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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (June 22, 1916)
Om'tfi Trkbllnß ' Weil! 4 ' e Weltgeschichte Imni feine Nation, tof!f,e die Politik bet Heuchele! Jalch.n. ?.,r'e mit bet glcich.n Zähigkeit und Unvkrstotcrihk,, bunbfKfürjtt hat wie England. Trotzdem m sei,, Weltreich mit vsm Blute der von feiner hartes raub ß"tfg?n Faust unterjochtcn Völker gekittet hat, splclt es mit dreister Stirn die Rolle M -flffchujitts bet kleinen Nationen" ""d sucht - nicht ohne Erfolg - der Welt wkij,jmcichm. das; Friede und Glück Nur unter dem Union Jack wohnt. ' Bei Kricgsciütttllch wurde bahrt die 2reu, der englischen Kolonien und Tomi Mkn zum Mutterlands von London aus m alle Welt hinausposaunt. Die Staats mnnncr von Townina &.irf,i ,rtvwt,r. emphatisch daß Jndicr und gypter. Au. Malier, Kanadier und Südafrikaner,??, leelander und Fidschi.Jnsulamr freudig die Gelegenheit ergriffen, ihtcn Dank für die ihnen von Clt England bewiesenen Wohltatm" abzutragen, und daß sie in ungezahltkn Scharen nach Europa eilten, um für die Rettung der von den deutschen Hunnen bedrohten Zivilisation und fiir den Schutz der von Deutschland dergewal tten kleinen Nationen Schulter an Schulter mit England Söhnen zu käm, pfen. ' Und wirklich sandten die Regierungen .von .inada. Südafrika und Australien, die indische Rajahz und die egypiische Ng. tablcil . begeisterte Loyalilätserklärungcn. und nach einigen Wochen erschienen auch Ttuppenkonlingnente aus den englischen Kolonien auf dm Schlachtfeldern in Jlan. dem und Frankreich. Zwar ist es eine Taisnrt h.ili et. biet, Neuseeländer und Australier treu auf England Seite stehen. Ihre tapferen Taten in Flandern und auf Kallipoli spre chen eine beredte Sprache. Die Erklärung dafür ist. daß die Bevölkerung dieser Do minien mehr oder weniger rein englischen Blutes ist. ?n Betreff der ,unerfchütter lichen Loyalität" seiner überwiegend von nichtcnglischen Nassen bevölkerten Kolo nien aber spielt England der Welt eine große Komödie vor. Der englische Censor Hai auch über die Vorgänge in den Kolonien einen dichten Schleier zu breiten versucht, aber die ver schicdentlicben Unruhen in Indien, die nur mit Hülfe Japans bewältigt werden könn ten. die Gärungen in Egypten, die zu bin tigkn Zusammeiistöhen führten, der Auf stand det Buren schließlich nahmen doch wen solchen Umfang an. dafj sie der Welt nicht ganz verheimlicht werden konnten. England behauptet zwar, daß in solchen Fällen die Ruhe und Ordnung mit leich ier Mühe wiederhergestellt sei. aber wer ein wenig hinter die Kulissen schauen kann, der bemerkt, daß es überall gärt und brodelt. 1 In Britifch-Südafrika herrscht scheinbar Ruhe und Einmittigkeit. Der Burenauf stand ist zusammengebrochen. Botha hat Teutsch-Südwcstafrita besetzt und Smuts l ist damit beschäftigt, durch die Eroberung von Teutsch-Ostafrika die von London der sudafrikanischen Union im Weltkrieg zu gewiesene Aufgabe zu vollenden. Die weiße Bevölkerung der Union bil det eitt Gemisch der verschiedensten Nassen, Holländische Bauern waren die ersten Eu ropacr, die sich am Kap der guten Hoff nung im Jahr 1602 seßhaft machten, Ihnen folgten be Engländer. Die Hol länder wichen nach heftigen Kämpfen nach Norden aus. Im ersten Frieden von Paris 3814 wurde das Kapland definitiv England zugesprochen, und im Jahre IM landete der erste größere Trupp englischer Kolonisten, etwa viertausend Köpfe stark. Das 19. Jahrhundert ist durch beständige Kämpfe zwischen Buren und Briten aus gefüllt, die nur durch dir großen Kaffern aufstünde, deren Niederschlagung das Zu fammenhalten dct weißen gegen die schwarze Rasse notwendig machte, unter brachen wurden. Verschiedentlich wurde England zur Anerkennung der Buren kkpublikcn gezwungen, aber der Friede von Verecnigiiig vom 31. Mai 1902 machte der Freiheit der Buren, vorläu sig wenigstens, ein Ende. Die Goldfunde im Jahre 1854 und die Diamantcnfunde im Jahre 1871 zogen Einwanderer aus allen Herren Länder her bei. Besonders stark vertreten war das deutsche Element. Die erste deutsche An siedlung größeren Stiles erfolgte schon im Jahre 1857. als ein Teil der während deö Krnnktieges gebildeten deutschen Le gion at verschiedenen Punkten der südost afrikanischen Küste Landete. Mit den Bu ren hatten sich ferner französische Hugenot. ien-Jamilicn vermischt, wie noch heute Namen wie Joubert, de Billiers, Fouinicr und zahlreiche andere beweisen. Auch das ' jüdische Element, besonders aus Rußland, bildete einen starken Zuzug. So kommt es. daß der rcinblüiige Eng Tänder heute in Südafrika stark in der Minderheit ist. Denn die Abkömmlinge der ersten englischen Kolonisten, die seit Generationen im Lande sind, rechnen sich größtenteils zu den Afrikondern und stehen der imperialistischen Politik Englands feindlich gegenüber, zumal der Engländer aus den britischen