Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 21, 1916, Image 7

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er Charlie.
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Vfttwmeln, leihst Sie
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Wettet. 34 mn nit
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Poc! von bftn bjuhti
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canzk Wintkk war ich
ollreiljt; ich bin samm
lefml um eins nat
hau! gckommk, un wie mir Mki Doktor ge
sagt hat, baß die Nachtiust nlt gut iß fiet
Piepe is, wo zum l'luymalidm inkleine. b,
ich erst um drei ctft vier IjfirngfOflrat iinn
ich war allreiht. Untt jetj im Spring hab
ch e Kalt gklätscht srch, Hmkerschisfs.
siebe Whiökikhz mit Kmrinkin iirnt acht
halt Skatsch hab ich gestern ßejulist, um
dcl Kalt zu breche unn heut iß ei wohr!:
Heddähk hab ich. als wie wenn mei Alti
schon in die Konntrich war un ich hätt
rnicy mt meine Frend tbtx den Loh
getröst't.
.Un wenn ich nur wißt, wo Ich bc! Kalt
gekätscht ha. Seitdem die Wuchsen teber
ifj, bin ich en Modell Hoibend ich geh
1H nor noch drei Abend n der Woch aus:
am Donnerstag zum Bohle, am Samstag
zum Skat un am Sonntag an schknerel
Prinnzippel. bickahs weil wer' sonst zu
leicht verlernt. Well, ich war ofslohr!
am Samstag wie gewehnlich au An
am Sonntag hab ich des Sniehse be
komme..., un wie! Drei ttn'öpv an meine
Pähntt hab ich abgcsnieft, zwei hinne un
ein vorne; Niet Traustr! hab ich gespült
un die Sieling im Deiniksgioom hat e
Kkäck bekomme.
Sell iß allcS dem Spring fei Schuld.
Wie ich am Camstag fort bin, war so k
sonnige Lemperctschuhr: fier den Winter
koht war's zu warm un fier den Spring
koht war's noch nit warm genug, un da
hab ich halt kein von beide angezoge, un
hin mit aus gegange. Ich hab bei mir
gedacht: Waö brauch der Mensch en Ueber
koht, wenn er nor an der Jnnscit warm
iß; die Autseit kann fier sich selber kehre.
Un daß die Jnnscit warm iß.... sah. mir
spiele von acht bis zwölf un dann sänge
mir die drei letzt Runde an, die dauere so
bis zwei Uhr; un bei alle Schnapsnum
mere gebt's e Raund, bei jedem Grando
mit zwei oder mehr gebt's soviel Naunds
wie einer Jäcks hat un bei jedem verlorene
ucti gebt's e Raund well, denke Sie.
daß mer da warm genug wird an der
Jnnseit?
Ich war warm.allrcilit un wie ich in
die Sirieti gckomme bin, war von dem
Spring nix zu fiehlc; ich hab mit de
Zahn geschnattert, daß der Frieddie Lange
lott, wo sein Mntcrkoht angehabt hat, ge
schmeilt un gefragt hat: Charlie, du sollst
mit denk Schermcn Warpikfchers auf die
Stiihdsch gehe, bei Jmitähschen von ere
Maschiengonn iß Chfcf). Ich hab den
Schohk nit gesehe, aber die Andere habe
gelähft. So sinn halt die Mensche: wenn
.st selber a .Winterkoht nhabbe, dann
lache sie icber die Andere, wo friere.
Un am nekfte Morge hab ich mei Kalt
Gehabt.' Wenn Sie Jemand wisse, wo
mir's abnehme will, ich gcb's schiep. Aber
da kann mer lang warte; mit so'rne Kalt
iß eS wie mit ere Frau: biebor mer'ö weiß,
hat mer fe un es iß hard se Widder los
zu, werde. Well perhaps finde Sie fo'n
Hiero. '
Beideweh: Hiero da hat mir mein
Kossen fei Sohn, wo setz da unne bei de
Grieche rumkriecht, Siorieh geschriebe;
mein Kosten sei Sohn iß auch e Barbcr,
des rount bei uns so in der Fämilieh.
Ee iß, mit dem Mackcnscn von Polen
durch Servia gemahrdscht. Wenn er so
am Abend mik betn Siege durch iß, dann
arbcit't et in seitn Trähd un macht en
ehrliche Penny als Barber. Well er hat
mir geschriebe, daß die Serbe e Sähing
habe: .Alles, wag en Serb iß. iß en
Hiero!" In Serbisch cheißt des ich
hab's, auswendig 'gelernt un mit meim
Kalt kann ich's leichter pronaunse. wenn
ich zwischenei t paar mal sniehse tu:
Swe sto srpsko e junech!" " Wie se da
unte an dcr Griek Bohrder wa, iß auch
en Fcller gekomme, wo seit acht Tag kein
Schähv gehabt hat un der hat ganz praud
gesagt, er wär er Serb warum er da
noch praud davon war, weiß ich nit. Un
wie die andere so vom War getahlt habe,
hat er gesagt: AllcS, was in Serb iß.
Iß en Hiero!" un er wär von Belgrad,
wo des Sähing besonders am Platz wär.
Allreiht hat meim Kossen sei Sohn
' gesagt scll werde mir emal gleich aus
finde: wenn Sie en, Hiero sinn, dann lasse
Sie sich emal mitauö Sohp fchähfc."
.Schuhr hat der stopplige Serb ge
sagt geh ehedd."
Un mein Kossen sei Sohn hat en Nähser
genomme mit plentieh Nick! un hat an
gefange beim erste Strohk iß der Serb
.aufge'schompt, aber er hat sich wieder hin
gesetzt un hat die Zähn aufenander ge
: bisse. Er wollt doch en Hiero sein. Des
, Wasser iß ihm au de Auge gelaufe, aber
er hats geständet bis der Barber an
fei Dschinn g:komme iß. Wie er da zum
zweite Strohk angesetzt hat. hat dcr Serb
geruft: Stapp! Fier Soldsähk stapp.
