TsM Omsha Xrltun" p- orö Forlljclisfc. t?hnraflrrbild dcS möchtigstc ,nglischkn Zkitung'---'. Von Til Vara. 'r ,Jn England geben einem zur BnirU tun von Menschen die ungeschriebenen C'l'lffcf, eigentlich nuftr bis fio üi ff if .Jj-, Normen Handhabt,,, die foliiii verfugen. Pin baoon ist: man achte, wo ein Menfckj wohnt. Nicht, wie (t wohnt auf die Abrisse kommt ei an. Lord Northelifft. dr Besitz er der TimeS", hat sich in t. ami' Place nnnefiebilt; im Herzen bes vornehmsten Tcilis bi-t ctabl, eing-nislet in ben Kranz der b.r CtjsU b.ö Wo Lorb ElleSmere in Bribgewater Hollle seine wertvolle Silber bor bet Weit schlich, knapp bei Slafforb Ho!,ft. bem Citz bes Herzogs von Tuihcrlanb, im Schatten von S.l!zrlbnongh Houfe, bem Palast des Prinzen von Walks, wenige Schritte vom mittelaltcrlichcn Lt. James' '-JJalace, ber ehemaligen Ncsidk,, ber eng Zischen Könige, bort, wo er sozusagen von seinen Fenstern am immer ein Auge ans' JSudinnfwm Palace hat, bort wohüt Lorb NoriKclisse. ber erste Barem bcr Csle of Tchanet", der noch vor wenigen Jahren ' v ff i - ? ' f i - Lori, Northclifsx. ganz einfach Alfred CharleZ William Harmsidorih hieß. Er ist, ein starker, massiver Wann vo über Mittelgroß: mit einem derben, breit flächigen, glattrasierten Gesicht, das unge fahr zum Typus ber Cecil Rhobcs-Köpfe gehört, der zugreifenden Gcwaltmenschen, der company and state Promoters". Ter starke Wille des Menschen, der in den , Backenknochen sitzt, wirb hier durch eine rundliche Fälle verbectt; bic Augen blicken, wenn eingestellt, scharf unb kalt, bas Haar fällt ihm unordentlich in bie Stirne. Er erbt 'eben seinem Kammerbiemr (einem Oesterreichs) noch einige Weifungen, e: verabschiedet seinen fchmedischen Arzt, Dr. Syloan, ber ihn täglich massiert bann läßt er sich von einem seiner Sekretäre bie Aufstellungen reichen, bie den Verkauf aller feiner Blätter vom vorigen Tage zif fermäßig ausweisen. Beim Daily Mir roi" stockt er und bläst den Rauch seiner Zigarre kräftiger von den Lippen. Sei! einiger Zeit ist bie Auflage, die ungefähr ZB0,00 täglich beträgt, um L,".000 Erern plare gerwger als in den letzten Wochen. What's wrong with my fhop Window," fragt er den Sekretär, eigentlich mehr sich selbst, denn der elegante jung Mann im morning coat", in lichter Weste und wei ßen Gamaschen, weiß keine Antwort. ,W fetzlt'e im Schaufenster? Wer ist bet. Sub-Redaktcur?" Ter Zunge Mann nennt einen Namen. In drei Tagen mutz wieder die alte Ziffer erreicht sein", sagt der Chef ganz ruhig. Fcs. My locd," sogt der junge Herr, nimmt seine große Mappe und verschwindet aus dem : Zimmer. Am nächsten Morgen zeigen vor allen Zeitungssiänben die Plakate des Daily Mirror" in halbmeterlangen Buchstaben eine neue Sensation an, rufen die Zei tunzsjungen ein neues, nie gehörtes, nie dagewcfcnez Sclilagwort in die Welt. Die englische Bevölkerung wird zugrunde ae hcn, wenn sie nicht Standard-Brot ißt!", oder die 50 schönsten englifchen Frauen werden . gesucht und prämiiert!", oder .Deutschland baut 7 neu: Dreadnoughls und was wird England tun?!!!", ober Valfour muß gehen!!" Eine Woche lang ist nun Standard-Brot ober sonst eine Sensation das Gespräch, die Sorge, di: Aufregimg, das Problem .der ganzen Siadt. Jeder will etwas darüber wissen, jeder hat etwas darüber zu sagen. Die Auflag: ist wieder gestiegen, und nächste Wocbe kommt wieder etwas anderes an di: Reihe. Man darf nicht glcuiben. daß Lord Nortlzkliffe, der typische Engländer" (der vor ZI Jahren in bcr Grafschaft Dublin, also in Irland Zur Welt kam) ein eng lasches Idol bedeutet. Ganz im Gegenteil. ?? ist, oder zumindest war vor dem Kriege, die weitest gehaßte Mackt im Lande; und manch eine: nahm sich kein Blatt vor den Mund, um ihm seine Miß billigung anzudrücken. Die Politiker fürchten ihn, bit Intellektuellen verachten ihn. bic Nun st ineibct ihn, bic Nabikcilcn bilämpsen ihn. bik Unabhängigen verbln ten sich an ihm, alle beschimpfen ihn iinb alle lausen ihn. Aber man mühte eigentlich bie Begg, bunfl bei? Mannei bewnnbern, feinen Öle schaftsinstinkt, seine napoleonifche Gier und Oleberbe bestaunen, seine ungeheure Energie, sein Organisationstalent in hockstcn Zonen preisen, wenn er, ja wenn er, ber so viele Orqane des! izt, mich ein Crqan siic Siiilichtcit besäße. Aber bcr Mann, bcr a'.l Iahrig.'r Jugzlmg um; journalistische Laufbahn mit einem be scheibenen Artikel über bie dama! aus kcimenve Amaicllrpholographie in einer per,oo,schcn Zeitschrift .Für junges Bolt begann unb bann in fabelhaftem Auf- chivung ber mächtigste Zeitungsuibustn eile seiner Zeit wurde, prcbigt taglich alles nur keine tägliche Sittlichkeit". Sein ein ziges Gebet, Gebot lautet: Herr, unser rt.lliifä .t,irfmHiI(Hi'r ik iinä h,-itM" 'VWl.'V - l-ll Coer sonst eine artbert Sensation, Unb wenn Standard Brot nicht mehr zieht unb bie Menschen bequem iytb trage werben unb seine Schaufenster nicht stür ' - : ' ' ""V." ! C - - : X , . ' . 