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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (May 19, 1916)
Cmsfja Tnbe, Freitag. 10. PJai 101(1. Seite (J. FiZv die f Noman von (L W (14. Fortsetzung). Sechstel Kapitel. um drittenmal seit KrasstS An kunft in Schanghai neigte sich das ' alte, müde Jahr zum Sterben. Wie alljährlich, vereinigte sich auch heute in kleiner Freundeskieis im Haufe Schröder, um in echt Hamburger Weise den Silvesterabend zu seiern: weder die berühmte Aal uppe. nocv der brenn'nde Plumpudding fehlte. Die Lichter deS Christbaumes wurden noch einmal angezündet, den Sekt selch in der Hand, erwartete man die zwölf Schläge, die das alte Jaor zu Lrabe lauten. Krafft stand neben der Hausfrau sie bog sich ihm entgegen yell klangen die Gläser gegeneinander. Die weichen braunen Samtaugen der jun- en ftrau hielten die feinen sc t. .Viel Glück zum neuen Jahr. Herr von Tussow . sagte ie leiie. Krafft schlug die Hacken zusam wen und neigte sich tief über die schmale Jrauenhand, die sich ihm ent gegenftreckte. Eine leichte Berührung seiner Schulter ließ ihn aufblicken: Schrö ders Hünengestalt schob sich zwischen ihn und Dolores. Er schüttelte Krafft herzlich die Hand. .Prost Neujahr, junger Freund! Ich hoffe, wir bleiben euch Im Kom menden die Alten". .An mir solls' nicht fehlen. Herr Schröder. Ich bin Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin dielen Tank schuldig. Gestatten Sie mir, es bei dieser Ge legenheit einmal auszusprechen". .Unsinn", brummte der blonde' Rie se. Tank? Wofür denn? Sie tun brav Ihre Schuldigkeit im Geschäft, wie irgendeiner, llnÄ uns ftrtrtM Sie stets ein lieber, angenehmer ' Hausge nosse nicht war.' Ddlores?" Die junge Fraa nickte und machte Krafft ein Zeichen, 'sich an ihrer Sei te niederzulassen. .Mein Mann hat recht ' ich ' be sonders bin froh, daß' Sie hr sind. Die anderen. Herren haben stets nur ihre Geschäfte im Kopf, sie sprechen ja von nichts anderem Krafft lachte: ' .Das ist allerdings 'ein Verbrechen! Nein, da tue ich nicht mit.' Wenn ich den Arbeitsrock mit dem ' Smoking vertauscht habe, ziehe -ich trnnit auch einen anderen Menschen- nn; dann in teressiert mich Seide nur noch, wenn sie einen fchönen Frauenkörper um- gibt". Sein sprechender Blick glitt über das weiße Seidenkleid, das Dolores in weichen, schweren Falte umschloß. Ein leises Lächeln dankte ihm. .Sie glaube ja, nicht", fuhr sie fort, .wie schrecklich ich mich früher gelangweilt habe! Was hat man denn hier vom Leben? . Kein .Theater, keine Konzerte, nichts, woran-ich als Mäd, chen gewöhnt war, . und . das .bißchen Ges elligkeit unter . den . . europäischen , Familien ist auch .nicht, ben - anre gend". .Und jetzt langweilen. Sie sich nicht mehr?" ... Die Antwort, die .ihre. Ltpöttl schul dig blieben, gab, ei., aufleuchtender Blick ihrer dunklen Augen. Krafft haschte nach ihrer Hand und führte sie nochmals an die Lippeg. ....... .Ihr Mann wollte, ,voxhm meinen Tan! nicht annehmen. -. weisen Sie ihn auch zurück, gnädige Frau?" ., ; Sie schüttelte lächelnd den Kopf. .Wenn Sie sich wohl bei unS füh len, Herr von Düssom, so freut es mich von Herzen. Von Geschäften der stehe ich nichts, kümmere mich auch grundsätzlich nicht darum, da muß ich es Will überlassen, ihr Loblied zu sin gen; ich freue mich Ihrer heiteren Ge : genwart, die mir manche Abendstunde kürzt. Es plaudert sich so nett mit, Ihnen. Wenn Sie luftig' und 'an-' schcmlich von Ihrem