Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 12, 1916, Image 2

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Aeuljcße Jnlernierle am
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Sechshundert deutsche Soldaten aus Frankreich nach der
Schweiz entlassen.
f Min schreibt dcr Konischen Ziiiuna,"
am 6. üffiai von Öerfau am Sientaldftäl
terf:
Entsprechend dem dkuisch-franziisischcn
Äbwmmkn über die Unterbringung wem
.'fler schwer verletzter und kranker ttriensge
1ans,k7,er in der to!j sind bekanntlich
'auch etwa 600 deutsche Soldaten ans der
französischen Kriegsgefangenschaft nllas
en i-.ib an den Vierwaldstätierscge bracht
, worden. Tie Auswahl der nach der
Schweiz zu bringenden Kranken geschah
Ursprünglich durch die französischen Behör
den. Neuerdings besuchen schweizerische
jAcrztetommissivncn die beiderseitigen Ge
.'sangknknlager. um die Auswahl bezw.
jNachprusungcn zu vollziehen. Chcf der
Kommission ift in Deutschland Oberst Tr.
jBof)RB, in Frankreich Oberst Tr. Kohlet.
'Es wird ein bestimmtes Verzeichnis der
Krankheiten. Gebrechen und Jolgezusiände
Dan Verwllndunaen, die für die Jnternic
rung in der Schweiz in Betracht kommen,
zu Grunde gelegt. Es befinden sich Deut
54t in Weggis, Gerfau. Buochs. Brunnen
und Flüelen. Ich statte Gckaenbeit. die
Leute, die in Kasthöfcn gut untergebracht
sind, zu besuchen, und mich von ihrem
Wohlbesindcn. ihrer vortrefflichen Haltung
.und Stimmung wiederholt zu überzeugen.
pEie Internierten, von denen manche bis
iZU 18 Monaten in Kriegsgefangenschaft
Zugebracht haben, fühlen sich begreiflicher-
;hn'i!e an ihrem neuen Aufenthaltsort, für
! dessen herrliche Naturschönheit sie volles
'und tiefes Empfinden haben, wie im Hirn
j'mel, Tie Bevölkerung kommt ihnen mit
"Symparhie und der denkbar größten
Freundlichkeit entgegen. Bezeichnend für
das gute Verhältnis zur Bevölkerung ist z.
B., daß in den Dörfern die Kinder, wenn
ie einen Internierten sehen, zu' ihm hin
laufen, uns ihm die Hand geben. Die
Leute sind nur geringe Aufcnthaltsbe
schränkungen unterworkcn. dürfen sich im
übrigen frei bewegen und den Besuch von
Angehörigen und Freunden empfangen.
, Bei zweckmäßiger Tageseinteilung ist
für Unterkunft und Verpflegung gut ge
sorgt. Deutschland zahlt dafür vier Iran-
Zen auf Mann und Tag. Manche Leute,
deren Gesundheitszustand es erlaubt, ma,
j
chen sich nützlich davurch, daß sie den Ein
wohncru gegen Entgelt bei ihrer Arbeit
helfen. Ein Mann, der in seinem Zivil-
beruf.Friscur ist, erhielt die Erlaubnis, in
einem Weggiser Geschäft als Gchilse 31
wirken. Das Geschäft erfreute sich darauf
hin eines solchen Zuspruches, daß die
Konkurrenz" eine Eingabe mochte, mit
dem Antrag, man möge auch ihr den
Mann auf einige Zeit überlassen. Auch
durch geistige Arb?it machen unsere inter-
retten Soldaten sich ,iutzlzch, wo sie lon
nen. Ich sprach z. B. einen Mathematik-1
Kartoffel-Berfütterung.
Ueber die Verfütterung von Kartoffeln
st der Bundesrat eine Verfügung er
lassen, nach der verfüttert werden dür
fen an Pferde höchstens 10 Psund, an
Jugkuhe höchstens 5 Pfund, an Zugochsen
höchstens 7 Pfund, an Schweine höchstens
2 Pfund Kartoffeln täglich oder statt
dessen an Erzeugnissen der Kartoffeltrock
er ein Viertel der bestehenden Sätze.
Die Verfütterung darf nur erfolgen, so
fern bisher schon Kartoffeln oder Er
'Zeugnisse der Kartoffcltrocknerei verfllt
reit worden sind. Kartoffelstärke und
Kariosfelstärkemehl dürfey nicht verfüttert
werden. Die Landeszentralbehordcn kön-
'nen die Verfütterung von Kartoffeln wei
' ter beschränken der verbieten.
j' .
Tr. BafscrmannS Schwiegersohn ge
fallen.
' Der Familie des nationalliberalen Fuh
.kers Dr. Bassermann in Mannheim ist
anläßlich des Heldentodes des Rittmeisters
Grafen Roon eine außerordentlich große
Anzahl von Beileidschreiben und Tele
grammen zugegangen. Kronprinz Wil
Helm telegraphierte an die Witwe: An
dem großen Schmerz, den Ihnen, gnädige
Frau, der Heldentod Ihres braven Man
1ms gebracht bat. nehme ich aufrichtigen
'Anteil." Der Reichskanzler richtete an den
Reichstogsabg. Bassermann folgendes Te
i legramm: In aufrichtigem Mitgefühl
.für das schwere Kriegslciv, das nun auch
'Ihr Haus heimgesucht hat, bitte ich bei
,dem ruhmvollen Ende JhrcS Schmieger-
.fohneZ Hhnen und Ihrer Frau Tochter
Zrneine wärmste Teilnahme aussprechen zu
dürfen." .
il
...-....
