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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (May 27, 1916)
TÜM OmsZ Trlbu ptu Tügcbucb des M-icgskreivvilligen Gtto Miesittger. J , c iyii I. s Abfahrt umi ShniigKai. AlS Ich in Chaiighaj am Abend des 15, August 1011 du, 3113 nach Nanking be stieg, waren wir nur noch sechs Deutsch;, die, dem Ruf des Vaierl.ind.S folgend, sich aus dem einzig noch möglichen gd wege nach Tsingtau begeben wollten, um, weit weg von der lieben Heimat, vmi vorgesliiobenen beulten stulturstiitipiiiiH zu vertcidigkii. : Die grofte Masse der .zur ffahne eilenden Söhne Deutschland hatte schon in den ersten Tagen deS Monais ihre liebgewoniiciic Arbeitsstätte verlassen. Sie waren mit Musik und Gesang om Bahnhof abgefeiert worden und nicht enden wollende Hoch und Hurras und herzliche Händcdrücke feiten der vcllzih iig am Bahnhof erschienenen Landsleute hatten iknen diil (Mflpit nnehm l-.i hi Nacht den Zug, der Hiite und Tllchc schwingenden Stenge entrückte. Nach Nanking und Isiiianfu. ' Heute war ei recht still beim Abgang ves ugeZ, doch wllsjlcn wir gleich,vohl, vag oie Pcrzen der uruavleidend,' in derselben vaterländischen Begeisterung für uns schlugen wie den anderen am ersten -Jage. Einwendungen feindlicher Ratio neu und Rücksicht auf den internationalen Charakter des Bahnhoss und der Eisen bahn machten eine strenge Zurückhaltung undcdingt erforderlich. Nur wenige Leute, die den Scheidenden besonders nahe stan den, hatten sich tingcfunden. Pünktlich um 9 Uhr fetzte sich der Zug in Bcwe- gung. In einem Schlaswagenabteil ha! ten wir es uns zu dritt recht bequem ge macht und bald waren wir olle in recht lebhafter Unterhaltung, die sich natürlich zur Haupt ache um da! groke Volkerrin gen und die lcdtcnKämpfe zu Hause drehte. Meine Begleiter waren ein Ma rineJngcnieur des Dampfers Siiiang" der Hamburg-Amerika-Linie und ein jun ger Hamburg Kaufmann, der sich au einer Ä:schästsreise nach Japan befand ali er bei Ausbruch des Krieges von dort nach Changhai zurückreisen mußte und als Ersahrcscrvist eingezogen wurde. Bei unserer Ankunft in ?!an!ing gesellten sich noch weitere Leute zu uns, die, wie leicht zu tischen war. da! gleiche Nciseziel wie . wir hatten. Nachdem wir mit der ffahre auf daZ andere Ufer des Fang Kiang nach Pukom Übergesetzt waren, ging es nach kurzem Aufenthalt don dort weiter nach Tsinansu. wowir am 17. August früh am Morgen ankamen. Ein gutes Frühstück im deutschen Hotel Trendel bot angenehme Erfrischung nach langer Fahrt Auf dem Hauptbahnhof der Schantung Eisenbahn-Gcscllschaft angelangt, wartete unser dort , ein guter Schluck deutschen Bieres, das in Tsinanfu anfige Deut sche für die einrückenden Krieger gestiftet hatten. , , -uw,': der Tchantung'.Bakjn.' Gegen 9 Uhr ging die Fahrt weiter. Der Zug führte jetzt noch einige rcjih'te Reservisten mit sich. Unter diesen be fand sich ein österreichischer Waht mit seiner Frau; während er selbst sich al: Offizier in Tsinatau einreihen liefe, stellte sich feine Gemahlin dem Roten Kreuz als Pflegerin zur Beisuzung. Ein anderer gehörte zu jenen 52 Reservisten, welche, von Manila gekommen, in Hongkong von den Engländern vom amerikanischen Dampfer heruntergeholt und gefangen ge, letzt worden waren. a er zufallig in der Schweiz geboren war, so war cs ihm tfus Grund semer Geburtsurkunde gelun gen, alö Schweizer durchzukommen. Noch 'einem anderen aus dieser Schar war cs ' geglückt, als Amerikaner zu passieren, wäh rend alle übrigen bedauernswerter Weise als Gefangene zurückbehalten wurden. Land und Leule in Tchantung. War bislang die Fahrt in lan'gschaft licher Beziehung recht Uninteressant und eintönig verlaufen, so bot die Bahnstrecke Tsinanfu Tsingtau einen weitaus leb hafteren Anblick. Gleich hinter Tsinanfu eröffnet