Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 28, 1916, Image 6

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    Tägliche Omaha Tribüne, Mittwoch, den 23. Juni 191. - Seite 0.
.
WHi:fi
Schwärze evlen.
Kriminalroman
(20. BottfckuM.)
i Einige Wnulen herrschte Stille w
Ntbeizimmer. Plötzlich hörte Cphor.
wie die Gangtür aufging und jemand
eintrut.
.Mir ist telephoniert Korden,' U
gann ein Mann mit lautn Stimme,
.daß Sie mich brauchen, damit ich
V .Bor allem reden Sie nicht so
'vi. ett Trist!" unterbrach Sil
berstcin den Ankömmling. .Wir smd
da in keiner Volksversammlung. Die
gnädige Frau hat gute Ohren, und
andere Leute brauchen nij zu hören."
Trost fuhr mit gedämpfter. aber
och immer deutlich vernehmbarer
'Stimme fort: 3ch bitte Sie, ich
Hab' sehr eilig! Im Geschäft war
itt t Kundschaft.'
' .Da haben Sie auch t stund'
schaft antwortete Silbersiein und
'" wie? auf die Baronin. .Der Tausch
wird nicht so schlecht sein. Kommen
Sie. helfen Sie mir!"
Man horte, w der Tisch zum
ffenster getragen wurde.
.So, jetzt fetzen Sie sich dorthin,
und richten Sie alle? her. Die Sache
wird gleich erledigt mit '
Die Baronin saß augenscheinlich
auf dem D'wan m der Ecke deZ Zlm
'merö, denn man hörte, wie jemand,
offenbar Silberftein, das Zimmer
.durchquerte, während beim Fenster
; der Sessel gerückt wurde, woraus zu
schließen war, daß sich der Juwelier
,,um Tisch gesetzt hatte.
.Bitte, anädiqe fsrau!"
, Der Verschluß einer Tasche
schnappte, und wieder machte Silber
stein einige Schritte.
Da wurde plötzlich an die Tur ge
.klopft. Silberstein blieb stehen und
rief: ,Here,n!
Es war der Kelln, der meldete
Bitte, Herr Trost wird zum Tele
,phon verlangt!
'. .Machen Sie schnell. Trost." res
'Silberftein dem Juwelier zu. .Wir
haben lerne Zeit zu verlieren." '
Trost entfernte sich. .
.Glauben Sie, daß der Kellner
twaS gesehen hat?" fragte Mary.
.Was soll er otnn gesehen haben?"
Wwortete Silber stein. Der Schmuck
jjsi doch in meine? Tafch?, und die
paar Flascherl dort am Tisch, daran
liegt doch nichts!"
Während der Zeit, die der Ju
welier ausblieb, ' herrschte Stille in
dem Zimmer. , Silbersiein war ans
Fenster ' getreten, wahin ihm Mary
f-lgte. Man hörte deutlich das
Rauschen ihrer SeidendessouZ. Nach
wenigen Minuten !am Trost zurück.
Silberstein linz auf die Tür zu
und sperrte sie -b Dann hörte man,
'toie er dem Fenster schritt.
, .Die gnädige frrau wünscht, daß
Sie das da schätzen sollen," sagte
Silbersiein zu Trost.
Im selben Augenblick rief Trost:
.Wer ich hab' Ihnen doch schon vor
,iner Stund' gesagt, daß die Der
,1
.Sie sollen den Schmuck untersu
chen! Verstehen Sie. Herr Trost?"
erklärte , SUberstein nochmals mit
Nachdruck.
! .Wollen Sie mir ftozzeln?"
' .WaS meint der Her, Trost?"
fragte nun Mary.
.Gnädige Frau, bitte, wünschen
Sie, daß ich diesen Schmuck jetzt
schätzen soll?" wandte sich der ' Ju.
welier an Mary.
.Ja, ja, das heißt, ich wünsche es
eigentlich nicht, sondern Herr foücer
stein wünscht es, da er mit mir eiu
Geschäft abschließen will. Sie sind
doch beeideter Schätzmeister, nicht
wahr?'
.Freilich, gnädige Frau.'
.Also, dann bitte, sagen Sie, was
dieser Schmuck wnt ' ist." " "
.Der Schmuck?"