7 f '' - " 'fr V 0a'. men wollen what's wrong with my fhop windoib? -7- da wechselt er mit über rumpelnber Schnelligkeit seine Aufmach ung und stellt grellere Lockungen hinein. Er gruppiert bunte Fahnen, Embleme und Wappentiere das sehen die Kinder im mer gern läßt Trompeten blasen und Fansaren ertönen die Menschen lauf:n schon zusammen und läßt heralbische Löwen brüllen, bcnen angeblich hier uns bort auf ben Schweif getreten würbe bie Welt horcht auf. Die sonore Stimme der .Times", die Norttkliffe als Echo der Zeit ausgibt, fuhrt dann leiden schafiliche Neben, wird sehr erregt und weist auf allerlei Wolken am Horizont; sie hetzt Klasse gegen Klasse, Volk gegen Bo!k, warnt, droht und rasselt. Und was seine großen .Times" am Morgen ora keln, das zitieren am selben Abend seine .Evening Ncms" und sein .Obscider", seine Pariser Ebition und kommentiert am nächsten Tag seine .Daily Mail" (in Low von unb Birmingham) unb illustriert am folgenden fcin ,'Daily Mirror" und repro buzicrt sein Leebs Mercury", sein Glas gow Herald", sein Manchester Courier". Hier wird Northcliffe zur Weltgcfahr. Die Walzen seines Mammutarammo phonS sind enorm, und seine Megaphone sprechen allwöchentlich zu mindestens 30 Millionen. Er ist ein Baum, der in den Himmel wachsen will. Alfred Charles Harm! worth gründete bereits in der Schule ein Journal. Er studierte in Cambridge unb sollt: Abvokat werden. Mit 17 war er jedoch schon Redakteur einer Zcaiuna unb bezog ein Gehalt von 4XX) Mark.' Mit '22 wagte er feine Ersparnisse von 3,',X) Mark an eine Wochenschrift, bie Ansmers" heißt. Den orangkgeldcn Umschlag bieser Zeitung kennt jeber, über all, wo der Union Jack weht. Sie ist die Ausgestaltung einer Idee, die vor ihm zwei andere Zeitungsmagnaten, Sir Georg: Newnes und Mr. Pearson, u geschrotet hatten. Das orangegelbe Blatt Ariswers", ein Rivale der giftgrünen Tit Bits", stellt Fragen und gibt Ant. Worten. .Welches Insekt kann feine Flli gel am schnellsten bewegen?" z. B., oder Welche Art Fcdern ist die teuerste?" oder Warum ist die Jnnenhaut' der meisten wilben Tiere von weißer Farbe?" oder Wenn man die einzelnen Nummern einer Wochcnausgabe von .Answers" anein ar.derreiht, wie weit würden sie reichen?" Eine Art Volksbelehrung,, die zur Volksverdumunz führen kann. Mit 30 Jahren packte Harmsworih po liiischer Ehrgeiz und r gründete die .Daily Mail". Gladstone. der den Zer. tungsstempel abgeschafft hatte, hatte dal I-Penny-Blait möglich gemacht.- Sir AI sied Harmsworih ging auf einen halben Penny herunter. Eine Bombe hätte in Fleet Street nicht ärger wirken können. Die Straße ber Abenteuer, wie sie von englischen Journalisten oft genannt wird, 'aiiüe, bie ttcbäube ber hundert Zeitun gen brvl!en einjustürzc,!. Die liberalen .Daily New" und .Taily öhronicle' mußten sofort bcm verwegenen Beispiel folgen! später reihten sich anbere an. Da i .PeiiiW'tflült fanb ungeheure Kreise o! willige Käufer; und schließlich mußten so gar die Nachkommen ber Familie Waltn, bie bie cschi,ke d,'r Times" feit dem 1. Iahkhiiiibert geleitet hatten, von ihrem Picbesial herabstcigen unb e billiger ge den. TaS große Eityblatt fiel unb langte enblich auf bcm !1!iveaä ber Penny.Zc tuna a. Die .Daily Mail", der man einen rapiden Untergang vorhergefagt halte, hatte unter Cir Alireb Leitung einen ungeheuren Sieg errungen; sie hatte da gesamte englische Zcilungswesen re volutioniert. Da packte Alfred Hirmsworth, der ln zwischen wiederholt von König EbuarS empfangen worben war, politischer ttrö ktmuhn und er streckte die Erobercrfauft nach den TimeS" aus. Die Zeiten wa. ren ihm günstia. Moberlcy Bell, der Ma nager der kränklichen Times", ber frühe, Korrespondent des Blattes In Aegnptcn gewesen, und der eigentlich die Unterwer fung des Landes journalistisch vorvcnitek hatte, und Lord Üeorthclisfe verstanden einander. Das Geschäft kam zustande unb ber Herr auf Carmclite Houlc hatte wieber einmal eine große Sensation. Ohne die er nickt