Ich bin'annieweh nit von Belgrad, wo
des Sähing herkommt... un blcseitö sinn
mir hier in Mazedonia un des Wort gilt
nur in Serbia. Pliehs nemme Sie lieber
Softp..' :
.Je) habe Sie'S auf ' einmal wieder
eilig.... allreiht.... Pauder?.... Nit?
'Sicht juhrsclf. wieder waö gesähft. Nezt!
v , Großpapa treibt.
Hübsche Kindcrbildchki, ans dem Krieg.
. GroßoLier sind ältere Hcrrcn. ältrre be
fli'es.ie 'Hirrcn. die ihK Slliche haben und
i:i Friede fcfc wollen. Den Großvätern
, fcoä Bwt träger durch die Adern.
rnd sc k-,: ln vergessen, wie auch sie einst
, ji'N wesen. jung und heißblütig.. Des
, ftn tt''.nru fe sich nur, wenn sie' einmal
- K.t !i t:n Enkel trieben, zum sie
üMq ,!',' klug genug sind, in den KindkS
. ii:riit 'tof t',9.v Jagend zu lernten.
U..d töiin freuen sie sich, daß die Jugend
W
W
Vi
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'ilv
kriiik Tugend hat tule ebensowenig,
wie zu ihttk Zeit. ? gibt solche vertis.
tige Großstätcr. Qt gilt auch andere, die
sich nicht erinnern köniien oder wollen.
Ein Großpapa der Iktztcnn Sorte hat
eine Schrciveblies an die Köluische Zd
tung' geschrieben, der. ihm weit weniger
Lhre macht als den Enkeln:
Es ist Krieg und Krieg ist Krieg,
der muß durchgekämpft werden. Das ist
nun einmal so. Krieg ist Krieg; der will
beredet sein und läßt sich nicht totschwci
acn. Bis (Äroßvater freilich ist man schon
friedlicher gesonnen und möchie auch ein
niol seine öiuhe haben. In meiner Zei
tnng sieht fast nur Krieg und was dazu
gehört. Das sonst so nette Vermischte und
Lolale ist recht diinn. Sowie ich mich im
Kärtchen blicken lasse, um nach den Spa
litten zu sehen, fängt der ?!achbar über
die Heele ein Gespräch vom Krieg an, ohne
das Wetter eine Wortes zu würdigen.
Und der Dämmerschoppen? Da gibt es
nur noch Diplomaten und Stratege; zu
einem friedlichen Skat findet man keine
Gegenliebe. Ab und zu muß ich auch' in
der Kinderstube einmal nachsehen, wo vier
Enkel ihr Wcscn treiben. Ihr Bater. mein
Sohn, steht vor Verdun. Der Kleinste
trägt stolz seine ersten Höschen, der Größte
verrutscht feine Hosen schon auf den Vän
ken der Sezta, In der Stube ging'S recht
lebhaft zu. Verdun. von Stühlen herge
stellt, war gerade genommen; jetzt wurde
schulfreier Tag gespielt. Der Aelteste diri
gierte zur Siegesfeier Chorlieder, wobei
alle mit zulässigen und unzulässigen Ge
räten auf dem Tisch trommelten. Gerade
fangen sie:
Alle meine Lootchen
Schwimmen aus der See,
Können unter Wasser,
Können in die Höh'.
DaS ist ja recht nett." sagte ich.
Oh, wir können noch viel mehr." erwi
derte stolz der Seztancr. Und schon er
klang es:
Britannien. Britannien,
Wie treu sind deine Bläticrl
Du lügst nicht nur zur Sommerszeit,
Nein, auch im Winter, wenn es schneit.
Britannien, Britannien.
Wie treu sind deine Blatter!
Mit den britannischen Blättert waren
wohl in erster Linie die Times" gemeint.
Dann stieg wieder ein neuer Kantus:
Portugal. Portugal,
Wie stahlst d so schon, siahlfl du so schön.
Von allen Staatclein!
Den Rest verschlang ein rasender Lärm,
der Entrüstung ausdrücken sollte. Ich
empfahl mich. Da war'S doch besser, mein:
Zeitung einzustecken und den Nachbar über
die Hecke zu fragen, ob er mit zum Däm
merschoppen gehe."
Die Großväter der ersteren Sorte, die
ehrlichen und klugen Alten werden sich die
ser kriegslustigen Jugend freuen. Die
Kriegslust ist das Vorrecht der Jungen:
jung fein heißt Kämpfer sein! Und.
im Vertrauen gesagt, wir halten den
Großpapa Briefschreiber sür einen Heuch
ler: wir glauben, daß eS ihm mit feiner
Entrüstung durchaus nicht fo ernst war.
glauben vielmehr, daß er sich im tiefsten
Grunde seines Herzen! über die kriegs
lustigen Kleinen genau so gefreut hat.
wie wir. . ,
Eine srikdUchc Gelchichkc.
Eine Erzählung in der nichts vom
Kriege vorkommt.
Krieg! Krieg nichts als Krieg!"
seufzte der kriegsmude Leser, setzte sich nie
der 'und schrieb einen energischen Brief an
sein Leib und Magenblatt, worin er um
Frieden bat: Ist es nicht genug, daß
Krieg ist? Müssen wir auch noch in jeder
Spalte von dem Krieg lesen? In den
Neuigkeitsspalten gut, da wollen wir
Kriegsnachrichien, damit wir genau über
alles unterrichtet sind, was vorgeht. (Ne
benbei bemerkt: es geht eigentlich nichts
vor als die Heere der Zentralmächte
. . . . Gottseidank!) Aber dabei sollten Sie
es auch bewenden lassen! Knegsromane.
Kriegsgedichte, Kriegsnovellen, Kriegslie
der .... da muß man doch genug kriegen.
Können Sie nicht einmal, wenigstens im
Tutti-Frutti etwas bringen, in dem kein
Wort vom Krieg vorkommt?"