Golonial" mit einer gewissen hochmütigen Verachtung herab sieht. Viele der englischen Afrikandcr ha ben auf Seiten der Buren gefochten, mäh rend andererseits der größte? Teil der Kap Buren, d. h. der Nachkömmlinge der 1832. dem Jahre det Gründung der Transvaal Republik, im englischen Gebiet zurückge blicbenen Buren, neutral" blieb. Um feine imperialistischen Pläne durchzusllh ren, hat England es verstanden, aus der Verwaltung der Provinzen des englischen Südafrika, die sich fckließlich zur südafri' kanischen Union zusammenschlössen, das eingesessene iapkoloniale- Element nach Möglichkeit auszuschließen. Das ist auch heute noch so; denn die beiden Ueberläu fer'.Botha und Smuts sind mit Hilfe ton Bninchem Golde nur willenlose Kreaturen Englands geworden. Wirtschaftlich mußte ,da Land unter dieser Politik schwer lei neu voii Siidaf ülta im Mtlttlege. Hcgcnsahc, Spattungcn, Kcirungcn. J- den; denn England zog rllckstchllloi seine Vorteile au hta Reichtümern der in den Händen des englischen Großkapital lie genden !Minen'JndusIr!e und au dem Handel, während ti alle Lasten di Fatm wirtschaft aufbürdete. So wird da Land voll Rassen, und Jnteressen'Gkgensädkn zerrissen, die eine gedeihliche Politische und wirtschaftliche Entwickelung der Union hemmen. Diese Gkgesabe.muß!cn sich naturgemäß durch die Wirkungen de Völkerkriege, der die ganze Welt in ihren Grundfesten erschiit. tat, vertiefen und zu offenen Spaltungen führen. Da äußerte sich zunächst In der Erhe bung der Buren, die mangels genügender Vorbereitung und det Einheitlichkeit in ver guhrung fehlschlug. Taß mit Ihrer A,cverwerung aber die aus diesen Spal tungen süt England drohenden Gefahren keineswegs beseitigt sind, zeigen durch gangig alle Erscheinungen des öffentlichen Lebens in der Union. Ein besonders scharfes Streiflicht auf dise Zustände werfen die Verhandlungen, die Ende März diese Jahres im Kap Parlament übet die sogenannte .Enemy Trading Bill" geführt wurden. Diese Bill, die seit vielen Monaten da brennendste Interesse in allen Schichten det Bevölkerung erweckt hat. da sie für Handel und Wandel des Lande von ein schneidendster Wirkung sein muh, bezweckt nach dm Cape Times", die Südafrikaner deutschet Abstammung am Handel mit dem Feinde zu hindern und im Hinblick auf das Verhalten der deutschen Regierung briti schen Firmen in Deutschland gegenüber ge. wisse Sicherheiten in Gestalt bei Profite deutscher Firmen zurückzubehalten. Det Finan,,m!nistcr Button vertrat die Bill vor kem Hause. Er betonte, daß die vriniche Regierung nicht den leisesten Druck ausgeübt habe, und der Union von Südafrika die in dem Gesetz enthaltenen Maßnahmen gegen den Handel mit dem Jcind aufzuzwingen. aber für die Zwecke des Krieges müßte das britische Reich mit seinen Dominien als eine unteilbare Ein- yeit betrachtet werden. Daher sei diese Biu nichts weitet als ein weitctes Zeichen dafür, daß die Unionsregierung entschlos sen sei. dem Reich bei der Erreichung sei nes Zieles zu helfen. Mt. Burton suchte sodann die Spaltungen, welche die Par ieien trennen und die Gefahr einer Ab lehnung der' Bill in sich batgen, zu über brücken, indem er dem Standpunkt jeder Partei Konzessionen machte. Er wandte sich zunächst gegen die Scharfmacher, die am liebsten olle Deutsche vom Erdboden vertilgen möchten, und zwar speziell ge gen eine Organisation, die sich British Citizen Mosemcnt nennt, und deren deut schenhetzerischez Programm mit dem des American Rights Commiitee des Majors George Haben Putnam eine verzweifelte Aehnlichkeit hat. Die wüsten Vöbclau! fchrcitiingcn in Johannesburg und ande ren Städten Südafrikas, die im Mai vo risi.cn Jahres stattfanden und einen Ma terialschaden von fünfzehn -Millionen Mark verursachten, sind auf das Konto dieser edlen Brüderschaft zu setzen. Mr. Burton wies die beim Parlament einge reichten Petionen deZ Britisch Citizen Mooement mit aller Schärfe zurück, da sie nicht vereinbar seien mit den Prinzipien der ritterlichen Kriegführung, und den Traditionen der Freiheit, die mit dem Namen der Briten und Holländer vet knüpft sind! (Ob wohl Mr. Lanstng sich so mannhafter Worte Herrn Major Put nam gegenüber erkühnen würde?) Der Zweck der Bill sei nicht, deutsche Privat leute zu verfolgen und zu schädigen, fon. dern nur jeden Handel zu verhindern, der dem Feinde Vorteil bringen können. Die Bill geht nicht weiter als die britische Ge setzgebung. Die Konfiskation des Eigen tums und die Denaturalisierung der in Deutschland geborenen englischen Unter tonen, wie es die Petition des British Citize Movement verlange, lehne er ab, denn diese Leute hätte ihre Loyalität ihrem neuen Vaterlande gegenüber glän zend bewiesen. Nach dieser Verbeugung bor den Ratio nalisien, d. h. der Partei des alten Buren, generals Hertzog. machte Mr. Burton sei nen Kotau vor den Scharfmachern der Regierungspartei. Er gab die Berechti gung