Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 01, 1916, Image 3

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iltfiinb V!atii!f noch fifi'tPiljfn Halle,
bis Stfttjfiinldfii sollten ttitpr.)ti(il werben,
unb bis llgeineine Wehrpflicht werde nuc
Übet feine Vfitfi flehen. Seil obst Ai
quill) (sin Wstt zweimal aedrochen und
sich bet Sipi't um Nortdkliffe gefügt bat,
'ist silberne ein stillet l'lann pkwoidkn
und brljalt feine, gewichtigen inwänbk
uk sich. Auch batuwr verlautet nicht,
wie kl denn mit der Reserve, Landwehr
und LanbNurnU'sliml siebt, und wie I
dem gsplanlcn englischen Volksheere
die Kolonien denken, wie ei scheint, nicht
an die Wehrpslicht mit der Lohnung
cBailen werde soll. Wird die Ko
Cöldnerlöhnunq' In Zukunft fiic alle oel
ten, die go soldiering, wie man bisher
verachtend von icn Drückebergern sagte
die, für jede anständige Arbeit untauglich
Soldat wurden? Englische Blätter haben
kürzlich, ohne Widerspruch zu erfahren
behauptet, jeder Soldat koste den Staat
im Kriege UOO Pfund, also 10,000 Mark.
da waren, da man fünf Millionen ein
gekleidet zu haben behauptet, 00 Milliar
den Mark trn Jahr, eine erkleckliche Gum
me! Wird es nun gelingen, diese Summe
etwa dadurch zu ermäßigen, daß man
den Sold oder die Löhnung, wie man jetzt
auch drüben sagen mllszte. aus den Stand
der festländischen ' Heere der allgemeinen
Wehrp licht Herabsekte? Würden die eigen
artigen Anschauungen des Engländers von
persönlicher Freiheit und vom Geldver
dienen sich eine solche Kürzung im Jnter
j- esse der vaterländischen Sache gefalle
lanenf schwerlich, denn es wird nicht
gelingen, das Soldatenhandwerk, das man
Jahrhunderte lang verachtet hat, mit den
selben Federstrichen, mit denen man die
Wehrpflicht eingeführt, nun in den Augen
des BolkeS zu adeln und zu veredeln
Herbert Spencer erblickte selbst in der
Schulpflicht und in den vom Staate un
terhaltenen Unterrichtanstalten eine uner
klägliche Beschränkung der persönlichen
Freiheit, und wie man noch heute im
Wolke über dea ihm auferlegten Zwang
aller Art denkt, erhellt aus der Zeitschrift
eines Biedermanns, der in diesen Tagen
seinen Zorn in der Daily News über
die Feinde englischer Freiheit auszog,
die dem Lande die Wehrpflicht auferlegen,
Er hoffe, dafj die Tyrannei und der
Schreckn nicht für immer regieren wer
den, und daß die Phrasen mit denen man
das Voll letzt einlullt bald in ihrer Hohl
heit erkannt werden möchten. Eine dieser
gefährlichen Phrasen so meint er, sei auch
da Wort von der Gleichheit des Opfers,
mit dem Asquith um sich werfe. Das fei
doch barer Unsinn, denn wenn man je,
mand, der an nichts glaube, zwinge
Pfarrer zu werden, so werde er eben ein
schlechter Pfarrer, und wer keinen Bern!
zum Arzt, Schulmeister, Kaufmann oder
Handler habe, werde in diesem Beru
nichts leisten. Nun wohl," so schließt der
Mann, ist denn da zwischen diesen Be
rufen und dem Soldatenberuf in bezug auf
die Eignung aller irgendein Unterschied.
dem soldatischen Beruf, den so viele der
achten und für den so viele sich nicht
eignene
1 Besser und bezeichnender kann man die
englische Auffassung nicht wiedergeben, als
es dieser Vertreter des individuellen eng
lischen Egoismus in Reinkultur hier tut.
Oder sollte der Mann doch den richtigen
Instinkt haben, daß es bei dem militari
schcn nicht bleiben, daß man allmählich
auch zum Zwang in andern Berufen über
gehen werde und folgerichtig übergehen
müsse? Man bereitet schon ziemlich deut
lich auf diese Möglichkeit vor. Zwar wird
man den Ungläubigen nicht zwingen,
Pfarrer, und den Analphabeten nicht not.
gen, Schullehrer zu werden, aber wir
wissen ja aus den Kundgebungen der Ge,
werkschaften, die jetzt ihren einstigen Ab
goit Lloyd George in ihren Versammlun,
gen auspfeifen, wie sehr sie fürchten, daß
nun dem militärischen auch der industrielle
Dicnstzwang folgen werde. Und daß die
Blätter des Lords Northcli e. die be
lanntlich längst die Führerrolle in der
Politik an sich gerissen haben, darauf hin
au! wollen, ist klar zu erkennen. Die Taily
Mail, die, wie man meinen sollte, doch
triumphieri mußte, daß nun ihr Lieb
lingsgedanke, die Wehrpflicht, eingeführt
sei, klagt neuerdings, letzt nach Einsuh
rung der Dienstpflicht herrsche erst recht
ein Chaos: Statt .bet Glätte und Ord
nling, mit dem die Wehrpflicht sich auf dem
Festlande vollzieht." so klagt das Blatt,
sehen wir uns einem Zustande arger
Verwirrung gegenüber. Sein Schmerz
und seine Sorge ist offenbar, wie man
nun mit den zahllosen Drückebergern fer,
tig werden solle, die nach Art der Auf
fassung des Biedermanns der Daily News
.sich für untauglich' zum Heeresdienst
halten oder GewissensÜcdenken vorschützen,
Wie man das Armeekorps der Leute mobil
machen solle, die sich, in den verschiedenen
Aemtern und Behörden verstecken, wie
man die richtigen Leute aussondern solle,
die für den Schiffbau, die Kohlengruben
und die Fabriken nötig seien. Ob denn
nicht die führenden Gefthästslcute, die den
größten Handel der Welt aufgebau' hat
ten, in der Lage wären, die geeigneten
Leute für jene Erwerbszwcige auszusuchen.