früheren Leben erzählen, geht mir eine andere Welt auf, dann verfliegen die Stunden wie Minuten. - Sagen Sie ist es Jt nen nicht oft bitterfchwer geworden, sich in diese ganz anderen Interessen nd Anforderungen einzuarbeiten?" Ueber das frische Gesicht des ehe maligen Kürassiers flog .ein. ernst, Ausdruck, der es um Jahre älter er- scheinen ließ., . Er. nickte, nachdenklich. Zuerst wohl besonders, das erste Jahr war böök Ich kam ' mit - wie ein Fisch vor. den ein heimtückischer Wellenschlag plötzlich auf - den 'Sand' geworfen hat. . ES gab Stunden, wo ich verzweifeln wollte und dachte, ich könnte nicht weiter, es fei das Klüg sie, dieser Existenz ein rasches Ende zu machen. Mir war ja alles fremd, neu, unbegreiflich. Des NachtS tanz ten oft lange Zahlenreihen durch mei ne Träume, mein müdes, abgearbei tetes Gehirn vermochte dem großen weitderzweigten Geschäftsbetrieb nicht zu folgen. WaS wußte ich von Ab schlüssln, Ein und Verkäufen von Soll und Haben! WaS dastand ich von Seidenkultur, Spinnereien und Rohstoffen! Allmählich erst klärte sich da! ChaoZ in meinem Kopf. Sie glauben nicht, wie sehr mich daher das Lob Herr Schröders vorbe? freut hat. Ist er wirklich zufrieden mit vxvlV - - eittiat. . Lnltluald. Ach DoloreS machte ein ungtduld!gk Bewegung, so ÖüB Tiomo, bn ver woyittk ajinenicne Pamnynnochen, er schrocken mit einem kleinen beleidigten lasserchen von ihrem schok sprang Ja ja er sprach ist gestern wieder davon, rühmte Ihren Fleiß, Ihre zähe Ausdauer und sagte, wie nnerkennenSwert ti sei, daß Sie sich so rasch einarbeiteten. Äder nun sangen Sie selbst an von diesen lang eiligen ÜefchäftSfachtn ju sprechen- iqmouie sie. .urzayien k-ie mir lieber von Berlin. Ich liebe ti so, obgleich ich nur einmal einige Wochen dort war. der ich fand ti entzückend", Und rafft erzählte. (Älcinzendc Hoffesle im Weihen Saal ließ er bor ihr auferstehen, von alten Kameraden sprach er, von Bitten durch d$,i Tier garten, lustige ImSotr Erlebnisse wurden lebendig. Äon daheim erzähl ke er, von Eilverslemicro im Eltern haus, im Ereile der Geschwister, von der Einsamkeit pommerscher Wälder im Schmuck glitzernder Eiökriftalle und tief verschneiter Wege. Atemlos folgte Dolores seinen be redten Schilderungen, bis ihre Wan gen rosiger glühten, die dunklen Au gen heller glänzten. Erst als die anderen Gaste sich der Hausfrau näherten, um sich zu verad schieden, merkten beide, dafz es spat geworden. Krafft erhob sich erschrok ken, als sein Blick auf die Uhr fiel, die bereits die zweite Diorgenstunde wies. .Ich muß um Entschuldigung bit ten, es ist unerlaubt spät geworden über unserem Ecplauder " Oder früh . fiel Schröder lachend ein. .Aber das schadet nichts mor gen ist neiertag. da können wir uns alle ausschlafen". Der erste Tag des iimacn Jahres stieg in frostklarer Winterschöne auf. die lang ausgedehnten chinesischen Neujahrsfeste begannen jene Fest, zeit, in der die Welt mit bunten Lil. deru, Glückssprüchen und Laternen angefüllt zu fein scheint. Wo von einem aus zum anderen lange Bretter mit Geschenken aetra gen werden, angefüllt mit köstlichen Süßigkeiten und Blumen, die rote Visitenkarte des Gebers auf zwerz hast kleinen, verkrüppelten Baumchen oben aufliegend. Jene Zeit, in der neuerwerk abge brannt und die ganze Nacht hindurch geschossen wird, nach altem chinesischen Brauch, während bei Tage die "ottaztn von menschen delebt find, die Besuche austauschen, um sich bei zahllosen Tassen Tee