Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 02, 1916, Image 2

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Von bis zur rumänischen' Grenze. Der .eldzuz von
J9K", verfrüht einzesetzt, bis jetzt veruttglückt. Ganz unqe.
neuerliche Verluste der Angreifer. Ijuidcnlmra und der
afernxrinz die Verteidiger der unerschiliterteir' und uner
schütterlichen deutschen .ront von G30 Kilometer Ansdebnunz.
A
Ails' Ende März.
it Tampswalze regt sich wie
tirt . , . Seit 3infi ging die
Ahnung neuen WtschehcnS im
Osten um. War sik nur fiotU
, klingen des Erdbeben in Frankreich.
. ! Mitzittern der freudig vder sn?s!vol!
regten Bölkcrnerven? Ueber der sonst so
stillen Vorftül,linjiölandsck,aft 'deaann ti
IU dröhnen. 2ut feuchte Wind trug wie
der lÄschützhall weit hinter die Fronten!
die Schützengräben, die zeitweilig in ihrer
Winterruhe wie verlassene Streiudanlagen
wirkten, sahen geheimnisvolle Belegung?
. die Juden in den Törfcrn steckten die
Köpfe zusammen und flüsterten kimme
it" Als habe der graue Frühling mit
einen Wasserlachen über dem EiZ der
, Sümpfe, mit seinen Schlaniuibächcn und
seiner Vrabeniauche zur untvohrschein
lichsten Zeit die Fronten ausgebaut, löste
die Ctarrheit sich in Erwartung.
Tann kam ti heran. Hatte der Hilft
ruf des Verbündeten den Russen bewogen,
schon jetzt im März, statt it, Mai. den
.Feldzug bon 1016' za; beginnen?
glaubte er an einen Angriffdem er zu
dorkommen müsse? Von Riga bis zur tu
r.änifchen Grenze rollte das Schüttern...
Hundert Kilometer nordöstlich von Mi
tau durchzieht eine Seenkette das waldige
und sumpfige Land. Lang hingestreckte
Gewässer folgen dem Lauf des Flusses
, Vjadsjolka, ' ein natürlicher Berteid!-gung-Zgraben
in diesem ohnehin schwer
angbarcn Gebiet. Im Süden schließt
die Ncihe, ron der Verlängerung der
Frontlinw durchschnitten, der fünfzig
Ouadraililometer große, einsame Narocz
sce. Am Nordendc dieser Seenkeüe, un
weit des Fleckens Postawh. hob am Mor-
,' cn des 13. März ein Tonnern an. wie
unsere. Ostfront ti saun gehört hat.
Russische! Trommelfeuer! Bon den Wäl-
kern her, über Eis und Schneewysser der
Eumpfiviescn, brachen die Sturmtruppen
vor. Tiefe erste Teilhandlung der russi
scheu Offensive endete blutig: das Ergeb
rri3 war eine furchtbare, blutige Nieder
läge der Angreifer.'
Am gleichen Zage aber drangen im
ISüden, zwischen ?!a?ocz-Wiszniewsee, die
russischen Massen an. Hur traf sie das
Schicksal noch grausamer, Artillerieseucr
fuhr in die Flanken der Vorstürmenden
, und riß sie nieder. Tie Verluste der
Russen sind maßlos. Wohl 5000 Tote
mögen in, dem 15 Kilometer breiten Ab
.schM.Lor, Luseren Stellungen liegen.
In der Nacht verhielten die Russen sich
ruhig. Tan polterte aufs neue ihr
Trommclscutt, abermals fluteten die In
fanterkweZen heran, ohne doch die Traht
Hindernis!' zn . erreichen. Nur an einer
Stelle gelang es ihnen, in Kompagnie
breite einzudringen; , ein Gegenangriff,
lnnn Vsrn C?nmitAtiSl Vi.fi ti.'iHhtffi.ltlm
av., vim v. v t iiuitini v vv huuiwikiu'
ten Regiments persönlich geleitet, warf ?e
wieder hinaus. Unter schweren Verlust
des Feindes mißlang auch ein neuer An
griff zwischen Narocz- und Wiszniewsee.
