Omaha Znbiir, Tlensta, 9. Mai 1010- Tritt 6.
4m4m44 -
FNvd.e
Roman von
chch4chOch-vch4G44HHch l
. (5. ffortjeZunz.) '
Der Himmel hatte ein (Hnfefjcn
selbst in Berlin zog, endlich der Lenz
ein. Ter Ziergarten prangte in zar.
tem jungen Grün, und auf Den
Schnmckplätzkn M SSestens blühten
Hyazinthen und Tulpen in bunter
Fülle, ' . '
Nur schüchtern hiclt der Jriibling
seinen Einzug in die geräuschvolle
Riesenstadt, aber in 5en Vororten ent.
faltete' um so kecker sein blaueZ
Banner. Ta zwitscherte e! in ollen
Zweigen, Hefter schien dort die Conne,
lauer, dujtschwner Wind wehte vom
nahen Kiefernwald herüber.
In KarlShorst waren die Reiier bei
der Worgenarbeit. Die zum Sien
tun angemeldeten Pferde zogen in al
len Gangarten über die Bahn. Da
wurde gesprungen, getrabt, galoppiert,
daß der Boden dröhnte und die giern,
zenden Pferdeleiber dampften.
strafst benutzte jede dienstfreie
Stunde, um zu trainieren, mit Ein
setzen feines ganzen Könnens wid
mete er sich dem feiner Führung an
vertrauten Rippen. "
Hansen hatte ihm richt zu viel ge
sagt Diavols war ein schwieriges
Pfer. aber je'mehr Mühe es seinem
Reiter machte, um so eigensinniger
versteifte sich strafst darauf, seinen
Widerstand zu brechen. Ost bekam
Tiavolo die eiserne Faust feines Met
steil zu spüren, und soviel Tücke und
Bosheit er auch anwandte, ti gelang
ihm nicht. Krafft ous dem Sattel zu
werfen.,
' Zuerst gab : ti harte, erbitterte
Kämpfe zwischen Roß und Reiter,
der fchlieszlich gab Diavslo nach und
fügte sich. Hänfen -kam- häufig mit
hinaus und sah dem ihn inkresiieren
den Schauspiel zu.- -Bereits nach dem
ersten Versuch sagte er sast neidisch:
. .Weiß Gott, Eie zwingen das
heimtückische Vieh. Herr von Düssow.
ich hätte s nicht für möglich- gehaJ
ten. Ich weiß nicht, wie Sie es an
stellen, daß er Sie im Sattel dul.
tortV
I. Der junge Kürassier .' lachte und
Hopste dem Rappen den schlanken,
glänzenden Hals. -
1 .Diavolo ist ein Ansioka!, er er
kennt nicht jeden als H-errn an
Vollblut verlangt Vollblut im Sat
tel" . .
Kaum hatte er die Aeußerung g
tan, olS er erschrocken verstummte,
eine helle Vlutwellk schoß, ihm ins
Gesicht bis unter daZ dichte Blond
haar. Er streckte, Hansen vom Pferd
herunter die Hand entgegen und bat:
, Verzeihung, Herr Han'en ei
war eine dumme Redensart, bitte,
nehmen Sie's nicht übel."
Ein leises Zucken lief über das
schmale, blasse Gesicht des Hambur
gers, aber feine Stimme klang kühl
und lausch: wie immer:
,Es ist die Wa'aiöeit und, die
nimmt ein vernünftiger Mensch nie
übel nicht? In Ihren Adern rollt
Reiterblut, feit vielen Jahrhunderten
von Vater auf Sohn vererbt in
meinen Kreisen üben sich erst eine,
zwei Generationen im' Sport.' Meine
Vorsahren versiaNvett nichts VW der
edlen Reiterei hÄten' wohl' auch
keine Zeit - dafür. Sie ' glauben
also, daß Sie mit Diavolo Chan
cen haben für fcifi' nächste Nennen?"
.Wenn uns daS Schicksal nicht ein
Bein stellt was man ja nie wissen
' kann bestimmt".
Krasft schwang sich gewandt aus
dem Sattel und übergab den Hengst
einem herbeieilenden Stallburschen.
Die beiden Herren schlenderten ge
mächlich denr Äusgang zu, eifrig die
Aussichten des Rennens erörternd.
