Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 20, 1916, Image 3

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Unlängst im Hauptquartier hatte ich
ben Generalissimus gerade nur gesellen;
all er dieser Tage os Bcs:hl bei NönigS
in (Sofia weilte, befchieb cr mich zu sich
und widmete mir (ins sein kostbaren
Stunden. Ich habe mich scftr gefreut,
einen Mann von so bestimmtem, fj kri-
Ztallklarem Denken kennen zu lernen.
General GflVIom empsing mich in
tinern der düsteren, großen Säle des
KriegSm'Nistkriumj. Hier hänge noch.
Zeugen einer fast erschollenen Zeit, die
Bilder Alexanders don Battenberg und
russischer Heerführer, darunter das von
Kaulbars.
Der Generalissimus ist mittelgroß,
schlank, wenn nicht t,agcr, elegant. Dich'
Ui Haar, kleiner schwarzer Echnurrbart.
Eiy knochiges Rssseqestcht. wie man'i oft
bei unseren Reiterobersten sieht, Er redet
sehr wenig lettisch, gut Iran'.iMr, und
m liebsten Bulgarisch immer ein
dringlich, mit scharfer Bctonnne,, bemüht,
was er sagen will, dem Landfremden
durch bildhafte Gebärden noch verstand
lieh zu machen. Logisch und pädagogisch
kaut er Catz auf Satz. Heute trug er zur
Felduniform am Hals das Tapferkeits-
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Grncrnl Tchekow, Oberbefchlöhnber drr bulgorischcn Arince.
kreuz zweiter Klasse es ist der höchste bul
garifche Orden) und in der, Herzaegend
das k u. k. Zleilitärverdienstkreuz mit der
Krikgsdekoration. Ich blickte darin
vielleicht schmeichle ich mir zu sehr eine
Aufmerksamkeit für den Gast aus Oesier-rcicd-Ungarn.
' Das Kriegsziel Bulgariens," begann
der Generalissimus, ist identisch mit dem
seiner Verbündeten. Bulgarien ist stolz
auf seine Verbündeten, und jedermann bei
unij freut sich, daß wir das Unsrige zum
gemeinsamen Erfolg beitragen konnten."
Gewiß, Herr General die Bedeu
tung des Sieges bei Krimolak wächst Mit
jedem Tage, den die Armee Sarrails
tatenlos in Saloniki verbringen muf.."
. Und Serbien ist ein geographischer
Begriff geworden; militärisch kommen die
Reste der serbischen Armee nickt mehr in
Betracht als etwa die in der Masuren
schlacht vernichteten vier russischen Korps.
Aus einer Ruine kann kein Haus mehr
werden. Wenn die Entente verkündet, sie
kzäite löVM) Serben retabliert und ftld
brauchbar gemacht, fo ist das ein politi
scher Blusf nichts weiter. Es gibt
nur mehr 30.000 oder serbische
Soldaten. Allgemein menschlich ist, das
Verdienst am Gelingen sich selbst und der
liaenen Tüchtigkeit zuzuschreiben; für die
Fehlschläge aber den lieben 'Nächsten ver
antwortlich zu machen, ist besonders sla
wisck,. Die Serben wissen, wem sie ihr
Unglück verdanken, wer sie im Bcrzweif
lungskamps allein gelassen hat. und da
nach wird sich ihre Kampfbegeisterunz
richten. -
Bei den anderen, den großen Völkern
der Entente, kann der Glaube an einen
endlichen Sieg nicht größer sein. Sie
sehen Montenegro, Belgien von der Land
karte gewischt, große, wichtige Gebiete, die
industriereichsten. von Frankreich und
Nußland in Feindes Händen. Die so laut
angesagte FrühlingS'Osiensive der En
tente wo bleibt sie übrigens? Warum
z'izen sich nicht wenigstens ihre Vorboten?
Sie wird im besten Falle versuchen
können, einen kleinen Teil des Verlorenen
wiederzugewinnen - ohne die geringste
Aufsicht,' auch nur einen Fußbreit unseres
Bedenk zu erobern. Wie ein im Sumpf
von Graswurzcln Verstrickter um Luft
rind Leben ringt. Militärisch i't d?r
Krieg für dir' Entente in? anssichtZloi.
Darn wird'k) also mit d:r Aushungerung
kicl'.n,,?.. Aber davon ist es still gewvr
Vii wir .Verbündeten lc'.d'.n Zwar
?r,-,nn,l an einzelnen Leb.'nsm'.jieln, aber
r.i.dt'H''r.Z'k, und jed'u Zag wächst das
sMid:. ms a 7f:Id:r;i 1$)t und
b?.zkr dir ,NÄ b c Ci.it-: entgegen. Auch
feine ZOUrung'runq? ., Villlcickt W u
Rohstoff $it . Ä!ultionskcuguNZ., -Not
mit Genftar ,',
Sellerarissimus des
öulgarWen Kcercs
n Metall! loch siehe da der Vier
bund. Deutschland vor allen, bat mehr
Munition IS die ganze übrige Erde samt
Amerika. Menschenmangel' Der Vier,
bund st'llt - immer, wieder, Armeen auf,
bleibt immer aktiv.' Demoralisation?