In der Nacht vom 19. zum 20. steigerte
sich das Trommelfeuer der Nüssen zu
wütender Gewalt. Als sollte der ganze
in Wintermonaten aufgesammelte Vorrat
Cuf einmal verbraucht werden, durchheul
ien ihn Granaten die Finsternis: 50,000
Einschläge wurden auf einem einzigen Ab
schnitt gezahlt. Umsonst aber trieben die
Nüssen ihr Fußvoll in den Nachtangriffen
und am. Morgen zum vierten Wale vor;
die' gelichteten Trupöen waren erschöpft
und fluteten in ihre Gräben zurück. !
Das war bei Posiawy. Zwischen den,
Eeen hat dann die russische Zähigkeit noch
iumal das Vergebliche gewagt. Diesmal
setzte das Trommelfeuer am Abend ein,
und der Angriff, der ihm folg! war mit
überlegenen Kräften ausgeführt. , Hier
aben die Runen das spitzwinklig vorge
schobene Grabensiückchzn besetzt, von dem
der Bericht unserer Heereskitung sprach..
Sonst ist auch an diesem, dem dritten!
Tage, dir Uebermacht nuhloZ verblutet.'
Nutzlos und rauenvvll. . Niemals, feit
dem Karpathensturm, haben die Nüssen
mit solcher Verbissenheit ihre ' Menschen
verschwendet; kaum je zudoi? ward D
Infanterie so massenhaft in den Tod' ge,
trieben, wie beim verzweifelten Stoß zwi
schen Wilaiti und Posiawy . Sperrfeuer
richtete hinter den eigenen Leuten eine
Mauer des Todes auf; und in Haufen,
buchstäblich," lagen vor unseren Hinder
rissen die Russenleichen.
Die Nacht nach dem vierten Kampftag
Blieb ruhig. Eine Schlacht, außergewöhn
lich selbst in diesem Krieg ohne Maß, hat
eine Pause gefunden. Für den Feind ein
Krafteinsatz ohne jeden Ertrag, unter
furchtbaren Opfern; für uns: eine sieg
reiche Abwehr.' bei Verlusten, deren Ge
ringfügigkc'lt in Erstaunen fetzt. Weil im
Westen der Verbündete in Krieasnot nach
.Entlastung' ruft, müssen im Osten neue
Tausende sinnlos verbluten. Es ist das
Nussenschicksal.
Ar. Hermann Fktedemann,
Krikgsberichtcrstatter.
, Ter nutzlose Ansturm ttt Russe. '
Seit dem 17. MSrz 80,000
' Wann russischer Verlust.
oa Tr. Pal Mlchaellk.
Vor Dünaburg. 2. März.
Noch immer sind die russischen Vorstöße
an der Ostfront nicht zum Abschluß ge
Zommen.' Sie begannen am 17. Marz,
,i:nd kaum ein Tag vergeht seitdem ohne
beftige Kämpfe. Die Einsätze der Russe
snd ungebeuer. Es handelt sich um etwa
l") fereitäcikfits JnsantcriediLisionerl.
WtAl k'plllchen auch bisher schvTie M
äeheuerlichen Verluste, die allein aas eil!
Front von IM Kilometer Luftlinie auf
80,000 Mann dcrechne.t worden sind. tte.
qen eine iiavallerievrigade wurocg in 1ö.
März sieben Negimenter in einer schmalen
Front ZU acht Gliedern angesetz!. Trotz
viermal wiederholter Angriffe kamen die
Ziussen nur bis zu den Hindernissen. Sie
hatten hier einen Verlust von etwa tf0
Mann. Auf deutscher Seite waren olles
in allem an diesem Tage zwei Mann ge
fallen und . s'chs Mann verwundet.