leben kann. Er hat die aufgeregte Presse erfunden und' bie würbige lahmgelegt. Die englische Zei tung wurde früher von Gentlemen für Gentlemen geschrieben; aber schon Lord Salisbury sagte von ber Harmsworih- Vrcsse. baß sie von Laufdur chen ge chrie den werde. Als Nach: für bicscn Aus pruch ließ sich Sir Alfreb Harmworth vom Neffen Salisburvs zum Lorb North- clifke erheben. Northcliffe war frcihänb lisch gesinnt. Eine Tage korke er Cdambcrlain reben unb war Zeuge, welche ungeheure Sensation besten Bchemenz aus eii. vieltausendköpfiges Publikum ausübte; am nächsten Morgen hatten sich alle Zci unaen Northeliffes aus Seite der viel tanscnbkops!gen Sckutzzollnek gk,ch,agcn. Als die hysterischen Taten ber Suffrage ten begannen Sensation z erregen. grlln bete er ein Tagblat für Frauen. Es ging nicht. Da riß cr feiner Schöpfung in einer Nacht bie Kleiber ab und drapierte sie um. Am nächsten Morgen erschien tait des politischen Frauenblattcs ein mit minimalem Text und recht viel Bildern ausstaffierter Frauenspiegel, der .Daily Mirror". Daß der Mann der täglichen Sensa tion als stärkster Blas balg in den Süd afrikanischen Krieg gehetzt, weiß die ganze Welt, daß er in der Toggerbank Assare zum Krieg gegen Rußland gebrüllt, steht in seinen Blättern ebenso verzeichnet, wie die Tatsache, daß ihm der Krieg gegen eutschland nickt unwillkommen war und ist. ia. daß cr sein redlich Teil tiefster Verantwortung trägt. Einmal hat er von Berlin aus deutfäem Charakter, deutschen Institutionen in persönlich gcschribenen Artikeln ein Loblicb gesungen, jetzt schreit er Tob und Vcrnic ;ng. Er liebt den Krieg, weil r: eine Sensation ist, weil er auflagcnfördernd ist. ,Unier allen Kriegs Hetzern ist Northclifse sicherlich der un- mysteriöseste, von Prinzipien am wenig im Beschwerte Geradlinig te. i teilt heute Behauptungen auf, verdcrch,titgt, vcr. leumdet und widerlegt sich selbst am nach- ten Morgen mit entwaffnender Wer aeßlichkeit. Er weiß, daß nichts so erfolg reich ist. wie der Erfolg, unb daß die Menschen ein kurzes Gebachtnis haben. Das ist seine ganze Philosophie. Ihm schwebt ein Zeitungs Welt . Trust vor; Rockefeller und der Standard Oil-Trust' sind seine Ideale. Er hat mit dem ,Ma tin" einen TelegrammAustousch verein bart und er hat seinen Einfluß auf die! Nowoje Wremja" ausgedehnt. Et, der gegen Rußland genau so wütend gehetzt hat. wie früher gegen Frankreich und wie er jetzt gegen Deutschlanb hetzt. - j Man nennt ihn den Napoleon seiner Zunft; cr ist eher ein tanzender Derwisch, ber sich brckt und dreht und dreht, wilde schreie ausstont unb das Erstaunen der Menge erregt. Der Schrein, an bem er eine, Andacht verrichtet Carmente House . ist eine eigenartige Moschee. Gepredigt wird die Religion der Skrupel lvsigkeit,' ihr Gott heißt Vingc. Und Lord Northcliffe ist fcin Prophet. Scott'Gcdrnktafcl. 3 der St. Pauls Kathedrale in London wurde in Gegenwart des Premierministers Asquith eine Gedenktafel aus Bronze enthüllt, die an den Tod des Polarforschers Kapitän Scott und seiner Genossen gemahnen soll. Sie zeigt das Bildnis des letzteren und als Relief die Forscherkolonne auf ihrem Marsche über das Eis. Den krönenden Schmuck bilden drei allegorische Figuren, ie die Disziplin, den Mut und die Glo rie versinnbildlichen sollen. Die Inschrift ft von Lord Cuczon versaßt. Sie lautet: Zum Gebachtnis von Kapitän lodert Falcon Scott, Dr. Edward Adrian Wil son, Kapitän Lawrence Ebward Grace Oatcs, Leutnant Henry Robertson Äow ers und Offizier Ebgar Evans, die wah rend ihrer Rückkehr vom Sübpol im Fe bruar und März 1912 den Tod fanden. Unbeugsam ihrem Ziele zugewendet an erschüttcrlich im Mute entschlossen, in der Ertragung ihres beispiellosen Mißge chickes verloren sie ihr Leben im ant arktischen Eise. Die Erinnerung an hren Tod aber bleibt ein unveraekliches Monument." . Ein Antikcnfunv in Lyrakus. TaZ griechische Theater in Syrakus ist in seiner wesentlichen Bausorm sehr gut erhalten. 