Soweit man auch blickt, nirgends Im
Vierbund ein anderer. Wille, als durch,,u
halten bis zum letzten Atemzug, niniendk
auch nur das Aufflackern, von Wider'iand
gegen ffortsiihrung des Krieges bis 'zurr,
siegreichen Ende. Kann man sich eine
Lage vorstellen, dieden Deutschen, den
Oefterreichcr. ' den ' Magyaren. Bulgaren,
Türken veranlassen würde, im Opfermut
innezuhaltkni -Das zu glauben, an un
s'rem sicheren Erfolg zu zweifeln , so
verblendet wird aus ;dic Dauer kein Volk
der Entente fein. Es werden unfeiru
Feinden die Augen aufgehen sie wer,
den verzagen, und kein neuer Mohammed
wird imstande sein, ihnen das Vertrauen
wiederzugeben '
Wie aber, Herr -Vencral, wenn' die
Entente noch aus eine - Hilfe don außen
twiste Z Pon einem oder dem anderen
Etaat. der bisher neutral blieb?"
Ich befasse mich nicht mit Politik. Ich
glaube aber nicht, dafz irgendwer i u
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ropa noch Willens wäre, in die verlorene
Partie' der Entente einzutreten."
Das bulgarische Heer ist außerordent
kich tapsex und kampflustig. Herr Gene
ral. Das Volk frisch, von starken In
simktkn. Die bulgarische Mutter beweint
den Sohn, der daheim -starb, und ruft:
Aärz er doch in der Schlacht gefallen!"
Tollte es zu. neuen Verwicklungen kom.
wen, Herr - General, dann werden bei
Ihnen wohl die Sterbenden vom Toten
bett aufstehen, um mitzufechten. Gerade
diese herrlichen Eigenschaften Ihres Hee
res und eine Erinnerung an die jüngste
Geschichte Bulgariens weckt aber im Frie
densfreund einen Augenblick die Befürch
tung: Bulgarien könnte im Gefühl feiner
Kraft die Gelegenheit des Weltkrieges für
günstig zu anderen AuZeinanderfetzungen
halten, könnte ferneren Komplikationen
sagen wir: nicht energisch genug aus
weichen wollen. . . ."
Die Gelegenheit für günstig?" fragte
der Generalissimus. ? Wieso? Jnwie
fern?" ',
Nun. Herr General, eines Morgens
kann Ihnen ein Sophist mit folgender
Forme! , kommen: Die Munitionserzeu
gung auf der ganzen Welt hat den denk
bar höchsten Stand erreicht. Was auch
immer geschehe - es gibt nicht geübte
Arbeiter, spezialisierte- Ingenieure, Roh
stosfe mehrmals zurzeit in den Betrieben
verwendet werden, um ' die Munitions
fabrikation -über den gegenwärtigen Er
trag hinaus zu steigern weder im Be
reich der Mittelmächte, noch im Bereich
der Gegner. Die uns oder dem Feind im
Tagesdurchschnitt zur Verfügung stehende
Patronknmonge ist also unabänderlich fest
bestimmt. Fest' bestimmt innerhalb dieser
Große, M insbesondere die Menge jener
Patrontn--'bre.'. per feindlichen Ostfront
aus den Anstalten Rußlands, dann über
Wladiwostok und später über Archangelsk
zufließen können. Ist dieser Sag richtig,
kann die Munitionsversorgung der feind
lichen - Ostfront mit keinem Mittel ge
steigert werden so wird der Sophist
deduzieren wollen - dann ist t3 auch so
gut wie gleichgültig.' ob wir noch einen
neuen (?j;pcr hinzukriegen oder nickt
denn es macht nicht viel aus, ob zwei
einhalb oder drei Millionen Mann die
mm einmal durch die Umstände gegebene
fizittie. Anzahl von -Patronen gegen uns
verfeuern. Mit anderen, klareren Worte:
Fa'ls Numäiiien in den Krieg auf Nuß
lands Seite eintreU seilte, müßte es mit
zehn am russischen Miinitiansnachschüb;
soviel . Rumänien-' wvon verbrauchte,
wirke den Rniseii fehlen."
.Richtig: Und m$ folgt dirans?"'
.Daß Bulgarien, wenn es sich dies
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Die unehrliche Neutralität der Vereinig
tcn Staaten hat jetzt selbst den Hohn eines
Engländers herausgefordert. Unter dem
Titel Der Jammer eines Bindestrich
Staates" brachte dir Londoner Wochen
fchrift ?!ew Aae" vor kurzem einen Art!
lel, der wohl das Boihafkstc darstellt,
was iiber die amerikanische Neutralität gc
sagt werden kann. Der Verfasser geht
dabei von der Auffassung aus, daß die
Union iiberhaupt kein vollwertiger Staat
ist. sondern nur eine' Groteske des dem
lrati scheu Englands, oder, ihrem Ur
sprunge ach, die Cpotlgeburt des ratio
nalistisch platten achtzehnten Jahrhun
derts, das in seinem schrankenlosen Opti
mikmus eine Demokratie schaffen wollte,
bevor üdechaupt ein Volt dafür vorhanden
war. 1 Statt einer Demokratie entstand
eine 'unförmige, .seelenlose,, plutokratische
Demagogie, in der es nur ei,; Band gibt,
das G c f ch ä f t. Geradezu komisch- sei
es, , von den Burgern dieser, staatlichen
Spot!gebrt das. Aufgeben der von der
oltcg Heiwat mitgebrachten Ideale zu ver
langen:' denn das Produkt dieses liinst
lichen Staates fei eben auch nur ein lünsU
licher Bürger, der BindkstrichBiirger. Der
gegenwärtige Krieg nun habe den ganzen
Jammer dieses Bindes!rich,-Ctaates 'auf
gedeckt, ein Jammer, der , durch die Hal,
tung Wilsons bis zur letzten Möglichkeit
erhöht worden sei. Hier geben wir dem
Engländer das Wort, der einleitend auf
das Urteil aller Kullurstaaten über die von
Wilson befolgte Politik zu sprechen kommt:
Immer mehr dringt die Ueberzeugung
durch, das; den Bereinigten Staaten das
Unvermögen, auf der Höhe eines großen
SophiSma zu eigen macht, nicht eben
h'iß bestrebt sein wird. Herr General, sich
die Gunst Rumäniens zu erhalten."
