Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 11, 1916, Image 7

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Der ZUetterwart vom Drkl-
sxih.
Von Gustav Echrö. ,
Die höchste Kuppe bei Areitlahncn
KammeS ist der Dreispitz. SWU' 1430
Melern sieht er aus der Karte der
zeichnet.
Ein Turm ist auf dem Dreispitz
und daneben ein Hauslcin, in dem
der alte Wetterwart Peter Klekler
zwischen -allerZei Instrumenten wohnt.
Die Telephonleitung' geht vom Drei,
spitz hinuiüer nach Ct. Ulrich und
bindet den Berg an die Stadt, wo
der Doktor Uebelacker wohnt, dem der
Wart die. Ablesungen mitteilt.
Ist ein einsame Leben droben
auf dem Berge und kann nur ein
Mann den Dienst da oben versehen,
der gelernt hat. mit sich selber zu
reden und in sich hinein zu lauschen,
der ein langes Leben hinter sich hat
und da Blatt um Blatt zurückschla
jen und allerlei herauslesen und sich
deuten kann, daS ihm, als es geschah,
vie ein Hagelwetter um den Kopf
J ihr. und schließlich doch Sonnen,
chein gebar..
Wenn im Sommer die Blumen
liihen. die mit den weißen Sternen
-.d den roten, und der Pfiff der
i udrosscl heraufschaly. dann ist es
st tt ganz lustig auf dem Dreispitz,
alt wenn der Winter kommt, dann
ist eS schier wie im Grabe. Lieb ist
da! dem Peter, meint 'er doch, er ge
wEfrnte sich auf diese Weise schon so
as.mahlich an das, letzte Alleinsein.
Ist der Weg auf den Dreispitz
' nichtzu verfehlen, auch im Winter
nicht, braucht man doch immer nur
den Stangen nachzugehen, an denen
dijz weißen Knöpfe auf starken Eisen
fy.xaui ragen, aber ein böjer Weg ist
ii und nur gangbar für einen kräfti-
.'gen Mann. Winters über geschieht
t nicht selten, da, der rocht reißt.
Wenn sich der Rauhreif ihm zu stark
anhangt, dann wuo oie giigernac
Last zu schwer, und .Klirr". sagt
der Draht: ich rnady da nicht mehr
mit, ihr Aufdringlichen." Dann geht
der Peter Klekler ein Ende den Berg
hinab. Der Draht läuft in der Höhe
eimS gnt gewachsenen Jungen über
den Schnee hin, höher nicht. So ist
eS nicht schwer, ihn zu flicken. Auch
von St. Ulrich gehen die Männer in
solchen Fällen ihre Strecke ab, und
auf wessen Seite die Leitung riß, der
bastelt sie wieder zusammen. Durch
den Kupfersaden hängt der Peter
Klekler mit den Menschen zusammen,
und so sehr er feine Einsamkeit liebt,
jetzt ist er doch heilfroh, daß er die
Welt am Schnür! hat.,
Ruft er halt öfters einmal nach
St. Ulrich hinab, läßt die FranzUka,
feines Jungen Weib, herankonunen
und fragt, wie es dem Alois geht,
der drüben, in Frankreich steht und
jetzt, wie die FranziLka sagt, gar den
Engländern am Leder ist. ' Liest die
Fränze zuweilen gar Briefe in den
Sprechtrichter hinein. Wird , eine
schöne Rechnung werden daZ am
Amte. Macht aber bei solcher Sache
. nichts. Sie reden sonst nicht alle
Tage zusammen. Nur in der letzten
Zeit hat der Peter jeden Abend, wenn
er den Doktor Uebelacker anrief, zu
- gleich gefragt: .War eh' die Fränze
schon da heut?" . Und allemal noch
hat eS geheißen: Nein.-
Gestern ist die Fränze gelaufen,
hat den Schwiegervater angerufen
und gesagt: Ich kenn' mich völlig
nimmer aus, Vater. Schreibt jetzt
fchon an die drei Wochen nit, der j
Loisl. Wird ihm doch nix geschehen
7 sein. Vater?" Denkt ja der Water
längst schon, daß ihm was geschehen
sein könnte, dem Buben, aber als er
die Stimme hört, in der die Tränen
. zittern, da sagt er: Völlig närrisch
bist, Fränze. Was soll auch dem
Loisl geschehen sein? Wie kannst
jetzt sowas denken? Da mach' dir
keine Sorge drum, das laßt sem
ischutzpalron fchon sein nit zu .
Ist nun der Weihnachtstag heran
gekommen und liegt ein Schnee auf
dem Breitlahnen Kamme, daß jetzt
schon ein Knabe auf den Köpfen der
Telegraphenstangen ' reiten könnt'.
Unruhig ist der Alte heute, kriecht
auö der Hütte durch das Bodenfenster
J hinaus und wieder herein, immer hin
und her, wie ein DachS im Bau hin
und wider schlieft und fibert daraus,
daß die scharfe Klingel schwirrt. Und
letzt, zetzt gellt sie.
Da Dreispitz." schreit der Alte.
