ii-stms-jti Täglich, Cmofja Tribune il l li ! rn, Oesterreich und Italien vor 50Ial)ren. Die österreichische Offensive g,'gen Jta. kien ist in ollem Wange. Am VI Mai eröffnete die k. u. k. Artillerie aus vielen hundert Geschiitzen aller Kaliber gegen die feindlichen Stellungen auf dem Armenier Bergrücken im Suganer Tal, aus den Höhen östlich .und siid lich der Hochebenen von Folgareit und Lafraun, auf der Zugna Toria südlich don Roveredo ein vernichtendes Feuer und bereitete den Sturm der Infanterie vor. Am nächsten und am folgenden Tage wur den die sturmreif gewordenen Höhen mit dem Bajonett genommen, wurde die seit Beginn des Krieges auf tirolischem Boden aufgebaute eiserne Bkauer an ihren drei stärksten Stellen durchbrochen. Wie die Deutschen bei Berdun, so haben die Oester reicher an der Tiroler Grenze den Stier bei den Hörnern gepackt und ihn da ange rissen, wo er am stärksten ist. Am 23. Mai, dem Jahrestage der italienischen Kriegserklärung, standen sie bereits an verschiedenen Punkten auf italienischem Gebiete. Und seither sind sie unaufhalt sam weiter vorgedrungen, haben sie den Gegner mit wuchtigen Schlägen der Po Ebene zugetrieben, auf deren fruchtbaren Feldern in einem letzten heißen Ringen die Entscheidung fallen wird, wie sie vor fünfzig Jahren im letzten Kriege zwischen Oesterreich und Italien gefallen ist. Wie vor fünfzig Jahren! Wir haben im Sturm und Drang des Bölkerringen ganz darauf vergessen, daß das goldene Jubiläum des Krieges von 18C6 fällig ist. Des Krieges, der ein neues Deutschland, ein neue? Italien und ein neue? Oester reich geschaffen hat. Jawohl, ein neue Oesterreich. Heute, ein halbes Jahrhun dert nach Königgrätz. gibt eS in der Dop pelmonarchie keinen einzigen verständigen Patrioten mehr, der eS bedauert, dah Bis marck damals Recht behielt, und der Kampf um die Vorherrschaft in Deutsch land zu Preußens Gunsten entschieden wurde. Wohl hat eö lange gedauert, bis man sich mit dem Gedanken vertraut machte, daß Oesterreichs Wege die Wege Deutschlands nicht mehr kreuzen, wohl aber ihnen parallel laufen sollen, daß dem Donaureiche eine neue Aufgabt gesetzt wurde, zu deren Lösung eS seiner ganzen Kraft bedürfte. Die Ereignisse von 1866 sind Oesterreich zum Heil ausgeschlagen. DaS neue Oesterreich hat in den zwei "infam s'it dem Verbrechen von Sara jevo die ihm aufgezwungene Kraftprobe glänzend bestanden uns alle Piopyezeiun gen von Niedergang und Zusammenbruch zu schänden gemacht. Die durch die inne ren Zmistigieiten und Reibungen während der letzten fünfzig Jahre verursachten Risse und Spalten im Staatskörper sind drcb dn! an drei Fronten aesloffene Blut österreichischer und ungarischer Soldaten ausgefüllt worden, und dieses Biul seiner Heldensöhne kittet die Bestandteile des alten Reiches fester und inniger aneman der, als fiuatSmännifche Kunst, gemein same Sprache und gleiche Volkswirtschaft liehe Interessen eS zu tun vermöchten. Au! dem Weltkriege wird Oesterreich als Sie ger nicht nur über seine Feinde, sondern auch über alle!, waS im eigenen Hause faul und schlecht war. hervorgehen. Und nicht so bald werden hämische Neider und ländergierige Nachbarn eS wieder wagen, den stolzen Doppeladler in feinem Felsen horst zu belästigen. An den von il.m emp fnnamtn Scknabelbieben und an den Schlägen feiner mächtigen Fittiche und Fange durste daö Raubzeug m Suden uns Osten für lange Zeit genug haben. Und für noch längere Zeit wird der falschen wälschen Katze die Lust vergangen sein, dem Doppelaar auf den Rücken zu sprin gen. ftiir Italien bedeutet dieser Weltkrieg den schmachvollen Zusammenbruch des Gebäudes, an dem kluge Estaatsmanner und ein opferwilliges Bolk seit dem Wie nr Kanarek, also seit bundert Jahren. unermüdlich und mit bewundernswerter Zähigkeit gebaut haben. In unvegrelsn cher Verblendung wich die Regierung von der bewährten Politik Crispis ab, der nur zu gut wußte daß daS junge König reich, wollte es seine Absichten auf Ge bietöerwcrb in Nordafrika und auf Be festigung und Erweiterung seiner Macht sphäre an den Gestaden des Mittelmeeres der Verwirklichung näher bringen, sich einen Rückhalt bei uninteressierten Groß mächten, also bei Deutschland und Oesterreich, sichern mußte. Was hätte auch Italien von Frankreich erwarten sollen, dz ibm das bcikbeaebrte Tunis vor der Nase wegschnappte, was von England. das sich in Acgypten sestlcjte. was von Rußland, dessen Sinnen und Trachten Knn ifhn aus die Strafte der Dardanellen gerichtet ist. Als Mitglied des Dreibundes konnte Italien ohne tfuichi vor iremoer Einmischung seinen Abenteuern in Eryth rän nd Trivolis nachgeben, ia es hätte sogar ohne einen Schwertstreich einen Teil seiner nationalen Aspirationen befriedigen können, wenn es den bewähr hn ftrmnhen tu geblieben, oder wenig stens ihnen nicht in den Rücken gefallen wäre. Dem schönen Traum von der Wie deraufrichtung deS alten Römerrciches ird in Kürze ein schreckliches Erwachen folgen. Das italienische Volk wird zur Erkenntnis kommen, daß es auf das falsche Pferd gewettet und das gerade Äegenteil von dem getan hat. was es hätte tun sollen Die Errungenschaften ?ines Jahrhunderts sind durch