, Falsch! Ich schließe anders: Eben
weil das Eingreifen, Rumäniens nur eine
oorübergehende Perturbation hervor
brächte, eben weil Rumänien 'zwar Mu
nition genug hätte, den Krieg zu eröff
nen, doch zu wenig, ihn durchzuführen,
uiid uns entschlossen fände, an der Seite
der Verbündeten jeder Tl!öglichkeii ' die
Stirn zu bieten eben darum wird Ru
mänieN den Frieden wahren. Wir aber?
Haben alles Interesse, mit dem Nachbar
auszukommen. Ein neutrales-Rumänien
nüut zuerst sich und ,dann,auch seinen
Nachbarn Oestcrreich-UngarN'und
ich betone cs uns. Wir sind ein hartes
Volk, aber 'auch unsere moralische Kraft
hat Grenzen. Wir sind vier' Jahre fast
ohne Unterbrechung . im' Krieg wir
haben nicht das Bedürfnis. Streit zu
fuchen, dic vorzüglichen Aussichten auf
einen vorteillpften' Abschluß des Völker
ringens abermals zu gefährden." .-
,.Jh" Worte.'. Herr General, werden
freudigen Widerhall in aller elf finden.
Man sagt bei uns im Volke, der Krieg
würde in diesem Sommer enden. Beweise
bringt mau nicht bei. Doch jedermann
fühlt es. Sind Sie derselben Meinung?"
'Ich antwortete ohne Bedenken: ' Ja,
der Sommer wird, uns den Frieden
bringen, den ehrenreichen, Frieden., - Mit
den Beweisen, die Ihnen fehlen, Herr
Roda, kann ich Ihnen dienen: Der
Karren- der Entente ist so heillos der
fahren, daß niemand ihn mehr aus dem
Dreck zu ziehen vermag. Die Erkenntnis,
daß dem so ist, dringt von allen Seiten
so heftig in die Völker der Entente, daß
niemand den Zweck weiteren Vlutver
gießens einsehen will. Sämtliche Kultur
Nationen haben ein starkes Verlangen
nach Frieden. Den Krieg, fortführen
möchte nur ein Dutzend von Leuten, die
man namentlich aufzählen kann: Briand,
Poincarö, Grey, Sonnino, Salandra,
Jswolsky, Casanow Menschen, die ihr
Spiel verloren sehen und mit Einsatz von
Millionen Leben einen unsinnig hoff
nungslosen Versuch doch noch erneuern
möchten, in der letzten Runde eine Bank
zu sprengen, die seit Monaten gewonnen
und nichts als gewonnen hat. Dieses
Monte Carlo-Cpiel um Blut macht aber
einem Dutzend verunglückter ' Politiker
zuliebe -nicht ein Kontinent voller ver
nünftiger Nationen mit. In Prozenten
läßt sich das Zahlenverhältnis der Fcic
denslustigen ju den Kriegslustigen gar
nicht ausdrücken; es , ist ein elementarer,
ein unwiderstehlicher ' Drang nach Frie
den." ' , - ' -
So sprach der Generalissimus des
jüngsten oller Hee, des bulgarischen.
Man kann die Bedeutung der Aussage
nur- würdigen, wenn man lebhaft mitbe
denkt, daß die bulgarische Armee immer
eine der allermutigsten war und unter den
kriegführenden die am wenigsten , ver
brauchte ist. König Ferdinand, hat eine
vorzügliche Wahl getroffen: cr gab dem,
enthusiastischen Heer einen kühl überlegen
den Führer. ' ' '
Ueber die Vexgangenheii des Generalif
simus nur so viel: -
Er wurde 1865 geboren (ist also 81
Jahre alt). Als junger Offizier diente er
in Wraza.' Belogradschik in der Gebirgs
artillerie. Von hier winde er nach Turin
gesandt, wo er die Militärakademie absol
vierte. Später diente er in den Regimen
irrn, dann im Stab der Armee, wurde
Lehrer in der Wilitärschule und später
Ehcf der Reserveleutnantsschule in Knja
schemo (bei Sofia), welchen Posten er
beinahe sieben Jahre verwaltete. Wurde
Kommandeur des 1. Sofioter Infanterie
regiments des Fürsten Alexander von
Aattenberg, und vor dem Kriege im
Jahre 1912 übernahm er die - Militär
schule. Im Kriege gegen die Türk und
die Verbündeten war er GeneralstabSchef
der zweiien, von Generalmajor Jwaudw
kommandierten Armee. Nach dem Kriege
wurde er Elfstcllvertreter. des Stabes
der Armee beim KriegZministerium und
später übernahm er das Kommando ver
achten Tuudschadivision und dann den
Posten als Kriegsminister.
