Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 15, 1916, Image 6

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    Tägliche Omaha Tribüne. Tonttorstag, 15. Ju,,i 1910. Seite 6.
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Kriininalroman von
79. ftortfefeunci).
Di'stt Äaron ftraiu Nodenflein
tourbt iiudi vom Oberleutnant Ba
;ion Wölben spater unten im Park
geseheil. Und alS er kam, war sein
Aermel voll Spinnengewebt. Da
mußt, man jedenfalls die Auzm of
,fen halten und auch nach dieser
Dichtung hin einmal scharf aus
dlicken. .Noch etwas, Noßmieger: Sie
wähnlen vorhm, daß Sie, als Sie
mit MUli vor dem Hause auf und
ad gingen, wieder von jemand ge
stört würben. Können Sie sich an
diesen Wann erinnern?"
ia, Herr Doktor. Wie die Milli
schritt' gehört hat. hat s' ml glei
: wegzog'n.'
, ,'Lder Sie werden sich vielleicht
erinnern können, woher die Schritte
kamen?"
.Tus wohl. Aus der Allee herauf,
direkt aufs HauS zu."
Tokisr Wurmser erhob sich. Auch
Noßwieger stand auf.
.Sie, Roßwieger. haben Sie auch
uns alles, was ich Sie gefragt habe,
-die Wahrheit gesagt?"
.Meiner Seel'. i hab' nöt g'log'n!
'Warum sollt' i denn? Ich hab' ja
nix Schlecht tan!"
Doktor Wurmser winkte dem
'Agenten.
.Der Roßwieger kann jetzt in den
Stall hinunter oder wohin er will",
befühl er.
Thomas verließ die Bibliothek.
.Fühlm Sie jetzt die Willi Roß.
wieger herein!'
DaZ Mäschkr erschien in ziemlicher
: Aufregung. , , , ,
.Ich hab' gar nix tan, Herr Tok
toi!' sagte sie sofort beim Eintritt.
Doktor Wurmser blickte das Mäd
chen scharf an und sagte: .Also, ver
einfachen wir die Sache. Nach dem
Geständnis Roßwitgers sind Sie ge
istera abend mit Rofwieger zusam
Mengekommen und flüchteten, als sie
gestört wurden, in den Garten hin
ab. wo Sie meine Leute fanden. Ist
das richtig?"
.Ja. Herr Doktor. döS iS scho
'richtig, antwortete daö Mädchen.
,,Aber das iZ nix Schlecht'S dabei.
!Der Roßwieger is nämlich aus mei
inet Heimat und da hab' i von ihm
hören vollen
.Das weiß ich schon alles!" unter
.brach sie Wurmser. .Sagen Sie mir
lieber, als der Baronin von Johann
der Schmuck aus der Stadt gebracht
worden war, haben Sie der Frau
Baronin den Schlüssel zur Kommode
gebracht?"
.Ja. den hab' ich ihr bracht."
. .Da sahen Sie den Schmuck?
And auch, wo er verwahrt wurde?"
. .Ja ich ar noch im Zimmer",
erklärte daö Mädchen freimütig.
Warum hat Sie denn das inter
tsfieit?" fragte Wurmser.
.Mein Gott interessiert hat's mi
ja nöt. Es war halt a schönes
Stückerl und hat mir g'fallen.
Da bin i halt steh'n blieben
und hab' zug'schaut wie die an
dern."
Dos Mädchen brachte diese Worte
mit einer so ungekünstelten leichten
Verlegenheit vor, daß Doktor
Wurmser in seiner Meinung, Milli
könnte an dem Diebstahl beteiligt
sein, zu wanken begann.
, .Sagen Sie, Milli. der Thomas
hat erzählt, daß Sie, als Sie vor
dem Hause spazierenzingen, in den
Garten hinab flohen, weil plötzlich
ein fremder Herr die Allee herauf
'kam. Körinen Sie sich erinnern, wer
das war?"
Herr Doktor, finster war's",
meinte Milli, und man hat nöt
viel g'seh'n. I hab' g'fchaut. daß i
weittikomm', wegen 'n gnädigen
Herrn "
War's vielleicht der junge Herr
Baron?" unterbrach sie der Kommis
,sar.