Italienische Splsne.
Die Sofioter .Balkanska Tribuna'
'meldet, daß die Kmstantinopeler Polizei
eine geheime Organisation bei der Post
entdeckte, die unter Ausschaltung der Zen
für Briefschaften zwischen Konstantinopel
und Italien vermittelte. Die Polizei
stellte fest, daß diese Lrganisatio vom
ehemaligen Konstantinopeler italeinischen
Botschafter geschaffen wurde, noch bevor
Italien in den Krieg eintrat. Vier Per
fönen wurden verhaftet, andere flüchteten.
NrueS Kriegswort.
Herr Sonnleiihner betritt zur .Jausen"
zeit sein Stammkaffee in der Leopold
stadt. Der Kellner eilt dienstfertig her
bei, bedeutet ihm aber, daß e beute in
folge Müchknappheit nur schwarze
Mokka ebe. .Alsdann", sagte der Gast,
.ich hab' gemeint, daS ift ein Kafftehaus,
und derweil ist ei eine Entjaufungsan
Jh'jI4 - - - i n... i
Vierwaldställcr See.
lehrn, der täglich v?n seinem Jntcrnie
rungsort Gcrsau nach Vitznau wandert,
um in einer dortigen schweizerischen
Schult; zu unterrichten. Besondere Freude
machte es mir, als ich in Gersau die Er
laubuis erhielt, die Soldaten nachmittags
in ihrer Stube, einer geräumigen Ka
tinen-Hallc, zu besuchen und sie mit Kaf
fee und Kuchen zu bewirten. Es war ein
eigenartige Gefühl, im schönen Echwci
zcrland mitten unter deutschen Kriegern
zu sitzen, die begeistert e, stimmten, als
das Grammophon die Klänge des Es
braust ein Ruf wie Tnnnerhall" ertönen
liefe. Im fahnengcschmücktcn Saale grüßt
ein Schild sein: Herzlich Willkommen"
berab. und die Bilder des Kaisers und
Hindenburgs vertragen sich gut an ihrer
Wand mit denen der schweizerischen Hce
resführer Wille und Sprecher. Besondere
Freude machte es mir, zu bemerken, wie
weit alle diese wackeren Soldgtcn, die ihre
leichteren oder schwereren Gebrechen mit
gleichmäßigem tapferen Gleichmut t.gen,
von jedem Schwadronieren und gcschwäHi
gem Großtun mit den eigenen Heldentaten
entfernt waren. Nur schwer und allmäh
lich schwand die Zurückhaltung, nur schwer
lösten sich die Zungen zu oft tief ergreifen
den Schilderungen, in denen der eigenen
Taten mit stolzer Bescheidenheit das
ift kein Widerspruch! - gedacht wurde.
Von allen sogenannten Greuelgeschichten"
hielt man sich taktvoll fern, auch da, wo
man wirklich Grauenhaftes erlebt hatte.
Der übereinstimmende Eindruck, der sich
mir übrigens auch durch anderweitige Er
fahrungen bestätigte ist der, daß in den '
französischen Lagern hinsichtlich der Be 1
Handlung der Kriegsgefangenen gar keine
Einheitlichkeit herrscht und ein fester
Grundsatz fehlt. Es kann unseren Kriegs
gefangenen in Frankreich so gut gehen, wie
es unter den obwaltenden Umständen
überhaupt möglich ist. es kann ihnen Her
auch unter jeder Kritik schlecht ergehen, je
nach den verschiedenen Lagern, und selbst
im selben Lager je nach dem augenblickli
chen Kommandanten. Au naheliegendem
psychologischen Grunde wechselt ferner die
Behandlung auch einigermaßen je nach
den Erfolgen unserer Truppen an der
rm rif i ä r. r "rfA...
Westfront. Haß gegen die französischen
Soldaten habe ich bei unseren Leuten
nirgends gefunden, sondern durchweg
Achtung vor dem tapfern Feind, der
genau so seine Pflicht tut und sein Leben
einsetzt für sein Vaterland wie die Unsti
gen. In oller Ruhe sah man der hier in
letzter Zeit viel besprochenen Möglichkeit
entgegen, daß auch französische Kriegsgc
fangen? am Bierwaldstättcr See lin Küß
nacht, Kehrsiten und anderen Plätzen) un
tergcbracht werden könnten, und daß man
sich gelegentlich begegnen könne,
Tie Milchkarte in Bayern.
Wie us München gemeldet wird, ficht
die Einführung der Milchkarten für alle
Städte bevor. Er werden nach einer Ver
fllgung olle Personen davon betrossen.
Weibliche und Jugendliche erhalten auf
den Tag ein halbes Liter, Kinder bis zum
vollendeten Lebensjahr und ebenso stillende
Mütter und Kranke auf ärztliche Verord-
nung ein Liter. In ven statten icu.cn
Milchdertcilungsstellen errichtet werden.
Tie Pspierknopphkit.
DaS .Neue Stuttgarter Tageblatt'
schreibt: Zur Milderung der Papierknopp
heit werden eine Reihe von Vorschlägen
gemacht. Ein seit 21 Jahren tätiger Orts
Vorsteher schreibt, daß er die Amts und
Regierungsblätter von 1818186 fast
noch nie gebraucht habe; man könnte die
sen und anderen unnötigen Papierballast
ruhig von den Rathäusern herunterholen
und einstampfen. Eine andere Zu
schrift weist auf die Verschwendung von
Papier hin, die in manchen Geschäften,
z. B. Bekleidungsgeschaften, beim. Ein
packen und Einschlagen getrieben werde.