Schließlich fchte eine Kavallcrlc'Abteilung
zu einnn Gegenangriff an , und machte
noch 160 Gefangene. Ein anderer An
griff erfolgte an der' Westseite dcr von
Dünaburg nach Wilna führenden Bah,
in der Nacht vom 21. zum 22. März. Hier
wurden die Russen durch Maschinengewehr
feuer flankiert und kamen nicht einmal bis
zu den deutschen Feldwachstcllungen. Ein
russischer Panzerzug, der auf der gleichen
Linie vorstieß, wurde durch Sprengung
des Gleises an der Rückkehr verhindert und
von' den Teutschen in Grund und Loden
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DEUTSCHE MASCHINENGEWEHRE AKTION. Z?
geschossen. Am 24. März gab es an einer
schmalen Stelle .der deutschen Linie dor
Tunabu'g 000 russische Granaten. Lei
diesem russischen Trommelfeuer ging bei
u?z nicht ein Mann verloren. Lei einzcl
nen russischen Twisionen konnte aus dem
gesamten Rest der Ucbcrlebenden nur ein
einziges neues Regiment gebildet weiden.
Trotzdem sind Anzeichen vorhanden, daß
die russischen Kolonnen noch weiter dor
getrieben werden sollen. In den sicheren
Tod. Die deutsche Linie ist unerschüttert
und unerschütterlich. Ja, es wurden noch
etwa 1400 Gefangene gemacht. Ter heutige
Sonntag verlies bei uerrl:chcm Sonnen
schein im allgemeinen ruhig.
Tie russische Offensive.
Bs iem alte preubilchen
Okliiier.
Tie große russische FrühiahrZoffensive,
die nunmehr eine Ausdehnung von südlich
Riga bis zur Miaßielda gewonnen hat,
spielt sich auf der Front zweier unserer
großen Heeresgruppen ab, nämlich auf der
Front der Heeresgruppe Hindenburg und
der Heeresgruppe des Bayernprinzen, und
erstreckt sich somit über eine Front von
650 Kilometer. Das Sumpfgebiet der
PolZeZjs ist für eine Offensive, naiurge
maß venig geeignet und bildet daher eine
Lücke zwischen der nordruffischen lind süd
russischen . Offensive, die in , den Wintcr
monatcn besonders scharf anZgeprsÄ war,
sich aber bekanntlich an dem tapferen Wi
verstand unserer Verbündeten und der in
ihrem Verbände kämpsenbea deutschen
Truppen verblutete.
Von den erwähnten 650 Kilometer der
nordruffischen Offensive sind nun natür-
lich nicht alle Teile für Ofsensivstöße gün
ms, und wir sehen deshalb, die sich alle
russischen Stöße gegen Punkte richten, die
auch m früheren Kämpfen eine Rolle
spielten, weil sie sozusagen die Tore in der
umkämpften Äkländelinie bilden. Es liegt
wohl auf der Hand, daß man deutscher
scitZ gerade an diesen Punkten die fcind
liche Offensive erwartete und demgemäß
auf sie vorbereitet war. und die bisherigen
Mißerfolge des Angreifers können daher
selbst für die Russen keine sehr große Ue
derrasckung gewesen sein. Wenn der rus
sischc Angreifer trotzdem an denselben
Stellen immer und immer wieder seine
Angriffe erneuert, so bietet er uns damit
dasselbe erstaunliche Bild, welches er uns
in den Karpathentämpfen zeigte, wo ihn
jeder noch so blutig abgewiesene Ansturm
zu erneuten ebenso blutigen Wiederholun
gen seiner nutzlosen Bemühungen anzu
feuern schien. Wahrscheinlich verfolgt er
mit diesen ftets wZederholten Angrifsen
die Taktik der Ermüdung des Gegners.
d!e gewiß von Erfolg sein kann, wenn
dem "Angreifer stets frische Toppen '.i
Verfügung stehen, der Angegriffene dage
gen keine Verstärkungen zur Hand l't.
Wir haben ober nicht die geringste Leran
lassung zu der Annahme, daß eine der
artige Voraussetzung des Gegner? in die
scm'F.2k.' zutreffen ttiitt. 2 ic Namen W.
Generalfeldmsrfchalls von Hindenburg
und des Lqhernprinsen verbürgen uns,
daß olle etwaigen Kalkulationen in dieser
Beziehung durchaus falsch sind und daß
nach wie dor die russische Offensive sich
an der großen Eisenwand im Norden
Rußlands brechen wird wie die Welle en
der Felslüsie.