Sollte es denen, die die Wehrpflicht her
oufbcschmoren haben, schon vor den ei
stern, die sie gerufen, bange werden? Jetzt,
wo sie' angeblich Soldaten, Zwangssolda
ten in Hülle und Fülle haben sollen,
tauchen als unbedingte britische Kriegs
'ndiakeiten wieder die viclberufenen
cu
Lttglllttö.
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M 1! 5li.!U",.' Mn.V Mm
vc-s Ihnen ans; h 'flaun,! si,r da ffft
b'il"ti j'f. i!t rrnh nicht nun He Leute
jtit C'tliftliin.i bn "ühiniiicn hUn, mit
bet sie nicht nur int malische Heer, (''
betn fluch bis bft Stfihinbftni fssiitffn
nii.ltftt, ,, wer soll I Inbiislkie und
inM all b,il (Mfid .,,?-, ,i bem
iM,iiiinb bn g,i?n fltifii miibutaM
(ist ?!', sichten uchk tslii k,!mml
nnb b.il miiil die IflrrttMttunrt d ,'!!!,!'
s? !";!"! t'.f ?a!?k ?'.'a! K-v.n
slliipffl'fslnn. .das, ble inglischkN Iriittn
jetzt siir nllnlk! Asgaln berwandl wir
den, zi denen sie sich ginz und a,it nicht
ei'inen. In ihrem grcsien Eis't. die
DenischsN schlag, zu helfen. hihn sich
zahllose Frauen, zart und klein, in Be
chatliaiinnen hmnnndtiint. denen ihre
'st niiftl gewachsen ist und die ihren
heiligen Berüs der Mutterschast unter
brechen. Da nd dieli andere k,,',nm!
von dem Mangel an Borauzsickit nd dem
ewigen: Kommt Zeit, kommt
Man darf au alledem Wohl den
Schluß ziehen, daß man nun auch in
England einzusehen beginnt, wie schwierig
es ist. mitten im Fluß die Pferde zu
wechseln, im Weltkriege alle seine ancr
zogen? Anschauungen umzukrempeln und
im Handumdrehen den preußischen Mili
tarismus nachzuahmen, nachdem man ihn
jahrelang in Grund und Boden geredet
hat. Alle die Dinge, die sich bei uns und
in den alten Staaten der allgemeinen
Wehrpflicht automatisch und wie selbst
verständlich abspielen, wachsen drüben zu
fast unübersteiglichen Hindernissen empor.
Tatsächlich ist es der Mangel an Boraus
ficht, der sich jetzt bitter rächt, wen er auch
in etwa anderem Sinne zu verstehen ist,
als die Daily Mail ihn auffaßt. Es ist
jener Mangel an Voraussicht, der sich
zeigte, als Asauith. Grcy und Genossen
zum Kriege trieben, weil sie meinten, daß
die russische Dampfmalze nebst dem fran
zösischcn Heere und den sechs englischen
Söldnerdivisionen, , die längst In Flan
derns Erde ruhen, im Berein mit der
englischen Flotte weitaus ausreichen wür
den, um den Krieg zu gewinnen, der
Mangel an Borauesicht. der sich in Greds
Worten widerspiegelte, als er beim Aus
vruch de Krieges sagte. England werde
nicht mehr leiden, wenn es am Kriege
teilnehme, als wenn es nicht mitmache.
Jetzt rächt sich der Mangel an Voraus-
ficht, der die englischen Staatsmänner in
dem Glauben ließ, Ene'nd könne wie
bisher große 'politische Ziele erreichen
ohne für die entsprechenden militärischen
!ack,tmi!tcl. von der Flotte abgesehen.
vorgcsorgt. ohne für sein Landhcer die
Geldmittel aufgewandt zu haben, welche
die Staaten des Festlandes nach d"m
Muster des preußischen Militarismus für
noilvenoig yieiien. co kam es venn, daß
sie überall: in Belgien, auf Gallipoli. am
Vattan. Mesopotamien aroke politisch.
Ziele verfolgten und dabei unter der Un
zulänglichjeit der militärischen Machtmit
tel, die sie dafür einzusetzen siatlen. zu
arnmenoraaen. 0 tarn es. van man
erst, als es zu spät war. zur Einsicht kam
und nun alles das, was man in Jahr
Hunderten versäumt hatte, Hals über
Kopf nachholen wollte, und daß darüber
das, waS man bisher hoch und beilia ae
halten hatte im alten England aus den
Fugen ging, so daß England nur auf
einen Zola wartet, der nach dem Kriege
eine neue .DöbÄcle schreiben kann. Das
ist nicht etwa nur die Meinung in den
feindlichen Ländern", sondern ein New
?)orker Blatt, die Tribune, die Wohl der
Deutschcnliebe nicht verdächtig 'st. hat es
ausgesprochen, und englische Blatter ha.
den es ihr nachgedruckt.