Eine Leserin rät, die Tüten, in denen
Lebensmiitel nach Haufe gebracht wetden,
zu sammeln und beim nächsten Einkauf
im gleichen Geschäft wieder mitzubringen;
denn durch einmaligen Gebrauch werden
sie keineswegs ausgenützt.
Frauen bei Schützengräbenarbciten.
DaS Bukarefler Tageblatt hört aus
Beßarabien daß die russischen Militär
Behörden Verzeichnisse von Frauen bis
zum 46. Lebensjahre ausgearbeitet haben,
welche gleich nach 'den Osterfeiertagen für
Schützengräben- und andere militärische
Arbeiten verwandt werden sollen. Jede
Frau muß beim Verlassen ihres Heims
zwei Schaufeln sowie einen Kessel zum
Kochen deS Essens mithaben. Diese Maß
nähme wendet sich hauptsächlich gegen die
Fraue der deutschen Kolonisten.
9
Ter löse Alkohol.
' Unter den Ursachen der Verkehrsstockung
in Havre und anderen französischen Häfen
bat der Minister Sembat auf Grund von
Berichten des Senators Reynald den Al
koholismus der Tockarbeiter als eine der
hauptsächlichsten festgestellt. Man könne,
heißt es in dem Bericht, nur während der
eisten Stunden der Tagesarbeit auf zu
verlässige Leistungen rechnen, dang nehme
die Arbeitsleistung stetig ab, um Spät
nachmittag? gleich null zu werden.
Ja, wer Sorgen hat. hat auch Likör...
und an Sorge fehlt't den französischen
Arbeitern gewiß nicht. Ob die Herren
Minister nicht trinken'
fönt kimlie der ,
nj?
russWil Ncaltigiiiitt.
stkgc daS Volk, j
Jeder freie Gedanke muß im Leime
frissest werden.
Au! Stockholm. 12. April, schreibt man
dem Berliner Tageblatt:
Im Hause deö ultrareaküonären Sena
iors Nymski-KorinkowS fanden wiederholt
geheime Zusammenkünfte von Witgliedern
der Rechten in Tu, na und Reichsrat, f?att.
Tie lcitenden Mannet waren chiee, wie
stets. Maklakom. Schtscheglowiko ' und
Makarow. Daselbst wurde von ihnen eine
Petition verfaßt, die man Stürmer zur
Untcrbreitung an den Zaren überreichte.
Laut Njetsch' soll sie folgenden Inhalt
haben: Im Lande bestehe eine klar erkenn-
bare Bewegung, die gegen die herrschende
Verfassung gerichtet fei, wodurch diese sich
in ernster Gefahr befände.' Als sichtbare
Symptome jener Bewegung müsse man die
unruhigen Semstwo nd Städtckongresst
ansehen. Ehe es zu spät fei, müßte, man
diese Bewegung unter jeder Bedingung mit
Gewalt uiitcrdiüchen. Einige Mitglieder
des jetzigen Kabinetts taugten nicht, sagt
die Eingabe, zur Tursützrung der von
diesen Reaktionären gewünschten Gewalt
Politik. Bei dieser Gelegenheit werden die
Namen des Unterriebtsministers Jgnaticw
und der Ackerdauminister Naumow ge
nannt. Schließlich fordern diese Vertreter
der Rechten die Zusammensetzung eines
homogenen Kabinetts mit ausgeprägtem
eaktionären Kurse zum Zweck einer ratio-
nellen Bekämpfung der liberalen und revo
lutionären Strömungen. Hierzu, so meint
die Petition, sei die geeigneteste Zeit gerade
jetzt bei der bevorstehenden Tumaschlicßung
gekommen. Zunächst müßte das Kabinett
den Beschluß fassen, die Tuma nicht wieder
einzuberufen, da die fortschrittliche Bewe
gung in der Duma nur in ihr einen Nähr
bodcn findet. Was die Eingabe bezüglich
des Wunsches nach einem Separatfrieden
auisprack, durste wegen des Zensurocrbots
die Rjelsch" nicbt veröffentlichen. Der
Ministerpräsident Stürmer soll die Pcti
tion durchaus ernst nehmen und angeblich
gutheißen.
In der Duma griff Schtschenkeli
lSoz.) die Regierung wegen der unmensch
kicken Verfolgiing rusinischer Mohamme
daner an. Vor klk Monaten Zntervellierte
der Redner bereits Cosanow. um die Rück-;
kli der zwangsweise vertriebenen grusini-
schcy Mohammedaner nach ihrer Heimat
zu erwirken. Obwohl dies geradezu eine
Lebensfrage für die Grusinier fei. gestattete
es ihnen doch cosanow nicht. Run wand
ten sich die Grusiner direkt an den Groß
fürsten Nikolai Nikolajewitsch und baten
um die Erlaubnis, aus Turkch-AimeHien
wonin t geioaiiiam i riricoen rvaren,
nach den Bcitumcr Gebieten zurückkehren
zu dürfen. Aucd sollte man aufhören, sie
zu enteignen. Der Großfürst Nikolai wies
ober das Gesuch ab. Schtschenkeli gab nun
in feiner Rede Beispiele davon, wie Wie
Enteignung vor sich ginge: Die auf diese
Weise frcigewordene Erde wurde air. die
Armenier fast umsonst verkauft, nur um
zwischen den Armeniern und Grusinern
noch den Haß zu vergrößern. So wurden
zum Beispiel 40 türkische Ansiedliingkn an
die Armenier für Nicht mehr als ;ßw Ru
bei verpachtet. Tiefes sei, so schloß der
Redner, ein Raub fremden Gutes bei hell
lichtem Tage und könne wirklich nur in
Rußland passieren.