DeS LeserS Wunsch ist unk Befehl und
darum veröffentlichen wir eine kleine
friedliche Geschichte:
Helmut stand verstört auf dem
Treppenabsatz und schöpfte tief Atem:
Himmel, hast du keine Flinte!" Dann
wackelte er auf seinen Säbelbeinen hin
und her und klingelte nochmals. Er hatte
nach einem schweren Nachmittag einen
Kanonen rausch, den er seinen guten
Freunden, diesen sauberen P atro n e n,
zu verdanken hatte. Ja, das war eine
grimmige Schlacht gewesen, dafür zeug
ten die B a t t t r i e n der leeren Flaschen.
Und er hatte versucht, durch etliche m a r i
n i e r t e Heringe normal zu werden. Nun
stand er vor der Tür seiner eigene Woh
nung auf Posten: man öffnete ihm
nicht. Und er kam sich vor wie ei
Feind, der eine Festung belagert.
Plötzlich ging die Türe auf und ehe er
noch .der übetraschenden Attacke aus
weihen konnte, war er geschlagen
im vollsten Sinne deS Wortes geschlagen.
Wie aus der Pistole geschossen, sauste
eini Hand heraus, schlug ihm aufs Haupt
und zog sich ebenso rasch wieder zurück.
Diese Taktik war Helmut neu; auf einen
derartigen U e b e r f a l l war er nicht ge,
faßt. Aber so benebelt war sein Gehirn
nicht, daß eS ihm den A u s k l a r u v g s
dienst völlig versagte.
Das war unser Küchendragoner
murmelte er die d i ck e B e 1 1 a !
Meine liebe Gattin hat das schwere
Geschütz aufgefahren! Sie, meine holde
Frieda, mein Täubchen, macht ihrem
Namen wenig Ehre!"
' Was tun?" dachte er, Und da er sich
nicht sattelfest suhlte, warf er ie
Flinte ins Korn und trat einen
strategischen Rückzug an. Der
arme Kerl ließ die Flügel hänqcn.
Plötzlich schössen seine Augen Blitze:
Wie. wenn er ein Umgehung? ma
n ö e r ausführen würde? Wenn er über
die Jcuernotleiter an der Front des
Hauses in seine Wohnung klettern und
unbemerkt sein Lager aufsuchen würde?
Bomben und Granaten
fluchte er ich werde denen schon zeigen,
beift ich meinen Mann stelle, wenn kl zum
Aeußerslen kommt. Jetzt werde ich mal
zur Offensive übergehen, . den
schließlich bin dech ich der Oberbesehlsha
der in meinem Hause."
Sr wollte die Treppe hinabsteigen
da wurde ihm grau vor den Augen: eine
Frauengeslalt kam ihm entaair und
schleuderte ihm vernichtende Blicke zu
seine Gattin. Er fühlte sich ohne vorhe
rlge Warnung torpediert, total der
nichtet.
Da bist du ja endlich rief sie und
wieder In einem Zustand, der
Hier bricht diese friedliche Geschichte ab,
da jetzt der Krieg beginnt.
Ycr Ucttcr.
Warum England Krieg führt. .
Den Engländern ist bitteres Unrecht
geschehen; sie sind bezichtigt worden, den
Weltkrieg in selbstischer Absicht entfesselt
zu haben, und nun stellt es sich heraus,
daß nur ihre maßlose Nächstenliebe ihnen
da Schwert in die Hand gedrückt hat.
Alle Welt glaubt. England sei Deutsch,
lands schlimmster Feind, und ist doch sein
bester Freund.
Lord Cromer hat's gesagt. Lord Cro
mer ist ein hervorragender, ein tnpischer
Engländer er hat'S gesagt, folglich
m u ß eS wahr fein.
England kämpft nicht für das neutrale
Belgien, nicht für die Erhaltung der llei
nen Staaten, nicht für die Kultur und
Zivilisation; England kämpft auch nicht
gegen den preußischen Militarismus, nicht
gegen den deutschen Handel, nicht gegen
ein großes mächtiges Deutschland.
England kämpft für die Befreiung
Deutschlands von der Herrschaft des Jun
kertums. England ist bereit, daZ Schivert
in die Scheide zu stecken, sobald die Deut
schen einsehen, daß Ihre Politik und ihr
RegierungSshstem falsch ist.
Lord 'Cromer hat es gesagt.
So viel ich weiß, will kein Mensch In
England die militärische Macht PreußenS
vernichten. Diese militärische Macht
Preußens war und ist eine sehr große,
und sie wird es auch in Zukunft sein. In
England wird Niemand gegen die Erhal
tuiig dieser Macht Einwand erheben, vor
ausgesetzt, daß wir ihrer legitimen Aus
nützung sicher sein könnten, daß sie auf
hören würde, eine Drohung sür die übrige
Welt zu sein."
Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg
daS hat zwar der Lord Cromer nicht
gesagt, aber man kann die Bestätigung die
ses Wortes aus feiner Nebe heraushören:
England will die deutsche Militärmacht
nicht vernichten, weil es nach neunzehnmo
natigen, fortgesetzten verzweifelten Versu
chen eingesehen hat, daß es das trotz seiner
acht Bundesgenossen nicht vermag. Eng
land will Deutschland auch nicht mehr
zerschmettern, nickt aushungern, nicht de
mutigen, weil alle' seine diesbezüglichen
Bemühungen ersolglos waren.
Meiner Ansicht nach sagt Lord
Cromer lassen sich die Hauptziele, für
die wir kämpfen, in drei einfache Sätze
zusammenfassen:.
Erstens kann nie Aussicht auf dauern
den Frieden fein, fo lange ein zügelloses
Jmi'ertum in Deutschland unumschränkt
herrscht;
zweiten,, muß die Aenderung der Ver
Hältnisse, wodurch das Junkertum unter
wirksame Kontrolle kommen soll, von den
Deutschen selbst ausgehen;
drittens brauchen und sollen wir den
Kampf nicht fortsetzen, um mehr militäri
schen Ruhm zu erringen,, oder um Deutsch
land zu erniedrigen, oder um die wirt
schaftliche Entwicklung Deutschlands zu
stören, oder um die Greuel dcr deutschen
Armee zu rächen.
