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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (May 10, 1916)
2?Mt Crnei ItüSn Il Ji. ä ?Ww,sWalmi über den Iriedm. b ß II liM2&VJi!UjM ljH.&3t$sw?f$ ZU .Kölnische VollSzetluiig- twnbft ch n längeren Äusfü!,n,gkn flfflen. die immer wieder sich zeigenden flnfa, wel ch Von England einen ertrügliche Jrie den erhosftn, wenn man erst nur gewisse Norderunük England bewilligen wollte. Sie schreibt u. a.: Nich! wäre falscher, als eine solche Eunochmt. So gini auch n-it unt solchen Stimmuiigen ergeben wllrden. wenn sie inen realen Boden hätten, nd so sehr auch wir den Wunsch haben, daß möglichst bald Frieden werde, so fordert e doch die Pflicht der Wahrheit und hrlichleit ge. enilbek dem hentfifen 9lnif ivin ! .-,ii WllVf V1II chung darüber aufkomnien zu lassen, das; n England eine dem Frieden entgegen "Iommtiide Strömung in irgendwie ins Gewicht fallender Starke oder Auideh. nung nicht vorhanden, ist. Ganz im &t enteil! Die Stimmung, den Krieg gegen Deutschland mit äußerster lNiiclsichslosig Kit zu fuhren, hat in England eher zu elS abgenommen. ffijer nüchtern und objektiv die AeuKevungen der englischen Presse seit Beginn bei Weltkriege der. folgt hat. kann über diese-, andauernde Steigerung der Erbitterung des englischen Volkes und der Befürwortung der denk tat brutalste Kriegführung gar nicht Im Meitei nn. Wir halten uns an die Aeufzerungen verhältnismäßig ruhiger Politiker und ernster Blätter, welche die übertriebene Form vermeiden, aber in der -,ache dasselbe Ziel verfolgen. Die Wahrheit ist. dak einstweilen nock. keinerlei Aussicht auf Frieden Ist, weil ngland noch in keiner Weise anzuerken ,icn geneigt ist. daß die Entscheidung zu seinen Ungunften bereits unwiderruflich gefallen ist. Die Wahrheit ist. das; in ngiano käst das ganze oll noch fest halt' an dem Bestreben. Deutschland icyueyiyin zu vernichten, ein für alle Male ein Ende zu machen mit der Bedrohung dez englischen Welthandels durch den jrnstf frifhliifipn fthfr linfipinaman ffslnft- bewerb der emporstrebenden deutschen In dustrie. Immer wieder wird ousqesvro I' " ninHI Ukl t HI.VVHVItlll WIW chcn, daß keinerlei Schonung Deutschlands Platz g.cifcn dürfe, wenn Deutschland niedergeworfen sei. An dem Ernst dieser guten Meinung wird niemand zweifeln, welcher weih, wie England' in Indien, in AegypteN, in Südafrika und vor allem Zeit Jahrhunderten in Irland versah xen ist. Für eutt seien nur wieder zwei be zeichnende englisckie Aeufzerungen au! jüngster Zeit verzeichnet. Im Dezember heft der Contemporary. Review" schreibt Sir Joseph Compton RiSett, liberales Parlamentsmitglied uud Mitglied des englischen Claatsrats (Privq Council). einen Aussatz, in lvclchctn er als englisches Kriegsziel bezeichnet Zurllckdrängung' des deutschen ßeeres aus Frantrcich und Bel gien über den Nhein hinaus weit in deut- fcheZ Gebiet hinein. Er meint Nur dann kann England vernünftige Friedenbbedinguugen erreichen und kann hoffen, Süddeutschland zur Vernunft zu bringen und Preußen zu isolieren. Eine bloße Rückgabe von Belgien und Serbien Kurden nie und nimmer genügen. Noch einmal betont der Schreiber de Aufsatzes: ' Die Niet- -i Deutschlands muß dollständig j- nürde nicht einmal genügen, T die Kolonien weg zunehmen, s , . , auszulösen, feine &lnttf firfi i ii InfTfti ,, in große Ents ,.summe ihm auszu bürden. De, .ukschlan würde sich rasch erholen sein Haupt wieder er heben. Es muß zu einem Frieden loni wen, der es England und seinen Vcrbün deten gesiatici. Deutschland militärisch zu überwachen, solange, bis die Lage sich vollständig geklärt hat. Daö würde aller dlngs heißen, daß es der Selbstverwal tung beraubt werden sollte. Aber die von Deutschland schon seit Jahren unterjoch tcn Völkerschaften (!) müssen befreit und die deutsche Küste im Norden einem Bunde kleiner Staaten anvertraut wer den. wahrend England zur Sicherung de! Kieler Kanals Helgoland oder rie andere Marinestalion sich sichern wUrde. Vielleicht wird auch der Krieg, wie schon gesagt, Deutschland in ein nördliches und füd ZicheZ Reich spalten. Doch ist das ein der KickclteZ Problem. Auf alle Fälle wird s aber nötig sein, es der Gesellschaft der zivilisierien Völker wieder zuzuführen. Ebenso wild gebärdet sich ein Artikel der Financial News vom 16. Marz. WaZ er fönst sagt, sind Wiederholungen, welche wiederzugeben sich nicht lohnt. Beiner kenswert aber ist. was er als Kricgscnt schädigung von Deutschland haben will. .Für jeden A!ann und. jedes Weib unserer Insel ist die Auferlegung einer Kriegsentschädigung von mindestens fünf Milliarden Pfund Sterling eine Lebens frage. Zunächst mufz Deutschland als Verbrecher den angerichteten Schaden be zahlen, zweitens darf uns kein Pfennig Kriegskosten in unserem zukünftigen Kampf um den Welthandel belasten. Ein mit unzählbaren Millionen Kriegskosten belastetes England im Gegensatz zu einem Deutschland, das überhaupt keine Kriegs lasten trägt (man kann als ziemlich sicher annehmen, daß Deutschland seine Schul den nicht anerkennen wird), ist ein Bild,! daS nur den fanatischen Verrätern unter uns, deren Propagandz und fcheiüheilizcs Getue von dem Potsdamer Trakt gelcnlt zu werden scheint, passen konnte." Nebenbei sei bemertt. daß laut Nach' richte,, vom 15. Ä!Lrz der Kaiser und die wohlhabenden Teutschen ihr Geld mit möglichster Eile ins Audland senden.'