Jmai)a Tribune, Mittwoch, 26. April 1916. Tritt 0,
u tt
4
tf ftatu tincf Jungn Vkädcheril vsn . Klkfiir.W'nn.
tmxUt ,dl'tzu tch tu f üitM iti.
(20. Fortscung )
SDh Bekannten, die ihm begegneten,
Srii&tt er, nd n Lberlegtk auch, auf
welch Mg, am rafchksten ,u
dem GefchüstSman gelangt, der ihn
auf seiaem Kontor erwartete. Die
sn fragte ihn gleich teilnehmend, wie
ei ihm gehe, hielt aber nur eine
ktrrji ablehnende Antwort, die ihm
dnftehe gab. daß Als nur ine
geschäftliche Unterredung wünschte.
Gau, bet dn Sache, ruhig und
jjffofct, leqk Als dan da, Unterueh
mm, bet dem der andere mit einem
größer Kapital eintreten sollte, dem
Weschästömana dar. r ,ii:e oen
Nettogewinn von Jahr ,u Jahr sest.
berechnete und plante mit einer Ci
chnhett, die den ander mit fortriß.
WA dann bat Ganze zugunsten bei
EägewerU entschieden war und Als
ufftand. um ,u gehen, begleitete ihn
der Geschäftsmann außerordentlich
höflich bi an die Tür und sagte:
.Erlauben Sie mir. Ihnen meine Be
wunderung für Ihre finanzielle Be.
gabung auszudrücken, Herr Malm
berg. ß ist geradezu verblüffend,
daß ein so junger Mann schon zu ri
ner solchen Einsicht gelangt ist. Sie
haben ine glänzend? Zukunft vor
sich "
AIs verbeugte sich. Er hatte nicht
in erwidern. Seine Gedanke bei
teten schon an etwas Neuem, da ihn
von dem Punkte wegleite sollte, wo
sie sich eigensinnig gleichsam ineinan
derwirren wollten. Nur nicht allein
sein, nur dem ersiicZenden Angstze
fühl nicht nachgeben! Er ging inS
OpernhauScafS. fand da einige Be
kannte und gesellte sich zu ihnen. Er
war wie ein Schauspieler, der, b
gleich während der Gefechtsszene der
wundet, doch seine Rolle bil ,um
Schluß weiterspielen will.
34 alaube. Malmbera will heute
abend den Freiherrn" spielen." sagte
etn junget, fröhlicher Ingenieur.
JEZai sagt den dein Bräutche da
zu, wenn du deinen Ring ablegst?"
.Sie weih es natürlich gar nicht,"
scherzte ei anderer. .Aber komisch
ist ti jedenfalls, wen sich so ein
Tugendspiegel roie Malmberg einen
solchen Sertensprung erlaubt."
.Wir sind alle Sünder vor dem
Herrn, und Malmberg wird wohl
auch kein so ganz schwanenweiße Ge
wissen habe. Er macht vielleicht
emem besonders hübschen Lärvchen
noch nebenher die Cour."
A? schmieg und ließ sie schwatzen.
, Schließlich sagte er ganz kurz: ,Mei
ne Verlobung ist aufgelöst." Und
nach einer Pause fügte er i hecke
nem schlaffen Ton hinzu: Ich meine,
es wäre nachgerade Zeit für unS, in
den Speisesaal zu gehen und uns
etwa zu Gemüte zu führen."
Tie andern standen bereitwillig
auf. Kemer stellte irgendeine Frage
Als; aber ollmählich legte sich
eine drückende Stimmung auf den
vorher so munteren Kreis, die nicht
weichen wollte, so oft man auch die
Gläser -nachfüllte. Tie andern sau
den nun auch Alfs Aussehen erschrek
kend bleich; seine Augen lagen tief
nd brennend in ihren von dunklen
Schatten umgebenen Höhlen. .
Sie brachen zeitig auf. ober Als
blieb noch lange ruhig auf feinem
Stuhle sitzen; er wollte so lange wie
möglich in dem Stimmengewirr
ringsum verweilen und erst gehen,
wenn die Gasflammen ausgelöscht
wurden.
Mußte er jetzt nach H?iufe gehen?
Nein, nein, noch nicht! Er schlug
den Rockkragen hinauf und begann
mit rafchen Schritten ohne Zweck und
Ziel durch die Straßen zu wandern;
erst 'im Morgengrauen steckte kr den
Schlüssel in feine Haustür.
