Nebraska Newspapers

    Omaha Tribiie, Mittwoch, 7. Juni 1910. Seife C
clzwavze
rtriiiiiiuilrötiislü von
(2, Fortsetzung).
Also nicht Xtol Tenn der wäre
sicher herbeigeeilt, wenn er in ihrem
Mirnmer icichl gesehen hatte, Vcr
mutlich der lästige ÄeUer. der wegen
fcineß Unwohlsew einen Cpizzier
gcing machte, oder irgendwer von der
DienerschZt. '
Mary trat zur Stehlampe un?
schraubte sie herab. Dann wollte sie
zur 2ür schreiten.
Im selben Auaenbliit wurde dies?
geöffnet und SJon trat ein.
2 ist schon ganz ruhig im Hnuse.
Alle schlafen!" meldete sie. . .
'Nun gar so ruhig kann e noch
nicht sein. Eben war jemand vor
unsern Fenstern."
Von den Dienstboten niemand,
Frau Baronin. Es musz der Herr
Oberkeuinant gewesen sein, denn er
ist nicht im Zimmer."
,ör war e nicht."
Tann vielleicht der Baron ftranj.
' Ja, vielleicht der oder der Gärt,
per Hast du alle hergerichtet V
Ja. bitte.'
Und der Vater?"
Der Herr Baron hat sich in sem
Schlafzimmer zurückgezogen."
Oeffne jetzt die Türen, die in der.
Park hinausführen."
' Sosort, bitte?" frug Lori.
' Die kleine Stehuhr schlug drei
rierte! elf.
Ja. sofort. Geh' nur dorauk. ich
Zomm' gleich nach."
Frau Baronin sollten aber etwa
mnehmen. Sie sind so leicht ange.
zogen." , ,
Ach Gott, e ist ja drauben so
vorm.
. Daß Sie sich nur nicht verküh
len!" meinte die Kammerfrau besorgt
und verließ da Zimmer.
.Mary atmete tief auf. Sie gmg
gur Stehlampe zurück und löschte si
aus.
Dunkelheit füllte da Zimmer. Nur
durch das offene Fenster brach der
Abglanz der Sterne als blasser
Schimmer herein.
Leise, auf den Zehenspitzen, damit
sie kein Geräusch verrate, öffnete die
Baronin die Tür des BoudoirS, Eine
Sekunde lang blieb sie unentschlossen
stehen, dann trat sie mit festen Schrit.
ten ein.
III.
Also achtgeben, gut achtgeben."
flüsterte Mary an der Tür des
Bibliothekzimmers Lori zu.
Auf dem Tisch des Zimmer lag
ein Buch aufgeschlagen, daneben stand
die Lampe. Jetermann mußte den
Eindruck gewinnen, als ob hier 1
eben jemand gelesen hätte.
Wenn du etwas hörst, so komm'
gleich hinunter. Wir sind ' bei der
großen Linde. Wirst du überrascht,
so pfeif' und sag', ich bin ein bißchen
in den Park spazierengegangen, weil
mich der Kopf schmerzte."
Ich werde schon achtgeben, Frau
Baronin."
.Mach' alle Türen auf, dann hörst
du besser!" ermähnte noch die Baro
nin die alte Dienerin, dann schritt
sie vorsichtig die wenigen Stufen, die
auf den tiesbestreuten Weg führten,
hinab, sah sich nach allen Seiten um
und eilte rasch über den Weg in die
gegenüberliegende Allee.
Hier war sie sicher, nicht gesehen
zu werden, denn das Blätterwerl
deckte die lichte Gestalt vollständig.
Nichts störte die tiefe Stille dieser
zauberfchönen Mondnacht al das
eintönige, schläfrige Plätschern der
großen Fontäne, deren Strahl im
Mondlicht wie flüssiges Silber leuch
tete. Und durch die wundervolle heiße
Sommernacht eilte die junge Frau
lhrem Gluck entgegen Tort, un
ter der uralten Linde, saß er ouf der
Bank. Deutlich sah sie seine Gestalt
Er hatte die Attila mit der leichten
Bluse vertauscht und blickte unausge
setzt nach der Richtung, aus du sie
kommen mußte. Nun hatte er sie
erblickt.
