Omaha Tribune, Camsrag, 15. April 1016. Seite 10.
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Der Sioman eines jungen Mädchen von E. Kn,lnstierna.Wenftcr.
i! terechNlit Ueberletzim,!! tk chwedi, V f
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(10. Ferotsetzung.)
' An diesem Abend ging der Wm
tersprachkursuS in der Abendschule
zu Ende, und eS lag demzufolge me
'gewisse feierliche Stimmung über
, den Lehrern und den Schülern. Als
Malmderg war ernster oli t, und
seine Fragen klangen scharf und
kalt. Es war. als hätte seine eigene
Persoiu'ichkeit die Schule schon der
lasse und am Katheder stunde nur
noch'eie ulltsAiatifcher Siellvertreter.
der das" Gelernte repetierte. Zehn
Minuten vor Schluß der Stunde
schüttelte Ais indes doch ganz plofc
,'ich und unerwartet die bis dahin
gezeigte Apathie ab und sagte mit
seine? leisen. Stimme: .Da ich mit
dem Schtufz dieses Semesters den
Unterricht aufgebe, möchte ich Ihnen
mir reinigen Worten für das an den
Tag gelegte Interne, sowie für
Ihren Fleiß und guten Willen dan
len. Sie sind alle erwachsen, darum
möchte ich Sie bitten, meine Mängel
als Lehrer verständig zu betrach
t. .-a k.!k,t fi in htr ßrintttTUna
nicht zu vergrößern. Lassen S
mir womöglich ' Gerechtigkeit wider
fahren. Ich verlasse die Schule mit
Bedauern, denn unsre gemeinsame
-Arbeit hat sich gut angelassen, und
die Ergebnisse sind befriedigend. Auch
habe ich mit Freude gesehen, wie
Energie und Willenskraft ein Ziel
reicken. das von Anfang an uner
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reichbar geschienen hatte. Die Erin
nerung an Meine Wirksamkeit unter
Ihnen soll eine Triebfeder für mich
sein, wenn ich nun selbst bald per
such, ein Ziel zu erreichen, das
noch hoch und fern liegt. Aber nneZ
will ich Ihnen und auch mir selbst
sagen: Wir kämpfen, um unser Le
bei! zu gewinnen nicht, um M Le
ben wegzuwerfen. Wögen wir also
alle an das Wort denken: .Vor.
wärts. vorwärts, sollst du streben,
vorwärts sollst du Menschenkind, und
vorwärts sollst auch du. o Welt!"
Ja, vorwärts soll es gehen, vor.
wärts mit uns und auch vorwärts
mit der Welt! Und nun leben Sie
wohl!"
Hastig ging er durch die Klasse
auf den Flur hinaus, wo er Hut
und Rock an sich riß und hinaus
stürzte, heftiger erregt, als er je ge
wesen war. und sest entschlossen. i
des Zusammentreffen mit , Gunvor
zu vermeiden, bis er ruhig und ge
saßt zu ihr sagen könnte, nun wolle
er sein Glück in einem fremden Lan
de versuchen. Er hatte den Plan
zu dieser Nei schon so lange klar
im Kopf, dafj er nun nicht langer
Borbereitungen bedürfte. Er wollte
den Rest seines Kapitals erheben uno
gen Westen ziehen, nach dem Lande
der Freiheit, das heißt, dem Lande,
wo er die Freiheit gewinnen könn
te". Die Freiheit war wie das
Gold, nämlich etwas Seltene!, und
viele, die als Goldgräb nach die
ser Freiheit suchen, hatten verhun
gern müssen, aber einige hatten doch
auch Gnade vor dieser Gottheit ge
funden, so daß sie sich Schlösser mit
Türmen und Zinne hatten bauen
können. Warum sollte nun er, Als
Malmberg, nicht einer der Äuser.
wählten sein? Und wenn er einer
von denen war, ja, dann würde er
seine Prinzessin heimführen, dann
würde er 'ihr sagen, daß sie immer
der lichte Traum seines Lebens ge.
wesen fei, ohne den seinen Dedanken
die Kraft zur Verwirklichung gefehlt
hätte. Und glucklich und stolz würde
sie ihm folgen, sie, die kleine Prin
zefsin, die heute abend bleich und
mit großen Tränen in den Augen
verwundert, verzweifelt, mit angst,
lichen, unausgesprochenen Fragen auf
den bebenden Lippen die unerwartete
Nachricht seines Wezgangs, vernom
men hatte! Er fühlte, hatte von je.