die weder läge in diesem Kriege, wenn auch nicht rmififet. so dock, in mancher Hinsicht ertlos gemacht worden, und Italien steht zeute. ganz abgesehen von der Einvune an Prestige bei Freund und Feind, politisch and materiell auf viel schwächeren Füßen, ils je zuvor. Der kriegerische Papst Julius H. hat ,or 40 Jahren die Richtlinien der pan italienischen Politik in dem Ausspruch niedergelegt: Jtalia ab ezteris liberan ia." Nur zu gut wußte der kluge Ponti tr knk hns in dukende von Fürsten iümern und Republiken zersplitterte Land zur dann zu einem einheitlichen taatt von Nudolf Amort. Wesen zusammengeschweißt werden könne, wenn ihm Hilfe von außen käme. Der große Staatsmann Eavour und manche seiner Nachfolger handelten noch der ju lianischen Maxime und sind nicht schlecht dabei gefahren. Ohne die Mitwirkung Frankreichs gäbe eS heute noch kein eini ges Italien. Aber den Heißspornen unter den italienischen Achtundvierzigern stiegen die errungenen kleinen Erfolge zu Kops, sie wollten au sich selbst frei werden, ganz allein mit den Gegnern den Kampf aufnehmen, und so 'prägten sie die stolze Parole: Jtalia faril da sS!" Diese vier Worte, von theatralischen Rednern in eine leicht zu begeisternde Menge geschleudert, verfehlten ihre Wirkung nie. Der Errei chung bei vorgesteckten Zieles waren sie jedoch häufiger hindernd als fördernd, und Cavour hielt ei lieber mit Papst Julius Maxime. Er sicherte sich Frank ichs Beistand zum Kriege gegen Oester reich im Jahre 1859, und sieben Jahre später handelte Lamarmora noch dcmsel ben Grundsatz, als er mit Preußen ein Bündnis schloß und sich nach Frankreich hin den Rücken deckte. Allerdings unter lief dabei ein kleiner Rechenfehler. Man vertraute mehr auf die Phrase Jtalia sarä da sS". als auf die tatkräftige Mit arbeit eine! Freundes, und die Folge war, daß Italien im Jahre 1866 zu Wasser und zu Land von Oesterreich ausS Haupt geschlagen wurde. Auf sich selber ange wiesen, hat die italienische Armee nie her vorragendes geleistet. Den Krieg von 1859 gewannen die Franzosen, 1866 wurden die Italiener nicht nur bet (ju stozza, sondern auch in Südtirol zurück geworfen, in 1895 und 1806 erlitten ie im Kriege gegen die halbwilden Abcssi nier zwei gepfefferte Niederlagen, und im Türkenkricge 191112. resp, der Ezpevi tion gegen Tripolis, standen die erzielten Resultate außer allem Verhältnis zu den gewaltigen Opfern an Gut und Blut. Daß man mit Phrasen keinen Sieg errin gen kann, haben die Italiener hoffentlich gelernt, feit ihr wiederholter Angrrn ge gen die Jsonzofront zerschellt ist, und der Krieg in den letzten Wochen für sie eine so üble Wendung genommen hat. Mit der: .Jtalia sarä da s6" istS nichts. Jta lien wäre besser gefahren, hätte es ab erteris" in diesem Falle von Oesterreich. die .unerlösten" Gebietsteile befreien", besser gesagt, sich schenken lassen. Wie ihm ja auch 1866. trotz deS verlorenen Feld zueS, die schöne Provinz Venetien als Geschenk in den Schoß siel. Der italienisch-österreichische Krieg vor 60 Jahren hat mit dem von 191516 ein Hauptmoment gemein: Auch er wurde auS purer Gier nach Ausdehnung deS Besitzes begonnen. Im übrigen ähneln sich die beiden Feldzllge nur wenig, selbst daS Kampfgebiet ist, wenigstens bis jetzt, heute ein andere, alS im Jahre 18ta. Von der Verschiedenheit in der angewandt ten Taktik ganz zu schweigen. Doch halt! In der Strategie sind die Italiener die selben geblieben, die' sie vor einem halben Jahrhundert waren. Sie machen näm lich heute genau dieselben Dummheiten, wie damals. Cadorna und Lamarmora sind einander würdig. Beide haben Feld zugspläne entworfen, die, wie wir vom Erstgenannten wiederholt behaupteten und die Ereignisse der jüngsten Zeit ga, den uns recht in der Grundanlage der, fehlt waren, weil sie sich aus falschen Voll ausschungen aufbauten. Als sich wegen des schleswig-holsteini' schen Mißverständnisses die Beziehungen zwischen Oesterreich und Preußen immer kritischer gestalteten, erachtete Lamarmora, damals rtalienischcr Minister des Auswar tigen, den Zeitpunkt zum Losschlagen für gekommen. Am 8. April 1866 schloß er mit Preußen einen Bündnisvertrag, in dem er Italiens Waffenhilfe zusicherte, saus Preußen binnen drei Monaten den Krieg erkläre. Vor Ablaus dieser Frist, am 14. Juni, brach der Krieg zwischen Preußen und Oesterreich aus, und sechs Tage tpo. ier, am 20. Juni, erklärte auch Italien dem Erbfeinde den Krieg. Es konnte die! mit umso größerer Zuversicht tun, als es eine gutausgerustete Feldarmee von 260, 000 Mann, ferner GaribaldiS 35.000 Freischärler. und überdies noch 150.000 Ersatz und Garnisonstruppen, die man im Notfälle heranziehen konnte, zur m, fügung hatte, während die sür die Opera tionen in Italien und Südtirol disponible österreichische Armee nur aus drei, dazu noch schwachen Armeekorps, insgesamt etwa 80,000 Mann stark, bctand. Nominell übernahm ilönig Viktor Ema nuel daS Oberkommanbo über daS angrel sende Heer, aber als Generalstabschef und als eigentlicher Heeressuhrer hat Lamar mora zu gelten, der kurz vor Ausbruch des Krieges den Diplomatendegen mit dem Säbel vertauscht hatte. An militärischer Erfahrung mangelte eö ihm nicht. 