Und: .Vaters ruft es herauf, heiß
und haftig, und die Stimme zittert,
..der Loisl. ach Gott, der Loisl...."
Klirr, olle ist's, aus wie auch der
Peter Klekler an der Kurbel reißt.
Niederschlagen möchte' er den Kasten,
mit den Fäusten hersbschlagen von
der Wand. Jetzt muß der Draht
reißen, gerade jetzt, wo ihm die
Fränze sagen wollte Ja. was
wollte sie ihm denn sagen?
.Ach Gott hat sie gerufen, .der
Loisl. Bater. der Loisl'. und die
Stimme klang selber wie ein gerisse
ner Draht. Was soll denn weiter
folgen? Kann doch gar nicht anders
sein, IS daß sie sagt: hin ist er, der
Loisl, hm, von den verdammten Eng
ländern!
Er schlagt auf den Tisch. Die
Engländer! . Jetzt, wenn er den da
hätt', dea .Erey oder, gleich ein halb
Dutzend von den Unglücksmenschen.
Die Engländer! Und der Loisl
.ist hin. Wie alt bist. Pcjcz Kiellei?
Achtundsechzig Jahre? Wa macht
daS? So einem Malesizenglävder
kannst allemal noch dahin verhelfen,
wo der mit den Hörnern auf die ar
me Seelen lauert. Und leicht triffst
den, der dir den Loisl abgetan hat.
Ha, daS wär', waö den Peter Klekler
freuen tat.
Der LoiSl! Der hat den Weg
auf den Dreispitz herauf noch an je
dem Weihnachtsabende gemacht. Ist
ein schwer Stück Arbeit, aber der
Loisl hat'S gemacht, mit einem Bau
mel unter dem Arme und ist hernach
auf den Bretteln wieder hinab ge
rutscht zur Fränze. Hinab ging'S
nachher rasch. Ging halt auch zu
dem jungen Weibe. Marie, Joseph,
der Loisl! '
Stockfinster ist eS im Wetterwart
Häusel, stockfinster unter dem unge
heuren Schnee. Jetzt ist'S nimmer
weit zum Grabe.' Völlig weiter nlr,
als die Augen zu schließen brauchst,
den Atem fahren zu lassen, hernach
ist's fchon recht und richtig.
Merkt der aste Peter Klekler nicht,
wie die Stunden verrinnen und denkt
nicht daran, daß er ausgehen müßte,
den Draht zu flMn. Sitzt und
sinnt und fährt sich mit der Hand
immer über den langen Vollbart, und
die Hand wird naß, wird naß. .
Und wie der Alte auf dem Berge,
so , war drunten in St. Ulrich die
Fränze erschrocken, als der Draht riß
und so zwei Mensche getrennt wur
den, von denen der eine auf ein Wär
tel lauerte wie ein Halbverdursteies
Blümel auf den Regentropfen, indes
i. , . . L L - f. . . r . ci '
oem anoeren oas erz sancr oarn vor
Jauchzen und Wemen.
.Wai tu ich . jetzt. PostHalter?'
sagt die Kleklcrin ängstlich, .der fßa
ter antwortet nit mehr, und es ha!
da drin waS so gemacht, als weNn'S
eine Tasse zerschlägt Klingelt der
PostHalter selber und klopst mit dem
Finger an den Trichter. .Ist halt
der Draht zerrissen. Da kannst nix
machen als warten. Leicht, daß eS
auf dem Alten seinem Revier gesche
hen ist. Frag' in zwei Stunden wie
der nach. Da hat er ihn geflickt,
sonst müssen die Männer von St.
Ulrich hinauf. Ist jetzt neun. Um
elf kannst' wieder zufragen."
Aber der Draht ist auch um elf
noch nicht ganz. Die Fränze' sitzt in
ihrer Stube. .Jetzt so eine Bot
schaff,, sagt sie, .und grad muß der
Draht reißen: Und am heiligen
Abende! Wie denn? Hab' ich nit
gesagt: ach Gott, der Loisl? Wenn
der Vater vor Schreck hingefallen
wär', weil er denkt, eS ist aus mit
dem LviSi? Hulige Mutter Got
tes! Fränze, waS bist .für ein Un
glücksmenfch! Hast eine ganze Ta
scheu voll guter Nachrichten, und der
alte Mann da droben ist hingefallen
vor Schreck!" Sie steht auf und
schaut gegen den Berg. Viel Schnee,
viel. Schnee, aber den alten Mann
liegen lassen? Nein! Und wenn
er gar nicht liegt, und der Draht
wirtlich gerissen ,,t? Dann lst's dop
pelt recht. Solch eine Botschaft kann
man ihm doch nicht vorenthalten, das
Ware grausam. Zieht sie halt dem
Loisl seine Hosen an, sieht's ja
memand . und braucht gar nicht ein
mai ror zu werden, die gränze,
wird's aber doch. , steckt einen Rock
darüber, schlupft n des Loisl Stie
feln und hin geht's gegen den Berg.
Ah, ein saurer Weg ist's, ein saurer.
Und die närrischen weißen Glocken
da an den Stangen. Am Drahte
lang kann sie mit der Hand fahren
und hält so schier die ganze Wett
zwischen den Fingern. Der Schnee
ballt sich in Klumpen an den Füßen.