sich dem Reisenden ein Bild lang ' ausgedehnter, unmittelbar aus dem Ge lande empörsicigender Bergketten, zu deren Füßen saftige Wiesen grünen und Reis und Kauliangfelder, von vielen flachen Flüssen und Bächen durchzogen, sich aus- breiten. Zu , beide Seiten dcs Bahn dammes zeigen sich kleine Baumanpflan zungen und deutlich ist zu bemerken, wie deutscher Einfluß, deutsche Ordnung und Sauberkeit bereits in der ganzen Provinz Schantung Boden gewonnen hatten. Die Bevölkerung macht einen guten Eindruck. Der Schantungbewohner, fleißig und ge wissenhaft, hat die von dar Deutschen geleistete Arbeit anerkannt; dir 'Eröffnung Tsingtaus als Handelsplatz hatte 1-cle bend auf die ganze Provinz gewirkt und bald dazu geführt, daß überall eine ge wisse Wohlhabenheit im Lande sich geb tend wachte.. Die gute Instandhaltung der Bahnstrecke, die musterhaften Bahn anlagen und die schmücken Stationshäus cken liekzen darauf schlichen, daß hier in jeder Weise vorzuguchs geleistet worden war. , . Im deutschen Echrtzgcbict. ' Trotzdem die Wolken des Krieges sich uch in Schantung zusammenzuziehen be gannen, so war der Verkehr auf der Bahn doch noch immer rege. Die ersten An zeichen , kriegerischer Tätigkeit wurden sichtbar, als wir uns der Grenze des beut; schen Schutzgebietes näherten! wir erblick ten dort die ersten Feldwachen. Auch auf den Bahnhöfen sahen wir unsere Lands leute jetzt in kleineren Gruppen; gar mancher war darunter, den ich noch vor kurzem in Shanghai als Kaufmann oder Beamten feiner Tätigkeit hatte nachgehen sehen, und der jetzt den hellen Sommer anzug mit der Ahakiuniform und dem Khakihelm vertauscht hatte. Nur ?urz währte der Aufenthalt des Zuges, dann ging es weiter unter Händeschütteln und munteren Zurufen, bis Wir uns gegen 5 Uhr Abends dem Ziele Unserer Reise mähitUf '.'''' Ankunft in Tsingtnu. Ein goldiger Sonnenschein ließ seine letzten Ölkohlen über das Wasser gleiten, als in der Ferne die ersten Häuser, der große Hafen, mit der Mole und dem Äiescnkrahn. auftauchten. Die Reinlich leit der Stadt," die schönen Straszen und prachivolien Anlagen, liegen den An könimling völlig vergessen, das, er sich in Ehina befindet. einem Lande, daS sonst al Heimat des Schmutzes in aller mn bekannt ist. Fürwahr, hatten die zahlreicken bezopften Söhne deö Reiche der Mitte uns nicht eines besseren belehrt. 10 giauvie man annehmen zu dürfen, in einer modernen deutschen Kleinstadt Ml leiisörmiger Bauart angekommen zu sein, Marsch nach der Bii,nrckfaserk. v:tq nay unserem Einires en in Tsingtau wurden wir von einem Unter ossizier in Empfang genommen, der uns m Weihen zu vieren ausstellte und dann mitsammt dem ganzen Gepäck nach der BiSmarckkaserne geleitete. Es waren .oohl im ganzen 20 Mann, die lustig und doch zugincn geipanm aus die kommenden Et eignisse unter Scherzen Und Pfeifen ihren Marsch durch das Ctädtlcin antraten. Unser Unteroffi.,ier. der dem 3uae voran schritt, war, wie sofort zu erkennen war, selbst ein Reservist. Das stramme Bäuch- lein und die dicken runden Backen gaben dem Aeuszeren eines Abtes von St. Gal Icn nicht viel nach. ' Nach eiwa einhalb stiindigem Marsch, wobei unser Anführer manchen ehrlichen Schweifzflccken auf dem yalirocl hinterließ, gelangten wir in der Bismarckkascrne an. Auf zicmlichet Höhe, etwas entfernt von der eigentlichen ladt, liegt d,eser Bau in malerischer Weise inmitten gutgcpflegter Anlagen. Nachdem wir die grösseren Gepäckstücke in Verwahrung gegeben hatten, wurde uns freigestellt, och einmal in der Stadt zu schlafen, jedoch mit dem Hinweis, daß wir unS pünktlich um 7 Uhr am nächsten orgen wieder einzusinken hätten. Die Gelegenheit, nach der langen Reise ein warmes Bad zu nehmen und noch ein mal gemütlich in einem Federbett zu schlasen, wollte ich mir nicht enjgchcn las