Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 06, 1916, Image 7
xnftildj Omaha Tribüne. Monfqsi, den tt. Marz 191. i V,. V . I'S i i M Noman von H. EourthNah er. , (17. Fortfegung.) Sie war noch ein wenig verwirrt. Sein stufe hatte ein leises, seltsames Prickeln aus ihren Lippen zurllckgelns sen. Ganz fern dämmerte ihr ein lei ses Ahnen von dem Mysterium , deS Weibes. , Er suchte sie durch unbefangene Plaudern abzulenken. Aber ganz so Harmlot wie sonst ging sie nicht dar ' auf in. Zn Hause angelangt, stürmte sie in ihres Vaters Zimmer, so daß Ried ihr kaum zu folgen vermochte. Papa ach Papa eS ist etwas Sonderbares geschehen. Herr v. Ried will, dak ich seine Frau wer de. Und ja und du und Hanö habe ich zu -ihm sagen müssen, und . Sie stockte. Sie hatte fortfahren .wollen: und geküßt hatte er mich auch." Aber das wollte nicht über ihre Lippen. Mit einem scheuen Blicks fuhr ste lelse sort: .Und nun sind wir verlobt. Damit warf sie die Arme am den Hals deS Vaters und barg ihr Ge sichten seiner Brust. i'.ber den Kopf seines. Kindes hin weg traf des Grafen Buchenau Blick in den Hans v. Nicds. Ernst und schweigend sahen sich die beiden Man ner eine Weile an, während der Graf leise beruhigend über Plas Köpfchen strich. Dann sagte er ganz ruhig .Also du bist nun eine , kleine Braut, meine Pia. N)in wird Hans Ried in Zukunft dem bester Horl and Schutz fein. Darüber bin ich froh, er ist -jung und stark und wird treulich über dich wachen. Du hast ihn doch lieb?", ' Sie hob den Kopf und sah -mit ehrlichen Augen zu ihm aus. Ja, Papa, sehr lieb habe ich ihn Und er hat mir gesagt, wenn ich nicht seine Frau werden will, dann will r wieder fort von Niedberg. Und da halten wir doch nicht aus, du und lch. Gelt, das lassen wir nicht zu?. Aber wenn ich .nun mit ihm nach Niedberg gehe wirst du da nicht schrecklich einsam sein?" Nein, nein, darum sorge dich nicht, Ich kann dich ja täglich sehen. Und außerdem in der Bibel heißt es: das Weib soll Vater und Mutter ver lassen und dem Manne anhangen. Es 'muß so sein. Und ich fr'ue mich so sehr, daß ich" nun zu meiner Tochter noch einen lieben Sohn bekomme und daß du in meiner Nähe bleiben wirst. Es hätte , ja, , auch sein . können, . daß ein Mann meine Pia zur Frau be gehrt hätte, der sie weit., weit fort führte.' Sie machte eine abwehrende 58e wegung. .O nein was denkst du mit einem Fremden wäre ich doch nicht fortgegangen überhaupt mit nie mand als mit Herrn V.' Ried nein mit Hans, denn er ist mein bester Freund und auch der deine, gelt, Papa?" Graf v. Buchenau faßte ihre Hand und legte sie in Hans v. NiedZ, Ja, mein Kind, dein bester, treue ster Freund' Gott segne euren Bund .habt euch lieb -und haltet kinander wert." ' Bon Rührung überwältigt wandte kr 'sich ab.' Pia sah unruhig und' beklommen zu Hans empor. Hilflos blickte sie in seine Augen. Ihr Herz schlug so seltsam schwer und bang. Da breitete Hans Ried seine Arme aus im' heißen Erbarmen mit ihrer unverständlichen Not. Komm, Pia!" bat er weich. Da warf sie sich mit dem ganzen Ungestüm ihrer lebhaften Natur an seine Brust. Er umfaßte sie mit beiden Armen. So ruhte sie sicher und warm an seinem , Herzen. Sie hörte es schlagen, ganz ruhig und gleichmäßig. Und dieser gleickmäßi d gi, ruhige Herzzchiag blicd fest in lyrer Erinnerung yasien, kvenn ne später an diese Stunde zurückdachte. Ihr wat zumute, als fei sie in seinen Armen sicher vor allem Leid und Un gemach. .