Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 20, 1916, Image 2

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Eine childcrung vom hankünstlerifchen ttcsichtöpunkt auö. Plja
xnktcrisiische llntkrschicde Washingtons von anders amcrikanischkn
tädtkn. cine Fnbxikcn und kein Großgeschäft. Eine reinlich
Ztait und ri,ik fchiint Ttadt, trotz ihrer baulichen ttcschmaosigkki'
ten. TaS Monument.
Von Gruest
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ehr häufig hört man von eure
paischeti Reiseiidka die Bcmer
aLr ruiia, amcriiam ac iciuuit k
LJ fäStii l'Mm lwe sa p&t
Familienähnlichkeit, daß, wer eine gesehen,
gleichsam alle ßefichen habe. Da ist nun
wohl nur in beschranktem Sinne richjig,
denn meist hat der flüchtige Tourist gar
nickt Gelegenheit, die feineren Eigentum,
. lichknten einer Stadt zu entdecken, und
hält sich nur an die auffallendsten Acußer
lichleiten, die Wolkenkratzer und dik gkrad
linigen Ctratzen, die scharfe Teilung in
Geschäftszentrum und Wohnungsviertl.
Tai ist allerdings überall vom selben Typ.
ober schwerlich eine blofz amerikanische Be
sonderheit. Denn das moderne wirtschaft
liche Leben hat auch die uropäischen
Ciädte inander sehr ähnlich gemacht in
' allen Dingen, welche dem Erwerb und
Verkehr dienen. Wer etwas tiefer blickt,
der findel such in den Vereinigten Staa
im gar große Unterschiede zwischen New
'ork und Chicago, Philadelphia und in
Francisco. Omaha und Richmond
Unterschiede, die keineswegs nur auf
Klima und topographische Verhältnisse,
fondern auf gesellschaftliche Bedingungen
zurückzuführen sind.
Eine Großstadt aber gibt es im Land.',
'welche auch der oberflächlichste Beobachter
sofort als von ganz anderer Art im Ver
gleich mit den übrige Städten erkennt.
,Tas ist Washington, unsere , Bundes
hauptstadt. .
In Deutschland pflegte man. wenig
fienS in früheren Jahren, Untersche!dun
gcn zu machen, je nach dcr'Aefchäfligunz,
welcher die Mehrzahl der Bewohner einer
'Stadt sich hingab. Co nannt man
'Leipzig eine Handelsstadt, ober Dresden
war eine Hofstadt. weil die meisten Ein
wohner mehr oder weniger unmittelbar
von dem Aufwand, den der königliche Hof
machte, abhängig waren. Potsdam hin
wieder war eine Soldaten- und Heidelberg
ine Universitätsstadt. Diese auf der
Stelle ins Auge springenden Eigentum
lichkeiten mögen sich in Teutschland in
den letzten Jahrzehnten bedeutend der
wischt haben. Aber hierzulande hat sich,
ls einzige unter den amerikanischen
Städten, Washington mehr und mehr zu,
einem Typus entwickelt, der vielleicht gleich
dem Dresden des neunzehnten Jahrhun
dertz eine Hof- und Residenzstadt, mit
noch größerem Recht aber eine Beamten,
stadt genannt werden darf. . .
Wenn man die immer sehr zahlreichen,
und gewöhnlich auf der Stelle zu erken
nenden Vergnügungsreifenden und sonfti
gen Besucher ausscheidet, so darf man an
Nehmen, daß in den Straßen Wash
ingions jeder zweite erwachsene Mensch
in Regierungsbeamter höheren oder nie
deren Ganges ist. Die tauftnde von gut
gekleideten Männern und Frauen, die man
in New York für Angestellte der verschic
denen Geschäftsbetrieb halten würde, sind
sin der Bundeshauptstadt zum größeren
; Teile .Government ClerkZ". Die Zangen
Scharen der Arbeiter, die in anderen
Städten ttwaä früher am Morgen und
etwas später am Nachmittag als die Büro
beamten nach ihre Arbeitsplatzen ziehen
oder nach Hause zurückkehren, fehlen bei
nahe vollständig. Fabriken sind so gut wie
gar riicht zu finden in Washington. WaS
man von Regierungsbetrieben allenfalls so.