Aber wir können nicht, wenn wir gegen
uns, gegen daS übrige Europa und die
Nachwelt gerecht sein wollen, die Waffen
niederlegen, bis die Deutschen bekehrt sind
und zur Erkenntnis kommen, daß ihre
jetzige Politik und ihr Negierungssystem
ein Fluch für sie selbst und die übrige zi
vilisterte Welt sind."
Wir fürchten, edler Lord, daß sich die
Deutschen nie zu diesem Cromerglauben
bekehren werden. Sie haben sich in den
fiinsundvierzig Jahren ihrer FriedenZpoli
tik und ihres kaiserlichen Regierungssy
stemes sehr wohl befunden; sind groß und
stark und reich geworden warum fol
len sie die Politik und das System ändern?
Dem Lord Cromer und England zuliebe?
Wir fürchten, edler Lord, daß die
Selbstlosigkeit der Engländer, die nur im
Interesse Deutschlands diesen Krieg füh
rcn, auf eine harte Probe gestellt wird.
Daß England diesen Zrcieg bis zu dem für
ihn sehr bitteren Ende weiterführen und
mehr militärischen Ruhm erwerben muß.
Das letztere ganz besonders, da es davon
weder bei Mons. St. Ouentin. Antwerpen,
Neuvechapelle, noch auf Gallipoli oder in
Saloniki nennenswerte Quantitäten ein
geheimst hat.
Der Kaiftrist dem Lord Cromer und
seinen Landsleuten ein Dorn im Auge und
daS Junkertum ist dem englischen Bolle
verhaßt Und wie glücklich wären Lord
Cromer und seine Landsleute, wenn sie
statt ihreS King d e n Kaiser hätten! Wie
viel wohler wäre dem englischen Volle,
wenn es seine Lords (inklusive Cromer) ge
gen ' echt preußische Junker eintauschen
könnte, denn die preußischen Junker unter
scheiden sich von den englischen Lord durch
zwei Eigenschaften: sie arbeiten und sie
kämpfen für ihr Vaterland.
Im Hccrcsbericht.
Die Erwähnung ganz besonderer Hel
dkntatcn.
In den Berichten der Obersien Heeres
lehnn liest man zunächst kurz und knapp
dit Ereignisse auf dcn Schlachtfeldern.
Auf dem westlichen Kriegsschauplatz: Die
und die Dörfer genommen, soundsoviele
Gefangene gemacht, soundsoviele beschütze
erobert. Auf dem östlichen KriegZschau
platz: Verschiedene Angriffe dcr Russen
abgeschlagen; mehrere , Schützengräben be
setzt, soundsoviele Gefangene. Sonst nichts
Neues an der Fronte
In den Berichten dcr Obersten Heeres
leitung steht nicht viel, sie läht die Toten
jür sich selbst den. Und die Hauptsache:
in bissen Belichten sieht die Wahrheit
kurz und biiiidig.
Gelegenilich, wenn sich einmal etwas
ganz Besonderes ereignet, wird der Bericht
persönlich. ?,im Beispiel: diesir Sturm
winde von den Märkern mit wunderbarem
Erfolg durchgeführt. Oder: Flieger
Leutnant Jmmelmonn hat seinen dreizehn
ten Gegner abgeschossen. Oder: Oest
lich des Flusses wurde zur Abkürzung der
Verbindung unserer Stellung südlich de!
Douaumont mit den Linien in der Woevre
nach gründlicher Artillerievorbereitung das
Dorf und die Panzerseste Bauz nebst
zahlreichen anschließenden Befestigungen
d's Gegner unter Führung des Kom
mandeurs der 0. ReserveDivision, Gene
lalS der Jnsanterie v. Guretzkh Cornitz.
durch die Posenschcn Reserve'Negimenter
6 und 19 in glänzendem nächtlichen An
griff genommen. Oder: Fliegerleut
ant Bolle hat daS dreizehnte gegnerische
Flugzeug heruntergeholt.
Derartige persönliche Bemerkungen s,nv
eine hohe, dielleicht die höchste Ehre für
die so Erwähnten, denn der Heeresbericht
geht nicht nur an jede Regiment .ind an
jede Kompagnie von Compignc bis Tü
nabura, von Nieuwport bis Dorian, er
geht auch an alle Zeitungen in allen Lau
dein. Die höchste Ehre muß verdient sein;
sie wird nur in den ollerseltensten Füllen
erwiesen. ,
Die Heeresleitungen der Alliierten' der
suchen die Art der deutschen Berichte nach
zuahmen, wa! ihnen mit der Zeit auch
einigermaßen gelungen ist. Bis auf zwei
Punkte: sie haben keine Siege zu berichten
und sie nehmen S mit der Wahrheit nicht
so genau. Aber Helden haben sie auch.
Und wenn sie keine haben, dann machen sie
rasch ein paar. Man lrse im Bericht der
russischen HeereSlcitung vom 14. April:
Nahe Ehotin wurde ein feindliches
Flugzeug, als eS am Morgen des 12. April
auS der Richtung von Bojan erschien, von
unseren eigenen Flugzeugen angegriffen
und zum Rückzug gezwungen. 'Zu gleicher
Zeit gelang es einem anderen feindlichen
Flieger das am Dniester gelegene Jwantz.
gegenüber von Ehotin, zu erreichen und
Bomben abzuwerfen, die den Wachtposten
Anatole Postawncw verwundeten. Sowie
der Zar, der gerade in Jwantz weilte, um
eine Truppenschau abzuhalten, davon
hörte, befahl er, daß Postawnew mit dem
St. GeorgsKreuz der 4. Klasse dekoriert
werde."
Man denke nur: Anatole Postawnew
wurde durch eine Fliegerbombe verwundet
und hat das St. GeorgsKreuz vierter
Klasse erhalten. Ejn Held!
Auf höchsteigenmündigen Befehl deS zu
fällig anwesenden Zaren hat er's erhal
ten. Wofür? Weil Anatole Posiawnew
ein Held ist. Er stand auf Posten. ' Ein
Flieger kam geflogen. Er stand. Eine
Bombe kam geflogen. Er stand. Er
wußte nicht, daß sie -ihn treffen vUrde,
denn er sah sie nicht' kommen. Er stand.
