Nebraska Newspapers

    Tägliche Omaha Trlbl'm?, Donnerstag, 22.
Juni
191.
Seite G,
-
J
?eywNVZs
jtUf
Jlritiiiiifilrcnwit
, Fr!jctz!,ng.)
' Leo schwieg und lliciie vvr sich hin.
Daö juiij-k, srohe ttcsich: l)ii::t anen
fcfjromiiürigen Ausdruck arzensmcn,
aus feinen Lippen lag ein bitlcreZ
Lächeln.
Geuf jenb leg te Mary ihre Hand
auf feinen Arm. Mit itunmttßcGcn,
fast niüttirlichcn Blicn fiil) die jutifif
' Frau in das AttlliZ deZ jungen Cr
zierö.
.Also, du fühlst dich nun wieder
ganz wohl?"
,Ja, ja, eZ acht. In meiner Gftu
ation darf man nicht m der 5iuan
kmstude hoiZenl
.Laß das, Leo, häng' nicht tiefen
JSedanfen nach!
.Ach Gott. Mary, du hast leicht
sprechen. So tief, feie ich jetzt drin
mal Wenn S einem an den Krazen
Be5i! Sieh t, so ist es: Ein unqZiickli
cher Galoppsdruug auf der Bafm des
iieoenZ und da liegen wir! ,
.Leo, sag' mir. ist denn ba3; wirk
uch so arg wegen deiner Schul
den?" fragte Mary beklommen.
.So arg? Die Leute warte:-doch
ur, weil ich sie auf den Ritt dertrö
Pete. Und jetzt sind natürlich zu den
alten Elenden oie Spielschulden da
ugekomrnrn, die ich innerha?b vier
ndzrocmzig Stunden bezahlen muß!
K meine1 Eltern kann ich mach nicht
wenden! Sie könnten mir auch 'gar
pcht helstn."
i Mary seufzte tief auf.
F Verzweifle nicht, mein Liebling!
Lielleicht werden deine Gläubig nicht
so hart sein, als du glaubst
Er lachte auf. Ein harte, verzwei
felteZ LaHen.
.Die? Na. die kennst du schlecht!
Jie sind wie Blutegel! Die saugen
und saugen, so lange sie noch einen
Lropfe wittern! Die treiben und hst
gen einen, daj$ man nicht weiß, wo
einem der Kopf steht! Wenn ich über
lkge," sagte er mit unterdriickt Wut,
wwas mir bevorsieht, ich versichere dir,
ein derartiges Grauen, etu derartiger
Ekel faßt mich, daß ich am liebsten
kurzen Prozeß machen möcht "
h .Leo!" schrie Mary auf.,
? Alles Blut war ihr zum Herzen
gedrungen. Einen Augenblick war es
ihr, als müßte der Herzschlag ausset
zen, als würden ihr die Sinne
schwinden. Aber nur einen Augenblick.
Tann kam plötzlich eine seltsame Kühe
über sie.
Jetzt hieß es, sich zusammennehmen.
Sie dürfte nicht den Kopf verlieren,
sie nicht! Es ging um sein und ihr
Lebensglück! Wenn hier noch Hilfe
möglich war, so war nur sie es, die
dieses Rettungswerk vollbringen konn
te, sie allein! Und es mußte ihr ce
lingen! Ihre ganz Kraft wollte sie
einsetzen! Ach. nun hatte sie wenig
siens einmal Gelegenheit, zu zeigen,
wie heiß sie ihn liebte! Nun lag die
ganze Zukunft dieses ManneS in ih
jen Händen!
Ein Zug der Entschlossenheit trat
in ihr Antlitz. Jhre zusammengesun
Zene Gestalt richtete sich auf. Mit ru.
higer, sicherer Stimme sagte sie zu
ihrem Verlobten, seine Hände faffend:
.Höre mich an. Leo! Wir müssen
Mittel und Wege finden, es kann nicht
lles verloren sein! Ich lasse den Mut
nicht so schnell sinken. Heute abend
kommt ein Freund unsres Hauses, der
Ldvokat Doktor Hosfmann,- zu uns
heraus. Besprich mit ihm deine Ange
legenheiten, vielleicht weiß er einen
Ausweg. Er ist ein dielbeschäftigter
LddoZat, ein hochanständiger, warm
fühlender Mensch..."
