TZgNcZe Omaha IrHün Aie dmllclje Flotte .; , vor Aweslost. Die Hauplnrsache der zahlreichen Fehler und Mißerfolge Englands in diesem Kriegt, schreibt die .Ztolnische Zeitung" vom 7. Mal. war, daß e in sehr dielen Fallen gezwungen war, eine Prestige. Politik zu treiben. (? hat Zausende von Mannschaften und 'Millionen Geld der 'zettelt bet Unternehmungen, die keinen an Hern Zweck hatten, als ja nicht von seinem Ruf al Wellbeherrscher innerhalb eine bestimmten Umkreise etwa? zu verlieren. ;3i ist der gewöhnliche Nachteil okler Weltreiche, von denen jede in feiner Lu sammensetzung etwas NllnstlicheS hat, das ,ber bei Enaland an, besonder aus 'einem künstlichen Unterbau iiiid auf einer xtqi ichmaien m)i beruht. In tlj-cct Marine-Politik haben die Engländer da gegen wahrend diese Kriege wohlweislich von aller Prestigen.Politik abgesehen. jDenn da wissen s,e, worum fiel)' handelt , und daß t da um sehr reale Dinge geht. Die Leiter der Admiralität haben die Po .litiker in den Versammlungen ruhig schreien lassen von einem Ausräuchern flet Deutschen Flotte' oder Herausbeißen cm ihren Löchern' und sclchen Phrasen .mehr. Sie denken nicht an dergleichen. Wenn die englischt Flotte, nachdem sie un fere Kreuzer von der See weggefegt hat j wenigsten die, die sie bis jetzt gesehen ,hat In der großen Bucht in den Oik ney-Jnskln liegen bleibt, so weifz sie, nai :fit tut. Sie zieht von da bis zur Süd spitze Norwegen eine gedachte Blockade 'Linie. Bon da kann sie immer nach Sü den verbrechen, wenn ihr das geeignet und folgversprechcnd erscheint. Erschwert ist ihr die Ausgabt nun durch die Opera tionZlinie und Flottcnbasi, die wir an der flandrischen Küste errichtet haben Da liefe sich im Ansang des Krieges nicht vorhersehen, und die Besetzung von Ant wnpen, Ostende und Zeebrügge, dieses letzt so oft sichtbar werdende Zusammen arbeiten von 'deutschen Schiffen im Nor den und deutschen Schissen im Süden ist ein böser Strich durch die englischen See Iriegkberechnungen. Ja, und wenn wir Helgoland nicht hätten! Heute wird cS leinen richtigen Engländer geben, der nicht dem Kabinett Salisbury, das die kost ban Insel an Teutschland abtrat, einige Flüche ins Grab nochsandte. Die deutsche Seefestung mitten in der deutschen Bucht deckt heute unsere Flußmündungen und unsere Handelestadtc. Ohne sie. laßt sich da Schicksal von Hamburg und Bremen in diesem Kriegt gar nicht ausdenkcn, Von solchen Erwägungen aus muß man solche Borstoßk, wie sie kürzlich un sere Flotte gegen die englische Ostküste, gegen Daimoiith und Lowestoft machte, beurteilen. Das große Publikum wird Wohl selbst nicht annehmen, daß es sich da bloß um die Beschießung einiger be .festigte! Küstenstädte handelt. Jedenfalls Wäre da ein Irrtum. Auch, wenn man glaubt, daß das nur ein Aussluß des Un ternehmungsgeistes unserer jungen !Ka rine wäre. Dieser ist freilich gerade in diesen Tagen so fiisch wie nur je, er dur siel geradezu nach Taten, und wenn man Offiziere und Mannschaften sieht oder mit rhnen spricht, so lieft man förmlich ihnen von den Lippen den Wunsch ob: ,Nur heraus!' De, Frühling und da Stille sitzen im Winter mögen dabei auch ihre Rolle spielen. Nur eine wohlüberlegte Führung weiß, wann sie diesen Taten durst einsetzen und bei Unternehmungen verwenden wird, die das große Ganze im Auge behalten. Unsere Marine hat es Gott sei Dank nicht nötig. Prcsi!gePo, Iltis zu treiben, dazu waren die Dienste, die sie uns schon bisher geleistet hat. zu wesentlich und zu wichtig. Das Unter nehmen auf Lowestoft und Aarmoulh in der vergangenen Woche ist aber zugleich ein klassisches Beispiel, wie die Engländer ihn Berichte über die Angriffe auf die englische Oftküste verdrehen und fälschen, und ein naheliegender Schluß! wie lästig ihnen diese daher sein müssen. Die deutschen Seestreitkräfte kamen an dem fraglichen Tage um 5 Uhr morgens vor dem befestigten Städtchen Lowestoft an der Ostküste an. ES war bereits hell geworden und man konnte Kirchtürme und. Häuser des Ortes deutlich erkennen. Die Beschießung begann unmittelbar, und daß unsere Granaten gute Wirkung ta len, kann man aus dem Bericht der Times einige Tage später ersehen, daß im süd lichen Teile der Stadt allein über 30 Häu ser zerstört seien, und im Norden zwei Häuserblocks in Brand geraten seien. Nachträglich ist ja auch gemeldet, daß ein englischer Dampfer Sunderland von einer deutschen Granate getroffen worden und verbrannt sei. Eine italienische Zeitung, der Corriere della.Scra, meldete sogar, es seien 150 Häuser in Lowestoft zerstört worden, und machte sich offenkundig über die englischen Berichte lustig. Unser Kreu zergeschwader wandte sich, nachdem die Beschießung einige Zeit gedauert hatte, nach dem nördlich gelegenen Farmouth, das nur 7 Seemeilen entfernt liegt. Um 6 Uhr 30 Minuten etwa kam dieses in Sicht und wurde unmittelbar unter Feuer genommen. Unsere Kanonen trafen ihr j)ie jchvereLrti5erie im Vom Obcringmicur (?. (?. Hcymann. Ungeahnte