Ein leiser Ruf und sie lag an sei.
nem Herzen.
Oh, du, du!" stammelte sie und
druckte ihn an sich.
.Endlich!" flüsterte er mit leiden
schädlicher Zärtlichkeit und küßte das
bleiche, zu ihm emporgehobene Ge
sicht.
Ich muß mit dir sprechen. Leo,"
Zagte sie leise, ich habe dir Wichtiges
zu sagen."
Nicht setzt, spater!" wehrte er ab
und schlang wieder seinen Arm um
den Nacken der jungen Frau.,
Nein. nein. Leo", wehrte sie sanft
ab, ich habe wirklich Ernstes mit dir
zu sprechen."
Aber Mary, Ernstes! Jetzt?
Jetzt, wo ich das erstemal, seit ich
hier zu Gast bin, Gelegenheit finde,
mit dir allein zu fein, jetzt willst du
von ernsten Dingen sprechen?"
Es muß sein, Leo."
Nun. wenn eS sein muß dann
bitte "
Mary überhörte den leicht gereizten
Ton.
Paß auf. Leo. es ist wirklich
wichtig, für uns beide wichtig!" be
. gann sie. Als mir der Vater gestern
önkündigte, du würdest heute zu uns
i M
perlen.
August Weisil.
herauskommen lind Hierbleiben, bii
da Nennen vorbei ist, da versuchte
ich, aus den Busch zu klopsen."
Ich dtksiehe. Und?"
.Tu weißt. P.ipa schätzt dich sehr,
du bist ja der Sohn seint einzigen
Jugendfreundes. Aber du weiß!
auch, wie streng der Bat ist. Wie
sehr ihn meine erste Ehe erbittert
hat."
,Wa hast du deinem Bater eigent.
lich gesagt?" fragte da Leo.
.Ich sagte dem Vater: Schau,
eine junge Witwe wie ich hat tigeiit
lich keine rechte gesellschafliche Stel
lung. Ich habe doch auch ein Anrecht
an Leben, ich mcchte doch auch noch
einmal glücklich werden." und so for:
.... Wa man halt noch alles sagt,
wenn man mit einem Bater sprich!
und ihn für eine Idee gewinnen, du!'
heißt, auf eine Bitte vorbereiten
will.
WaS antwortete er?"
.Er ließ mich ruhig aufsprechen,
blickte mich ernst an und sagte dann:
Dein Glück liegt mir am Herzen,
ich wünsche nichts andere, als daß
du eS in reichstem Maße finden sollst.
Wenn dir ein Mann begegnet, den
du liebst und der dich liebt, der ein
ehrenwerter Mensch ist und "
Mary stockte.
.Nun. und?"
Und dessen Verhältnisse voll,
ständig geordnet sind, dann werde ich
sicherlich nichts gegen eine Verbindung
mit ihm einzuwenden haben."
Baron Walden biß sich auf die
Lippe. Eine kleine Pause trat ein.
Tann fragte er:
Damit war daS Gespräch zu
Ende?"
Nein. Du kannst dir denken, wa!
ich bei den Worten des Vaters ernp
fand. Aber ich ließ nicht locker.
Sag', Vater," fragte ich. wenn nun
einer käme, der mich liebt, den du
schätzest, der aber kein Geld hat, gar
kein Geld. Vielleicht sogar Schul.
den " Weiter kam ich nicht. Du
hättest ihn sehen sollen, wie er auft
fuhr: Was wieder einer mit
Schulden, wie der erste? Wieder ei
ner. der dir in zwei Jahren die Mit.
gift verhaut, der dich schlecht behan
delt, wenn das Geld zu Ende ist, und
der sich dann schließlich wegen einer
andern Frau im Duell erschießen
äßt? Nein, daraus wird nichts!
Ich habe das erstemal nachgegeben,
leider nachgegeben, und wir beide ha-
ben es teuer bezahlt.
Die Baronin schwieg, als warte sie
auf eine Bemerkung Leos. Doch die
ser blickte nur dufter zu Boden.
Aber wenn ich ihn liebte? drang
ich nochmals in meinen Ba'.cr.