Die Ernennung des Grafen Bobrinski
zum Gehilfen 'es Ministers des Innern
bedeutet einen Schritt noch mehr nach
rechts.' Tie liberale Presse deutet sie als
einen Beleg für die ultrareaktionäre Strö
mung in den Kreisen der Regierung.
Stürmer und Bobrinski sind gut bcfreun
det und so erklärte sich seine Wahl. Den
.Birfchewyja Wjedomosti" zufolge ist die
Ernennung Bobrinlkis bloß ein et :r
Schritt, um ihn später on die Stelle des
Unterrichtsministers Jgnaticw zu setzen.
Bobrinski werde im Ministerium Stürmer
jedenfalls die erste Rolle spielen, taktisch
ist er der Minister des Innern. Er wird
persönlich jedesmal dem Zaren das Pro
gramm und die Rechenschaftsberichte über
die Tätigkeit des Ministeriums des Innern
vorlegen. Auch in der Duma wird
Bobrinski, im Namen Sturmers. osfentlich
auftreten. , Schließlich , setzte Stürmer es
durch, da Bobrinski weiterhin Reichsrats
Mitglied verbleibt, obwohl dies nach den
Satzungen des ReichsratS unzulässig ist.
Er wird jedoch vom Präsidium der Rech
ten der Reichsratsaruppe zurücktreten müs
sen. Sein Nachfolger auf diesem Posten
wird Schtscheglowitow. In einem Inter
viem mit dem Vertreter der .Birschwyja
Wjedomosti' erklärte Graf Bobrinski seine
Ernennung komme ihm ganz unerwarte'
und beweise ihm jedenfalls, daß die höch
sten Regiciungskreise mit jenen Person
lichkeitcn zusammenzuarbeiten wünschten,
an deren Spike er angeblich stehe, das
heißt also mit der äußersten Rechten. Er
werde die Politik im Sinne eines Vor
sitzenden der rechten Gruppe fortsetzen.
Eine Warnung.
Tie deutschen Krieger haben ihren son
macn Humor nicht verloren. , Zu der
taatZprüfung einer technischen Hochschule
waren zahlreiche ,Ze!i)graue .erschienen.
Einer von ihnen hielt dem prüfenden
Professor eines der bekannten Plakate
Solvaten, laßt Euch nicht ausfragen!"
entgegen. Tarob natürlich große Heuer
Zeit bei den Professoren, Prüfljngeii, und
Zuhören!.
Eine Rarität unter
den Kricgsbncfmarkcn.
Tex salutierende Kavallerist
österreichische Fünf cllrx
niarke.
auf der
riegs.
Die östcneichischen Kriegibriesmeirken
weisen in ihrem Markenbilde bekanntlich
militärische Äollve in sehr grlancfner
künstlerischer Darstellung ans. So bringt
die grüne JllfHel'' 'Kriegömarke das
Bild einer aus fünf Ulanen bestehenden
Patrouille, welche eben über einen Ab
hang herabreitet. Ein eigenartiger Zufall
bat nun eine allerdings nicht sehr große
Anzahl dieser Kratmarken m einer phi
lotelislischen Rarität gemacht, die vhne
Zweifel von den Biiefinarkensammlein
sehr lebbast begehrt, werden Wird. 'Anläh-
lich der letzten Truckaunage dieser Mar'en
ist nämlich beim Absräsen der Truckstöcke
ein winziger Metallspan auf einen Truck
stock gefallen und auf der Platte auch beim
Drucke liegen geblieben. Tadurch hat sich
nun beim Drucke das Marienbild einer
der hundert Marken, welche ein Bogen
enthält, insoscrn etwas verändert, als i:r
erste führende Reiter der Ulanenpatrouille
den rech!en Arm scheinbar erhebt, um lu
salutieren. Dieser Druckfehler wurde
zwar nach kurzer Zeit bemerkt und die
Druckplatte gereinigt. Immerhin waren
aber bereits einige tausend Blätter Fünf'
Hellcr-Marken mit dieser Varietät an die
PostVerwaltung abgeliefert und von der
selben an die Markendepots, Postämter
und sonstige Verschleißstellcn hinausgege
den worden. So kommt es. daft man ab
und zu FllnfHellerKriegsmarkcn finden
wird, auf deneü der führende Reiter sa
lutiert. Für Briefmarkensammler, für
welche diese Abart ein besonderes Interesse
hat. sei bemerkt, daß es sich um die siebente
Marke in der sechsten wagerechtcn Reihe
des Blattes, also um die 57. Marke han
dclt. Betrogener Betrüger.
