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Tägliche Omaha Tribüne, Mittwoch, den U. 3unt 191G. - Seite fi.
ScZMavze pcvlau
Slr'mxmiUoman
D ch G j t t
1 1
(8. Fortsetzung).
Doktor Hofjmann nickle mit einem
leisen Lächcln um die Lippen, wie
jn Atäiigung einer Nachricht, dfi er
zu hören erwartet hatte.
Ich habe vor einizen Tagen der
sucht, mit einem Aaler ohn. Ren
nung des Namens jenes McinneS inS
leine zu kommen. Mein Steter er
klärt mir. daß er die Hand von mir
zurück ziehe, fall ich einen Mann
r.firitn würde, der verschulvet und
mittellos ist
.Begreiflich", bemerkte der Doktor,
.nach 'den Erfahrungen, die er mit
Landegg gemacht "
.Nun wissen Sie ja. Doktor. bnQ
ich vollständig von meinem Vater ab
nge. Heirate ich gegen seinen Wil
len'. fuhr Mary fort, .so gibt er
inir keinen Heller Mitgift. Um
elso meinen Willen durchzusein.
toaS in diesem Falle gleichbedeutend
mit Erreichung meines LebenZzieleZ.
mit Sicherung meines Lebenkglückei
,Jft eS notwendig", ergänzte der
Ldvokat. .daß ich zum alten Herrn
hinausfahre, ihm ;ofriiie 01
Mabrbeit beibringe und meinen gan
tzen Einfluß aufbiete, ihn für Ihre
Idee zu gewinnen, nicht wahr?"
Die junge Frau biß die Zähne
kwfelnander.
"Nein!" sagt sie kurz. Diese Be
Übungen waren vergeblich."
.So wissen Sie einen anderen
Weg. der zum Ziele suyrtt
cl TiA werde Ihnen den Na
wen meines Bräutigams nennen.
Sie werden die Liebenswürdigkeit
haben, ganz unauffällig in Erfah
rung zu bringen, wie hoch seine
Schulden sind, und werden em Ar,
rangement mit den Gläubigern in
leiten."
Der Advokat sah ernst zu der jun
gen Frau auf.
ka. Baronin" fragte er ruhig
schaben Sie eini Ahnung, wie hoch
diese Schulden oettausig txn :onn
itrT
Mary zögerte einen Augenblick.
Dann antwortete sie: .Ich glaube,
160.000 Kronen.'.
Der Advo.'at fuhr überrascht auf.
,160.000 Kronen? wiederholte er.
.Verzeihen Sie. wie soll denn die
Summe aufgebracht werden, wenn es
zur Ranaierunq kameZ
.Es handelt sich vorläufig nur um
Vorarbeiten. Es besteht die Mög
lichke't, daß Sonntag abend das Geld
zu Ihrer Verfügung sieht. Sollte es
Sonnta? abend nicht xn Ihren Hau
den fein, so erhalten Sie es im 3er
lause der nächsten Woche. '
.Von wem, bitte?" fragte der
Anwc.lt.
.Von mk."
Die Augen des Advokaten wurden
groß.
.Von Ihnen?" wiederholte er ver
wundert. .Baronin, Sie haben doch
soeben klärt, daß Sie materiell
vollständig von Ihrem Vater aichan
gen. Woher wolle Sie plötzlich 160.
000 Kronen nehmen?"
.Die ganze Summe wird wohl
icht notwendig sein", antwortete
Mary ausweichend. .Vielleicht sind
feie Schulden nicht fo hoch. Ich weiß,
daß man im Ausgleichswege immer
niedrigere Abfindungsnummern er
sielt "
Wenn auch. Baronin wenn
such! Wenn wir die Halste streichen,
bleiben doch noch 80,000 Kronen.
Das ist viel Geld!" -
.Ich werde tl mir zu verschaffen
wissen." erklärte Mary.