.Wenn mein ganzes Lebensglück da
von abhinge?" Mein Kind, spre
chen wir nicht weiter," antwortete er
ernst, du bist erwachsen, selbständig,
Herrin deines Willens. Tu kannst
tun, was dir beliebt und brauchst dich
um den Wunsch deines alten Vckters
mcht zu rummern. Ader das eine
sage ich dir, meinm Segen erhältst
du nicht! Ich ziehe meine Hand von
dir zurück, wenn du nicht eine Wahl
trihst, der rch vollständig beistimmen
kann!" Damit war das Gespräch
zu Ende.
Wieder trat eine Pause ein
Und was folgerst du aus dem
Gespräch mit deinem Vater?" fragte
Leo,
Ich bin hergekommen, um dich zu
bitten, von demem Vorhaben abzu
stehen, jetzt schon um meine Hand
anzuhalten,
Leo ruckte etwas von Mary weg:
seine Hand glitt von ihrer Schulter
herab.
.Da heißt mit andern Worten"
Sre ließ rhn nicht aussprechen.
.Such' keinen andern Sinn'
Kommt Zeit, kommt Rat! Nur jetzt.
im Augenblick, steh' vb davon, sonst
ist alles verloren! bat Mary
Das Gesicht des jungen Offiziers
wurde tiefernst.
Seine Augen blickten die geliebte
Frau vorwurfsvoll an, als er leise
erwiderte:
Weißt du, was ich von dir erwar.
tet hätte?"
Nun?" fragte sie.
Ich hätte erwartet, daß du einfach
vor deinen Water Eintrittst und sagst:
3$ liebe Leo und will ihn heiraten
und wenn du deine Einwilligung nicht
gibst, werde ich ihn ohne sie nehmen!
Aber Leo, ohne den Segen eines
Vaters einen Bund fürs Leoen em
gehen?"
Wenn eS nicht anders geht "
Nein, nein, Leo! Und dann: Wo
pon sollen wir denn leben? Mein
mütterliches Erbteil, das wenige, das
ich befaß, hat mein verstorbener
Mann durchgebrncht. Wenn mich
Papa nicht wieder, aufgenommen hat
te, hätte ich nicht gewußt, wie mich
durchbnngen. Und du, Leo. glaub
mcht, daß rch drr einen Vorwurf ma
chen will, aber du hast, mir doch selbst
gestanden, .daß du in Schulden steckst
Also was könnten wir denn ansän
aeitr
Der Offizier schwieg.' Das Blut
war ihm in die Wangen geschossen.
Wie bereute er in diesem Augen
blick seinen Leichtsinn. Wie ganz
ander stünde er vor ihr. wenn er h
fogn könnte: Komm" zu mir, küm
mece dich um nicht. Ob mit. ol
ohne Einwilligui'g i'eä Vater, werd,
mein, laß ui unierm G'iick leben
für alle andre werde ich sorgen!"
Aber ws konnte er licht. (?i
mußte sich fügen. Wa hatte er ihr
der verwohnten ?srau. zu biete alt
seine heiße, selbstlose Liebe?
Der Vater halte recht mit den küh
len, lebenöprultische Erioägungcn
Und auch Mary konnte er nicht un
recht geben. Wovon solltcn sie leben?Ti,
Situation war gewiß nicht rosig. Unl
er hatte wahrhaftig kein Recht, de,
jungen Frau Voiwiirse zu machen.
Leo chlang fc.nen Arm um "Ulan
und zog sie wiedir an sich. Sie lies
hrcn Hops aus die -.chuüern x,toi
allen.
Du hast nicht so unrecht", sagt,
er, aor nur man gieica oen iiui
verlieren! In acht Tagen ist viel,
leicht altes gut. Du weißt, welch,
Hoffnungen ich auf das Rennen setze.
Mnn ich als (5rier hereinkomm'.
ind auch alle Schulden gezahlt."
Mary lächelte traurig.
Mit den viertausend Kronen, di,
der Preis ausmacht. iriUU cu all,
deine Schulden bezahlen ?' fragte fit
,Aber Kind, kein Men.ch hat ein,
Ahnung, wie mein Braun geht. T"
Buchmacher offeneren ja ung:aubli
cheö Geld! Denk' dir. fünfzigfachei
Geld! Ich hab' viertausend Kroner
auf Janko gewettet. Wenn ich Er
ter werd, gewinn ich zweimaiyun
derttausend Kronen."