- Die nächsten Togen verginge, Pia '( toi: ein seltsamer Srauny Sie wußte 8 sich nicht zu erklären, wag in ihcem Innern vorging, wußte nur, daß plötzlich in ihrem Leben etwas anders geworden war. Manchmal fühl , te sie sich beklommen und doch von einer gewissen Wichtlglett durchdrun gen. Tann schritt sie langsam und feierlich durch die weiten Räume des fi , i a Schlosses und reckte sich in den Schul, lern. Und dann ' lachte sie wieder i übermütig über sich selbst und über die Vorstellung, daß sie HanS Nicds V vraut sei und die Herrih von Nied berg werden sollte. So recht bewußt ' !, war sie sich über den ganzen Ernst '. j iies Schrittes, den sie auf der Le '- 'bensbahn getan. Unverzagt hätte sie .'vch viel Schwereres getan, um Hans TVted in der Heimat zu halten. Und 'in stilles Glllcksgefiihl war doch in 'chr, daß , sie nun fürs ganze Leben ,nit ihm zusammen sein konnte. ' Ä'Wiai Stimmung war sehr im ' ?ö i j . .' i , gleichmäßig. Zuweilen tollte sie la. chend und singend umher und web tausend Torheiten, und dann saß sie wieder lange in einem stillen Eckchcn und träumte vor sich hin. Frau Dornemann beobachtete sie kopsschüt telnd. Sie wußte noch nichts von PiaS Verlobung. Graf Buchenau hatte gewünscht, daß diese erst publi ziert wtrden sollte, wenn Pia von der Gräsin Eckhoff zurllckkani. So tonn te sich Frau Dornemann nur ertlä ren, daß Pias seltsames Wesen mit der bevorstehenden Reise in die große Welt zusammenhing. Daß ihr Komteßchen nun endlich zu ihrem Recht kommen sollte, wie andere junge Madchen ihres Standes ausgeführt zu werden, und daß sie bei einer vornehmen Dame lernen sollte; waS ihr fehlte. das erfüllte Frau Dornemann mit großer Genug tuung. Aber vor der Trennung fürchtete sie sich nicht weniger als Graf Buchenau) selbst. Wie dieser, ließ sie sich aber nichts von dieser Furcht anmerken. . v Für HanS v. Ried war "eS eine sehr schwere Aufgabe, Pia gegenüber .stets den rechten Ton zu treffen. Oft war er direkt ratlos ihrer naiven Harmlo sigkeit gegenüber. Sie war von ji nem heiligen Eifer erfüllt, ihm zu gefallen, und fragte immer wieder, ob sie dies tun oder jenes lassen müsse als seine Frau. Aber sie hatte keine Ahnung von den wirklichen Rechten und Pflichten einer Frau ihrem Man ne gegenüber. Und Hans Ried war außerstande, ihr dieselben nur annä hend begreiflich zu machen. Ebensowenig konnte das ihr Vater tun. Hier mußte eine feinfühlige und kluge Frau eingreifen. Das sahen die beiden Herren ein Und so kamen sie überein, Pia schon nächste Woche nach Baden-Baden zu bringen zur Gräfin Eckhoff. Zum ersten Male seit zehn Jahren entschloß sich Gras Buchenau, line Reise zu unternehmen und wieder mit der Außenwelt in- Verbindung zu tre ten. Er wollte Pia selbst der Grä sin Eckhofs übergeben, bat aber Hins v. Ried, zuvor bei dieser anzufragen und um Aufnahmt zu bitten für Pia. Als die beiden Herren Pia mitteil ten, daß sie fchon in der nächsten Woche abreisen sollte, drückte sie halb erschrecken, halb erfreut' die Hände aufs Herz. Ach - so bald schon," sagte sie leise. Als sie aber horte, dag der Vater, sie selbst nach Baden-Baden bringen wollte, war doch zunächst die Freude