. Alle solche Aeußerungen, auch wenn sie sachlich kindisch sind, sind als Symptome , ernst zu nehmen. Einer solchen Stirn j niung in England gegenüber ist jedes Zeichen von Schwäche oder Aenastlichlcit vom Uebel, Nur volle Entschlossenheit und volle Ersassung der Lage unter einstestcr 4 W?m8JäS&!&22ä i Ziehung aller Folgerilligen ius ihr, ihr gegenüber am Platze. Trr ltnsin,, von der wiitschnstlichen Bcrichtu, TeuischlaudS Unter der Ueberschrist .Handelskrieg schreibt der Generaldirektor de Nord deutschen Lloyd, Philipp Heinclen, in der üi,cho,-ZMiti,,g" u. a. svlgendes: Da Papier ist g?duld!g. und so koste eS auch nur einen Federstrich, den Zentral, mächten für die Zukunft jede Hoffnung auf den weiteren Bezug von ausländischen Rohstoff zu nehmen, wobei man im stillen do t bezm. als selbstverständlich annimmt Deutschland und seine Verbündeten wur den auch fernerhin dankbare Abnehmer fü dipieninfn 9IfitVf men Strtlif,ifri,i I bleiben, welche die Alliierten unter sich bezw. an die Neutralen nicht los werden tonnten! Hierin liegt schon der erste Wi derspruch. denn ein durch Mangel an Aus fuhr geschädigtes und zu passiver Handels bilanz gezwungenes Deutschland würde schwerlich lange mehr imstande sein, die ausländische Einfuhr in dem Maße wie visycr auszunehmen. Ganz abgesehen da von, verrät es ober einen ganz bcdenlichen Mangel an Erkenntnis und Logik in Wirt, schaftlichcn Dingen, wenn man glaubt man könne Teutschland nun dauernd von seiner bisherigen gewaltigen Einfuhr aus Uebersee abschließen, ohne daß dies die schwersten Schädigungen der betreffenden Erportländer im Gefolge haben würde. Wog möchte wohl au! einem Fabrikanten werden, der seinen Betrieb seit Jahrzehn tcn auf eine bestimmte Jahresproduktion eingerichtet hätte und der nun plötzlich aus irgendwelchen Gründen seinen bisherigen Hauptabnehmer ausschalten wollte, ohne vorher für anderweitigen Absatz seiner Ar tikcl Sorge getragen zu haben? Nun. die Antwort dürfte wohl nicht allzu schwer sein. Ter Fabrikant würde den iibrigen Markt gesättigt und somit keinen Absatz für seine Erzeugnisse finden, mit anderen Worten, er würde an seiner eigenen Ueber Produktion ersticken und bankerott gehen. Genau das gleiche Schicksal aber droht den Ländern, die bis zum Kriegsausbruch an Deutschland exportierten. Heuer gewaltige ErPort, der bis dahin nach Deutschland ging, ist nicht einfach anderswo untcrzu brgen. Die Baumwolle Nordamerikas. die calisornischen Früchte, Brasiliens stas. sce, venen der deutsche Uiant jetzt in Kriegszeit verschlossen ist, würden aufs schwerste getroffen weiden, denn dieser Zu stand nach dem Plan unserer Feinde auch ur die Fncdenszeil Dauer gewänne. Nun mochte diese Schädigung der Volkswirt schast neutraler Länder, für England, fo wie wir es in diesem Krieze kennen gelernt haben, nicht nur kein Hindernis, sondern eher ein Ansporn sein, auf dem einacschla gencn Wege der aktiven und passiven Boy kotticrung Deutschlands weiter zu man deln. Denn was man von der wirtschaft lichen Erponsionsgicr Albions nach Kriegs? schlug zu gewärtigen hatte und daß dieses angeblich für die Rechte der Schwächeren lampfcnde Land leinen Augenblick zögern wurde, du Wohlfahrt seiner letzigen Ver Kündeten wie auch der Neutralen gegebe nenfallS skrupellos seinen eigenen Jnter, essen z opfern, darüber ist man sich in einsichtigen Kreisen des neutralen Aus landes wohl nicht im Zweifel. Glücklicher weise sind e nun aber nicht neutrale Län der allein, die den Verlust des deutschen Marktes zu betrauern hätten, sondern England selbst würde in seinen Kolonien empfindlich durch diese Umwälzung der Weltabsakverhältnisse getroffen, jenseits rbti Kanals scheint man heute bereits völlig vergessen zu haben, daß ChamverlainS großzügige Idee neö (Vraicr Britain n wirtscnastlich-imperialistischem Sinne kincrzeit hauptsächlich an dem Widerstand der englischen Kolonien, in erster Linie Australiens, scheiterte, die den Verlust ihres außerenglischen, insbesondere dcg deutschen Absatzgebietes fürchteten. An diesen Tatsachen hat sich aber big heute nichts geändert. Auch heule würden die englischen Kolonien in Afrika, Indien, Australien u. f. w. unter Wegfall de,s deut schcn Absatzgebietes für ihre Produkte, als da sind Fette, Oelfrüchte, Wolle, Baum wolle, Taback, Jute, Fruchte u. s. w., min bestens ebenso schwer leidn wie Teutsch land selbst. Es ist bezeichnend, daß sich jetzt gerade bei unseren Gegnern die Stimmen meh ren. die die rigorose Durchführung des Handelskrieges 'gegen Deutschland und eine Verbündeten einfach als eine Unmog lichkeit