Und weshalb in aller Welt, so fragt
man sich, hat denn das englische Bolk
die e Handvoll Verbrecher und Bbrasew
drescher nicht längst, wen auch nicht aus
geknüpft, so doch in das Nichts zurückae,
,ionen, wohin ie geboren und woher sie
gekommen sind? Gescholten hat man ae
niia über den Rat der 23, die die Köpfe
zuiammen tedn und mchtö zuwege brin
gen; der Schrei nach dem Diktator ist eine
landige utubrik in den Blattern, und die
llnzusriedknhkit mit den sich blähenden
Nullen der Asquith, Grcy und Kitchener
r allgemein. Aber man kann sie nicht los
werden, denn man fürchtet, daß man den
Krieg verlieren, daß man noch schmähli.
chcr abschneiden werde, als es bisher schon
geschehen, wenn man das Koalltionsfa,
bineit von seinen liberalen Bestandteilen
mitsamt seiner liberalen Spitze säubern
werbe. Einer, der sich aus die Parteiver
Hältnisse versteht. Lord Hugh Cccil. ein
Sohn Lord Salisburys der als Privat
ekrelar seines Vaters erfahren hat. wie
e hinter den Parteikulissen aussieht, hat
ch lurzlich in der Times darüber ausgc-
prochen. Obgleich konservativ wie sein
Vater, warnt er davor. Asquith und die
Liberalen aus dem Amte zu treiben, we
nigslens möge man die mit einer Abstim
mung dc Unterhauses und mit Neuwah
lcn verbundene Erregung der Parteien
vermeiden. Wenn ein Ministerwechscl un
vermeidlich sei, so möge man ihn sich
nicht In der üblichen demokratischen Art
vollziehen lassen, sondern mehr das ori
tokratische Verfahren anwenden, mit dem
man durch einfache Verabredung unter
den führenden Männern auch das sckiae
Koalitionskabinett zustande gebracht habe
und wie auch ein sehr bemerkenswertes
Eingeständnis der Krieg nicht durch
eine Entscheidung .des Unterhauses oder
der Wählerschaft, sondern durch Ver
tandigiing unter Ministern und Ezmini
tern" beschlossrn worden sei. Weshalb
man nun die Liberalen' jetzt im Kriege
nicht verstimmen dürfe, begründet Lord
Cecil folgendermaßen:
Ich schätze, daß etwa 40 vom Hundert
un crcr Bevölkerung ausgesprochen liberal
ind. Diese liberalen Partcipolitikcr aus
Ueberlieferung und Neigung mögen den
Krieg nicht (dilike war). Sie verab
scheuen ihn. nicht allein wie wir alle es
tun, wegen seiner Schrecken und Lasten,
sondern weil sie meinen, er sei der büi.
li i"d Min).!,' N,,!l!, ta t
. :e sät !:l(tt da. Ml im it'M i'tli'n
Kl Nrt' i"tt-,K!,MiM VfllMnliinj der
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'Mihi.itbifnlt'l, eint a '!',,!, , Kni
nbmiriji tnuli.fj' ftüyn tmfft
' ,,'",. w,! d't 5,,g auslädt
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J'uiisift'isr, b't thuen i?mfim( w'e dir
Vst lit rinnn flhnrrtft, wo da tfm
Mii.t.l, ,w,i,, ', w,, ii nb ,itl trftl'fen
finl im b'r i'itiiciis Un IiihtMi.f-.fll
liWtit.t 'l'Ünistft uith b(iin!Hr b'0 ,
teil VUrAUtti, ! iNii bis n" V -1" r i
fit trcti di'j't Stutntl'ile f 5 H rlnmiil
bn, 1 feitf fitif-j g billigt unb Hirn tifjr
lliiiiii't. ti wir t In nafli dfbeiitrnbrT
Ti'tift, den b.itiir i Hs,t Asm!!!, und
f'inr (irninbr b'm L'.nibr oMriftd dikv
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C.MJmt lli !.,(' I"'i-i!mI, s,
wäre r f.nim moulistj sinvorben. dir na
tieimlfit CilU'tmlleit in f ins t für brn
Zirecf ncilwnidia'N SiUise irsililufien
rorr cif naii,'iien Bniirennmiofn tut
eins so lange Zeit, wie e eksorberlich Ist
aufrett zu h,il!en. E lit bet um,?,,
l'änglil!, nvlig. baß diese Haltung bei
titcMliämii bestehen bleibt. Wate rinr
Nkgierung am Ruder, bie n'.ttt da Bet
Innen b,r Liberattn hatte, eine Regie
rung z. B die sich zsaiiiinensc!'.te au
Herrn Lkcyd G,-erge etwa mit Unlersiü
s',na Sir Edward Earson und Lord
Milner. so wurde bei den Liberalen die
Neigung auslommrn, ihre Zusiimmuna
zum Kriege allmählich auszugeben und
ach und am eine srndserlige Haltung
abzunehmen. Da aber wär, in der Tat
ein nationales Unglück, Unsere Feinde
würden dadurch beträchtlich ermutigt und
unsere Verniudeten niedergedrückt werden
Wenn die Nation nicht mehr einig hinter
der inkgikiiinq stunde, wurde keine Bei
waltungsacschicklichkeit ausreichen. , den
Krieg z dem entscheidenden Ende zu
bringen, da wir alle wünschen.