überwiegend. - , Es war inzwischen Mitte Februar geworden. Hans v. Ried hatte seiner Tante schon mitgeteilt, daß er sie um' eine sehr große Gefälligkeit bitten müsse, Er wollte ihr diese abe? persönlich vortragen. Darauf hatte ihm .die Gräfin gc antwortet, daß sie von dem Wunsche beseelt sei, ihm wirklich einen großen GeFaUen erweisen zu dürfen. Wenn seine Bitte für sie erfüllbar sei, dann sei sie schon erfüllt, denn sie stehe noch in tiefer Schuld bei ihm. Hans v. Iftjeo hatte allerdings seiner Tante schon dtelGutes getan. Die Gräfin war seit d'em Tode ihres Gatten, der General gewesen war, auf ihre Pen sion angewiesen und hätte ihrer Toch ter, die einen vermögenslosen Offizier liebte, die Heirat mit diesem nicht er möglichen können, wenn Hans Ried dem jungen Paar nicht großmütig ein Geschenk von hunderttausend Mark gemacht hätte. HanS Ried hat. te das getan, weil die. Grafin und ihre Tochter feine einzigen Verwand ten waren und weil er über ein fürst liches Vermögen verfügte. Dies Ka pital herzugeben, war ihm nicht schwer gefallen, aber den beiden Damen war es alS me große Tat erschienen, und so hatte Ried wirklich viel Schwere res von sxiner Tante verlangen kön nen, ohne eine Absage befürchten zu müssen. ' HanS Ried reiste einige Tage fri! her noch Baden-Baden als Graf Bu, chenau und seine Tochter. Er wollte die Grasm erst vorbereiten. ... Di Gräfin Maria Eckhoff saß in ihrem kleinen, behaglichen Salon am Fenster, mit einer Handarbeit beschäf- tigt. TiL stattliche, sehr vornehm und gütig aussehende Dame erwartete ihren Neffen, dn für heute sein Kom men gemeldet hatte. AIS er sich endlich melden ließ, leg te sieihre Stickerei schnell beiseite und ging 'ihm einige Schritte entgegen. Herzlich und erfreut begrüßte sie ihn und sah wohlgefällig ftn seiner sch'an len, rassigen Gestalt empor. Enolich sieht man dich einmal wieder, lieber Hans!" rief sie froh. Er küßte ihr galant die wohlge pflegte Hand, und sie bat ihn. ihr ge genüber Platz zu nehmen. War ich sehr lange nicht bei dir, Tcmte Maria?" fragte er iachclnd. , Mit fast mütterlicher Zärtlichkeit blickte sie in sein gebräuntes, qronzü giges Gesicht mit den männlichen, cha raktieristischen Linien. . Nun du bist schon kmig,r aus geblieben, aber da warst du auf Nei sen und konntest nicht kommen. Jetzt sitzest du aber in Niedberg und kannst mich in wenigen "Stunden mit der Bahn erreichen. Da ist es nicht lieb von dir, dich so rar zu machen.? Nicht schelten. Tante Maria. ' Ich war nach Riedberg gegangen, um et was Quälendes in der Einsamkeit zu verwinden. 1 Sie sah ihn besorgt an. Ich habe dir angemerkt, daß du in sehr unglücklicher, deprimierter Stimmung warst, als du von Vene big kamst und mir auf der Durchreise mitteiltest, dcrß du in Zukunft in Ried, berg bleiben wolltest. Aber ich wollte dich nicht fragen nach der Ursache der nes Kummers." . ' Es hätte auch damals nichts ge nutzt, Tante Maria, ich hätte dir nicht davon sprechen können. Heute will ich dir alles erzählen, ohne daß du mich darum fragst. Aber ehe ich da von spreche, wie geht es der jungen Frau Lotte?" Das Gesicht der Gräfin strahlte. Oh sie ist sehr glücklich mit ihrem Manne und daö danken wir dir, lieber Hans! Er machte ein verlegenes, unbehag liches Gesicht. ' Ach, reden wir davon nicht, Tante Mari. ,Also