erklären. Nicht ein einziger von den die wirtschaftliche Schädigung Deutsch londs bezweckenden Vorschlagen, so erklärte kürzlich ein englischer Abgeordneter, fei durchführbar, ohne gleichzeitig den engli schen Handel zu schädigen. Ein Boykott deS deutschen Handels nach dem Kriege werde nur das Resultat haben, daß alle Neutralen Deutschland in die Arme ge trieben würden, da dieses ihnen natürlich besonders vorteilhaste Bedingungen machen würde. In ähnlich Weise wurde jetzt im englischen Parlament anläßlich der bevor stellenden finanzpolitischen Konferenz der Alliierten von liberaler Seite die geplante Boykottierung des deutschen Handels als eine äußerst gefährliche Politik bezeichnet, von der England selbst den größten Nach teil erleiden werde. Ein dauernder Friede müsse, wie der .Redner sich ausdrückte, auf der Grundlage geschaffen werden, daß eutschiand, nachdem es sein Verbrechens vieder gut gemacht habe !), Vergebung erhielte. Der Friede müsse Deutschland eine ehrenvoll Stellung unter den Natio nen geben,. So sehr wir nun auch nach unseren bisherigen Erfolgen zu Lande, zu Wasser und in der Luft davon überzeugt ind, dag die Entscheidung darüber, wer päter um Vergebung für seine Verbrechen au bitten hat, in unsere Hand gelegt sein wird, so sicher ist es. daß Deutschland Wirt schädlich einfach nicht ausschalten ist, .ys rr - ' w m hj&znsjg ueber William Shakespeare sind bis ctzt etwa dreitausend Bücher geschrieben orten, darunter auch einige recht lesbare, vcr ocu in die Sbake veare'Vhiloloaie bei weitem nicht abgeschlossen, noch ist das K bale peare.Problem n cdt löst. D eler Genius gleicht einem lohen Zentralseuer. In dessen Licht man alle Erscheinungen des Lebens und des Geistes betrachten will. Was bat man schon nicht alle mit Shake speare in Zusammenhang gebracht? Alle Zweige der Wissenschaft und der Kunst sind an ihm exemplifiziert worden. Juris prudenz, Philosophie, Kunst. Zcaturwissen scha t. Philologie Geschichte, und selbst für Sport, Astrologie. Traumdeutung und Gynaekologie mußte der geniale Brite fei nen Mann stellen. Sw dem Siege des Hellenismus über den nazarenifchen Pu rilanismul, um mit Heine zu sprechen, in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhun derts ist Shakespeare ohne Unterbrechung Object scharfsinniger Meditationen und psychologischer Grübelei. Jedes Zeitalter betrachtet ihn durch daS Prisma seines speziellen Kulturbewußtseink und findet in ihm stets den Mittelpunkt seiner Bestre bungen. Im vorletzten Jahrhundert schrieb mall über William Shakespeare und die Aufklärung, in der stm Hälfte deS 19. Jahrhunderts erschienen ein, halbes Du tzcnd Bücher über Shakespeare und die politische Freiheit, in den sechziger und sie benziger Jahren des letzten Jahrhunderts beschäftigte man sich mit dem Juristen und horribile diclu Materialisten Schake peare, nach dem Bankerott des Materia lismus mußte Shakespeare daS Exempel eines philosophischen Idealisten abgeben. Ein österreichischer PhllosophieDozent, Kauer, schrieb dann einige Bücher über Shakespeare olS Philosoph, m dem der Verfasser ad oculos demonstrieren wollte, daß William Shakespeare Nicht nur 'ein Vorläufer von Kant fei, sondern daß hakefpeare alle Probleme der Kantschen Philosophie bereits gelöst Ntid daß Kant von Shakespeare gleichsam abgeschrieben habe. Mit einem Worte. William Shake, peare mußte alles sein, der letzte Grund alles Wissen und Erkennen?. Natürlich hat es auch nie an scharfen und paradora len ShakespeareKritikcn gefehlt. Voltaire war in feinen letzten Jahren gegen Shaw peare sekir verbittert. Friedrich der Große nannte Shakespeares Meisterwerke abo minables et ridiculeZ farces", und gar Na polcon lieh sich mit echt koreanischer Derbheit über den großen Briten aus und sprach ihm Ina, Friedrich alle Künstler chast ab. Als Napoleon einmal im ,Tl tuS Andronicus" auf den Allsspruch sti,ß das Mitleid ist die Tugend des Gesetzes". da rief er verächtlich aus: quel blague"? Es, mutz schon seinen Grund haben, daß Friedrich der Große und Napoleon aus Shakespeare so wenig gut zu sprechen wa ren. Aber noch heute stehen Männer von ta dikaler politischer Richtung dem großen Briten ablehnend gegenüber. Leo Tolstoi, der Apostel des religiösen Anarchismus, pncht Shakespeare alle Kunstlerschast ab, wie vor hundert Jahren Napoleon. Der Sicpublikaner und Demokrat Bernard Shaw schließt sich in vielen Teilen dem Tolstoischen Urteil über Shakespeare an, der Sozialdemokrat Crosby geht in seiner Abhandlung Shakespeare et la classe ouvriere sehr scharf mit dem Schopser der Königsdramcn ins Gericht und zeiht hn der politischen Borniertheit und des Snobismus, alleS Eigenschaften, die auch nicht viel für Shakespeare als Künstler prechen. Bei dieser Lage der Dinge und bei der jetzt in Schwung gekommenen Shake pcarcMcnhrung anläßlich der 300iahn gen, Wiederkehr seines Todestages scheint es mir angebracht, Shakespeares Verhält nis zur Gesellschaft In knappen Umrissen zu zeichnen. Diese Aufgabe