, Der könnt's schon g'wesen sein",
'sagte das Mädchen. .DaS G'sicht
'hat ma nöt seh'n können, weil's in
'der Allee so finster war. Aber wie
l,r daherkommen iS mögli wär'S
schon! Groß end schlank war der
IHerr aber bestimmt weiß ich's
!nöt. Wie ; rnii der Thomas spä
Hz g'sagt hat, daß er dem Herrn Ba
,ron schon einmal begegnet is, hab'
' denkt, er is 's wieder g'wesen.
Aber,' wie g'sagt, schwören kann i
-.'M drauf!"
Sonst war auZ dem Mädchen
''nichts herauszubringen, was nicht
schon Thomas erzählt hätte. Nach
einer Viertelstunde entließ der Kom
',missar Willi.
Und mit ärgerlichen Falten auf
;der Stirn erhob sich der Kommissar,
'als ihm gemeldet wurde, .daß ihn
der Hausherr im Frühstückszimmer
erwarte. . I
IX.
. .Verzeihen Sie, daß ich Sie un
terbreche, Herr Doktor, aber diese
kleinen Details interessieren mich
icht. Ich kann mir noch immer kein
jffiUd machen. Sagen Sie mir ein
mal klipp und klar, wie die Angele
enhcit steht."
j Der alte Varon sprang ärgerlich
fru und jegarin mit großen Schnt
Augst Weisjl. '
sten im weiten Friihstiicksjimmer aus
kno ao zu gegen.
.Darf ich ganz offen sein. Herr
Baron?" fragte Wurmser.
.Natürlich! Sie dürfen eö nicht
nur sein, sondern ich bitte dringend
darum."
Der Kommissar sah den Haus
herrp fest an und antwortete in be
stimmtem Tone: .Der ' Diebstahl
kann nur von einer Person verübt
worden sein, dit. erstens mit den
Gewohnheiten und 'Oertlichkeiten
dieses HauseZ vollständig vertraut
ist."
DaS heißt mit andern Worten,
von jemano, der unter meinem Dache
wohnt?"
.Ja!"
.Die wenigen Leute, die dabei in
Betracht kommen", fuhr der alte
Herr erregt fort, haben Sie selbst
einvernommen und deren Zimmer
durchsucht. Und haben doch nichts
gesunden!"
.Sie haben mich nicht aussprechen
lassen. Herr Baron," entgegnete Dos
tor Wurmser. Die Person, die den
Diebstahl verübt hat, ist nicht nur
ein Hausgenosse, sondern jemand, der
genau wußte, wo der Schmuck ver-.
wahrt war, und auch den Mechanis
mus des geheimen Faches genau
kannte."
Der alte Herr blieb am Fleck ste
hen. .Sie. Doktor", kam es hart, fast
drohend von seinen Lippen, .da kom
men folgende Personen in Betracht:
Ich, meine zwei Gäste und MiÜi.
Denn Johann hatte bereits daS ZiM'
mer verlassen."
.Sehr richtig!" antwortete der
Kommissar gelassen.
DaS stolze Gesicht deS alten Ari.
stokratcn wurde noch hochmütiger.
Alle Jovialität und Bonhomie wa
ren daraus verschwunden.
.Wenn ich Sie recht versiehe, finden
Sie den Verdacht gegen Milli jetzt
unbegründet?"
.Vollkommen unbegründet!' ant.
wortete Doktor Wurmser. .Das
Mädchen liegt außer aller Kombina
tion."
.So! Wen verdächtigen Sie also
dann? Daß ich den Diebstahl be
gangen habe, werden Sie woh! nicht
annehmen, hoffe ich!"
Wo denken Sie hin, Herr Ba
ron!" Dann bleibe aber nur meine zwei
Gäste übrig! Und ich bitte Sie, nun.
mehr mit Ihren Kombinationen mög
lichft vorsichtig zu sein. Der eine die
ser beiden Gäste ist mein Neffe Franz
Freiherr v. Bodenstein auf Hohen
brück, und der andere ist ein tadells
ser, ehrenwerter Offizier, der Sohn
meines Jugendfreundes, Leo Wal
den, Freiherr v. Rabenstein. Diese
beiden Herren, Herr Doktor, sind die
Sprößlinge uralter Geschlechter, Her
ren, für deren Ehrenhaftigkeit und
Ritterlichkeit ich bürge! Das gebe
ich Ihnen zu bedenken, bevor Sie
weitersprechen
Der alte Herr hatte sich rn ein Da
thos hineingesprochen, das jedem sei
ner Worte besonderes Gewicht der
lieh.