0 daß man m den letzten Jahren sogar in ihm ohne besondere Schwierigkeiten Vorstellungen antiker Stücke hat geben kön nm. Bon dem plastischen chmun itt Gebäudes und seinen dekorativen Bestand teilen überhaupt war Kdoch nichts oder nur sehr Dürftiges bekannt. Daher wird mit großer Genugtuung von den Altertums forfchern ein Fund begrüßt, der in den letzten Apriltagen bei Räumungsarbeiten in bem Abzugskanal unter der Bühne ; nb dem Orchester gemacht würbe; man faid daselbst den sehr schönen Oberkörper einer Karyatide aus der hellenistischen Zeit. Lnglijche Il'ujss. von Georg Alttnch. Die erdrückende Gewalt Englands über die anderen Böller zu brechen, muß nach all ben vielfachen Erfahrungen, 1 ie wir gemacht haben für uns ein wesent ticheS Ziel bes Weltkrieges sein. Ihm sind wir gerade in der jüngsten Zeit erneut um ein Erhebliche nähergekommen. Der Sieg von Kutl,Aniara hat dem britischen Ansehen im Orient, das schon durch das verunglückte Tardanellen-Äveiiteuer er schüttelt war, einen weiteren Stoß versetzt; auch am Suezkanal geht's nicht nach Eng land Wunsch; seine Truppen haben vori eine Schlappe erlitte, bie man in Lon bon sorgenvoll erörtert. Zur gleichen Zeit hat der aus Verzweiflung geborene Auf staub ber Irland unb seine blutige Un terbrllclunq ber Welt gezeigt, wie es um das Selbsibestimmiingsrecht und da? Glück der EiaatöangchorigkN innerhalb der Grenzen von Großbritannien bestellt ist. Die brutale Vergewaltigung, die mehr oder weniger wehrlose neutrale Staaten ducck den Bicrverband erfahren, namentlich Griechenlands schwere Nöte, vervollstandt gen das Bild der Freiheit, bie ber Welt von ber britisch-franzosisch-rufflschen Ber brllberung her winkt, wenn sie nach ihrem Willen schalten und walten könnte. Die für England selbst folgenschwerste Ent fcheidung bieser Tage aber ist bie Zuwen dung zum verhaßten .Militarismus", die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Sie erkennt man jetzt als bas Gebot der Stiinbe. nachbem man vor einunbzmanzlz Monaten ruhmrebig erklärt hatte, baß es für England einerlei sei, ob es am Welt krieg gegen Deutschlanb teilnehme ober nicht. Möglich, a wahrscheinlich zwar, daß diese Wehrpflichteinfllhiung olle an deren ernster nehmen, als die Briten selbst. Ihren Staatsmännern zum mindesten gilt fit in erster Linie nur als ein neues Mit tcl, den gesunkenen Mut der Ententege offen zu heben. Tort die Russen in Mar seille hier die englische Wehrpflicht. Beides ist gleichen Ursprunges: Man will sich und die anderen tauschen. In bicfe Kategorie von Maßnahmen gehört ja auch der englische Gebanke bes Wirtschastekrleges. ber von ben zetzigen Verfechtern der .Zivilisation" gemeinsam gegen bie Gruppe der Mittelmächte im Fricben weitergeführt werben foll. Selten ist ein Plan ungereimter gewesen, wie bie ser. Die Einheitlichkeit des europäischen Wirtschaftslebens, die sich in jahrtausend langer Gewöhnung entwickelt hat nd feingliedrig ausgestaltet worden ist, wollen die Machthaber der Entente kurzerhand be seifigen.' Die Wirtschaftskonkurrenz in Paris soll die Vorarbeiten dafür leisten. Nun, gleichviel, wozu sie gelangen wird, wir können ihren Entschließungen mit kaltblütiger Ruhe entgegensehen. Von Anfanc!- laa es klar zutage, daß England mit seinem ewigen Handelskriege gegen Mitteleuropa nur in ,e,ne eigene Tasche wirtschaften .. will. Sem Plan, Deutschlands staatliche und gewerbliche Macht durch den Krieg zu vernichten, ist gründlich mißglückt. Deshalb foll - der Hanbelskrieg im Frieden das vollenden, was durch den Kampf mit den Waffen nicht zu erreickien war und ist. Teutsch- land soll als Wä!bcwerl,r gegen England dadurch beseitigt werben, baß man es o ' politisch isoliert. Dann können die engli schen Waren überall zu den Preisen, die London vorschreibt, abgesetzt werden. Und all die anderen werden sich's ruhig gefal lcn lassen? Scbon jetzt im Kriege lernen Frankreich und Italien Englands Unkigen nutzialeit zur Genüge kennen. Damit die britischen Bergwerksbesitzer und. Reeder die Kriegskonjunktur voll genießen 5ön nen, haben jene romanischen Verbündeten Phantasiepreise für englische Kohle onzu legen; und vieles, was sie dringend brau chen, fehlt ihnen überhaupt. Kein. Land kann ihnen vollen Ersatz für die Waren liefern, die sie im Frieden von Teutsch land erhielten. Was wijrde ferner aus einem von Teutschland abgesperrten Ruß land? Wohin foll daS Zarenreich mit fci ncm eigentlichen Exportartikel, dem Ge treibe, wenn ihm Deutschland verschlossen bleibt? Und was würde es den Russen nützen, von England dieselben Maschinen und Geräte teuer zu beziehen, die ihnen Teutschland billig lieferte? Wir wüßten nicht, was Englands jetzige Freunde für ein Interesse an einem ewigen Kriegszu stand' mit den Mittelmächte.,, an einer Monopolisierung deS Welthandels durch Großbritannien haben könnten. Sie wer den mit Nichten die Kosten von Englands Unfähigkeit, dem deutschen Handel die Spitze zu