Wir haben die Aeußerung deS Lords
Cecil Im Wortlaut wiedergegeben, weil sie
ein bemerkenswerter Beitrag zur Psncho
lcgie der politischen Volksseele in Eng
land ist. Sie zeigt un. daß der Krieg
den Untergrund, auf dem das öffentliche
Leben sich ausbaut, noch kaum berührt
hat, da wie der individuelle Egoismus,
der nicht einsehen will, weshalb nun der
Herr Smith Soldat werden soll, obwohl
er dazu keine Neigung verspürt, so auch
der politische Egoismus, dem die Partei
und die Partcianschauungen selbst im
Kriege wichtiger erscheinen als das Wohl
des Ganzen, sich noch ungeschwächt geltend
macht. Das war freilich zu erwarten,
denn so wenig man eine Nation, welche
die aristokratische Gewohnheit hat, ihre
schlachten durch bezahlte Söldner schla
gen zu lassen, von heute auf morgen in
ein Volk in Waffen, ein Volk der demo
irakischen allgeminen Wehrpflicht umwon
dein kann, so wenig kann man auch ver
langen, daß ein Volk Anschauungen, in
denen es erzogen worden ist und die man
ihm stet? als das letzte Ende der Voll
kommenheit gepriesen hat, wechselt wie
den Alltags und den Sonntagsrock. Aber
waS'man sich in' solchen Zuschriften an
die Redaktionen der Zeitungen so harmlos
dort der Seele plaudert," gibt doch ein n
deres und, offenbar weit zuverlässigeres
Bild von den herrschenden Zuständen als
das. welches die Leitartikclspalten mit
ihren großen Worten widerspiegeln. Das
sollte man sich von Zeit zu Zeit und be
sonders dann, wenn Herr Asquith oder
KcrrGreY wieder einmal eine ihrer Zcr
schmeterungsreden in die Welt lassen, vor
Augen führen; nicht um daraus vorzeitige
Hoffnungen zu schöpfen, aber doch, um
zu erkennen, daß neben den deutschen
Wassen auch die ausgleichende Gcrechtig
keit am Werk ist, die dafür, sorgt, daß die
Völker auf die Dauer nicht da ernten, wo
sie nicht gesät Hoden.
Der gegenwärtige Zustand
der ZZagdadöayn.
Die ungeheuer ousgcdchnte Strecke der
Bagdadbahn, die dank den Siegen der
Deutschen und ihrer verbündeten Truppen
heute ganz durch unter Herrschaft der
Zentralmclchte und der Türkei stehendes
Gebiet verläuft, befindet sich gegenwärtig
in einem Zustand d:k Ausbaues, dem zur
endgültigen Vollendung nur noch die tech
nische Fertigstellung einer Linie in Länge
von G33 Kilometer fehlt. Da diese
Strecke, die zu dem Stück von Haidar
Pascha (Konstantinopel) bis Bagdad ge
hört, erst nach dem Kriege fertiggestellt
werden soll, ist, wie im Prometheus dar
gelegt wird, die Arbeit an diesem Riesen
unternehmen, das in seiner Art ohne
Beispiel dasteht,' zu einem vorläufigen
Abschluß gelangt. Die letzte während deö
Krieges und selbst zu Beginn des Jahres
1916 noch im Bau befindlichen Teilstrck
kcn, nämlich die Strecke Jslahic Ma
muee, wurde bereits Anfang Februar die
ses Jahres dem Verkehr übergeben.
Da von der gesamten Lange der Linie
Haidar-Pascha bis Bagdad, die 2432
Kilometer mißt, nunmehr 1802 Kilometer
in Betrieb stehen, ist der gesamte Bau bis
auf das genannte nach dem Krieg zu
vollendende Fehlstück von 633 Kilometer
Länge endgültig durchgeführt. Der Grund
sii" das Aufschieben der restlichen, ver
hällniSmäßia kleinen Arbeit besteht in
den gegenwärtigen naturgemäß gestriger
ten Schwierigkeiten in er Beschaffung
des erforderlichen Materials, auch ist die
Ueberwindung des Geländes mit mancher
lci Hindernissen verknüpft, die vor allem
in der Durchqucrung einer ganzen An
zahl beträchtlicher Bodenerhebungen be
leben. Das Fehlstück verteilt sich aus zwei
Linien, nämlich auf die Linie Haidar
Pascha Aleppo, von der noch die 42
Kilometer durchmessende Strecke von Do
rak nach Kara Buna zu bauen ist, sowie
die Linie Aleppo Bagdad, von der noch
das Teilstück Ras-el-tin nach Samara
technisch fertiggestellt werden muß. Aber
auch diese geringen Fehlstücke bieten heute
dem Verkehr im ganzen keine ernstha,.:n
Schwierigkeiten, da sie vorläufig durch
außerordentlich gutangclegte und gesicherte
Straßen ersckt werden.
Die tzeMngnissc
?!,is.e lisinsinitse M !i'i"!.!f,fn,
iifttloinil i?hssnkeiik,i',!ir aword. so
eng sind sie roll bet " ! Ut j.
b( beitmljst. lern Mit (Hu f,inn
man einen derschirdene Cltiii beilegen.