1843 hatte er sich bei der Belagerung von Pe schiera sv ausgezeichnet, daß er zum Bri gadegeneral ernannt wurde; im folgenden Jahre leitete er die Operationen gegen Parma und Toskana, im Mai 1855 führte er daS sardinische Kontingent den auf der Krim operierenden Westmächten zu und im Kruge von 1859 war er Chef deS Ge neralstabeS der sard'nischen Armee. Auch hatte er wiederholt den Posten eines KriegS und MarineministerS bekleidet, ehe er sich auf die höhere Diplomatie verlegte. Lamarmora war ein sehr eitler, auf feine Kenntnisse und Fähigkeiten ungcmein eingebildeter, rechthaberischer Mann. Als ihm der preußische Generalstab einige gut gemeinte Winke betreffs der Kriegsführung gab und im speziellen anriet, mit einem kräftigen Vorst ß die kleine österreichische Armee über den Hausen zu werfen, cm Pfand er diesen Rat als eine ihm, dem Helden so vieler Kampagnen, zugefügte Beleidigung und wies ihn indigniert zu ruck. Er hatte einen viel besseren Plan. als eS der von den Prussiani ausgeheckte war. Er beschloß, die Armee zu teilen Mit 12 Divisionen gedachte er über den Mincio zu gehen und durch das Festung! Viereck vorzudringen. General Cialdini sollte mit 8 Divisionen den Unterlauf deS Po überschreiten, Venetien erobern und den Oesterreichern in den Rücken fallen. Wie mit einer Zange sollte der Feind ge saßt und zerquetscht werden. Der Plan war. wie man sieht, furchtbar einfach, i:i:d er würde sicherlich geglückt sein, wenn der österreichische Heerführer Erzherzog Alb, recht, der Sohn Erzherzogs Karl!, de! Siegers von Aspern, und Onkel des gegen wältigen österreichischen FcldmarschallS Erzherzog Friedrich, nicht ein so mutiger und kluaer Soldat gewesen wäre. Dem Erzherzog kam die Zweiteilung der italie Nischen Armee wie ein Geschenk vom Him mel. Gegen eine dreifache Uebermicht hätte er mit feiner Handvoll Truppen richts ausrichten können, aber wenn nur zwei Italiener gegen einen Oesterrcicher gingen, dann konnte der Tanz getrost riskiert wer den: denn zwei zu eins war von jeher die Vcrhältniszahl gewesen, wenn Italiener und Ocsterreichcr aneinander gerieten. Erzherzog Albrecht konzentrierte seine drei Armeekorps am linken Ufer der Etfch hinter der Festung Verona und westlich von Vicenza. Er mußte dies tun, weil er nicht wissen konnte, ob der Angriff vom unteren Po oder vom Mincio kommen wurde. So, bald er aber von der famosen Zweiteilung erfuhr, entschloß er sich, den stärkeren Teil anzugreifen, ihn überraschend zu schlagen und dann die andere Hälfte der feindlichen Heeresmacht im Vcnetianischen anzugehen. Letztere Armee, die unter General Cialdini, sollte bis zur Erledigung der don Lamar mora und dem König befehligten, hinge halten werden. Und zwar betraute der Erzherzog mit dieser schwierigen Aufgabe den Oberst Grasen Szapary mit vier Es, kadronen des 13. Husaren-RegimeniZ und dem 10. Feldjäger-Bataillon, nebst einigen Batterien, im ganzen knapp MO Mann gegen die 90.000 Cialdinis! Das war schon kein gewagtes, das war ein freche! Unterfangen. Aber es schlug zum guten aus. Das kleine Häufchen der Oesterrei cher verstand eS so gut, die Po'-Uebergänge zu decken, den, Feind zu tauschen, den no tigen Pflanz" (wie man in Wien sagt) zu machen, daß Generalleutnant Cialdini die ganze österreichische Armee vor sich zu haben wohnte und, wahrend oben im Nor, den, 40 Meilen entfernt, bei Custozza die Schlacht tobte, nicht nur seine Stellung veränderte, sondern sogar seinen König um schleunige Zusendung von Verstärkungen ersuchte. Einen weiteren geschickten Schachzug tat Erzherzog Albrecht, indem er durch einen Gewaltmarsch bei glühender Hitze am 22. Juni seine Armee über die Etsch brachte und bis zum Sudostufer deS Gar dasees vorführte. Er stand also in näch fter Nähe des Flusses Mincio. auf dessen anderem Ufer weiter ,'nten die Italiener noch weilten. Lamarmora, im Glauben, die Oesterrcicher seien noch auf der linken Seite der Etsch, ließ sich mit dem Ueber gang über den Mincio Zeit. Erst am 23. brachte er zwei Drittel seiner Armee über den Fluß, das restliche Drittel ließ er sinn und zwecklos auf der andern Seite stehen. An diesem Tage kam es zum ersten Vorpostengefccht mit den verblüfften Jti lienern, denen es nicht im Traum einge fallen wäre, daß der Feind in so bedroh licher Nähe sein könne und mit seinen schwachen Kräften überhaupt wagcn würde sie anzugreifen. Der Erzherzog vollzog nun eine Schwenkung scharf nach Süden, überschritt die Bahnlinie Mailand-Vcrona und hielt bei Sommacampagna. wo unter freiem Himmel genächtigt wurde. Gegen Mitternacht brach ein fürchterliches Ge Witter los. Es hatte das Gute, daß es de.i unerträglichen Staub niederschlug, aber die ersehnte Kühlung brachte eö nicht. Nach kurzer Rast und nachdem auf Bc fehl des Erzherzogs ein reichliches Früh stück verabfolgt worden war, brachen die Truppen auf und marschierten auf den Feind loS. Lamarmora hatte tagS zuvor in unverantwortlicher Weise eS versäumt, den Höhenzug bei Villafranca, dicht am Mincio zu besetzen. Natürlich machten sich die Oesterreicher diesen Umstand zu nutze und setzten sich in dieser wichtigen Position, von der auS sie