nennen könnte, wie zum Beispiel die Ka
'nonenweikstatt in der Flottenstation, liegt
abseits, und da die Arbeiter meist in der
Nähe wohnen, bekommt man sie im In
nenn der Stadt kaum zu sehen. Außer
dem sind da ein paar nicht sehr große
Brauereien, ein paar Hobelmühlen, und
kleinere Werkstätten, die man nicht entbeh
ren kann, wo viel gebaut wird. Einige
Meilen den Potomac hinunter liegt ein
Eisenwerk, in dem schon seit Jahren für
den Bedarf der Bundesregierung Muni
jn 'gemacht wurde, und seit einige Mo
naten hat wenigstens die Nachbarschaft von
Washington in dem Oerichen Quantico,
.einige zehn Meilen stromabwärts, ein rech
tes und echtes War , Baby- in Gestalt
einer wie in Pilz aufgeschossenen Pulver
fabrik erhalten. Das ist aber weit genug
weg. so daß dadurch auf das Straßenbild
gar kein, Einsluß geübt wird. Die eni
gen Leute, die man auf der Straße sn Ar
beitsanzügen sieht, sind Iuhrleu. Haus
knechte und was sich sonst nützlich macht,
um 'der besser situierten Menschheit das
tägliche Leben zu erleichtern.
Wer nicht im Regierungsdienste sieht,
der mag in einem der Warenhäuser und
kleineren Läden aller Art Beschäftigung
finden. Denn solche Geschäfte sind natür
lich überall notwendig, wo größere INen
schenmassen zusammenwohnen, da doch
Alle Nahrung und Kleidung und die tau
send Luxusgegenfiände haben muffen,
welche wir zivilisierten Menschen uns ge
wohnt haben für Notwendigkeiten anzu
sehen. Dann kommen riech die schier un
zähligen Grundeigentumsagenjen, die
Rechisanwälte und Aerzte, und vielerlei
Berussarten, die sich sonst noch damit ab
geben, die Bedürfnisse der Mitmenschen
Zu befriedigen. Aber ein eigentlicher Groß
bandel ist ebenso wenig vorhanden, wie es
nennenswerte Fabriken gibt. Man kann
diese wirtschaftlichen Verhältnisse darin
llsammenfassen, daß der Washingtoner
entweder Beamter ist. oder dazu hilft, den
Beamten das Leben in der Stadt möglich
zu machen.
Die erste und am meisten äußerliche
Folge davon, daß ein eigentliches Ge
schanSlebcn in der Bundeshauptstadt nur
in beschränktem Maße vorhanden, ist. daß
Wefhingkn es oerhälknismäßig leicht hat,
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vruncken.
eine reinliche Stadt zu sein. Die Stadt
Verwaltung braucht sich darauf wahrlich
nichts einzubilden, denn die Straften
tt!Nl.1"Ng geht diirchzns nicht besser
vor sich, als in anderen amerikanischen
Städten auch. Aber es wird eben weniger
Straßenschmutz hervorgebracht als dort,
wo ein siederhaftej Geschäslöleben täglich
und stündlich Tonnen auf Tonne von
Blsallstojfen jeder Art aufspeichert, die
entfernt werden müssen oder sich- auf
Straßen und Gassen als Schmutz onfam
mein. Ein ganz besonderer Vorteil ent
springt besonders für die sorgliche Haus
frau daraus, daß es nur derhältnisinäßig
wenige qualmend Schornsteine in der
Stadt gibt. Das kommt den weißen
Fenstcrvorhängen und kaum weniger den
Teppichen und Decken zugute. Es macht
ti auch möglich, daß besonders in den
Wohnungsviertcln Bäume und Sträucher
und die herrlichsten .Blumen so gut ge
deihen wie sonst nur in entlcgcnen Vor-'
städten. Selbst dik sonst gegen Rauch und
schwefelige Dunste so sehr empfindlichen
Nadelhölzer halten sich in Washington
vorzüglich. Im Gegnsod dazu konnte man
vor einigen Jahren im botanischen Garten
zu München an einer krüppeligen Fichte
ine Inschrift angebracht sehen, daß dies
der letzte lebende Nadeldaum in der Stadt
sei. während alle anderen der verpesteten
Atmosphäre zum Opfer gefallen seien!