Steigerung der Leistung hat in diesem Kriege die schwere Artillerie dargetan, die selbst unseren Feinden trotz ihrer unifangreich? Spionageorgani sation völlig unbekannt geblieben war. Ebenso groß wie die technische Wirkung war daher denn auch bei unseren Feinden die moralische, als unsere 4'Zentimeter Mörser, die österreichisch ungarischen :j0,i Zentimeter Motorbatterien und schließlich unsere weittragenden" Ge schütze gegen Dünlircken, Belfort und Berdiin zu, feuern begannen. Diesen Mörserarten haben unsere Feinde nichts LeknlicheS, geschweige denn Gleichwertiges Ziel, wie die auflodernden Brände be wiesen. Mittlerweile, eö'wor gegen drei viertel sechs, waren von Süden her fcind liche Streitkräsle gesichtet worden. Ein Geschwader von vier leichten Kreuzern und einer Anzahl Torpedobootzerstörern nahte, alle ganz moderne Schisse, ober an Ka liber der Bewaffnung den deutschen Schis fen nicht gewachsen'. Diese letzter began ncn unmittelbar da Feuer und stellten sich, von der Beschießung der Küstenstadlt ablassend, kampfbereit ihrem Wtnntx, Die Engländer hatten eö gar nicht eilig, ihre heimatliche Küste zu verteidigen, sondern sobald sie ihre Unterlegenheit erkannten, wandten sie sich nach Süden. Die deut schen Granaten, die ihre See fegten und Wassersäulen aufspritzen ließen, folgten. Es wurden sosort Treffer unserer Artil lerie beobachtet, und die Verfolgung nahm einen energischen Charakter an. Aus dem feindlichen Kreuzer Pcnelope entstand ein W merer Brand, auch war. ein Schornstein umgesauen. Xtt Kreuzer soll spatern Nachrichten zusolge fast völlig ausgebrannt und unbrauchbar sein. Die deutschen Seeleute beobachtete das Sinken eines Zerstörer. Weiteres war nicht zu be merken, da die feindlichen Schiffe vermöge ihrer größer Geschwindigkeit bald außer Treffweite kamen. Als sie aber unsern Kreuzern entwischt ' waren. liefen sie zu ihrem Empfange bereiten U-Booten in die Arme. Es war ein Jagen von einem Netz in da andere. ' Ein englischer Kreuzer. Nachrichten zufolge, die Galatea. ist rich tig von einem unserer UBoote torpediert worden und ein englische U-Boot fiel, wie die Zeitungen bereits gemeldet haben. einem deutschen U-Boot zum Opfer, Um sechs Uhr ward der ganze Kampf been digt. Unsere Schiffe nahmen, da sie nicht das Herankommen stärkerer feindlicher Ab teilungkn erwarten wollten, den Kurs nach Osten auf. Sie hatten alle Ursache, mit dem Ausgange des Gefechts zufrieden zu sein. Und die Unverletzbarkeit des engli schen Bodens war wieder einmal glänzend dargetan. . Die englische Berichterstattung über Lowestoft ist ein Schulbeispiel. Die Deutschen flohen nach Osten", heißt es in der amtlichen Mitteilung, die den meisten Blättern zugestellt wurde. Daß sie auf ihre Basis zurückgingen, nachdem sie ihre Ausgabe gelost hatten, ist selbstvcrstcmd lich. Die Unzulänglichkeit der a der Küste liegenden englischen Sireitkräfte war von ihnen ja zur Genüge dargetan, ihre Arbeit war vollbracht. Nach etwa zehn Minuten Beschießung zogen sich die feindlichen Streitkräfte zurück", heißt es in dem englischen Admiralitatsbencht vom 25. April. Wenn es sich um feind liche Beschießungen handelt, hapert's im mer mit de englischen Uhr. Eine titlle Stunde haben die deutschen Kreuzer sich an der englischen Ostküste aufgehalten, zwei Städte beschossen und ein siegreiches Gesecht bestanden. An der Besuchsze'.t unserer Kreuzer in Enaland wird ober selten in London eine Minute zugegeben Der Englander ist so zartfühlend! Un sere Flottenangriffe und die Zcppclinbe suche haben die englische Ostküste allmäh lich zu einem Schmerzenskind der Insel gemacht. Nicht allein wegen jener beiden Städte ! So wertvoll für Enaland die Befestigungen von Farmouth und Lomes tost sind, so haben die Orte selbst keine überwältigende Wichtigkeit. ?Iarmouth. das heute, dielleicht 80,000. bis 00,000 Einwohner zahlt (Great-Farmouth heißt es eigentlich), hat als ' Fischerei-Mittel- Punkt und Handelsplatz eine viel größere Bedeutung als das hauptsächlich als Bade platz bekannte Lowestoft. das kleiner ist. Von Farmouth aus wird ein Teil deZ täglichen Fischbedarfs von London gelie fert, besondere Fischzuge gehen mit der rilchgesangenen Ware nach Billinqsqate. auf den Londoner Fischmarkt. Unsere Angriffe auf die Ostküste haben bereits den Erfolg gehabt, daß der allergrößte Teil der englischen Fischerflotte weggezo gen ist nach dem Westen. Auch die Bade Plätze, die wegen der gegenüber dev Kanal kllste viel kräftigern Luft sehr gesucht wa ren, veröden nach und nach. Man kann das aus den Zuschriften in den Londoner Tageszeitungen ersehen, worin immer wieder auf die Notlage in den östlichen Badeorten hingewiesen und um Abhilfe gebeten wird. Die ganze Ostlüste von Newcastle herauf bis Margate im Süden lebt jetzt in der täglichen Erwartung deut scher Angriffe. Ganze Stadtteile haben schon in Ruinen gelegen, und Tausende sind sicher weggezogen, was die Londoner Zeitungen aber naturlich nie erwähnen. Durch