sen; so rief ich die nächste Ricksha und fuhr nach dem Central Hotcl, wo ich ein Zimmer für die Nacht mietete. Leben in der Kolonie. Es war im Spätsommer dcs Jahres 1911. gewesen, als ich Tsingtau zum eisten Mal gesehen hatte. Damals herrschte ein reges Badclcbcn in der- Kolonie. Von allen Plätzen Ostasicns hatten sich Er holungssuchende . eingefunden. die am Badestrände sich tummelten, over auf der Promenade vor dem Ttrandhotel den lustigen Klängen der Kapelle dcs III. Seebataillons lauschten. Die gutgcpflegtcn Wege boten vorzügliche Gelegenheiten zu Ausflügen zu Fuk, zu Pferd oder mit dem Wagen, wovon allerseits reichlich Gebrauch gemacht wurde. , Theatervorstellungen, sportliche Wettspiele manigfachcr Art und gemütliche Tanzkränzchen im Strandhotcl bolen Besuchern wie iZinheimischen ange nehme Zerstreuung. Bei den Teutschen des Ostens hatte der Platz wegen feines gesunden Klimas, seines guten Bieres und vorzüglichen Essens nen guten Klang. Die Fremden wußten die Sauberkeit und idyllische Lage dcs Platzes zu schätzen und jeder glaubte etwas versäumt zu haben, wenn er bei einem längeren oder kürzeren Aufenthalt im Laube der Mitte nicht auch einen Besuch dem ostasiatischen .Schmuck- kastchen abgestattet hatte. Handel und Wandel. In kommerzieller Beziehung war gleich falls großes geleistet worden. Fast alle größeren deutschen und ausländischen Han delsuntcrnehmen des Ostens hatten sich in tsingtau niedergelassen. Die Hasen- und Dockanlagen galten als vorbildlich, die Polizeiverwaltung als musterhaft. Alles, was geschaffen worden war, , war mit Fleiß und Sorgfalt unternommen wor den. Besonderes Interesse erregten bei Chinesen und Ausländern die sorstwirt chaftlichen Bestrebungen, wie solche dort bislang ganzlich unbekannt wann. Eine gut geleitete und wohlausgestattete Hoch chule für Chinesen war dazu bestimmt, den Eingeborenen deutsche Wissenschaft und Kultur zu vermitteln. Die Aus dehnung des Platzes nahm von Jahr .z Jahr beständig zu; im Sommer dcs Iah res 1914 waren wohl an einhundert neue Häuser m Bau. Auf jedem Gebiete herrschte reges Treiben und den lebhafte Wunsch, es alles noch immer schöner und besser machen zu wollen. So lagen die Verhältnisse, als die.Ge- wiiterwotten sich im Juli über dem poli- ischen Horizont Europas zusammen zogen. Ausbruch des Krieges und Mobil ninchung. Der Ausbruch des Kricacs in Europa trat auch in Tsingtau sehr bald in die Er cheinunq. Am 31, Juli wurde der Be laaerungszusland über die Stadt ver hangt, dem am 2. August die vollständige Mobilmachung und die Einberufung der Reserven folgte. Das Ostasiatische Ma rine-Dctachemen! trifft aus seinen Garni son?ortcn Tientsin und Peking ein. Die Jnfanteiittverke werden mit kleinen Be satzungen versehen und die berittene 5. Kompagnie des III. Seebataillons schickt ihre ersten Patrouillen in das Borgelände, Die Kanonenboote Tiger", Iltis" und Lucks" werden außer Dienst gestellt und ihre Geschütze zu: Herrichtung dcs Nord deutschen Lioyddampsers Prinz . Eitel Friedrich" als Hilfskreuzer verwendet. Am 5. August brachte dann S. M. S. Emdcn" den Dampfer Reysan" der ruf fischen Freiwilligen F'otte herein. Da dieser Dampfer über große Schnelligkeit verfügte, wurde er mit Geschützen der Ka oneiiboole .Tiger" und Cormoran" be stüclt und die Mannschaft des letzteren ging auf den neuen Hilftkreuzer .Cormoran" über.,' , . 5 .., ;j . j'r,SU . j 4t- t.r.- m.