Und Washington ist nicht nur eine der-
hältni-mäßig reine, es ist auch eine schöne
Stadt. Schon nicht nur in dem fcinne,
wi so manche amerikanische Städte, he
sonders die ' kleineren, schön zu nennen
sind, weil sie eine anziehende natürliche
Lage haben, und die Wohnhäuser meistens
in einem Kranze von Rasenplätzen und
Schattcnbäumen versteckt liegen. Wash
ington ist schön, wie es viele europäische
Städte sind, durch seine Kunstbauten.
seine öffentlichen Tenkmäkr und seine
Anlagen kurz, durch das. was Wen-
fchenhand in bewußter liinstlenjchu Ab
sicht geschasfen hat.
Nicht, daß alles, was in dieser Hinficht
geschaffen worden, das Ziel vollkommen
erreicht hätte. Im Gegenteil. Man kann
in Washington gar manches sehen, was
in künstlerischer Hinsicht durchaus verfehlt
ist. Zum Beispiel, klinge pratentioze Ge-
bäude. wi das, Heer- und Flottcngcbäude.
das Gencralpoftamt an der Pennsylvania
Avenue, und der entsetzliche rote Backstein
kästen des Pensionsamtes verunstalten ge-
radezu das Strafzenbild, Tozu kommt,
daß man dielfach noch den Eindruck des
Unfertigen erhält, weil der Plan, der vor
einigen Jahren für zukünftige Anlagen
angenommen wurde, noch in den An-
fanas iadun steckt. Aber schon kann man
die großen Linien Dieses Planes auch auf
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dem Gelände unk nicht mehr bloß auf
dem öffentlich ausgestellten Modell wahr
nehmen.' Wenn man bei der Errichtung
neuer Monumentalgebäude nicht große
Dummheiten begeht, wird Washington in
einigen Jahrzehnten ein Stadtbild dar
bieten, wie es an harmonischer Einheit
des Planes und künstlerischer Durchfuhr
rung der Einzelheiten such von solchen
Städten wie Paris und Wie nicht über
troffen werden kann. Solche Mißgriffe
im Einzeliv.s,wie die .schon erwähnten
häßlichen Gebäude, gibt es am Ende in
jenen anderen, wegen ihrer baulichen
Schönheit berühmten Orten auch. In
Washington stammen sie ohne Ausnahme
aus den achtziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts, einer Periode, die auch
anderwärts sich als ine Zeit des tiefsten
Niedergangs der amerikanischen Baukunst
bewiesen hat. Es ist durchaus nicht aus
geschloffen, daß diese anstößigen Gebäude
am Ende noch einmal einfach niedergelegt
werden. Für ihr ursprüngliche Beftim
mung sind sie so wie so schon längst zu
ZIcin und in ihren Einrichtungen veraltet.
Gleich der Eintritt in die Stadt, der
den meisten Menschen ja durch den Haupt
batznhof vermittelt. wird, kann nicht der
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TREENHAUS ij, KONGRESS-BIBLIOTHEK.