bieten, trogen wollen. Unleugbar Tatsachen sprechen für dhfc Unfähigkeit. Was hat England seit Kriegsausbruch nicht alles gegen Teutsch lands Handel unternommen! Absperrung der Teutschen vom überseeischen Verkehr, Pateniraub und Tiebstahl sonstiger Ge schäsisaeheimnisse, schamlose Eingriffe in die, völkerrechtlich geschützten Rechte der Privaten, nichts blieb unversucht und un getan; staatliche Unterstützung wurde für die Schaffung von Jnbustrien. die Teutschlands Fabrikate ersetzen sollten, in Aussicht gestellt und bewilligt. Doch der Erfolg all solcher verzweifelten Anstren aunge'n blieb gleich null. Man betrachte Englands Exportziffern vor dem Kriegt und jetzt. Seine Ausfuhr stellte sich in den (ganzen) Jahren auf: Ausfuhr englischer Waren km Jahre 1913: 525,245,000 Lftrl. Im Jahre 1914 4,30,721,000 Lftrl. Im Jahre 1915 384,647,000 Lftrl. Wiederausfuhr frem der Waren 191!?: 1M.575.000 Lstrl. 1S14: 95,474,000 Lstrl. 1915: 538,797,000 Lstrl. Das volle Kriegsjahr 191?. In welchem Deutschland gänzlich aus dem Wettbewerb Uebersee ausgeschaltet war, hat der AuL fuhr englischer Waren nicht nur keinen Vorteil, sondern sogar einen Ausfall von 2870 Millionen Mark gegenüber dem letzten Jriedensiahr 1913 gebracht l Brlngt man davon selbst dic 870 Millicnen N!ark in Abzug, die England im Jahre 1933 nach Deutschland an Ware lieferte, so verbleibt noch immer daS ungsheurr Deji zit von 2 Milliarden Mark. Seine De beutung wächst noch dadurch, bah der Wert vieler Waren sich im Kriege stark erhöht hat. An der Menge gemessen, ist der Rück gang der britischen Warenoussuhr also erheblich starker, als unsere Vergleiche er kennen lassen. Doch noch viel schlimmer als das. ist für England die rllbliche Erfahrung, daß sich die Bereinigten Staaten und Ja psn die europäischen Verwicklung zunutze machen. Amerikanische und japanische Waren haben ihre Absatzgebiet mit je'.em neuen Kriegsmonat erweitert. Nicht ge nug damit, daß Amerika durch KricgSlic feiung an die Entente dieser ungeheure Summen abnimmt, gräbt es dem engli schen Handel in Südamerika und Ostasien ja, in den britischen Kolonien selbst, den Boden ab. Und Japan? Nun. seine Wa ren dringen in Australien, Jnd,en, China mehr al ic ein ! England züchtet sich so, in schier unbegreiflicher Kurzsichtigkeit, in der großen Republik jenseits des Ätlanti schen Ozeans und in dem sicstatifchcn Kaiserreiche zvci Konkurrenten, die ihm viel gefährlicher zu werden drohen, als eS Deutschland jemals wce. Werden sich dicse beiden (jetzt zwar mit England befreunde ten) Staaten etwa nach dem Weltkriege, freiwillig dem englischen Welthanbelsmo nopol-Gcbankcn unterweisen? Um so weniger werben sie es, all dos hoffen wir nicht nur, fonbern w se hen es mit Gewißheit voraus die Stoß kraft bei deutschen Handels solch gckün steiles Gebäude über den Hausen werfen müßte. Teutschlands Volkswirtschaft gleicht heute einem gefesselten Riesen. Der Krieg zieht ihr überall hemmende Sckiran ken. Aber er gibt ihr auch eine unabseh bare Fülle der wertvollsten Lehren. Unsere Industrie hat nicht nur tn technischer Hin sicht. sondern auch In bczug auf die Lr ganisation viel aus den Kriegszeiten, aus den Erfahrungen dieses ungeheuerlichen Ringens gelernt. Und wie sie ihre Frie densproduktion, wo es nur immer anging, entschlossen auf die Herstellung von KriegZbedarf umstellte, fo trifft sie jetzt bereits Vorkehrungen für die Zeit nach dem Kriege. Daß sie dabei die Wirt schaftskriegsplänc unserer &i'H sei Tank sehr redseligen Feinde tn idre Berechnungen einstellt, ist sclsiverständ lich. So beugt sie unliebsamen Ucberrc. schungen vor. Der Unterschied zwischen dem "deutschen Wesen und dem der uns feindlichen Koalition zeigt sich auch hierbei. Während bort die zerstörenden Tcnbcnzen allein zu Worte kommen, sinb es bei uns schon jetzt bic deS Au! und Aufbaues, die sich Geltung verschaffen. In besonders kennzeichnender Weife treten sie bei der E" welteruna der Jntcressengemein chan tn der chemischen Großindustrie hervor. Zwei große Dreiverbände ad es bisher in ut fer Industrie. Den eine. bildeten die Ja difche Anilin und Sodasabnk, die yar benfabrilcn vorm. Jricbr. Bayer & (0. unb die Akt.