scheint mir um o zeitgemäßer und notwendiger sein, als bis heute gerade diese Seite Shake spearcs wenig behandelt wurde. Unter den vielen Shakespeare Büchern, die im Kata log deS Britifh Museum verzeichnet sind, befindet sich kein einziges, das sich .mit der Soziologie Shakespeares belchaZtigl. ibm t etwas befremdend und wirft ein schlech cS Licht auf die ganze ShakefpearePhi lologie, speziell soweit sie englisch ist, denn kein Dichter von Shakespeares Bedeutung hat so viel über Politik. Staatskunst. Ge llschaft und andere soziologische Faktoren meditiert wie der große Brite, selbst Dante nicht. Seine Königsdramen, seine Römer dramen und selbst seine Lustspiele bergen Schatze soziologischer und sozialphiloso cher Weisheit. Trotzdem ist uns der So ziologe und Sozialphilosoph Shakespeare ohne daß -das ganze Gebäude der Welt wirtschaft in Trümmer geht und unsere Feinde ,e auch die Neutralen unter sich begräbt. Um so sonderbarer mutet eS uns Deutsche an, wenn der chauvinistische Teil der feindlichen, hauptsächlich der englischen Presse mit Unterstützung der feindlichen Regierungen und Handelsvertretungen mit einem Eifer, der einer besseren Sache wür dig wäre, auf diese völlig utopistische Bei fritcschiebung Deutschlands vom Welt marlt hinarbeitet. Wollen wir unseren Gegnern nicht jegliche wirtschaftspolitische Einsicht und Logik absprechen, so gibt es eigentlich nur eine Erklärung für diese Erscheinung: Unsere Gegner, waren sich über die Zwecklosigkcit der ganzen Agita tion von Anfang an keinen Augenblick im unklaren, ober zum Ausgleich der militä rischen Mißerfolge mußte etwas geschehen, mußte gleichsam eine Parole geschaffen werden, an der sich die bedenklich . ab geslaute Kriegsbegeisterung unserer Feinde icbft entzünden Konnte, nd das war die irtschasilichc Vernichtung Deutschlands nach dein Kriege. , lynnfEfTSntff. WT$r&VZ!ttT?T?$s?c William Shalicheare als SozialMlojoA von vr. s. IU, Melamed. so gut wie unbekannt. DaS Shakespeare Buch von Boethlingk, das Bismarck, Ver hältnis zu dem Dichter behandelt berührt kaum das Problem. Der Herausgeber zi tiert ein paar billige ShakespeareSprüche über König. Papst und Masse, und glaubt, damit feine Aufgab gelöst zu haben. Und daß wir es hier mit einem Problem zu tun haben, beweist daS Faktum, daß gerade Männer von radikaler, politischer Richtung ihren AnlIShakespear in die Welt schick ten. Also zunächst die Formulierung de! Problems. Der Sozialdemokrat Crosby hat in einer ernsten Abhandlung nachzu weisen ge ucht, daß Shakespeare ein eng herziger Fcudalaristokrat und bornierter Monarchist" war, der für den Mann aus dem Volke, speziell sür die Arbeiterklasse nur Verachtung und beißenden Spott üb rig hatte. Crosby aber untersucht nicht weiter Shakespeares Sozial-Philosophik, sondern er begnügt sich mit einer Kompila tion von Zitaten aus den, verschiedenen Dramen des Dichters, die keinen urfachk chen Zusammenhang mit einander haben Aus dem elben Grunde ungefähr hat Ber nard Shaw Über Shakespeare den Stab gebrochen. Der freudige Neinsager nimmt eine Mittelstellung zwischen dem Sozial demokraten CroSbY und dem religiösen Anarchisten Tolstoi ein, Vehse hingegen, der in einem recht lesbaren Shakespeare Buch diese Frage oberflächlich streift, will im Versa stcr der Konigsdramen einen Hai, ben Demokraten entdeckt haben, und Knauer in seiner Abhandlung über Shake speare Könige sieht in dem genialsten aller Briten dak Muster eines modernen Politik scben Menschen und demokratischen Ron stitutionalisten. Dieser Widerstreit über Shakespeares sozial'philosophische Konzeption der Dinge hat zwei Gründe. Der erste Grund liegt darin, daß bis jetzt noch niemand Shake speares ganze Sozialphilosophie untersucht und systematisch dargestellt hat, und daß alle, die diese Frage berühren, nur m Shakespeare das suchten, was sie von vornherein finden wollten. Der zweite Grund für dieses Mißverständnis ist. daß Shakespeare rein diskursiver Soziologe, sondern ein intuitiver Scher war. und daß es geradezu banal ist, Shakespeare nach dem Mehr oder Weniger seiner So ziologie einzuschätzen, wie es falsch ist, aus seinen großen Schicksalsdichtungcn nur ein Nechtsfystem hcrausziülügcln, wie es jüngst ein deutscher Jurist tat. Ich will nun versuchen, die Sozialphilosophie Shakespeares in knappen Umrissen syste matisch zusammenfassen. ' Der Dichter ist an der Natur orientiert und ist von dem Radikal-Bösen der Men- schennatur überzeugt. In der Natur gibt es keine Gleichheit, dort herrschen Gesetze. Diese beiden Fakta der Natur überträgt er auf den Staat. Der Staat ist nach ihm ein Organismus. In dem Staats organismus müssen unabwendbare Gesetze herrschen, und der Staat muß in Stände aeqliedcrt sein. Er knüpft also an die klassische Staatslehre ein. Schon Plato und Aristoteles hatten den Staat für einen Organismus erklärt. Die Shakespearcsche Konzeption deS Staates ist aber nur in ihrem Endpunkt der platonischen vergleich bar, nicht in ihrem Ausgangspunkt, denn der Brite ist, wie bereits erwähnt, nur an der Natur orientiert. In Troilus und Cressida" (erster Akt, 3. Szene) läßt er den Ulysses verkünden: 7cr Simmk. die Planeten, tl Erde Peackien Mnq und Vorrückt, Cxt und trnif, BeramK. stimmn, ?