Cmnlja Tribüne, Xonnere-roft, (5. April 1016. Zriit S.
4if9m4ii
i ! w N N
t
T Asman eine jungen Mädchen
Iiulg dk'ckigte Uebeiletzun, a d
X
(2. Fortsetzung).
.Still! Du bist immer so laut,
liebes Ltind.' mischte sich die Bnro
aia in den Wortwechsel. .Hier, Ein
rna. nimm die Rechnung und sage
dem Boten. Herr Rosen werde im
Laufe des Bormittags von mir hö
reit."
Sie sah dabei so majestätisch cuS,
daß 6mma, als sie das beunruhi
gende Papier in Empfang nahm, fast
ebenso tief vor ihr tniäste wie vor
dem Pfarrer daheim, und eiligst durch
die Tür verschwand.
Das Frühstück wuri'e bei Waffen
stillstand und unier leichter Unter
Haltung fortgesetzt, denn die Baronin
erklärte es für nicht coiiiaie ,il saut,
während der Mahlzeiten schwierige
Fragen zu behandeln, es schadete dem
Appetit und der Stimmung. .Nie
mand in ihrem Kreise behandelte ern
sie Fragen bei Tisch; diese gehörten
ins Schlafzimmer oder ins Boudoir,
Görel war eine musterhafte An
hängerin dieser hohlen Lehren und
unterhielt nun. die Mutter und sich
selbst mit ihren Erlebnissen vom ge
fing! Ball. Gunvor saß stumm
und ängstlich daneben und fragte sich,
cd sie wohl ihre fünf Kronen, die sie
sich durch sene HanSarberten verdient
hatte, behalten dürfte, oder ob sie
schließlich doch damit herausrücken
mutzte. Dann konnte sie sich m Er
mangelung des Eintrittsgeldes nicht
m der Schule anmelden. Der ein
, zige denkbare Ausweg wäre noch, sich
an Onkel Lave zu wenden, aber daö
hätte sie jetzt jehr ungern getan, da
r ihnen eben erst zu den Ballkleidern
Lerholfen hatte.
.Liebe Eunvor, sitz doch nicht so
stumm und steif da," sagte die Baro
nin ärgerlich. .Man soll stets eint
g ermaßen Rücksicht auf die andern
nehmen und nicht nur mit sich de
fchaftigt fein, das verstößt gegen den
gte Ton."
.Sundor -ist vielleicht in holde Er
wnerungen versunken," warf Görel
spitzig ein. .Dieser große magere
Ingenieur Malmberg und sie hatten
einander gar viel zu berichten. Und
wenn er wirklich so interessant war,
wie man nach seinen großen feurigen
Augen vermuten könnte, dann haft du
Glück gehabt. Gunvor."
.Ich glaube nicht, daß du ihn für
Zuteressant halten würdest," versetzte
Gunvor scharf. Wir haben weder
über Romane noch über die Liebe ge
fprochen." ,
.Gunvor, Gunvor!" warnte die
Baronin. Nicht diesen Ton. liebes
Kind! Wir streiten uns nicht, wir
reden vertraulich miteinander. In
genieur Malmberg Z Woher er wohl
stammt? Ich habe früher ein Frau
lei . Gyllenho'rn gekannt, "die dann
einen Herrn Malmberg heiratete.
Wenn sie seine Mutter wäre! Du
haft wohl nicht gehört, was die Mut
in des jungen Mannes für eine Ge
borene ist?"
.Ich glaube Pettersson. Ihr
Vater war gewiß Schneider. Lina
Andnsson kannte sie ein wenig und
erzählte, sie sei sehr lieb und gut.
Sekretär Malmberz habe sich einst
in sie verliebt, weil sie so schön
war."
.Ach, das klingt ja ganz roman
tisch! Eine Schneiderstochter! Ja,
mein Schwaze? ist natürlich gezwun
gen. auf seinen großen Bällen Leute
aus ganz verschiedenen Sphären bei
sich zu sehen."
.Ingenieur Malmberg ist tausend
mal rnetje wert als der kleine hinken
de Gras, mit dem Mama Görel im
wer aufzieht", versetzte Gunvor mit
zorngkrötktem Gesicht über den her
oblaffendm Ton, in dem die Mutter
gesp-.l?chen hatte und den sie sehr gut
zu iitUn wußte.