Ereignisses In der Weltgeschichte zu , sein,
sehr teuer zu stehen kommen wird. Man
gibt da und dort zu. daß die Amerikaner
sich eine Zukunft voll der Verachtung und
des Hasses geschaffen habe,, der 'ihnen
von allen Nationen Europas entgegenge
bracht werden wird. Denn sie haben es
fertig gebracht, allen Kriegsiihrenden zu
mißfallen und zugleich vor den Neutralen
in einem seltsam ungünstigen Licht dazu,
stehen, Die Verbündeten sind unzufrie
den mit einer Neutralität, die auf dem
Profit beruht und mit dem Schwinden des
Profils ebenfalls verschwinden konnte. Die
Mittelmächte sind überzeugt' daß sie von
den Amerikanern falsch beurteilt und falsch
verstanden werden, und daß sie ihnen nie
etwas recht machen können. Die neutralen
Staaten schließlich -haben Angesichts der
Gleichgültigkeit ihres einzige großen Ver
treters hinsichtlich ihrer Rechte die Zynik
gelernt. Welches ihr Wünsche auch, immer
sein mögen, sie sind gezwunaen. dem Bei
spiel, ihres Führers, zu folgen: sich nur
dann zu regen, wenn sie mit Fußtritten
bedacht -werden. ' ' ''!. , : ,
Diese unbefriedigte Stellung der Ver
einigten Staaten ist nichts anderes, als
das Spiegelbild des innern Chaos der
großen Republik. Wilson begrüßte den
Ausbruch des Krieges mit einer Neutral!
tätserklärung. ' Diese Erklärung konnte
alles und nichts bedeuten, je nachdem; auf
jeden Fall ersparte sie dem amerikanischen
Volke die unangenehme Ausgabe, -nach
Prinzipien zu handeln. Und schließlich
bot diese fromme Erklärung Wilsons
jedem die Möglichkeit, aus den Schwierig
keilen Europas den fettesten Profit her
auszuschlachten. Wäre es möglich gewe
sen, die Theorie dieser Erklärung mit den
Tatsachen in Harmonie zu erhalten, so
würden die Ver. Staaten die ihnen
durchaus angepaßte Rolle haben spielen
können: in allem Frieden auf Kosten der
Kriegführenden zu moralisieren und zu
profitieren. Denn das können Wir nie
genug betonen: dic Rechtfertigung der Er
stenz der Vereinigten Staaten besteht in
der Möglichkeit, Geschäfte zu machen. Nur
der Hunger nach Geld hat dieses Land be
Völker:, und die Hossnung, Geld zu ma
chen", ist das einzige Band zwischen der
Republik und deren Bürgern. Kurz, die
Vereinigten Staaten' sind das Nebenpro
dukt des profitierenden Euröpa. Ist ein
mal hie Illusion des Reichtums cntschwun
den. so befällt jeden Amerikaner Europa
Sucht. So lange die Alliierten dic Meere be
herrschen, ist aber keine Möglichkeit vor
Handen, nach beiden Seiten hin Prosit zu
machen. .Und hieran scheiteterte die Neu
tralität". Deutsch-Amerika war gänzlich
kalt gestellt, das Liefern von Geld und
Waffen wurde eine Parteisache, und so
zersplitterte dieser Bindestrich-Staat, wie
er im Sezessionskrieg zersplittert war.
Zum Unglück kom noch die Tatsache hinzu,
daß dieses Deutsch-Amerika die Wilson
fche Neutralität" ernster nahm, als si?
gemeint war. Nasch setzte der bekannte
Streit ein, der sein lautestes Echo in der
bekannten Botschaft Wilsons an den Kon
greß fand, der Streit .darum, was ein
Bindestrich-Bürger .und was ein Vollbü
ger sei. Der Präsident sprach als erster
von einem Bindestrich-Bürger", womit er
jene bezeichnete,, die mit seinen Sympa
thien für die Kriegführenden nicht über
einstimmten. Hiermit war dieses Wort
zum Hauptwerkzeug zur Diskreditierung
des pro-deutschen Amerika geworden. Der
objektive Fremde versteht nicht, wo hier
ein Vorwurf liegen soll: die Vereinigten
Staaten haben eben nichts reichlicher er
zeugt, als den Bindestrich-Amerikaner. In
diesem einseitigen Mißbrauch eines von
Wilson geprägten Ausdruckes liegt die Er
klarung für alle Schwierigkeiten, die der
Krieg für Amerika in der äußeren und
der inneren Politik geschaffen hat.
Die Dcutsch-Amerikaner halten vielleicht
eine eingeborene Neigung beizn, irgendwie
die Theorie der Neutralität mit der Prazis
der Tatsachen in Einklang zu bringen.
Diese krankhaste Sucht nach einer Ver
Mahlung von Theorie und Praxis mußte
auf jeden Fall in einem Lande erzürnen,
das die Kunst, Prinzipien zu ignonieren,
zu einer Höhe gebracht hat, von'dcr selbst
der so wenig meiaphnsischc Brite zurück
scheut. Die ausgedörrten Gebeine ermor
deter Prinzipien sind die zierenden Prunk
fkelettc in den Schränken des Bindestrich
Amerika. Aber es kam noch schlimmer:
man verachtete die Pro-Deutschen nicht als
Pedanten, sondern man denunzierte sie als
Hochverräter! Treue zu dem Bindestrich
Amerika war synonym geworden mit
Treue -für die Verbündeten... Und der
art entwickelte sich eine Lage, der weder
die Bereitschaft" Wilsons, noch der Ver-amerikanisierungs-Tag"
Roosevelts ge
wachsen sind. Die naive Annahme, daß
die Vereinigten Staaten ihr ganzes kom
merzielles Gewicht auf die eine Schale
legen könnten, ohne die Neutralität" auf
zugeben, erwies sich als vernichtend. Von
Dcutsch-Amerika konnte man höchstens an
nehmen, daß es das offizielle Kamel der
Neutralität herunterschlucke, aber es war
wirklich ein wenig zu praktisch", anzu
nehmen,' daß man 'im Schutze dieser theo
retischen Unparteilichkeit deshalb schon cinc
unfehlbar einseitige Politik betreiben dürfe,
weil diese profitierlich sei.