ünrPtfitn, fformen, (iifinoljttlii'it, PslickU ttt doriirfctit-iftifnet Ordnung, uitn arum m on tjcnniDite elltnt, Xtf Sa, in edler Hvhsii ritiflrfrriif '.'Ins ihren Zbron, In oller andern Bütte. i'io ftf mit tlirc kluges Heils, ngsknitt um tstntiiiH jttiiieiidii't Süartficn Uüiit Und hmdenigslö, me der BeHI bei ftoniai ... mit,.... .ls. r..A , . ...... oi '"nt -teurem irihi. uoi roiniuriii nun ?it böfrt Wisch irrend die Planelen tiai 81)1' für Pliiaen, nnqrkeiler dann Und Kelche Meutere,? Es tobt die See, til Erde debt. ei tastn alle Stürm, Die ffiirchk, der Wechsel, bai Entsetzen atm. ftijei, ripttltett. driwt, (tttmiitwit ganz Die Pi;i6cil ,,d die ruiiiae erdtnduiia te Staaten baun aut ihuc Llellung, UH, Wo man den Rang ersckii,tert, der die Letter von um fltofl'n unternemmn tu. Da frnnft die al. Denn wie sann ein Bcrein, Der Cchülen. Gtusen. Brlidcrschakt in Elädien. Sin friedlicher SZerkrbr senil Allsten, tn SrstaeburtSrechl, Pflichten der Gelutrt. orrecbt des liers, tdrvneS. ZZedler, Lorbeer. Sin ihrer rechten Stell anders siebn, AIs durch den Rang? Bcrichtt ihn, verstimmt Die Enilen und dernebmt den MiKttang dann, Im vssncn Kamps begcnct Alles sich. Wenn es keine Zügelung der natürlichen Leidenschaften durch die Herrschaft, Abstu sung, Rang, soziale Gliederung und ftrafre GescKe gibt, dann erwacht die Bestie im Menschen, und ouS ist eS mit der Gesell schaft, mit dem Staat, mit der Gattung. Tnnn wird Gewalt der Schwache Herr, der be Codn Erwürgt den ü!at; die Gewalt wird Rech. Und weiter: $cdm derliülli sich He In Gewalt. Skwali wird Mllliir, jviükiir wird Veaierde, Und die 8MI: cm allgemeiner Wols. IsoTrio Iiomini lunus. ' Diese natu ralistische Beurteilung des Individuums ist nicht nur bei Hobbes, sondern bei vie len anderen großen Briten zu treffen. Das wtzr auch Shakespeares Ansicht, die er bei eder passenden Gelegenheit seine Helden verkünden läfri. Allein Shakespeare war nichts weniger als Naturalist, trotz seine! naturalistisch 'pessimistischen Ausgangs Punktes in der Sozialphilosophie. Die Bestimmung deö Menschen tst, wie er e oft verschiedene Helden seiner Dramen verkünden läßt, eine moralisch.intellektua liflische, weil der Mensch nach ihm eine duale Komposition von Natur und Geist ist. Wenn er aus der einen weite den Staot und die Gesell cka t aus die Natur. auf die Gesetze und auf die Ordnung in der Natur verweist. 10 ieyrr er aus der anderen Seite die Ueberwindung der Na tur durch die Vernunft und Sittlichkeit, denn vom Wolf und von der blutgierigen Bestie kann der Mensch nichts lernen." Da ShakefMtt von dem Radikal-Bo TsEflgJTsZyrt w 'A5C sen der Menschennalur liberieuat IN mahnt er fortwährend zur Zügelung der c,ven,aza,ien vurcy das e etz: Man ms, da Volk nicht fco Vesd trenn, tln tiullut icht gewich,,,,. Jedoch darf da, Gesetz nicht absolut und oruia, angemenvek werden, vielmehr ist das Mitleid die Duzend de Gesetzes.' Trotz dieses Auszaugspunktc, ist sich Shakespeare über die Entstehung des Staates Im Unklaren. Die Theorie des e cu cva isveriraaes. d e er durck Srin chez gekannt haben muh, hat er nicht ak zeptiert. Die Entstehung de, Staate, ist ihm ein Rätsel. $n .Troilui und Cres. I'va- lagt ei im dritten Akt der dritten zene: .Sin lies ebelm,,! wuhnt. dem die beschicht iils frnnh ,,.k,t, k.. . k.. . v - ' ' ," V, ' " V!,', II, vvv &nunr cecie, Xflin .ttlfurnfrlt, I göttlichst Ratur, Xafe Sprach nicht noch Seder st lann deuten. Neben dieser soüioloaisckien lNnrs,i, ung Huldigt Shakespeare einer anderen idealistischen Grundüberzengung, die in ivrer con,equenz seine politische Wcltan schauung beeinslunt bat: Di UnN,rklir keit und Fortsetzung der Persönlichkeit, die als das Seiende und Konstante im Cüentn-. sad Zum Werden und Lariabeln der lllnllf angesehen werden kann. Diese idealistische vnjrpiton oer Per,oniicyicik, v,e er von om oar, wei,t noch eine naturalistische Nuance auf: Die Heredität. Seine Ueber. zeugung von der Heredität und der Fort. psianzung ver Persönlichkeit als ihr idea les Correlat, sind seine Voraussetzung des poiin men reairimismus. t nnnr,n Worten: Die legitime Monarchie ist so wohl in der Natur der Dinge, als in der Idealität der Begriffe begründet. Dieses Problem wird in Könia Jobann' ankae. rollt. In diesem Drama liegt schon der va,iuei zum .lieferen Verständnis der großen Wahrheit, die un, später in seinen gewaltigen Tragödien entaeaentritt. m. lich. daß das Erbrecht keine willkürliche ikr,,cykn,aizung ,u, sondern, daß sie er nen eine wa, e ateaote i und iwe tens auf einem der obersten Nawrz?see beruht, auf der Qeredität. Scbon ans die. er soziaipyiiosophischen Lehre Shake Ipcare, svigi, oan ver Ättntch als Einzel Individuum kein soziales Atom il? hm Einzelnomade, sondern, daß er ein Glied eine großen irgnismus ist. Diese Lehre von der Gesellschaft als Organismus ist ebenso zur sonaldbilnsa. phischen Tradition der großen Briten ge woroen, wie die Hobdeslchc Konzeption des Homo Iiomini 'lunus. Dreibiindert Jahre nach Shakesvearc bat ein aeistesae waltiger Brite. Herbert Spencer, diese Qi&r .ai.