.Kennst du den Grasen?" warf
Corel scharf, aber ohne Erregung ein,
nd ihre wohlcepflegten Hände führ
ten ungestört Messer und Gabel wei
ter. wie wenn die Frage einer Art
Wurst oder Käse, deren Bortresslich
seit in Zweifel gestellt würde, gego!
ten hätte.
.Nem, nicht näher. Ich weiß nur,
ivtj er ein dmnmeS Lacken hat. Bö,
bö, 60, klingt es. Auch weiß er
von nichts nnderm zu reden als von
seinen vornehmen Bekanntschaften
''der waS dies oder jenes gnädige
Fräulein bei der letzten Begeg
nung mit ihm angehabt haltc. Ja.
und nicht , zu vergessen, manchmal
haspelt er auch eine ganze Tisckkar
herunter."
.Wenn ihr satt seid. Kinder.' dann
beben wir wohl jetzt die Tafel cmf",
sagte die Mutter streng. .Gunvor
scheint mir heute etwas nervös zu
sein. Hast du Kopfweh, meine Lie
ur
0 nein, geseqnte Mahlzeit" der
fetzte Gunvor kurz. Wie die Vor
gebot, küßte sie der Mutter
guck jetzt die Hand, und Görel, tat
dasselbe, aber .mit mehr Gcazi", wie
die Baronin sagte.
.Wenn du n'chis dagegen haft,
Masia. aeke ich einen Augenblick
ö'üI, ehe ich zu sticken anfange" faste
?'rr. indem sie sich der Tür zu
C: '-'.'
V s r .
von ff.Anylenstierna.Wenstkr.
LchwedNa? m Vx!l 2
.Es ist passender, wenn ihr beiden
Schwestern um die Mittagszeit zu
sammen geht. Einsame Morgenspa
ziergänze schicken sich nicht für ein
feines junge Mädchen. Außerdem
habe ich auch noch mit euch zu reden.
Sage Emma, sie solle den Tisch ab
decken und komm dann zu mir und
Görel ins Schlafzimmer, Gunvor!
Aber vergiß nicht, vorher Butter und
Zucker einzuschließen. Ich habe Em
ma schon gegeben."
.Soll sie nur diesen kleinen But
terklecks bekommen?"
Ich habe ihr schon gegeben, wie
ich gesagt habe. Du bist etwas zu
eigensinnig, mein liebes Kind."
Die Frau Baronin meinte, sie
könnte unmöglich in einem andern
Stadtteil von Stockholm wohnen als
auf Oestermalm; denn dadurch konn
tt Melker zu jeder Tageszeit nach
Hause kommen, sobald es ihm nur
beliebte. Am liebsten hätte sie ihn
ganz zu Hause gehabt; aber als ihm
von ihrem Vetter, dem Kammer
Herr Grüner, einer sehr reichen soll
de Familie mit fünf vollkommen ;
heiratsfähigen Töchtern und keinem
Sohn, ein leerstehenoeö Zimmer an
geboten wurde, war es nur natür
lich, daß Melker das freigebige An
erbieten annahm, und ebenso richtig
war es, daß die Herzen von allen
fünf Cousinen für den eleganten, lu
fügen jungen Leutnant lichterloh
brannten. Sie gackerten' um 'ihn
herum, wie die Hühner um einen
Hahn, und er ließ sich von ihnen
verwöhnen, nahm ihre Geschenke in
Form von seidenen Halstüchern, Zi
garettenetuis, Schreibunterlagen und
andern unzähligen kleinen Dinge
gnädig an. Die fünf schon halbver
blühten Fräulein hatten nichts zu
tun und für nichts zu sorgen als
für Melkers Bequemlichkeit. Sie hat
ten ihre Jugend auf einem sehr abge
legenen Gut verbracht, wo der nach
sie Nachbar drei Meilen entfernt
wohnte.
Wahrscheinlich hätten sie wie andre
reiche Mädchen auch Manner betörn
mm. tamn fi 6isHn in d! 5f5flt,
eingeführt worden wären; aber der
mrttr mm- rft na d,m ?nk hr :
außerordentlich' geizigen Mutter nach '
Stockholm aewaen. und da waren '
die Töchter schon wie eingesponnene
Puppen gewesen, deren Hüllen picht
mehr sprtngen tonnten. Die vier al
testen fanden schon den Gedanken an
ein so intimes Zusammenleben mit
einem fremden Manne äußerst un
behaglich und, ihre Bewunderung.
für Melker war etne Mischung von
halberloschener Jugendglut und '
zärtlicher Mütterlichkeit, eine Art
getfttgsr Mutierschaft, die duzen
kleinen Nonne so vortrefflich zu
sagte.