; .Baronin, ich bitte Sie, Sie find
eine Frau und befinden sich in ei
ner Gefühlsaufwallung in sol
chen Momenten ermißt man nicht die
Tragweite dessen, was man unter
nimmt! Ich bitte, lassen Sie sich
nicht in Geschäfte ein, aus denen es
dann kein Heraus mehr gibt! Sie
Pellen sich daS vielleicht anders vor,
als es ist! Woher wollen Sie sich
denn plötzlich 80,'A Kronen verschaf
fen, wenn nicht von Wucherern! Und
diesen Weg müssen Sie um jeden
Prei vermeiden! Jeder hat'ö be
reut, der diesen Weg gegangen. Man
kommt nur immer tiefer hinein. Bor
Sonntag, sagen Sie. ist unser Ein
greifen nicht notwendig?"
So ist es", gab sie L?iwort.
.Ich wede om Sonntag Sie
waren ja oynedies so gütig und ha
ben mich zum Ball eingeladen
Gelegenheit finden, mit Ihnen über
die Sache noch einmal zu sprechen
und Ihnen dann unumwunden meine
Ansicht mitzuteilen. Einstweilen
will ich die Angelegenheiten Ihres
Bräutigams sondieren. Bitte, , wie
heißt er?" .
.Leo Walden
.Der Sohn deS Obersten Baron
Walden?"
.Ja."
.Der jetzt in Kottingbrunn reiten
wird?"
Die Baronin nickte.
.Nun, das veremfachi die Sache.
Ich kenne den Baron noch rniS frühe
ster Kindheit, kenne die Familknver
Haltnisse genau. Er hat schon ein
Mal weine Hilfe in Anspruch ge
nommen. Es handelte sich um eine
GrlöaWie. Ts wird t mit nicht
von Agust Wcihl.
t t t f" ff T '
schwer sein, eine Klärung heibeizu
fuhren."
.Aber lieber Doktor." saz.'e die
Baronin. alleS ist verloren, wenn
Leo erfährt, daß ich hinter der
Sache siehe. Ich glaube, er würde
J mir nie verzeihen. Bitte, verspre
cheg Sie mir strengstens Stillschwei
gen.'
.Seien Sie unbesorgt. Ich
weiß, Leo ist sehr empfindlich, ein
stolzer Junge., Kavalier vom Scheitel
bis zur Sohle: Er .wird gewiß nicht
erfahren, daß Sie sich für ihn ver
wenden."
.Ich danke Ihnen, lieber Doktor!"
sagte die Baronin und 'erhob sich.
.Ich danke Ihnen tausendmal! Nun
blicke ich doch etwas mutiger in die
Zukunft.'
.Seien Sie überzeugt, liebes
Kind', sagte der alte Adookak, indem
er ihre Hand drückte, .daß ich für
Leo und Sie alles tun werde, was
ich tun kann."
Die Baronin griff nach ihrer Ta
sche und entnahm ihr ein ziemlich
umfangreiches Paket.
.Ich bitte Sie, lieber Doktor,
möchten Sie dieses Paket einige Tage
in Ihrer Kassc hier ausbewahren?"
.Sehr gern. Ich werde sofort
eine Empfangsbestätigung ausferti
gen."
,DaS ist doch nickt nötig, unter
so alten Freunden", bemerkte Mary.
Jn geschäftlichen Dingen gibt'S
keine Freundschaft. Aber wie Sie
wünschen", war die Antwort des
Advokaten.
.Sie wundern sich dielleicht über
mein: Bitte", meinte Mary, .aber
eS ist gestern bei uns eingebrochen
norden "
.WaS?"
.Ja. Ich werde eS Ihnen schon
Sonntag, wenn Sie zu uns hinaus
lomwen. alles erzählen. Wissen Sie.
da schwarze Perlenhalsband wurde
gestohlen!"
Der Doktor fuhr kerzengerade auf.
,DaS Perlenhalsband?!" wieder
holte er. .Das ist doch zu merkwür
big!.. .Sollte da ein Zusammenh...
Aber nein! Wo denk" ich denn hin!
DaS ist ja Unsinn! Das ist ja nur
Zufall! Wissen Sie eS ist '
Dr. Hoffmann zwang sich zu einem
Lachen. Es ist so merkwürdig: Sie
erzählen von dem Dieb stahl des
Schmuckes und gerade nach diesem
Schmuck hat man sich vor ein paar
Tagen bei mir erkundigt!"
.Wer was da?"
.Baronin, das können Sie nicht
von mir verlangen. Ich bin Adoo
kat. Wenn ich auch Ihr Freund bin
und dann es wird ja zweifellos
nur ein Zufall sein!"