-t-H f9 r ! " I , . , . IÄ( I Issr-"'1 i "': , . -it I l I r : -. .. ui r ,AIs nr- h '.r- .us.V;:,', 4- m'-4&tlAj -5 Durch Beiordnung vom 9. August war bekannt gegeben worden, dak sämtliche Lichter im Hafen zu löschen seien und die Fenster der Häuser nach der Seescile nicht beleuchtet scin durften. Die Stadt ge währte durch diese Maßnahmen einen un heimlichen Eindruck. Nichtsdestoweniger waren aber doch noch zahlreiche Personen auf den Straßen zu bemerken. Badegäste und feindliche Aueländer hatten die Ko tonte gleich zu Anfang des Monats ver lassen. Eine Anzahl Tsingtaucr Frauen und Kinder hatten sich auf dem Dampfer Pallat eingeschifft, und waren nach einigen Irrfahrten und utttcr schikanöser Behandlung seitens der Engländer in Ticntsi gelandet. Die zurückbleibenden Frauen stellten sich zum großen Teil dem Roten Kreuz zur Verfügung. Alles be leitete sich auf einen Angriff vor. Wird Japan am Krieg teilnehmen? Die letzten steten1 Stunden des unge bundenen Zivilleben gedachte ich bei einem guten Bissen und kühlem Glas Bier zu genießen. Ich begab mich deshalb zu dem bekannten Fürstenhof", wo im Halbdun kcl, um die Tische gruppiert, Offiziere und Beamte. Kaufleute und Reservisten die jüngsten Ereignisse auf dem westlichen Kriegsschauplatz besprachen. Trotz aller guten Nachrichten schwebte aber doch bei allen eine beklemmende Ungewißheit vor: r?? ' -rfV, !, W yyfsrz&m t: .... . , , ! t"'v -r- a I i . ' 's " ' r '-- 's 1- f " f- r ' n 1 . 41' r - v-'- jI ' ; !- J"f (vif Jyr 7.t ', .t h JJJfc'M ' , m $f; v VS5 Y A S Utsf i- -MA $kh' W H ' t -;'f :J'L-x Jv-" yJJ i n i trjfitx VVr mfc&tw ,1a. k - Jr jt - w ' ? V..V4 v " - "4 . i .P v, M UM -v V- , i.a' SU-'AV$' 'rt ( l :5 . - p? . t-xhM' r-;.i'i ' -44 U -jVl .. K , 'äUi ) , .Lz . s, " k . - . - !-. - , ';,. ' -.- V:.i ' - ' ' "' 'üM ' ' ' Deutsche Matrosen-Division in Ans dem Marsche durch die Stadt. Wird Japan in den Krieg eingreifen? Noch bis zuletzt versicherten die japanischen Zeitungen, daß Japan gegen Deutschland keine feindlichen Absichten hege und eine Beteiligung Japans am Kriege nur dann erfolgen könne, wenn Deutschland eng lischen Besitz in Ostasien angriffe.. Deutschlands Stelldichein in Ostasien. Bei meinem Spaziergang in der Stadt traf ich viele alte Freunde und Bekannte aus Hongkong, Shanghai und anderen Fremdenn'iederlassungen. Es war, als ob sich alle Deutschen der verschiedenen Plätze Ostasiens ein Stelldichein in Tsingtau ge geben hätten. Manche waren in ihren Uniformen kaum wieder zu erkennen. Im Einstrlluligobureau. , Am nächsten Morgen fanden tvir uns alle zur festgesetzten Stunde in der Kaserne ein. Hier hatte sich jeder zunächst beim Einstellungsbureau anzumelden, um einem Truppenteil' zugewiesen zu werden. Er saßreservisten, Kriegsfreiwillige und unge diente Landsiurmlcute wurden der 6. Kompagnie des III. Seebataillons zuge teilt, um hier ihre Ausbildung durchzu machen. Eigentlich hätte ich als ungedien ter Kriegsfreiwilliger gleichfalls in b'efc Kompagnie eingereiht werden müssen, Aber da ich beim EinstellungZbureau an gegeben hatte, daff ich in Shanghai Zwei "T ly- r ,X ' J . i : ' ' . M ,u r K 5 Äs ttJsZi?. rffc j Parade der deutsche tt - .v" -' ' '-.ni . . r.-1'" "N.. - c ks, .l-4-"--fu.. 4 v U T 'T' '1 . Vnwwiiin 'r--v ' 1 Blick auf Tsingtau vor drin Kriege. Jahre der deutschen FreiwilligcnKom pagttic Heinrich Prinz von Preußen" an gehört hatte, so wurde Ich sofort der 3. Kompagnie des Ostasiatischen Marine Detachements (O. M. D.) überwiesen. DaS war mir sehr lieb, denn auf diese Weise blieb mir das viele Gcdrtlltwerdcn erspart. Die deutsche Frciwilligckompagie in Shanghai. Zum besseren Verständnis muß ich für Leser, die mit den ostasiatischen Verhält nisscn nicht vertraut sind, bemerken, daß die deutsche Freiwilligen Kompagnie, welche, wie der Name sagt, den Bruder unseres Kaisers zum Chef hat und seine Initialen auf den Achselklappen trägt, im Jahre 1891 zum Schutze der Stadt Shanghai gegründet worden ist Auch andere Nationen haben solche Freiwilligen Kompagnien zu gleichem Zwecke gcgrlln det. So gibt es auch eine englische, schot tische, österreichische,' portugiesische, amc rikanische, japanische, chinesische und Zoll Kompagnie nebst Artillerie, Reiterei und Mafckiincngewehrabteilung. Alle diese Verbände sind zu einem Freiwilligenkorps vereinigt, welche einem aktiven englischen Oberst unterstehen. Die deutsche Kom pagnie hatte bislang einen Hauptmann, der. zuletzt in Reichsdiensten in Shanghai tätig, früher aktiver Pionicrhauptmann f."