fehlen, einen großartigen Eindruck zu
machen, besonders wenn erst die jetzt noch
etwas wild und wüst daliegenden Anlagen
fertig sein werden. Der Bahnhof selbst
ist durchaus nicht unschön, kann sich aber
in architekionischer Hinsicht mit dem L!ew
Aorker der Peunsyloaiiiabahn nicht mes
s?n, gerade weil er in seiner Eigenart an
ihn erinnert. Zudem ist die HaupthaUe
leider nachträglich durch eine Reihe von
unglaublich geschmacklclen Standbildern
verunschönt worden. Sobald man aber
iii's ftreie tritt, bat man vor sich einen
riesigen, offenen Platz und dahinter den
Blick auf die prächtige Äuppcl des Napi
tols. Ein Paar große Springbrunnen und
ein Columbusdenkmal beleben den Bor
dergrunv. Zu beiden Seiten werden ohne
Zweifel große' Privatgebäude errichtet
werden; ein paar haben scbon den Anfang
gemacht. Der Platz zieht sich, oben etwas,
enger werdend und von dem Buerogedäude
des Senats flankiert, bis an das r.apitol
hinauf. Eine ganze Anzahl Häuferge
vierte sind zu diesem Zweck mit bedeuten
den Kosten niedergelegt worden., Westlich
des Bahnbofs stebt'die neue Stadtpost, ein
wirklich schönes Gebäude, wie alle in die
fer Gegend blendend weiß in der Sonne
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glänzend. Wenn nur erst dik Anlagen
deranacwachsen sind, wird kaum eine
Stadt der Welt sich dem ffremden von der
Landseite in so imponierender Weise pra
sentiere, wie es Washington zu tun sich
anschickt.
Steigt man durch diese Anlagen den
Kapitoishügel hinauf, fo befindet man sich
lsbald auf dem fchon feit Jahren be
rühmten Platze zwischen dem Kapitel sel
ber Und der Kongreßbiblioihek. und der
angenehme erste Eindruck erhält durch die
neue Schönheit eine würdige Steigerung.
Westwärts, auf der anderen Seite des
Kapitols erstreckt sich dann die Bcall, mit
ibren alten Bäumen und grünen Rasen
flächen als breite Parkstraße bis an den
gewaltigen Obelisken des Washington
denkmals, eine Meile weit entfernt. Jen
feitS des Obelisken wird zur Zeit die Mall
durch eine den Potomac-Park durchqueren
den Boulevard verlängert, bis schließlich
diele Prunkstraßt noch eine Meile Zweiter
westwärts durch den im Entstehen begrif
fenen Gedächtnisbau für Abraham Lin-
coln einen prächtigen Abschluß erhält, tzsi
liegt in dem bereits erwähnten Stadtplan,
daß die Mll allmählich auf beiden Seiten
mit Monumentalbauten geschmücktwerden
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sog. Einige davon sind bereits errichtet,
nämlich das neue Nationalmufeum und
die neuen Gebäude des Ackcrbaudepartc
menis. Daneben stehen freilich noch einige
ältere Backsteingcbäude. die das Gesamt,
bild verunstalten. Diese, und kaum wem
aet die an sich ja einigermaßen erträgliche
Pseudogothit des Smilhsonian Instituts,
werden hoffentlich einmal gänzlich der
schwinden. Alle neueren üsfentlichen Gebäude der
Bundeshauptstadt tragen die Spuren der
großen Revolution, welch im Kunstleben
der Vereinigten Staaten mit der Welt
ausstellung zu Chicago im Jabre IM
verknüpft ist. Alle sind sie Modifizier
gen jenes antikisierenden Stiles, der in der
Weißen Stadt' am Michigan-See einige
kurze Monate lang ein in Amerika noch
nie gesehenes Meisterstück der Baukunst
hervorzauberte. Alle rufen sie die
Schweftertünfie der Malerei und Skulptur
in einer Weise zu Hülfe, wie das vor je
nem denkwürdigen Sommer hierzulande
ganz unerhört war. Mit wirklich bewun.
dernswertem Geschick haben die Architekt
ten verstanden, diesen doch eigentlich au
Tempel und große Hallenräume berechne
tenMiilauf.die. .VedNnWM
Viikobetriebe! anzuwenden, ohne dah wei.