Man erzählt folgende Geschickte, die sich
kürzlich In Friolzhcim bei der Getreide-
aufnähme zugetragen hat. Tort hat ein
Bauer auf einem Leiterwagen ffrucht der-
steckt und, mit Stroh bedeckt, in der
cheuer aufgestellt. Als die Getrcidekom-
Mission zur Prüfung kam. schob der schlaue
Bauer den Wagen durch das Hintere
Scheuncntor in den Grasaarten und die
Kommission fand das Getreide nicht. Am
ganz sicher zu gehen, ließ der Lauer seinen
Wagen über Nacht im Freien und wollte
ihn erst, Morgens wieder in die Scheune
schieben. Aber da mußte er die höchst un-
angenehme Entdeckung machcn, daß ein
noch schlauerer in der Nacht das Getreide
aebolt hatte. Auf Anzeicze wurde fcsiac-
stellt, daß ein Nachbar düs Getreide auf
gehoben' hatte, um sich einen Spaß zu
machen, wie er behauptete. Nun verfallen
wohl beide dem Arm des Gesetzes.
' .
Ter Pichstand Ostpreußens.
DaS Ergebnis der Viehzählung vom
15. April in Ostpreußen ist nach amilicher
Feststellung insofern erfreulich, als es ge
lungen ist, das Zuchtvieh im wesentlichen
durch den Winter durchzuhalten. Tie
Zahl der Milchkühe ist wieder erheblich
größer als nach den Russcneinfällen.
welche die Provinz einen großen Teil
ihres RindeibestandeS kosteten, und nicht
diel geringer als in Friedenszeiien. Auch
die Zahl der neu aufgezogenen Kalber
entspricht derjenigen des Fricdensstandcs.
Bei den, Schweinen wird es längere Zeit
dauern, bis die Lücken ausgefüllt sind.
Zusammenfassend wird schließlich ausge
führt: Wenn auch fernerhin olle Beteilig
ten verständnisvoll zusammenarbeiten,
wird sich in nicht zu ferner Zeit der Vieh-
bestand Ostpreußens von den überall
schweren Schädigungen erholen und die
Ausgabe "der Versorgung nicht nur der
Provinz selbst, sondern auch anderer vieh
armer Landesteile mit Fleisch und Butter
wieder voll erfüllen können.
.
Reichskanzler Über die Sommerzeit.
Aus Berlin schreibt man: Die Geg
ner der Sommerzeit hört man vielfach
sagen, das Vor und Nachstellen der
Uhren wäre- völlig überflüssig, man
brauche . nur anzuordnen, daß die
Bureaus, die Geschäfte und die Schulen
eine Stunde früher beginnen und ebenso
viel früher geschlossen werden müßten.
Das ift an sich richtig, aber viele Leute
würden sich nicht daran kehren und damit
den Zweck der Neuregelung, die Erspa
rung einer Brennstunde, ganz in Frage
stellen. Ter Reichskanzler hat daher ,n
einem Erlaß, der die Bundesregierungen
auf das Umstellen der Uhren on den
öffentlichen Gebäuden Kirchen, Schulen,
Rathäuser, Gerichtsgebäude, Verkehrs'
anstalten usm.) aufmerksam macht, aus
drücklich bemerkt, daß jedem etwaigen
Versuche, die Wirkung der Neuerung
durch Verlegung der, Geschäftszeit, der
Polizeistunde und dergleichen abzuschwä
chen oder auszuheben, mit allem Nachdruck
entgegengetreten' werde solle.
Tes KaZsers Adjutant.
Der Generaladjukant des Kaisers,
General der Infanterie von Cchenck,
Kommandierender General eines Armee
korps, erhielt den Stern der Komture des
Königlichen Hausords von Hohenzollern
mit Schwertern und die Schwerter zum
Kreuz der Komture dieses Ordens; Vize
admiral und Tivisionschcf Souchon die
Schwerter zum Roten Adleroroen zweiter
Klasse mit Eichenlaub und den Stern
zum Roten Adlerorden zweiter Klasse mit
Eichenlauh und Schwertern.
bin BciliH zur
NiiÜcii-Ljsciiiluc.
!?cftlzl des Aommandeurs.
Merkwürdige Mittel, um die Infanterie
an den Jciud zu bringen.
Nachstehender Befehl ist im Original
bet einem gifannei, russischen Offizier
gesunden worden. Er wurde vor Beginn
der inzwischen gescheiterten lebten russi
schen Offensive erlassen und ist ein neuer
Beweis dafür, welche Mittel die russische
Führung anwende muß, um die Jnsan
tcrie au den Feind heranzubringen.
Telegramm. ,
An den Kommandeur des 27. Armeekorps,
Ausgenommen am I. (1.) Mär, 131G.
Dringend. Geheim.
Ich übergebe wörtlich ein Telegramm
des Kommandeurs II zur strikten Aus
suhrung.
Budslaw. 2.4 Uhr morgen!. Ope
rativ. Ich befehle für die bevorstehende
Operation folgendes zur Richtschnur zu
nehmen:
Erstens: Die artilleristische Vordere'!
Jung sängt bei Dagesgrauen an der gan
zen Front an und erreicht das verlangte
Resultat so. daß die Infanterie lange vor
Einbruch der Tunkelheit die erste Linie
des Gegners nehmen kann.
Zweitens: Bei Beginn des Sturme! ist
das Artilleriefcucr hinter die erste Linie
der Schützengraben des Feindes zu ver
legen. Ek darf keine Pause im Artillerie
feuer eintreten.
Drittens: Zwecks Zerstörung und Be
skitiguna der Hindernisse sind olle mög
lichen Mittel anzuwenden: Miuenwerfer.