- T. r.-A Mfn rtlr;cv-- . - .n. - Wv war und sich um die Ausbildung unserer Truppe große Verdienste erworben hatte. Von den Freiwilligen hatten etwa zwei Drittel m deutschen Heer gedient; die nicbj gedienten Leute erhielten' ihre Unter Weisung im Ezerzicren und Gebrauch der Waffen durch frühere Heercspflichtigc. Die Ausbildung erfolgte streng nach deut schcm Exerzierreglement? außer den übli chen Besichtigungen durch den englischen Oberst und einen englischen General aus Hongkong wurde sie letzthin auch einmal jährlich durch einen deutschen Major aus Tsingtau in Augenschein genommen. Jelddienstübungen mit Offizieren und Mannschaften des deutschen Ostastaiischen Kreuzer Geschwaders vervollkommneten die Durchbildung. Die deutsche Stompagnte machte es sich allzeit zur Pflicht, in jeder Weise den weitestgehendcn Ansprüchen zu genügen, und hatte verschiedentli bei Unruhen Gelegenheit, ihre Bcrwendungs bereitschaft zu zeigen. , , Bon der deutschen Frciwilligcn-Kom-pagnie Hatten sich, vom Hauptmann an gefangen, fast alle in Tsingtau cingcfun den. Da sich frühzeitig die gute Ver wcndbarkeit der Leute herausstellte, wur den auch die nicht Gedienten bald Zur Front geschickt. Da die deutsche Gesandt schaft in Peking nicht von jeglichem Schutze entblößt werden sollte, war ein ,r 55- S?-'rlt ' " .i f --v i , f'hl ti & 1r? 5 K , ii-i j,A fr, . - t jr r 1 S.fzii Ji- r Truppe von Tsingm ans dem dortige 1 14 E - - '1.., ., ' 14 . . . ii ' - . ' r m: . . , - t i-4 tr.ir 1 r ? .w. .JI kleiner Teil in der Landeshauptstadt zu rückgeblieben. Um die Kompagnie in Tsingtau auf ihre volle Stärke zu bringen, wurden 39 Leute von der Landwehrkom pagnie (7. Kompagnie, III. Ccebataillon) der 3. Kompagnie O. M. D. zugeteilt. Später trafen auch die anfangs in Peking zurückgebliebenen Soldaten in Tsingtau ein, da sie durch Freiwillige an jenem Platze ersetzt, werden konnten. Einkleidung und Auöriistung. Am Morgen dcs 18. August erfolgte meine Einkleidung. ' Es dauerte geraume Zeit, bis ich alle Sachen zusammen hatte; vor allen Dingen fehlte es an einer genü genden Menge großer Stiefel. Am Nach mittag erhielt jcdet Mann LA) Patronen, die teils 'in den Patronentaschen, teils im Brotbeutel unterzubringen 'waren. , Interessant war ein Blick auf den gro ßcn Exerzierplatz der Bismarckkascrne, dk'en Gebäude sich in einem Viereck um d!c7. herumgruppitren. Vom frühen Moi gen an wurden hier Soldaten ausge bild't; unter ihnen sah ich manchen alten Freund, den ich entweder noch kurz vorher :,n Shanghai gesehen oder an anderen Plätzen des Ostens kennen gelernt hatte. Sie hatten einen schweren Dienst; früh um 3',. Uhr wurde geweckt, dann mußten die Stuben gereinigt und Kaffee geholt werden. Es folgte unterricht im Ezer r.n,wf. Tsingtau. zieren und Schießen; auch längere AuS Märsche wurden unternommen. Das kam manchen an gutes Leben gewöhnten Oft asiaten hart vor; die immer schlanker wer denden Gestalten redeten eine ' deutliche Sprache und nur zu häufig konnte man die Worte hören: Mensch, was hast Du Dich verändert! ' Nekruteit'Vereidigiing. Zu dieser Zeit wurde gerade die Ver eidigung mehrerer ncueingerückter Re kruten vorgenommen. Dir, mein liebes deutsches Vaterland, weihe ich mein Leben, treu bis in den Tod. Einer für alle, und alle für einen!" Ein mächtiges Fühlen, das jede deutsche Brust in der Stunde der Gefahr erhebend durchzieht und in der feierlichen Soldaten-Vereidi-gung feinen äußeren Ausdruck findet. Tief bewegt schaue ' ich der ernsten Handlung zu. Warum fordert man nicht auch von mir den Eid? Hatte man auf mich vergessen? Ich überlegte, ob es nicht besser wäre, meine Borgesetzten davon zu verständigen. Ich hielt es nicht für not wendig; wir alle wußten ja, wofür wir kämpften, und au chso war der Schwur m meiner Brust fest besiegelt. So zog ich unvcreidigt ins Feld. , Die III. Komvagnie O. M. D. Was unsere Kompagnie anbetraf, so waren wir im allgemeinen an diesem 1 wj ' ' t, vX.t --- ..VK. -SS :.. ' f ' A'' 4 -v A v-i r- w.