-Ges. für ÄNiliNsabrikakion in Berlin, den anderen die Farbwcrke vorm. Meister. Lucius & Brüning in Höchst a. M.. die Firma Leopold Cassella & Co., G. rn. b. H., in Frankfurt a. M. und die Akt.e)es.Kalle & Co. in Biebrich. Jede dieser Gruppen ist bereits seit 1904 durch Interessengemeinschaft verbunden. Nunmehr wollen sie sich zu gemeinsamem Handeln enger verbrüdern. Außerdem treten ihnen die Chemischen Fabriken Wei ler-ter-chen rn Uerdingen bei. So entsteht eine Gruppe, die über eigene Kapitalien von etwa 400 Millionen Mar! verfügt. Als ihr Ziel bezeichnet sie die gemeinsame Bekämpfung der feindlichen onturrenz beprebungen; die Leistungen de deutschen Werke sollen durch den Zusammenschlug derart gesteigert werden, daß sie in Be fchaffcndeit und in Preisen den Kunden Vorteilt bieten, die ihnen von keiner an deren Seite geboten werb:n können . Aus anderen Gebieten, so in der Schiffahrt und in der Montanindustrie, zeic.en die Ansätze zu ähnlicher Zusammenfassung der Kräste. Während unsere Feinde 'n vielköpfigen Konferenzen am Seinestranb .über die Ausschaltung Deutschlands aus dem Welthandel beraten, vollziehen sich be, uns wohldurchdachte Vorbereitungen für die Zeit noch dem Kriege. Deutsche Tat kraft und deutsche Wissenschaft hab.n sie zur Grundlage. Auf sie können wir u,,S verlassen. Gönnen wir den Feinden die billige Freude an immer neuen Bluffs l ! MjstscyeFuje. Professor Theodor Wirt, der Marbur er Philologe widmet in den .Prcußi schen Jahrbüchern" der LauS im Altertum eine Betrachtung. In der Biographie, die das Altertum Homer andichtete, lesen wir: Der Dichter der Jliade, der weithin Griechenland durchquert, findet am Mee resstrand Fischersleute und läßt sich in ihrer Gesellschaft nieder. Da kommen die Söhne der Fischer vom Meer, steigen aus den Booten, ober vhne Beute, und geben nun das Rätsel auf: .Was wir nicht fin gen, ist bei uns; nicht bei uns ist, was wir fingen." Selbst ein Geist wie Homer löst dieses Rätsel nicht, denn er ist ,u erhaben für solche Dinge. Plato kannte die LauS gut, und im .Sophisten", wo er über verschiedene Künste handelt, stellt er einmal auch mit der Kunst der Stra tegie und der Jagd die Kunst deS Lause fangenS zusammen; neben der Strategie und Thereutik steht also, von .Phtheir" die Laus abgeleitet, die Phiheir, til. Den Schluß aus Birts umfassenden Fest- stcllungen bildet die Erinnerung, daß Sulla an der entsetzlichen Krankheit der Phtheiriasis starb. Es waren Geschwüre, bei deren Ausbrechcn sich Gewürm bildete, da! man in naiver Unkenntnis für Läufe hielt. Der semeine Mann ist interessant nicht durch dos. was er sagt, fondern wie er es sagt, wie er dabei blickt, lacht und sich gebärdet. Er läßt seine Affekte fchie ken, in scm Inneres blicken und macht den Eindruck der Wahrhaftigkeit. Aas lehle Aelen. Von Schalom Asch. Drei Tagt haben sie gewartet, gemeint, Gott werde ein Wunder tun und die schreckliche Beifügung werde verschwinden; sie haben Nichts getan und tn zur letzten Minute gewartet. Zwei Tage, nachdem der Äabbiner ge hängt worden war, hatte der russische Kommandant den Gemeindevorsteher Be rechja und Oscr Chassid kommen lassen und ihnen gesagt: nach drei Tagen dürfe sich kein Jude mehr in der Stadt befinden. Das verstanden sie nicht, denn sie konnten sich nicht vorstellen, daß die Juden einer ganzcn Stadt mit Wcibcrn und Kindern, mit Kranken und Alten, die nicht mehr imstande waren, allein zu gehen, die Stadt verlassen sollten. Wohin sollte man auch gehen? Und was würde mit ihren Häu sein werben, mit ihrer Haie, mit bcr Synagoge, bem Lchrhause, bem Friedhofe und allem anderen? Sie bachten, man wolle sie nur erschrecken, unb sie waren auch erschrocken. Mit klopfenbem Herzen wartete das Städtchen auf sie. Eine An zähl Männer stand am Brunnen auf dem Marktplätze.. Juden, es steht nicht gut!" rief einer von diesen, als er die beiden mit flattern ben Röcken unb zitternden Stirnlockcn lau fen sah. .Er befiehlt unk zu gehen,' sprach der Gemeindevorsteher voll Schrecks. .Was?!' .Mit Weib und Kindern, mit Kranken und Alten, hinaus! Nach drei Tagen soll keiner mehr hier sein." Die Leute schwiegen; mit Gesenkten Köpfen gingen sie auseinander, und schon nach einer Minute wußte die ganze Stadt von dem Unglück. Keiner aber glaubte, daß es ernst gemeint sei; alle hielten da für, man wolle sie nur erschrecken. Sie hatten wohl gehört, daß dergleichen im Innern von Rußland vorkomme, wo Ju den nicht wohnen dürfen: von dort schickt man Juden weg. welche dorthin kommen Aber ihr Städtchen, wo Juden feit llr zeiten wohnen und einen uralten Friebhof haben mit gemauerten Stübchen" auf den Gräbern aller .guten Juden" (chassidischen Wunderrabbis), wehin unzahlige Juden zum Beten