Bombenmcrfer, Maschinengewehre. Hand-
granaten, Segeltuchmatten und gestreckte
Pyrorilin-Sprengladungen.
Viertens: Möglichst nahe der vorderen
Stellung sind Lager für Patronen. Draht,
spanische Reiter, Sacke, Tclephondrähtc
usw. zu errichten.
Fünftens: Nach Einnahme der Gräben
des Gegners dürfen sich die Angreifenden
nicht aufhallen lassen. Ein Durchbruch
vertragt keine Unterbrechung
SechsienS: Die Artillerie bat olle
Maßregeln zu treffen, damit ein Schic
ßen auf eigene Truppen vermieden wird
Hierin liegt die ganze Stärke des Zu-
sammenwirkcns der Infanterie mit der
Artillerie.
Siebentes: Den Truppen ist einzuprä
gen. dß die Reserven und die Artillerie
auf sie das Feuer erössnen, falls die An
greifenden versuchen sollten, sich gefangen
zu geben.
Achtens: Alle o den Fingern Ber
Mundeten und Sel'Mycrsiümmclten sind
in die Schlacht zurückzuführen.
eeuntens: TiePolizei hat sorgfältig
auf alle rückwärtigen Wege zu achten,
damit kein gesunder Mann durch ihre
Posten durchkommt.
Zehntens: Nach dem Empfang dieses
ist alles zwecklose Schießen sowohl mit
Gewehren als auch durch die Artillerie
zu vermeiden. Man beschränke sich nur
auf das Einschießen mit der Artillerie
auf besonders wichtige und günstige Ziele.
ElstenS: Jeder Kommandeur bis zum
Abtcilungssuhrer einschließlich hat zwei
bis drei "Stellvertreter zu bestimmen.
Zwölftens: Jeder bis zum Soldaten
muß seine Handlungsweise kennen. j
Treizehntens: Bkschlsä'ndlrunzen sind
zu vermeiden.
Vierzehnte: Alle Uhren müssen ver
glichen und genau gestellt werden.
FiinfzehnienS: Die Verbindung nach
rückwärts und in die Linie muß ständig
überwacht werden, besonders mit den an
deren Truppen. Einer muß dem ande
rcn helfen, ohne dies können wir nicht
siegen.
Sechzehnten? : Ueberall muß man die
Augen kaben; eZ treten dann weniger
Ucberraschungen ein.
Siebzehnten: Jeder muß Reserven ha
ben. aber mitwirkende und nicht daste
hende. Achtzehnten mmer vor Augen ha
ben: wer mit seinen Patronen und Ge
schössen nicht Haus hält, macht Bankerott.
Neunzehnten?: Versehen nicht fürchten.
Ein Fehler ist nur dann kränkend, wenn
er unnütz gemacht wird.
Zwanzigstens: Wenn Blut fließt, muß !
man die Tintenfässer schließen. Außer
Meldungen und Befehlen keine andere
Schreibern.
1309.
Ragusa.
Für die
Martschenw.
Nichtigkeit: StakZkapitän
Tie Kriegsgesangenen aus Japan.
Tie Zürcher Post' meldet: Der fchmei
zerifche Zweigvcrcin deS Allgemeinen
evangelisch-protestantischkn Missionsver
eins, der in Japan und China Schulen,
Spitäler ufw. unterhält, hat das politi
sche Tcpartement ersucht, für die Heim
beförderung der deutschen und österreichi
sche Kriegsinvaliden aus Japan sich zu
bemühen, die teilweise in Tsingtau in dem
Spital des Vereins verpflegt wurden.
Der DepartemeniZvorsteher hat das Ge
such freundlich entgegengenommen, nach
dem die deutsche und die österreichisch
ungarische Regierung die Uebernahme der
Heimschaffungskosten ' zugesagt haben,
und beauftragte jüngst den schweizerischen
Gesandten in Tokio von Calis, der japa
nischen Regierung die Anregung zu unter
breiten, daß die Invaliden der ostasiati
schen Streitkrafte entlassen und heim
'befördert werde? '
Das Leben in Hricst.
leußerlich unterscheidet jich die österreichische l)a
fenstadt wenig von der Siadt in Zriedenszeicen.
Triesl. im April.
Es ist hier längst Frühling geworden.
Ich schreibe bei ossinem Fenster, heller
Sonnsch'in li'gt driußl-n, sc h'll und
rein ist die Luft, daß man mit freiem
Auge über Meer hin die weißen Adria
werte von Monfalcone sieht, de Kirch
türm von Grado und ganz in dre Ferne
die schneebedeckten Häupter der Alpen. Ein
Panorama von grandioser Schönheit.
Aus den Hügeln um die Stadt blühen
die Bäume, schlohweiß und rosenrot.
m tlase deali spccchi trinken die
Leute ihren Nachmittagbkasfce draußen
auf der großen schönen Piazza.
In den Gassen am Meer offnen sich
auf einmal große Dore dunkler Magazine,
und als wollte unter dem Zauberhauch des
Frühlings da bunte fleißige Leben der
Handelsstadt Trieft aus einmal erwachen,
rollen jetzt wieder kleine Wägelchen ülxr
das Steinpflaster, sieht man da und dort
Kisten vor den Häusern lagern.
i5elt am', sagte der Statthalter, als
wir bei ihm saßen in dem schönen Pa
lazzo della Luogotenenza am Meer und
durch die großen Fenster hinabsahen auf
dieses schüchtern sich hervortrauende Lebe,
seltsam, wie eine Handelsstadt doch nie
ihre Natur verleugnen kann, wie das Han
dclslcben sich immer wieder hervordrängt,
wenn es auch Eisensäuste niederhalten,
Uno einstweilen halteu es noch Eisen
äuste gewaltsam nieder. Noch liegt der
Hafen still und tot und leer, dieser Hafen,
der das Herz, das schlagende Herz der
tadt ist.