ihrer Entrüstung über die Methoden der deutschen Kriegsführung in vollem Umfange zu, und er sang nun das satt fam bekannte Lied deutscher Greueltaten und Entartung' Und mit einem frommen Augenausschlag fügte er hinzu: .Laßt uns Gott danlen, daß wir auf der Seite der menschlichen Gerechtigkeit und Freiheit stehen und fähig gewesen sind, für Frei heit und Recht einzustehen unter der freie sttn Flagge, die aus Erden weht!" Das Grensche Rezept, anaemendet am Kap der guten Hoffnung! Ein recht ge sayriich? Rezept jedoch,- will mir scheinen, gerade an diesem Ort! Muß die Bezeich nuna des Union Jack als freieste Flagge der Erde nicht jedem ehrliebenden Buren als blutiger Hohn erscheinen? Und es scheint, daß sich Mr. Burion mit dem ganzen Kabinett der Union regierung zwischen zwei Stühle gesetzt hat. , Denn nach einem Speech d;8 Mr. Walton, der auch die Deutschen annihi lieren" möchte und die vorliegen Bill als gänzlich ungenügend erklärte, wenn nicht ein Custodian" gefunden würde, der sie mit rücksichtsloser Schärfe durchführte, erstand der Bill ein neuer Feins. Ein Feind, der wohl allen Südafrikanern, auf welcher Seite sie auch stehen mögen, recht übe'rrasch'nd kam: Mr. Merriman, der frühere Premierminister der Kapkolonie! Merriman ist einer der ältesten und vornehmsten südafrikanischen Politiker und durch und durch Engländer. Wenige Tage vor Ausbruch des -Krieges trat er eine Reise nach England an. Ich hatte mich aus demselben Dampfer, der .Wal wer Castle" von der Castle Line, zur Heimreise nach Deutschland eingeschifft. Unterwegs reichte uns mitten im Atlan ! tic die Entsetzen vetbreilendt Kunde von dem Aulbtuch de Weltbrande. Mr. Merriman, der am 5.' August, einen Tag nach der Kriegkerklärung England an ,'euilcnianv. einen Bortrag zum Abschluß der ait' Bord veranstalteten Sportwoche hielt, zeigte im Gegensatz zu fast allm anderen Engländern einen ruhigen Ernst und gab seiner Meinung unverhohlen Ausdruck, daß England schweren Zeiten enigegenqc. on vem ityiuß,! ikge seine Vaterlandes aber war auch er fest überzeugt. Wa er dann in den ersten KriegSwochen in England erlebt hat, muß tn dem alten Manne eine Wandlung her vorgebracht haben, die ihn sehr hart an gekommen sein mag. Denn nur au die scm Gesichtswinkel sind seine Ausführung gen über die EnM Ttading Bill zu vet stehen: Zunächst gibt er zu. daß die Bill eine Notwendigkeit ist. ober eine bedauerliche. Er dankt dem Minister dafür, daß er dcn Gedanken der Rache, jeden Gedanken über Haupt, Krieg gegen Privatleute zu führen, zurückgewiesen hat. Er rechnet mit den Organisatoten des British Citizen Move mcnt scharf ab, deren Lehren dem Lande schon einen Schaden von mehr als 750, 000 Pfund Sterling gebracht hätten, die unschuldige Leute an den Bettelstab ge bracht hätten durch die Doktrinen, die sie lehrten, und die ihre verführten Anhänger in die Tat umsetzten. Die Führer der Bewegung hielten sich feige im Hinter gründe, ihre Arena sei die Platform, die Arena ihrer mißleiteten Anhänger aber die Straße, und deren Waffe fei nicht das gesprochene Wort, sondern die Zerstörung. In dieselbe Klasse rubrizierte Merri man seinen Vorredner Walton. Gleiche Brüder, gleiche Kappen! Dann aber, und daS ist das Er i staunliche! geht er mit England ins Gericht. Wir sind nickt m den Krieg glgangen, um unseren Handel zuruckzu gewinnen," ruft er aus. .Jetzt aber er zählt man uns, daß unser Ziel nach dem Kriege sei, den deutschen Handel zu ver nichtcn und ouS Südafrika zu vertreiben! Sind wir Geschäfte halber in den Krieg gezoqen? Haben wir dafür unsere ohne über's Meer gesandt, um die Schlachten des Mutterlandes auszufechien? Nein. ich denke, wir wurden uns selbst erniedn- gen, wenn wir solche Dinge unterstützten Gibt es eine schärfere Kritik des offen zuaeaevenen Krieaszieles Englands? Freilich, sagt Merriman weiter, fei eine Enemy Trading Bill notwendig, und er hoffe, daß auch die Nationalisten einem solchen Gesetz zustimmen wurden, da ein großes Ziel damit verbunden fei, nämlich die Beendigung dieses elenden Krieges und die Wiederherstellung normaler !lKt Hältnisse. In diesem Zusammenhang spricht Merriman eine ernste Warnung aus. die feinen politischen Weitblick zeigt Et sagt, daß die europäischen Machte, wenn sie Treu und Glauben aus ihren wechselseitigen Beziehungen ausschalteten, ohne etwas anderes an ihre Stelle zu setzen, die Basis ihrer Zivilisation zersto ren, ihre Finanzen Amerika überliefern und dics'S zum Finanzzentrum, Asien aber anstelle von Europa zum Industrie Zentrum machen wurden. Dann kommt er auf daS deutsche Ele, ment in der Bevölkerung Südafrikas zu sprechen und lobt den Deutschen als guten Bürger. Einige unserer besten Bürger sind Deutsche gewesen!" Natürlich müsse jeder Mensch bestraft werden, der das Gesetz in Wort oder Tat übertrete. , Man hab ihm erzählt, daß viele Deut. sche in Land kämen und Geld