- Truppenübungsplätze. ' - Tage ziemlich In Ruhe gelassen worden. Nut zwei Mal hatten wir zum Appell on treten müssen. Es wurden noch einige Veränderungen vorgenommen. Bei dem ersten großen Andrang hatte nicht im mer die Einteilung ganz zweckentsprechend vorgenommen werden können. Die Witterung war sehr heiß. Die Stuben waren alle überfüllt. ?...t mit Muhe hatte ich bei einigen Hongkong Reservisten in einer Unteroffizi?r?stube, die schon mit 8 Mann belegt war, Platz gesunden. Die Nacht brachte keine Ab, kühlung und an Schlaf war nicht zu den, ken. Die zahlreichen Moskitos setzten uns bös zu, und mancher unverholene Kraftausdruck ließ erkennen, daß keiner dte gewünschte Ruhe finden konnte. $ Fertig zum Abmarsch. Gegen Mittag de 19. August' erhielten wir dte Mitteilung, daß sich jeder marsch bereit zu machen hätte. Größere Gepäck stücke müßten zurückgelassen werden, nur die notwendigsten Gebrauchsgegenstande seien mitzunehmen. Um 3.4a am Nach mittag trat die Kompagnie vor der Ka ferne feldmarschmäßig mit Mantel, Zelt bahn, Kochgeschirr, Feldslasche, Brotbeutel und 200 Patronen an. Dte aktive Mann schaft führte auch ihren Tornister mit sich, womit die Reservisten zedoch nicht ausge rüstet wurden. Pünktlich um 4 Uhr er schien unser Hauptmann, ein großer etwas beleibter Offizier mit wettergebräuntem Gesicht und scharfen aristokratischen Ge sichtszugen. 'Er ritt einen kräftigen gelb lieben China-Pony. Stillgestanden, Augen rechts" ertönte das Kommando und, nachdem der Haupt mann seine Kompagnie begrüßt hatte, folgte der Befehl: Augen gerade aus, daS Gewehr über, in Gruppen rechts schwenkt, ohne Tritt, marsch!" und fort ging es an den Moltke-Baracken, der Moltke-Kaserne und der Germania-Brauerei vorbei nach Lttsun, einer Ortschaft, die, etwa IS km von Tsingtau entfernt liegt. Zum Kampf im fremde Erdteil. Trotz' der vorgeschrittenen Tageszeit war das Wetter immer, noch recht hei, Und Ichwül und drückend wie die Wit terung war auch anfänglich die Stimmung auf dem Marsch. Man konnte es den Leuten ansehen; ein Zug der Ungewißheit lag auf ihrem Antlitz. Nachdenklich zogen sie dahin, Schritt für Schritt. Wie wird es in der Heimat stehen? ' Ob die Eltern wissen, daß ich hier bin? Geht es Frau und Kindern gut? . Wie lange wird der Krieg dauern und was wird hier sich er eignen? Solche und ähnliche Gedanken sind wohl in diesem Augenblick bei Allen aufgekommen. Und doch zeigte sich bei ihnen allen auch ein Zug der Entschlossen hcit: Ein Jeder war bereit, sein Alles dahinzugeben, wenn es das Wohl Vaterlandes von ihm sorderte. Ohne Ab- schied von den Lieben, ohne Sang und Klang ging es hmaus zum Kampf auf fremder Erde. Ankunft in Litsun. An einer Wegkreuzung, ungefähr der Hälfte der Strecke, wurde Rast gemacht. Hierbei hatten die Leute, insbesondere die Reservisten, Gelegenheit, sich ein wenig kennen zu lernen. Als wieder aufgebro chen wurde, war die Stimmung bedeutend lebhafter und es dauerte nicht lange, da erscholl das beliebte Soldatenlied: ,O Deutschland, hoch in Ehren". Gegen 8 Uhr abends trafen wir bei ziemlicher Dun kelheit , in Litsun ein. Die Hälfte der Kompagnie wurde in einer Art Scheune, die früher zur landwirtschaftlichen Ver suchsanstalt gehörte, einquartiert; die an dere Hälfte fand Unterkunft