'.s Erdbeere, kurz tat
alles was ihm der Hypnotiseur be
fahl. Zum Schluß rief Pinkert ihm
,u: .Du bist jetzt ein Hahn
krähe!! "
Und Steinmüller machte Bewe
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klaMe mit den Armen und krähte,
daß die Wände fast zusammenfielen.
Die Anwesenden wälzten sich vor
Lachen und Pinterts Skolz über sei
nen Erfolg wuchs sichtlich.
Dann wollte er ihn wieder auf
wecken. Aber wie er auch strich, blies
und stieß Steinmüller krähte wei
ter! Pinkert war verzweifelt und
schwitzte vor Angst! Erschrocken stan
den die Bauern und sahen zu. Dann
drückten sie sich scheu, bis auf einige
Beherzte, die Pinkert behilflich wa
ren, den krähenden und glucksenden
Steinmüller nach seiner Behausung
zu transportiern!.
DaS war abör nicht so leicht. Der
Hahn sträubte sich gewaltig und hack
te um sich. Und immer das Krä
hen!
Den Jammer der armen Frau, die
vor einigen Stunden ihren kerngesun
den Ehemann gehen sah und ihn nun
als Hahn ins Haus gebracht fand, zu
beschreiben, ist ganz unmöglich. Und
als sie gar hörte, daß Pinkert der
Quell des Uebels fei. da konnte man
sie nur mit Gewalt abhalten, über
ihn herzufallen. . ,
Pinkert schlief begreiflicherweise
die ganze Nacht nicht. Und am
nächsten Morgen schon erhielt er den
Besuch der Frau Steinmüller, die
ihm begreiflich machte, daß ein Hahn
die Familie nicht ernähren könne
und daß sie . Aber Pinkert ver
stand sofort und gab ihr 20 Kro
nen. damit sie Brot für die Familie
und Weizen für den Hahn kaufen
konnte.
Noch nie waren so viele Besucher
zu Steinmüller gekommen. Der Be
such riß nicht ab und alle bestätigten,
daß der arme Mann verhext sei. Das
Krähen wurde immer schöner, da er
nach und nach den richtigen Ton erst
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Pinkert machte natürlich noch meh
rere fruchtlose Versuche, Steinmüller
aus seiner entsetzlichen Hypnose zu
wecken. Er war ganz tiefsinnig ge
ord?n und hielt mit Mühe Frau
Steinmüller ab, daß sie in der
Stadt zum Richter lief. Er sah sich
,m Geiste schon im Zuchthaus rnd
bai wollte er doch möglichst vermei
zen.
AIS nach sieben Tagen noch immer
'eine Aenderung eingetreten war und
Frau Steinmüller fix und fertig an
zezogen bei ihm erschien und ihm
vie Mitteilung machte, daß sie ihn
unbedingt verklagen würde, verlegte
:r sich aufs Pa-lamentieren. Und
,'chließlich kamen sie überein, daß er
.hr 1000 Kronen bar zahlte, wo für
Iie sich verpflichtete, keine weiteren
Ansprüche zu stellen und für den
Hahn zu sorgen bis an fein Ende.
Er atmete erleichtert auf, als sie
zegangen war.
Unbezahlbar war aber fein Ge
ficht, als. eine Stunde später Stein
Müller pfeifend an feinem Hause vor
iiberging. Er rief ihn sofort heran
ind fragte ihn, wie er sich fühle:
O, so quitt quasi", schmun
leite er. Wie i so in mei' Hof
zach , G'würm , scharrte, kommt mez
Weib zur 2üt eint und hält an
Tausender hin und schreit: Put!
,ut! Wie e dös seh, reißt'S mi da
nisch, gibt m'r an Rucker und aus
var's! Wie i wieder zu mir
!omm, steht mei Weib da und halt
immer no den Tausender! Und
,'chau'n S' Herr Pinkert: dös ver
,eß i Jhna nimmer! Nur Ihr Tau
,'ender hat's dermacht, sunst'n wär
! mei Lebtag a steirischer Kapaun
blieb'."
Lachte und ging. Pinkert sah ihm
lange nachdenklich nach.
Das Häusel ist jetzt repariert, der
Zaun ist erneuert und eine Sau ha
oen Steinmüllerk jetzt auch. .
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