und vielen Ver deugungen umständlich nach dem ge genfeitigen Befinden zu erkundigen und sich Glück zu wünschen. In allen Häusern sah es festlich aus blitzblank waren die Stuben; bei den christlichen sowohl als bei den noch heidnischen Chinesen. Letztere hatten nachts zuvor die alten rußig gewordenen Götzenbilder unter allerlei Ehrfurchtsbezeugungen verbrannt und die neuen feierlich aufgehängt. Also behütet konnte man getrost dem neuen Jahr entgegengehen im Bewußtsein, alle Vorkehrungen mit Weisheit ge troffen zu haben. Nun waren auch diese festlichen Tage gleich einem bunten Traum ver gangen, der nüchterne Alltag forderte wieder fein Recht, und er fand Krafft mit frischen Kräften auf dem Posten. Was er vor Jahresfrist noch für un möglich gehalten, war Wahrheit ge worden: er gewann täglich feinem Beruf neue Lichtseiten ab. ,Ter gro ße Stil, in dem "das alte' Handels haus seine Geschäfte abwickelte, im panierte ihm, und je mehr er sich in den weitverzweigten Beirieb einarbei tete, ihn beherrschen lernte, um so inniger fühlte er sich , mit ihm der wachsen. Das Bild modernen Handelslebens, das Robert einst in Groß . Dehlau vor ihm entrollt und daS er damals belächelt, gewann immer festere Ge statt. Mit Stolz fühlte er sich heute als ein Teil des Rades, das die ge waltige Maschine bewegte. ' ; Schröder mußte sogar bisweilen seinen jugendlichen Feuereifer dämpfen und ermahilte ihn 'öfters wohlwollend, des Guten nicht zu viel zu tun. Das Verhältnis der beiden so verschieden gearteten Männer hatte sich im Laufe der Zeit immer herzlicher gestaltet. Dankbar empfand der Jüngere jedes Zeiche' des Vertrauens, das er bei feinem Vorgesetzten genoß. Fast unmerklich glitten die Tage in angestrengter Arbeit dahin, wuchsen zu Wochen, dehnten sich zu Monaten. Eis und Schnee verschwanden, der Lenz hielt . abermals seinen Einzug im Reich der Mitte. Krafft stand am Fenster seines Zim m, weit lehnte er sich hinaus und foa, in durstigen Zügen die milde prickelnde Frühltngsluft ein. Drau ßm flimmerte hell Sonnenschein, alle Farben lösten sich in Licht auf, die Umrisse verschwammen in sielet tem Dunst. Wie auö vielfarbigen Farbentupfen zusammengesetzt erschien die Landschaft: im silbrigen Grau standen die Gebäude, darüber fchim yrcerten goldgelbe Kacheldacher. Hier und dort traten zierliche Schioeiftm gen schärfer hervor, kleine Tempel erschienen, umbuscht vom ersten lernen Grün der Baume. Bläuliche Schatte huschten vorüber, rasch ouf(ifogen vom spielenden Sonnenlicht. Nirgend! Dunkelheiten, überall glitzernde hcl leö Leuchten. ES war eine der seltenen Ctun den des kurzen chinesische,, Frühling, der gleich einem holden Traum zwi. schen dem siurmdurchbrausten hartev Sinter und dem glühenden Somme steht. Krafft fühlte sich seltsam erregt? die Stimmen deS Frühlings lockten, da Zimmer wurde ihm zu eng, un widerstehlich zog es ihn hinaus. Er griff nach Hut und Stock und eilte ins Freie. Er wandte sich dc, iiiiiani Stadt zu, denn fal alle Chi. nesenviertel befaß noch immer Anzie, hungskraft für ihn, er wurde nii müde, das Leben und Treiben zu be obachten. das sich fast ausschließlich auf derStrabe abspielte. Trotz des Sonntags wurde überall fleißig gearbeitet. Der Chinese kenn! keine Sonntagsruhe, nur m 2. und 16. des Monats den Löhnungs. tagen darf er feiern. Krafft schlenderte langsam durch die engen winkligen Gäszcken; bald hier, bald da stelln bleibend. Tori schleppten Kulis hoch bepackte