das einst so stolze Jnselreich zit tert die Wut über die eigene Hilflosigkeit. Die mutigen und geschickten Angriffe un serer Marine haben dieses Gefühl bis zur Unerträglichkeit gesteigert. England, das einst seine Soldheere aussandte und in fremden Ländern brennen, morden und rauben ließ, daheim zu Hause ruhig sein: Gärten begießend, spürt jetzt den Krieg, spürt ihn bis ins innerste Mark; eS hat Wind gefäet und hat vernichtenden Sturm geerntet. , gegenüberzustellen, und nur des weit tragende" Geschütz wird in Joffres Be richten öfters erwähnt, . hauptsächlich in den Artilleriekämpsen bei Verdun, wobei es gegen den Bahnhof von ConflanS. ge richtet wir, inzwischen aber von uns er obert wurde. Te wesentliche Unterschied zwischen Haubitze oder Mörser und weittragendem Geschütz besteht darin, daß die ersteren im Steilschuß mit kleiner Anfangsgeschwin digkeit, die anderen aber im Flachschuß mit größerer Anfangsgeschwindigkeit feu ern. Als populärstes Beispiel ist schon bei Lüttich der neue jl2-ZentimeterMörscr, Kriege. die .dicke Berta", bekannt aeworden Seine und der anderen Mörserarten Auf gäbe ist t, starke Betondeckungen. Pan zertiirme, Gewölbe und tief unter der Erde liegende Unterstand mit Steil oder Wurfschuß von oben zu zerschmettern und zu sprengen; da sie große, schwere Ge schösse mit starker Sprengladung der feuern, die nicht weit, aber sehr hoch siiegen, genügt eine verhältnismäßig ge ringe Anfangsgeschwindigkeit und eine entsprechend schwache Ladung zum Ab seuern. Die Mörsergranate soll erst mehrere Meier tief in da Ziel eindringen, ehe sie explodiert, wa durch die ihr inne wohnende bobrcnde Wirkung erleichtert wird. Diese Bohrmirkung kommt durch vielfache Unidrehungen de Geschosse um seine Längsachse zustande, indem da Erschoß vor ftinem VluMritt an dem Rohr den spiralförmig in daS letztere ein geschnittenen Gängen folgt. Nimmt man für einen der großen Mörser die Entfer nun vom Geschütz bis zum Ziel aus 12. Meter an und den Elevations Winkel deS Geschützrohres auf 60 Grad, so ergibt sich eine Geschoßbahn, deren Scheitelpunkt annähernd 000 Meter hoch über der Wagerechtcn zwischen Geschütz stand und Ziel liegen dürfte. Bei einem angenommenen Geschoßgewicht von etwa 700 Kilogramm kann sich auch der Laie einen Begriff von der Kraft machen, die einem solchen Geschütz innewohnt und welche die ezplodierende Granate äußert. Mörserrohre haben 10 bis 13 Kaliber längen, das heißt, ihre Länge beträgt das 10 15fache ihres Kalibers. Für die dicke Berta" ergäbe dies mithin eine durchschnittliche Rohrlänge von 5,25 Me tern. Im übrigen werden sämtliche Kon struktionsdaten diese fürchterlichen Ge schühes streng geheimgehalten, und obige Angaben können nur zur Gewinnung eine allgemeinen Begriffes über die We sensart der neuen Cteilfeuergcschütze dienen. ' Während beim Heere die 15-Zenlimeter sseldhaubitze schon zu der schweren Ar tillerie zählt, gehören bei der Marine noch die Kaliber bis zu 13 Zentimeter zur Mitielartillie. und das schwere Geschütz beginnt erst beim 21er. Bei der Berwen dung im Landkrieg kann aber-ein Teil der Mittelartillerie der Flotte auf fahrbare Lafetten gesetzt werden. Die schwere Schiffsartillerie besteht aus Schnellade Kanonen, von welchen das 30,iZcnti-meter-Geschutz noch einen Schuß in der Minute abfeuern kann. Ein dieser weit tragenden Niesengeschütze ist von uns zuerst gegen Tünkirchen in Tätigkeit ge setzt worden und hat lange Zeit den Über- raschtcn Feinden ein Natsel aufgegeben. wenngleich die Franzosen in ihren eigenen ,s),!i-Zentinieter-Gesch!itzen sogar 60 Ka überlangen und 34-Zentimetcr-Geschützen von noch geheimgehaltener Kaliberlänge und auch die Engländer erst recht, in ihren .:4,?je,it,meter- und 38,1-Zeniimcter SchiffSgeschiiken von nur 45 Kaliber längen ebenfalls Kanonen besitzen, die gleiche Leistungen wie unser langer Maz" g?gen Dünkirchen vollbringen müß ten. Mit ihrem neuen 38-entimeter- Geschütz, mit dem die Queen Elizadeth"- Klasse bewaffnet ist. scheinen die Eng länder bei den Dardanellen schlechte Er sahrungen gemacht zu haben, denn das Schiff wurde wegen Schäden bei der ar- tilleristifchen Ausrüstung zurückgezogen. Diese weittragenden Schiffsgeschü haben im gegenwärtigen Kriege auch auf dem festen Lande mannigfache Berwen dung gefunden, in Flandern zur Küsten Verteidigung und zur Störung des Feindes hinter seiner Front (Dünkirchen und Belfort) und von feiten der Franzo sen zum Aufhalten unserer Angriffe gegeii das Fortsgelände oder von unserer Seite zur. Beschießung von fernliegenden Festungen selbst (Reims und Berdun). Die große Tragweite der modernen Niesengeschütze . wird erzielt durch hohe Anfangsgeschwindigkeit der Geschosse und diese wieder durch entsprechende Ber langerung der Nohrlange.