verdien ten um sich dann wieder au! dem Staube zu machen. Gut! Er weise aber darauf hin, daß am nächsten Montag in diesem Hause über eine Bill verhandelt werden würde, deren Ursache die Freigebigkeit von zwei Deutschen sei, nämlich die um versitäts-Bill. Nach diesem Loblied auf die Deutschen kommt wieder ein Hieb gegen England. Nach der Erklärung des Ministers stimmt der Inhalt der Bill fast wörtlich mit dem gleichartigen Gesetz, welche? das englische Parlament angenommen hat, iibercin. Und Merriman beginnt nun, die einzel nen Bestimmungen der Bill unbarmherzig zu zerpflücken. Er brandmarkt sie als ein gefährliches Werkzeug in der Hand von Denunzianten und Erpresser, er deckt rück sichtslos die Hinterhältigkeit des harmlos erscheinenden Artikels 3. der von der Bc rechtigung zur Einsicht in Bücher und Dokumente handelt, auf. Er verteidigt daS Recht eines englischen Bürgers deut scher Abstammung, für das Land seiner Geburt oder seiner Väter Sympathie zu fühlen. Ein böswilliger Vollstrecker der Bill aber hätte es völlig in der Hand, die unter sie fallenden Personen, auch wenn sie gänzlich unschuldig seien, zu ruinieren. In England wäre es leicht, fähige Kon trollcure und Geschäftsleute für diesen Posten zu finden, in Südafrika jedoch fast unmöglich. Auch wenn die Deutschen alle englischen Geschäfte schlössen, möchte er nicht jeden Teutschen in diesem Lande ru! nicrt sehen. Merriman zieht aus diesen seinen Aus führungen den Schluß, indem er den Wunsch ausspricht, daß die Bestimmungen der Bill von einem fairen und unpartci ischcn Komitee des Hauses dcn besonderen südafrikanischen Verhältnissen angepaßt würden. Die letzten Ausführungen Merriman! lesen sich dann wieder wie eine flammende Anklage gegen England, denn sie führen die Idee eines Handelskrieges der Alliier, ten gegen Deutschland nach dem Friedens schluß gründlich 1 bsurium. Er sagt wörtlich: Mi. Walton hat selbst gesagt, daß die Deutschen in der Vergangenheit gute Kunden gewesen sind. Warum soll ten sie nicht wieder gute Kun den werden? Glauben Sie, die Na tionen werden sich nach dem Kriege für sich halten? Die Nationen, ' die heute gegen einander kämpfen, werden morgen wieder mit einander Handel treiben. Und ei ist gut. daß e so sein wird. Warum sollten die Deutschen nicht wieder Ersolg haben? Je mehr Erfolg sie haben, desto besser für uns! Wir tiiussen jede Idee dte Deutschen zu vernichten und ihren Han del zu zerstören, aufgeben. Es genügt daß wir gegenwärtig unsere Pflicht tun und die Deutschen oder Angehörige jeder anderen Rasse verhindern, dem Volke zu helfen, gegen da wir kampsen. Ich hoffe, die Bill wird, wenn sie das Hau passiert, erheblich gemildert werden, sodaß alles, was hart und ungerecht erscheint, geändert wird. Alle diese hysterischen Redereien über die Vernichtung der deutsche Nation, sei e im Handel oder sonstwie, werden leinen Ersolg haben. Kein Feind det Alliierten kann wohl eine vernichteudctt Kritik üitt die Politik von Sir Edward Grey und Genossen sal lcn! Wie mögen wohl die Worte de Kol, legen vom Kap der, Guten Hoffnung dcn Herren an der Themse in die Ohren ge kiungcn haben? Die Stimme de aufrechten, alten Merriman wird nicht nur in Südafrika, sondern weit über seine Grenzen hinaus gehört. Der Eindruck, den seine Worte gemacht haben, ist desto größer, weil für leben, der ihn kennt, noch etwas andere! deutlich herausklingt: Merriman, der Engländer, hat sich innerlich von England abgewandt, weil er die Wahrheit kennt. Merriman bekämpft die antideutsche Poli tik Südafrika!, weil er an den Sieg der Teutschen glaubt! Seine Stellung und sein Ansehen im öffentlichen Leben ist so stark, daß sogar die Jingoes am Kap es nicht wagen, ihn ernsthast anzugreifen. Selbst die Kritik det Cape Times, die ähnlich wie ihre New Forket .Kollegin das Motto führt: "Scmtb. Africa first aftw Eng land," ist mit sehr Ienblahm. Ja, sie muß ihm sogar hinsichtlich des geplanten Handels Boykotte der Alliierten gegen Deutschland unumwunden zustimmen. Die Wahrheit i t. baß Sudasrika ohne den Handel mit Deutschland überhaupt nicht existieren kann, daß ein Boykott gegen Deutschland den Ruin des Landes bedeuten wurde. Nach Merriman trat der alte Kauze Hertzog, der Führer der nationalistischen Burenpartei, auf den Plan. Er konnte den Eindruck der Worte Merrimans nicht mehr verstärken, er konnte ihn nur noch unterstreichen. Er dankte Merriman für seine Haltung, die desto mehr anzuerken nen sei, als er eng mit dem Lande ver bunden sei, an das ihn (den Redner) kein Band knüpfe. Die Worte des Ministers aber, mit denen er die Bill eingeführt habe, ständen in krassem Gegensatz zu dem Inhalt der Bill, die ein Hohn auf Recht und Gerechtigkeit sei. die die Zivilisation, die bis auf den heutigen Tag in Süd afrika geherrscht habe, mit einem Schlage hinwegfege und an ihre Stelle Gewalt Herrschaft und Inquisition setze. Auch