. Aber auch jetzt konnte er seine Ge
danken nicht zu der notwendigen
Ruhe zwingen. An Schlaf war gar
nicht zu denken; heiße Wogen des
Zorms und Schmerzes wallten i
ihm auf. Vor ihm auf dem Schreib
tifch stand Gunvors Bild. Sie hatte
es ihm zum letzten Christfest nach
Chicago geschickt, und aus der Rück
seite stand: .Meinem Als, meinem
ein und alles!" Lüge! Lüge war
es, nichts als- Lüge! Er riß die
Photographie aus ihrem Rahmen her,
aus, und zwar so heftig, daß das
Bild zerriß. Einen Augenblick be
trachtete er die Stücke und warf
sie dann m den Ofen. Mn nervös
sitternden Händen strich er ein
Streichholz an, ergriff den am Mor
zen von Gunpor erhaltenen Brief,
zündete ihn an nd steckte ihn auch
in den Ofen. Dann warf er ein
ganzes Bündel von ihren Briefen
rauf, sowie einige kleine Anden
n nebst einer älteren Photographie
on ihr. die er noch hatte. Ti
flammen leckten gierig nach all die
em Papier, da knisterte und sich
inter der Feuersglut krümmte,
cbwarz wurde und wieder aufglühte,
is es endlich als ein Häufchen Asche
md schwarz verkohlte Fetzen dalag.
Alf sah nicht hin, die Arme um
Nacke geschlungen, wandert er.
t 0 1
-
rastlo tm Zimmer hin und her.
,Wa hat sie von mir verlangt ?"
murmelte er heiser. .Wa sollt ich
ihr nicht gegeben htiben? Und ich
hatte geglaubt, ich hätte olle gegeben.
Aber einerlei, sie hat 'I selbst se ge
wollt. Sie soll sehen, daß ich ohne
sie leben kann! Ohne sie!" Er
blieb stehen und lehnte den Kopf an
de Türpfosten. Sein Gesicht vcr
zerr: sich unter dem Schmerz, der
ihn in diesem Augenblick wie mit
Messern zerfleischte. Nein, dann war
es kein Leben mehr. Wa nutzt ti
ihm, ob r den Drachen bezwäng.
wenn r die Pnnzeslrn doch nicht ge
innen konnte?
Aber kost S. wo I tvolle. sich
demütigen vor ihr, da würde nie!
Hatte sie um einer überspannten Idee
willen ihre Lebenswege getrennt, so
sollte au der Phrase, deren sie sich
bedient hatte, daß jedes auf der ge
genüberliegenden Seit de Wege
ging, auch Wirklichkeit werden.
Er wußte, er handelte ehrlich und
richtig gegen sie, denn r konnt nicht
zu ihr hinübergkhen. Jetzt würd
r wieder einsam nd sie? Ja.
sie natürlich auch; aber sie hatte
ja selbst gewollt, sie hatte die Probe,
die warten und glaube hieß, nicht
bestanden
Die Mutter mußte alsbald dem
der Wendung der Dinge benachrich
tigt werden. Gunvor tat e viel
leicht selbst auch, aber er konnt. sich
dieser Pflicht trotzdem nicht tzi
hen, und dan wollte er e lieber
tun, während da hitzige Wundfieber
den Schmerz noch fast betäubte. Die
se Ereignis des Abends, die Unter
düng mit dem Geschäftsmann und
da Zusammensein mit den Käme
raden waren njie in einer Art Tau
mel vor sich gegangen, und auch jetzt
fühlte er sich durchaus noch nicht ganz
klar, aber trvtzoem wollte er gleich
schreiben.
Eilig setzte er sich an den Schreib
tisch, riß einen Briefbogen an sich
und tauchte die Feder ein. Em dicker
Klecks fiel auf da Papier. Er
nahm einen neuen Bogen und be
gann:
.Liebe Mutter!"
Diese Worte starrte er lange gei
fteSabwesend an, dann fuhr er fcrt:
D wirft sehr erstaunt sein, zu hö
ren, daß meine Verlobung zu Ende
ist. Eunvor hat es selbst so gewollt,
sie ist der Meinung, sie habe sich in
mir getäuscht. Ich war nicht gut ge
rwg für sie." Wieder hielt er in
ne. War e wirklich so, war dies
de? Grund? Er fraqte und fragte,
ohne eine Antwort finden zu können.