-de, wie bei dem besonders langen französischen 30,5-Zen timeter-Geschuß Modell 1906 sich bis auf 18,20 Meter belaufen kann. Aus 35 Kilo metern Entfernung ist, wie seinerzeit be- richtet wurde. Dünkirchen beschossen und daö Ziel, die Hasenanlagen genau ge troffen worden. Dzu gehören denn auch gewaltige Pulvcrladungen, die beispiels weise beim englischen 38,1-Zeniimeter Geschütz etwa 205 Kilogramm betragen, und das damit Granaten von 885 Kilo gramm Gewirkt verfeuert, die mit einer Anfangsgeschwindigkeit von 760 Metern in der Sekunde die Nohrmündung der lassen. Bliebe diese Geschwindigkeit die gleiche, so benötigte das Geschoß zur Zu rücklegung einer Entfernung von 35 Kilo- Metern rund 46 Sekunden; da aber die Flugbahn gekrümmt und mithin länger und die Geschwindigkeit am Ende ab nimmt, so kann man für diese Entfernung eine volle Minute Flugzeit annehmen. Nahe der Mündung werden von 38-Zenti-nieter-Granaten Panzerplatten, je nach Material, von 1.25 Metern bis 1.53 Metern Stärke durchschlagen, auf 800 Meter noch 40 Zentimeter dicke Panzer platten und auf 10.000 Meter noch 34 Zentimeter starke Panzer. Die Leistungsfähigkeit unserer eigenen Niesengeschütze ist aber eine noch erheblich höhere, daher denn auch das maßlose Staunen und die Zweifel an seiner Er stcnz bei unseren Feinden, als es seine ersten Proben ablegte. Das Kaliber allein tut's eben nicht; die Konstruktion der Kruppschen Geschützrohre können die Eng länder mangels geeigneter Materialbear beitung nicht nachmachen. Ihre Rohre hben infolge ihrer Konstruktion eine sehr kurze Lebensdauer (0 Schuß), aber eine um so längere Herstellungszeit nötig, die sich allein tur das Wickeln eines 30er Trahtrohres auf neun Monate be lauft. Grund genug, mit dem Material sparsam umzugehen und nicht damit zu schießen, denn die Blamage könnte noch größer werden als mit der Großen Lizzi vor Gallwoli. Auch eine noch längere Dauer dieses Krieges wird die feindliche schwere Artillerie unserer cige ncn nicht cbenbiilüg machen können. Die neue Apulische Wasserleitung hat eine Gesamtlängt von 16ÜÖ Kilometer. Berliner Irief. von Zlrthur G. Zlbrecht. Teutsche Kunst wöhmid deS WcltkrirgS. Aliöstcklungkn in H!i5e und Fälle. Aerztliche und technische Ansstellungen. Arbeite verwun deter Krieger. ' Berlin. Im April 1016. In der Reichihauptsiadt ist immer 'wa los." Berlin ist seit Jahren die Ausstellungsstadt Deutschland gewesen. Sogar jetzt im Kriege darf sie noch aus diesen Ruhm Anspruch erheben. Zählt man die zur Zit stattfindenden Ausfiel lungcn zusammen, so wird wohl ein Dutzend herauskommen, vielleicht noch ein paar mehr. Einige, wie die große Kriegs Ausstellung beim Zoologischen Garten, sind direkt auf 'den Wettbrand zurückzu führen diele aber sind nicht wegen, son dein trotz des Krieges da. ein beredtes Zeugnis dafür, daß Berlin auch noch suc anderes Sinn hat, als die Sorgen um Butter. Fleisch. Brot, Zucker und was sonst von amtswegen eine BerbrauchSre gelung erfahren hat oder erfahren wird. Ta hat der feinsinnige Fritz Gurlitt in seinem Salon eine Sammlung von Wer ken deutscher Kunstler des 10. Jahrhun dertj ausgestellt, zum Besten der Kriegs Hilfe für bildende Künstler.' An 70 Meister, meist lang verstorbene, geben sich dort ein Stelldichein mit Bildern, die durchschnittlich ein halbes bis ein ganzes Jahrhundert alt sein mögen. Bis in die Goethezeit geht's zurück, Philipp Hackert, Wilhelm Tischbein und Gerhard von Kü geigen , sind vertreten. , Ludwig ieck's Bruder, Friedrich, der Bildhauer, prä sentiert in Biskuitt auf Porzellan ein Profilbild Schinkels. Jakob Alt. der Wie, ner aus Frankfurt, ist mit einer Ansicht von Schonbrunn, Louiö Gurlitt, der Stammvater des Hauses, mit Landschaf ten zur Stelle. Eduard Magnus fuhrt uns mit einem Bildnis der Henriette Sonntag nach Alt-Berlin zurück, n Ja cob Schlcsinger, Karl Blechen. Karl Stef feck vorbei kommen wir zu Mcnzel, der die Brücke zur Neuzeit schlägt. Knaus, Meyerheim, Moritzvon Schwind, Enhu ber und Sparer, Eduard von Cteinle, Makart und Tefregger. der letztere mit einem brieflefenden Dirndl aus seiner frühen Zeit (1873). Theodor Alt, Jo hannes Sperl, Karl Schuch, Wilhelm Trübner und Hans Thoma und viele an dere vereinen ihre Kunst früher Tage zu einem tiefen, satten Eindruck. Im Salon Eassirer ist gleichfalls Fruhjahrsschau auserlesener Werke. Leibl, Liebermann, Trübner, Auguste Renoir und Theo, von Broclhuscn sind neben Werner Heuser die hervorragendsten de: hier vertretenen Namen, und die Kari taturisten des Simplicissimus haben eine beträchtliche Sammlung von Originalen ihrer amüsanten Kiiegskarikaturcn aus gestellt. Im Lichthof des Königlichen Kunst gcwerbemuseums sieht man zur Zeit die Wanderausstellung ,der Mannheimer Städtischen Kunst halle Kriegergräber.' In Mannheim hieß die Schau Krieger grabmal und Kricaerdenkmal"; der in Berlin verfügbare Raum erforderte eine Beschränkung der Auswahl auf die Grad statten und Grabmäler. Die Ausstellung zerfällt in sechs Teile: Aufnahmen von Gräbern aus dein Felde, Entwürfe zur Ausgestaltung von bereits vorhandenen Gräbern, freie Entwürfe' deutscher und österreichischer Künstler sllr die verschie denen Aufgaben