. Johann kam eilig die Mee herauf.
Gnädigste Frau Baronin, der
5r Doktor Hoffmann ist gekommen.
Er läßt fragen, sb er mdjt feine Auf
wartung machen kann."
.Führen Sie den Herrn Doktor in
den kleinen Salon und sagen Sie
ihm. daß ich sofort kommen werde."
Der Diener entfernte sich. Mary
wandte sich wieder an Leo: .Wie von
Eett geschickt! Gerade im Augenblick.
d?s wir von ihm sprechen, wird er ge
mehset.,. Ich schicke ihn gleich zu dir
her.-
Ein mattes Lächeln flog üb die
Züge LeoS. Er nalzm den Kopf der
geliebten Frau zwischen seine Hände
und sh ihr tief in die Augen. Tann
küßte n ihre Lippen.
.Geh' nur, du großes Kind, und
schick' ibn mir herunter!" sagte er mit
tiefer Zärtlichkeit.
Mary eilte rasch dem Hause zu.
8llS sie den kleinen Salon betrat,
streckte ihr Doktor Hoffmann beide
Hände entgegen.
So lange haben Sie Ihren alten
Freund warten lassen!" fcherzie er
und küßte Mary die Hand. ,
.Ach lieber .Herr Doktor. Sie reis
sen gar nicht, was passiert ist! Wal
den ist heute gestürzt!"
Ist er verletzt?" ,
Nein, er sitzt unten im Garten."
Na also, wenn er heil und ganz
lst, kann ja das Unglück nicht so groß
sein!"
Ja. aber, Doktor, Sie innern
sich doch, waZ ich mit Ihnen bespro
cden habe. Nun habe ich ihm die Hoff
nung aegeben, daß dielleicht Sie uns
reiten kennen. Er sitzt unten und er-
Wartet Sie.
-jpcvkn.
von August Äeiszl. v.
.Mich. Baronin?"
Ja. Hören Sie mich an: Leo le
findet sich im Augenblick in einer der
zweifelten Situation. Er braucht zur
Teckuliz der Wetlfchulden sofort Geld.
Er muß sie innerhalb vierundzwanzig
Stunden bezahlen."
.Und die andern Schulden?" fragte
der Advokat.
,Ja, ja, ich weiß, aber um die han
deit es sich im Augenblick nicht. Dar
über sprechen wir später. Zunächst
müssen wir ihn rnig den Soraen her
ausreißen! Und das können Sie am
ehesten!"
.Was in meiner Macht steht. Sa
ronin, soll ja gern geschehen. Bitte,
verfügen Sie über mich!"
.Das hab' ich ja gewußt! Also,
lieber Herr Doktor. Leo darf nicht
wissen, verstehen Sie. absolut nicht
wissen, daß ich über feine Angelegen
heften mit Ihnen gesprochen habe. Er
darf auch nicht erfahren, daß ich die
Hand im Spiele habe. Taö ist vor
läusig das Allerwichligsie!"
.Ich begreife! Also bitte um Ihre
Instruktionen!"
Mary nötigte den alten Freund in
einen Fauteuil und zog einen zweiten
knapp zu ihm heran.
Sie war so erregt, daß sie kaum
sprechen konnte. Ihre Hände ziitnten
und ihre Augen hefteten sich flehend
auf Doktor Hoffmann.
Lieber Doktor, ich lege mein Le
bensglück jetzt in Ihre Hände!" stam
melte sie. .Alles hängt davon ab, wie
Sie die Angelegenheit arrangieren. Es
handelt sich zunächst darum, jenen Le
trag auszutreiben, der bis morgen
mittag bei den Buchmachern und im
Freundeskreise gezahlt werden muß."
.Wie hoch ist die Summe?"
.Leo sprach von einigen tausend
Gulden."
Einige tausend Gulden? Hm!"
Lieber Doktor. Sie werden die
Liebenswürdigkeit haben, diesen Be
trag dem Herrn Oberleutnant morgen
früh zuzusenden. Ich hafte für ihn.
Sie wissen, daß von meiner Mitsift
noch Geld übriggeblieben ist, das mein
Vater verwaltet. Ich kann also mit
voller Beruhigung die Bürasckiaft
übernehmen."
.Schon gut," lächelte Doktor Hoff
mann. .Tte Esache ist erledigt, spre
eben wir nicht weiter darüber. Der
Herr Oberleutnant wird morgen um
zehn Uhr vormittags das Geld ha
ben."