Stand und ließ sich ruhig verwunden. Er
konnte e nicht verhüten, selbst wenn er
gewollt hätte, lind Wir rnissen nicht einmal,
ob er es gewollt hat. Erstand. Wieein
Held. Ein Russe, der stehen bleibt, der
bei einer sichtbaren Gefahr nicht strategisch
ausreißt, ist ein Held.
Und darum belohn!e,,ihn der Zar.
! Darum' erhielt er chaS Zl,. G:orgs
Vierter. ' ..
Darum kam Anatole Postawnew in den
Bericht der russischen' Obersten Heeres
leiliing. ' ' ' - i: ' .
Wenn zwei dasselbe hin, ist es nicht Im
mer dasselbe : .'. Aber Anatole Postaw,
new ist ein , Held. Das Russendeer hat
nicht viele solche Helden und gewiß 'e'nen
größeren, sonst wäre -er doch nicht natnent
lich in den Heeresbericht gekommen. '
Iriedcnsärbcit.
Ein Preisausschrcibcn während des
Krieges."
Wenn einmal die Geschichte des Welt
krieges geschrieben wird, wird das Kapitel:
Deutsche Erfindungen während des Kric
gek" einen breiten Raum einnehmen. Die
Welt wird über die Leistungen der deut
schen Wissenschaft staunen, denn wir haben
jetzt wahrend der Kriegszeit herzlich wenig
darüber erfahren aus naheliegenden
Gründen; und selbst das Wenige hat die
Feinde mit Neid erfüllt. Die Welt wird,
wenn sie das Gleichgewicht der Vorurteils
losigkeit wiedergewonnen ' hat, die Er
rungenschaften der deutschen Wissenschaft
bewundern und anerkennen.
Während Millionen deutsche Männer
an den Grenzen auf der Wacht stehen und.
eine lebende Mauer, das Reich und ihre
Lieben schützen, arbeiten die Daheimgeblie
denen emsig und in sicherer Ruhe, als ob
draußen nicht der Krieg tobe und als ob
nicht die Heere einer ganzen Welt die Men
schcnmauer derenncn., Arbeiten wie im
Frieden. Und doch nicht wie im Frieden;
arbeiten weit energischer, weit intensiver,
weit angestrengter als im Frieden. , Denn
sie arbeiten nicht um deS Gewinnes willen,
sie arbeiten um des Sieges willen; auch sie
kämpfen um Leben und Zukunft.
Unabhängig haben sie sich gemacht von
der ganzen Welt, unabhängig und frei.
Und wo sie daS noch nicht sind, wo sie
noch von den Verhältnissen und Zufällen
abhängen, streben sie nach der Befreiung.
Und werden sie erreichen.
Ein Beispiel, wie sie während deS Krie
ge! arbeiten. In der Frankfurter Zei
tung" findet sich ein Preisausschreiben;
Zwölftausend Mark für die Lösung einer
Aufgabe. Zwölftausend Mark sind sogar
bei dem jetzigen Markkurs eine nicht zu
verachtendi Summe. Zwölftausend Mark
sind noch immer mehr als zweitausend
Dollars und das ist ein Preis, der selbst
im Dollarlande verlockend erscheint. Und
ter Preis steht Jedem offen, ohne Unter
schied der Nation, dcr Nasse und des Glau
bens die Deutschen sind keine Kleinlich
keitölrämer und beurteilen den Mann nach
seiner Leistung.
Wofür dcr zwölftausend Mark Preis
ausgeschrieben wurde? Für eine Klciuig
seit, für ein Nichts ein Nichts im Auge
des Laien, einem offenbar sehr werwollcn
Etwas nach Ansicht der Sachverständigen:
Zum Schutz desjenigen Teiles der
Korlplattcn, welche zum Abschluß der ge
füllten Flaschen des MineralbrunnenZ
Königl. Jachingen" dienen, wofür bisher
Zinnfolie verwendet wurde, wird ein Er
(atj gesucht, welcher gegenüber dem Fei
chinger Wasser die gleiche Eigenschait.-n
de! reinen Zinn! besitzt und jeden Einfluß
aus die Oualiiiit d? genannten Mineral
Wasser! ausschaltet.
Dieses Jfoliermaierial muß In Form
eine! Bande! aufgerollt in Breite von
.5! n,,n und Stärke von 0.02 resp.
0,03 mm zur Weiteren Verarbeitung für
die Korkscheiben gdiefert werden. Die
Spule, auf welche ein solche! Band aus
gerollt wird, mißt mm, da! zusam
mengerollle Band, welche! aus einem Stück
zu bestehen hat, hat einen Durchmesser von
10 ern.
Das Ersatzmalerlal darf nicht teuerer
als das jetzt verwendete Zinn sein und
darf der Beschlagnahme, wenigstens sür
diesen Fall, nicht unterliegen, muß außer
dem dauernd in genügender Menge von
unk srd besb,isft werd? können.
Ueber diejenige, Isolierungen, welche
als Ersatz 'inzwischen ausprobiert, jedoch
nicht als geeignet resp, zuverlässig befun
den wurden, erteilt die Brunneninspektion
Auskunft.
Eingaben auf diese Preisausschreibung
sind ohne Namen einzureichen und mit,
Buchstaben zu kennzeichnen. Der Name
deS Einreicher! ist in einem geschlossenen
Umschlag, welcher die gleichen Buchstaben
trägt, anzugeben.
Als Preis für die Lösung werden Zwölf
lausend Mark ausgesetzt. Brunntn
Inspektion in Fachingen bei Diez g. d.
Lahn."
Wenn man dergleichen liest, faßt man
sich unwillkürlich nach' dem Kopf und fragt
sich, ob man träumt oder wach ist.
Deutschland kämpft um seine Ezistenz und
Deutschland findet mitten im erbitterten
Kampfe Zeit und Ruhe zur Lösung von
Aufgaben, die man in Fricdeiiszeiien ver
stehen könnte.
Diese Erscheinung läßt sich nur durch
eins erklären: durch daS feste, unerfchütter
liche Bewußtsein 'des -Sieges.
Vic drei Gclclzrlcn.