', Die Regierung der Vereinigten Staaten
gab, hierbei unterstützt von einer uuwissen
den Prcsse,den Zwist zwischen neutraler
Doktrin und deutschfeindlicher Praxis nicht
zu. sondern überzeugte" den, der gern
glauben wollte, davon, daß die amerikan!
schen Interessen mit 'denjenigen der Ver
Kündeten identisch seien. Infolgedessen
wurde die Kritik an den Verbündeten zum
Hochverrat an den Vereinigten Staaten.
Ein: Orgie .von gelber Journalistik ver
folgte die VindestrichMinderheit mit der
Tobsucht des Pöbels; sie spionierte, denun
zierte, fälschte und log, wie dies nur dic
Ueber-Northcliffts der amerikanischen
Presse verstehen. Die Wirkung dieses Feld
znges aus ein nur halberzogeue Volk war
derart, dafe heute ein Teutsch Amerikaner
in Amerika mit dem Engländer verkehrt,
um der Verlasterun durch seinen Mit
Vindestkichburger'zu entgeht! Ueber dic
Verbündeten kann man in London und
Paris verschiedene Meinungen hören, in
New 'jork nur dann, wenn eS da Wohl,
ergehen irgend cineS Geschäftemacher der
langt.
Unser Engländer kommt nun darauf zu
sprechen, wie man einen Sünden bock sür
das Fehlschlagen der Neutralität des
Bindesirich'Slaalks suchte und auch, dank
Wilson, sand:
Die steigende Kluft zwischen Theorie
und' Tatsache, -dieses Schauspiel eines
Bürgerstreites, konnte der Aufmerksamkeit
der -Olympier nickt entgehen; dies Echau
spiel zwang die Olympier, von ihren Hö
hen herobzustkigen, wa, sie auch mit dem
Erfolg taten, die allgemeine Verwirrung
und Verbitterung noch zu vermehren. Ein
Sündenbocl mußte gefunden werden, um
die Schuld am Versagen des profitabel
SichiiichtejnmifchenS auf sich zu nehmen,
und dank dem bloßen Gewicht der Zahl
ward dieser Bock denn auch gesunden: iie
Minderheit. , Diese Minderheit wurde von
der Presse und von den. Volksredncrn ge
brandmarkt, wozu Wilson mit seiner Bot
schaft das-, .Amen", sagte. Erfinderische
oder harmlose Koinmentatoren versuchten
den Beweis, daß Wilson, ebenso gegen die
Pro-Alliiertcn wie gegen die Pro-Deut
schen gesprochen habe ' aber niemand
nimmt solch Harmlose ernst.' Was für
Vorrechte den Verbündeten auch immer ge
währt werden mögen, stets werden sie mit
der heiligen Formel der Neutralität" ge
rechtfertigt; wahrend anderseits jede Geste
der Dcutsch-Amerikaner als eine Berge
waltigung , dieser Formel gedeutet wird.
Dieser Zustand urdc durch TSilson noch
verschärft. In dem Augenblick, in dem er
seiner Ueberzkugung Ausdruck verlieh, daß
das Pro-Deutschtum unvereinbar sei mit
einem guten amerikanischen Bürgertum, in
diesem Augenblick ist in' der Entwicklung
der Vereinigten Staaten ein Wendepunkt
eingetreten. Denn von nun an kann man
nicht mehr an der Tatsache vorübergehen,
daß wir es in Nordamerika mit zwei Na
tionen iu tun haben, von dchen kleinern
Bindestrich-7tationen dabei ganz zu fchwei
gen. Deutsch-Amerika ist von der Politik
eines Landes exkommuniziert worden, zu
dessen Entwicklung es in hohem Maße bei
gctraaen hat. Dic derart mit Ostrazis
mus Bedachten erklärten empört, daß dies
etwas nie Dagewesenes, in der Geschichte
der Vereinigten Staaten sei; ihre Gegner
streiten dies mit der Wiederholung der
Lüge ab, daß sie nichts anderes verlangten
als loyale Bürger einer amerikanischen Re
publik. Die Wahrheit ist, daß man in der
Hoffnung, sich durchzuwursteln, einen Ukas
erließ, der das Pro-Dcutschtum vom
Staate verbannte. Dies mag in anderer
Weise kurz dahin formuliert werden, daß
die Vereinigten Staaten, soweit dies
Dcutsch-Amerikaner angeht, mit Deutsch
land Krieg führen. Amerikanisches Pro
Deutschtum ist, ein ebenso unverzeihliches
Verbrechen gegen den, Staat, wie es das
Pro-Dcutschtum eines Engländers für die
Regierungen der Verbündeten- sein müßte.
Die Deutsch-Amerikaner sehen sieh im
Kriege mit Amerika, weil . Deutschland
Krieg mit England sllhrt. Ihre pro-alliier-ren
Landsleute sind feit 19 Monaten mit
der sichern und unterhaltenden Aufgabe
bcsehäftigt. Deutsche mit ihren Mäulern
zu töten, was sie in einer so -wilden und
überaus blutrünstigen Weise tun, wie man
sie nur bei den Männern im Cchützengra
ben zu finden Pflegt... Nebenbei mag be
achtet werden, daß die begeistertsten Pro
Alliierten die Nachkommen jener sind, die
früher nicht damit zauderten, gegen Eng
land zu rüsten. Ohne Zweifel glauben
die zahllosen Apostel des Anti-Deutsch-lums,
die in ihrem unwissenden Haß gegen
alles Deutsche den wüstesten Gossen-Jour-nalismus
Englands übertroffen haben,
daß sie gute" neutrale Amerikaner seien.