Hertzog stellt die Frage, ob das konfis zierte Privateigentum nach dem Kriege wieder zurückerstattet werde? Er sieht keine Gründe irgendwelcher Art, welche die Einbringung der Bill rechtfertigen. Diese sei nur ein Akt des britischen Jmperialis mus, der die Interessen des Reiches höher stelle, als die Südafrikas. Denn die Union werde in Zukunft schwer unter der Bill, welche eine unversiealiche Quelle der Erbitterung und des Hasses sei, leiden Die Worte Merrimans und Hertzogs haben großen Widerhall im Lande gefun den.' Das äußert sich unter anderem in der immer stärker werdenden Opposition gegen das British Citizen Movement . Ein anderes Anzeichen der im Lande herrschenden Unzufriedenheit mü der Po litik der Regierung ist die kühle, ja feind selige Haltung, welche die Bevölkerung den Feldzügen gegen Deutsch-Südwest afrika und Ostasrila gegenüber einnimmt. Man empfindet besonders . drückend die standig wachsenden Kosten dieser. Unter- nehmungen und beschuldigt die Regierung, die immer wieder mit neuen Forderun gen kommt, das Volk absichtlich getäuscht zu haben. Die Farmer wehren sich dage gen, daß man ihnen alle Lasten aufbür det, während die Minenindustrie geschont wird. Das Parlamentsmitglied Fichardi hält die Zeit für gekommen, das eroberte Süd westairika an Großbritannien zu über- antworten, um sich aller weiterer Unko sten seiner Verwaltung zu entledigen. Er protestiert gegen die uferlosen miliiäri schen Operationen und fragt, wo denn überall die südafrikanischen Streiikräfte ferner noch verwendet werden sollen, und wohin sie gehen sollen, nachdem sie ihre Arbeit in Ostafrika getan hätten, nach Persien, nach Mesopotamien oder" Nach Berlin! wirft ein anderes witzi ges Mitglied deS Hauses, Sir Percy Fitz Patrick, ein. Auch der Rekrutierung gegenüber zeigt die Bevölkerung eine bemerkenswerte Zu ruckhaltunq. Die Cape Times bringt am 20. März einen Leitartikel darüber und sucht durch den Vergleich mit den weit größeren Leistungen anderer Domi nien die männliche Bevölkerung anzu pornen. sich anwerben zu lassen, um die von General Smuts angeforderten 1750 Mann Verstärkungen sofort aufzubrin zcn und den weiteren monatlichen Ersatz bedarf von 1200 Mann zu decken. Aber alle Anstrengungen, ja sogar Zwangs maßregeln scheinen verlorene Liebesmühe zu sein. Man muß zugeben, daß die schweren Verluste der in Dcutsch-Ostafrika stehen dcn Truppen nicht gerade sehr fördernd auf die Rekrutierung wirken. Die 21., 22. und 24. Verlustliste enthält 117 Na men, darunter 43 Tote (6 Offiziere, da runter ein Oberst), 40 Schwerverwun dete. 32 Leichtverwundete, ein Vermißter und ein durch Unfall Verwundeter. Sehr bezeichnend ist, daß sich in diesen Listen nur 22 Burennamen finden. Det Pro zentsatz der Buten, die sich anwerben las en ist im Verhältnis zur Bevölkerung also außerordentlich gering. Die Unions-Rcgierung versucht nun die Bevölkerung durch den Hinweis auf den aus dm Eroberungen für Südafrika zu erwartenden Gewinn zu begeistern. In dem Appell, in dem General SmutZ im März d. I,. in beweglichen Worten um! Sendung von dringend nötigen Verstär klingen bittet (au dem nebenbei ersicht Ilch, oak da unter seinem löcsehl sie hende südafrikanische Kontingent au acht Infanterie und vier Kavallcrieregimen tcrn besteht), geht die deutlich hervor. Seine Worte beweisen, daß da Ziel, welche die Regierung der fitdafrikanischen Union mit ihren militärischen Operatio nen verfolgt, darin besteht, daß Da! gesamte Afrika südlich de, Aequator zur slldafrtkant schen Union zusammengefaßt meroen ou. Bann ist die Cinver leibung der deutschen Kolonien nur det erste Schritt. Den Tank für den Belgien und Portugal gewährten Schutz" wird sich John Bull in Gestalt des belgischen Kongo,, Angola und Mozambique früher oder später schon zihlcn lassen. Denn England iö the most benefi cent country on eartb." sagt George Haven Putnam. Und der muh eS wissen. Aber auch mit diesen Verheißungen lockt die Unionsregierung keine Katze auS dem Sack. Die Eüafrikancr bleiben kühl bis ans Herz hinan und haben kein Ver trauen zu oll den schönen Dingen, die ih nen versprochen werden. Sehr drastisch kommt daö zum Ausdruck in dcn Worten deö Parlamentsmitgliedes Kcyter. der gelegentlich der Debatte über die Feld zuzskosten äußerte: Ob England den Krieg gewinnt oder nicht, Dcutsch-Südwcst-Afrika u. Dcutsch Ost-Afrika werden beim Ende des Krie ges an Deutschland zurückgegeben werden." Unter der Oberfläche dieser passiven unk? aktiven Resistanz gegen die Union Regierung ober schlummern noch diel star kere Triebkräfte. DaS läßt sich leicht er kennen auS der Tätigkeit der sogenannten Rebellion Commission. Diese Kom Mission ist angeblich zur Untersuchung der Ursachen des BurenaufstandeS eingesetzt worden, ist aber in Wirklichkeit nichts an derc als eine Art Aufsichtsbchörbe über die unruhigen Elemente des Landes. Die Regierung