des Kriegergrabes, Ty pen Von Grabkreuzen und Gedenksteinen, Aufnahmen don Krieger-Grabstätten auf dem Waldfriedhof bei München und an derwärts und endlich eine historische Ab teilung mit ausgesuchten Beispielen von Gräbern und Grabdenkmälern aus alter Znt. Diese Ausstellung will in erster Linie geschmackbildend wirken; sie will erziehe risch wirken durch das aufgestellte Bei spiel. Die Ausstellung sagt zu jedem, der kommt: So kann es gemacht werden. Sie .mahnt jeden, daß die Anlage wie der Schmuck eines Grabes eine Angelegenheit der Feinfühligkeit, des guten Geschmacks sein soll, daß das Unedle, Starre, Sche matisierte unserer modernen' Stadt-Fried-Höfe etwas ist, das nicht Schule machen darf. Sehr schön heißt es in dem Füh rer, der für die Besucher gedruckt worden ist: Wir verlangen den tiefen Ernst und die schlichte Würde, die allein der stillen Größe der toten Helden gemäß sind, eine besonnene Kunst, die nicht im äußerlichen Formenspiel, sondern durch Sachlichkeit und Selbstbeherrschuna' den mannhasten Geist der schweren Zeit ausdrückt." Unter den hier gezeigten Entwürfen finden wir Namen wie Wilhelm Kreis, Bruno Paul. Franz Seeck. Hans Grässel. Ulfert Jansscn, Joseph Hoffmann. Bru no Möhring, Adolf von Hildebrand. Fritz Klimsch und Joseph Wackerle, also mit die Besten. Der Umfang, den die Bewegung angenommen hat, ist ein Be weis dafür, daß sie nicht mehr Sache von einigen Wenigen ist: der neue Geist, der das Schöne und Zweckmäßige mit den einfachsten und würdigsten Mitteln zu gestalten sucht, hat weite Kreise crgrif fen, und seine Fürsprecher sitzen jetzt auch schon in den Behörden und obersten Aemtern. Ebenso, wie noch kein Krieg auch nur entfernt so umfangreiche Literatur ge habt hat, wie der gegenwärtige, ist auch noch keiner auch nur entfernt im gleichen Maße bildlich dargestellt worden. WaS der Krieg an Literatur bereits hervorge bracht hat, dcivoii legt die Abteilung Kriegsliteratur" der großen Kriegs Ausstellung in der Halle am Zoo bered tes Zeugnis ab. Tort ist auch daS Kricgs-Bild in beschränktem Umfang zu ' sehen. Ihm hat man jetzt in den Räu ! men der Berliner Akademie der Künste eine eigene Ausstellung bereitet, in der die deutschen Militärbehörden zeigen wol len. was die eigens ins Feld entsandten Kriegsmaler wie die als Mitkämpfer draußen stehenden Künstler in der bild lichm Darstellung des Krieges zu leisten vermögen. Win man durch die Säle dieser ein I zigartigen Ausstellung wandelt, kommt einem so recht der Unterschied zwischen photographischcr und künstlerisch schaffen der Tarstellung zum Bewußtsein. Gewiß vermag die photographische Kamera Per sonen, Gegenstände und Situationen mit unefreichter Schärfe auf die Platte zu fesseln; aber der Photograph gelangt nicht überall hin, er bleibt meist hinter der Front, bevorzugt die in verhältnismä ßiger Ruhe bcsindlichen Szenen, knipst mit mehr als nötiger Häufigkeit früh stückende Soldaten, Gulaschkanonen, mar schiercnde Kolonnen, dringt in die Schii tzengräben wegen unzureichender Beleuch tung nur selten ein und kommt überhaupt nie dazu,, einen wirklichen Kampf abzu konterfeien, es sei denn, ein zuvorkom mender Kommandirendcr' arrangiert für ihn solch Manöverchen allerdings in sicherer Entfernung vom Feind. Nur selten gelingt es einem Kinomann, eine Attacke auf den Film zu bannen, und sein Wagemut ist meist mit Lebensgefahr verbunden. Die Hauptsache aber ist: der Photograsie fehlt die Farbe, e fehlt ihr die Seele. Der Künstler malt aus sich herau, er bringt das Wesentliche, das Charakteristische in den Vordergrund und drängt das Uebrige zurück. Die persön liche Note klingt hier hell und scharf und alles, andere übertönend herein. Der Eindruck der Kriegsbilder-Aus-sicllung ist schon wegen des Thema ge waltig. nicht minder aber wegen der Kunstleistungen, unter denen Hervorra gcndes neben Tüchtigem allerdings auch Wertlose, wie es jede Kunstausstel lung bringt zu sehen ist. Viel von dem Ausgestellten ist nur flüchtig fkiz ziert: der Maler hat vielleicht während des Kampfes mit seinem Malzeug in den vordersten Reihen gestanden, die Eindrücke haben sich überstürzt, er konnte nur an deuten, nicht ausmalen. Aber vielleicht gerade darum sind seine Bilder ungleich eindringlicher, als die sorgfältigste Tech nik, ungleich wuchtiger. Ernst Vollbehr, der vor etwas über eincmJahr, als wir bei den Heerführern von Heeringen, von Zlvehl, von Emmich weilten, uns einen- Teil seiner wunder vollen Sachen gezeigt, hat hier prachtvolle, überaus schlagkräftige Momentskizzen von einer Vogesenschlacht ausgestellt; Prof. Ludwig Dettmann präsentiert in der umfangreichsten Sammlung von Skiz zen alle Phasen des Kriegslebens, aus ziehende Freiwillige, denen die Bezeiste rung aus den Augen lodert, Reiterat tacken, Artillerieangriffe, den mühseligen Bormarsch der Munitions und Pro viantkolonnen auf den aufgeweichten Straßen des russischen Kriegsschauplatzes, Soldoten-Begräbnisse, den unsagbar traurigen