Ter Molo San Carlo ist heute mehr
noch als in Friedenszeiien eine Prome-
nade der Tricstiner, um die Mittagsstunde
entwickelt sich hier ein regelrechter Korso,
Flirts werden angeknüpft, Rendezvous
vereinbart. Einige feldgraue Soldatk'i
flehen ganz draußen an der alten Stein
baut, Söhne der mährischen Ebene, der
böhmischen Wälder, des Alsölds und wer
den nicht satt, das Meer zu bewundern,
das sie zum erstenmal in ihrem Leben
sehen. Traußcn am Horizont tauchen die
scharf umrisscncn Silhouetten zweier
Kreuzer auf, sie halten Wacht vor der
Stadt ...
Das Leben in der Stadt selbst unter
scheidet sich äußerlich wenig von dem In
normalen Kiten. Freilich Verdienst ist
heute rar in Tricst, aber die Männer im
tätigen Alter dienen ohnedies fast aus
nahmslos unter den Fahnen, teils als
Soldaten, teils als Arbeiter oder zu spc
ziellcn Verwendungen zugeteilt, und ihre
Familien sichert der gesetzliche Unterhalts
beitrag die Lcbenssührung. Tank dem
ausgezeichneten Wirken der Approvisio
nierungskommission fehlt es nicht an Le
bensmitteln zu angemessenen Preisen.
Man lebt in Tricst heute entschieden
billiger als etwa in Wien.
Man hört beute in Tricst in ollen
Sprachen der Monarchie reden, am mei
sten deutsch, am wenigsten Verhältnis
mäßig italienisch. Tricst ist auf einmal
eine österreichische Stadt geworden.
Tie Gkmeindcdiener tragen nicht mehr wie
ernst die ualieniichen Kappen, niemand
weigert sich Deutsch zu verstehen, der Jr
redentismlls ist verschwunden.
Recht verdient .machen sich durch kleine
Dienste die nett kostümierten Psadfindcr,
die bei ihrem Heim droben bei an Giusjg
fleißig nach gut ösiercichischer Art excr
zieren, denn der früher hier beliebte Ber,
saglicrischritt' ist nun durch eine Verord
nung strenge verboten worden, s
Charakteristisch für die Triesiiner B?
völkerung ist das große Unterhaltungsbe
dllrfnis, das gerade in den unteren Krei
Eine Reichöbuchwoche.
Der Berliner Ausschutz für Verteilung
von Lesestoff im Felde und in den Laza
retten schreibt:
Der Gcsamtausschuß zur Verteilung
von Lesestoff im Zelde und in den Laza
retten, der bisher über 5j Millionen Bü
cher, dazu schätzungsweise etwa das Dop
pelte bis Dreifache an Schriften,' Bro
schüren und Heften unseren Soldaten als
Liebesgaben zugeführt hat, bringt in der
Zeit vom 28. Mai biö 3. Juni eine neue
große Sammlung von Lesestoff zur
Durchführung. Bereits im Juni vorigen
Ahres wurde von ihm eine Buchwoche
veranstaltet, die das überraschend gute Er
,gebiS von etwa 1 Million Püchcr un.d
Schriften gebracht hat. Die diesmalige
Sammlung soll sich neben der Jugend in
den Schulen auch an da! große Publikum
wenden und den Namen Reichsbuchwoche
führen. Die Bücher sollen diesmal in
erster Linie für die Truppen im Felde
bestimmt fein, um ihren dringenden
Wünschen wirkungsvoller begegnen zu
können.
. m
Kriegöinvalidkn als Postagenten.
Der württembergische Staatsanzeiger"
schreibt: Es ist in der Presse mitgeteilt
worden, daß sich das Rcichspostamt aus
eine Anfrage bereit erklärt habe, geeigne
ten Kriegsteilnehmern, insbesondere aber
Kriegsbeschädigten, die sich auf dem Lande
ansiedeln, erledigte oder neu eingerichtete
Postagenturen und PostHilfsstellen zu
übertragen und dabei Inhaber deS Zivil
versorgungsscheins oder deS Anstellungs
schein zu bevorzugen. Die Kriegsteil
nehmer finden dasselbe Entgegenkommen
seitens der württembergischen Posiver
waltung, von der wabrend deS Krieges
schon eine Reihe von Postagentur und
Landpostbotendiensten mit Krieasinvali l
Iden besetzt worden tji.
sen herrscht. Tie zahlreichen Kn und
Theater da Stadt sind immer voll. In
letzter Zeit hat auch das Politeama Ru.
Mi wieder seine Pforte g'offnet.Yur
ein anßerordklitlich gri,ig C,u!:il!jZe.i)
wird hier im Teatro Fcnice ein sehr reich
hcillizks Programm stielen, Kino, eine
Varielc-Einlagc (eine Sängerin, cm Ion
aleur und dcrgl.) und außerdem ein
Duett, eine Finale oder ein ganzer Alt
einer großen Oper.