Für jeden intelligenten Menschen ist jedoch
schwer, diesen Glauben zu teilen.- Wenn
nur ein Viertel dessen wahr wäre, was
diese guten" Amerikaner auf ihr Gewissen
hin für wahr ausgeben, so müßte ihr Platz
in' den Schützengraben von Flandern
sein -
Zum Schluß kommt der Engländer noch
einmal auf feine These zu sprechen, daß
die Vereinigten Staaten überhaupt kein
vollwertiger Staat seien:
Wäre man sich ein für allemal darüber
klar geworden, daß Amerika keine Nation
zu . erzeugen vermochte, daß deshalb ein
nationaler Standpunkt von vornherein un
möglich war, so wäre in dem kochenden
Topf dieses Bindestrich-Staates weniger
Schaum aufgewirbelt worden. Aber unter
stützt durch die landläufige, internationale
Fiktion von . der nationalen Existenz der
Vereinigten Staaten, glaubte auch
Deutsch-Amerika an diese Existenz; es ist
diesem Dcutsch-Amerika nicht möglich, zu
begreifen, in wie hohem Maße ihr neues
Vaterland eiue mliictio ad absurdura
des liberalen'England ist. Es möge den
DcutschAmerikanern deshalb verziehen
werden, denn sie waren nicht fähig, zu ver
stehen, daß Nord-Amerika eine englische
Kolonie ist, wie dies dutckj die Tatsachen
bewiesen wurde
' Von diesen Ausführungen kann man
nur sagen, daß sie den Amerikanern einen
Spiegel vorhalten, in dem sie erkennen kön
neu, 'welchen Zuständen ihr Verhalten im
Weltkriege sie entgegentreibt. Die Züge,
aus denen der Verfasser das Bild der
Vereinigten Staten zeichnet, sind vorhan,
den, wenngleich sie bisher durch andere
Eigenschaften gemildert wurden, die es
wohl erlaubten, von den Vereinigten
Staaten als von einer Nation zu sprechen.
Das tollwütige, Verhalten des englisch ge
sinuten Elementes im Weltkriege aber und
die kurzsichtige Geseliästspolitik haben jene
Zuge der nationalen Harmonie bedenklich
iu den Hintergrund gerückt und die schwa
chen Stellen im Gefiigk des amerikanischen
Voikskörpers Unheimlich entblößt. Es ist
vielleicht nicht zu viel -prophezeit, wenn
man sagt, daß' die Vereinigten Staaten
aus dem Weltkriege 1 als die innerlich
schwächste Großmacht hervorgehen werden.
k.Kölnlschc Zeiiung.")
Der Togonege? hat für Arbeit'
und Krankheit" dasselbe Wort edo.
MWMMW?
: - -
Die Londoner
über den D -
.MMXBMMMMmmmmmMMM
Aon der holländischen
Ä t n j e, 16. April.
Au den letzten Meldungen englischer
Blätter über den Unterseebootkrieg war
unschwer zu entnehmen, welche Be
klemmung die immer zahlreicher werdenden
Verluste von britischen Schiffen im Acr.
einigen Königreich hervorrufen. Hat doch
in Blatt erklärt, diese Erscheinung errege
die öffentliche Meinung i höherem Maße
als die Frage der allgemeinen Wehrpflicht.
In vier Nummern der Times" beschäftigt
sich der seemännische Mitarbeiter dieses
Blattes mit dem Tauchbootkrieg. Zu.
nächst nimmt er Bezug darauf, daß das
britische Handclsamt die Zahlen der der
senkten britischen Schiffe für den Monat
März auf 30 angibt und daß der dadurch
verlorene Tonnengehalt um 60,000 ge
stiegen ist; ein Drittel dieser Schiffe soll
durch Minen, die übrigen durch Unterste
boote ' zerstört worden sein. In diesem
Monat habe man wahrscheinlich schwerere
Verluste zu erwarten. Der Tribut, den
die englische Handelsflotte zu zahlen habe,
sei zwar größer als bisher, allein das
Verfahren sei dasselbe; der Rücktritt des
Großadmirals v. Tirpitz. welche Ursache
ihm auch zugrunde liegen möge, habe keine
Aenderung des Vorgehens herbeigeführt,
das Ziel bleibe dasselbe wie früher. Der
Reichskanzler habe wohl versucht, eine Ver
schärfung des Unterseebootkrieges zu ver
meiden, oder doch einigermaßen anders zu
gestalten, es scheine ihm jedoch nicht ganz
gelungen zu sein, weil er selbst habe zuge
stehen müssen, daß Deutschland sich der
Waffen bediene, dic ihm zur Verfügung
ständen. Der Schlüssel zu dieser Wand
lung des Reichskanzlers sei wobl in den
Bcschlußanträgen der Parteiführer im
Reichstage zu suchen. Der Schreiber
macht abermals die saitfam bekannte Be
Häuptling geltend, daß Deutschland den
Unterseebootkrieg nicht als Vergeltung
gegen den britischen Handelskrieg betreibe,
sondern daß, es im Gegenteil damit be
gönnen habe. Indes meint er bei allen
Aeußerungen, die seine Landslcute besorgt
und ängstlich machen könnten, von vorn-'
herein für Beschwichtigung sorgend daß
auch das erneute deutsche Vorgehen keine
Aussicht auf Erfolg habe; es erscheine wie
ein Zugeständnis an eine Bewegung in der
öffentlichen Meinung, dagegen versprächen
sich 'die Fachleute kaum etwas Ersprieß
liches davon. Weiter führt der Schreiber
auf den Rat des Admirals v. Capelle und
seiner Kollegen zurück, daß der Krieg
gegen die neutralen mit derselben Wucht
wie gegen die britischen Schiffe geführt
werde. Man mutz sich ob solch anmaßen
der Angabe fragen, ob wirklich der deutsche
Staatssekretär dem seemännischen Mit
arbeitet der Times" seine Ansichten er
öffnet hat, dieser Mitarbeiter eignet sich
in weitem Maße die Methode des be
kannten Militärfchrifistellers der Times".