Wir werfen nunmehr einen Blick auf
die verschiedenen Brennpunkte dieser rus
sischen Ossensive. Die vom Feinde un
mittelbar südlich von Riga ausgesuchte
Stoßstelle zwischen der Dünainsel Talen
und der Misse kann wegen der Sumpf
und Waldstriche kaum als ein geeignetes
Gelände für eine Offensive betrachtet wer
den, obgleich wir es wohl verstehen kön
nen, daß ein Durchbruch bei Plalauen den
Russen als Eröffnung des Weges nach
Mitau stör willkommen fein würde. Daß
ihnen Mitall ganz besonders am Herzen
liegt, zeigen auch die verzweiselten, Be
mlihungen, an der Bahn Mitau Jakob
stadt rorzudringen. ' Aber selbst die ge
färbten russischen Berichte beweisen durch
die in ihnen erwähnten Nameir - Au
gustinhof 22 Kilometer welMch, Telwensk.
Warsunz-Ske, Buschkvf südlich von Ja
kobstadt daß das Vordringen deS Geg
ners in der Aichtunz puf Mitau an der
Babn .entlang keine Fortschritte wacht.
Dasselbe gilt don de ruffischen Vorstößen
bei Friedrichstadt, in denen" wir Begleit
erscheinungen der siärkeren Bemühungen
bei Jakobstadt zii erkennen haben.
Die Hauptoffensive der Russen cnt
wickelte sich aker in dem Raume südlich
Dünaburg bis zur Linie südlich Narocz
Wlszniew-See, d. h. aus einer Front von
etwa 105 Kilometer Länge, und in dieser
Front treten immer deutlicher als die wich
tigsien Offensivstellen die. Orte Widsy.
Postawy nd die Linie Narocz--Wisz
niew-Tee hervor. Wie die weiter n'crd
lich einsetzende Ossensive offenbar Mitau
zum Ziele hat. sd hat diese heftigste Of
fcnsive weiter südlich zweifellos Wilna und
die Bahnlinie Wilna Dünaburg i
Auge gefaßt; freilich Ziele, die sich auch
weiterhin für den russischen Bären als
saure Trauben erweisen werden.
Wenn wir nun im Anfang unserer Be
trachtung dieMjaßjolda als Slldgrenze der
russischen Offensive im Norden angaben,
so stützten wir unS dabei auf die russischen
Berichte, die von lebhafter gegenseitiger
Beschießung an dem während der frühe
ren deutschen Offensive mehr erwähnten
Oginski-Kanal sprechen, nd auS der sich
in jedem Augenblick russische Ossensivver
suche entwickeln können. Daß wir aber
auch dort, wie an allen anderen Stellen
jeder Offensive gewachsen sind, bedarf
kaum der Erwähnung.
Kwno unö Wilna.
von Dr. Paul Nttchaelis.
.. . . Wilna. IS. März.
LiS zum Njcmen bei Kowns war das
Land bereits ofsen; nur hie und da zogen
sich noch weiße Linien durch die dunklen
Aecker. An einzelnen Stellen schimmerte
es bereits grün; Schwärme von Zugvögeln
kehrten aus ihren. Wintnauariieren zurück;
die ersten Vorboten des Frühlings melde
t:n- sich. Hinter Kowno sah eö noch Win
terlicher aus; je näher man Wilna km.