in einer alten chinesischen Schule, die jenseits des Flusses in der eigentlichen Dorfschaft Litsun lag. Bei unserer Ankunft erhielten wir zunächst unser Avendbrot, beuchend aus Wurst, Brot und Kaffee. Alsdann gingen wir sogleich daran, unsere Betten zurecht zu machen. Die Matratzen lagen schon sir und fertig aufgeschlagen da, sie waren nur noch mit Ueberzllgen und Decken zu ver sehen. Außerdem mußte über jedes Bett ein Mosquiwnetz gespannt werden, denn ohne ein solches wäre bei der großen Masse dieser Insekten dort an Schlafen nicht zu denken gewesen. Der Ausbau der Netze war insofern schwierig, als die uns beher hergende Scheune sehr hoch war und nir gends eine Möglichkeit zum Befestigen zu entdecken war. Da war es interessant, zu beobachten, mit welcher erfinderischen Fixigkeit sich unsere Leute zu behelfen wuß ten. Die einen holten Stühle und Bänke herbei, an deren Lehnen sie die Netze be festigen konnten und auf deren Sitzen sie, um dem Ganzen einen festeren Halt zu ge währen, ih.: Rucksäcke und Patronen leg ten; andere hieben schnell ein paar Aeste ab, stellten diese an beiden Enden über Kreuz auf uno verbanden die Kreuzstücke durch eine Stange, wobei das Netz wie ein Dreieck oben spitz zulief; wieder andere nahmen Bindfaden, an dessen Ende sie einen Stein befestigten, den sie über die hoch über ihnen befindlichen Balken schleu derten und sich auf diefe Weise einen Stützpunkt zur Anbringung ihrer Netze verschafften. Es läßt sich leicht ausmalen, daß der Anblick eineS unter solch' eigen artigen Umständen hergestellten Nacht lagers originell wirkte. . Nicht weit ab von unserer Scheune be fand sich das Gasthaus zur Resi", einer feschen Münchnerin mit unverfälschtem bayerischem Dialekt. Wer eS sich leisten konnte, ließ sich die Gelegenheit nicht ent gehen, dort amal a guats Glasl Bier" zu trinken. Trotz der noch dem zurück gelegten Marsch sich fühlbar machenden Müdigkeit wollte sich der Schlaf aber nicht recht einstellen. Die zahlreichen Vcosqut tos, welche unbeschadet der Netze sich einen Weg zu ihren Opfern sich zu bahnen wuß ten, die Schwule der Luft und wohl auch das Ungewohnte der Lagerstätte wollten die Leute nicht recht zur Ruhe kommen lass.,.. Nur wenige erfreuten sich Mor- pheus besonderer Gunst, die sie ibrerseiis dadurch zu erkennen gaben, daß sie sogleich einen ga?.: Wald .abzusägen" begannen. , Der Kaiser kommt". Am Morgen deS nächsten Tage! erfreu ten wir uns eines dem Soldaten nur sehr wenig bekannten Gefühls vollkommener Ruhe. Wir benutzten die Zeit, um unsere ragerliaike etwas zu vervollkommnen, wo bei einige es verstanden, wahre Pracht bau!: auö dem Nichts zu zaubern. Am Nachmittage sagte man mir, daß jetzt gleich der Kaiser kommen würde. Dieser Mit tcilung schenkte Ich natürlich keinen Glau den und lachend wollte ich mich zum Gehen wenden. Die Soldaten versicherten jedoch, daß es ganz bestimmt der Fall fein würde und ich mich gleich selbst don der Nichtig keit überzeugen könnte. . Um 4 Uhr trat die Kompagnie auf der rechten Seite' des Litsunflusses vor der Chincsenschule, in einem offenen Viereck aufgestellt, an. Ein Tisch' wurde herbeigebracht und nun be. gann der Fcldwebl im Beisein deS Haupt manns und der Offiziere, an Unteroffi ziere und Mannschaften, die fällige Löh nung auszuzahlen. Als daS Geld auf dem Tisch ausgebreitet wurde, sah ich, daß tat sächlich, der Kaiser nicht nur nach Tsing lau, sondern sogar zu jedem einzelnen ge kommen war. ' ' Das japanische Ultimatum. Hier hörten wir zum ersten Mal etwaS Bestimmtes über das japanische Ultimo tum, dessen Text im Folgenden mitgeteilt werden soll: Wir erachten es unter den heutigen Verhältnissen für sehr wichtig und nötig, Maßregeln zu ergreifen, die Ursache aller Friedensstörungen im Fernen Osten zu entfernen und das allgemeine Interesse sicher zu stellen, das von dem japanisch britischen Bündnisvertrag ins Auge gefaßt ist, um einen festen und dauernden Frie den in Ostasien sicherzustellen, dessen Er Haltung der Hauptzweck dieses Bündnisses ist. Die Kaiserlich-Japanische Regierung hält es aufrichtig für ihre Pflicht, der Kaiserlich Deutschen Regierung den Rat zu erteilen, folgende beiden Vorschläge auszuführen. 