die italienischen Zufahrtslinien sowie die beiden Höhen nördlich Custozzas mit ihren Geschützen bcstreichen konnten, fest. Diese beiden Custosizahöhen Monte Croce und Mon te della Torre ziehen sich bis Santa Lucia und Sommacampagna hin, welche Orte die Schlllssclpunkte der italienischen Stellungen bildeten. Den Feind von den Höhen zu vertreiben, war die Hauptauf gäbe des Tages, die dank der Tapferkeit der k. k. Truppen und dem schneidigen Vorgehen der Kavallerie denn auch mcl stcrhaft gelöst wurde. Namentlich ' die Reiterei leistete Unerhörtes. Die Kaval leriebrigade des Obersten Ludwig Pulz, bestehend aus dem Regiment Kaiser Husaren und den freiwilligen Ulanen, spä ter Trani Ulanen genannt, kam zu erst mit den Feinden in Berührung. Leutnant Torresani, der später Schrift stell wurde, und dessen Bücher Aus der schönerl wilden LeutnantSzeit", Schwarz gelbe Reitergeschichten", Die Juckerkom tesse", Von der Wasser bis zur Feuer taufe" usw. heute noch gern gelesen wer den, damals ein blutjunges Bllrschchen von 20 Jahren, vollführte frech und keck eines der schneidigsten Reiterstückchen in der Geschichte der österreichischen Kaval leric. Begleitet von sechs Ulanen, denen sich der Kurschmied der Eskadron freiwil liz angeschlossen hatte, zog er als Pa trouille los und durchritt zwei Garibal diancr-Bataillone, die ob des unerwarteten Besuche! so erschraken, daß sie links und rechts über die Seitengräben der Straße sprangen und dann in blinder Hast sich gegenseitig unter Schnellfeuer nahmen. Ehe sie wieder zur Vernunft kamen, war Torresani bereits weit vom Schuß. In wenigen Minuten stieß der verwegene Leutnant auf beträchtliche Massen Jnfan terie, die angesichts der nahenden Gefahr schleunigst bajonettstarrende Vierecke for miertcn und auf die acht Reiter eine Salve. nach der andern abgaben, freilich ohne zu treffen. Die Sache wurde dem Leutnant nun doch etwas zu brenzltch. Er kehrte um, sprengte nochmals durch die Gari baldianer durch, und kam, ohne erheb lichen Schaden erlitten u haben, wcchlbe halten wieder bei feinen, Regiment an. Erzherzog Albrecht hatte für den Schlachttag eine zweite Kavalleriebrigade aus der den einzelnen Armeekorps zuge teilten Reiterei in aller Eile zusammen geschmiedet und unter Kommando de! Oberst Bujanowilsch gestellt. Beide Bri. gaben sollten die linke Flanke der Armee decken. Auf dem Vormarsch trafen sie die Kavalleriebrigaden der unter dem Befehl dci General! Bizcic) und deS italienischen Kronprinzen Humbert stehenden Divisio nen. Ohne sich einen Moment zu bestn nen. warfen sich die braven Ulanen der Brigade Pulz auf den Gegner, in rasender Karriere uberritten sie die feindlichen Jen ter, jagten BersaglieriBataillone auSein ander, sprengten zwei sich bildende atail lonSvierecke, wobei einzelne Offiziell und Ulanen über die Bajonettmauer inS Zn nere deS Vierecks sehten und die Italiener zusammcnhiebkn. Schließlich durchbrachen sie noch zwei eben zum Feuern abgeprotzte Batterien und nahmen die Geschütze. Mittlerweile waren die Kaiscrhusaren der Brigade Pulz auch nicht müßig gewe sen. Sie bemerkten, 'daß die Division Bizio im Aufmarsch begriffen war und sich entwickeln wollte. Wie ein Wirbelwind brachen die schneidigen Ungarn in du Reihen der Italiener ein und richteten heillose Unordnung ,an. Und ehe sich die Infanterie von der urplötzlich gckomme nen Ueberiaschung erholen konnte, kam wie ein Gewittersturm die Brigade Buja nowitsch einhkigkjagt und warf die flie henden Reiter. Bespannungen und Fuß soldaten der Division Bixio auf die nach rückende Division des Kronprinzen, die dadurch natürlich ebenfalls in Konfusion geriet. Diese kühne, sur die Oesterreicher mit ganz wenig Verlusten verknüpfte Reitcrattacke erzielte den gewaltigen Er, folg, daß die Jnfanterie-Divisioncn Bizio und Humbert, sowie die Kavallcrie-Divi sion Sonnaz für den ganzen Schlachttag schachmatt gefetzt waren und nicht mehr in Betracht kamen. Dabei war es erst 8 Uhr srüh. Nun stießen auch die österreichischen Jnfanteric-Kolonnen bor. Es kam zu einem harten, zähen Ringen. Die Italic ner, die in ausgezeichneten Stellungen auf den Höhen standen und immer noch in der Ueberzahl waren, schlugen sich gut, vermochten aber keinen Boden zu gewin, nen. Um 10 Uhr nahm Fcldmarschall, Leutnant Marojcic mit wuchtigem Vor, prall das Bclvedere, um 1 Uhr war der strategisch wichtige Punkt wieder verloren, nur um bald darauf von den Tiroler Kaiserjägern abermals genommen zu werden. Die Brigade Benlo. die den Weiler Mongovia gestürmt hatte, geriet schwer ins Gedränge. Da griff abermals die Kavallerie ein. Rittmeister Bcchtols heim von den Zwölfer-Ulanen ii&crrili mit seiner Eskadron die Brigade Pisa, hieb die feindlichen Stäbe zusammen, zersprengte die Brigade Forli und machte so den Bedrängten wder Lust. . , Um 2 Uhr trat eine Pause in der Schlacht ein, erst um 3 Uhr begann wie der das Feuergefechi. Die Oesterreicher hatten um diese Zeit bereits erheblich an Terrain gewonnen und auf einzelnen Höhen oder doch auf deren Abhängen festen Fuß gefaßt. Um 4 Uhr 30 befahl Erzherzog Albrecht den allgemeinen An griff auf den Monte Croce und das da hinter liegende Custozza. Die Italiener wehrten sich verzweifelt, Schritt für Schritt nur wichen sie zurück. Am tapfer sten hielten sich die Divisionen Cugaia und Gavone, aber auch sie mußten sich schließlich zum Rückzug bequemen. Und als zu guter Letzt die Kavalleriebrigaden Pulz und Äujanowitsch nochmals mit vernichtender Reitergcwalt einhergebraust kamen, da löste sich der Rückzug in wilde Flucht auf. Um 6 Uhr wehte vom zer schossenen Kirchturm Custozzas die schwarzgelbe Fahne, um 7 Uhr siel in den Feldern um Villafranca der letzte Schuß gegen die den Rückzug, besser gesagt, die Flucht der Italiener deckende Kavallerie. Es war ein heißer Tag gewesen. 