her gefühlt, daß er hart gegen sie
war. aber daS ließ sich nicht ändern;
rücksichtslos mußte er den' Schlag
führen, sonst wurde er am Ende noch
selbst weich und schwankend. Er
konnte sie . nicht behutsam wegschie.
den, denn dazu gebrach ihm selbst
die Kraft. Hestig mußte er sie weg.
stoßen, um dann die Hände zur Ar
beit frei zu haben. Und er meinte,
anspruchsvoll genug, sie müßte ihn
verstehen, mußte einsehen können, daß
ti besser war. wenn sie sich ohne Ab
schied trennten.
.Ingenieur Malmberg!" Er drehte
sich jäh um."
Q, Fräulein v. Hartviz!'
.Ich bin den ganzen Weg gelaufen,
um Sie einzuholen."
sind ja ganz außer Atem,
darf ich Ihnen meinen Arm anbie
ten?" .Nein. nein, daö geht nicht; es ist
ja heller Tag."
.Aha. der Zlnstand!'
.Ju, der ist ein Scheckgespenft.
Ach bitte, gehen Sie ein wenig lang
kam."
.Sie haben mir etwas zu sagen,
gnädiges Fräulein?"
.Ja. viel aber ich muß erst
ein wenia Atem schöpfen. Es war
fast, ols liefen Sie vor mir davon,
so iifch Hinzen Sie."
.Ässer sluhen, als schlecht Ump
fta."1 .
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Nein, 'besser der Gefahr ins
Auge sehen, als ihr den Rücken keh
ren."
.Das war eine scharfe Zurechtwei
suna. Ist sie berechtigt ?"
.Ja, wenn Sie ohne Abschied fort
gegangen wären, ohne
.Weiter!"
.Nein, ich kann nicht erklären,
was ich meine. Ich dachte nur, ich
so viel Recht hätte ich wenigstens,
Ihnen eine glücklich: Reise wünschen
zu dürfen."
.Ich danke Ihnen." Er sah sie
nicht an; aber die Tränen, die durch
ihre Stimme klangen, quälten ihn
und hätten beinahe die seinigen auch
hervorgerufen. - .Verzeihen Sie.
Fräulein", fuhr er hastig fork. .aber
ich muß leider hier an der Vasastra
ße abbiegen."
.Gute Nacht!" Sie hielt jäh an
und sah ihm mit einem merkwürdig
klaren, stolzen Blick tief in die Au
ger .Und leben Sie wohl!"
Er neigte langsam den Kopf vor
ihr. der schönen Prinzessin seiner
Träume, die Worte brannten ihm
auf den Lippen, die sie dazu ge
bracht hätten, ihre Hand gerne und
vertrauensvoll in die seinige zu legen
und zu sagen: Du mein ein und
alles!" Sein Gesicht verzerrte sich ei
nen Augenblick schmerzlich, dann
preßte er ihre Hand heftig und
ciing. Erst als er schon eine gute
Strecke von ihr entfern! war, fiel ihm
ein. 'daß er vergessen hate, den Hut
abzunehmen.
Gunvor entwickelte sich in dieser
ersten großen Stund? der ' Prüfung
iw...(...v.. . 4. i
von einem guioenienoen nw zu
einem leidenschaftlichen, sehniuchts j
vollen und von der Liebe und dem
Leben- alles dezehrenden Weib, in
demselben Maße, wie die Natur oft '
nach eintt einzigen warmen Regen
nacht in voll entfalteter Pracht da
steht.
Sie durchwachte diese Nacht rn der
ttoaft, das zu verlieren, was ihrem '
Leben Inhalt gegeben hatte, und sie
erwachte zu einem neuen Tag wie zu
einem Kampf, den sie ohne Waffen
ausfechten müßte.
Plötzlich trat Emma mit einem
Paket bei Gunvor ein und sagte: .
Dies hier soll ich dem gnädigen
Fräulein übergeben."
Von mmr
Das sagte er nicht."
.Welcher er?"
.Der Mann."
.War es ein Lohrdiener?"