.Untersuchen Sie ihn doch zuerst!"
Man hörte leises Klirren von
Gläsern. '
.Da brauch ich ich nicht diel zu
untersuchen!" antwortete Trost. Tdf
il er wert!" . -
.Was?" schrie Mary auf.
.Niz is er teert!" wiederholte Trost.
' .Wie soll ich das verstehen?" fragte
die Baronin mit stockender Stimme.
Die Worte des Juweliers schienen ihr
die Rede verschlagen zu haben.
.Die Perlen sind doch falsch! Was
vollen Sie?"
.Falsch?! Die schwarzen Perlen
sind falsch?" schrie Mary.. . Sind
Sie wahnsinnig?" - -
.Gnädige Frau, ich hab' meinen
Kopf beisammen, Sie können sich aus
'ich derla en.
Sphor gab feinem Kollegen einen
Wink und richtete sich auf. .Jetzt ist
' Zeit!" flüsterte er ihm zu.
, Mit einem Griff hatte der Baron
den Schlüssel umgedreht, riß die Tür
auf und schlug den Vorhang zurück.
- Am Tisch, neben dem Fenster faß
der Juwelier, neben ihm standen
Mary und Silbersiein.'
.Um Vergebung, wenn wir stören."
sagte Sphor, indem er sich artig vor
der Baronin verneigte, .ich bin Po
lizeikommissar Baron Sphor und tt
auftragt, hin dienstlich einzuschrei
ten." '
MM w bleich . wdi Wand
Z
don Angnst Wcißl.
i t
geworden. Ci schlug die Hand vor
das Gesicht, ali sie Sphor und Dok
tor Wurmser plötzlich vor sich stehen
ay,
Baron Sphor wandte sich an sie
mit den Worten: .Gnädige Frau,
ich bitte, nehmen Sie vielleicht ou
dem Diwan Platz, ich habe nur mi:
diesen beiden zu sprechen.
Auch Doktor Wurmser tat. als
kenne er die Baronin nicht. 6nä
dige Frau." richtete er an Maru daS
Wort, .wir haben lediglich mit diesm
beiden Herren zu tut. Ich bitte, sich
zu beruhigen!
Mary antwortete kem Wort. Sie
wankte zum Diwan und brach dort
zusammen.
Doktor Wurmser trat zum Tisch.
legte die Hand aus den Schmuck und
sagte: .Ich beschlagnahme diesen
chmuck im Namen oes Msetzes!
Silberftein hatte seine Fassung so,
fort wiedergewonnen.
Ich bitte, Herr Kommissar, be
schlognahmen Sie nur, mir gehört
er nicht:'
.Wessen Eigentum ist der
Schmuck?"
Er gehört der gnädigen Frau
dort, der Frau von Sellheim.
JSntt, gnädige Frau, gehören diese
schwarzen Perlen tatsächlich Ihnen?'
wandte sich der Kommissar an die
Baronin.
.Ich hab' Ihnen doch gesagt, daß
er der gnadigen Frau geHort. Mir
können Sie schon glauben! anmoi
ete Silbersiein.
Mary gab keine Antwort.
Endlich legte Schwinder den
Schmuck auf den Tisch zurück und
agte zu Baron Sphor:
.Herr Trost hat recht. Die Perlen
find falsch!"
Ein tiefer, schwerer Seufzer ent
rang sich den Lippen Marys. !
Sehen Sie, Herr Kommissar, rief
SUberstein vergnügt, .ich hab' eö
Ihnen doch gleich gesagt!"
Sphor ignonerte die Worte deS
Händlers und wandte sich an
Schwinder.
.Ich danke. Mehr habe ich nicht zu
wissen gewünscht."
Schwinder erhob sicy.
r - ..n v,l
.lll Ciuu, WUllVI
f!-fc
an den Juwelier, .wenn Sie vielleicht
zu tun haben, so, bitte, lassen Sie
ch nicht langer aufhalten."
Trost ließ sich Nicht zweimal aus-
ordern, griff nach feinem Hut und
verschwand mit einem tiefen Bückling
vor den Polizeibeamten.
.Nun, Herr Baron, mich hären Sie
gar fo gern, daß Sie mich dabehal
len wollen?" lächelte Silberstem.