Anblick des aufgeräumten Schlachtfeldes über das des Krieges Fu rie schon hinwegqebraust, alle möglichen Situationen im Schützengraben, alle nur denkbaren Zustände in den Quartieren und so fort. Fritz Erler ist in seinen Themen ahn lich, grundverschieden aber in der Aus- führung. Bon allen ausstellenden Kunst lern hat er vielleicht die originellste, per sönlichste Technik. Pastellzeichnungen mit wenig Farbe und geringer Tiefenwirkung, aber wunderbar charakteristischen Kontu ren der Figuren. Meinhard Jacoby zeigt eine Reihe von Blcistifts-Porträts von Offizieren; Hans Kohlschein, Hans W. Schmidt. Wilhelm Schreuer. Fritz Reu- sing und Hugo Vogel der letztere mit dem bekannten Doppelbild: Hindenburg und Ludendorff beim Kartenstudium sind die anderen hervorragendsten Namen. Auf ein ganz anderes Gebiet des Krie ges, auf dem nicht die Glorie des Kam pfes verherrlicht wird, führen uns zwei Ausstellungen: die anläßlich des zehnjäh- rigen Stiftungsfestes des Kaiserin Friedrich-Hauses für das ärztliche Fortbil dungswesen veranstaltete Kriezsärztliche Ausstellung" und die in den Räumen der Ständigen Ausstellung sllr Arbeiterwohl fahrt in Charlottenburg veranstaltete Ausstellung von Ersatzgliedern und Ar beitshilfen für Kriegsderstümmelic. Nicht der Kampf wird hier gezeigt, nicht der Auszug ins Feld, fondern das, was zur Heilung der vom Krieg geschlagenen Wunden auf den mannigfachsten Gebie ten geschieht. Auf der kriegsärztlichen Ausstellung lernen wir eine erstaunliche Fülle der Er rungenschaften moderner Kriegsheilkunde kennen. Da ist ein russisches Panje Haus" mit seinem Urväterhausrat mit den einfachsten Hilfsmitteln als Truppen Verbandplatz hergerichtet: auf den Rega len, wo sonst Kochgeschirr und Heiligen bilder stehen, hat man in der Eile Bei bandmaterial aufgestapelt; das dürftige Mobiliar ist zusammengerückt und ein Strohlager an feiner Stelle Hergerichte!. Das französische Estaminei" dient als Opuationsstube, auf dem Herd in der Ecke werden die Instrumente sterilisiert, als Operationstisch muß ein derbes Holz gestell genügen. Ein schräg von der Decke herabhängender Spiegel sorgt für Ober- licht; die Küche nebenan rst Borderei tungsraum. Aus Maschmengewehrstrei fen. Telegrafendraht, aufgeschnittenen Stieseln. Klangen, Ae ten, vtei ern uno Stroh macht man hier NotverbLnde. Man sieht die verschiedenen Behelfungsvorrich tungen ' zum Tragen Verwundeter, im Schützengraben, die Bahn und Wasser beförderungsmittel, Entlausungs und sonstige Ungeziefervertilgungs-Vorrichtun gen im Felde teils in Nachahmungen, teils in Bildern. Einen großen Raum nehmen Verbände und Verbandsmaterialien ein. Die Fest stellung der Lage eines Geschosses durch Röntgenstrahlen wird an den neuesten Lo- kalisationsapparaten vorgesuhrt. ausge zeichnete farbige Wachsnachbildungen ge ben eine Uebersicht über die wichtigsten Blutgefäßverletzungen, die Erfolge der Kieferchirurgie sind an zahllosen Opera tionsinodellen zu sehen, die mit zu den originellsten Ausstellungsgegenständen ge hören. Man sieht, welche Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung getroffen werden und zur Bekämpfung der Gaövergiftun gen, Hunderte von Bilderg zeigen Laza rettarbeiten der verschiedensten Art, und eine historische Abteilung gestattet einen Vergleich mit vergangenen Zeiten. Einen Ueberblick Über die Ersatzglieder technik Deutschland und Oesterreich-Un gärn giebt die Ausstellung von Ersatz gliedern und ArbeitShilsen für KriegSver stümmelte, an der sich alle Orthopäden, Bandagisten und Ingenieure, die an der Lösung der Frage mitarbeiten, alle Krüv pel-Heime und einschlägigen Behörden be teiligt haben. Die Ausstellung sangt an mit der eisernen Hand Götz von Berli chingen, doch wird dabei zugleich gezeigt, daß diese Prothese' nicht der erste Glie derersatz war, sondern daß schon zur Zeit Christi, spater durch da Altertum wie da ganze Mittelaltcr. reckft kunstreiche Formen solchen Ersatzes und Behelf für Krüppel vorhanden waren. In der Haupt-Aussteuungshalle seyen wir eine Fülle von Er atzgliedern der ver, schiedensten Arten. In ihrer überwiegen den Mehrzahl sind die ausgestellten künst lichen .Arme . sogenannte ArbeitSarme. Vorrichtungen, bei denen eS weniger auf die Nachahmung von Form und Bewe, gungen der natürlichen Hand, als auf die Brauchbarkeit sur die andhavung von Werkzeugen der verschiedensten Art an kommt. Daneben finden wir auch di: eine oder andere willkürlich bewegliche Kunsthand, die also Arbeits und Schon beitshand zugleich sein will. Die primi tivste Form einer solchen Hand ist wohl die. bei der durch Erweiterung des Bru i korbs beim Einatmen der Daumen geöffnet und geschlossen wird. Eine an dere Kunsthand, die auf Anregung deS Oberstabsarztes Prof. Wullstcin von ei nem Bochumer Lazarett ausgearbeitet worden, besitzt selbsttätige Fingerbewe gung, ausgelöst durch Fernwirkung vom Schultcrgclenk. Eine ganze Anzahl Kriegsverstummeite führen dem Besucher am Amboß, Dreh dank und