glücklich ist die Lotte? Das freut mich , sehr. Ist eine tap sere kleine Soldatenfrau geworden?" D,e Grafin nickte. Ja, und ihr Mann trägt sie auf Handen. "" , , ' Und Großmama bist du nun auch schon geworden, Tante Maria? - Da zu siehst du eigentlich noch unerlaubt hübsch und jung. aus. Noch kein ein zigcs graues Haar Die Gräfin lachte.' .Nimm dir nur die Mühe, genau hinzuschauen da findest du genug graue Haare. Die gehören auch zu einer richtigen Großmutter. Mein Enkel ist nun schon sechs Monate alt. Ich war zum WeihnachtZfest bei ihm. Lotte ließ nicht ab mit Bitten, und ich bin natürlich gern zu ihr gereist. Sie leben in einer reizenden Garni son und ich bin froh, daß alles gut geht. Aber nun wollen wir von dir und deinen Angelegenheiten sprechen, Hans. Der . junge Mann ging nun ohne Umschweife auf sein Ziel los. Er er zählte zuerst von seiner unglücklichen Herzensaffäre, ohne aber zu verra ten. daß jene Abenteurerin die oe schieden Gattin des Grasen Buche nau gewesen war. Das tat nichts &ux Sache und war nicht sein Geheimnis. Dann berichtete er klar und such lich von seinem Verhältnis zu Graf Buchenau und seiner Tochter und-von seinem Verlöbnis mit Pia. Er niach te kein Hehl daraus, daß diese Wahl mehr mit dem Verstand als mit dem Herzen getroffen war, betonte aber, daß er eine warme Zuneigung für Pm hegte und sie sehr hochhielt im Herzen. (Fortsetzung folgt.) ' DerHMkbrer. Skizze vonn C. van Johenni. . , Seit einer halben Stunde, Fräu lein Marefingen Sie, und zwar im. mer dieselbe Melodie. Wenn Sie sich ein wenig beherrschen tonnten .... Die Stimme des jungen Hauslehrers klang etwas gereizt. Er sprach im rheinischen Dialekt in lenem singen den Tonfall, wie man ihn in der Eifel spricht, der sich dem Ohre ein schmeichelt und den harten Worten etwas von ihrer Scharse nimmt. Nicht singen? Gern. Herr Dol tor!" Fräulein Maxe machte mit ge beucheltem Respekt eine leichte Ver beugung von ihrem Platze aus. Sie schielte durch oie weit offene Tür in das Nebenzimmer, wo der junge Mann mit gerunzelter Stirn am Schreibtisch saß und schrieb, über Die Kriegskunst der Westgoten". Fräulein. Maze wendete knisternd die Seite des Geschichtsbuches um, ausdem sie lernte. Sie spitzte den Mund, daß er wie eine kleine rote Rose aussah, und begann die Melodie von vorhin zu pfeifen: Als die Rö mer frech geworden" , Draußen im Garten fielen ihre beiden zwölf bezw. dreizehnjährigen Ärüder, Schüler des Hauslehrers, brüllend , ein: .... zogen sie nach Deutschlands Norden, vorne mit Trompetenschall ritt der Generalseld marschall, Herr Quintiliiis Varus" .... und sie hörten nicht srüher zu singen auf, alS bis die Cherusker den letzten Röme besiegt hatten. Dann stimmten sie donnernd das Lied an: Es liegen die alten Ger manen zu beiden Ufern deS Rheins, sie liegen auf Bärenhäuten und trin ken immer noch eins". - Und sie schwiegen erst. alS Herr Tacitus zorn entbrannt sich ' für Lbcrwundtti be trachtete, die alten Germane aber lachend immer noch eins tranken. Gott, Herr Doktor. Sie selbst singen ja manchmal stundenlang mit den Jungen!" sagte Fräulein Maze, als sie ihn mit einem spöttischen Fun kein in den dunklen Äugen auf" der Schwelle stehen sah. Allerdings! Ich wollts auch nur feststellen, Fräulein von Hallenburg. Boß Pfeifen Sie gut kleidet! Mkren