ist sich, bewußt, daß mit der Niederschlagung deS AufstandeS der Gä rung kein Ende gemacht ist, und sie sucht sie auf diese Weise unter ständiger Kon trolle zu haben. Daß sich die bitteren Gefühle der Bu ren besonder! gegen ihre Abtrünnigen Volksgenossen Botha und Smuts richten, ist natürlich. So sagt General Coen Bnts von der Rebellion Commission" aus, daß nach einer Ansicht die gewohnlichen Burghcrs nur ihren Führern folgten, und daß diese Führer nicht die Absicht der Rebellion ge gen die britische Regierung hatten, sondern nur mit General Botha fertig werden wollten auS persönlichem Haß gegen die Regierung und nichts anderem." Senator Wolmarans erklart in einem Schreiben an den Sekretär der Rebellion Commission" dcn Aufstand nur für einen bewaffneten Protest gegen die Aktion der Regierung hinsichtlich des Angriffes auf Deutsch-SUdwcstaftika". Die gesamte Burenpresse äußert sich in bitterem Tone über Botha, dem sie alle Schuld zuschiebt. Daß sie aber damit nur den Sack schlägt und den Esel meint, darüber ist man sich in britischen Regie rungskrcisen völlig , klar. Die Cape Times" sagt in einem Leitartikel vom 25. März d. I., daß in einem beträchtlichen Teil der houandisch-sprechenden Bevolke rung, besonders in Transvaal, das repu blikanische Ideal niemals aufgegeben wor den ist, und daß der Fall eines Krieges zwischen England und Deutschland be kanntlich als eine Gelegenheit, dies Ideal mit Sicherheit zu verwirklichen, erwartet worden ist, daß von einer weit zahlreiche ren Minorität die Verbindung mit Groß britannien als eine Verpflichtung ange nommen war. bei der man sich beruhigen müsse, bis die Umstände, wie etwa eine Niederlage Englands durch Deutschland, sie nichtig machen würden, daß von dieser Minorität der Vertrag von Vereinigung niemals dahin ausgelegt wurde, daß er zu einem aktiven Zusammenwirken mit Großbritannien im Falle eines Wcltkon fliktcs verpflichte." Natürlich beschuldigt die Cape Times" dann die deutsche Regierung, daß sie diese unzufriedenen Elemente heimlich ermutigt, daß sie den Glauben an die überwälti gende militärische Ueberlegenhcii Deutsch lands genährt und dem Stolz der Buren mit dem Hinweis auf eine von Deutsch land garantierte Unabhängigkeit geschmei chelt habe. Die Hertzag-Vartei aber hab; diese Tendenzen dadurch enorm gestärkt, daß sie die Wohltaten der britischen Regie rung beständig ignoriert und bis zum Haß gesteigerte Feindschaft gegen das Botha Ministerium erregt habe. Alle, hochtrabenden Erklärungen von London können also die Tatsache nicht ver decken, daß es gefährlich gärt in Britisch Südafrika. Aus der jetzt nur glühenden Asche werden eines Tages die Flammen aufschlagen, die einer neuen und dauern den Freiheit des geknechteten Burenvolkcs leuchten werden E. B. Der Vollmond auf der Einladungskarte Die Zeppclinfurcht in London hat all mählich so überHand genommen, daß es wohl keine Erscheinung des täglichen Le bens gibt, in der die Frage Wird er heute kommen oder nicht?" eine große und allgemeine Rolle spielt. Auch die in Lon don üblichen Familienmahlzeiten, zu de nen diele Gäste aus der Stadt und Um gcbung geladen werden, haben unter der Zeppclin-Nervosität zu leiden, da man nicht gern abends auf die Straße geht. wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Darum ist es, wie der Gaulois" mit teilt, Sitte geworden, auf die Einla dungSkarten das Wort Vollmond" zu schreiben, was bedeutet, daß nach den Wetteraussichten am bezeichneten Abend volles Mondlicht sein werde und daß demgemäß kein Zeppeliniiberfall zu er warten ist. Die Menschen unterscheiden sich weniger durch die Art ihrer Affekte als durch den Grad, in welchem sie es ver stehen, sie zu verbergen. Der Patriotismus befleht nicht in dem Hasse gegen andere Völker, sondern in der Liebe zum eigenen. JerLlnnttangrijf ' am von ttolf vrandt, Am NaroczSee, dcn 2. Mai. Die mächtige braune Welle des russischen JnfantkiieangriffeS zwischen Narocz.See und WiScniew-Sce war abgeebbt. Die Fluten der Infanterie waren zurückgelau fen, nur dichte Leichcnreihcn, Zeugen einer vergeblichen Tapferkeit, lagen vor den deutschen Linien. Im Höhepunkt des rus sischen Angriffes war unsere Linie zurück gebogen worden. Am 22. März drangen nach dem stundenlangen Trommelfeuer der russischen schweren Artillerie dichte Ko können in unsere Stellungen auf dem Gra nathügcl ein. Mit Handgranaten arbei tetcn die Unsern vom Süden und Norden gegen die Einbruchsstclle, und im wüten den Kampfe, Mann gegen Mann, wurde noch einmal der beherrschende Hügel ge säubert. Wieder hämmerte die russische Artillerie. Das Hinderniß war zer schössen; jede Stelle des rückwärtigen Ge länders wurde bestreut. Es war einmal Tannenwald an den Hangen, er wurde zerschlagen, .zerfetzt, zerrissen, selbst die kahlen Stangen, die den Rest von Bäumen bezeichneten, warfen die Granaten durch einander, zerbrachen sie