kommen dessen Einwohner sollte man am hellen lichten Tage aus treiben? Und was würde werden mit dcn Häusern und Läden, mit der Synagoge und dem Lehrhause, mit den Gräbern der Eltern und der Wunderrabbic! Ihr: Hände fingen Nicht an zusammenzupacken, Was sollten sie packen? Bettzeug. Wäsche, Kleider? Wenn das Wertvollste, die Stadt mit dcn Häuscrn, zurückbliebe? So liefen sie nur herum und dachten nach, was man tun könne. In die Gouvernemenisstadt zum Gou verneur fahren konnten sie nicht; denn da zu war eine Erlaubnis nötig, und die er hielten sie nicht. So entschloß man sich zu einem Telegramm. Man versammelte sich im Haufe des Rabbiners bei der Witwe, und Leiser, der Bittschriftenvcrfasser, der etwas Russisch konnte, schrieb das Tel: gramm. Alle Juden, die herumstanden, diktierten; einer sagte, man solle furchtlos alles aufschreiben, was die Juden jetzt fühlen, und nicht auf die Kosten sehen, die das machen könne. Das Telegramm war lang und rüh rend und enthielt alles, was die Juben seit dem Anfang d:S Krieges erlebt hat ten: Weöhalb man sie verjage? Weshalb man ihren Rabbiner gehängt habe? Sie seien dem Kaiser treu und bereit, für ihn zu sterben. Sie baten den Gouverneur, der .stets ein Vater für sie gewesen" sei, er möge sich ihrer annehmen. Tas Tele gramm wurde zur Post getragen. Alle Juden gingen mit. Der Postbeamte las es und lachte. Dann rief er die anderen Be amtcn zusammen. Diese lasen es ganz laut und lachten über Leisers schlechte! Russisch und darüber, daß die Juden den Kommandanten beim Gouverneur anzei gen wollten. Schließlich gab man eS den Juden zurück. Man Ion es nicht ab schicken. . .Warum nicht?" Der Kommandant muß eö unter schreiben." Zum Kommandanten sind sie natürlich nicht gegeikigen. Etliche Juden gingen zu dem katholischen Geistlichen, andere hatten einen vornehmen nichtjlldischen Bekannten; beide aber erklärten, nichts tun zu können. Nun wurde ein Fasten angeordnet, und die Juden beteten Psalmen und liefen auf dcn Friedhof zum Grabt deS Nabbi ners. Aber gepackt haben sie nicht, denn die Hände waren kraftlos. Und sie warteten bis zur letzten Minute. Vielleicht wird noch ein Wunder geschehen. Die Männer liefen wie Irrsinnige umher. Was wird morgen fein? Die Frauen weinten, die christlichen Nachbarinnen weinten mit. Aber der Arzt und der Ingenieur gingen bei den Polen umher, und plötzlich er schienen Polen, die biS dahin Lastträger. Trunkenbolde oder Gelegenheitsdicbe ge westn waren, und schlugen den Juden vor: sie sollten ihre Geschäfte und Häuser verkaufen, der Doktor und der Ingenieur würden zahlen. Die Juden jedoch wollten davon nichts hören; sie warteten immer noch auf ein Wunder. Der letzte Tag war ein Freitag. Die Juden hatten schon keinen Sinn mehr für den Sabbat; sie wußten überhaupt nicht, was für ein Tag es war. Gepackt ober haben sie immer noch nicht: sie warteten. Plötzlich entstand ein Schrecken. Gegen den Nachmittag zeigten sich Soldaten, gingen in jüdische Häuser und. fingen an, Hausgeiät und Bettzeug ouf tn Markt zu tragen und die Juden ebendorthin zu treiben. Als die Juden das wahrnahmen, erhob sich ein großes Wehklagen. Dic Frauen suchten die Kinder; Mütter fchrien laut: .Wo ist mein Kind? Josele ist nicht da!" Aber niemand hatte mehr Zeit, ouf ihr Gemein zu achten. Jeder begab sich in sein eigenes Heim und begann zu packen. Aber die Hände wollten sich nicht heben. Man wußte nicht, waS zuerst zu packen sei; Schränke, Kommoden oder Bettzeug? Und wie bei einer Feueribrunst hat rn Jude ans dem Schrank Frauenkleider und ein paar Stücke Wäsche glissen und ist damit auf den Markt gegangen. Ein an derer hat zwei Mcssingleuchler und einen Mörser gehalten, gemeint, daß da sein wertvollster Besitz sei. Knaben haben Bücher geschleppt; einen Wilnae! gebundc. nen Talmud. Tort haben zwei Juden et Bett getragen. In be in ein alter kranker Mann mit weit geöffneten Augen lag: baS war Rabbi Aaron Lob Tajjan (Mit glicd de Rabbinatökollegiumk), tiner von den 30 ganz Frommen, der schon 20 Johre lag und die heilige Toia lernte. Ein Knabe führte den alten blinden Großvater und setzte ihn aus ein Pack Sachen mitten auf dem Markt; der Alte tappte mit dem Stock um sich hcrum. ohne z wissen, wo er war. und redete etwas, in der Meinung, jemand höre ihn: aber nicmanb hörte ihn, beim alle waren mit sich selbst beschäftigt. . Die Erschrockenheit würbe immer grö her, würbe einer Fcucrsbruns! gleich; denn die Soldaten sagten, die