,Leo, fragte Mary besorgt, we
haft du das Geld hergenommen, um
wetten zu könmn?'
Na, von der Gage hab' ich mir 1
nicht erspart. Ausg'nommen hab'
ich's halt."
Mary ließ den cps liaung tzan
gen.
,Na ja, was hätt' ich denn tun fei
.en? Das mußt du doch begreifen
Mary! So gehts nun einmal nich'
nxiter! Entweder eine reiche Parti,
das tu' ich nicut. dazu hab' ich
dich viel zu lieb oder irgendein
Zufall. Da ist e? doch das Nächst.
liegende für mich. 00.5 iq mir meinem
Pferd waS gewianen will. Ich kam
doch nicht auf die Börs' geh'n! Siehst,
wenn's jetzt einschlagt, ist alles gut!
iv, a ,.. .mUil?'
Und wenn's aber nicht einschlägt?'
ragte Mary.
.An das darf man nicht denken.
Es muß einschlagen! Der Broun gehl
amos. Ich hab' die anvern ytro
beim Training g'seh'n und mit e:v
paar von ihnen bin ich schon in Lu
dopest geritten weißt, damals, wu
ich g'sturzt bin ich vernwer vir.
ich hab' di besten Chancen!"
Wenn dir aber wieder, wie da
mals in Budapest ein Malheur paZ
siert?" fragte Mary.
Wenn, wenn! Mein Gott, da sini
halt höchstens viertausend Kronei
hin! Die machen 's doch nicht meh,
aus! Aber wenn 's glatt .geht. Mary
denk' dir nur. wenn 's glatt geht
Wenn ich Gluck hab' und die zwei
malhunderttausend Kronen so hinge,
zahlt bekomm' . . . Lierundzmanzi,
Stunden spater sind meine iscyuioel
bezahlt und ich steh' in Parade oo,
deinem Vater und sag' ihm: Äaro,
Rodenstein, ich bitte Sie um die Hani
Ihrer grauslichen Tochter:
Und mit diesen Worten druckte
Mary an seine Brust und küßte sie.
Die junge Frau legre ryre vren.
mnde Wange an die seine und fm
sterte:
Und wenn sich zwei so lieben wu
wir. dann iit aucy rein pser
groß, das sie einander bringen, nich:
wahr?
Opfer? Wo willst du denn scho,
wieder hinaus?"
mein' nur, weil ich frühe,
verlangt hab', daß du noch war
en sollst", antwortete sie.
Na ja, es bleibt mir ja nicht!
andres übrig. Am Sonntag ist dat
Rennen, und wenn Gott hilft, so iß
Montag früh alles im klaren."
Gott wird schon helten". logte in.
se die junge Frau, selbst wenn du
Malheur hast, so werden wir schor
Mittel und Wege finden. Nur Zeit
müssen wir gewinnen."
Leo feufzte tief ouf.
Hörst. Mary, du hast heut' ein,
Art, du bist so merkwürdig... zu
erst hast alles schwarz g'seh'n unt
jetzt siehst wieder aus einmal ane
rosig...? Ich versteh' dich wirklick
nicht. Wenn schon der Teufel will,
daß ich den Preis nicht krieg', dann
dann weiß ich wirklich nicht, was ich
anfangen werd'!"
Was du anfangen sollst? Do
werd' ich dir ganz genau sogen;
Mich fteh'n lassen und eine reich,
Partie machen!"
Sprichst du im Ernst? Ich soll
dich stehen lassen? Dich, die mir al
les auf der Welt ist? Und verkaufer,
soll ich mich?"
In den Augen der jungen Frau
leuchtete es auf. - Sie neigte sich
über den geliibten Mann und f!ü
sterte ihm ins Ohr:
Aber, ich habe doch nur so gespro.
chen. Ich weiß ja. daß du dein
Mary nicht im Stich laien wirst,
Und deine Mary wirk auch dich nie
erlassen, nie! In welcher Lage auch
immer du dich befinden mögest. Wenr
auch einmal '
lFortjetung folgt).
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