Obersten Repington. an. Der Verfasser
leitet aus den bisherigen Erscheinungen
des verschärften Unterseebootkrieges einige
Schlußfolgerungen ab, die einer gewissen
Voreiligkeit nicht entbehren. Er findet,
der Untcrsecbootkrieg geschehe stoßweise,
und wenn der jetzige Stoß länger dauere
als die frühern, so sei das auf die Tat
fache zurückzuführen, daß an den H-Booten
selbst Verbesserungen vorgenommen fein
müßten. Er schreibt dem Admiral v.
Tirpitz das Verdienst zu, daß er die Mittel,
die Deutschland sür den Schiffbau zur
Verfügung stehen, bis zum äußersten auS
genutzt habe. Die neuen H-Booie feien
nicht nur größer und schneller, sie seien
auch für größere und stärkere Torpedos
sowie für das Minenlegen hergerichtet,
das seit einem halben Jahre mehr als
früher betrieben werde. Im übrigen be
ruft sich der Schreiber auf Aeußerungen
des amerikanischen Admirals A. W.
Grant, der im Fcbruar vor dem Marine
ausschuh des Abgeordnetenhauses zu
Washington eine Ansicht über die deutschen
Tauchboote vorgetragen hatte, die damals,
wie er annahm, einen Verdräng von 750
Tonnen an der Oberfläche und einen
solchen von 000 Tonnen beim Tauchen
auswiesen, und dann fortfuhr: ,
Monatelang haben sie sich 1350 See
meilen von ihrer Basis Helgoland entfernt
betätigt. Man nimmt an, daß sie eine
Schnelligkeit von 20 Knoten entwickeln
können; tatsächlich jedoch leisten sie -im
Kampfe 17 bis 18 Knoten und für ge
wöhnlich legen ste an der Oberfläche 12
Knoten zurück; über dic Schnelligkeit
unter Wasser gibt es keine zuverlässigen
Angaben. Diese Schiffe legten die Eni
fernung von der Basis und zurück
2700 Meilen in neun Tagen zurück;
sie waren 20 Tage in Tätigkeit, außer
wenn ihre Torpedos und Geschosse aufge
braucht waren. Bei der Rückkehr in den
Hafen wurde den 32 Mann und sechs Of
fiziercn eines jeden UBootes zwölf
Tage Erholung gegönnt; dadurch wurde
es "notwendig, je drei U"-Boote im
Dienste zu halten, damit eines davon
jederzeit unter Waffer liege.
Unter solchen Umständen-, fährt der
Mann der Times fort, ist eS unmöglich,
während einer längern Dauer eiue volle
Tätigkeit zu entwickeln. Infolgedessen darf
man auch jetzt Schwankungen nach oben
und unten erwarten. Denn wenn auch
die Stärke der U"-Booie' zugenommen
hat. so ist auch das Kampffeld erweitert,
was die Leistungsfähigkeit der Besatzung
beeinträchtigt. Schließlich empfiehlt der
Schreiber, der auch Selbstverständlichkeiten
nicht vermeidet, größere Wachsamkeit ge
gen deutsche Tauchboote.
- In einem zweiten Aufsatz beschästigt
er sich nebenbei mehr als sonst mit den
Neutralen, denen nach seinen Angaben
vom 1. März bis einschließlich 12. April,
d. i. in 42 Tagen, 80 Kauffahrteischiffe
durch Torpedos oder Minen versenkt oder
sckwer beschädigt worden sein sollen. Bei
all den Hinweisen englischer Schriftsteller
und Blätter. auf Verluste der Neutralen
- - ii
Hmes
ZZool - Krieg.
14
wird 'regelmäßig unterlassen, von Bann
wäre zu redeir, die deren Schiffe mit sich
führen können. Dieser Verlust der Neu ,
tralen", fährt der Verfasser fort, macht
über die Halste desjenigen aus. der wäh
rend desselben Zeitraumes die Handels ,
flotte Großbritanniens und seiner Ver
bündcten betroffen hat; das Verhaltn, ist
größer al im vorigen Jahre und Nimmt
anscheinend weiter zu. Wohl ist man in
Deutschland darauf aus. den Neutralen
Schrecken einzujagen, damit ihre Schiffe
nicht nach England fahren und andere
Handelsweg: aufsuchen, doch das ist nicht
das einzige Zicl. es liegt auch noch ei
militärischer Zweck vor, nämlich die Ver i'
Minderung des Raumgehalics, der not.
wendig ist. nicht nur für das fortdauernde
Gedeihen, sondern sogar sür das Bestehen
Englands selbst. 'Zwar könnte, was dieses
angeht, der,' Verlust durch neue Bauten
wettgemacht werden, allein dem Schiffbau
liegt die doppelte Aufgabe ob, einmal die
steis laufenden, sodann die aus dem
Kriege erwachsenden Verluste auszuglei
chen.' Das sehen die Behörden auch ein,,
indes müssen die Mittel des Schiffbaues
in erster Linie zur Fertigstellung von
Kriegsschiffen verwandt werden. Der ver
lorenc Raumgchalt des vergangenen Jah
res ist nicht voll ersetzt worden; man
scheint die Folgen des Tauchbootkneges
für d!e Neutralen, die ja an dem Fracht - -geschaft
für Großbritannien mitwirken ,
müssen, nicht genügend mitcrwogen zu
haben." . ...