Sie doch ein Mann! Ucbrigenö".,... ' Ach. wäre ich ein Mann," unter bracht sie ihn ?nit dem Ausdruck auf richtigen Schmerzes im Gesicht. Sie schob den Ellbogen weit auf den Tisch und stützte den Kops in die Hand. Wäre ich ein Mann, dann wäre ich jetzt draußen an der Front!" Leider haben Sie nicht das Mi litärmaß." , ' Dafür haben Sie es doppelt!" Ihr Blick streifte feine lange, schmale Gestalt. Er verbarg den zuckenden Schmerz, der wie ein Dolchstich sein Inneres traf, unter seiner spöttischen Miene und vollendete den angefangenen Satz von vorhin: Ucbrigens fcheinen Sie ja nicht mehr für die Helden des al ten Rom zu schwärmen." t Ich schwärme für die feldgrauen Helden des jungen Deutschland!" Sie sah ihm kalt und fest in das Gesicht, orssen Blässe sich (x vertiefen schien. Er hatte ihre Bemerkung scheinbar überhört. Mit dem Federhalter, den er in der Hand hielt, spielend, sagte er, wie ganz seinem Gedankengange folgend: ,Die Römer! Der Glanz ihrer Schilde ist in langen Jahrhun derten stark nachgedun'.elt jetzt ge hen sie unter dem Regenschirm." , Und plötzlich von dem Thema ganz gefangsn, und während seine etwas nrengen und spöttischen Augen auf. strahlten, fuhr er, ein wenig dozie rend, fort: Wie unsere feldgrauen Helden jetzt fch und neu die Wacht am Rhein halten, fo taten dies schon die ' alten . Germanen, die, bereits ihre Kinder dem KriegsgoU w'ihten, die in den HeU men ergrauten 'und denen Tapserteit als. die höchste Tugend galt. Allen alten Völkern gereichte es zum höch. sten Ruhm, mit einem Germanen stamm Krieg zu führen. Alle schätz tcn den Mut, die Rechtschciffenheit, die Treue ,der Germanen, und alle fürchteten den Furor- teutonicus, den sogar ein römischer Dichter be sang. Diesen 'deutschen Ungestüm be miesen die Cherusker, als sie die rö mischen Legionen des Varus ' ver nichteten. Und am Rhein waren es die Teutonen und,, Alemannen die die römischen Schutzmauern in Schutt und Asche legten. Und selbst Cäsars 'stolzes: Ich kam. ich sah, ich siegte" wurde am Rheins zufchanden, er, der die Gallier geschlagen, der die Belgier-, derart vernichtete daß ihre Leichen ganze Flüsse und Seen aus füllten -"..er wurde, mit fünftausend feiner Reiter von einem, Häuflein vo.n achthundert Germvnen geschlagen! Das war der Furor teutonicus! Das war am grünen Rhein!" . Cäsar?" Das junge Mädchen, das., mit leuchtenden Augen fernen Worten folgte, blätterte eifrig in ih rem Buche. War' es nicht Cäsar, der, als er die Geschichte Alezanders des Großen gelesen, in Tränen aus brach, weil jener in jüngeren Jahren mehr Ruhm erworben, als er?" Ruhm erwerben!! - Die Geschichtstunde, die 'ich neben dem Unterricht Ihrer Brüder Ihnen zu erteilen, übernommen habe, ist langst vorübkr, dies war ein Prioa tissimum. mein Fräulein!" eine Stimme klang schroff, doch eigentümlich tonlos. Er machte eine Art entlassender Bewegung und setzte sich wieder pn seine Arbeit. Wie er sie haßte, dieses siebenzehn jährige Ding! Der Haß stieg aus sei nem Innern heraus, preßte seinen Hals zusammen und trieb, es bren nend heiß in seine Augen. Ruhm erwerben! Er, der Schwäch ling! Vdn Jugend auf hatte er hin oder Profit erNsteht in der Produk ter den Büchern gehockt um fchnell vorwärtszukommen, seine Mutter und die zahlreichen Geschwister mußten entlastet werden. Mit