)ednmn,n sfkichl do hn 'IMeilomiretn
In Hienelij nd din b't fflrt P'Ni',
0-sinnst In Jlufjtanb, und will damit et
WH besonder, vli.i'ii'imli, ,,,, ,ir
!,ilikn rdet siir da Zzkeiilnm gnSdiiik'
len. giir bai mütt!.ilt'(!if,e t?gland
acht ei nichts sil BezMm,!?, w't den
tnXnin 2iUvt. lit ult ti C4,t'ch!:
büifiiial In nsete Zeit hnieimagt. um
welit bm dem Ha, ich all bet Creckeiik
gcschichten. bie sich In seinen Mauern ab
gespielt haben. Vielleicht az dem Grunde
allein haben ihn die ßtiaftiiber, die sa
außerordentlich dies Sinn siir bat Weit
historischer Ueberlieferungen huben, noch
Nicht aweiissen. Fät bas moderne Le
btn spielt bet Towet ant leine Rolle
mehr. Ist Isl als Festung lächerlich; rt
wird mir noch gelegentlich als Gesängnii
benutzt, nd er wirkt nicht einmal mcht
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'fj. - Wrf.t)!".- .A- . .', M
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H?MAMW
h)iJsJJ!Ji
als Architektur, denn die unmittelbar ne
brücke ist unvergleichlich großartiger und
stellt das alte Naubschloß ganz in den
chatten. Dieses dient abgesehen da
von, daß beständig eine kleine Zahl Trup
pen hier liegt als Aufbewahrungsort
der Kronjuwelen und 6 Schreckenskabi
nett der englischen Geschichte, gläubig be
staunt von den Kolonialen, den Festlän
dern und überhaupt allen Besuchern Lon
dons. Der Tower ist das" nationale
Museum des Landes, ein Museum, das
so viel Blutszenen gesehen hat, wie kaum
die Burg eines morgcnländischcn Despo
ten. .
In diesen Tagen, wo Sir Nogcr Case
ment im Tower einquartiert ist. und die
Chronik des alten Raubschlosscs vielleicht
um eine neue Tragödie bereichert wird,
mag man sich diese Erinnerungen zurück
rufen. Nicht bloß aus Shakespeare be
kommt man die Einsicht, daß derartige
Züge von Wildheit, von Grausamkeit, be
sonders von Verwandtenmorden, wie sie
die englische Geschichte des 15. und des
16. Jahrhunderts ausweist, in keinem eu
ropäischen Volke jener Zeit vorgekommen
sind. Man lauchtc damals, so meint man
manchmal, in die Zeiten der Edda zurück,
in die Ausrottungskricge der alten Skan
dinavier, besonders zur Zeit des Bürger-
krieges der Weißen und Roten Rose. Aber
chon vorher hatten die Einkerkerungen
und Hinrichtungen innerhalb der alten
Festung, die damals zugleich Schloß war,
begonnen. Die alten Kerker von da
mals werden aber heute nicht mehr
gezeigt, und man mag gute Gründe
dazu haben; einige von den Gcfäng
nissen der zahlreichen Personen, die
hier hingerichtet wurden, , sind auch
nicht mehr mit Sicherheit zu erkennen.
Die meisten Erinnerungen hat vielleicht
der Turm an der Wasscrseitc, den man
den blutigen Tower" (the bloody
Tower") getauft hat. Er bildet neben
dem Thomastnrm eine der Bcfcstigungs
anlagen, die die alte Festung nach der
hemse zu schuhen. Unter dem Thomas
türm ging das Vcrrätci"Tor" durch, wo
die Barken gewohnlich anlegten, die die
Staatsgefangenen aus den Palästen von
Whitehall und Wcstminster z Schiff nach
dem Tower brachten. Derartige offizielle
Zeremonien wurden auf dem Wasserwege
erledigt. Im blutigen Tower",, in einem
der kleinen Zimmer des oberen Stockes,
hat die bekannteste Tragödie des Towers,
die der Ermordung der beiden Prinzen,
tattqefundcn. Der Kern des Gebäudes,
ein massives Rechteck, in- der Mitte ge
legen, der sogenannte Weige Tower be
zeichnet noch heute den ältesten Teil des
alten Schlosses, dessen Grundlagen Wil
Helm der Eroberer selbst legte. Hier be
anden sich die Staatszimmer, Kapellen
und Aufenthaltsräume der Fürsten. Diese
Staatszimmer enthalten heute Sammlun
gen von Rüstungen und Waffen. Zwei
andere von den vielen Türmen erfordern
noch ein besonderes historisches Interesse.
der Wakcsield Tower, in dem Heinrich
VI. ermordet wurde, und in dem heute
die Kronjiiwelen von England aufbe
wahrt werden, und der Beauchamp
Tower, der in der Tudorzeit das Haupt
staatsgesänanis war und eine große Zahl
berühmter Gefangener gesehen hat. Wo
befand sich nun der Plasf für .e Hinrich
tungen? ES gab dafür zwei Platze, je
nachdem die Hinrichtung innerhalb oder
außerhalb der Umwallung deS Tomers
stattfand. Im erster ?alle errichtete man
ben !s,m den h!,in 11s 'riVirnuttt ? "ver.
beq JMi'1 ls,n si .ienr.nte Zi'wN
rrr. dem SI,,k,l'l"tz At't.tkn dem I,!'i,
f.'U 3riwi nd im tk'e.,mpZrwek.
wa tj teilte eine Z,it,I u dem lrbr
unb eine IMfürf brn Cleinin seine Ct?llt
h iimii, Hiet sind mlen anburt
biet ). :". ; :'rnt r,'rt l' ".l'.-.l b '!,'. st
n'i'ldsn, Sinne) S''tjn, st jihitiim Hrw
(itb nd V'dbti Ct ins Mt(ti. 8el bet Hin.
tMihmg den Königinnen K,II n,in In
ihlmt au Wiilf.tliifi bn rfsf'NlIl.fi'
fnt, Leute. M denen biel Moment iwni
(er In stiege kam, wurden In 3iim Hill,
iii'.et Üuiuii :Vlx'i fl:
'...::i b.k
lniret-iUrabenl, dlngetlchtel. Taß trat
bet kjsentiiche HinrichlungSpIatz, z dem
ledksmal eine nach lautende zablenbe
I'ikiiicheiunenge z:isamni,nlröin!e. Heute
ist bort ein rasüidewachsenet Galten und
I,. bet ii)t befindet sich dir Untergrund,
bah,, Mark Lane.