Sie schnauft, und der Atem fliegt
rückwärts, völlig wie wenn eine Lo
komotive ihre Rauchfahnen hinter sich
schmeißt. Warum ist's. Von der
Stir der Fränze trieft es. Und da
rutscht sie und muß ein Ende kriechen
auf ollen Vieren. Ob sie nicht lie
ber umkehrt?' Aber.,., da liegt ein
alter Mann der, da sitzt einer und
hat ein Recht uf die Freude, ein
heiliges. Vorwärts also! Und so
geht eS, schrittweise, und die Sonne
sinkt schon merklich gegen die Berge
zu. Ba sieht sie endlich daS Haus
lein vor sich, aber kein Rauch steigt
auS dem Schornsteine. Schreien
möchte sie vor Herzweh. Und da.
da liegt der Drabt. Keine rnt Mi
nuten vom Häusel. Warum hat den
der Vater nicht geflickt? Ist denn
nun beides geschehen? Der 'Draht
gerissen, und den Vater hat's hinge
schlagen? Peter Klekler sitzt wie seit Stun
den. Haut dann und wann auf den
Tisch, wenn er an die Engländer
denkt und fährt sich über den Bart,
wenn ihm der Loisl einfällt. Da
reißt eS ihn empor. Am Bodenfen
ster scharrt was. Jetzt, alle guten
Geister! Bei dem Schnee am Bo
denfenster? Loisl. zeigst dich an? Hier,
auf rennt der Alte die Treppe hinauf,
schlieft .durch daS Fenster, sieht die
Fränze. schließt die Augen, weil ihn
der Schnee blendet, reifet sie wieder
auf, schaut der Fränze in daS la
chende Gesicht, drückt die Augen wie
der zu und weiß nicht, ist das alles
ein verrückter Traum oder gibt'S so
etwaS wirklich. Die Fränze da her
oben und lachend?
Ich Vater," sagt die gränze und
faßt seine Hand. .Jetzt bin ich froh.
völlig erlöst bin ich."
In Gottes Namen. Muß halt der
lp.eter Kleller. nun doch clauben,dsß
die Frcinze vor ihm steht. Und der
Loisl ist hin?" fragt er leise. Die
Fränze erschrickt. Hin, sagst du?
Hat einer durch den Draht herauf.
Durch den Draht? Kruzi, der ist
ja zerrissen!" .Ja." nun lacht die
Schwiegertochter laut auf, keine zehn
Minuten , da liegt er."
'.Hin muß ich," sagt der Alte. Er
nimmt Draht und Zahne und geht
an der Leitung entlang. Kommt
wahrhaftig jetzt der. Dienst vor dem
Loisl. So einer bin ich," sagt
er unterweqs, ist mir In zehn Iah.
ren nit passiert. Ja so, der Loisl!
Mußt auch der Malefizdraht grah
reißen." ,
Hätt' mir daS einen bösen Weg
erspart." spricht die Fränze. .
Da hält der Me mit einem Ruck
inne, saßt die Fränze an beiden Ar
wen. .Jetzt wie ist daS denn? Den
Weg hast gemacht?".
.Wär' wohl sonst nit da."
.Und allein?" .
.Nit ganz. Hab" den halben Loisl
mitgenommen, da seine Buxen und
seine Stiefeln
.Ja", frage ich und schlucke.
.Fränze! Und wo ist der andere
halbe LoiSl?"
.In Landshut im Lazarett!" ,
Im....?" . '
iJa 'und ist Unteroffizier und hat
das eiserne Kreuz
.Marie Joseph! Auf die Kuppe
einer - Telephonstange muß sich der
Alte setzen.
.Und deshalb . mußt da herauf,
da herauf, wo sonst kaum der Bub
durchkommen vt 0
.Ja, wenn man halt denkt, daß
da einem alten Manne was geschehen
sein könnt."
Fränze! Nun tu mir eine Lieb'.
Willst?"
.Gern, Vater."
.So schimpf, schimpf ' den Alten!
Tu's. Fränze. ich bitt' dich!"
Gleich kann's los gehn." sagt dil
Fränze. drückt dem Alten einen Kuß
mitten aus den Mund und sagt
.Langt das oder noch mehr?" .Ach
Gott, gränze. Ja so. der Draht,
Nach kurzer Arbeit: .So. daS wär'
fertig, und wenn ich das gleich tat,
wie jich'S gehörte für den Wetterwar!
vom Dreispitz, hernach . . . . " .Wär'
ich nit oben," spricht, die Fränze la
ckjend.i .Auf den Fall ist's mir so
chon ueber," der Aater darauf.
Nun schlüpfen sie beide durch das
Bodenfenster, und hell macht es der
Wart, anz hell.
.Da hab' ich gesessen feit heute
früh," sagt er, und hab' auf die
Engianver . genauen.
.Lejd tust du mir, Vater
Wär' eben recht. Und jetzt ruf
ich den Doktor. .Seins da, Herr
oiior? Äio: .Schneehöhe...