- kfeu.. fN 19 -i 1.. , trt r ff-ni lgllMLMlls ver vzeieu schast wieder aukaenommen unk s!e , einer Arr sozialer Morphologie ausgebil, oei. Jetzt wird un die volitifcke lMettan, schauna Shakcweare. die alt konserdativ und traditionalistisch zu bezeichnen ist. oer,ianoi,cy. iyakespeareschs Staat fetzt sich zusammen aus strena oraanisier ten Ständen mit berscbiedenen Nana und Rechtsabstusungen. gn dessen Spitze ein ion,i,iui,oneller Monarch steht. Die kon stitutionelle Staatskorm ist bedingt kurrn die duale Zusammensekuna van Geist nk Natur des Menschen. Wären die Men- ,cyen nur mann ohne Geist, dann wurde die Despotie als Bändigerin der tierischen Urgewalten und Triebe im Menscüen die einzig richtige Staatsform sein, wäre der eenim nur ein Äernunstswesen ohne Triebe. Affekte und Leidenschaften, dann wäre der Staat llbcrbauvt überslilssia. Aber da der Mensch ein dualcs Kompo ,,ium i,r, o musz der Staat so beschaffen sein, daß er beiden Teilen, aus welchen sich der Mensch zusammenlekt. erfit werde. Der Staat zilgclt . die wilden Triebe des Menschen durch das Medium des Gesetzes, und, da! Gesed ref. das Recht wird von dem vernünftigen Teil des &rnitt, von ver Aoltsvertretung geschaf fen. auch damit das Königtum selbst in keine naturalistische Wildheit verfällt. Zver Staat tst sur Shakespeare ein In ltitut nur Erbaltuna der Kattun, kiel. leicht szgar ein Produkt des Gattungsbe, wußtseiiis und seine unmittelbare Auf gäbe ist die Erziehung des Menschen zum recniiiazen anvein. Jum guten Teil ist auch das Recht nach Shakespeare nicht Selbstzweck, snnkern ' ein Mittel aiirn Zweck. Das Recht ist jenes Instrument des Staates, mit dem er die Bestie im Menschen zggelt. Dem Staat mit seinen ehernen Gesetzen stellt Shakespeare die Masse entgegen. Der Staat ist der harmonisch gegliederte Or anni&miiS ein Inaifrn ff n f n n r ie. während die Masse das ChaoS rt präsentiert, die wilden Leidenschaften der Natur verkörpert und eine psychologische Kategorie ist. Der Staat ist gerecht, lo aisd). sittlicb. die Masse ist unaerecbt. un logisch, amoralisch und ist noch niedriger als die vl'.nve ?carur. Coriolan geht tragisch zu Grunde, weil er der Masse ickt aenua sckimeickeln kann. in JuliuS Cäsar" zeigt uns Shakespeare die ganze irrationale eaiur ver .u(ane. Wenn Brutus spricht, hat Brutus recht, wenn Antonius svricbt. zollt ibm die Masse Beifall. Auf die Masse ist kein Berian. sie ist unicher, nngcwizz, oyne iede Krundüberzkiiauna und wird nur von OsfMifn ?eike,is,inkten und trieben sie herrscht,' sie verkörpert sozusagen die Psy moiogie oes unvewunien. wo sie ,qre Herrschaft ausbreitet ist Chaos, Anarchie, Willkür und rohe Gewalt: Hol der Hen ker die öffentliche Meinung. Man kann sie aik beiden Seiten traaen. wie ein lc deines Wams'. Oder: Lieb ich leich da Volk, Zo stell ich mich ihm riaern dickt zur Schau, Ob mobl a'incmt, gcsiiilt wir dock nicht ?dl S?in laier ZViwll, iwa lein vk!Iicr ora,. ?u,ch scheint mir der lein warn om reisen Set dmach strebt. l v Die Mrljcljajlslmje in Italien. Ist Lage Italiens beim Herannahen des ersten Jahrestages seines Eintritts I den Weltkrieg Ist politisch und militärisch nichts weniger als erfreulich. Da, Schlimmste aber ist, daß kaum ein andere kriegfüh rende Nation derart unter dem Krieg wirk schastlich leidet rt;u Italien, dasz der Aus hungerungskrieg. den England und seine Trabanten gegen Deutschland führen woll ten, zuerst und am schwersten den eigenen Bundesgenossen Italien getroffen hat. Welche Phantasiepreise Italien für Kohle bezahlen muß dank der passiven Ute ststenz Englands und dank der bis ins Ja belhaslc gestiegenen vcachlquole ist 6c konnt. Dieselbe Teuerung zeigt sich aber insbesondere auf dem Lebensmittelmarkt, und zwar auf allen Gebieten dieses Mark tes. ob es sich nun um Wein oder ob es sich um Milch handeln mag. Am M. ffe bruar hat die italienische Regierung eine Bestandserhebung für Gerste und Hafer angeordnet; Reis ist vom Oktober bi, Fe bruar von 34 auf 45 Lire pro Doppel Zentner gestiegen und auch hier wird Be ftandserhebung und Beschlagnahme ange kündigt. Zur Bekämpfung des Zuckerman els und der Zuckcrteuerung ist die Ein iihr fremden Zuckers zu ermäßigten Zoll ätzen angeordnet worden und seit Mitte dieses MonatS ein Zuckerhöchstpreis für Fabriken und Raffinerien (148 Lire pro Doppelzentner) festgesetzt. Am dringlichsten aber erscheint nach den letzten Meldungen die Brotfrage. Der WeizenpreiS auf den wichtigsten italienischen Märkten ist, ob wohl man Anfang Januar einen Höchst preis für daS beschlagnahmte inländische Getreide (nicht für den gesamten Getreide verkehr) in Höhe von 40 Lire pro