An Sie habe ich noch einige Fra
gen zu richten, antwortete Sphor
kurz.
Bitte, wenn Sie so neugierig
sind!"
Silberstein war bemüht, hinter die
fem leichten, scherzhaft überlegenen
Ton die Unruhe zu verbergen, in die
ihn die Eröffnung des KommissärS
versetzte.
.Also. Herr Silberstein. Frau v.
Sellheim war gestern bei Ihnen und
hat Ihnen diesen Schmuck als Psand
angeboten?"
.Nein.", antwortete Silber stein.
.angeboten ist nicht das richtige Wort.
Ich hab' den Schmuck gestern eine
Minute lang gesehen, die gnädige
Frau kann es bestätigen."
.Ist das richtig, gnädige Frau?"
wandte sich Sphor an Mary.
.Ja, Herr Kommissar."
Seitdem Schwind die Unechtheit
des Schmuckes konstatiert, war olles
Leben in das Antlitz der Baronin zu
rückgekehrt. Wenn auch mit blassen
Wangen, so saß sie doch wieder auf
recht da und verfolgte gespannt das
Verhör, das Sphor mit Silbersiein
eröffnet hatte.
.Also, Sie haben gestern keine Ee
legenheit gehabt, den Schmuck zu un
tersuchen?"
.Nein," war die Antwort.
.Sagen Sie. Silberftein. Sie sind
doch ein alter Praktiker. Haben Sie
nicht sofort erkannt, daß der Schmuck
falsch ist?"
.Herr Baron, wär' ich dann herge
kommen? Sie haben doch gesehen, daß
der Herr Gemeinderat fünf Minuten
gebraucht hat, und der hat doch alle
Flascheln und Sachen da, die er
braucht!" ,
.Gut!" meinte Sphor. .Warum
haben Sie. da es sich doch um ein
Geldgeschäft handelte, die Sache so
geheimnisvoll betrieben?"
Wieso geheimnisvoll? Uebrigens
hab' ich nicht wissen können, daß es
kein Geschäft wird. Die gnädige Frau
hat doch gestern von 60.000 Gulden
gesprochen."
.Ist das richtig. Gnädigste?"
, Mary nickte. .
.Herr Kommissar, Sie brauchen
nicht immer die gnädige Frau zu fra
gen. Wenn ich etwas sag, ist ei
wahr."
Nun gut. Also nehmen wir an,
Sie hätten recht. Wenn Sie auch ae
glaubt haben, es wird sich hier um
den Abschluß eine großen Geschäftes
handeln, fo war doch kein Grund vor
'
Wl
5anfiin,jiji)ie .2üttji ju unterXucnj
und dann ein anderes Zimmer zu
verlangen?" . '
.Herr Kommissar, Sie haben abet
sehr gute Ohren!"
.Machen Sie keine Scherze, soi-.dern
antworten Sie aus meine Fragen."
WaS soll Ich antworten? Schauen
Sie. wenn zu einem Geschäftsmanns
eine elegante Dame tief verschleiert
kommt und ihm ein Geschäft anbietet
da anscheinend diskret ist, so muh
man doch daran denken, daß man
nicht im Nebenzimmer behorcht wird.
Da ist man doch der Kunbschas
schuldig! ,
.Atso, Sie handelten aus DiS!re
tion für Frau v. Sellheim?" ;
Nu, wissen Sie vielleicht an an
dern Grund?" I
.Vielleicht!"
.Da bin ich aber wirklich neugie!
rig-
Sie wen frühe? gesagt, daß icl
gute Ohren habe. Sehen Sie, da hab'
ich etwas gehört. Als Sie dem Trol
den Schmuck zeigten, da rief dieser!
daß er Ihnen schon heute früh gesa!
habe, der Schmuck sei falsch. Wiefi
kommt der Trost dazu, das zu fa
gen?"
Herr Kommissar," antwortete Sil
berstcin, .ich nehm' alles zurück!"
Daß Sie gute Ohren haben. D
Trost hat das nie gesagt. DaS hcl
er gar nicht sagen tonnen! ffraqet
Sie ihn! Fragen Sie ihn aus Ehr
und Gewissen! Die gnädige Frau ha!
doch diesen Schmuck erst hergebracht!