Seit jenem Nachmittag im Hotel
Adlon hatte sich zwischen den beiden
junaen Männern eine Art Kamerad
schabt kerausaeöildet. Trotz der Ver-
schiedenhcit der Chorattere. 4 Le-
oenzgewohnhetten und foziaten tsitu
lung fühlten sie sich zueinander hinge,
zogen.
Das kühle, ruhige Wesen Hansens,
seine stets korrekte, reservierte Art
standen in schroffem Gegensatz zu
Krasfts fröhlichem Draufgängertum.
Der junge Offizier fand den'Ham
burger zwar bisweilen pedantisch,
steif und schwerfällig, aber er erkannte
willig dessen überlegene Klugheit und
Lebenserfahrung an, vielleicht impo
nierte seiner sorglosen Art. auch die
Tüchtigkeit und ruhige Besonnenheit
des anderen.
LesonderS gern hörte er eS, wenn
Hansen von fremden Ländern sprach,
die er bereist, nie wurde er müde sich
, den fernen Osten oder das Leben an
Bord der Ozeanrieien schildern zu
lassen.'
, Für Krafft, dessen Leben sich bis
her zwischen Groß Tehlau und
Berlin abgespielt hatte, erschloß sich
damit eine neue,.sren!öe Welt.
Von seiner Vaterstadt Hamburg
sprach Hansen selten, nie betonte er
seinen Reitum, was den jungen
Offizier angenehm berührte.
Endlich war der grosse Tag des er-
fien diesiährisen grühlingsrennen er-
schienen.
Schon lange vor Lczinn traf
, Riefst ra Karlshoest ein, "das Herz
"4
eiinat.
C. v. l'iufmalb.
von froher Zuversicht geschwellt. Ein
wenig aufgeregt war er aber doch, um
so mehr, da er wußte, daß viele sei
ner Bekannten anwesend fein würden.
Graf und Gräfin Dornbnch, bei de
nen Marie Luise zu Gast war. hatten
ihr Erscheinen zugesagt, ebenso Herr
von Burgk, der mit gränze zufällig
in Berlin weilte.
Auf der Etrabe durch den Trep
tower Park, an den Eicrhäuschen vor
über, war es schwarz von Menschen.
Halb Berlin schien nach Karlöhorst
unterwegs. Droschken, AutoS, dazwi
sähen eine oder die andere vierspän
nige Mailcoach, belebten die sonst ein
same Straße, alles in dichte Staub
wölken hüllend.
Das erste Rennen des JahreZ und
das schöne Frühlingswetter hatten
zahlreiche Zuschauer hinausgelockt.
Bei der Wage und auf dem Sattel
platz schob sich die Menge hin und her.
Damen der ganzen und halben Welt
entsalttten ihre hellen Toiletten. Re
ben raffinierter Eleganz sah man ein
fache Straßenkleider, deren Trägerin
nen unverkennbar dem Landadel an
gehörten.
Ein Heer von Bummlern, Wetter,
Buchmacher, Offiziere, Vertreter der
hohen Finanz. Schauspielerinnen, Di
plomaten mit ihren Damen und
Fremde wimmelten durcheinander.
Der Totalisator rr wie stets dicht
umlagert: jeder wollte noch zu gu
terlctzt einen Tipp wissen, Wetten
wurden abgeschlossen, die Namen der
Pferde, die als Favoriten galten, gin
gen von Mund zu Mund.
Die Menge flutete von den 2.
bünen zum Satieiplatz. vom Totali
fator zum Restaurant, von der Wage
nach dem Platz v?r dem Geläuf. Die
Nummern der Pferde, die im Eröff
nungsrennen laufen sollten, waren be
reits aufgezogen, man suchte die Na
men in den Program, nen. besprach die
Chancen für und wider. -
In einer der großen Mittellogen
saßen Graf und Gräfin Tornbach,
Arved und Marie Luise von Düssow,
denen sich Herr von.Burgk und Frän
ze anschlonen. Die Damen in der
vorderen Reihe, die Herren hinter ih
nen.
Bekannte traten. et. die Loge. Re-
gimenislameraden von Dornbach und
Arved ließen sich den beiden sreniden
ji'ngctt Mädchen .'vorsteSen, es war
ein fortwährendes : Begrüßen, Kom
men und Gehen, ?
Die Unterhaltung drehte sich auch
hier natürlich hauptsächlich um Ren
nen. Pferde, Tips, bekannte Jockeis.