und hämmerten sie in den Erdboden hinein. Am 24. März, nachdem die dichten Glieder der reussischen Angriffskolonnen wieder und wieder zersichelt waren, kamen die Russen in den Besitz der daö Land weithin be herrschenden Kuppe und mußten nun ihrerseits den Gtanathagcl der deutschen Artillerie ertragen. Der Hügel trug sei nen Namen mit Recht, seine braune Erde sieht aus wie die Haut eines Blatternkran ken, so reiht sich Narbe an Narbe; der neue Granattrichter gräbt sich in den Rand des alten. Am 26. März traten West preußische Regimenter zum Gegenstoß an. Der Granathügcl wurde genommen. Die Kraft der Russen, die fast 2000 Gefangene ließen, war zunächst erschöpft. Ein paar anschließende Artillericbeobachtungsstellcn blieben noch in ihrer Hand hier und wei ier nördlich dicht am Narocz-See, wo sie sich bei Blisnike vorgeschoben hatten. Die Schneeschmclze begann. Die ruf fische Offensive in ihrer ganzen Ausdeh nung war in Blut und Sumpf" erstickt. Nur gegen das Zentrum dieser deutschen Siellungen südlich deS Narocz-Sees bis zum Ladischki- und Ostupi-Bruch gegen die Friemel-Höhe, fetzten die Russen am 6. April noch einmal einen heftigen Angriff in dichten Gliedern an. Was bei dem Sturm auf den Granathügel nicht gelungen war, sollte hier versucht werden, von der beherrschenden Höhe die Siellun gen südlich und nördlich zu flankieren, der Artillerie Einsicht in das ganze Gelände weit über Mokryza hinaus zu verschaffen. Die sanft ansteigende Kuppe ist ebenso von den Granaten zerbissen wie der süd liche Hügel. Wer das Land vor dem März gesehen hat und es nun wieder erblickt, kann sich kaum mehr zurechtfin den, so gleichmäßig hat die eiserne Walze alles geebnet und niedergelegt. Ein jun ger Artillerist sagte, daß er seine eigenen Stellungen nicht mehr erkannt habe, als er nach vier Wochen wiederkam. Wer im Westen auf Lorctto gewesen, dachte an die Granathölle zurück, fand keinen Unter schied mehr aus Erinnerung und Gegen wart. Die Russen drangen ein, drangen über die dichten Haufen der eigenen Toten in die Stellung. Der Ugterstanddes Ba taillonsstabes war von Den schweren 18 Zentimeicr-Granaten verschüttet worden. Unten in drei Meter Tiefe saß der Stab. Die Russen fanden den Eingang nicht, hatten auch kaum Zeit, viel zu suchen. Eine halbe Stunde später fegie sie der deutsche Gegenstoß von der Höhe zurück in die Vernichtung des Sperrfeuers, das die Friemelhöhe wie mit Granatvorhän gen abschloß. Aus dem Schacht grub man die befreiten Kameraden: Sonne, wie bist du uns gut!" Das Wasser stieg. Frühlingssonne. Die Wege wurden zu Morästen. Frühlings- sonne. Langsam hörte die Wegelosigkeit auf. Die Lage war nun gegen Ende des Monats April so, daß die Russen den kleinen, schmalen Geländegewinn, den sie als einzigen Erfolg eines gewaltigen Ein satzes von Menschen und Munition als einzige Frucht für ungehure blutige Wer luste aufzeigen konnten, daß sie dicS ge wonnene Gelände, in dem vormals unsere Artilleriebeobachtung vor allem sich ein genistet hatte, mit schnellen Mitteln aus bauten. Sie schufen Sandsackstcllungen von ziemlicher Stärke, sie legten spanische Reiter und Drahthindernisse, die schnell und leicht auf eisernen Trägern in den Boden geschraubt werden konnten. Bei dem zunehmenden Austrocknen der sumpfi gen Stellen, bei dem Zurückbiegen unserer Stellungen am Ladischki-Bruch, konnte das nicht gerade als gut empfunden wer den. Dct Gegenstoß wurde borbereitet. Die Artillerie schoß sich ein. Munition wurde in riesigen Mengen bereitgestellt. Die hellen, sonnigen Frühlingstage waren der Artillerie gunstig, man brauchte sich mit dem Einschießcn nicht zu übereilen. Am 28. April war man bereit zum Sturm. Es ist in diesen Tagen schon um 3 Uhr morgens hell. Die Artillerie tastete an, begann bald das Wirkungsschicßen, verlegte das Feuer von der vorderen in die Hinteren russischen Linien. Die Russen verstärkten die erste Linie, warfen neue Truppen in den Kampfraum. Unsere Artillerie arbeitete wie eine höllische Ma schine. Sobald die Gräben besetzt waren, begann um 9 Uhr 30 Min. das Trom melfeuer. Mehr als 40 Granaten durch heulten in jeder Sekunde die Luft und die Linien von etwa fünf Kilometer Länge. Der russische Bericht mag wohl mit Recht von dem Orkan des deutschen Artillerie feuers" sprechen. Um 10 Uhr sprang die Infanterie auf der ganzen Linie zum Sturmangriff auf. Vier Minuten nach 10 Uhr kamen die Meldungen, daß' die eisten russischen Vorstellunacr! genommen seien. Ln viele Stellen rourden die ruf Zlärocz-See. Rriegsberichtcrstatter. fischen Linien eiusach hintereinander über rannt. Die von der Artillerie Verschonten hoben die Hände hoch, unsere Sturmlinie ging durch die Reihe durch, und hinter dem genommenen Graben sammelten sich die Gesaiigcncn zu Trupps, die immer mehr anschwollen. An Stellen wurde wütend gekämpft. Südlich der Friemelhöhe arbeitete ein ruf sischcS