dreiundzwan zig Jahren hatte er promoviert, ciirn laude, Historiker wollte er werden. Vorläufig hatte er diese gute Haus lehrerstelle angenommen auf dem oft preußischen Gute. Er überlas, die letzten Sätze seines Manuskriptes:' Die Westgoten besiea- ten mit außerordentlicher Tapferkeit die Gallier und drangen ,bls Rom vor. Vor der Schlacht erneuerten sie den Treuschwur, priesen laut die Ta ten ihrer Ahnen, und während der Schlacht ließen sie das Kampfgeschrei ertönen. Fräulein Maximiliane erhob sich. Dieser Mensch wies sie aus ihrer eige nen Behausung! Dies war das Zim mer ihrer .Brüder, neben?..", das Un terrichlszimmer. Ter Herr Doktor Schaffgang könnte ja in seinem eige nen Gemach arbeiten. Wie unaus stehlich er ihr war! Aus Hallenburg war heute ein gro ßes Fest. Der Hausherr hatte sämt liche feldgrauen Urlauber der ganzen Umgegend eingeladen.' Da spaßen sie an einer langen Tafel im Freien, hieben mit deutscher Zielsicherheit in Braten und Kompott ein und trän ken Bier vom Faß, immer noch eins Vorher war Fräulein Maze am Arme ihres Vaters an jeden heran getreten, hatte ihn mit Blumen ge schmückt und ihnx für seine Tapfer seit gedankt. Und der Doktor, der hilfsbereit folgte, staunte über die Sanftmut in ihrer Stimme. Taun giiigen alle drei in das Schloß hinein, wo inzwischen die dicke, gutmütige Haussrack die Off! ziere empfangen hattet ' Bej der Tafel ging eS sehr heiter zu. Alle waren venoundet, bis auf einen, der immerzu eifrig versicherte, an ihm hätte das nicht gelegen. Der Hausherr, und der Hauslehrer waren die einzigen Zivilpersonen. Jammerschade," rief Herr von Studwitz, der neben Maze saß, die in ihrem schlichten, weißen Kleide gar lieblich aussah, jammerschade, Herr Doktor wären prachtvoller Flügel mann geworden!" Und loundervolleS Zielobjekt, Kop,jchuß prognostiziere ich," lachte der Reserveleutnnnt Assessor von Ro. senberg, der selbst den Kopf banda giert trug. Man bedauerte den jungen Mann in jenem diskreten Ton, wie man von einenl besonderen Unglück spricht. Man wußte, er war leider D. U. dauernd untauglich, nervöse Herz sache oder so. Kommen vielleicht doch noch her' an, meinte Gras Goltz, sein Nach, bar, tröstend. . Die Herren haben gut reden," lä chelte der Hauslehrer, während ein? dunkle Nöte in seine Wangen stieg, etwa wie Menschen, die ein Glücks los gezogen; doch lassen Sie mich einen Vers von Richard Dehmel sa gern ' Jeder nach seiner Art; . Die einen lichten, Die andern sichten, Zwecklos war keiner." Bravo! Zwecklos war keiner!" Lärmend stießen die Offiziere mit ihm an. Er warf einen flüchtigen Blick zu Maze .hinüber, und eS schien, alS ob die Nöte seines Gesichts sich auf dem ihrigen flammend widerspiegelte. schnell wandte sie den schmerzlich, zornigen Blick von ihm ab und wid mete sich hingebend ihrem Nachbar, der. durch einen Granatsvliiter eines Armes beraubt, ihre Hilfe Init zärt. ttchen Blicken lohnte. 