Die Aufregung des BaronS machte
auf den Kommissar keinen Eindruck.
Er zuckte höflich und bedauernd mit
den Achseln, verneigte sich und ant-
wortete:
.Ich habe nur Tatsachen borgen
bracht und logisch gefolgert."
.Sie bleiben also dabei? fuhr
der alte Herr wieder auf.
Mit eurer etwas heftigen Bewe
gung stieß er einen Stuhl zurück und
setzte sich dem Kommissar gegenüber
nieder. 1 '
Herr Doktor," begann er in re
folutem Tone, lassen wir die Wort
spielerei! Sagen Sie mir jetzt un
umwunden, wen Sie deS TubftablZ
verdächtigen!"
.Herr Baron , antwortete Doktor
Wurmser, und eine leichte Verlegen
he:t druckte sich in seinen Mienen
aus, .Sie fordern von mir zu viel
ich habe noch kein Recht "
.Herr Kommissar , unterbrach ihn
der Hausherr, ich sehe es Ihnen
deutlich an, daß Sie einen bestimmten
Verdacht gefaßt haben. Also heraus
damit!"
Doktor Wurmser zögerte einen
Augenblick, dann sagte er:
.ES ist dielleicht im Interesse ei.
ner gedeihlichen Arbeit besser, wenn
ich mit Ihnen offen spreche. Nur
muß ich Sie bitten, über meine Aeu
ßerungen vorläufig Stillschweigen zu
bewahren, sie als vertrauliche Mittel
lungm hinzunehmen."
.Meiner Diskretion können Sie
selbstverständlich versichert sein, aber,
bitte, kommen Sie zur Sache!"
J3ie gesagt, läßt sich . jetzt nur
durch Kombination die Möglichkeit
der Täterschaft eines bestimmten
Menschen annehmen
.Und der ist?"
.Mit allen Vorbehalten, die ich
früher vorbrachte, neige ich zur
ficht, daß Ihr Neffe. Baron Franz
Rodenstein. i dieser Schmuckoffäre
beteiligt ist
Der alte Herr war aufgesprungen
und blickte dui Kommissar mit zu-
sammengezogenen Brauen an. Sei?
Gesicht hatte sich dunkelrot gefärbt
Alles Blut war ihm in Gesicht ge
schössen. Dennoch suchte tk sich j
beherrschen.
.Hm!" machte er. .DieLLahl wa
ja natürlich nicht groß. Also, warun
gerade mein Neffe,
.Erstens war Ihr Nesse zugegen
als der (schmuck gebracht wurde, ntch
wahr?"
.DaS haben wir schon ein paarma
festgestellt. Wa folgern Sie dar
aus?"
Doktor Wurmser ließ sich durch
den aufgeregten Ton deS Baron
nicht beirren. Gelassen fuhr er fort
.Er wußte also, daß sieb dai wert
volle Stück im Hause befand."
.Selbstverständlich wußte er eSif
antwortete der alte Herr, der sein
iw..r r .
Auslegung lauin ocycrriqcn lonnir,
.Das ist ja kein Geheimnis. UndZI
.Ihr Neffe stand dabei, auch oll
die Baronin den Schmuck .in das ge
Heime Fach legte."
.Ja. ja auch daS ist richtig
.Und wieder Ihr Neffe war es
der sich, wie mir Ihre Tochter er
zählte, den Mechanismus genau er
klären ließ und selbst einigemal bei
Versuch machte, daS Fach zu offne.
und zu schließen.
Der alte Herr nickte bloß. &
war ihm gelungen, seine Aufrezunl
niederzukämpfen. Mein Gott, de
Beamte wollte ihn ja nicht beleidi
gen. Er tat ja nur seine Pslicht.
Daß es ihn furchtbar traf, indem
er einen seines NamenS deS Dieb
stahls verdächtigte, nein, eigentlich be
schuldigte, das konnte er ja nich
wissen.