Windrichtung...., Barometer, Ther
mometer Maximal, Minimal....,
Feuchtigkeit.. . ., Bewölkung. . . .Ha
bens? Ja und der Loisl ist Un
teroffizier und hat das Eiserne Kreuz
und liegt in Landshut. Ins Bein
yavens m ge cho en. tagt die Z?ran
ze. Wie? Ja, die ist da her.
oben. Aber Herr Doktor, wenn
doch das Schränke! zu ist und ich
keinen Schlüssel habe! Aufbrechen?
Ay nein. a,.sluchens schon nit.
Herr Doktor, ich tu's und schön
MNl!
Er wendet sich zur Fränze. .Den
Schrank da - sollen wir aufbrechen,
sagt der Doktor. Da wären zwei
Flaschen Wein drin, die sollen wir
mnlen. va wir'S tun?"
.Um deinetwillen, Vater, auf den
schrea hin.
Nein um deinetwillen, auf dein'
Bravheit und weils naß sein wirst
und kalt."
Knack sagt das Schloß. Und jetzt
blinkt der Wein im Glase. Der Alte
hebt es: .Auf den Unteroffizier Alois
Klekler!" Dann nimmt die Fränze
oas Gias: .Aus den Lvisl!' Und
so hm und wieder.
Darüber ist es längst Nacht ge
worden, und der Herrgott hat den
gronen Christbaum droben anaezün
det und heute extra reich mit Lichtern
besteckt. Peter Klekler und Fränze
irncn yeraus aus oen ö?cynee.
Aus den Tälern herauf dringen
E7ockenklänge. Sie läute drunten
die Christnacht ein.
D Franze lehnt sich an den Al.
ten.
,Gelt." sagt er. da wird ' man
still. So dem Herrgotk völlig ins
Kammerfenster gucken kann man. Da
wird man still. Sieh' dahin und
dorthin. Ta wohnen Leute, die jetzt
herauf schauen zur Höhe und sorgen
und weinen um einen, den sie drau
ßen wissen,. de, fchon drunten.
Und noch immer 'müssen wir uns
wehren, und sie geben keinen Frie,
den! Ich weiß nit. ob der Wetter
wart vom Dreispitz recht denkt, aber
mir , t. als dUnkten sich die Menschen
viel zu groß, weil sie nie aus der
Tiefe da unten herausgestiegen sind."
Dann sind sie still und trinken den
heiligen, von Millionen Treuen oe-
hüteten Weihnachtsfrieden.
Drauf nimmt der Alte des jungen
eibes Hand: .Und jetzt faa' ick'S
halt noch einmal: hab' schön Dank.
Fränze, daß du hen'ufkon:me" bist.
Und ein solch Vott wollen sie toU
schlagen? Sin Bo!k. das solche Wei.
ber hat und solch Männer! Das
soll ihnen wohl, nit gelingen. Da
bin ich völlig froh darüber. Nun
j.
Die deutsche Heide.
Zlussrischiing alter Sitte ihrer Lewoh
infolge hti , Kriege.
WaS Flugschriften und Vorträge
und Heimatvereine nicht erreicht hat
ten, das hat der Weltkrieg erzwungen;
die norddeutsche Heide hat sich ihrer
alten Ueberlieferungen wieder erinnert
und die .Errungenschaften" der Neu
zeit, die so rücksichtslos in ihre ver
träumte Abgeschlossenheit eindringen,
mit kräftigem Rm abgeschüttelt Die
Rückkehr zur Bätersitte fing mit der
Brollarte an. Der lorperlich schwer
arbeitende Heidjer kam mit dem ihm
amtlich zugemessenen Brotmaße nicht
aus. er sah sich nach einem Ersatz
Mittel um und da erinnerte er sich
daran, daß ferne Borfahren nur sel
ten Brot, hauptsächlich , vielmehr
Grütze genossen hatten, die zum miw
besten ebenso nahrhaft ist wie Gebäck,
Vom Boden wurde daher der längst
außer Betrieb gesetzte .Pumpel" her
untergeholt, in dem durch Stampfen
aus dem Buchweizen die Grütze her
gestellt wird, und wer heute durch die
Heide wandert, sieht überall den
Pllmpel in Tätigkeit. Auf dem Mor
gentisch erscheint wie in alter Zeit der
Buchweizcnpsannkuchen, und die Hu
denbauern versichern, daß er auch in
Friedenszeiten ' in Ehren gehalten
werden soll, mag der Brodkorb noch
so niedrig hangen.
In der Beleuchtung hat sich der
Heidjer gleichfalls zur Auffrischung
alter Sitten entschlossen. In den letz
ten Jahren gab es in der Heide schon
manchen Hos) der von irgend einer
Ueberlandzmtrale, die ihre Arme weit
in die Heide hinaus streckten, elektn
sches Licht empfing, während der
größte Teil der Bauern die Heiden
lampe bevorzugte. Nun ist das Pe
troleum aber knapp geworden, und da
mußte der Heidjer, wollte er nicht
abends im Dunkeln sitzen, auf andere
Beleuchtung denken. Diese hat er jetzt
m den ältesten und bekannten Licht
erzeugern, der Kienfackel , und dem
Traukrllsel, wieder gefunden. Tat.
sächlich deleuchtet jetzt so manche Brn
ernstube eine Kienfackel, und der Oel
krüsel, an langem, beweglichem.Holz
arme schwankend, wird zu der Stelle
im Zimmer hingedreht, die augenblick
lich des Lichtes am dringendsten be
darf. .