.Jawohl. Er hatte eine Engeform j
an. Emma jagte Engeform nan j
Uniform. i
.So ist es vielleicht Baron Gotes
Diener gewesen. Dann übergib den '
Karton der Frau Baronin , sagte
Gunvor gleichgültig, indem sie jetzt
erst einen Blick auf die Aufschrift
warf. Die Aufmerksamkeiten deS
BaronZ in Form von Blumen und
Blnbons waren ihr in diesem Au
genblick verhaßter alt je vorher.
Doch plötzlich verklärte sich ihr Blick,
und sie fügte mit jubelnder Stimme
eifrig hinzu: New, es war doch
wohl ein Dienstmann! Gib nur her.
es gehört mir mir allein."
Emma ging kichernd in die Küche.
Wie komisch daS gnädige Fräulein
doch war! Als ob sie den Diener
nicht wiedererkennen würde. Tiefer
hatte sie überdies einmal geküßt, als
sie ire rosa Bluse angehabt hatte. . .
Emma strahlte beim bloßen Gedanken
an eine Wiederholung dieses Abenteu
rer. , .
Gunvor hatte Als MalmbergS
Handschrift auf der Adresse ersannt
und öffnete den Karton nun -mit
bebender Freude. Der Deckel floz
u?d auf weiches Moos jl
lagen einige taufrische blaßrote Rosen
vor ihr. Sie erinnerte sich, daß sie
einmal gesagt hatte, die Rose fei ihn
Lieblinzsblum um der Freude wil
len, die sie seit Jahrhunderten den
Menschen gebracht habe.
Sachte hob sie ewe Rose nach der
andern in die Höhe und küßte die
zarten, sonst zusammengerollten äu
tzeren Blätter, wie man in bebendem
Glück geliebte Lippen küßt.
Ein zusammengefaltete! Papier
lag dabei. Gunvor machte es auf und
sah auf der einen Seite zwei durch
inen dicken Strich getrennte Stro
phen sonst fand sich weer in Name
noch Datum. ., .
.Das Schloß erst und dann die
Prinzessin,
Für die er eS liebend gebaut!
Macht. Ruhm erst und Elanz und
Reichtum
Und ann seines Herzens Braut!"
Unter dem Strich stand:
.Die Segel geschwellt und mit luh
ner Hand
Hinaus auf die wilden Wellen!
Hinweg von dem sandigen feindlichen
Strand.
Die Seqel geschwellt jetzt. Gesellen!
Der Wut und die Kühnheit führen
das Boot.
Wer wazt, der gewinnt, trotz Stur
men und Not!"
Mit einer zärtlichen Bewegung
ieHte sie den steifen Briefbogen zu
kämmen,, und nachdem sie die Blu-
men ms Wasser gestellt hatte, lächelte
sie halb wehmütig halb fragend, wie
man einem versprochenen Schatz, dem
größten, dem teuersten, den es gibt,
der aber noch unerreichbar weit ent
fcrnt ist. entgegenlächelte.
, Liebkkglück.
Gegen ein Uhr zog sich Gunvor.
cin, um spazieren zu gehen. Weder
die Mutter noch Gorel waren da .
heim. Sie waren Tag um Tag vom
f ühen Morgen bis in den Nachmit
tag hinein , mit Aussteuereinkäufen
und Kleideranproben für die iünf
tige jungen Gläfi und mit Besuchen
beschäftigt. Gunvor wurde mehr in
Ruhe gelassen als sonst, denn die
Baronin wollte zuerst ihre ältere
Tochter ausrüsten, ehe sie mit Nach '
druck an die Verheiratung der jünge
ren ging. Glücklicherweise war bei
dem Auserwäylten für Kunvor keine
Schwankung in seiner einmal getrof
fenen Wahl zu befürchten. Nein, '
die Baronin lächelte befriedigt, der
gute Baron Goi? war durch und
durch jolid.