Piodnch knüllte er den angefange
neg Brief zu einem harten kleinen
Ball zusammen und warf ihn auf
die letzten glühenden Reste im Ofen.
Eme We,le blieb er vor dem Ofen
stehen und betrachtete den großen
verkohlten Haufen Briefe.
.Ein Alchenhaufen! sagte er ganz
laut. .Ein wertloser Aschenhaufen,
da ist olles, waS mir von dem
chloß mit Türmen und Zinnen
übriggeblieben ist."
Die liebe Familie.
.Liebe Kind. waS in aller Welt
haft du nun wieder angestellt?"
Mrt diesen Worten trat die La
ronin noch ganz atemlo von dem
Ersteigen der drei Treppen in Gun
vors Zimmer. Die gute Frau war
sich ihrer Mutterpfhchten wohl be
wußt, und so war sie in böckisteiaener
Person die umgehende Antwort auf
tj..i . Ö0!IL 'f.. ' " w .
Itiivvrs lurzr -uiumiüuq uotz IS
Borgefallene.
.Guten Tag. Mama!"
.Guten Taa. Kleine, du NebJ ia
schrecklich angegriffen au. Komm,
setz dich zu mir auf Sofa! So und
jetzt erzähle mir alles!"
.ES ist Nichts mehr dnb zu
sagen."
.Nichts mehr! Ich weiß ja gar
nichts weiter, alS daß deine Berlo
bung aufgelöst ist."
.Es ist alles au, seit " ' . ,
.Liebes Kind, es bat keine Wert.
so apathisch dazusitzen und zu sagen,
eS ist alles aus; das steht in Gotte
Hand." Dies sagte sie salbungsvoll,
dann sprach sie energisch: .Aber wir,
die schon lanae aelebt baben. wir ken
nen unsre Pflichten, obgleich du deine
leider nie richtig veritanden haft.
Wenn aber wir. deine Verwandten.
dir helfen sollen, so muftt du . . .'
.Niemand kann mir helfen."
.Aber wie ist denn die Sache ge
kommen? Habt ihr euch gezankt?"
.Nein.'
.Meinte er dielleicht, er sei schließ
lieh doch nicht ganz geeignet, in ; nfre
Familie eingeführt zu werden? Dar
in hätt der Mann ja eigentlich recht
gehabt, aber er war doch ganz passa
bel, und da du ihn lieb hast, hättest
du ihm ja sagen können, deine Liebe
mache sich kein Bedenken darüber."
.Das wußte er."
.Nun also, was weiter? ' Liebe
Gunvor. side nun nickt da und neb
so verzweifelt drein. Es ist sehr be
greifllch, wenn du die Sache außer
il
unangenehm tst; aber dn kann ich
dir sogen, ich selbst habe Ingenieur
Malmberg nie für den rechten Mann
für dich gehalten. Er gehört ja ganz
und gar nicht in unsern streii. Wenn
du jetzt nur in wenig auf dein Äeu
ßere achtest und ohne solche neumo
bisch Ideen von einem eigenen Be
ruf bei unS bleibst, dünn wirst du
schon noch eine passend Partie ma
chen. Du bist allerdings jetzt nicht
mehr ganz jung, aber da bedeutet
heutzutage nicht so viel wie früher.
Aber Gunvor! Du hörst ja gar nich!
auf dune Mutter! Wein dich bei mii
au, Kind, dann wird dir leichter
um Herz! Und nachher brauchst du
dich wegen dieser Geschichte nicht zu
Tode zu grämen. Das Aergerlichstt
dabei ist der Skandal: eine aufgeho
bene Verlobung da bleibt imm
ein Flecken auf dem Mädchen sitzen.
Und wenn eine Verlobung, die schon
veröffentlicht ist, wieder rückgängig
gemacht wird, so ist da sehr unan
genehm. Ti Männer müßten aber
auch wirklich wissen, wa sie wollen,
anstatt junge Mädchen dem Klatsch
preiszugeben "
.Nicht Alf hat die Verlobung auf
gehoben, fondern ich."
.Nun, natürlich, da muß ja im
mer sie tun. Das ist so Sitte; ober
er zeigt ihr vorher, daß er ihrer über
drüssig ist."
.Ich glaube nicht, daß die ttl AIs
der Fall war."
.Liebe Kind, die ganze Sache ist
mir rein unbegreiflich. Wenn du ihn
lieb hast und er dich lieb hat, dann
wäre k doch wahrlich zu lächerlich,
wenn ihr miteinander brechen würdet.