7956 Oesterrcicher bedeckten daS Schlachtfeld, jeder neunte Mann war gefallen. Aber der Sieg war des Einsatzes wert gewesen, freilich nur in militärischer Hinsicht. Er verhinderte Cialdini, der inzwischen er fahren hatte, wie er getäuscht worden war, am vorläufigen Einfall ins Vene tianische und rettete Südtirol. dessen Westgrenze bereits hart bedrängt wurde. Garibaldi war mit seinen Freischaren in Judikarien und im Ledrotal eingedrun gen. andere Abteilungen operierten am Stilsscrjoch und am Tonale-Paß. Die Verteidigung Tirols oblag drei Kaiser jäger-Bataillonen zu je sechs Kompagnien und den freiwilligen Landesschützen. Die Söhne der Berge haben sich aber prächtig der vielfachen Uebermacht erwehrt. Am Tage der Schlacht von Custozza säuberten sie daS Stilsscrjoch. am folgenden Tage schlugen zwei Kompanien Kaiserjäger und die Jnnsbruckcr Landesschützen den Feind am Grenzbach Caffaro in Judikarien zurück und drangen zum Jdro-Sce vor. Hier kam es am Monte Suelo am 3. Juli zu einem wütenden Kampf zwischen 600 Kaiserjägern unter Hauptmann Gredler und 6000 Freischülern, die Gari bald! in eigener Person befehligte. Die Garibaldiancr wurden vernichtend ge schlagen und ließen über 700 Tote und Verwundete, unter den letzteren befand sich Garibaldi selbst, den man aber noch rechtzeitig in Sicherheit brachte, auf dem Schlachtfelde zurück. Ein bedeutendes Treffen spielte sich am 21. Juli bei Bez zccca im Ledrotal ab. Hier wurden 12, 000 Garibaldiancr von 6000 Landcsschü tzen durch Umgehung überrascht und zer sprengt. Sie verloren 500 Mann an To ten und Verwundeten. 1100 Gefangene fielen in die Hände der Tiroler. Und an LeonidaS und seine Spartaner erinnert die Tat der nur 113 Mann zählenden Landeckcr Landesschützen Kompanie, die am 23. Juli bei Tezze an der Landesgrenze die in die Valsugana eindringende 15,000 Mann starke Division des Generals Mc diel zwei volle Stunden aushielt, so daß die Italiener unter großen Verlusten Schritt sü, Schritt durch die Enge sich durchkämpfen mußten. Nack der Schlacht bei Königgrab am 3. Juli sah sich Oesterreich genötigt, feine Armee von der italienischen Front abzu ziehen, um sie auf dem nördlichen Krieg schauplatz zu verwenden. Kaiser Franz Joses ersuchte den Kaiser der Franzosen, Napoleon III., den Frieden mit dem be siegten Italien zu vermitteln, und nai Venetien an Napoleon ab, natürlich in der Voraussetzung, daß dieser die Provinz an Italien weitergeben werde. Da! geschah dann auch im Frieden zu Wien am 3. Oktober. Die Welt erlebte vamai va Schauspiel, daß der Sieger an den Be siegten eine Provinz verlor. Italien nahm jedoch die Vermittlung Napoleon? nicht an und lebte die militärischen Operatio nen gegen daS von den österreichischen Truppen entblößte Venetien fort. Am 8. Juli ging Cialdini endlich über den Po und besetzte Venetien ohne Schwertstreich, da ja keine österreichischen Truppen mehr da wann. Auch, die Operationen gegen Südtirol wurden wieder aufgenommen, freilich, wie oben gezeigt, mit nur sehr , schcidenem Resultat. Die Zurückweisung der Vcrmittlungsvorschläge ist für den Charakter der Italiener sehr bezeichnend. AIS sie wußten, daß die österreichische Ar mee auf dem Wege nach Böhmen war. bekamen sie auf einmal wieder Mut und gingen forsch vor. Ihr Heldenmut schlug aber bald in Gegenteil um. Zwischen Preuken.und Oesterreich kam am 26. Juli in NikolSburg ein Waffenstillstand, rich tiger ein Präliminarfriede zustande. Oesterreich setzte sofort feine Heere gegen Süden in Bewegung, um dem tückischen Wällckien ,um zweitenmal eine derbe Lektion zu verabreichen. Und nun auf einmal wurde Italien wieder ganz nein und ltiea vom hohen Roß herunter. Es war heilfroh, als Bismarck ihm den Rat gab, mit den Oesterreichern nicht nochmals anzubandeln, schloß schleunigst einen Waffenstillstand und zog seine Heere vom österreichischen Gebiete zurück. Ehe dies aber geschah, sollte es noch mals von Oesterreich einen Denkzettel be kommen, und zwar dicsesmal zur See. Die öffentliche Meinung in Italien hatte die Niederlage der Landtruppen als eine tiefe Demütigung empfunden und lechzte nach einem großen Triumph über die der haßten Austriaci. Mit der Armee, das sah man ein, war nach Custozza kein Staat zu machen, wohl aber mit der Flotte, die bisher untätig im Hafen ge legen hatte, trotzdem sie doppelt so stark und überdies von viel modernerer Kon struktion war, als die österreichische. Dem Drängen der Presse und der Maulhelden in den großen Städten nachgebend, er, teilte