Maschinengewehr, daS die Kano nade überstanden hatte. Ein Leutnant sprang darauf zu, erhielt elf Schüsse, bekam das Gewehr und sank erst dann vor Schiväche überwältigt zusammen. Dicht am Narocz-See, bei Gut Augustow, schlich sich eine Abteilung in dem Gestrüpp am Secufcr während un scres Sturmschießcns in die Flanke der Russen, die natürlich unter dem Granat Hagel keine Beobachtung hatten. Als der Sturm begann, sahen sich die Russen so fort von der Seite angegriffen und hoben sofock die Hände. Vier russische Stellungen wurden so hintereinander durchstoßen. Schon um 10 Uhr 35 Minuten war jedes von uns im März aufgegebene Stückchen Gelände wicdcr in unserem Besitz, und um 10 Uhr 50 Minuten war die frühere russische Hauptlinie erstürmt. Die Truppen waren kaum zu halten. Vadener, Weflpreußcn, Pommern. Thüringer, weiteiferten im Vorwärtskommen. Es hätte no gute Weile so weitergehen dürfen," saqte mir ein Jäger. Wir waren so gut im Zuge." Sie waren gut im Zuge. Hinter der russischen Stellung, südöstlich der Frie melhöhe liegt der Hügel 200,9, auf dem sich die- russische ArtiUericbcobachtung ein gebaut hatte. Im wütenden Bajonettan griff wurde die Höhe gestürmt. Um 7 Uhr abends war den Russen auch dieser beherrschende Punkt entrissen. Ueber Sanaroischa hinaus stieß die Truppe selb ständig vor, man hatte Mühe, sie den fest gesetzten Rahmen des Unternehmens nicht allzusehr überschreiten zu lassen. Hinter der Höhe 200.9 standen die rus sischen Batterien. Als am Abend die Linie zum Festsetzen kam. standen zehn russische Geschütze 200 Meter vor unseren Linien. Sie waren über die Achsen im Kot festgesunkcn; es gelang noch am selben Abend, ein Geschütz zuriickzubrin' gen. Dann, gegen 2 Uhr nachts, fetzte der russische Gegenangriff vom Dorf Stachowsy aus gegen 200,9 und Sara notscha ein. Die Artillerie schlug furcht bare Verluste in die Stürmenden eine grauenhafte Vorstellung solcher russischen Sturmverluste bekam ich gestern auf dem Gelände vor der Friemelhöhe, das tat sächlich mit russischen Leichen so dicht besät ist, daß alle paar Meter sich die Reste menschlicher, Körper zu' Knäueln hau fen , die Maschinengewehre und das Jnsantericfeuer taten den Rest. Der An griff brach zusammen, ein zweiter Angriff bei aufkommender Helligkeit mit Artillerie Unterstützung kam in dem Sperrfeuer un serer Batterien gar nicht mehr zur Ent Wicklung. Das fünfte russische Korps war zum zweitenmal zermürbt, zerschla gen. für längere Zeit erledigt. Zwei rus sische Regimenter wurden vollständig auf gerieben oder gefangen- unter den gefan genen Stabsoffizieren befanden sich zwei Regimentskommandeure. Nach allem, was ich sah, müssen dabei die blutigen rus sischen Verluste noch sehr viel stärker als die an Gefangenen gewesen fein. Nach diesem nächtlichen Versuch, die ver lorene Stellung wiederzugewinnen, be gnügte sich der erschöpfte und geschlagene Feind mit Artillerieeinwirkung, blieb so zerbrochen, daß er unsere schneidige Un icrnehmung der nächsten Nacht weder ernstlich hindern konnte oder wollte. Von . den noch zwischen dcn Linien stehenden neun Geschützen holten wir vier in unsere Stellung, machten die anderen unbrauch bar. Es ist keine leichte Arbeit für die Thüringer - gewesen, die vier Geschütze durch den schweren Boden zurückzuschlei fen, aber es gelang vollständig. , So blie ben als Sicgesbcute dch Frühlinqssturms: 5683 Gefangene. S Geschütze, 29 Ma schinengewehre, 10 Minenwerfer und ein sehr reichliches Material, das überall schon sorgfaltig gesammelt wird. Das Ziel der russischen Märzoffensive war Wilna. Die alte Geschichte. Das Ziel wurde erreicht. Nur auS Sturm wellen wurde , sacht fließendes . Wasser. Der braune, Strom der russischen Gefan genen strömte durch die Straßen der Hauptstadt Litauens. Das deutsche Ende eines russischen groß angelegten Planes! Aröettsveryättnisse in Frankreich. Die Pariser Zeitung Humaniiö" der Lffentlicht Beschiverdcn französischer Ar kciter über die heutigen Arbeitsverhält nisse. So erhalten z. B. die Arbeiterin nen in der Elcktrizitäisfabrik Menilmont 20 Centimes die Stunde und werden fiir die kleinste Übertretung in schwere Stra fen genommen. Die Frauen in einer , Pappschachtelfabrik erhalten 35 Centimes die Stunde und müssen in der Stunde 80 Schachteln kleben. Näherinnen - er halin jetzt 50 Centimes für dieselbe Ar beit, die vor dem Krieg mit 1 Franken bezahlt worden ist, obwohl Nadeln, Fa den und Licht viel icurcr geworden sind. In einer Granatenfabrik, in der nur 25 Frauen arbeiten, betrögt der Tageslohn für Bohren 2,25 Fr. und der für Feilen 2.50 Fr. Die Human!!" wirst die Frage auf, wie diese unglücklichen Frauen kben ton nen, wo alle Preise g,-g?n früher aeitie gen sind, und meint, während die Väter, Männer und Söhne dieser Arbeiterinnen on der Front stehe, glaubten einige de französischen Arbeitgeber, daß flj;n jetzt alles erlauöi tu I )