1) sofort alle deutschen Kriegsschiffe und Hilfskreuzer aller Art in den japani fchen und chinesischen Gewässern zurückzu ziehen und sofort die Schiffe, die nicht zu rückgezogen werden können, abzurüsten. 2) bis zum 13. September bedingungs los und ohne Entschädigung das gesamte Pachtgebiet Kiautfchou den Kaiserin'' ja panischen Behörden auszuliefern, die es gegebenenfalls China zurückgeben werden. Die Kaiserlich Japanische Regierung ieilt gleichzeitig mit, daß, wenn sie die Antwort der Kaiserlich Deutschen Regie rung, in der die bedingungslose Annahme' des Rates der Kaiserlich Japanischen Re. Mprwrtet rtjtEnMhrnmon m mä ntm MIMtrtrt des 23. August 1914 nicht, erhält, sie sch vt.V.M.IM uu. i .1. flUU. U zu den Schritten gezwungen sieht, dte sie. angesichts , der Lage für notwendig er achtet". . : . .V::' Keine Antwort ist auch eine Antwort Auf . diese unverschämte . Heruusforde rung gab, wie vorauszusehen war, die deutsche Regierung überhaupt keine Ant wort. Japan erklärte nun in einem kai ferlichen Erlaß den Krieg an Deutsch land. Oesterreichische , Kriegserklärung an Japan. , ' Als der treue Bundesgenosse Deutsch- lands erklärte nunmehr OesterrcichUn garn den vtieg an Japan; hierdurch wurde erreicht, daß der östcrreichisch-un garische Kreuzer Kaiserin Elisabeth" in Tsingtau bleiben und seine auö dreihun bett Mann bestehende Besatzung an der Verteidigung mitwirken konnte. Erlaß des Gouverneurs. Der Gouverneur veröffentlichte einen Aufruf, der beim Appell durch unseren Hauptmann zur Verlesung !am und wie folgt lautete: ' - .Am 15. August hat Japan Deutsch land ein Ultimatum gestellt, in dem -die sofortige Zurückziehung oder Entwaff nung aller deutschen Kriegsschiffe des Kreuzergeschwaders sowie die bedingungs lose Nebergabe Tsingtaus bis zum 13. September gefordert wurde.. Frist zur Beantwortung der 23. August mittags." ,Dtese unerhörte Zumutung ist nach Form und Inhalt gleicherweise bcleidi gend. .Niemals werden wir freiwillig auch nur das kleinste Stück hergeben, über dem die deutsche Flagge weht! Von hUUr tfJyHtti iif mir mit Qielv itnH I5r folg seit 17 Jähren zu einem kleinen Deutschland über See auszugestalten be müht waren, wollen wir nicht weichen! Will der Gegner Tsingtau haben, so mag er kommen, es sich zu holen. Er wird unS auf unserem Posten finden! Mit Ruhe wollen wir daher der Zukunft ent gegensehen, wohl vorbereitet, den Gegner zu empfangen." .Diesen trefflichen Worten , bemerkte der Hauptmann, habe ich nichts weiter hinzuzufügen. Wann der Angriff zu er warten ist, weih ich nicht; aber eins steht fest, daß wir jeder Zeit uns bereit halten müssen und wir alle unsere Pflicht tun werden." Stillgestanden Weggetre ten." ; Es entspann sich nun eine lebhafte Unterhaltung über die kommenden Er eignisse. Noch eine Woche, so rechneten wir, würden wir wohl in Ruhe gelassen werden, aber dann wird auch Tsingtau seine Rolle im Weltkrieg spickn. (Fonsewng sorgt.) ' 1 Eine Spende für Gefangene. Rjetsch" berichtet: Die österreichische Gräfin Reverta von Salandra, die russi sche Gefangenenlager besichtigte, über reichte dem ältesten gefangenen Offizier in Omsk mit Erlaubnis deS Omsker Militärkommandanten über 10,000 Rubel zur Verteilung an die Gefangenen. Jeder Offizier erhält 23 Rubel, jeder Freimil lige 10 Rubel und jeder Soldat einen Rubel,' ohne Unterschied, ob sie Deutsche, Türken oder vom k. und k. Heere sind.