das Ministerium dem Admiral Per, sano wirklich den Befehl, einen Hand streich gegen die österreichische Küste aus zuführen. Am 16. Juli lief eine Flotte von 23 Schiffen, darunter 11 gepanz t,n. von Ancona aus und nahm Richtung auf die kleine Insel Lissa an der dalma tischen Küste, die am 18., in Sicht kam. Lissa hatte an Verteidigungswerken ein altes Fort und ein paar Strandbatterien Das Fort St. Georg war mit vorsintflut, lichen Kanonen bestückt, .die. Artillerie der Batterien war ebenso unzureichend. Gegen diese Fortifikationen eröffnete Persano aus allen schweren Geschützen, über 100 an der Zahl, ein surchterliches Feuer, das jedoch von den 13 österreichischen Kanonen so wirkungsvoll erwidert wurde, daß die italienischen Schisse, von denen mehrere lichterloh brannten, sich zurückziehen muß- ten. Wie dieser Angriff, so mißlang auch am folgenden Tage ein Landungsversuch. Am 20. Juli hatte Persano eben einen dritten Angriff begonnen und Truppen zur Landung ausgeschickt, als der Auslug auf dem Admiralsschiff R6 d'Jtalia" gegen 10 Uhr vormittags das mit voller Dampfkraft von Pola kommende öfter reichische Geschwader, dessen Nahen ein dichter Nebel verborgen hatte, in ganz kleiner Entfernung austauchen sah. Kontre-Admiral Tegetthoff, der fchon im Seegefecht gegen die Dänen bei Hclgo, land zwei Jahre vorher sich als genialer Stratege und noch mehr als kühner Draufgänger erwiesen hatte, sührte die österreichische Flotte. Sie war um ein viel facheö schwächer und minderwertiger als die italienische, und bestand zumeist, aus veralteten Schiffen, während der Gegner über eine bedeutende Anzahl ganz moder, ner Fahrzeuge verfügte. Das Verhältnis zwischen den Flotten war ungefähr 3:1, Kein Wunder, daß Tegetthoff beim Aus. bruch des Krieges vom Strategcn-Stamm-tisch in Wien, auch Kriegsrat genannt, die gemessene Weisung erhalten hatte, hübsch in Pola zu bleiben und nur im äußersten Notfalle, namentlich wenn die Italiener Trieft angreifen sollten, einen oder den anderen seiner alten Kästen zu riskieren. Zum Glück hatte der erst 38 Jahre alte Tegetthoff nicht Tinte, wie die Wiener Fossile, fondern rotes, heißes Blut in den Adern, und als der Telegraph die Nach, richt brachte, Lissa werde von Persano bombardiert, ließ er den Kriegsrat Kriegs, rat sein und dampfte, ohne Erlaubnis von Wien einzuholen, auf eigene Verantwor, tung gen Süden. Sein Geschwader von einer Flotte kann man eigentlich nicht sprechen bestand aus sieben sogenannten Panzerfregatten, d. h. mit dickem Blech beschlagenen Dampfern, sieben blechfreien Holzschiffcn (Linienschiff .Kaiser", fünf Fregatten, 1 Korvette) und 10 Kanonen, booten, Schoonern und ähnlichem Kropp z?ug, im ganzen also aus 24 Fahrzeugen. Die italienische Flotte vor Lissa hatte am 19. Juli betrachtliche Verstärkungen erhal: ten und zähltz nun 12 Panzerschiffe mo dernster Konstruktion, sowie 22 hölzerne Linienschiffe und Fregatten, nebst mehre, ren Begleit und Hilfsschiffen. Es ver, fügten demnach die Italiener über 34, die Oesterreicher nur über 14 Kampfschiffe, und nur solche kommen bei einer See Macht in Betracht. Tegetthoff, der mit voller Dampfkraft die Strecke Pola Lissa zurückgelegt hatte, teilte fein Geschwader in drei Tressen. Daö erste bildeten die gepanzerten Fregat, ten, das zweite, die sieben Holzschiffe, das dritte die kleinen Einheiten, die aber, da sie nur langsam fahren konnten, erst ein trafen, als die Schlacht im vollen Gange, ia fast schon entschieden war. AIs Per, sano die Oesterrcicher aus dem Nebel her, aukslitzen sah, versuchte er, so etwa wie eine Schlachtordnung herzustellen, WaS ihm ober nicht recht gelang, da etntge sei ner Schiffe vom Feuer der Küstenbatte rien schlimm mitgenommen waren, andere nicht schnell genug herangezogen werden konnten. Drei Panzerschiffe teilte er dem ersten Treffen u. vier, darunter sein Admiralschiff RS d'Jtalia" dem Zen trum, drei, darunter die frisch yerzuge kommene Varese", der Nachhut. Der Rest der Schiffe lag weit hinten in Reserve und stand unter dem Befehl de VizeAdmi rals Albini. Die auf dem Weg nach der Insel befindlichen Landungstruppen wur den natürlich schleunigst wieder einge fchifftt. In sausender Fahrt kam Teggetthoff angestürmt, ohne vorerst auch nur einen Schuß abzugeben. Umso wütender pfcf fertcn aber die'Jtaliener los, mit dem Re fultat, daß in wenigen Minuten die ganze Gegend in pechschwarzen Pulverrauch ge hüllt war, der. mit dem Nebel sich mi schend. wie ein dichter Schleier sich auf Schiffe und Wasser legte und ein sicheres Orientieren absolut unmöglich machte. , Diesen Vorteil geschickt ausnützend, drängte sich Tegetthoff zwischen Spitze und Zentrum deS Feindes, und nun be zann ein furchtbarer Kampf, Schiff an Schiff. Schiff gegen Schiff. Tegetthoff, der sich im Manövrieren als der weilüber legene Meister zeigte, nahm sich den RS d'Jtalia" besonders aufs Korn, so daß Persano eö für geraten fand, die Admi ralsflagge auf dem stolzen Panzer einzu ziehen und mitten im Gefecht sich auf das Turmschiff Affondatore" zu begeben, daS seiner werten Person besseren Schutz bot. Der österreichische Admiral befand sich auf der vom