ist die Ansprüche der Nützlichkeit noch
die der Schönheit aussallcnd zu kurz fern
nie, obgleich sich leicht denken läßt, wai
kür verzioeifeltcs Nopszclbrechcn da
manchmal gekostet haben mag. Es ist in,
teressant zu skl,en, wie man mit diesen
klassischen" Gebäude wicd zurlläkchrt
zu einem Banstil, in dem vor beinahe hn
dert Jahren die ersten auf architektoni
Ie wet Anspruch maciciwcn auien
in Washington errichtet wurden. DaZ
schönste Beispiel dieser älteren Kirnst ist
noch heute di Patentamt, ein wuchtiger,
strenger Bau mit seinen schweren dori
scheu üuleii ,d de itruiischkN Treppen
lusgängen. Es giebt Leute, welche daö
Patentamt für das schönste G.bände in
Washington erklären, aber die große
Menge wird wohl die anziehende lange
Fassade des Schatzamts mit den dielen
ionischen Säulen mehr zu würdigen der
stehen. In den Augen des Turchschnitis
touristen geht natürlich nicht über den
Prachtbau der Kongrcßbibliothck. Da
stehen die Herren und Damen aus Po
dunk und Kakomazoo mit weit offenen
Augen in der Eintrittshalle und staunen
über die bunte ffarlzcnpracht und die un
endliche Mannigsaliigkeit der gemeißelten
Marmorornamentik. ' Schön ist dos ja
auch in seiner Art, aber hier und da findet
sich doch jemand, hex die schönen alten Ge
bäude, die des leichten Schmucks fast ganz
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entbehren, m ihrer strengen Einfachheit
lieber Zieht, als den Glanz und Schimmer
der neuen Tage. 'Wahrhaft künstlerische
Tätigkeit wird unbewußt zum Charakter
ausdruck nicht nur des Einzelnen, sondern
auch ganzer Epochen und Völker. Ist
auch hier die Entwicklung des amcrikni
schen Volkes symbolisch verzeichnet? .
Von allen Werke der Baukunst jedoch,
die in Washington zu sehen, ist das Herr
lichste nicht eines von denen in welchen
das politische und wissenschaftliche Leben
der Bundeshauptstadt sich abspielt, son
dein der Riesenobelisk, welcher dem An
denken des Namenshelden der Stadt, dem
Vater des Vaterlandes, gewidmet ist und
durch keinen bloßen Nützlichkcitszweck ent
weiht wird. DaS Monument", heißt er
im Volksmund .ohne irgend welchen er
klärenden Zusatz. Wozu wäre das nöiig?
Monumente. Denkmäler, gibt es in der
Bundeshauptstadt zu Dutzenden, sie sind
tüchtigen, braven Männern gesetzt worden,
die ihre Pslicht im Dienste des Landes
taten, oder dirrch hohe Geistesgaben der
Menschheit nützten. Man hat Recht ge
tan, ihnen Standbilder zu errichten. Aber
das Monument, das einzige, das keiner
erklärenden Beifügung bedarf, wessen
könnte es anders sein, als das des George
Washington?
Gewaltig und groß erhebt es sich zu
nächst vor dem Beschauer, wie es da steht
auf der niedrigen Ebene des Potomactales
und doch mit seiner Spitze höher gen Him
mel ragt, als selbst die hohe Kuppel, des
Kapitols auf dem Hügel. Aus schweren
Ouadratstkinen ist es gefügt, ganz glajt
sind die leiten, ohne die geringste Gliede
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DAS WEISSE HAUS.
nach obenhin leicht verjüngt. Und abge
schlössen Wird die starre Linie, gleich ober
halb der toinzigen Fensterchen, durch eine,
Kappe in der Form einer spitze zulausenden
Pyramide.
Doch etwas zu einförmig, sagst Du.
nicht? Bloßes Gewicht. Höhe, tote Masse?
Ja. das hat erst kürzlich ein voreiliger
Kritiker in einer deutschen Zeitschrift ge
schrieben, und dazu einige wegwerfende
Bemerkungen gemacht Wer den Geschmack
der Amerikaner.. PlumpeS Protzentum,
Prahlerei, das größte auf der Welt
na, wir haben derartigcs ja schon oft ge
hört von unseren Freunden brühen. Aber
komm, wir wollen eine halbe Meile die
Mall hinauf gehen und uns dann um
schen. So, was denkst Du jetzt von dem
Monument? Ah, das ist etwas anderes!