Doppel zenkner einführte, fortlaufend, auch in dem letzten Monat wieder, gestiegen: in Turin von 3(5 Lire am 31. Dezember 1914 auf 48 Lire am Jahresultimo 1915 und auf 47j Lire am 10. Marz; in Mailand von 33 Lire auf 43 Lire: in Verona von 35 Lire auf 42 Lire; in Ferrara von 36 Lire auf 44 Lire; in Florenz von 27 Lire auf 4g Lire u. s. w. Schon am 8. Januar hat die Regierung eine Bcstandsausnahme für Weizen und Mai! angeordnet und zu gleich den Militärbehörden das Recht der Beschlagnahme erteilt. Da der Höchstpreis, wie man, ficht, eine weitere Steigerung der Preise nicht verhinderte, ist feit dem 11. März ein Höchstpreis für den gesamten Getreidehandel festgesetzt und zugleich den Mühlen für Brotgetreide eine Ausmahlung von 85 Prozent statt wie bisher 80 Pro- zent vorgeschrieben. (In Deutschland hat man bekanntlich bis vor kurzem nur 75 Prozent ausaemahlen und erst jetzt wieder den AuSmahlungssatz auf 80 Pro zent bei Weizen und 82 Prozent bei Rog gen erhöht. Man ' hat also nicht nur reichlicher, sondern auch besseres Brot als die Italiener.) Die größte Gefahr besteht darin, daß Italien auch schon Im Frieden auf die Einfuhr ausländischen Getr.des angewic fen war. Schon im ersten halben ahr des Weltkrieges, vom 1, August bis Ende Dezember 1914, ging die italienische Ge treidecinfuhr, namentlich infolge der Schließung der Dardanellen, auf 1 Millionen Doppelzentner zurück gegen fast 6 Millionen in den entsprechenden Mona ten der vorausgegangenen fünf Jahre. Tann gelang es, die Einfuhr aus Amerika zu organisieren, so daß vom' 1. August 1914 bis.1. August 1913 immerhin 16' '2 Millionen Doppelzentner ausländischen Getreides nach Italien kamen. Nun' brachte aber das Erntejahr 1915 statt der ysll Vnivsixnschast ist ibm verhaßt. und auch dem politischen Jndididualis mus, mag er von unten oder von oben kommen, kann er keine Sympathie abge Minnen. John Cadct,- der prahlerische De magoge. ist die Ezemplifizicrung der Zu itande jener Herrschaft, in der die Pöbel bnste Demaaoaie Heb breit gemacht. Zwei hundert Jahre nach Shakespeare hatte die Welt Gelegenheit, die leibhaftigen John Cadet in der Person mancher Helden der französischen Revolution kennen zu lernen. Den Charakter des Tyrannen hat er unS in her Nerkon des Marlin dargestellt, den er mit einem Drachen vergleicht, und von dem politischen Parvenu beißt eS im ,Kö. nig Johann" (II): nu fir.Ai.fM frA hnit iinnffirnfP ftftttd fcnii i. Erhäscht, wird, wie gewonnen, nur im Sturm veuillixrcl. So bleibt sich der Etatist und Legitimist Shakespeare in allen politischen und sozia len Fragen treu. Er. der größte Psycho loge aller Zeiten, war der größte Versech ter der Logik. Shakespeare, verteidigt die Gattung gegen das Ezemplar. die Art ge gen den Typus. Er ist geneigt, dem Ein zedindividuum Freiheit einzuräumen, aber ,ie darf nicht ausarten, und sie muß rewen Gegensatz, zu den Interessen deS Staates Hilden. Und selbst dieses bescheidene Maß von Freiheit ist nicht aus der Natur ab geleitet, denn in der Natur gibt eS keine Freiheit. Die Freiheit der biologisch animalischen Natur besteht in Gesetzlostg keit und Gewalt, und diese Freiheit, wenn der Mensch nach ihr streben soll, macht den Staat unmöglich und ruiniert das Men schengeschlecht. Sind also Freiheit und Gleichheit nur leere Demagoacnphrasen, deren Inhalt es entweder nicht gibt oder die gegen die Menschheitsinteresten sind, was bleibt von dem sozialcthischen Pro, gramm Shakespeares an positiven Punk tcn? Zwei sozialethische -Postulate stellt Shakespeare auf: Gerechtigkeit und Ord nung. Aor ver Gerechtigkeit miMN nacy Shakespeare alle gleich sein, wenn auch nicht alle vor dem Gesetz gleich fein kön nen. Der. König darf ebensowenig unrecht tun, wie der gemeine Mann, aber es würde dem Sinn der Monarchie wider brechen, wollte man über den König einen menschlichen Richter stellen. Die Ungerechtigkeit de! Königs rächt sich akr auf, andere Weife. Das hat uns Shakespeare in seinen Königsdramcn un zählige Male eingeschärft. Mit Ausnahme dieses Spezialfalles stehen alle Bürger im Staate und alle Menschen in der Gesell- chaft vor der Vernunft, vor der sittlich- keit und bor der Gerechtigkeit gleicli erwarteten sehr guten Ernte nur einen n Menge und Qualität ungenügenden Wel. zenertrag (Wt Millionen Toppelzitner gegen 4tf,2 Millionen, die man geschäht hatte). Nach einem Artikel deS .Sole' vom 20. Februar soll sogar der wirklich, Erntccrtrag nur etwa 40 Millionen Dop pekzentner betragen haben! Da im Jahr sünft 1008 bis 1913 der durchschnittliche Einfuhrüberschuß 15.2 Millionen betrug, jetzt während des Krieges aber infolge der Heimkehr zahlreicher Auswanderer und in , folge des starken Verbrauchs der Armee dsr Bedarf gestiegen ist. nehmen die amtlichen italienischen Stellen einen Einsuhrbedarf' von 1 bis 20 Millionen Doppelzentner an. Diese verstärkte Einfuhr muß aber notgedrungen nicht nur zu einer weiteren Verteuerung führen (die Höhe der Fracht raten und der Stand der Wechselkurse