schneidigen Kapitän Ster neck befehligten Panzerfregatte Ferdinand Maz". Die nach dem Bruder des Kaisers, dem unglücklichen Kaiser Maximilian von Mexiko benannte Fregatte verlor für ge räume Zeit den RS d'Jtalia' auS dem Auge. Plötzlio, aber stieg in ein paar hundert Fuß Entfernung ein grauer Ko loh aus dem Nebel es war der RS". Ein kurzer Befehl Sternecks, und der scharfe Bug des Ferdinand Max" siand senkrecht auf Backbord des Gegners. Mit Volldampf voran!" lautete daS zweite Kommando, und als die Entfernung zwi schen den beiden Schiffen nur mehr einige Ellen betrug, hallte es über Deck: Alles sich fest halten, Maschine reversieren!" Die Maschine begann prompt in verkehrt;! Richtung zu arbeiten, aber daS Momen, tum der Fahrt war so stark, daß der 'Bug der Fregatte mit elementarer Gewalt in die Seite des Italieners ein und fast bis zur Mitte des durch den furchtbaren Stoß tödlich verletzten Schiffes vordrang. Im nächsten Augenblick begann die rever sierte Maschinmkraft 'zu wirken, der Oesterreicher machte sich von seinem Opfer los, und durch die klaffende Wunde deö Gegners drang die salzige Flut inS In nere ein und zog durch ihr Gewicht den stolzen RS d'Jtalia" in die Tiefe. Noch war der Kampf nicht entschieden. Der Feind, durch den Verlust seines besten Fahrzeugs aufs höchste erbittert, konzen trierte nun sein Feuer auf daS Linien schiff Kaiser", das in Brand geriet und schließlich sich gezwungen sah, nach Helden wütiger Gegenwehr den Kampf mit den feindlichen Panzern aufzugeben und im Hafen von San Giorgio einzulaufen, um den Brand zu löschen. Aber auch auf mehreren italienischen Schiffen wütete der Feuerdämon. Am schlimmsten auf dem Paleftro", den sich mehrere österreichische Fregatten und Kanonenboote ausS Korn genommen hatten. Plötzlich fährt vom unglücklichen italienischen Schiff zischend und prasselnd eine rote Funkengarbe senk recht in die Höhe, die Flammen haben die Pulverkammer erreicht. Freund, und Feind flüchten sich eilig aus der Nähe des Tod geweihten, ein Augenblick beängstigender Stille dann ein ncrvenerschütternder, betäubender Krach. , und der Palestro" fliegt in die Luft, feine ganze Bemann nunz, soweit sie nicht vorher durch die Explosion zerrissen wurde, versinkt mit den Trümmern in den Fluten. Nun hat Persano aber genug. Albini ist ihm unbegreiflicherweise mit den Re ferven nicht zu Hilfe gekommen, zwei sei ner besten Schiffe sind vernichtet, zwei andere völlig kampfunfähig gemacht, der Rest ist böse mitgenommen. Der alte Ad miral, der einige Jahre vorher auf neu tralcm Boden einem jungen, Seeoffizier der kaiserlichen Marine gegenüber eine höchst taktlose Bemerkung über die lächer liche" österreichische Flotte gemacht hat, er lebt die Demütigung, daß derselbe junge Seeoffizier und dieselbe lächerliche" Flotte sich an ihm furchtbar gerächt haben. Fluchtartig tritt er um 3 Uhr den Rück zug an. Kaum ist er im Hafen von An cona, den er vor fünf Tagen in Lberhe bendem Siegesbewußtsein verlassen, ange langt, so sinkt eines der zerschossenen Schiffe zum Meeresgrunde hinab. Der Tag von Lissa hat Italien drei schöne Schiffe, 43 Offiziere und rund 600 Ma trosen gekostet. Die Oesterreicher haben kein Schiff verloren und nur den Tod von 38 wackeren Seeleuten zu beklagen gehabt. Admiral Persano wurde in Anklagezu stand versetzt und am 15. April 1867 vom italienischen Senat zur Amtentsetzung verurteilt. Noch 17 Iah lang mußte der alte Mann die Bürde der Erinnerung tragen, bis ihn 1883, eine Woche nach dem Jahrestag von Lissa, der Tod erlöste. Die Italiener find ein feftfreudigeö Volk. Die fünfzigjährigen Gedenktage von Custozza und Lissa werden sie aber schwerlich feiern. Dazu sind die Zeiten doch zu ernst. Und wer weiß, am Ende donnern auch in Bälde die Kanonen auf den Höhen von Custozza noch einmal, nur viel heftiger, als sie am 24. Juni 1866 gedonnert haben. Wer toi, viel leicht öffnen sich auch am 20. Juli 191S die Schlunde der österreichischen Schiffs geschütze, wie sie sich am 20. Juli 1866 ge öffnet haben, und überschütten mit einem Eisenhagel, wenn auch nicht die italieni sche Flotte, denn die bleibt vorsichtshal ber in Spezia in stiller Verborgenheit, sondern die Forts von Venedig und An cona. Denn auch die Oesterrcicher sind ein fcstfreudigcS Volk, und sie hahen einen ganz besonderen Grund, daS Jubiläum von Custozza und Lissa recht kräftig zu , begehen. Hroßbelgilche Sorgen. u! Brüssel wird Anfang' Mai ge schrieben Die großbelgischen Pläne be schäftigen noch immer die Ententepresse, . namentlich ober die belgischen Flüchtling blatter. Da .XXiöme Ciücle' druckt immer noch Briefe von der Front ab. in denen die Soldaten da größere Belgien verlangen. Inzwischen aber ist ein belgi scher Dcpurtiertcr ank Le Hadre nach Holland zurückgekehrt und hat die Erklä rung abgegeben, die belgische Regierung habe niemandem da Recht gegeben, in ihrem Auftrage für ein vergrößerte Bel gien einzutreten. Sie wünscht da! alte Belgien und wolle frei bleiben. Zu gleicher Zeit aber wirft dieser selbe Parlament riet die Frage der freien Fahrt von Han dels und Kriegsschiffen auf der Scheide auf und betont, Belgien und seine Bun