Die Angaben über das Verhältnis der
Verluste zu dem verfügbaren Schiffsraum
werden in England, wiederum aus Be
schwichtiglmgsgriinden, niemals voll ange
geben. So rechnet auch der Admiral
Bridge bis zu Anfang dieses Jahres einen -Verlust
von nur vier Prozent Raumge
halt heraus. Zu der Zeit, wo Churchill
an 'der Spitze der Admiralität stand, im
Februar 1914." fährt der Mitarbeiter der,
Times" fort, erstreckte sich das Verhält
nis des Schiffsraumes.' den die Admirali
tät von der Handelsflotte in Anspruch ,
nahm, auf 20 Prozent; weitere 5 Prozent
wurden für Schiffe angesetzt, die in feind
lichen Häfen festlagen oder durch gewöhn
liche Unfälle verloren gingen. Gegenwär
tig heißt es., der Handelsflotte seien. 50 -Prozent
ihres Raumgehaltes entzogen, da- -von
ö Prozent als Kriegsverluste, weitere .
5 Prozent für Jnternierung und sonstige
Verluste, während die übrigen 40 Prozent "
die Verwendung für Heer und Flotte dar- ,
stellten. Die Anforderungen für, letztere
hatten sich also verdoppelt, und zwar im
Zusammenhang mit den Unternehmungen
von Gallipoli und Mesopotamien. Die
ferneren -Unternehmungen seien eigentlich
die Grundursache der Verluste, nicht die
feindliche Kriegsiatigkeit." Die vielbespro -chenen
- Piratenvorschläge' des . Reeders
Houston findet der Schreiber nicht zweck
mäßig: der Ersatz verlorener Schiffe der
Verbündeten durch festliegende Schiffe ,
deutscher Flagge würde nicht so viel erge,
ben wie Neubauten. Es fei zu erwarten,
daß der Raumgehalt, den die Regierung .
anfordert.. in dem Maße geringer werde.
wie die Unternehmungen über See einge -
schränkt' wurden: nachdem iautpoii aus
gegeben, sei am Mittelmeer wenig zu tun.
allein die Bedrohung durch Unterseeboote, - ;.
denen die Neutralen und die Verbündeten
gleichmäßig ausgesetzt seien, damit nach
dem Kriege Deutschland, über den, meisten ,
Schiffsraum verfüge, könne nur durch eine
kräftige Offensive sowie durch regelrechte
Schiffsbauten wettgemacht werden. Was
die Neubauten angeht." so sührt der Ver
fasser in seinem letzten Aufsatz am 15.
aus, so hat man ausgerechnet, daß wir
wenigstens eine Million Tonnen brauchen,
um -die Verluste zu ersetzen, nachdem die
i,n abre 1915 erbauten Schiffe mit be
rücksichiigt worden sind. Das gilt natur-
v. r.' .rps ..,r . va inn
ucn NUI sur Dampfer von rncyi aia w
Tonnen. Die Angaben Lloyds lauten da
hin, daß in dem ersten Viertel von 191
424 Kauffahrteischiffe ' mit 1,423,435
Tonnen, im Vereinigten Königreich im
Bau begriffen ' waren. , Es ist dies
etwas mehr als vor einem Jahre.
Allein diese., Schiffe werden . weit
langsamer vollendet, -als :' es in , ge
wöhnlichen Zeiten geschieht. Die Be'hör
den haben versprochen, für etwa ein Trit
tel dieses rund 1 Million betragenden
Schiffsraumes Arbeitskräfte zu beschaf
fen, die schwer zu baden sind, weil die
Admiralität für ihre Zwecke den nächsten
Antpruch darauf hat.
Der Flottenkorrespondent der Mor
ningpost" bezeichnet .die Zerstörung der
Handelsschiffe als die ernsteste Seite des
Krieges, was England selbst betreffe. Die
Lage könne ernst werden, wenn die Ver
luste an Schiffen in demselben Maßstabe
fortgingen.- Der Korrespondent bemerkt,
daß der Bau neuer Handelsschiffe seit
Kriegsbeginn fast ezanz aufgehört habe.
Es werde sehr schwer sein, die nötigen Ar
beiter zu bekommen, aber es . fei unum -gänglich
notwendig, neue Schiffe zu
bauen. Der - Flottenkorrespondent der
Times" beschäftigt sich ebenfalls mit der
Schiffsraumfrage. Der Bau neuer Schiffe -fei
die einzige wirkliche Abhilfe gegen Zie
Verluste des UI'-Vootkrieges. Mindestens
eine Million Bruttotonnen sei nötig, um
die Verluste on Schiffsraum zu decken.
Ende März hätten sich 424 Handelsschiffe
mit einer Gesamttonnäge von 1.4 Willi
nen Tonnen im Bau befunden; aber der
Bau gehe langsam vonstatten. Die Regie- ,,
rung habe ihre Hilfe zur Beschleunigung
des Baues eines Drittels dieser Schiffe
zugesagt, aber das reiche keineswegs au.
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