.Daraus folgt," fuhr der Kommifi
sar fort, erstens, daß Baron Rodenj
stein den Aufenthalt deS Schmuckes
genau kannte, zweitens, daß er rnii
dem Mechanismus des geheimen 3?aj
ches genau vertraut war."
Alles, was Sie bisher gesagt ha
ben, entspricht den Tatsachen", fagttj
der alte Freiherr in merklich gedrück
iem Tone, .nur muß ich Ihnen be,
merken, daß ich will damit keinen
Verdacht ausgesprochen haben dei!
Herr Oberleutnant über diese Ding
ebenso informiert war, wie mein
Neffe." .
Allerdings. Nur kommen bezüg
lich des jungen Baron! noch folgende
Msmente in Betracht: Während de3
Nachtmahls entfernte er sich plötzlich
vom Tisch " - . s
.Ja, erlauben Sie daS ist doch
kein belastendes Moment! Er ver
ließ das Speisezimmer nur, weil eri
sich unwohl fühlte," j
.Ja, so sagte er.' Das kann aberj
auch nur eine geschickte AuSrede ge!
Wesen sein, nicht wahr? Denn er
motivierte damit nicht nur sein plötz!
liches Verschwinden, sondern beugte!
auch gleichzeitig einer Mßdeutung
seines Aufenthaltes im Parke ' vor.
Er sagte ja selbst, er werde frische!
Luft schöpfen gehen." j
Also, so fassen Sie die Sache!
aus!" sagte der Baron kleinlaut, j
.Nun wissen Sie ja, Herr Barons
setzte der Kommissar fort, .daß fämH
licht Fenster gegen den Park zu effenj
standen. Wenn also der Baron ir-,
gend etwas beabsichtigte, so mußiel
er, um nicht überrascht zu werden
warten, bis alle im Hause schliefen
Tatsächlich wurde der Baron in eineq
verdächtigen Weise vor dem Fenfteri
deS Boudoirs gesehen." !
Ja, ich erinnert mich, meine Toch-!
ter erwähnte, daß sie Schritte auf?
dem Kies gehört hat." !
Dazu kommt", bemerkte Wurm,
ser, .daß Willi und ThomaS, a!S sie!
spazieren gingen, den Baron erkann
ten. Damit ist erwiesen. Herr Ba!
ron, daß sich Ihr Neffe vor jenem?
Fenster gerade zu einer Zeit aufhielt
als der Tiebstahl verübt wurde." !
.Wieso?" j
.Das Paar 'kam erst zusammen'
nachdem die Baronin in die Biblioj
thek gegangen war, also nach elf?
Uhr. Zwischen elf und zwölf Uhr!
muß aber der Schmuck entwende 1
worden sein!" j
Der Baron begann wieder im Zim,
mtt ans und b ii athm. 0-r inn
i v 0--- 'j
furchtbar aufgeregt. Man konnte fej
hen, wie ,hn o ganze AngeiegenherS
ergriff. Nicht nur, daß ein wert-l
voller Schmuck, der eigentlich nicht?
einmal ihm, fondern dem jeweiligen!
MaioratZherrn geHorte, entwendet
worden war, sondern diese verteufelt?
Polizei brachte jetzt auch noch seinen
rn.rr. ns - rn.-l
accyicn imi oem osiavl in
bindung. Und wenn sich die Sach
wirklich so verhielt, so mußte da
einen furchtbaren Skandal geben. ESj
war nicht auszudenken. j
.Gesetzt den Fall, Sie hätten;
recht," sagte er. wie stellen Sie sich!
vor, daß mein Nesse den Schmuck
entwendet hat?" i
Der Kommissar zuckte bedauern
mit den Achseln. '
.Vorlaufig ist ja daS eigentlich ne'
benfächlich. Wichtiger wäre, ftstzu
stellen, warum Ihr Neffe eS getan
hat. Kennen Sie die Vermögens
Verhältnisse Ihres Neffen genau ?1
Der alte Herr zuckte mit den Äch
sein. '
.Genau wohl nicht antwor
iete er .mein Neffe ist zwar nicht
reich, aber wohlhabend."
.Hat er Passionen?" fragte btt
Kommissar.
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