Gunoor sah zum Fenster hinaus,
während sie ihren einfachen Mantel
zuhlöpfte. Die Sonne schien präch
tig, es war ein richtiger wonniger
Maientag. Sie trat zu ihren Rosen
und zog langsam ei?,e aus der Vase
beraus. Mit einer von ihnen wollte
sie sich schmucken. Und wenn ihr
dann Als zufällig begegnete, so wur
de er vielleicht, min sicher, verstehen,
daß dies ihre Antwort auf seine
unausgesprochene Frage war, und
dann konnte er nicht abreisen, ohne
ihr vorher die Hand gereicht zu ha
ben und ihr zu erlauben, ihn so in
Gedanken zu begleiten, wie man es
nur tut, wenn man sicher ist, in dem
Leben des andern etwas zu bedeu
ten. Sie lenkte ihre Schritte unwill
kürlich nach dein Tegnerhain. weil
dieser in der Rahe seiner Wohnung
lag, und dort setzte sie sich neben eine
' ' .
ant ftrau. ein armes oeriruppeiies
Geschöpf aus einer Versorgungsan
statt. Die Bank war lang untres
war Platz genug da. aber die A.te
war gewohnt, so wenig Platz wie nur
möglich zu beanspruchen, deshalb
hatte sie ihre Krücken auch nicht neben
sich stellt.
Gunvor hatte ihre Rose in den
S oß gelegt, aber jetzt sah sie sie
mi.t mehr an, sie sah auch nicht
mehr das alte verkrüppelte Mutter
chen, für das vorher ihr Herz war
!mes Mitleid gefühlt hatte, sie sah
nur noch die elaiiljche mannliche Ge
statt, die rasch den kurzen steilen Hü
gel heraufkam. Als! Wurde er sie
sehen? Ja. schon in der nächsten
Minute grüßte er sie. zuerst aus Der
Entfernung, dann trat er, wenn auch
zögernd, näher. Sie sag.e ihm kein
ankeswort für die Blumen, sondern
strich nur zärtlich über die Rose auf
ihrem Schoß und sah mit strahlen
dem löhv zu ihm aus.
.Ich hatte kaum geglaubt, daß wir
vor meiner Abreise noch einmal zu
sammentreffen würden", sagte er un
pcher.
N?-!szn r?I. inn JinfS?"
jtriVIWI VIV VV. VMV
.Ja, schon in der nächsten Wo
che."
Cunsor versuchte, mutig zu sein;
aber sie war schr blaß, und das La
cheln, das sie hervorzvang. war wie
im Schmerz erstarrt.
Ich möchte Sie um etwas bitten,
gnädiges Fräulein," begann er wie
der. .daö heißt, ich selbst nenne eS
eine Schwachheit, aber nun gerade
heraus, eS gibt eine Person auf der
Welt, der gegenüber ich schwach .wie
ein Kind bin, nämlich meine Mutter.
Wollen Sie bisweilen zu ihr hinein
sehen, wenn ich fort bin. Fräulein
Gunvor?"
.Ick, bin überglücklich, wenn ich eS
darf. '
.Ich danke Ihnen. Diese, Antwort
habe ich von Ihnen erwartet."
.Nun habe ich auch eine Bitten
Herr 'Ingenieur."
Welche?"
p Ma mich Ihrer Frau Mut-
ier vorstellen, Sie weiß ja noch gar
nichts von mir,
DaS ist wahr; aber sie hat eine
Achnung von Ihren."
Gunvor schmieg ein paar Minuten,
dann sagte sie: .Führen Sie mich zu
ihr!" .
.Warm?" Die Stimme versagte
ihm fast dov Gemütsbewegung, vor
glühender Sehnsucht, seine kleine
liebe Prinzessin auf den Arm zu
nehmen und sie weit, weit fort zu
tragen, in rauschende, grüne Wälder
hinein und ihre roten Lippen, ihre
glänzenden Augen, ihre Hände, zu
küssen, bis sie unter seinen heißen
Liebkosungen erbeben würde. Aber
mit einer Willenskraft, bei der die
Adern auf seiner Stirn anschwollen,
zügelte er seine hervorbrechende Zärt
lichkeit und wiederholte nur noch ein
mal: .Wann? Wann wollen Sie
kommen?"
.Heute abend oder morgen
Heute abend also."
(Fortsetzung folgt.) ' )
Schnippisch. Tante: Da!
sage ich dir. Elsa, wenn du dir nicht
feinere Lebensformen anzewöhnst,
bleibst du nicht nur auf Bällen, son?
dern auch im Leben sitzen, und daZ
ist schrecklich. .
Elsa: Nun. das mußt du ja wisj
sen.
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