Wenn Sie mir nicht glauben, bitte
rnnm hl nnnhin rmn
Die letzten Worte hatte Silbersiein
langsam und mit Nachdruck gespro
chen und dabei seine Blicke sest ou
Mary gerichtet.
Auch die Blicke der beiden Kommist
are wanderten zu der Baronin hini
.Ist so. Frau v. Sellheim?" j
Mary schwankte einen Auaenblia,
Dann sagte sie mit fester Stimme j
Es ist so.'
.Nu, sehen Sie." rief Silbcrsteini
Wenn ich was sag', is es wahr!" I
Verzeihen Sie. gnadige Frau, wai
ren Sie vielleicht vorher beim Juz
welier Trost?" i
.Nein."
Baron Sphor überlegte einen
Augenblick. Ein Gedanke durchblitz!
ihn. Er winkte Doktor Wurmser un,z
rat mit ihm beiseite.
Herr Kollege, da , stimmt ettea:
nicht! Ich gehe rasch zum Trost. Hai
en Sie Silberftein einstweilen zu
rück." ' ,
Rgfgn Spbor empfabl sich UN;
ging rasch in den Juwelierladen de
Trost.
Bitte, womit kann ich dienen. Hen
Baron?" fragte der Juwelier devote
.Ich komme wegen der Sache, bei
der ich interveniert habe,
Der Juwelier nickte und fragte:
.Und da wünschen Herr Baron vonl
mir noch irgendwelche Aufklarungen?
Ich weiß nicht mehr, als ich bereits
gesagt habe.
Baron Sphor klärte dem Juwej
uer, um was eö sich handle. !
Trost zögerte mit der Antworte
Erst als Sphor mit einer Bckladung!
drohte, erklärte der Juwelier: .Wenn'
Sie eö durchaus wissen wollen. Herr!
m i .-- t
aron, ja, icy oaoe ocn Vozmucv
schon heute vormittag untersucht und
dem Silberftein bereits damals er
klärt, daß die Perlen falsch sind.' '
Wer brachte Ihnen den Schmach
zur Untersuchung?"
.Der Silberftein selbst
TaS könnten Sie eventuell vor?
Gericht beeiden?" fragte Sphor.
.Gewiß, Herr Baron!'
.Gut. gehen wir weiter. Te
Schmuck, der Ihnen im Hotel Nord
pol vorgewiesen wurde, war derselbe
Schmuck, den Sie vormittags gesehen!
haben?' 1
.Zweifellos!' .' )
Ist da keine Täuschung möglich
ES können doch zwei Stücke gleich
leinf
Kerr Bäron. itfi bin ?fa4mannJ
rH itnnni; , flunj !
im j.vuiifl.y rjuiyivii lylti um (UH(J
ist : j
Es ist ja möglich, daß in einer Fa4
brik mehrere gleiche Stücke erzeug
werden und daß man sich auf den!
ersten Blick hin täuscht. Aber ich hab
doch den Schmuck untersucht. Ich hcH
be im Hotel sofort jene Perle wieder
gkillnoen, an oer icy zwei slunoen
vorher experimentiert habe.'
Baron Sphor überlegte. Da mußte!
also der Hebel eingesetzt werden! j
Wie konnte Silberstein in der Fruj
he einen. Schmuck zur Untertuchung
vorgelegt haben, den nach Angabe derj
Baronin sie selbst erst nach elf Uhr.
inS Hotel gebracht hatte? ES toai
doch erwiesen, daß Mary am 2age
vorher den Schmuck mitgenommen
hatt. Z
.Ich danke. Herr Trosts , Z
Baron Sphor verließ den Laden
und eilie zum Hotel Nordpol, zurilckj
Als er ins Zimmer trat, sagt t
rade Silbersiein zu Doktor Wurmserj
.Verzeihen Sie. Herr Doktor, obeö
wie komm' ich dazu, einen ganzes
Vormittag zu verlieren? Sie habert
doch schon die Sache aufgeklart, war
um lassen Sie mich nicht fortgehenZl
.DaS werden Sie sofort hören !1
rief Sphor. .Borerst müssen Sie mii
aufklären, wieso es kommt, daß sichj
jener Schmuck dort um zehn Uhr früh
bereits in Ihrem Besitz fand, wäh!
rend die gnadige Frau erklärt, da
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