Juden müßten sich beeilen. Zuletzt ließen bit Juben al lcs zurück, nahmen nur ihre Kmber und liefen mit ihnen nach dem Markte. Jede Kind hielt ein Packet tn ber Hanb: die einen mit Pentaleuchen, Gebetbüchern und anberen Büchern, die ihnen als wertvoll st Besitz d,'r Eltern galten; die anderen mit Bettzeug unb Wäsche. Die Weider wußten schon gar nicht mehr, waS mit ihnen war: sie liefen fortwährenb umher, ihre Kinder suchend, die sie doch on der Hand ober an ihrer Schürze hatten. Am ruhigsten waren bic alten Männer und bie jungen Mubchen: letztere packten still Wäsche und Kleider und trugen sie aus bcn Markt; die Vater aber verschlossen die Türen und Fenster in den Häuser und Läden, ließen allcS, waS nicht mit, genommen werden konnte, und ginge dann auch auf ben Mails. Nach einer Stunde war der ganzr !' arkt mit Juden gefüllt: ein und: schreibliches Durchcinanbek. Sonst war d auf den Straßen still; nur bie und da standen etliche Nichtjuden und lachten. Es war ein schöner, sonniger Nachmit tag. Dic Sonne schien noch herrlicher al sonst, mit einem fröhlichen Freitagsglann. um die Zeit, wann dic Juden zu Ebren bcs Sabbats zum Babcn gehen; sie wußt: nicht, daß Krieg auf der Welt ist und man die Juden aus der Stadt bcrtreibt. Das große goldene Kreuz glühte in der Sonne. 1 als ob es Blut wäre und de Himmel erschrecken wollte. Um die Stasi aber dehnten sich grüne Felder und blü hende Baumgärtcn. Das große goldene Kreuz glüht.' in der Sonne, als ob ck Blut wäre und den Himmel erschrecken wollte. Um die Stadt aber behnten sich henbe Baumgärtcn. Jebes Blättchen und Blütchen badete sich in der Herrlichkeit der Sonne. .BlleS aber schien die jübischen Kinbcr zu höhnen: .Wir stehen, wir Bin ben; ihr aber müßt fort." ? - - - ' Und damals gcfchsh es. Als alle Ju den auf dcn Markt zusamtnengetrieben waren, erinnerten sich einige alte Fami licnväter an dic alte .Schuhi" (Synagoge) an die Gesetzesrollen. Einzeln, ohne ic gendeine Verabredung, kamen sie zur Synagoge: sie war schon geöffnet; der Diener stand vor der heiligen Lade und hatte die Gesetzesrollen herausgenommen und in Gebetmäntcl gehüllt. Still traten die alten Juden in da? alte Haus, ohne ein Wort zu reden. Je der nahm eine Gcsetzesrolle auf den Arm. Zehn alte Juden waren es mit zehn Ge sctzesrollcn. Als sie mit diesen auS der ?,nnn k!n'I?.,fkn hlnfti.tt kiilj, u.iu.w sie auf die Wände, und es schien ihnen, als ob die Wände mit den Jnsckiriftcn in der heiligen Sprache ihnen Nachschau ten, a!S ob sie reden wollten. Einen Augenblick blieben die Juden mit den Gesetzesrollen stehen. Da sagte der alte Diener: ES scheint, cm Minjan!" Ja, ein Minjan," antworteten die Juden. .Laßt uns zum letzten Male da! Nachmittasgebet sprechen." Zum letzten Male!" Mit den Gesttzesrollen auf dem Arm stellten sie sich hin. Aber das Nachmit tagsgebet haben sie nicht gebetet. Der alte Diener hat das Psalmenbuch geösf net und das letzte Gebe! gesprochen (Psalm 69): Gott hilf mir, denn daS Wasser geht mir bis an die Scclc!" Und die Wände haben miigewesnt. , Ein russischer Lehrstnhl in Sheffield. Wie die .Mornina Post' schreibt, bat die englische Reaicruna in Uebereinstim mung mit der russischen Unterrichtsverwal tung velchlossen, vom kommenden Herbst an einen I'ebrftufck für tuffif thf4i - 1 ' ' -"111- r.,w IltiS (UpfriiAi hu. Ait.m ft.iVvs .? . -.j;..,.., uw viiw.-yvutb IN yessicio zu.erricyien. Man ya; tsyes kield und ttirlif fthn Pnnhnn für Viifit ersten russischen Lehrstuhl in England ge wählt, weil die Einführung de Russischen in den Lchrplan der englischen Universi täten mit der seit einiger Zeit besonders enrig oenlkvenen yanocispotitischen An näberuna beider k?,tntn im Quinrnrnm hange ficht, und es der englischen Regie rung oayer in erircr x.mt noimenoig er schien, fcie CSBfmf der n?stb!nd,!?N Kreise deS LandeS mit der Kenntnis der ruiiqen praa)e uns iyrer iueryalinistt bekannt u machen. Nach k!?m Nrkili, ist für Nußland die Errichtung eines eng i:rj..- t . n..t .. et t - r M . f Ulmen eur,iuuies gepiani. voq oll oiezer Gedanke eist nach dem Kriege tut Wa führung gelangen. Denn da auS man cherie, Gründen nur eine westrussische Uni veksltät in Betrncht kommen fnnn Mi. stcn aber von deutschen Truppen besetzt ist. ,0 ouior oorers! oie urricylung eme eng lischen Lkbrstllkles in ffhiftsnnh fcn fci Engländer am liebsten in Warschau ode? Wilna sähen, ein frommer Wunsch. Lachen lernt man nicht, Lachen verlernt man nur.