Die Jüngste, Antonie, war indes
einer schweigenden Uebereinkunft im
Familienrat gemäß dazu bestimmt
worden, Melkers Frau zu werden.
Anronie war klein, blaß und blond,
mit flacher Brust und Armen so
dünn wie Stecken, hatte aber eine
merkwürdig bestimmte, harte Seele in
ihrem mageren Körper. Sie wollte
nun einmal Frau v. Hartoig werden
und verfolgte ihr Ziel mit zähem,
unermüdlichem Eifer.
Der Leutnant gab sich auch gar
keinen falschen Hoffnungen über den
endlichen Auszang feines Schicksals
hin: aber er wollte du Jahre der
Bewegungsfreiheit in seinem Dasein
festhalten, so lange auch nur noch
eine Spur von Aufschubmöglichkeit
vorhanden war; dann sollte Toni
.les beauz restes" bekommen, die ja
wohl, wie sich Melker zynisch sagte,
zu der Zeit nicht mehr so viel wett
:em wurden als das Fleisch, das
in den Paris Fleischerläoen mit be
standig fallenden Preisen feilgeboten
und fchlleßlich m einem Stratzenre
staurant als toeuf ä la mode" ser
viert wird. Jetzt aber war der flotte
Leutnant noch nicht bei diesem Sta
dium angekommen. Die kleine Toni
mußte noch bis zum Aoschlagsaner
bieten warten.
Die Baronin Hartvig wohnte, wie '
schon gesagt auf Oestermalm, und
ihre dreizimmerige Wohnung war
zwar keineswegs mit allen .Schiko
nen der Neuzeit' eingerichtet, aber
doch recht behaglich, trotz der sichtda
rn -Ha5m. die der .jayn ver yett ,
an den Wänden uns dem Holzwerk
beroorgebracht hatte. !
Auck ht öbel hniitrt Icksn vor
langer Zeit ihre besten Tage gesehen
uns ertrugen jetzt weder hellen Früh
lingssonnenschein noch den forschen
den Blick neugieriger Augen. Aber
darum brauchten sich vie Damen auch
nicht zu bekümmern; . denn erstens
lagen die Zimmer nach Norden, und ,
die hellen Sonnenstrahlen fielen
böchstens ab und zu einma! als
schwache Reflexe berein, und zweitens ,
hatten die Bekannten der Familie in !
dieser Beziehung keine scharfen Au i
gen. Sie würden es im Gegenteil
der .armen Beata-Sofie mit ihren
Mäöcken" nie verziehen haben, wen
sie sied etwas Neues angeschafft hat ,
ten. Es murse ihnen nie mehr Hilfe j
juteil, cJ daß sie mit sußersttr 'Äst,
' -
1 um den Schein zu wahren, den stets
bet Wann halten konnten. Uns
wenn diesen Parasiten der Familie
je eine nicht durchaus notwendige
Gabe zuteil wurde, so geschah es mit
so viel Betonung der ganj besonderen
Güte von selten des Gebers, daß
schon d'c ganze langjährige Gewöh
nung an da Annehmen von Gaben
und das nicht sehr empfindliche Zart,
! gefühl der Baronin Hartviz dazu ge
' hörten, um sich nicht ties gekränkt
und gedemütigt zu fühlen,
I Als Gunvor ins Schlafzimmer
! trat, hielt die Mutter Görels Ball
kleid in die Höhe, und Görel trennte
mit flinker Hand die Nosengirlanden
davon ab.
.Willst du die Rosen nicht, mehr
tragen?" fragte Gunvor.
.Nein, ein paar andre Blumen
kann man sich wohl noch leisten,
wenn man auch sonst den ganzen
Winter in demselben alten Lumpen
gehen muß."
Ich hätte mir auch für daS, was
die Kosen gekostet haben, lieber ein
einfaches wollenes Kleid gekauft, an
statt mich 'in Cousine Ulrike! alteS
Seidenkleid zu stecken. Es wäre mir
gräßlich, wenn ich andrer Leute Klei
ter auftragen müßte,"
.Du bist auch ungewöhnlich selbst
ständig, beste Gunvor l Deshalb wirst
du vielleicht auch heute schon hingehen
und Fräulein Andersson bezahlen.
Dein Stolz läßt es dir natürlich
nicht zu, sie warten zu lassen?'
Gunvor schmieg einen Augenblick
und sagte dann kurz: .Ich habe sie
schon' bezahlt.'