Fränze horte nur , mit halbem Ohr
zu; sie zerknüllte ausgeregt ihr - Ta
schentuch und fragte einen der vor ihr
stehenden Osfiziere:
Tiavolo wird doch sicher gewin
nen?".. ,, ., ..
Der. junge Gardist zuckte dre'Ach
sein. -: ,, , ' ,::
.Weiß nicht, gnädiges Fräulein.
Den Rappen kennt kein Mensch hier;
er geht zum erstenmal über die Bahn,
soviel ich weiß."
.Das wohl ober unter Leutnant
von Düssow"..
.Ist er ein unfehlbarer Reiter?"
.Das will ich meinen, er ritt be
reits als zehnjähriger Bengel wie ein
Cowboy."
Das besagt gar nichts, die toll
kühnen Draufgänger sind oft die
schlechtesten Rennreiter" .
Fränze- warf den Kopf mit einer
trotzigen Bewegung in den Nacken und
blitzte - den Zweifler herausfordernd
aus ihren sonst s sanften Rehaugen
an.'
.Wir werden ja sehen Krafft
gewinnt auf Diavolo totsicher das
Rennen denken Sie an mich".
- Etwas bestürzt, zog- sich der Zu
rechigewiesene zurück und flüsterte
Leutnant von Harftrow. zu: r ,
.Mir scheint,. ich bin da eben ins
Fettnäpfchen getreten! Ist, Fräulein
von Burgk etwa die Braut des lan
gen Düssow?"
.Nee nich daß ich wüßte
wohl nur' rie langjährige Kinder und
Jugendfreundschaft".
Ein nettes.-frisches, Mädel die
kleine Burgk") meinte der Gordist.
Sie- hat so ehrliche warn Augen".
. .Na ja", gab der Husar bereit
willig zu, .aber sonst hat sie nischt
und zum Heiraten is das doch 'n
bißchen zu wenig. Der alte Burgk
hält sich auf seiner Klitsche da hinten
in Pommern nur grade so über Was
ser".
Die Glocke, die den Ablauf anzeigte,
ertönte das Lachen, Sprechen.
Hin und Herlaufen hörten mit ei
nem Male auf, die Aufmerksamkeit
der Zuschauer wandte sich dem Ren
nen zu, es trat annähernd Stille ein.
Aller Augen folgten den Pferden.
Das Rennen war kurz ein Flach
rennen, um den Ansang zu machen. ;
Fränze verfolgte die Vorwärtsdrän
genden Pferde nur mit halbem In
teresse; da sich Krasft nicht unter den
Rei:ern befand, war es ihr gleichgül
tig, ob die Fuchsstute oder der Dun
kelbraune als Sieger am Ziel landete.
Sie blickte kaum ous. als Lraf Dorn
'dach' rief: ' ' - -
.Tote Rennen'.' Aber Arved wi
dersvroch: -
.Unsinn der Dunkklbraune istl
eine halbe Lange voraus.
Man stritt dazetn, erläuterte den
zweifelhaften Fall. Die Tribünen
leerten sich, die Menge strömte hinaus,
dem Totalisaior und den Restaurants
zu.
Auch die Insassen der Tornbach
schen oge hatten sich dem Strom an
geschlossen, nur Fränze blieb absicht.
lich etwas hinter den anderen zurück.
Sie sah sich suchend um.
Stand dort drüben nicht Krafft?
Ihre scharfen jungen Augen hatten ,
sich nicht getauscht. Das war seine
hohe schlanke Gestalt, die olle anbereo .
um einen halben Kopf überragt.
Er war bereits im Reitanzug, die
flache Rennmütze ous dem Kopf, di,
Peitsche unter den Arm geklemnit. Ei
hatte sie edensalls erknt und winktt
ihr zu: , '
Gleich geht'S los, Fränze! . In,
nächsten Nennen startet Diavolo".
.Ich hab solche Angst. Krafft -aber
ich werde Dir beide Daumen
halten".
.Wünsche mir lieber Arm un!
Beinbruch. Kleine. Geh jetzt' nur
wder zu den anderen, damit Tu den
Anfang nicht versäumst, ich inuß
ohnehin gleich fort zur Wage.
Willst Tu vielleicht auf Diavolo fetzen.
Fränze? Er ist Outsider, und wenn
er gewinnt, regnet es Goldstücke;
m wie ist'S hast Du Kurage?'