'So ein Kopfschuß für mich könnte deinem Hasse wohl passen, mein Kind," dachte der Hauslehrer ironisch. Doch ' er fühlte sich hier ganz behaglich, wo die alten Leute ihn wie einen Sohn hielten. Jetzt würde sie wohl diesen Herrn von Studwitz, den sie früher befpöt telte, heiraten. Sie konnte sich freuen. War sie denn hübsch? Die dunklen Augen waren viel zu groß für das kleine, blasse Gesicht, das Haar ohne Sorgfalt geordnet,, der Mund na, der aina ia. er war klein und nett Geschnitten; und ziemlich gescheit. war sie auch. Immerhin hatte er nie be greifen können, daß sie' schon" mit sechzehn Jahren eine Menge, Verehrer gehabt hatte. Sie mit ihrem ewigen ausgelassenen Lachen hatte für alle nur Neckereien gehabt und heimliche Spitznamen. Nach aufgehobener Tafel saß man bei Kaffee und Zigarren. Traum haft schön", wiederholten die Offiziere immer wieder, während ibre Gedgn- ken draußen bei den Kameraden in der Schlacht weilten. Der Doktor saß am Klavier und sang, mit halber Stimme, mn die Stimmung nicht zu stören, zuletzt das .Leb' wohl, teure Stadt, du traute Garnison" und Ade, mein Feins liebchen. denn beute iekin wir ins eid. um den deutschen Herd zu fchut- zen und das Neich, wie ein Held. Dann bat der Hausherr noch um das Händelsche Seht, er kommt, mit Sieg gekrönt". Während des Sinaens beobachtete der Doktor Maze, die bald bei die- sem. bald bei ' lenem der Offiziere saß. fast zärtlich, und sich mit tiefer Andacht und feuchten , Augen von den Kämpfen erzählen ließ, bei denen sie geblutet. .'Nächstens wird sie alle umarmen". dachte er, indem ct den Flügel schloß. Und -ine Stunde später sagte er bei sich: Ha. da baben wir's ia!" Und er kniff die klugen ein wenig zu, wie, um besser sehen zu können. Die Herren , standen, abschiedneb. mend. im Vorzimmer. Serr von Studwitz auf seinen Stock gestützt, denn er hatte auch einen Beinschuß, konnte nicht die ausgestreckte Hand des.iunaen Mädchens ergreifen. Da erhob sie sich auf die Fußspitzen und bot ihm mit unaussorechlicker An. mut die Stirn -zum Kusse dar. Und als dieser große, blonde Mensch, wie ein Kind vor Freude errötend. seine Lippen auf diese weiße Stirn druckte, da brach ein stürmischer Ju bei aus: Ein Hoch der deutschen Frau!" " . Ter Dr. Phil. Jörg Schaffgang war bei der letzten Atusterung als felddienstsähig befunden worden und hatte sofort die Gestellungsorder be kommen. -.Das danke ich Ihrer Pflege", sagte er, als er am. Abend seiner Ab reise der Frau von Hallenburg die Hand küßte. Diese rieb eine Träne aus dem Auge. Sie hatte diesen sei nen. bescheidenen Menschen ganz in ihr Herz geschloffen. Seinen Koffer hatte sie eigenhändig bis zum Bersten mit nahrhasten-Tingen vollgestopft. Nachdem der Hausherr feine Hände fast zerquetscht, sah er 'sich suchend um. Wo' ist Fräulein Mazimi liane?" Die hatte sich auf ihr Zimmer be geben. Sie hatte Kopfschmerzen. Aha. sie will mir kein Abschieds wort gönnen. Auch gut," dachte er gleickLnütig. Er wollte noch mal zu den Buben, die früh zu Bett gehend Mußten. Da härte er das junge Mädchen in ihrem Zimmer aus und ab gehen. , Sollte er? 7- Anstandshalber! ur riopste. , Bitte!" Ich wollte mich verabschieden, gnädiges Fräulein," si'gte er gemes sen. ' Sie stand mitten im Zimmer, die kleine, etioas verarbeitete Hand um tät Tischkante. Wie schlecht , und ver. fallen sie aussah! Sie blickte in sein. Gesicht. Diese dunklen Augen unter dem scharfen Kneifer, deren Spott sie so gefürchtet darüber die hohe, kluge Stirn mit dem schlichten Haar der ein wenig große Mund nüt dem gutmütig-kind lichen Grübchen seitwärts ach, wie sie ihn , Leben Sie wohl, gnä' DS brach ein furchtbares, haltkses Schluchzen aus ihrer Brust wider ftandslos. wild sich.lösend Maze. Maze".... Der Hut ent fiel seiner Hand, seine tiefe Stimme bebte. Maze.. ..Maze,".... Sie sah unter den stürzenden Trä nen, die sie nicht 'fortwischte, immer noch stumm in sein leichenblasses Ge sicht. ' Er hatte ihre Hände ergriffen und stammelte immer nur ihren Na men. Gott. 0 Gott. . weshalb weint tit sn htrAihnrt" . I Doktor. Doktor," donnerte unten der alte Herr, der Wagen steht da! Sapperment, militärische Pünktlich keit, Soldat!" 