Mary griff, sich erhebend, nach der
Hand des Freundes und drückte sie
fest.
Ich danke Ihnen. Ich habe ge
wußt, daß ich mich nicht vergebens
an Sie wenden wurde. Und nun,
bitte, lieber Doktor, Leo wartet un
ten. Aber lieber Doktor! Ich bitte,
vergessen Sie um Gottes willen nicht:
Leo darf unter keinen Umständen
wissen, daß die Sachen mit meiner
Hilfe geordnet worden sind, sonst ist
alles verloren!"
.Ich verstehe, mein Kind, seien Sie
unbesorgt!"
Der alte Freund erwiderte den
Händedruck warm und wendete sich.
Dann fiel die Tür hinter ihm ins
Schloß.
Mary sank mit einem Seufzer der
Erleichterung in einen Fauteuil.
Wenn Doktor Hosfmann die Angele-
genheit in die Hand nahm, dann war
sie auch geordnet. Darauf konnte sie
sich verlassen. Und Zeit gewonnen
alles gewonnen!
Die taghell erleuchteten, vnrit grü
nem Reisig und Fahnen geschmückten
Säle des Hotel Europe" füllten die
Gaste des Rennballs. Eine tiefgehende
Ueberrafchung bot es, als Oöerleut
nant Baron Walden in Ges:llfckaft
seiner Eltern und der Familie Roden
stein im Saale erschien. Bon allen
Seiten streckte man ihm die Hände
entgegen,,, und freudig llatg das
Servus, Walden!" Mary war ganz
fjolz. ihn derart im Mittelpunkt der
öffentlichen Aufmerksamkeit stehen zu
sehen.
Den Damen wurden auf der Est
rade Plätze angewiesen und dem
Oberleutnant ein bequemer, meichge
polsterter Fauteuil hingeschoben. Ma
ry Blicke flogen über die Gesellschaft.
Man sah ihr an, daß sie im Innern
nicht fo ruhig war, als sie zu fein
schien. Ihr sonst so blasses Besicht
war leicht gerötet, aber unter dert
Augen lagen bläuliche Schatten.
Manchmal grub sie ihre Zähne in die
Unterlippe.
Baronin, Sie scheinen jemand zu
suchen?" sagte Walden.
Ja das heißt, ich Haie vor
ausgesetzt. Hella hier zu finden." ant
worteie Mary. Ich wiindere mich,
daß sie noch nicht da ist."
Hierauf fchwiczen beioe.
Ist Doktor Wurmser föon hier?"
fragte Mary nach einer Wu!e.
.Ich seh' ihn nicht," ani;oor!cte
Leo. Interessiert dich das so sehr?"
Wo nur der Frauz steckt, möcht'
ich wissen!", wandte sich der alte Ba
ron an feine Tochter. Den ganzen
Nachmittag hab' ich ihn nicht gee
her.!"
Ungefähr eine halbe Stunde war
OTnak
Mary machte am Arme ttt Ober
sten Waiden einen Rundganq durch
den Saal und die Anlagen, um
LUurmser zu finden. ES war oerge
benö, der Kommissar war nirgendi
zu entdecken.
Die junge Frau begann unruhig zu
werden.
Was hatte das zu bedeuten? Der
Kommissar fehlte und Franz auch...
Es mußte sich etwas Wichtiges erela
net haben, daß Doktor Wurmser so
lange ausblieb.
AIS Mary an der Seite de Ober
fien wieder auf die Estrade zuschritt,
traten gerade neue Ballgäste ein. Et
waren die Erwarteten: Doktor Hoff
mann, der Hella am Arme suhrte,
und Doktor Wurmser.
.Da sind sie schon!" rief Mry und
bat den Oberst, sie zu den Eintre
tenden zu führen.
Die Begrüßung war nicht von herz
licher Freudigkeit. Hellas Antlitz war
bleich. Sie schien noch unter dem Ein
drucke großer Aufregung zu stehen.'
Stumm reichte sie Mary die Hand.
Auch das Gesicht des Advokaten
halte einen ungemein ernsten Äuö
druck. Doktor Wurms allein schien
nicht verstimmt zu sein. Eö lag etwas
wie Befriedigung auf seinen Zügen. :
,Warum kommt ihr so späti Ich
haoe euch schon mit Ungeduld war
tet," wandte sie sich an Hella. !