Der Elefant und die polnische Frage.
Die Polen haben eine Menge schöncr
Lieder, innige, tiefgefühlte, ergreifende
Lieder. Und singen doch immer mir das
eine trotzige: Jeszoze Polska nie
z?iiifla" .... Noch ist Polen nicht ver
loren". Und sie haben damit Reckt be
halten - dank der gütigen Mithülfe der
Teutschen und Oesterreichs und Ungarn.
Die Wicdcrcrrichtung ihres Königreiches,
die Erlösung des weißen Adlers war der
Traum der Polen, dcr sich nun erfüllen
soll.
Die Gazeda Lodzka" erzählt eine kleine
und in mehr als einer Hinsicht bezcieh
ncnde Geschichte:
ES gab einmal eine Bereinigung für
Naturwissenschaften und die sandte drei
Gelehrte nach der tropischen Zone, einen
Deutschen einen Franzosen und einen
Polen. Die Drei sollten da? Leben des
Elefanten gründlich studieren und die Er
gebnisse ihrer Forschungen in einem
wissenschaftlichen Werk niederlegen.'
Und fo geschah es. ; . .
' Jeder der drei Gelehrten schrieb ein
Buch über den Elefanten.. schrieb über ihn
von dem ihm am meisten zusagenden Ge
sichtspunkte. . ,,. ,
Der Deutsche gab nach seiner Rückkehr
ein dickes Buch heraus das den Titel
führte: Der Elefant, vom biologischen,
geologischen, paläontologischcn, kthno-
graphischen, geschichtlichen und militäri
schen Standpunkt betrachtet." Ein unbe
dingt wichtiges Werk, das jedoch nur für
dcn Verfasser selbst verständlich war.
Die Arbeit des Franzo en war lange
nicht so gründlich. An Stelle eines dicken
Werkes schrieb er ein nettes Feuilleton,
das den Titel führte: .VdWant et ses
amoure" (der Elefant und fein Liebes
leben), und fand damit allgemeinen Bei
fall.
Der gründliche Deutsche behandelte den
Dickhäuter als wissenschaftliches Objekt;
studierte ihn nach zeder Richtung und dem
gemäß wurde sein Buch ein ernstes um
fangreiches....und langweiliges wissen
jchastliches Werk. Deutsche Gründlichkeit
und' deutsche Schwerfälligkeit.
Der leichtlebigere, leichtsinnigere Fraw
zofe sah bei Elefanten nur die französische
menschliche Seite: er vertiefte sich in das
Liebesleben des Pachydermen und fand
so Stoff zu dem geistreichen und pikanten
Feuilleton, dessen menschliche Züge den
sehr menschlichen Franzosen verständlich
und unterhaltend waren.
So lösten die Gelehrten die Ausgabe. -
Und der Pole?
Nichtig, da war ja auch noch der jol
nische Gelehrte.
Der war eben durch und durch Pole.
Dcr löste die Aufgabe aU Pole: er sandte
bereits, als er sich noch in den Tropen be
fand, einen Aufsatz an ein polnisches
Blatt, der den Titel führte: Sicrn !
spaw polska" Der Elefant und
die polnische Frage.
Schwcdijche Zündhölzcr
Das offene Wort eines Strikt Neu
trolen.
' Die Schweden sind , die Erfinder deS
Sicherheitsstrcichholzes. ' Die früher ge
bräuchlichen Schwefelhölzcr waren eine
stete Gefahr; sie entzündeten sich bei der
geringsten Veranlassung, sobald sie nur
ein klein wenig warin wurden stammten
sie auf und verursachten Brände. Da stell
ten die Schweden einZündholz her utan
fvafcl ook fosfor", ein Zündholz, das
überhaupt nicht in Brand geraten konnte,
wenn man es nicht an der präparierten
Schachtel rieb. Die Sckweden haben sich
damit ein großes Verdienst um die
Menschheit und ungeahnt große Ver
dienste sür sich selbst erworben.
Die Schweden ' gleichen ihren Zünd
hölzern: sie flammen nicht leicht auf, sie
sind nicht so, leicht in Brand zu setzen, eS
kommt ganz auf die Reibfläche an. Wenn
sie die richtige Reibfläche finden, dann
brennen sie allerdings gleich lichterloh. ,
Die Schweden sind nun neunzehn Mo
nate stritt neutral geblieben; trotz der
verlockenden Gelegenheit, die von den Ruf
scn geraubten Provinzen zu erlösen".
trotz der von England geübter Schikanen,
trotz der freundlichen Ansmunterung fei
ten Deutschland,. Schweden ist strikt
neutral geblieben, aber' es hat von ollen
Kriegsührenden verlangt, daß man seine
Rkulialität achte. Die Zentralmächte,
Rußland und Frankreich haben e an der
Achtung nicht fehlen lassen, aber die Eng
länder kümmerten sich um Schwedens
Neutralität genau so wenig wie um die
jedes andern neutralen Staate. Worauf
das kleine Schweden gegen dos große
England Repressalien ergriff .... denn
wenn das harmlose schwedische Zündholz
die richtige Reibfläche findet, brennt eS
rasch und gut. Und siehe da, die Eng
länder wurden vorsichtiger, weil sie sich
nicht die Fingerchkn verbrennen wollten,
Gelegentlich versuchten sie ! wieder ..i't
Gewalt maßregeln. Tann gab's jedesmal
einS auf die frechen englischer Finger und j
das hals jedesmal. j
Vor einigen Tagen vcrno!;m man :rnt
Stimme aus Schweden: Wir sind be
reit! Wcnn'S unbedingt fein muß, wer
den auch wir zu dcn Waffen greifen!"
Ob e fein muß, hangt nur von England
ab. Schweden wird mobil machcn . . . .!
Schweden wird neutral bleiben e!
kommt nur auf die Reibfläche an.