Haft denn du S getan?"
.Ja'
.Au Laune, liebe Eunvor. Uni
er hat doch ein gutes Auskommen uni
steht auch mit einer Menge ausze,
zeichneter Männer in Verbindung,
WaS ist nur über dich gekommen? Et
mangelte ihm ja wohl ab und zu ein
klein wenig da richtige savoir xirt
und neben Melker aber schließ
lich... i nicht aushalten können!
Ach. Kind, der außer Schein ist
auch nicht alle."
Für mich war er fein und gut ge
nug. Wa ma ich mir aus dieser
oder jener äußeren Ungewandtheit!
Aber... ach, ich glaube nicht, daß du
mich verkteben kannst. Mama, und
dann ist es ja zwecklos, eL noch ein
mal auszuwuylen. Ich leibst haö
auck olles mebr im (Mübl und kann
e nicht so deutlich erklären. Alf hat
auch stcher n ander gedacht, als
da er mich beiratcn wollte. l& war
in seinen Äugen schon fast ganz fein
Eigentum, und er dachte durchaus
nicht daran, mich zu mißachten. Ader
er tat es trotzdem täglich und stund
lich um tausend andrer 5interei!eo
willen. Ich sollte da sein oder ver
schwinden, wie es ihm am bequem
ften war. und. er wukie es war viel.
leicht selbst nicht, er gab mir Stein
statt Brot. Ich aber hatte gehungert
nein, mehr als gehungert, drei lang'
Jahre hindurch. Nun wartete unl
wartete ich auf ibn. aus ibn selbst
trotzdem wir unö täglich sahen; abe,
ver AIs, den ,ch suchte, kam nie. Une
ich konnte nicht halb lieben, mich nichi
halb geben. Seine Liebe war verän
dert. unser Zusammenleben war mn
noch in auf Trümmern rrichtetei
Bau aeworden, Er bat die Lieb,
Stück um Stück zerfallen lassen; abn
va vitterste dabei war doch, daß ei
diese Stücke als Grundlage für vor
teilhafte Unternehmungen benützen zu
können meinte. Er sagte immer, er
ichane sur mich so eifrig; aber in
Wirklichkeit befriedigte er damit nu,
seinen eigenen Ebraeü. seinen fioch
mut, und um den Weg zu dem gro
ßen Ziel eben zu machen, zermalmt,
er das Glück zu Straßenschotter und
ließ die Räder seines Triumvbma,
genS darüber hingehen."
.Liebst Gunvor. du redeit und re.
best, aber ich muk aeiteben. es oebl
mir das alles wie ein Mühlrad in
Kopf herum. Meinst du, , habe dick
i irgendeiner Weis vernochlässigti
War er unhöflich in Geaenwart an.
drer?"
Nein, nein."
.Und er bat dich ia auch aan, der.
sorat mit Kleidun und all Nöti
gen?" .
6L
Und hat überdies auch deine Ver
wandten eingeladen.",
.Ja.' viel zu oft."
.Nun. ich muh sagen, du warS
dabei manchmal reckt eioen und ver.
drießlich. Aber damit will ich dich
legt nicht quälen. Dagegen, liebes
Kind, scheint eS mir absolut sicher,
daß der Fehler bier aan, aui deinei
Seite liegt. Du bist zu anspruchz.
voll, das wird jedermann .sagen
Malmberg hat ja alles getan, wa!
er konnte, und wenn er nun auch nicht
so schrecklich verliebt tat, so begreif
ich nicht, wie du dir das fo nah ge
hen lassen kannst. Eine Frau soll
nicht so viel derlanoen. sie soll ler
nen, Nachsicht und Geduld zu haben.
sonst hat sie daS Nachsehen. J?tzt
siehst du ja selbst, wie es geht. Und
du wirst auch jedenfalls schon jetzt
deine Prätensionen bereuen."
Gunvor schwiea. Eine arenzenlo?
Müdigkeit überkam sie. und sie lebn!
te,den Kopf an die Wand zurückj
bi? war nicht mehr fähig zu deme:
kk: ... l '
HlUji uyitj iiuici ucji
Hortjejiung jolftt)
MIIIItII!,lIIII,I,I, ,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,
eilen Sie Ihren Kvttkurrctttctt
1 voraus, indem Sie ans der rech
ten Reklame Nutzen ziehen; nicht, l
indem Sie sie herabdriicken!
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