Aber nicht allein Nahrung und
Licht haben durch den Krieg eme er
staunliche Wandlung erfahren, auch
die Kleidung und ihre Herstellung ist
durch ihn in Mitleidenschaft gezogen
worden. Die Bäuerin hat gefunden,
daß die am Spinnrad gesponnene
Wolle die billigsten und besten
Strümpfe und Unterkleider liefert;
sie- hat daher das Spinnrad, das lan
ge unbenutzt auf dem Boden stand
und von Spinngeweben bedeckt war,
wieder hervorgeholt und sitzt nun des
abends spmnend xn der Stubenecke,
mit Gedanken an ihre Lieben im wei
ten Felde beschäftigt. Der Erfolg
vieler Tätigkeit, die man fast m zedem
Bauernhause beobachten kann, ist ei
ne schöne Menge dauerhafter Liebes
gaben für die deutschen Krieger. Zum
Spinnrade hat sich der Webstuhl ge
sellt, der ebenfalls lange Jahre im
stillen Bodenwinkel ein verträumtes
Dasein gefuhrt hat. Vielerorts in der
Heide läßt sogar der Handwebftuhl
wieder seine zarte Musik ertönen, und
auf ihm wird ein Linnen hergestellt,
das unserer modernen Maschinen!
wand weit überlegen ist. Auch die
Erzeugnisse dieser vordäterlich'en Web
stuhle sind größtenteils zur Vertei
lung an die braven Feldgrauen be
stimmt. Schließlich hat das Steigen
der Lederpreise dazu geführt, daß alt
und jung zu den Holzschuhen zurück-
gekehrt sind, und wer heute ein Heide-
oors durchwandert, dem schallt über
all ein fröhliches Klippklapp entge
gen.
Ter Krieg und die. Alpen.
Wer könnte jetzt, so wird in einer
Besprechung des Alpenkrieges an der
Tlroier Grenze ausgesuyrt, Alpen
anstellten aus Südtirol oder, dem
Karst sehen, ohne daran zu denken,
welch völlige Verschiebung diese:
Krieg auch in unserer Einschätzung
des Alvenfports herbeiführen muß.
Kletterübungen, Hochjochgänge, die
bisher von der Allgemeinheit als un.
erhörte Kühnheit oder gar als Ver
rücktheit angesehen wurden, sind zur
militärischen Pflichtarbeit geworden.
Aus dem gleichen Pflichtgefühl wird
Wetterunbilden Trotz geboten, denen
bislang auch der geübte Alpenwan
derer forgsam aus dem Wege ging.
Ueberhaupt zeigt sich, wie unendlich
leistungsfähiger der Mensch unter
dem, Antrieb eines heiligen Pflichtge
fühls wird,, als durch den höchsten
Svorinifer. Lasten, deren Traaen
nicht nur dem Touristen unmöglich
schien, die auch der Führer von vorn
herein abwies, für die man besondere
Träger gewinnen mußte, scklevvt iekt
ein Honved auf den steilen Berges-
giptel, der bis dayin nur die endlose
Ebene .seiner Pußta gekannt hatte.
Auck der geistige Einfluß muk un
geheuer werden und ist vorläufig noch
gar nicht abzusehen. Taufende uny
aber Tausende von Menschen, die
sonst kaum aus der engeren Heimat
hinauskamen, bewmmen jetzt ein
QtM der Welk zu sehen, wie eS bis-
2zaJW ym- MflttfrtfflJMtek
stände kaum erreichbar war. Wenn
Goethes Wort: .Ein kluger Mensch
bildet sich am meisten durch Reisen"
zutrifft, so muß die .Bildung" un
lerer Männerwelt durch diesen Krieg
sehr gefördert werden, so daß da
durch ein Gegengewicht geschaffen
wird gegen die unvermeidlichen Zer
störungen geistiger und seelischer
Werte, die er im Gefolge hat. Denn
gerade die Notwendigkeit, sich sofort
in fremde Verhältnisse einzuleben,
diese nach Möglichkeit auszunutzen,
verschafft eine viel tiefere Kenntnis
fremden Wesens, als die Art, wie
sonst heutzutage die meisten Menschen
von Gasthof zu Gasthof fahren.
Die deutsche Optik.
Jh
Erzeugnisse werden in England
schmerzlich vermißt.