Hobelbank die Berwendung der Arbeitsprothesen" praktisch vor. Im Königlichen Kunstgewerbemuseum hat sich eine Ausstellung österreichischer Kunstgläser Haida-Steinschönau einquar tiert. Sie ist vom Verband der nord böhmischen Glasindustriellen veranstaltet und soll zeigen, daß wir bei den Bundes brüdern jenseits der deutschen SUdgrenze mindestens ebenso prachtvolle Glaswaren inden. wie renseits der Westgrenze m Feindesland. Aus vergangener Zeit betitelt sich die vom Deutschen Lyzeumklub ,n den Nau, men des Hohenzollern-Kunstgewerbehau es zugunsten der Eecilienhilfe veranstal- tete Ausstellung, die so recht als ein wür- diges Zeichen dafür angesprochen werden darf, daß unsere Zeit über der Not deS Alltags nicht, den Sinn für Schönheit und Kunst verloren hat und das Berständ nis für die edleren Schätze der Kultur auch in weiteren Kreisen so rege ist, daß man sie in den Dienst der Wohltätigkeit stellen darf. , Die Ausstellung zeigt Kleinkunst unö Kunstgewerbe im Dienste der Frau deS Zeitalters 17601860. Was sonst der streut in den Vitrinen der deutschen Für stinnen, der Frauen des Adels und der Hochfinanz als vielbewunderte Erinner ungen an Großmütter und Urgroßmütter ruht, ist hier zu einer Schau zusammen getragen, die in ihrer Vielfältigkeit und Schönheit eines MuseumS würdig Ware und in manchen Teilen den wertvollsten der bestehenden Sammlungen gleichgestellt werden darf. ' Herrliche alte Porzellane, fein ziselierte Geräte aus Gold. Silber, Schmuckstücke aus der alten Berliner kö niglichen Eisengießerei, Miniaturen aus Elfenbein und in feinster erhaben auflie gender Haararbeit auf Perlmuttergrund, Fächer in Emaillefluß und Silberfiligran, ir. Elfenb.in und Perlmutt, fein und zart geschnitzt. Dann edle Spitzen, alte Braut und Taufkleider, Gewänder der Königin Luise, der Großherzogin-Mutter Alezan dra von Mecklenburg-Schwerin. der Land gräfin von Hessen, Sammlungen von Fin .Avi'tltn ? 5s!ii,N stinsh e?7Niii"' lllJUlllt lt -yv.ji.MWJi, vyv.v, VIIIU.U., von Dosen in Schildplatt und edelstem Metall. Geschenke von Marie Antoinette. Zar Peter, Friedrich dem Großen und vielen anderen. In der alten Hochschule für Musik in der Potsdamer Straße sind Arbeiten von Invaliden ausgestellt, die aus den Tech Nischen Lehranstalten' in Offenbach ftam men. Diese Anstalten gehören zu den vielen ihrer Art, die während des Krie ges begründet wurden, um Invaliden zur Rückkehr in ihren alten oder auf einen neuen Beruf vorzubereiten. Das Offen bacher Institut zwar hat schon früher bestanden, doch hat es seine neugebauten Räume zu einem Lazarett mit 240 Bet ten umgewandelt und überträgt sein be währtcs Lehrsystcm auf die Kriegs-Ver Mundeten und Verstümmelten, unterrich tci sie, daß sie trotz fehlender Gliedmaßen ihrem früheren Berufe wieder nachgehen können, lehrt ihnen einen neuen, wenn sie für den alten nicht mehr taugen. Die künstlerische Leitung der Offenbacher Anstalt liegt in den Händen des Archi tekten Prof. Hugo Eberhardt. Dieser Mann ist es, der mit der ärztlichen und wissenschaftlichen Sorge für das Wohl der Invaliden den Gedanken verband, zu gleich der Hebung der Arbeit in Geschmack und Qualltat zu dienen. Eine solche Ber bindung war nur möglich durch die Art, wie die deutschen Aerzte ihre Aufgabe er faßten. Hätten sie sich mit dem Mindest mäh begnügt, mit der notdürftigen Her stellung, so hätte niemand ein so weit gehendes Programm aufstellen können. Aber sie begnügten sich nicht. Sie fetz ten sich das höchste Ziel. Es sollen die Invaliden nicht nur zu nützlichen, sondern auch zu reudigen Menschen gemacht wer den, zu Menschen, die nicht einmal da? Almosen des Mitleids brauchen. Dazu war neben der ärztlichen Behandlung auch eine technische Unterweisung not wendig. Und nun. wenn man dafür eine Anstalt schuf, war es ebenso möglich, eine Musteranstalt zu schaben und nicht nur irgendeine, fondern gute Arbeit zu lehren. So ist an dem Reservelazarett in Ofen bach, da Oberstabsarzt Medizinalrat Dr. Rebkntisch leitet, da BerusiSübuiigslaza, rett entstanden, au dessen ZUerlstätten die hier ausgestellten Arbeiten stammen. , E wird hier natürlich mit den kin fachsten Stoffen und Techniken gearbeitet. Aber gerade deshalb ist der Erfolg so überzeugend. Wer allerding! die Aus stellung ohne Erklärung sähe, der würde sie für nicht andere halten, al für die Schau einer gut geleiteten Handwerk! schule, einer Schule, deren Leiter daran glaubt, daß die Quellen, au denen die alte Volkskunst floß, wohl verschüttet, aber nicht versiegt sind, und daß man di; Menschen de Volke leichter vom Kitsch befreien kann, al die Gebildeten.' AI Beispiel für da, wa h'.:r geschcisfe.r wird, fei ermähnt, wa Professor Eber hardt von einem gedrehten eisernen Arm leuchterzu erzählen weiß: Ein früher ausgezeichneter Eisendrcher kam zu un mit Radialslähmung der rechten Hand. Er will den Beruf-aufgeben, da er kein Pfuscher sein möchte, er will Kausmann werden. Alle Mühe, ihn an Maschinen teile zu