deSgenossen müßten unter allen Umstän den über die Scheldefahrt frei verfügen können. Der Deputierte, der diese Aeußerung getant hat, kann kein anderer fein al! der Generalsekretär de! internationalen sozia listischen Burauk Camille HuysmanS. Er wärmt mit der Scheldcfrage einen alten Streit wieder auf, der im Jahre 1912 die öffentliche Meinung in ganz erheblicher Weife beschäftigt hat. Damals war es der Chefredakteur der Jndöpendance Bclge", Roland de Marös, der diese Diskussion anzettelte und in geschickter Weise als Korrespondent deS Pariser .Temps", und als Redakteur des Brüsseler Franzosen blatteS für eine Diskussion dieser Frage in Belgien und in Frankreich sorgte. Die holländische Presse hat damals in nicht mißzuverftehender Art zu erkennen gege ben, daß diese Frage für sie in jener Art und Weise, wie sie die Franzosenfrcunde auffassen, nicht diskutierbar ist. Den glei chen Standpunkt wird die holländische Presse auch jetzt einnehmen. Es hat des halb gar keinen Wert, die Frage ernstlich zu erörtern, denn wir glauben gerne, daß die Entente, besonders nach den Ersah rungen diese! Krieges, namentlich aber England über die Scheldemündungen frei verfügen möchte. Die holländische Regie rung aber hat den Politikern, die von der artigen Plänen träumen, erst bor wen! gen Wochen eine deutliche und auch jen seits deö Kanals wohl verstandene Ant wort gegeben. Herr Camille Huysmans wird deshalb sehr enttäuscht darüber sein, daß die kleine Neuheit", die er von Le Havre mit nach Holland brachte, in dem zunächst beteiligten Lande keinen Absatz gefunden hat. Er müßte fchon Besseres er finden, wenn er den üblen Eindruck ver wischen will, den die belgische Regierung in Holland dadurch erzielt hat, daß sie ihr Regierungsorgan unbehindert die Annex ion holländischen Gebietes an Belgien propagieren ließ. Sein Dementi hat gar keinen Wert, das können nur die dazu Be rufenen, in diesem Fall die vier Minister, die von Belgiern selbst als annexionswü tig bezeichnet wurden: Der Ministerprä sident de Broqueville, der Justizminister Carton de Viart, der Äolonialminister Renkin und der Minister ohne Portefeuille HymanS. Da glauben wir doch den 200 Belgiern, die än Genf eine antiannexioni stische Liga gegründet haben, eher als dem politisch so gewandten Generalsekretär deS internationalen sozialistischen Bureaus, der so oft Worte gebraucht, um seine Ge danken zu verbergen. Jean Vary bchaup tet vor wie nach, daß von Le Havre aus die Presse beeinflußt werde, und daß es nicht Journalisten, nicht Privatleute, fon dern Politiker und belgische StaatsmLn ner sind, die an den Rtsein wollen, die sogar schon Pläne haben, wie man die Rheinländer in Zukunft regieren müsse. Diese .erlösten' Brüder, die man im Jahre 1815 den Belgiern geraubt hat und die seit langem auf Befreiung warten, sollen Staatsbürger zweiter Güte werden. Fünfzehn Jahre Probezeit sollen sie durchmachen, und wenn sie, sich dann die Gunst des Chefredakteurs des XXiSme Siöcle', der ja jetzt die belgische Politik leitet, erworben haben, dann sollen sie in den großen Bund für Zivilisation, Men schenrecht und. Freiheit aufgenommen werden. Erst dann sind sie vom Barbaris muS befreit und wahre Kulturträger. ES ist notwendig, auf diese neueste Phase der belgischen Politik hinzuweisen, weil es gar nicht ausgeschlossen ist, daß nach dem Saltomortale Huysmans dem nächst ein Saltomortale de BroquevilleS festzustellen fein wird. Er wird ihn zwar selbst nicht schlagen, sondern dies Herrn Ncuray vom XXiSme Siöcle' überlas sen, der eine gute Feder führt und alle Dinge mit der erforderlichen Wärme zu vertreten weiß. Nach Bary und feiner Zeitschrift La Belgique JndSpendance" ist er der Diktator von Le Havre und macht dort Regen und Sonnenschein. Wer das Herrn Paul Hymans im Jahre 1912 erzählt hätte, hätte es erleben können, daß dieser Staatsmann von seiner Nachbarin daö Riechfläfchchen verlangt hätte. Erst durch Leiden mürbe geworden oder den Tod im Angesicht fangen die meisten an zu philosophieren; so wenig ist ihr Verstand don Hause auS befähigt, sich über das kleine Ich hinauszuheben. Zum 100. Geburtstage Friedrich Gerstackers wurde am 10. Mai im Hause Adolfstraße 45 in Braunschweig, in dem Gerstäcker von 1869 bis zu feinem am 31. Mai 1872 erfolgten Tode wohnte, eine Gedächtnisfeier abgehalten, der auch zwei Töchter Gerstäckers, die Konzertsängerin Fräulein Margarete Gerstäckcr aus Han nover und Fräulein Ilse Gerstäcker, bei wohnten. 'Am Schlüsse der Feier wurde eine am Hause angebrachte Gedenktafel enthüllt. Die Inschrift lautet: Hier wohnte Friedrich Gerstäcker 18691872.' Die Verwaltung der Niederfüll bacher Stiftung des Belgierkönigs Leo pold II. hat daö am Adamiberg in Ko bürg gelegene Grundstück käuflich erwor ben, in dem sich das sogenannte Jean Paul-Häuschen befindet und wo sich Jean Paul Friedrich Richter während deS Som merS 1803 gern und oft aufgehalten hat. DaS Grundstück ist einer der schönsten Aussichtspunkte mit dem Blick auf Stadt und Feste und soll als Park erhalten blci ben und der Oeffentlichkeit zugänglich ge macht werden. i iV!M M,!!? VW JMfS!Sr ,m yM-m-mM. .ia,mm- (M" Kf--TM- r-'