(li geht heute sehr seieblich zu m dir
allen gkaiiwkißen Mauern des Zower!
Am .Verrätertor' und am blutigen
Towek siittern die Spaziergängir die Mo
wen. die schreiend bon der offenen Themse
hereinflatlern und ihr Futter suchen. Am
V
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' '..'."Vl,w "w '- '
TW!JIMBfllHWWiewcr-f1 , r Fyww? iij ,,V,M.m. W"f vw j, . . : H
I -'4 '! V" -
. "ijjius-äawb''-"
Dcr Towcr in London
sogenannten Mittel-Tower, wo der Ein
gang für die Fremden ist, werden Ein
trittskartcn verkauft für die stets neu an
kommenden Touristen, und die komödian
tenhaft herausgeputzten Bees-Eaters". die
Towcr-Wächtcr, weisen ihnen die Wege.
Draußen vor dem Gitter halten - die
Droschkenkutscher, und geben den Fremden
in Hinsicht auf ein zu erhoffendes Trink
geld Erklärungen. Wie ein friedliches Ra
ritatcnkabinctt liegt der Tower da. Und
doch haben diese Steine mehr Blut ge
trunken! diese Mauern mehr Qual und
Jammer gehört als die irgend eines an
dern Schlosses in Europa.
Der Tower ist die englische Geschichte
selbst, die wirkliche, die it der Norman
nenzeit anhebt. Um die Mauern des
Towcr, dcr damals noch Königsschloß
war, brandete der große Volksaufstand
von 13L1 unter Wat Thier, eine dcr selt
samen kommunistischen Zuckungen des
Mittelalters, wo London vom Volke ge
plündert wurde, und Zehntausende von
aufständischen Bauern den Tower bela
gerten, in dessen Mauern der junge König
Richard II. saß. Der König rettete da
mals die Hauptstadt, indem er unverzagt
zu den tobenden Volksmassen hinausritt,
und ihre Forderungen bewilligte, aber
Wat Tyler. der Volksführer. wurde in
seiner Gegenwart von den königlichen Be-
gleitcrn erschlagen. Etwa zwanzig Jahre
später wurde Richard selbst im Tower
eingekerkert, von da nach Pontefract
Castle gebracht und dort im Februar 1400
ermordet. Das 15. und das 16. Jahrhun
dert sahen eine ununterbrochene Reihe von
fürstlichen und aristokratischen Opfern, die
die Gefängnisse des Towcr bevölkerten,
und deren Schlußstation zum großen Teil
das Schaffot war. Im Wakcfield Tower
starb' von Mörderhand König Heinrich
VI., der letzte der Lancaster-Könige. Ei
ner seiner Mörder, der Herzog von Cla
rcnce, folgte ihm bald nach ins Jenseits;
die jungen Söhne Eduards IV., Lord
Hastings und eine gvoße Reihe von Vor
nehmen fielen unter den Henkern Richards
III. zum Opfer. Unter denen, die unter
Heinrich VIII. ihr Leben hier liehen, sind
Anna Bolcyn, Katharina Howard, Tho
mas More, die Herzogin von Salisbury,
Lady Rochsord, die bekanntesten. Später
kam die Reihe an Thomas Cranmer, die
junge Jane Grey und ihren Gemahl, an
den Herzog von Northumbcrland. Walter
Raleigh wie Lord Esse; endeten auf dem
Schaffst des Towers, nachdem sie allen
Wechsel der Hofgunst und des Glücks er
fahren hatten. Die englische Revolution
kam, und mit ihr trat ein neuer Zug von
Opfern den Weg nach Towcr Hill an, un
ter denen der Graf Strafford, Erzbischof
Laud, Lord Holland und andere genannt
sein mögen. Die abstoßendste Szene, die
die blutgetränkte Stätte sah, war die vom
Juli 1685, die Hinrichtung des Herzogs
von Monmouth, der sich gegen seinen
Oheim Jakob II. empört' hatte, geschlagen
und gefangen war. Der Henker war unge
übt und unsicher; dreimal mußte das
Richtbeil ansetzen, ehe es gelang, dem Ver
urteilten den Kopf abzuschneiden. Am 9.
April 1747 fand die letzte Hinrichtung auf
Tower Hill statt. Lord Lovat, der ach!
zigjährige schottische Edclman, büßte hier
für seine Anhänglichkeit an das Haus der
Stuart und für die Niederlage bei Cul
loben, die der Jakobiten-Bewegung ein
Ende machte. Seitdem hatte die Axt des
Scharfrichters Ruhe auf Tower Hill; die
stillere Methode des Hängens erledigte ge
des Wowev.