Der schwedische Schriftsteller Carl
Laiirin schrieb in einem Aufsätze Nach
dem Kriege": Deutschland wird
wahrscheinlich zeigen, daß eZ gegen eine
unendlich große Ueberlegenhnt, gegen
beinahe die ganze Welt, durch
man kann wohl sagen erstauncnS
werte Tüchtigkeit, durch kräftige, kluge
Initiative, unerschütterliche Disziplin, '.ine
beinahe grenzenlose Opferwilligieit und
ruhigen Mannesmut, sowie große Spar
samkeit und eine Organisation ohneglei
chen dem Schicksal hat entgehen können,
mit dem die russische Rcichsduma, vie
französische Kammer und daS englische
Parlament ihm gedroht hatten. Für
Deutschland und dessen Bundesgenossen
Oesterreich, der fein Dasein gerettet hat, ist
der Krieg nicht vergeben gewe
f e n . . . . Dieser große Welibrand wird,
wie alle Kriege, von Anbeginn dcr Zeiten,
mit einem ewigen" Friedcn schließen,
d. h. einem Frieden, Kr, denke ich, zwan
zig, dreißig Jahre, vielleicht noch länger
dauern wird. Diese Zeit werden wir
Schweden hoffentlich benutzen, um
viel schwere Artillerie anzu
schaffen.
Der Schlußsatz ist köstlich. Ist bezeich,
nend für das kühl und ruhig abwägende
Schwedenvolk .... Wir werden einen
ewigen" Frieden haben, dcr zwanzig,
dreißig Jahre dauern kann dcn wollen
wir benutzen, um uns für den unaus
blciblichcn Krieg vorzubereiten."
Die schwedischen Zündhölzer gehen nicht
leicht los, wenn sie aber, Feuer fangen,
brennen sie rasch und gut.
Ms Mchcncr verdient.
Ein Kriegsminister und ein Geschäfts
mann.
''Lord Kiichener von Khartum ist der
bestbezahlte Kriegsminister der Welt. Lord
Kitckener verdient jährlich 21,140 Pfund
Sterling, das sind rund 100.000 Dollars
oder 500.000 Mark. Er verdient sie
vielleicht nicht, aber er erhält sie und das
ist ihm jedenfalls die Hauptsache.
Ein englisches Parlamentsmitglied hat
Kitcheners Bezüge 'im Untcrhause - zur
Sprache gebracht; er gab seinem Bcsrem
den darüber Ausdruck, daß die Regierung
Land und Volk zum Sparen ausfordere,
während sie dem Kriegsminister eine
Summe bezahle, die weder zu den Ern;
fünften dcr anderen Minister noch zu den
Leistungen dieses einen Ministers im
richtigen Verhältnis stehe.
Kitcheners Gehalt als Kriegsminister
beträgt mit den verschiedenen Zulagen un
gefähr 10,000 Pfund Sterling im Jahre.
Dazu kommen 5000 Pfund als Generalis
simus und Oberinspektor dcr Armce und
6140 Pfund als Gencralkommissär und
Inspektor von Acgyptcn. Denn obwohl
General Maxwell in Wirklichkeit diese fctz'
tcren Funktionen ausübt und auch dafür
bezahlt wird, hat Lord Kitchcncr. dcr
Ncbencinkünfte nicht verschmäht, doch den
Titel eines ägyptischen Oberkommissärs
beibehalten, um das damit verbundene
Gehalt einstreichen zu können. Der Lord
kostet also seinem Vatcrlande zusammen
die Summe von 21,140 Pfund jährlich,
die seit Englands Bestände niemals einem
Minister ausbezahlt wurde. Anläßlich dcr
Eroberung von Khartum, welche dem da
maligcn noch bürgerlichen General Kit
chener den Lordtitel eintrug, erhielt er
vom englischen Staate ein Geldgeschenk
von 30.000 und anläßlich der Beendigung
des Burenkrieges, wozu Kiichener mit sei
nen 200,000 Soldaten gegen 25,000 be
waffnete Buren saft drei Jahre brauchte,
ein Geldcgeschcnk von 50,000 Pfund.
Dem Premierminister Asquith war
disse Abrechnung höchst unbequem und er
konnte darauf nur erwidern, daß diese
Gchaltshäufung des Kriegsministers eine
provisorische" sei und den Krieg nicht
überdauern werde. Er hätte getrost hinzu
fügen können, daß der feinem Lande so
teuere Lord selbst diesen Krieg nicht über
dauern wird wenigstens nicht als
Kriegsminister. Tatsache ist, daß Kiichener
seit Monaten schon kaltgestellt und nur
noch dem Namen nach Kriegsminister ist,
weil man den Deutschen nicht die Genug
tuung seiner 'Absetzung gönnt und weil
man keinen Besseren sindet. Dem Kit
chener ist auch das einerlei, er bezicht seine
zwanzigtausend Pfund und ist damit völ
lig zufrieden.
Woraus sich erkennen läßt, daß der
Lord Kriegsminister ein echter Engländer
d. h. ein guter Geschäftsmann ist. Woraus
sich ferner erkennen läßt, warum der Lord
Kriegsminister so zäh an seinem Amte
festhält und sich auch durch die gehässigen
Angriffe dcr Northcliffe Presse nicht zum
Rücktritt bestimmen läßt. Wo'rauS sich
endlich erkennen läßt, warum der Lord
Kriegsminister auf der Fortführung des
hoffnungslosen Kampfes besteht und von
einem zehn oder zwanzigjährigen Kneze
sprach.
20.000 Pfund ist kein Pappenstiel. Und
zehn oder zwanzig mal zwanzigtauscnd
erst recht nicht. Dcr Lord will Heu ma
hcn, solange die Kriegssonnc scheint, denn
in Frikdenszciten s, ein riegsminisier
in England noch unbedeutender als wöh
Jiddisch als Amtssprache
Lee Greenspoon über eine rrunge
schnft des Kriege?.
Gut SchabbeS, Herr Rcdakteurleben!
S haben die Meiße
vom Kommcrzienrat
KönigsmarterseimM
rikcke immer gehalten
kV vor ä Witz... Nu iß
1 '" e! denn ä Witz?
, Was fier 8 Meiß
t J Spaß, haben Sie
iße?
ij
flopp! Ae Kopp wie
ä Sieb, nor nich so
verwendbar.