um so lückenloser zeigte sich die Schnee
decke. In Wilna selbst sind die Straßen
noch vereist. Aber auch hier begann es
bereits zu tauen und ein leiser Rege löste
langsam und beharrlich die starre Decke in
einen Schmutzbrei auf. Der russische
Winter geht zu Ende. Mag er auch zu
nächst durch eine Lebergingszeit abgelöst
werden, die wenig angenehm ist, so ist doch
seine Krast gebrochen. Nicht lange mehr,
und die Sonne wird sich auch in den vkku
vierten Gebieten der Ostfront durchgesetzt
haben; die 'Flüsse werden ihre Eisfefseln
abschütteln und der Acker wird bereit zu
neuer Saat fein. Es i?t schon der zweite
Winter, den unsere Truppen im Osten
durchzumachen hatten. Den ersten der
brachten sie noch in der Nähe der deutschen
Gren. bis dann durch vie -jsmtv
geschoben wurde. Diesmal standen sie tief
drin im russischen Gebiet, zum Teil auf
denselben Straßen, euf denen die Armee
Napoleons im Jahre 1812 der Kälte und
dem Hunger anheimgefallen war. Es
wäre auch unberechtigt, wollte ma leug
nen, daß unsere Truppen im letzten Herbst
der kalten Jahreszeit mit einer gewissen
Besorgnis entgegensahen. Hoffentlich kein
zweiter Winter in Rußland", das waren
Worte, die man im September und Okto
der immer wieder hören konnte'. Nun ist
er im wesentlichen überstanden. Man darf
hinzufügen, daß er diel dichter ertragen
wurde, als zunächst angenommen werden
konnte. Im allgemeinen hatten die deut
schen Truppen seit der Mitte des Oktober
Ruhe, und da e weder ari Verpflegung
noch an wärmenden Sachen mangelte, so
konnten sie sich der Kälte und dem Schnee
anpassen. Das ist den auch durchweg
geschehen. Natürlich haben es einzelne
Abteilungen einmal weniger gut gehabt,
aber wo sich Mangel herausstellten, d,
wurden sie schnell beseitigt. Ten beste
Beweis für die durchaus erträglichen Ver
Haltnisse an der Ostfront bildet der Ge
sundheitizustand der Truppen. Er ist
ausge'eichnet: Im Jahre 1812 wurde die
Mehr V't Linie weiter naH m vor' ßiTrin nzcht t? drA nrffffi
sie wurden überall
geschlagen, wa sie sich stellten als durch
die Unbilden der Witterung und durch den
Mangel an Nahrung und Kleidung. Bon
diesem Mangcl war diesmal nirgends
etwas zu spüren, und der Kälte konnte in
zweckmäßig erbauten Unterständen sieg
reich begegnet werden. Damals war die
Fürsorge für Kranke und Verwundete
völlig unzureichend. Wer nicht mitkonnte,
der war so gut wie verloren; jetzt sind die
Einrichtungen zur Erholung der ermüde
ten Soldaten unv'ziir Pflege der Kranken
soweit vervollkommnet, daß die Uuter
bringung in einem Lazarett fast gleich
bedeutend mit Wicdcrherstellung ist. Die
zahlreichen leeren Betten der in ausreichen
der Zahl vorhandenen Lazarette und Er
holungsheime sind ein sprechendes Zeichen
für das Wohlbefinden unserer Truppen.
Tie Zeiten haben sich erfreulicherweise
geändert. Eine Taktik, wie sie vor hundert
Jahren möglich und angebracht war, ver
fehlt heute völlig ihren Zweck. An sich war
das Verfahren der Russen der Napoleon!
schen Armee gegenüber sehr geschickt, wenn
man sich auch vor der Annahme hüten
muß, daß sie mit Bewußtsein angewandt
worden wäre. Sie ergab sich einfach von
selbst aus einer Notlage, da die russischen
Truppen zu schwach waren, um dem fran
zösischen Imperator in offener Feld
schiacht Vioerstehkn zu können. Auch das
Niederbrennen Moskaus war ursprünglich
nicht beabsichtigt. Ter damalige Gouvcr
neur Rssioptschin, der die Einwohner her
jagte und die Stadt anzünden ließ, suchte
die Urheberschaft für diese brutale Maß
nähme durch die Behauptung von sich ab
zuwälzen. daß die Franzosen selbst die
Stadt niedergebrannt hätten. Erst nach
träglich wurde seine Tat als. Heldenstück
verherrlicht. Aber an sich war es unter
den damaligen Verhältnissen ganz richtig,
daß die Aussen dem Eroberer durch das
Abschneiden seiner Verbindungen und aller
Hilfsquellen deS eigenen Landes zu schaden
suchten. Denn nach dem Verlassen Wilnas
war Napoleon für den Unterhalt seiner
zahlreichen Truppen fast ausschließlich auf
Requisitionen aus dem feindlichen Lande
angewiesen. In verödeten und ausgeplün
dertcn Gegenden müte seine Armee nur
zu bald durch Not und Entbehrung oufge
rieben werden. Die falsche Rechnung der
Russen liegt nnr darin, daß sie glauben,
mit der Methode von 1812 auch diesmal
noch wirken zu können.