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le. und lichtete sich danach. In würdiget
und kmreüet Haltung au dem Lelxn zu
scheiden, war süt die aristokratischer ?'e,
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ihrer hofischen Ifrziehung; man konnte nie
wissen, wann sie notwendig wurde. Die
Freunde, die man am Morgen der Hin
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richtung empfing, zu denen man sewe
(natürlich vorher aufgeschriebenen!) letz
ten Worte" sprach, das Religionsbekennt
nii, das man darauf ablegte, der Abschied
vom Gouverneur des Tower, das Trink
geld an den Henker, damit er rasche und
gute Arbeir verrichte, das waren die ein
zelnen Punkte des Programm?, die gut
beachtet werden mußten. Auch in diesen
Dingen gab seinen Untertanen das beste
Vorbild der letzte englische König, der von
seinen loyal subiects hingerichtet wurde
Karl I. St'tart. Den hatten sie freilich
nicht im Tower einquartiert, fondern in
seinem eigenen Palaste von St. JameZ,
Von da wurde er nach dem Schaffot vor
Whitehall herübergeführt. Dort bereitete
er sich auf den Tod vor von 6 Uhr mor
gens bis 11 Uhr vormittags, ganz lang
sam und würdevoll, ohne sich im gering
sten zu übereilen, wie auf eine lese Zere
monie, in der das Königtum in feiner
ganzen Herrlichkeit sterben wollte. Und es
ging auch alles ganz programmgemäß von
statten. Das ganze öffentliche Auftreten
! des Engländers, jedes Wort, das dabei
gesprochen wird, jede Geste, jede Bewe
gung sind eben immer Theater, auf Wir-
kung berechnet, für glaubige Zuschauer
hergerichtet. Ob das auf der Rednertri
bllne, auf der Kanzel oder auf dem
Schaffott ist, der unverlierbare Sinn fük
das Theater begleitet den Englander von
der Wiege bis zur Bahre.
Ein armenischer Volksdichter gefal
le. Wie die Zeitschrift Armenia"
mitteilt, ist in den letzten Kaukasus
kämpfen der bedeutendste armenische Volks
dichter, Daniel Varugian, gefallen. Er
war der Hauptvertrcter des türkischen
Zweiges der armenischen Literatur, der im
Gegensatz zu den Dichtern des russischen
Armeniens fast ausscheießlich der Lieder
dichtung huldigt, während die armenischen
Dichter Rußlands auch die Prosadichtung
in Romanen und Novellen pflegen. In
Armenien geboren, studierte Varugian in
Konstantinopel, begab sich dann nach Ve
ncdig und von dort nach Turin, wo er den
Mittelpunkt der dortigen armenischen Ju
gend bildete. 1909 kehrte er rn feine kau
kasische Heimat zurück und war bei Aus
bruch des gegenwärtigen Krieges Vorsteher
einer armenischen Schule in' Konstantins
pel. Sofort trat er in das türkische Heer
ein und nahm an den Kämpfen gegen die
Russen teil, in deren Verlauf ihn vor eint
gcr Zeit die rötliche Kugel traf. Sein
Hauptwerk Das Herz des Volkes" enthält
eine Sammlung aller seiner Gedichte, durch
die er sich im Laufe eines verhältnismäßig
nur kurzen Lebens den Ruhm des hervor
ragendsten zeitgenössischen armenischen
Dichters erwarb.
Eine bemerkenswerte Leistung dcr
Schneckenpost in Italien wird von der
Tribuna" in ihrer Ausgabe vom 7. Mai
mitgeteilt. Am 5. d. M. wurde in der
sardinischen Provinzialhauptstadt Sassari
eine Postkarte zugestellt, die am 9. No
vember 1887 von Castclsardo abgegangen
war. Sie ist also fast 29 Jahre von dem
Aufgabeort nach dem Bestimmungsort,
die nur 25 Km. auseinanderliegen, unter
wcgs gewesen. Der Empfänger dcr 29
Jahre alten Karte hat sie nicht mehr lesen
können, denn er war inzwischen selig ent
schlafen.
Die Jugend ist die Zeit der Gärung,
in der das Herz für das Ideale schwärmt. '
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inet'rn zum Hvli'ital bestimmt. Tnrin
s!,i,d,n dicht n,! aneinander zwölf l,,hlk
eisktne SWIltfllfn; sie waren dal tlnziue,
Wal den Iiinenlaiii bei Uilat von
b,rntt Wi'bnbarack, unterschied, letztere
rri;fi'fj fjsT f1'. bi wiiib'n bie
Sttcl)f.ickf 'einfach auf den IMtiinb gel gl.
s anitäre CVnrii.il.ina.tn ItgenbweKffi AN
waren nicht vorhanden. 'iiUr In rH'ilal
mußte. lud sich seinen Clichsack. wollene
Decken und Lhakschirt au dem Loget aus
den Rücken und legte sich In in der
zwölf L'etleiu Kopfkissen siad e nicht,
dat dienten unsere mit Kleidern um
wickelten Stiesel. Der Fnschvden untet
dem Veit' diente als Tisch. Schrank usw.
Bltchtcllkr!und Tasse stellte man bei Nicht
gebrauch unter Bett. Bade oder Wasch
gelegenbeit war nicht vorhanden. Für die
zwölf Betten stand ein kleine, weiß
blcchernes Waschbecken zur Vctsugung, in
dem außerdem noch jeder einzelne Kranke
sein Eßgeschirr wusch! Medizinen und
Verbandmittel waren so gut wie nicht vor
banden. Ein Augenkranker trug vierzehn
Tage denselben geldschmutzigen Verband.