Da! Moritzche Kö.
nigswaricr hat trotz
dcr Mahnungen von
sei,
1
im Täte (Vater)
rchtbar gemauschclt
i-
un darum yai ver
Herr Kommcrzienrat
gebracht sein Moritzche in h Pension zu
a' Lehrer in ä Dorf, wo war gewesen nich
ij einziger Jicd. Dort hat sich gesagt
der Herr KönigZwarter werd e! schon
verlernen das Mauscheln; un er hat gesagt
dem Lehrer, daß er soll besonders acht
geben aus der Sprach vom Moritzche.
Nach drei 'Monat lg ver iiatt geiaizreii
nach dem Tors, um zu besuchen sein
Sohn., .
Nu, Herr Lehrer, wie gehtsr hat ge
fragt der Herr Kommcrzienrat.
Nu. wie soll' gehen... gut geht'!!'
Un mci Moritzche?"
Ihr Moritzche? Dem geht ek. Ihnen
gesagt, auch sehr gut." ,
Red't es denn jctz gut?"
Wie hcißt gut? Herr KönigZwaricr,
lassende Ihr Moritzche sein hier noch drei
Monat un Se werden oscr merken ' ä
Unterschied zwischen ihm un de andren
Dorsbewohncr."
Großartig! Herr Lehrer, da habense
gemacht sehr gut."
Wie heißt, ich hab gemacht ... bedan
kcnse sich bei Ihrem Moritzche: wenn es
bleibt hier noch drei Monat, mauschelt das
ganze Torf."
Das haben Sie gehalten vor ä gutes
Lozelech (Witz). Nu iß es denn ä Witz?
Wie 'lang iß zu gesund der Herr General
Bcselerleben in Warschau? Wie lang iß
der Herr von Opcmlebcn Polizeipräsident
von Lodz? Noch nicht emal ä Jahr sinnense
dort un nu lcscnse das Teiisch. was
die schon reden. Deitsch? Wie heißt
deitsch?! Jiddisch redcnse.
Wenn ich red jiddisch was iß der
Mehr? von mir werd mer oser erwarten,
daß ich nix red jiddisch. Jiddisch iß mei
Mamivclohschen (Muttersprache). Aber
ä preußischer General! Un ä preußischer
PolizeiiSäsident? Heißt ü Gewichte
(Tüchtigkeit).
Un wie reden die Jiddisch! Ich hab'S
gelesen lcis un chab's gelesen laut, un
schließlich hab ich's gelesen dorch der No!
un mit de Händ ... oscr hab Ich's ver
standen. Tommer (vielleicht) haben Sie
mehr Massel (Glück) damit. Da habense
de aane amtliche Bckenntmachung:
, Der, Termin sich einzumelden in der
Gewerbcrolc wert verlengert bis'n 29.
Februar 1916 ,.. Gesellschaften müssen
anmelden seier Firme, a chuz dem
müssen bcsunder gemeldet werden die be
schäftigte - Direktoren und steicrflichtige
Angestellte.
Lodz. 28. Januar 1.916.
Der Kaiserlich deitsche Polizci-President
v o n O p e m.
' De Jeberschrift von dcr anderen amt
lichen Bckcnntmachung lautet:
Verordnung b'nauaea der Ein
führung von allgemeinen P a ß-Z w a n g".
Dann:
Ale Personen bun'm General Gouver
nement musen alt werdendig 15 Johr
hoben a Paß und dem dosigen ständig
trogen bei sich, Wegcn Vcrlieren Paß
muß tciles gemeldet weren der Ausgabe
schiel.
Der Generalgouverneur
b o n B e s e l e r, ,
General vun Infanterie
Nuuuu? Wenn se zu Gutem werden
dort bleiben noch drei Monat, werdense
wahrhaftig missen lernen Deitsch, wennse
kommen zurick nach Berlin... außer se
machen dort auf ä Konfektionsgeschäft
oder ä Theaterche, dann brauchense nix zu
lernen Deitsch. Es tut sich waS in dem
Krieg... de Belgier, de Franzosen, de
Serben, de Russen, de Montenegriner, de
Albanier alle lerncnse Deitsch, un de
Deitschen lernen Jiddisch.
Weil mer schon reden von Polen un
vom Krieg: Ae deitscher Zivilgcfangener, ,
wo hat gehabt Massel un das nötige Me
summen (Geld) werd von de russische
Regierung freigelassen un geschickt heim.
Vor der. Abreise besucht ihm a russischer
Jied, wo hat ä Sohn in Pljen" (so hcißt
bei de Russen de Gefangenschaft) un er
gebt ihm ä Beitelche mit Rubel, da! soll
er geben dem gefangenen Sohn.
Met Mischa gebenscht (segnet)
soll er sein iß worden ä Gefangener
gleich im ersten Monat von dem Krieg un
ich hab noch nicht geschickt a Heller."
Worum hab Ihr nich geschickt?"
Worum?! Nu wissense bei un! in
Rußland... de Post geht nix so recht:
wenn der Wagen soll kommen an, muß
m'r schmieren de Beamten."
Ich versteh' nickt der Deitsche.
Aber Ihr braucht eich nix zu machen
Dainjcs (Sorgen), bei unS geht e! Euerm
Sohn schon ganz gut."
Das weiß ich . . ."
Er hat ä gutes Bett un er hat ü
warme Stub un er hat seine Kleider . . ."
Weiß ich! Weiß ich!"
Eigentlich seh ich nix ein. wozu Ihr
Ihm wollt schicken Geld. Er hat allcs. '
waö er braucht un zu achcln (csscn) kricgt
er wahrhaftig mehr als genug.'
Wie hcißt achcln? Schick ich ihm denn
Geld auf Essen? Ich schick ibm Geld, das,
er soll damit machen ä Gcschäftche."
' Womit ich verbleib
; Ihr untertänigster
Lee Greenspoon.
rend de! Kriege!. Und auf ein Geldge
schenk rechnet dcr Lord diesmal nicht
und das dürste der einzige Punkt scin.
in dem er sich bei bicscm Kriege nicht
verrechnet hat.
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