Körb, vorüber, drüben hockte ine Stickerin, emsig den Faden durch schimmernder Seidenstoß ziehend; an der Eck, feilschte ein altes dickes Chinesenweil, um ein, Gericht Fische, .in eine,? Torbogen saß mit gekreuzten Beinen ein Schnitzer. Krafft trat näher und sah zu. wie 'zierliche Gebilde auf einer besonderen Art steinharte, Nüsse unter seinen geschickten Fin gern entstanden. Mit plötzlichem Entchluk b Krafft in eine Seitengasse ein. wo sick Nanghungs kleiner Trödelladen be fand. Er hatte dm Alten bereits of ters aufgesucht, Kleinigkeiten für- fei ne Lieben iaheirn bei ihm erstanden. und da der Mutter Geburtstag nich! mehr fern war, trat er bei ihm ein. um irgendein Angebinde zu erdan dein. Janghung. ein vertrocknetes Mönn chen. dem noch nach guter alter Chi nesenart der lange Zopf auf dem Rücken baumelte, empfing ihn grin leno mit zayireichen höflichen Aer, beugungen. Wunderlich genug fah es in den. düstern, engen Gewölbe aus: nebe? wertlosem Tand lagen und stände? wertvolle Stücke. Seidene, reich ge stickte Gewänder hingen an der Wand zwischen Tempellaterncn und ausge rollten Bildern. Auch allerlei Schmuck, lachen gab es. :n Glaskasten liegend: Ringe und Ohrgehänge aus grünem Jet. zierliche Filigranarbeiten, Elfen dein-, und Kristallkugeln. Gürtel schnallen und, CcknllpftabalfZäschchen. Die kostbarsten Stücke aber lagen. orglich in blaue Seidenfetzen gehüllt in einem alten geschnitzten Schrank, dessen Türen wunderliche Drachen wiesen, die sich um den Sonnenball wanden. Nicht jedem zeigte Azmzhung sein, besten Stücke, nur die Bevorzugten, zu denen Krafft gehörte, durften ip das geheimnisvolle Innere deZ Schrankes blicken. ' Mit abermaligen Verbeugungen nö tigte r ihn in. das kleine Hin terftübchen des Ladens und breitet, feine Schätze bereitwillig vor ihm aus. Der junge Teutsche gefiel Janghung trotz der merkwürdig hellen Augen und der gelben Haare, die er sehr häßlich fand. Krafft, der das ortsübliche Englisch jetzt tadellos beherrschte, hatte stets ein freundliches Wort für den Alten. Nur wenn er einmal etwas besser wif fen wollte als jener, glitt das uralte überlegene und zugleich nachsichtig, Lächeln, womit die Söhne des Him mels antworten, wenn Menschen kind licher und unerfahrener Völker sich einbilden klüger zu fein als sie, über NanghungS gelbes, vertrocknetes Ge ficht. - Heute wickelte sich der Handel aber rasch, ohne Schwierigkeiten ab. Krafft erstand ein .Glücksarmband" für die Mutter einen breiten Reifen aus grünem Jet mit schönen Goldverzie rungen, und noch einige Kleinigkeiten für den Vater, die Schwestern und seine alte Spielgefährtin Fränze. Mit allerlei Päckchen beladen, mach, te er sich auf den Rückweg. Als er das Schrödersche Haus erreichte, kam ihm Ata bereits im Vorgarten entgegen und verkündete mit wichtiger Miene: Mr. Schröder hat gefragt zweimal nach junge Herr. Soll" zu Mr. Schröder kommen gleich". . Erwartungsooll trat Krafft bei seinem Prinzipal ein. .Verzeihung daß ich warten ließ, 'ch bin eben erst von einem Gang heimgekehrt.' Sie wünschten mich zu sprechen, Herr Schröder?", ' So eilig ist eS nicht; ich wollte nur fragen, ob Sie Lust hätten, mich morgen auf einem Trip nach Tsing tau zu begleiten? Ich muß in Ge fchäften hinüber". .Natürlich habe ich Luft große Luft sogar". .Schon so fahren wir morgen früh, richten Sie sich für etwa eine Woche ein". .Um was handelt es sich wenrl ich fragen darf? 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