Sonst konzentrier! sich das Leben
Driesls jetzt in den Speisezimmern bei
Volpich und in den eleganten Räumen des
Hotels Exzelsior an der Riva. Hinter
den dicht verschlossenen hohen Fenstern
zum Meer hinaus spielt hier des Nacht
die Musikkapelle Weisen von Puccini,
Suppö. Strauß und Leliar. befrackte Kell,
ner servieren an weisgedeckten Tischen,
drunten in der ehcmaligtn Hall des Ho
tcls trinkt man im lauschigen Tämmer
licht elektrischer Girandolen den schwarze,,
Kaffee oder 'schlürft aus langen Stroh
Halmen prickelnde Drinks, Blumen liegen
auf den Zischen, Zigarrcitenrauch schwebt
in magischen Ringen in der Lnft.
Offiziere, die wochenlang droben in
nacktem Stein, in kalten Unterständen,
auf boraumbrausten Bcodachtcrpostcn
hausten, finden sich hier ein, düestend nach
dem Leben unter Menschen, in hellerleuch
tetcn Sälen, nach dem Leben mit federn
den Messinzbctten, mit W.irmwasserlei
tung und all den anderen kleinen An
nehmlichkeiten, die wir schon gar nicht
Mhr beachtet haben.
Hohe Generäle trifft man hier, kühne
Flieger, deren ?!amcn in ganz Oesterreich
mit Bewunderung genannt werden, ein
Rittmeister mit dem goldenen Vlies, der
ehedem Minister des Aeußeru war. sitzt
hier im Gespräch mit einem Oberleutnant.
der in Friedenszeiten eines der ersten Mi!
gliedcr unserer Kolonie in Petersburg ist,
der junge Offizier mit dem Orden den
eisernen Krone an der Brust ist der Kom
maiN:ant eines Panzerzugö. elegante Ma
rincofsizicre unterhalten sich mit schönen
Triestinerinnen und fahren vielleicht mor
gen aus ihren flinken Booten mit abge.
blendeten Lichtern über die nachtdunlle
See.
Was sonst noch über die Stadt zu sa
gen wäre?
Tie Tramwaygefcllschas! läßt neue
Drähte spannen unv denkt auf den Haupt
strecken den eleltrischcn Verkehr wieder
aufnehmen zu' können. Die Blätter die?
kuticren die Frage, ob man den malen
schen Canal grande nicht doch aus sani
tären und VcrkehrSriicksichtkn zuschütten
soll. Eine Handlung auf dem Börsen
platz .hat bereits Zukunftsbilder auSge
stellt: statt des Kanals sieht man dort
eine schöne breite Straße mit Bäumen
und Rasenanlagen und einem Krieger
denkmal. Auf den Molen und an der
Riva wird fleißig gearbeitet. Steine' wer
den ausgetauscht, Schienen werden gelegt,
draußen im neuen Freihafen ragen un
vollendet diclstöckige Speicher.
Alles wartet, bereitet sich vor auf die
Tjunde, da neues Leben durch die Stadt
fluten wird. Laut und weitbin hallenv,
werden dann Jakez und Mikez. die beiden
fernen Männer auf dem Rathausturm,
die jetzt ihre Hämmer ruhen lassen, an die
große Glocke schlagen, allcs Leben weckend,
das jetzt schläft und ruht. . . .
Einstweilen surren und summen am
hellen Tag und in den mondhellen Nächten
Aeroplone über die Stadt, und erklirren
die Fensterscheiben von den Kanonen
schlügen am Jsonzo.
Hans Kerschbaum.
Wicir für Ostpreußen.
Der Kriegshilfsverein Wien fürOrlel!'
bürg verfügt nach einem Bericht des
Bürgermeisters Weiökirchner mit der
Widmung der Gemeinde Wien von 50..
000 Kronen bisher über 12,04" Kronen.
Der Bund der deutschen Städte Oester
reichs leitete eine Aktion wegen Beteili
gung der deutschen Städte Oesterreichs an
dem Kriegshilfsverein für Ortelöburg ein.
Brünn hat bereits feinen Beitritt ange
meldet. Die Gemeinde Ortelsburg drückt
den Wunsch aus, Wien möge das dortjge
Rathaus wieder ausbauen, was der Bür
germeister Weiskirchner zustimmend be
antwortete.
. ' .
Kindermund.
Tie patriotische Frau S. läbt ib
Kleinen im Anschluß an das Morgen
und Abendgebet auch kür den Erfola'dk?
deutschen Waffen beten.
Eines TagcS sagt der Kleine ganz
ängstlich: Wenn unsere Generäle heute
nur keine Schlacht anfangen wollten!'
.Warum nicht, ..uitchenZ'
Ach. Mama, ich habe beute vergessen,
für den Erfolg unserer Waffen zu beten."
Eine Lüge festgenagelt.
Gegen die Agence Radio, die die Nach
richt verbreitet hatte, daß die griechischen
Offiziere eine Liga zur Verteidigung des
Königs gebildet hätten, ist die gerichtliche
Untersuchung eingeleitet worden. Tie
Nachricht ist, wie amtlich festgestellt würd'
frei erfunden.
. .
Geschenke der Lands, iirmer.
Die im Felde siehende I. Kompanie deZ
1. Landsturm Infanterie . Bataillons
Tarmstadt überwies dem Hessischen La,
desausschuß für Kriegsbeschädigten-Für
sorge ein Gckchegk von 1000 m.irt in
Kriegsanleihe.
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