Sie nickte eifrig und ließ sich von Ar
ved, der den Bruder ebenfalls gesucht
hatte, zum Totalisator führen. Sie
setzte ein Zwanzigmarkstück das
einzige in ihrer kleinen Silberbörse
auf Diavolo.
Bon neuem ertönte die Glocke
das zweite Rennen begann.
Es war diesmal ein Herrenrenen,
man sah sast ausschließlich Unifor
men. Der Boden dröhnte unier den
Pferdehufen dumpfe Galopp,
sprünge auf federndem Rasen.
Krimstecher und Operngläser rich.
teten sich auf das Feld, daS sich all
mählich auseinanderzog. In der
Dornbachschen Log beobachteten alle
mit atemloser Spannung ixt Entwich
lung des Rennens,
.Da da ist er!" rief Marie
Luise aufgeregt und deutete ungeniert
mit ausgestrecktem Zeigefinger aus
Krafft. der eben sichtbar wurde.
.Nicht doch " verwies Ella die
junge Schwester, man sieht schon zu
uns herüber.'!
Fränze sah ganz still, mit kramps
haft ineinander oerlchlungenen Hän
den aus ihrem Stuhl. Sie schloß
halb die Augen und wagte kaum zu
atmen. Wie im Traum hörte sie Ar
ved hinter sich sagn:
.Famoser Sprung gut sehr ,
gut dtt Schinder streckt sich, als
wäre er von Kautschuck". '
Jetzt ein allgemeiner Aufschrei
erschrocken riß Fränze die Augen weit '
aus
Sellien ist gestürzt," rief Graf
Dornbach,, aber ohne Schaden ge
nommen zu haben. Da drüben hum
pelt er vorbei seine Bessi laust al
lein weiter".
.Bonne chance sür Krafft', meinte
Arved lachend, .Sellien war sein ge
fährlicher Konkurrent. So über
die große Hürde wäre er ouas glück
lich der Junge reitet wie der Teu
bel Ha die Steinmauer
hat .auch wieder ihr Opfer gefor
dert das war ja der schwarze
Lücke von der Gardebombe da
ist anscheinend etwas passiert".
Eine Scheibe auf langer Stange
wurde hin und herbewegt -zum Zei
chen, daß Hilfe verlangt wurde. Leu
te, die weiße Binde mit rotem Kreuz
um den Arm, eilten nach der Unfall
stelle, Offiziere, einzelne Herren auS
n. .(.;., r-fcf it... r.ju
l rr:u,VTulZ ZI .
?"t nt iw p j Wir versenden obigen. Auftrag,
nur ohnmächtig - die Musik svulk unS bezahlt, zum Spe
werter, das Rennen nahm semen Fort , C0 $2.75.
Sng. 1 Smith 6 Fesiler,
Fränze achtete nicht auf die Vor 0 süd 13. Straße, dmaha. Neb.
gänge um sie herum.'ihre Augen such! m, t-mb mit geringem Profit
ten Diavolo, den Krasst anscheinend
absichtlich zurückhielt.
.Jetzt kommt der Wassergraben",
sagte Arved. der a!S häufiger Besu
cher der Rennbahn alle Hindernisse
kannte, .wenn Krafft da nur glück
lich herüberkommt, der Sprung ist'
weit. Plumps! da liegt wieder ei
mt diesmal ein Dragoner
Ruder Gott s Dank
ruber!" ' '
. Fränze kniff vor Aufregung Marie!
r f - M 0 .
Linie tn oen Arm, oa?z e taut aur
schrie: .Au! Krafft ist ja drüben
da da tch sehe deutlich ferne
weiße Mütze.'
Fränze bog ' den Kops vor im!
starrte die Bahn hinauf; wie eint
buntfarbige Wolke schoß dZ gelich
tete Feld heran, einzelne reiterlosi
Pferde dazwischen. Die weiße Kü.
rassiermütze leuchtete jetzt fcho in de,
Mitte schob sich stetig w:er vor,
Krafft saß wie aus Erz gegossen
im Sattel, keine Muskel seines ge
spannten Gesichts zuckte. Die Auge
staar geradeaus gerichtet um des
Mund ein Zug eiserner Energie. ,
Aus der Ferne rief eine bierheiser,
Stimme
.Feste feste der lange Küras.
sier da nur nich locker lassen -
immer druff, wie Blücher!"
' - ßorisefcunä clgl)
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