bringen, ist umsonst. Da der lobt er sich. Da gab den Weg. Ich schlage ihm vor. als letzte Arbeit im alten Beruf an der Drehbank einen Leuchter zu fertigen sur die Braut nach Zeichnung. Bei kunstgewerblichen Arbeiten komme es ja auf genaue Arbeit gar nicht so seh: an. Er fertigt den Leuchter, es geht ganz gut. Er macht einen zwqiten, da packt ihn der Ehrgeiz. Bei einem kleinen Wett bewcrb um die beste Werkstattarbeit er scheint er und will eine ganz große Sache machen. Er fertigt den großen Arm leuchter. Und al dann von Krupp eine Anfrage kommt nach guten Drehern, mel det er sich und denkt nicht daran, den Be ruf aufzugeben.' Denkt man der Tragweite solcher Be sirebungen nach, so erscheint sie riescn groß. Neben den Invaliden werden ja auch die Erkrankten in den Lazaretten be schäftigt. ES find also Hunderttausend:, auf die man wirken kann, für das Leben wirken, da sie lange bleiben und ' diese Zeit nicht leicht vergessen werden. Kerb fchnitzcrei, Papparbciten, Linoleumdrucke. Laubsägearbeiten (aber nicht in der her kömmlichen, veralteten geistlosen Art, sondern farbig behandelt mit prachtvollen Tier und Menschenfiguren, von Charak ter im Umriß und von dekorativer Wir kung). Lederarbeiten, Knüpf- und Flecht arbeiten, Kartonnagearbeiten und vieles andere, was sonst zum kunstgewerblichen Vcrsuchsgebiet der Dilettanten gehört, wird hier, zu betrachtlicher Reife durch gebildet, gelehrt und die Erzeugnisse diese: . Musterschule weisen ganz neue Wege zum ' künstlerischen Erfassen. Zum Schluß noch eine Ausstellung. In Magdeburg ist vor kurzer Zeit der erste Versuch gemacht worden, einer Kunstge Iverbeschule eine Fachklasse für Frauen klcidung" anzugliedern, und im Berliner Hohmzollcrn , Kunstgewerbehaus wurden die Ergebnisse des ersten Semesters der Oeffentlichkeit vorgeführt. Seit langer Zeit ist man darauf bedacht, die Mode von fremden Einflüssen zu befreien, Frankreich die Vorherrschaft auf diesem Gebiete aus der Hand zu nehmen und eine Deutsche Mode' zu schaffen. In der Magdeburger Fachklasse ist man be strebt, die Begabten herauszufinden, de: Modeindustrie zuzuführen und ihrem Ta lcnt den zur Entwickelung nötigen Spiel räum zu geben. Was nun auf der Aus stellung gezeigt wurde, war ja allerdings recht : respektabel und anerkennenswert, aber die Mode", die ihre eigenen Launen hat, dürfte dadurch kaum beein flußt werden. Ist wenigstens bish:: nicht beeinflußt worden. Das erkennt man am besten aus der Tatsache, daß man heutzutage, in der Zeit der Wolle teuerung, Röcke trägt, aus denen man zur Zeit des hobble skirt" gut drei hätte ma chen können, daß man rn der Zeit der Le derteuerunz die Frauen zwingen will und so starker Zwang ist nicht einmal nötig die höchsten je dagewesenen Stie-' sei zu tragen. Wir haben es ,a bereits erlebt, daß hier und dort ein General kommando vorläufig nur väterlich warnend gegen die neue Äcode aus getreten ist, und es dürfte dazu kommen, da der Stoff- und Lednverschwendung durch militärischen Machtspruch ein jähes Ende bereitet wird. Bekommt man üb-ri gens gar durch Zufall eines der be! uns gar fo seltenen Pariser Modejournaie zur Hand, so macht man die überraschende Entdeckung, daß man sich in Paris genau so kleidet, wie hier., Also vorläufig ist der Beweis, daß man wirklich eine deut sche Mode schaffen kann, nicht erbracht. Kleider, deutsche Kleider? Jawokl, fo gar sehr tdle und vernünftige Kleider, geschmackvolle Kleider; aber Mode? Nein. Wenn dieser Bericht auf Vollständig seit Anspruch erheben wollte, dann müßten alle die Dutzende anderer, kleinerer Aus stellungen angeführt werden, die in den Kunstsalons, den Kunstgewerbehäuscrn, den Warenhäusern und Ausstellungssälen stattfinden, und von denen eine die andere ablost. Es müßten die eigentlich mehr einen Anschauungsunterricht als eine Schau bildenden Ausstellungen der wis schaftlichen Bearbeitung auch des klein sten. Hausgartens, die Vorführungen aller nur erdenklichen , Ersahartikel , die Vorführungen der Bereitung von Kriegs speisen' aus den uns zur Verfügung fte henden Materialien, die Kriegsbäckcrei-, Kriegs , Dörrobst, Kriegs Gemüse-, Kriegs-Notstandsarbeitcn, und alle die zahllosen anderen Demonstrationen und Schaustellungen erwähnt werden, von de nen jede Woche mindestens eine neue bringt. Ich müßte zurückgreifen auf die prächtige Ausstellung des Vaterlands dank', der im Kunstgewerbemuseum Gold und Silbergegenstände ausgestellt hatte, die ihm für feine Sammlung zum Besten der Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen zugegangen sind, und ich dürf te vorgreifen nach dem Projekt einer nach Abschluß des Krieges geplanten , .Ver bündeten-Ausstcllung", mit der sich seit einiger Zeit schon die Verkehrsbehörden. die Berliner Handelskammer und die Ael testen der Kauffmannfchaft beschäftigen.' Aber bis der Gedanke in die Tat umgefetzt werden kann, derweil werden wir noch viele andere, kleinere, aber nicht minder anregende Ausstellungen hier erleben.