Tatsächlich sind diesmal die Verhältnisse
von denen früherer Kriege, auch des Feld
zuges von 1812. völlig verschieden Mochte
In den zurückliegenden Zeiten ein Kriegs
zug noch so ersolgreich geführt werden,
mochte die Kämpfe noch so blutig fein, so
handelte es sich doch im wesentlichen um
eine geschlossenen Haufen, der im Kampf
mit dem Gegner die Oberhand zu behaup
tez suchte. Zweifellos, das Land, auf
dessen Boden der Krieg geführt wurde,
hatte schrecklich zu leiden. ES wurde aus
geplündert und verheert. Aber auch die
größten Feldhenen dachten nicht daran,
ein Land noch während bei Krieges syste
matisch in Besitz zu nehmen. Dazu reich
.ten ihre Kräfte nicht auS. In dieser Hin
sicht ist auch der Napoleontsche Krieg gegen
Rußland mit den heutigen Verhältnissen
nicht zu vergleichen, Napoleon hat wohl
eine Zeitlang daran gedacht. Litauen mit
Polen zu vereinigen, um sich eine bessere
Rückendeckung zu schaffen, ober selbst hier
blieb tS bei unverbindlichen Verheißungen.
Im übrigen fehlte ei ihm schon an den
Mitteln, um daS rasch durchzogene Land
dauernd zu besetzen. Sein Zweck war nur,
mit den gewagtesten Mitteln vom russi
schen Kaiser einen raschen und günstigen
Frieden zu erzwingen. Als er hingehalten
wurde, als die Umstände ihn zu einem
Rückzug in der winterlichen Jahreszeit
nötigten, war er verloren. Heute liegen
die Verhältnisse genau umgekehrt. Jeder
Tag, um den sich der Krieg länger hin
zieht, verschlechtert die russischen und ver
bessert die deutschen Aussichten. Es wäre
heute mussig, darüber nachzudenken, wie
sich die Verhältnisse im Osten gestaltet
hätten, wenn Rußland nach der Schlacht
bei Tannenberg die Hand zu einem raschen
Friede geboten hätte. Wahrscheinlich wäre
es mit einem blauen Auge davongekommen.
Auch nach der Vertreibung der Russen aus
den Karpathen und Galizie und nach der
Eroberung der Nicmenlinie durch mt
deutschen Truppen standen die Dinge für
Rußland iwch günstig als heute. Denn
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MUTS, vorn KfVSSCHA(PLA7l
nicht bloß zweihundert Kilometer nach
Osten verlegt worden, sondern, was viel
mehr ist. die weiten hinter der deutschen
Linie liegenden Gebiete sind unterdessen
such unter deutsche Obluit genommen
worden. Sie wurden nicht bloß durch
deutsch Tatkraft erobert, sondern sie wer
den schon jetzt, noch mitten im Kriege, nach
deutschen Grundsätzen verwaltet. Man
kann 'ohne Uebertreibung sagen, daß heute
kein Quadratmeter bei besetzten Bodenö,
kein einziger Bewohner, ja kein Stück Vieh
außerhalb der deutschen Kontrolle steht.