.Wenn es abtr. keiner wäre?"
.Seien Sie üörrzeugt, liebes Kind,
wenn ich Berechtigung zu dieser An
nähme finde, werde ich Sie oh.ie Zö
gern warnen."
VIII.
.Also, Brandtner, wie denken Sie
über den Fall?"
Der Agent, ein noch junger Mann,
blickte mit scharfen, klugen Augen den
VorZlfetzten an und antwortete zö
gern: Was wir bis jetzt herausbe
kommen haben, laßt noch gar keine
Annahme zu. Der Bursch uns U5
Mädel scheinen tadellos zu sein. Als
wir sie unten im Park auf der Bank
trafen, waren sie wohl verwirrt, aber
keineswegs von jener Angst und Auf
regung ergriffen, die man k Schul
digen sieht. Sie folgten uns ohne
Ausfluchte, ohne Widerstand und ba
ten nur, ja dem alten Herrn nicht zu
verraten, daß sie im Park angetrof
fen wurden."
.So, so. . . Nun, wir werden ia
sehen. Bringen S mir den Bur
scheu her.
Nach wem gen Minuten erschien
Thomas Roßwieger im Zimmer des
Kommissars. Doktor Wurmser fragte
ihn zunächst über Willi aus.
.Das is a so, Herr Doktor: Die
Willi und i fan G'schwisterkinder
nd aus 'm selten Ort. Mir ken
nen uns, wie m'r no beide ganz klan
war'n. Mir san mitanand in d'
Schul' gangen.
.Sie wußten also, als Sie hier
herkamen, daß Sie die Milli treffen
werden?"
Na. Seit beim Herrn Ober
leutnant bin, hab' i vsn ihr nix
g'hört. G'schrieb'n hab'n m'r uns
nia not."
.Also eine zufällige Begegnung?"
Gestern mittag, beim Essen, hab'
i s' wiederg'seh'n. .Milli". ruf' i.
bist du's. d Roßwieger'MiUi?'
- .Freilich. Thomas", sagt sie. Na
und beim Essen hab'n m'r halt a
hißl q'red't miteinander nd dann
tb' i der Milli gesagt, sie soll m
Nachmittag i 'n Stall abikommen.
.Na" hat sie . g'antwort', .am Tag
Hab' i ka Zeit!""
Und sie kM! Sie am Abend in
den Garten, nicht wahr?"
.J?" antwortete Thomas. .Sie
hat s'sagt: .Du mußt warten, bis
die Herrschaften schlafen geh'n. F:ü
her hab' ich ka Zeit. Dann komm'
nach rückwärts in 'n Park, da kirn
ne wir unsmsplauschen
.Sagen Sie. Noßwleger. hat die
Mlllt nicht von einem Schmuck ge
sprochen?" fragte der Kommissar und
blickte dabei Thoma scharf an.
.Von an Schmuck? Von real für
an Schmuck?" fragte der Bursch ver
wundert.
.Hat sie Ihnen nicht erzählt, daß
sich die Frau Baronin aus der Stadt
eine Kaffetie holen ließ?"
.Ka Wort! Wir hab'n von ,'
HauS g'red't."
.Um wieviel Uhr war da!?"
.Es war um a halber elfe. I
schau inö Zimmer zum Herrn Ober
leutnant, w:il er im Park spazieren
gangen is, und hab' mir denkt, jetzl
is die beste Zeit. . . Jetzt braucht
dich der Herr Oberleutnant not, denn
jetzt dauert'S a Weil, bis er zurück
kommt. Man hört dich nöt, finste,
is's a schon, vielleicht triffst die Milli
jetzt."
.Welchen Weg nahmen Sie?"
.Neben dem HauS bin i halt her
gangen."
.Standen damals noch alle Fen
ster offen?"
.Ja freilich d' Fenster waren alle
cer Reih' nach offen."
.Und überall war eS finster?"
.Na. Im Zimmer von der Frau
Baronin hat no a Licht brennt
Da hab i mir denkt, letzt wart ji
halt, lang' wird'S nimmer dauern,
und i bin halt auf und ab gangen.