So ungern es die Engländer auch
tun es bleibt ihnen nichts anderes
übrig, als immer wieder die Ueber,
legenheit der deutschen Industrie und
den Mangel an so manchen unent
behrlichen Erzeugnissen anzuerkennen,
die England vor dem Kriege aus
Deutschland zu beziehen genötigt
war. Wie schwer die Engländer aber
die ungenUgn.de Leistungsfähigkeit
ihrer eigenen Industrie empfinden,
das zeigt "bic Rede, die Sir Philip
Magnus über Englands Mangel an
optischem GlaS im Unterhaus gehal
ten hat, und die die .Deutsche Opti
sche Wochenschrift", im Wortlaut wi
vergibt. MagnuS wies darauf hin,
daß von der Gute der optischen In
strumente nicht mehr und nicht wem
ger alS der Erfolg auf den Kriegs
schauplätzen zu Wasser und zu Lande
abhänge. England könne aber diese
Instrumente in genügender Anzah
und in der erforderlichen Güte übet
Haupt nicht selbst herstellen. Nur
eine geringe Menge des dazu erfor
derlichen optischen Glases werde im
Lande, und zwar von einer Firma
in Birmingham hergestellt; tn bezug
auf diese? wichtige Material war
England seit langem fast gänzlich
abhängig von der Jenenser Industrie,
die das Jnselreich nahezu ausschneß
lich damit versorgte. Diese Industrie
hat, erklärte Magnus,. ihre Erzeuge
nisse auf einen Grad der Vollkom.
menheit gebracht, den bei gleichem
Preis kein britischer Fabrikant er-
reichen kann. Es sei anzunehmen,
daß auch nach dem Kriege britische
Fabrikanten optischer Instrumente
mit den deutschen Welthausern m
Jena nicht würden in Wettbewerb
treten können. Deren Fabriken seien
weit vollkommener organisiert und,
was poch wichtiger sei, ihr Handel sei
weit ausgedehnter als der der m Be
tracht kommenden englischen Betriebe.
Es gibt, erkannte das genannte
Parlamentsmitgliid ' an, wenige In
duftrien, bei denen der Erfolg fo sehr
von der angewandten Wissenschaft
abhängt, wie ver ber Herstellung op
tischen Glases. Dafür und für die
Fabrikation optischer Instrumente ist
mcht nur ein gründliches mathema
tischeS Wissen erforderlich, fondern
sind auch umfassende Kenntnisse in
Physik, Chemie, Metallurgie notig.
In der Anwendung dieser Wissen-
schaften, sagte Magnus, waren wir
weit hinter Deutschland zurück. .Die
Deutschen haben das größte Gewicht
diesen Zweigen der technischen Wls
senschaften beigemessen, und mit Be
dauern muß ich bekennen, daß wir
hierin viel zu lange nachlassig wa,
ren." Zweck dieser Ausführungen
war naturlich, England in der Optik
zu gleichen Leistungen wie in Deutsch
land anzuspornen. Ja. wenn daS
so leicht wäre! .
Handgranaten.
Die ersten .Handgranaten ab es
vor etwa 600 Jahren, und zwar um
1427, bei der Verteidigung von Ca
salmaggiore am Po. Dort, wurden
sie in Form von, mit Schwarzpulver
gefüllten Flaschen und Tonkugeln zum
ersten Male benutzt, dann langsam
vervollkommnet und besonders tapfe-
ren Leuten, den Granatieren-(Gre-nadieren"),
zur .Handhabung an
vertraut. Im 16., 17. und 18. Jahr
hundert waren die Handgranaten in
jedem Kriege, insbesondere bei jeder
Belagerung, zu finden.. So wurden
bei der Belagerung von Wien durch
die Türken im Jahre 1683 nicht we-
Niger als 80l;0ÖO Handgranaten ge
,chieuoer.t, und lbm führte das kai
serliche Heer, das . unter - Karl von
Lothringen das in den Händen der
Türken befindliche Ofen . belagerte.
84,000 Handgranaten mit. Bei der
Einnahme von MonS und Namur
durch Vauban in den Jahren 1691
92 spielten die Handgranaten gleich
falls eine große Rolle. Und im 18.
Jahrhundert wurden sie, u. a. bei der
Belagerung von Bergen ob Zoom
(1747). Madras (1729) und Mainz
(1793) benutzt.
Der Basar. .Weißt. Herr
Oberleutnant, was mi gestern. alS
uns die Russen angegriffen haben,
am meisten gastiert hat?"
Na.
Daß s'mir . den Pagat Ultimo
vb'g'fang'n hab'.n, den i grad an
JUsliUJUUjV;'
Htlngerkünstlcr.
Ein in srliherer Zeit weitverbreitetes
Gewerbe
Im Kriege könnte die Kunst des
Hungern?, diese im wahrsten Sinne
des Wortes brotlose Kunst, unter Um
ständen sehr nützlich werden. Ein
Soldat, der nicht nur Tage, sondern
selbst Wochen und Monate hindurch
Strapazen zu ertragen vermöchte,
ohne Nahrung zu sich nehmen zu
müssen, wäre feinen Feinden unzwei
felhaft überlegen. Leider ist daö
lange Hungern eine physiologische Un
Möglichkeit, und alle Erzählungen
aus alter Zeit über jahrelang fort
gesetztes Hungern sind nicht nur mit
großer Vorsicht aufzunehmen, fondern
99 100 davon ist sicher in Abzug
zu bringen. Allerdings scheint ein
wundersam langes Hungern gelegent
lich als eine Form von Krankheit vor
zukommen, an die sich dann in frll
hcren Zeiten gewöhnlich ein Aberglau
ben knüpfte.