Jetzt mexkt mag nichts mehr vonder
plumpen Einförmigkeix der Masse jetzt
ist der gewaltige Schaft ein Teil des Land
schasibildes geworden und fügt sich ein
darin, als ob nicht Menschenkunde es ge
baut.sondein als ob es von selber heraus
gewachsen wäre aus der Erde. Und
plump? Wie bat man nur je so etwas
sagen können? Leicht, mit der Anmut ei
ner Riesenfichte in der Sierra Nwada,
schwingt das Quaderwerk sich in die Lüste,
und doch mcrkt man wie fest es steht, daß
durch die kommenden Jahrhunderte hin es
dm schrcckencrregendsten Stürmen trotzen
mag auch darin, wie wir hoffen' ein
Sinnbild des amerikanischen Lottes.
Glaube ja nicht, daß Du mit diesem
Blick bereits die Schönheit des Monu-
mints erschöpft hast. Du mußt, wenn Du
Tag für Tag cs über die Baumkronen
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WASHINGTON MONUMNX .
und Licht aus seinen glatten Seiten und
spitzen Kanten spielen, daß es bald in feien
dendem Weih erglänzt, bald dunkel sich
von dem Blau des Himmels abhebt. Nie
Mals wirst Du zweimal dieselben Lichtwir
kungen wahrnehmen, eS ist ein -fVitwah
rendes. anmutiges Spiel der Strahlen um
den starren, wuchtigen Schaft. , Und Du
mußt hier fein, wenn Lesschmarze Gewit
terwolken sich hinter der Säule auftürmen,
die dann in unbeschreiblich Hellem Weih
damit kontrastiert. Oder an einem sin
flern, regnerischen Wintertag mußt Du die
Mall hinaufgehen, wenn die Spitze des
Monumentes in deN Wolken verborgen ist.
Das macht einen wunderbaren Eindruck,
geheimnisvoll, rätselhaft wie die Zukunft
der Nation. Auch zur Nachtzeit mußt $il
das Bauwerk gesehen habe, wenn ein
Scheinwerfer sein Licht darauf schiSt. so
daß das ober Drittel in ' der-Lst ZU
schweben scheint über der schwarzen Ain
sttrnis darunter. Ein etwas theaterhastcr
Essckt, gewiß, aber immerhin des Sehens
wert unter den unendlichen Formen, dii
hos scheinbar so einförmige Gcbäu hem
1
- ESi
- i''
-?
-.
:f
rft,prt-uJi. -
r-b-,
Auge darbietet. Und schließlich kennst Dis
das Monument noch nicht, wenn Du ti
nicht auch von der weiteren Entfernung,
etwa von den Hügeln drüben in Virginia,
erblickt hast. Dann schwebt der gewaltig
Obelisk scheinbar frei in der Luft, eine
leichte Wolke, oder ein glänzender, pun
dersamer Streifen om Himmel, daß ma
sich erstaunt darüber, ob ihn der Wind nicht
bewegen wird. Wenn Tu ganz fcltenei
Glück hast, fo sieht die sinkende Sonne ge
rade n dem Punkt, wo ihr Strahlen di
Aluminillmtuppkl trcsfen. welche den acht '
zig Blltzabltilerspitzkn auf der Kappe zur
Unterlage dient. Dann leuchtet diese
Kappe hell auf. als ob ein loderndes
Feuer aus, dem Schafte hervorströmt. !
Bleibst Tu lange genug in Washington,,
so wird Dir das Monument zum v'
trauten Freund, der zu Dir redet von'
vergangener Größe und dem Ruhm ti
amerikanischen Bolkshelden, aber . lauter
noch mahnt, bah die Zukunft der Bergan,
genhcit würdig sein möge, und daß Du
un jidcr Bürger fest stehen möge in
trotzigem Widerstand gegen verräterische.
TüZe. fest lyie der Quadcrnschast. der
stolz den öiamen George Washinalon'Z'
trägt.
Aus Wien wird gemeldet, daß die
Rähreiitkitung von Drohobycz nach Chy
rmy i Galizien fertig gestellt ist und in
Kurzem in Betrieb genommen ttadta
wird. Die Rohrenlcitung. die für die
Beförderung von Petroleum bestimmt ist,'
ist von der Hecreövcrwizltung gebaut; sie
ist 65 Kilometer lang. Täglich lönnea
auf ihr 700 Tonnen befördert werden.'
Das bedeutet tm MiÄ Entlastung
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