Die Lippen Hellas zuckten nervös
Wir sind durch Besuche auf
gehalten worden," antwortete Hella
zögernd.
Ist etwa geschehend
Hella nickte nur stumm.
Das Mädchen beugte sich vor und
flüsterte der Freundin zu: .Denk' dir
nur, Hans ist verschwunden! Han?
ist ein Dieb. Ich kann ei gar
nicht glauben, daß er eS war, der die
schwarzen Perlen genommen, wenn
ihn auch Stephan im alten Turm
beobachtet hat. Und wenn er jetzt der
chwunden ,fi, mit den Plen ver
chwunden ist, fo wird sich die Sache
chon irgendwie aufklären. Ich bitt
dich, Mary, schone ihn! Denk' an
mich und meinen alten Vater, der
zeitlebens ein Ehrenmann gewefea
ist."
.Du brauchst gar nicht zu bitten,
Kind. Was in metner Macht steht,
wird geschehen. Ich werde dann gleich
mit Wurmser reden."
Hella drückte dankbar die Hand der
Freundin Eine Last schien ihr von
der Seele genommen zu sein. 3ladj
einer Weile fragte Hella: .Worun!
trägst du denn heute die Riviere uni
deine schönen schwarzen Perlen nicht?'
u: Baronin blickte die Freundn
erstaunt an.
Tu wecht doch, daß sie mir gestoh,
len wurden!"
Ja. aber du hast doch seinerzeit
in Paris ein Duplikat davon machen
lasten. as littest du doch nehmen
können," bemerkte hierauf Hella.
Die Baronin errötete.
Ja, weißt du," sagte sie stockend,
das Duplikat habe ich nach Paris
zurückzcsckickt. Aller Glanz der Steine
war erloschen und auch die Perlen
schimmerten nicht mehr. ES muß her
gerichtet werden."
Mary stand rasch auf.
.Jetzt muß ich." sagte sie. .Hoff!
mann aufsuchen. Ich habe ewe w!chs
tige Angelegenheit mit ihm zu erledi
gen."
j
Der alte Advokat saß zwischen Un
beiden Jugendfreunden und plaudert
Mary trat zu den drei alten Herren.!
Doktor Hoffmann fprang auf und
wollte ihr seinen Platz anbieten.
Nein, ich dank Ihnen, lieber
Tottor! Ich bin gekommen, um Sie
den beiden Herren zu entführen." ' .
.Von Ihnen entführt zu werden,
Baronin, ist mir gewiß nur ein Ver
gnügen!" lächelte der alte Herr und
bot der jungen Frau den Arm.
In 'einem der Seitenzimmer setz
ten sie sich an einen einsamen Tisch.
Vor allein, lieber Doktor, was ist
mit Leo?" fragte Mary haftig.
Ganz Genaues kann ich Ihnen
noch nicht sagen," antwortete der
Advokat. Diö Wettschulden betragen
16.000 Kronen. Diesen Betrag wird
der Herr Oberleutnant morgen von
mir erhalten. Ich fahre mit dem
ften Zug nach Wien, behebe den Be
trag und bringe ihn im Lause dei
Vormittags selbst wieder heraus." ;
Mary ergriff die Hand des An
walts.
Ich danke Ihnen, Herr Doktor.
Und nochmals, ich übernehme die volley
Garantie!" j
.Gut. gut," lächelte Doktor Hoff
manri. .Ab mit d Begleichung der.
Wettschulden ist eigentlich nichts at
tan!" '
.0 doch!" fiel ihm Mary inS
Wort. Die größte Gefahr ist besei
tigt!"
Ja. ja. ich weiß: Spielschulden
'Ehrenschulden! Man muß auch et
was weiter denken. Mit sechzehntau
send Kronen konnte ich dem Herrn
Oberleutnant aushclfen. Aber die
achtzigtauscnd oder hunderttausend
Kronen, die der Herr Oberleutnant
nich braucht, um flott zu werden, für
die kann ich. so sehr ich es bedauere,
nicht auskommen." 1
(Fortsetzung folgt).
Eine Schlucht, in Eonstan!
tine. Algier, wird von einer Brücke?
überspannt, die sich LM Fuß über
yB Wasserspiegel trhebj.
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