,Ei wirklich?" rief die Baronin
mit angenehm überraschtem Blick.
.Aber, liebe Gunvor, woher hast du
denn das Geld dazu gehabt?" ,
.Ich habe es für meine Handarbei
ten bekommen."
.Dann hast du vielleicht noch mehr
als diese fünf Kronen?"
.Nein."
.Aber diese mußt du mir jeden
falls geben, ich kann Rosen nicht
länger warten lassen. Wir müssen
auch noch die Blumen hier und dein
Ballkleid versetzen. Du brauchst es
ja nicht gleich wieder. Dagegen
kann Görel ihr seidenes Kleid hier
lassen, falls. . ."
,. . . falls der Graf um sie an
hält", fiel Gunvor trocken ein.
.Du bist rücksichtslos, mein Kind.
Görel kommt ja als die Aeltere von
euch öfters aus als du. Und wenn
dein: liebe Schwester jetzt eine gute
Partie macht, dann erhaltst auch du
eine gute Heimat und kannst selbst
nTO tmtn mut" angelegnen mann
bekommen; nur mußt du wirklich et
was mehr .sroiroivre zeigen.
.Und wenn dann Melker Antonie
nimmt, kannst,, du dir ja kein große
res Glück für ,' deine Kinder roiin
schen, .Mama", versetzte Gunvor mit
einem bitteren Auflachen. .S r
me Mädchen wie Görel und ich
gehen ja sonst nicht so rasch weg wie
frisches Brot, und mir ist es auch
einerlei. Ich will mir lieber selbst
nein Brot verdienen, als mich ei
nem ahnenstolzen Getdsack zu eigen
geben.",
Görel lachte nur und sagte: .Wenn
du dir nicht mehr als bisher ver
dienst, dann wirst du nicht viel ffett
ansetzen, aber an großen Worten fehlt
es dir allerdings nicht"
.Ja, und daö klingt so unartig
und so dumm im Munde eines jun
oen Mädchens", sügte die Baronin
in vorwurfsvollem Ton hinzu.
.Wenn du etwas freundlicher und
weicher märest, könntest du mit bei
nem Aussehen dir selbst und auch
uns eine frohe Zukunft bereiten. Erst
gestern hat Baron Gore zu mir ge
sagt, du habest dich im legten Jahre,
überraschend embelliert."
.Dieses Kompliment kann ich ihm
nicht zuückgeben. Er ist dicker und
abgeschmackter geworden ols je", der
setzte Gunvor.
.Geh und hol' de!? Ballkleid!" kr
fahl die Mutier streng.
.Ja, Mama aber dann kön
nen wir es ebensogut gleich der
lausen, denn wenn es erst einmal
im Leihhaus gehängt hat, ziehe ich
es unter keinen Umständen mehr an."
.Man bekommt mehr dafür, wenn
man es versetzt, als wenn man eS
verkauft", entgegnete die Baronin.
.Und jetzt habe ich diese Streiterei
satt. Du setzt ja Himmel und Erde
; ,w-auna totatn so ner Kleinia,
keitZ Gib mir nur auch gleich die
fünf Kronen, dann oede üb vom
L.jkhaus gleich zu Äcsen. Sag' auch
Fma, sie soll sich fertigmachen, denn
rt. sg mir fca8 r?alet tta3e.
.Enischu.'dige. Mama, aber ich.
iabt nit 0 gts0(jt itlt die
Mberin bezahlt und kann nun die
f.t,.. n :.i
icuicu um jiiii ich inuii uuyciiit .
sagte Gunvor entschieden. .Ich habe
sie zu einem bestimmten Zweck ge
spart." I . ' .
.Wie wichtig dii immer tust!" rief
Görbel die eben die Rosen zusam
menpackte.
.Du hast wohl etwas Geheimes
damit vor, Kind?" fragte die Baro
nin mit kaum hörbarer Stimme.
.Nein, e ist kein Geheimnis da
U. Ick will einen Kurses in der
Abendschule nehmen." G.mvor sah
ganz blaß aus. ihr Herz k:opfl zum
Zerspringen, ols sie dies foa.:e, aber
sie zwang sich, ruhig und gefaßt zu
erscheinen.
Fortsetzung so-lat.) ;
p8nS&S88SQQBDnSSSn8nn&
N)enn Sie nicht anzeigen, wird die Rundschaft, die
Sie verliereil, des andern Anzeigereänung bezahleil
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