Na dann is 'S finster word'n bei der
Frau Baronin und d' Milli iS au
ßerkummen zu mir."
,WuS geschah dann?" fragte Dok
tor Wurmser.
No, a Weil san m'r auf und ab
gangen mitanand, dann iS jemand
tummen und die Milli hat mi in 'n
Park bineingezog'n."
.Warum?"
.Weißt", hat f' g'fagi. .g'seh'n
dürfen m'r nöt werd'n. Sonst glaubt
der gnä Herr, mir hab'n waS mit
anander und jagt mi glei davon."
Später hab'n uns dann die Herren
unten g'funden."
Doktor Wurmser überlegte einen
Augenblick und fragte den Bur
schen:
.Warum sind Sie denn nicht ein
fach zurückgegangen in Ihr Zim
mer?"
.Die TLren waren ja g'sperrt.
Und bei die Fenster war Licht. I
hab' mi vorg'schlichen und hab' frem
de Herren und den alten Baron
s'seh'n. Da is der Willi der Schreck
in alle Glieder a'fahr'n. Sie Hot
g'meint: .Jetzt mußt d' karten. oiS
wieder alle ins Bett gehen!" Da ha
ben m'r unS halt unten versteckt im
Park.'
Die Erzählung RoßwiegerS machte
den Eindruck der Wahrheit.
Bevor der Kommissar Roßwieger
entließ, überflog er noch einmal die
AufMchnungen, die er sich gemacht.
Und da fand er zwei Notizen ver
zeichnet: Die Baronin hatte erklärt,
daß sie gegen elf Uhr Schritte vor
dem Fenster vernommen und einen
Wann plötzlich um die Ecke ver
schwinden sah. War das Roßwieger
gewesen? Oder jemand anders?
Auch die Antwort auf eine zweite
Frage mußte der Kommissar finden:
Noßwieger hatte angegeben, daß er,
als er mit Milli vor dem Hause, also
vor dem Fenster jenes ZimmerS spa
zierenginz,' in welches der Dieb ein
gedrungen war, von einem Manne
gestört worden fei, worauf ihn Milli
in den Park hinabgezogen habe. Wer
war dieser Mann?
.Also. Sie, Roßwieger. Sie er
wähnten, daß im Zimmer der Frau
Baronin Licht war. als Sie hinun
terkumen?"
.Ja Herr Kommissar."
.Haben Sie die Frau Baronia
selbst gesehen?"
.Ja, mnal is P zum Fenster kom
men, aber nöt wegen mir.'
.Weshalb denn?"
.Ja. das is so", berichtete Tho
mas, .Alsdann, 's war Licht, wie i
g'sagt hab', und i hab' warten wol
len. Na und da hab' i mi unter die
Bäum' g'ftellt, weil i mir denkt hab',
im Dunkeln kann dich niemand seh'n.
No und wie i da steh', da kummt auf
umal aus dem Park a Herr herauf
und geht neben die Fenster her,
kummt zu dem Fenster neben der
Frau Baron.n ihrem Zimmer, bleibt
dort steh'n und schaut eini."
.Ah!" entführ eS unwillkürlich
dem Polizeibeamten. .Erinnern Sie
sich an diesen Vorfall genau?"
Ja. Herr Kommissar, ganz ge
uau. De? Herr is daher tummen, hat
si a paarmal utnaschaut. is zum
Fenster gangen, hat einig'schaut,
lang' einig'schaut. und is dann wei
t'rgangen. Das is alles!"
.U:,d' in diesem Augenblick kan
die Frau Baronin zum Finster?"
.Ja, das heißt, nöt g'rad in dem
Augenblick. Der Herr war schon t
Stücke! weiter, wie die Frau Baro
nin sich herausbeugt und ihm, nach
i'schaut hat.'
Sie, Roßwieger, warum sagen
Sie denn immer Herr?",
.Weil's a Herr war." .
Haben Sie ihn in der Dunkelheit
erkannt, wissen Sie, wer es wax?"
fragte der Kommissar gespannt.
.Er is ja gleim an mir vorbei,
freilich hab' i ihn erkannt! Der
fungc Herr Baron war's, dn neben
mein Herrn wohnt!
.So, so!" nickte DoUor Wurmser
und nahm wieder seine Notizen zu
Hand.
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