wirken hier zusammen; die Frachtrate von den Bereinigten Staaten nach Genua ist vom 1. Oktober 1915 bis heute von 13 auf m Schilling, von La Plata nach Genua von 5 aus 170 Schilling gestiegen!), es fragt sich aber vor allen Dingen, ob über Haupt die nötige Einfuhr rechtzeitig und ausreichend' durchgeführt werden kann. Durch die neue Höchstpreisverordnung ist nicht nur der Handel mit etn)eimischeiii Getreide, sondern auch der private Ein fuhrhandel im wesentlichen ausgeschaltet, so sehr, daß in vielen Fallen private Lie feruiigsverträge mit dem Auslande zurück genommen worden sind. .Nach der ,Stam pa" vom 23. Februar waren bis dahin, feit Beginn des gegenwärtigen bis zum 1. August währenden Wirtschaftsjahres, aus dem Auslande D1 Millionen Dopelzent Her eingeführt, so daß bis zur nächsten Ernte noch ein Fehlbetrag von rund zehn Millionen zu decken wäre. Nach einem die Regierung scharf angreifenden Artikel im .Sole"' vom 17. und 18. Februar wird die noch einzuführende Menge sogar auf 12 Millionen Doppelzentner geschätzt. Selbst in Italien wird von vielen Se! tcn stark bezweifelt, ob es in der kurzen noch zur Beifügung stehenden Zeit über Haupt möglich sein wird, die erforderlichen Mengen Weizen nach Italien zu schassen. Dazu kommen die Schwierigkeiten des Ausladens in den italienischen Häfen, die noch immer andauernde Ueberfüllung des Hafens von Genua, die Verkehrsstockungen auf den italienischen Eisenbahnen, der Mangel an Schiffsraum u. f. w. Die italienische Presse ist voll von ernsten Be sorgnissen bor Störungen der Getrcidever fvrgung und vor der unvermeidlichen Na nik, die dadurch hervorgebracht werden müßte. . Russische Glocken auf der Wanderung. Aus Krakau wird berichtet: Dziennik . Kijowski" meldet, daß nachdem die Russen die Glocken aus den orthodoxen Kirchen in Minsk weggeschafft haben, es sich zeigte, daß dieselben polnische oder lateinische In schriften hatten. Manche dieser Glocken waren sehr alt, stammten aus dem 15. Jahrhundert und waren bei der Einfüh rung des, Christentums in Litauen' ge gössen. Andere Inschriften entbalten zwar keine Jahreszahlen, tragen dafür die Na men der damals herrschenden polnischen Könige Kasimir des Jagellonen und Si gismund des Alten. Auf ihrer Wanderung kommen jetzt die Glocken nach Moskau, wo sie von dem Schicksal, das allem Kriegsmetall bevorsteht, ereilt werden. Der älteste bekannte Goldschmuck ist ein Armband deS ägyptischen Königs Zer; es ist über 600 Jahre alt. Sag mir einmal, Ist in Wahnsimiiffer Mn Adeliger der ein Bürgerlicher? fragt der Narr den König Lear. Aus die scr Fragestellung geht klar hervor, daß Shakespeare weit davon entfernt war ein feudaler Aristokrat und ein bornierter Re aktionär zu srin:, . , ?er beste Sldcl Ist. wenn man durch di Taten werten iudl die Lyre, ai durch die ' Ahnen sagt er in Ende gut, alleS gut' (M'a well, tlmt eiida well"). Also in der streng durchgeführten Rang-Hierarchie, die Shakespeare im Staate durchgeführt wis sen will, ist es nicht der Ahne, allein, der adelt, fondern die eigene sittliche Tat und intellektuelle Leistung.. Daß dies Shake speares einzige und wirkliche Meinung von der Ehre und 'dem Adel war, bekräftigt Timon von Athen. Timon von Athen, ein MassenveraHter. weil t ihre Korrup tion kennt, ist ein durchaus selbständiger Charakter, unbestechlich, unbeugsam, kon sequent bis zuletzt und ehrlich wie ein Kind. Wenn Shakespeare Timon Worte in den Mund legt, die sich auf die bedeu tendsten Ereignisse und Prozesse im Men fchenlkben beziehen, so dürfen wir ruhig annehmen, daß Shakespeare Timon nur als Organ für seine eigene Ansicht ge braucht: Und also sprach Timon: Tald, kostbar, flimmernd, rot Got Lo viel don ihm macht schwär weist, häßlich edel, sAiin, Scklecht aut, It sung. keia tovser, niedrig edel. Jdr Götter, warum dl Warum dies, ihr Götter? Oder soll ich den sozialdemokratischen Monolog ouS Coriolanus? zitieren, i dem es z. B. heißt: Nun wahrlaMg, sie soraen noch für mS. Si, lassen uu verhungern, während ihre Bkgazin vollneltopit fi,tf. Verordn,,! machen sie, Änergeskt,e, m den Wucher m utiterlltttjen. Täglich wird in hkiliame (8sclj, weil es den Reichen nicht daftl, widerrufen, und täglich wer, de schörssre Verordnungen ersonnen, um nui die Zirmen !i sciseln und eintu.zivänaen, Wen der rieg un nickt ussrisit. ftf tun si s Tat ist ihr ganze Lieb sür un. Damit soll keineswegs der Versuch UN ternommen sein, Shakespeare zum Sozial Demokraten zu machen. DaS war er nicht Aber mit diesem Monolog soll bewiesen werden, daß nichts Menschliches dem Ge niuS fremd war, daß sein Seherange all, Gebrechen deS Leben erspähte, und daß ej sät jede Unbill, die daS Schicksal, die Na tur aller, die Verhältnksse demMensche, zufügen. Herz und Verständnis hatte. So baut sich Shakespeares Cozialphilo, sophie auf der Anthropologie auf un macht das Gesetz zum Medium zwischen Sinnlichkeit und Sittlichkeit. Das Ideal ober bleibt die Herrschaft der Vernunft und der Idee des Guten.