In jedem Torf und erst recht in jedem
größeren Ort ist die deutsche Verwaltung
eingerichtet. Ihre Fürsorge erstreckt sich
auf olle möglichen privaten und ösfent
liehen Verhältnisse, auf die Bewegung der
Bevölkerung, auf Schule und Kirche, auf
die Rechtspflege, auf Lcmdwirtschast und
Forstwirtschaft, auf Handel und Gewerbe,
aus Zölle und Steuern. Dazu kommen
dann in den größeren Städten noch die
hygienischen Einrichtungen aller Art, die
Regelung der Preise, die Aufsicht über
Belcuchtungswcsen, Feuerlöscheinrichtun
gen. Droschken und sonstige öffentliche
Fuhrwerkt. Wasserversorgung, Abfuhr
und tausend andere Djnge des öfsentlichen
Lebens. Ein riesig Apparat ist zu diesem
Zwecke ingerichtet lind die ganze große
Maschinerie der Verwaltung arbeitet sich
mehr und mehr ein. Nicht zu vergessen ist
endlich der Ausbau deS Straßen und
ilenbahnnetzce, je mehr es vervouiomm
nicht! vollkommen ist. neben großen Bor
zügen auch ihre Mängel. Und doch kommt
man zu dem letzten Ergebnis, daß hier,
auS dem Zwang der Dinge geboren, ganz
neue Verhältnisse sich anbahnen, die mit
den früheren Zuständen kaum noch etwa
gemein haben.
Wir setzen uns fest. Der zweite Winter
Ist im wesentlichen überstanden. Man darf
annehmen, daß eS nach dieser Probezeit
nun leichter gehen wird. In der Zwischen
zeit ist die Trennung von russischem Wesen
und von russischer Methode in den okku
pierten Gebieten nur schärfer geworden.
Die einzelnen Ortschaften besiedeln sich vo
neuem, das gewerbliche Leben nimmt
langsam wieder einen Aufschwung. Es ist
bezeichnend sür die Stimmung in der Be
völkerung.' mag sie sich sonst zu der Ent
Wicklung der Dinge stellen, wie sie Will,
daß beispielsweise von den russischen Aus
schriftcn kaum noch etwas zu entdecken ist.
Einst waren alle Straßen aufdringlich mit
russisLen Namen und Schildern überfüllt.
Jetzt muß Man schon suchen, um noch
spärliche Reste von ihnen zn finden. Die
Straßen werden deutsch und polnisch, be
zeichnet, die Geschäfte bezeichnen sich saft
durchweg mit einem allerdings recht frag
würdigen Deutsch. Das Russische war
nur eine oberflächliche Tünche, eö ist dutch
die Ereignisse fortgewischt wie Rezen und
Schnee einen Kalkanstrich ablösen. Und
gar Sympathien für Rußland? Man
könnte sie mit der Laterne suchen, ohne
net wird, um so fester erscheint auch it,tnt ?w t,0n ihnen zu finden. Dieses
V W -1 V. r ., ...n. . ,ri . yi.r
ocroinoung er tfioni un uc vunzc : gznzk, lüfttt Gevicl kM Ncll von llgiano
kviete, mir ver eimar geiicoerr. a , während des Krieges losgewit und ent
alles zusammen ergibt eine Summe von
Arbeit, wie sie in frllhreren Zeiten über
Haupt nicht geleistet werden konnte. Man
darf hinzufügen, daß wohl auch die orga
nisatorische Befähigung des deutschen
Volke! zur Durchführung einer solchen
Riesenaufgate unerläßlich ist.
Ein Vergleich der Zustände, wie sie. in
den beiden größten Orten deS Gebiets, in
Kowno und Wilna, im August und Sep
tember vorigen Jahres herrschten, mit den
heutigen Verhältnisse läßt den Wandel
der Dinge in voller Deutlichkeit erkennen.
Damals war Kawno verödet, die Läden
geschlossen und von den Russen selbst aus
geplündert. Selbst die notwendigsten Le
benöbedürfnisse waren kaum aufzutreiben.
Ist auch beute noch manche sehr derbcsse
rungöbedllrftig, so ist doch wieder Leben in
der Stadt, die Lade sind um großen
Teilviedc, geöffnet, die Straßen sind in
sauberer, Verfassung, ein Teil der Bevöl
kerung hat sich wieder eingefunden, die
Pferdebahn in Betrieb gesetzt und es
gibt öffentliche Droschken. Der Verkehr ist
nicht stark, aber man sieht doch Menschen
auf den Straßen. Kowno fängt an, wieder
langsam aufzublühen.