V AIs ältester Fall wird eine Ueber
lieferung aus dem 9. Jahrhundert ge
nannt. Ein erst ILjähriges Mädchen
aus der Gegend von Toul aus dem
östlichen Frankreich hatte um die
Osterzeit das Abendmahl genossen mit
dem merkwürdigen Erfolge, daß sich
fejn Magen 21 Jahre zur Ruhe
setzte. Es soll, wie ein frommer
Abt in feiner. Chronik gewissenhaft
verzeichnet hat, von Ostern des Iah
res 823 bis Anfang November 825
keinerlei Speisen genossen haben.
Zu den größten Hungerkünstlern
haben sich wohl die Klausner und
Einsiedler ausbilden können, wenn sie
es mit ihrem Beruf ernst nahmen.
Sie wurden natürlich in besonderem
Grade mit einem abergläubischen
Nimbus umgeben. Der größte Hun
geriünstler unter ihnen war der
Schweizer Bauernheilige Nikolaus von
der Flüe aus Unterwalden, dem
auch Schiller im Trfl" ein freilich
nicht fehr ansehnliches Denkmal in der
Rütliszene geschaffen hat. Vermut
lich hatte er damals noch nicht zu
hungern angefangen, sonst hätte der
Dichter eine Anspielung darauf zum
Zwecke der Charakterisierung sich wohl
nicht entgehen lassen. Nach den Chro
niken soll dieser seltene Mann die
letzten 20 Jahre seines Lebens oder
gar noch etwas länger durchaus kei
nerlei Speise zu sich genommen haben!
Natürlich pilgerten viele Leute zu ihm
und haben dann ihrer Ueberzeugung
Ausdruck aeaeberL hab dieser ßrnfiph
let tatsächlich ohne Nahrung lebte.
Es sind aus dem Ende des 15, Jahr
hunderts mehrere Zuschriften erhalten,
deren Verfasser ein solches Zeugnis
ablegen. Wie sie das mit Bestimmtheit
festgestellt haben wollen, bleibt freilich
-1 m-Y..; ?, '
iyi eigenes vieyeimnis. ..
Mit einer etwas später, nämlich
am Anfang des 16. Jahrhunderts
großes Aussehen erregenden Hunger
iünstlcrin ist die Kritik schärfer inS
Gericht gegangen. Martin Luther
besuchte sie in Augsburg und redete
ihr ins Gewissen, wahrscheinlich weil
er einen Betrug befürchtete. Diese alte
Jungfer, die vermutlich auf keine an
dere Weise die Aufmerksamkeit der
Welt auf sich ziehen konnte, hatte im
merhin . die Genugtuung, daß aller
Hand hochstehende Persönlichkeiten, un
ter ihnen sogar der Kaiser Maximi
lign, bei ihr einkehrten. Schließlich
wurde sie von der Witwe des Herzogs
Albrecht IV. entlarvt, dann auS
Augsburg vertrieben, und schließlich
angeblich sogar ersäuft. Sie kann
sich her damit trösten, Unsterblichkeit
erlangt zu haben, denn kein Geringe
rer als Holbein hat ihr Portrait der
Nachwelt überliefert.
Im 16. Jahrhundert scheint es
überhaupt eine wahre Legion von
Hungerkünstlern gegeben zu haben,
denn es wird noch eine ganze An-
zahl solcher Leute genannt. Sie wur-
den aber mit der Zeit etwas vorsich-
tiger und beschränkten sich auf die
Angabe, wenigstens nicht mehr als
ungefähr zwei Jahre gehungert zu
haben. Auch darin steckt noch roke
Uebertreibung und in der Nacherzäh
lung große Leichtgläubigkeit.
Die Hungerkllnstler aus neuerer
Zeit, die sich dem Publikum borge-
stellt yaven und sich unter wissen-
chastllche Aufsicht stellten, konnten es
nicht über 40 Tage bringen
Unter Freunden. A.:
Ich mag auf dieser Welt nicht mehr
leben; ich verdiene nicht genug, um
mich erhalten zu können
B.: .Aber warum denn nicht?
A.: .Ich esse für zwei, ich brauche
überhaupt Geld für zwei, und dafür
reicht mein Verdienst nicht aus.. Ich
werde mich also umbringen."
B.: .Aber. Mensch, bedenke doch
nur. das wäre ja dann ein Doppel
selbstmord."
Gegenseitige ' Wert.
s ch ä tz u n g. Prinzipal: Sie haben
wahrlich das Pulver nicht erfunden.
Müller.
Müller (schnippisch): Würde Jh-
nen auch nichts nützen, wenn es an-
ders wäre.... Sie können mir ja
doch nichts vorschießen!
Ja so! A.: Bei Ihnen da-
heim ist's jetzt in Kriegszeitcn also
sehr still?
B.: Ja: Meine rau ist nämlich
JtflfiÄ, '
Us,rVllr,.t, uf Um .. t .!
schauplOtze.
Tchr geehrte Redakzchon!
I du griene
Neine das war
Se ä Schbaß!
Hier unden uff'n
Aallgahn scheind
Se der Griech bei-
?