Ein Gelenkrheumatismus Kranker lag
stocksteif vierzehn Tage in feinem Bett,
ohne ein einziges Mal gewaschen worden
zu sein oder das Hemd gewechselt zu ha
den. Medizin bekam er nicht, er wurde
auch sonst in keiner Weise behandelt;
wenn die Sonne schien, trugen zwei Ho
spitalsoldatcn ihn hinaus in die Sonne,
dort lag er dann und schmorte fast (dieS
war Anfang November; in Australien
gibt es bekanntlich keinen Frühling oder
Herbst). Wenn sich dann nicht zwei Mit
gefangene erbarmten und den Kranken in
den Schatten gelegt hätten, wäre wohl ein
Sonnenstich unausbleiblich gewesen. Ma
genkranke bekamen tagelang ein undefi
nierbareS Getränk, Barleywater" . ge
nannt. (Eine Art heißer, sehr verdünnter
Haferschleimbrllhe.) Das Essen wurde für
leichtere Kranke in einer kleinen Küche von
einem australischen Sergeanten zubereitet.
Wie miserabel dies Essen war, dafür gibt
es keine Worte. Ungewaschenes Fleisch
mitsamt den Knochen, halbgeschälte Kar
toffeln und einige gelbe Rüben wurden
zusammen mit Wasser und Salz auf of
fenem Feuer gekocht. Der Topf, worin
diese Mischung einige Stunden gebrüht
hatte, wurde mittags ins Hospital ge
bracht. Obenauf schwamm ein Zoll Ham
melfett, die Kartoffeln waren meist halb
gar. Natürlich hielt sich ein Kranker nie
länger im Hospital auf als unumgänglich
nötig war. Der Arzt untersuchte gründ
sätzlich keinen, er faßte nie einen Kranken
an. Fast täglich kam es vor, daß Kranke,
die am Tage vorher mit 40 Grad Fieber
eingeliefert waren, am nächsten Tage wie
der in die Wohnbaracken zurückkehrten.
Der Arzt fragte morgens nur: Wie füh
len Sie sich?" Sagte jemand: Ganz gut.
ich möchte wieder ins Lager zurück," so
konnte er gehen, es hinderte ihn niemand,
auch wenn er abends vorher nach Ansicht
des Sergeanten typhusverdächtig gewesen
war. (Der Arzt kam abends nicht.) .
Vier deutsche Aerzte waren im Lager
interniert, einer davon der beste Chirurg
von Sydney. Sie hätten gern den Sa
nitätsdienft versehen, aber es war ihnen
bei Gefängnisstrafe die Ausübung ihrer
Praxis verboten. Der erwählte Chirurg, .
der in Sydney eine ausgedehnte Praxis
besitzt, hatte auf Andringen seiner Pa
tienten die Erlaubnis, einmal wöchentlich
nach Sydney zu fahren, um Sprechstunde
abzuhalten. Dabei begleitete ihn stets ein .
Soldat, der besondere Order hatte, darauf
zu sehen, daß der Arzt nicht seine noch in
Sydney wohnende, und einen Monat vor
her niedergekommene Frau besuchte. Die
englischen Aerzte haben es schließlich durch
zusetzen gewußt, daß allen deutschen und
österreichischen Aerzten gesetzlich jegliche
Praxis verboten wurde; damit war denn
glücklich die Tätigkeit oller feindlichen
Aerzte unterbunden.
Unsere in Khaki gesteckten Gefängnis
Wärter waren ihrer Charakterveranlagung
nach waschechte Nachkommen ihrer vom
Mutterland verbannten Vorfahren. Be
schwerden über ihr schandvollcs Benehmen
uns gegenüber oder andere Mißstände
konnte man Wohl einreichen, erledigt hat
man sie jedoch nie. Die australischen Sol
baten, besonders die Unteroffiziere und
Sergeanten, konnten mit den Kriegsgefan
gencn nach Belieben Verfahren.' Die Of
fizicre hatten absolut keine Gewalt über
ihr: Mannschaften, Disziplin gab es nicht.
Die Leute konnten nur mit Geldstrafen
belegt werden. Paßte dieS den also Be
straften nicht, so quittierten sie ihren
Dienst und verschlvanden. Suchte ein
Offizier durchzugreifen, so wurde er mit
Prügeln bedroht, und diese Drohung
wurde auch meist zur Ausführung ge
bracht. Ende November setzten mehren
Soldaten aus Rache die OsfizierSzelte rn
Brand, und schlugen auf die darunter
schlafenden und sich erwachend zur Wehr
fetzenden Offiziere derartig ein, daß einige
von ihnen bewußtlos liegen blieben und
ins Hospital gebracht werden mußten. Die
Zeitung meldete hierüber als von einer
kleinen Differenz zwi chen Of izieren und
Mannschaften".
Mitte November 1915 erfuhr ich. daß
ich am L Dezember nach Java freigelassen
würde. Zehn Monate hatte ich darum
gekämpft, meine Freude kann sich Wohl
lebet vorstellen! AIS die Zeit gekommen
war, geleitete mich ein Sergeant nach
Sydnev zum Hafen. Da befindet sich
über dem Bahnhof eine Riesenlichtreklame
our comrades srom Gallivol, sre esl
ling". Auch sonst wimmelte es in Cyd
ney von allen möglichen ReWonv'chilBn
für die Rekrutierung. So z. ?. em BNt.
worauf ein Soldat mit vr,m Fnfj aus
der Halbinsel GaMv?l! steht, mit ber
deren Über Koiistantincpe' schieb!: da;,;
war zu lesen: Enlist to-day. ncl !
rew".
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