Mit Wilna ist eZ gnderZ. Als es am
13. September besetzt wurde, war ti Übn
füllt. Die deutschen Truppen wurden von
einer froh bewegten Menge mit Jubel be
grüßt. Aber nur zu bald stellte es sich
huauldaß die glänzende Oberfläche mit
der Not der Wchilinge. der Knappheit
und Teuerung der Lebensmittel, dem
Elend der arbeitslosen Massin in schroffem
Gegensatz stand. Luch hier ist diel getan
worden, wenn eS auch noch nicht zu einem
Abschluß gekommen ist. Ein Teil der
Flüchtlinge konnte in seine Heimat zurück
befördert werde, ein Teil der Arbeiter
konnte Beschäftigung finden. Es ist heute
viel ruhiger in Wilna als damals. Der
erste Rausch der Begeisterung ist langst
verflogen. Ma hat noch immer mit der
Teuerung zu kämpfen. Die einzelnen Na
tionalitäten sondern sich. Man fängt on.
auf die Zukunft, wie man sie sich wünscht,
zu spekulieren, zum Teil auch darauf hin
zuarbeiten. Aber die Wirkung ist doch,
trotz mancher Schwinigkeittn, und Ret
düngen, daß allmählich wieder Ordnung
wird, bessere Ordnung, als unier der russi
schen Herrschaft, deutsche Ordnung. Sie ist
im einzelnen von peinlicher Genauigkeit,
und zumal die rigorofe Paßkontrolle ist
für den Durchreisenden sehr lästig. Dazu
gibt es auch sonst noch Verhältnisse, die
von der ersten Zeit seltsam abstechen. Die
deutsche Methode fai kbi, da nun einmal
gleitet seinen Händen mit jedem Tage
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und Kurland hat Rußland ausgespielt..
Tie Geschichte von Jahrhunderten wird
hier im Osten gründlich nachgeprüft und
ihre Ergebnisse werden als unhaltbar ver
warfen. Unterdessen bereitet sich da! Land
für die Saat vor. Die neue Ernte, größer
hossentlich als je zuvor, wird die Schwie
listleiten beseitigen helfen, die heult och
bestehen.
Frs). Dedtöind
und die HottYardöatzn.
Anlaßlich des Ableben des großen
Mathematiker! Prof. R. Dcdekind erin
nert die Braunfchw. Landesziz." daran,
daß er in den Jahren 1872 bis 1875 Di
rektor des Braunfchweiaer Polytechnikum
war und sich gelegentlich der mit denk am
zug in das schöne neue Hochschulgebäude
verbundenen Borbereitungsarbeiten um
die Anstalt ganz besonder verdient ge
macht hat. In Anerkennung seiner gro
ßen Verdienste um die Wissenschaft würd,
ihm im Jahre 1910 vom Herzog Regen
ten Johann Albrecht die Goldene Medaille
für Kunst und Wissenschaft verliehen.
Wenig bekannt dürfte eZ sein, daß die
mathematischen Berechnungen für den
Durchbruch de St. Gotihard zum Bau'
der Ggtthardbahn von Göschenen nach
Airolo xon Dcdekind als Autorität nach
geprüft worden sind: Dedekind die! de
französischen Mathcnlatikern, die die er
sten Berechnungen aufgestellt hatten, grobe
Fehler nach und verhütete auf Ttefe Wuse
einen grandiosen technischen Mißerfolg.
Die Bescheidenheit Dcdekinds war sprich
wörtlich und nichts war ihm unbchagli
cher, al an die Öffentlichkeit gebracht zu
werden oder selbst an die Oenenttichkklt
freien zu müssen. Tie Wissenschaft der
liert in dem Heimgegangenen ejne Leuchte
und seine Freunde trauern um einen
flftnnn kss,n ß.hnThlirrnr'ä'ht fnfn iin
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errelcyoar war wie tcme Eeieizriamteii.
Die in sein letztes Lebensjahr gefallen,
Streichung au der Liste der Mitglieder
der französischen Akademie hat der Ge
lehrte mit viel Wurde und mit gutem
Humor getragen.
In Slldafrila benutzt man die Blät
ter des Silberbaumes mit entsprechendem ,
Ausdruck gern als Neujahrskarten.
r Ton den Europäern sind ungefähr
10 Prozent, die zeitlebens, nitf SU Ahnt
haben.