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ging! Am letzten
Mal hab'ch Se
doch berichdcd, .
wie'ch mein'Freind
Jean alS Verwun
deten wiederfand
und verschbrochen
'Z nächste Mal iewer die Gefangen-
nähme weiserer feindlicher Drubbcn
garber zu fchreiwen. Na, fchenn
mei jingstes Awendeier baßt Ee ooch
ganz famos in den Nahmen dieses
Programms: Es war. Se da unden
in der Geechend von Doiran, nahe bei
der griechischen Grenze. Meine Gom
banie hadde noch geene nähere Fieh
lung mid den Feinden erHalden, indem
Se nämlich- die Engländer und
Franzosen gewöhnlich davonliefen wie
alber Limburchcr, wenn Se unsere
Ganonen von weidem bullern här
den. M'r befanden uns also uff ee
nem Hehenzuche, und uns zu Fießen
lag ä ziemlich enges Dahl. Am
Hange 'wurde Rast gemachd, und bald
glang es wie Orcheldohn und Glocken
glanl aus unsern rauhen Griechergäh
len lieblich in die galde Dezember
nachd. Blädzlich, es war Se schon
so ziemlich geechen Morchen, wurd'n
m'r unsamfd aus Morpheus Armen
herausgerissen. Krach bardautz!
gingS da unden im Dahle, und ree
chclrechter Schlachdenlärm schlug an
unser Ohr. Ei versallad. was mochde
da unden los sein? Esgab Se ja
beinahe bloß eine Meechlichgeed. daß
unsre Verbindeten, die Bulgaren, von
rechts gommend. auf den links an
kickenden Feind geschdoßen " waren
und ihn nu in heißem Gefecht be
gämbfden. . Wir mußten selbsiver
stündlich unsern Bundesbriedern zu
Hilfe eilen. Ausschwärmen und
langsam durch den Wald nach binden
schdeichen!" laudede das Gommando.
Unsere Gewehre schußferdig im Arme
schlich'n m'r vorwärts. Immer nä
her und näher gam der Läxm. Als
der Morchen dämmerde, gonnd'n Nl'r
schon ganz deitlich Schdimmen under
scheiden. Noch hunderd Schridde, und'
der Wald war ze Ende. Uff'm Bau
che groch'n m'r bis zum äußersten
Rand ran na. und da sah'n m'r
denn die ganze Bescherung! Er Herr
jeses nee sowas! Ae "Gefecht war
da im Gange ja freilich, awer ich
edwa zwischen den Bulgaren und un
fern Feinden, fondern - zwischen
Engländern und Franzosen!!! Weeß
Gnäbkchkn, uns schdand d'r Ver
schdand schdille! . Mit Schbadm,
Zäldschdäggen, Gewehrgolben, Schdie
feln und allen meechlichen Geechen
schdänden gingen die unzerdrennlichen
Endcnderiche uff'nander los, und die
Offiziere schdänden radlos derbei und
guggden der Rauferei zu. Na, Se
gänn' sich ja denken, daß , die Gefan
gennahme der Raufbolde ohne große
Schwieriggeeden von schdadden ging:
180 Engländer und 210 Franzosen
's war Se immerhin ä ganz scheener
Fang! Wie m'r schbäder erfuhren,
war der,Schdreid under den Aer
bindchen um den ginstichsten Lager
blatz ausgebrochen. ' Und die Wud,
wissen Se! M'r mußten die Gärls
nißerschd scharf bewachen, sonst wär'n
se uff Aehre noch ämal ufs'nandc?
losgegangen. Hoffentlich bringd m'r
se bei Ihnen d'rheeme nich in ä
gemeinsames Gefangenenlager, sonst
gännd Se's noch ä scheenes Dheader
gäben! ... Indem m'r noch immer
vor Lachen der Bauch wackelt, wenn'ch
Se an die Szene denke duh, begrieße
ich Sie hiermit uff's ergäwensie
Ihr
GottliebHahnemann. ,
:r Ein schwieriger Fall.
Mein Freund Müller, der Dichter,
war fchon feit drei Tagen nicht mehr
zu sprechen. Das beunruhigte mich
dermaßen, daß ich schließlich gewalt
sam in seine Junggesellenwohnung
eindrang. .
Ta saß er, ungewaschen und unge
kämmt, das Löwenhaupt in die schmg
le, aristokratische Hand gestützt, und
stierte unverwandt vor sich nieder,
während seine Lippen dunkle, unver
ständliche Worte murmelten.
Mir wurde ernstlich bange um den
genialen Schriftsteller, den Stolz und
die Hoffnung der literarischen Jugend
Deutschlands.
Hatte ein Unglück ihn betroffen? '
War er irrsinnig geworden?
Nein! Er wollte nur eine öster
rcichisch italienische Kriegsodk dich
ten und suchte seit dri! Taz? dtt
geblich nach passenden Reimen aus
.Krn" und Mrzli Vrh".
Nach der Volkszählung von
Z 897 gibt eS in Rußland 143 Spra
chen und Mundarten.
Die altenRömer zahlten für
1 Pfund Zimmt Z40 nach unserem.
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