1 Sind Sie des Teufels, Mensch? Suchen Sie Deckung!" rief der Ossi zieriuf dem Beobachtungsposten und stellte das Scherenfernrohr ein. Der lange Infanterist, der soeben eine Meldung gebracht, ließ sich et was phlegmatisch auf die frostharte Erde nieder. Er war. durchaus nicht gepicht darauf, sich totschießen zu lassen, doch man hatte sich an das Pfeifen der Kugeln gewöhnt,' als wäre es das Summen von' Bienen. Verdrießlich lugte er durch das kahle Gestrüpp. Welch ein unsichti ges Wetter hier in der Champagne! Da würde es dem dort schwer wer den, die Stellung des verfluchten Ma schinengewehrs zu finden, das bei je dem Ausfall den Ihren in die Flanke fiel. Er mußte hier warten, um die Meldung seinem Truppenteil zu über bringen. Das Telephon war zer stört. . - . - Auf sein von Wetter und KälZe gerötetes Gesicht legte sich ein träu merischer Zug. Er dachte, an Hallen bürg. Dort saßen sie jetzt beim Frühstück im behaglich warmen Zim mer. Und zwischen der Tagesarbeit wurde an Soldatenstrümpfen gestrickt, und bqld ging es an das Packen von Weihnachts-Liebesgaben, wie' im vo rigen Jahre, .und Maze .... Maze! .... Weshalb hatte sie so furchtbar geweint? .... Ein heißes, süßes Ge fühl wallte-in ihm ouf., . Aergerlich zwang er seine Gedan ken weiter. Er dachte an die Heimat, er glaubte, die herbe Luft der Eifel zu atmen. Er sah die Berge, die Wälder, das Maar" und das ro- mantische Tal, in dem er groß ge worden, mit dem blauen See und der alten Abtei. Im Garten wuchsen die wetterharten Rosen, !sa po lyantlia, auch Aennchen Müller ge nannt. Und weit vorn lag Bonn, wo 'er studiert hatte .... am Rhein. Du schöner,, grüner Rhein, du sollst Deutschlands Zierdesein." Un willkürlich streckte er die roten, risli gen Fäuste aus. Dich halten wirf 'Ich hab's! Vorwärts!" fchrie der Offizier. Der andere schnellte auf. Ein Blick durch das Fernrohr, und fchon. Ichried er m das Notizbuch. Hier, rechts hinter dem Mauer stück das Maschinengewehr, hundert Schritt weiter, dort wird ein zweites in Stellung gebracht. Vorwärts! Punkt acht stürmen wir' das Gehöft drüben!" X Beide rissen die Uhien heraus und blickten sich erbleichend an fünf Minuten vor acht! ' - Der junge Mann stürzte davon, in langen Fluchten wie ein Reh, ge schickt Deckung suchend, denn jetzt galt es das Leben von Hunderten. Jetzt ist er hinten bei der zweiten Kompagnie ta Auf marsch, marsch!" Vorn die erste Kompagnie stürmte vorwärts! ' Ein teuflisches Geknatter, und liegen Tote und Verwundete da, wie Garben auf dem Felde! Hund verfluchter ...."verfluch ter" ....knirschte der junge Mann und fühlte nach den Handgranaten, die er am Gürtel hak. . Hund, dick, mache ich tos!" Und wie ein Ra- sender. , mit geballten Fansten, brach er seitwärts aus in einr'Tanncnscho- nung hinein. Der Kerl ist verrückt geworden!" brüllte der Unteroffizier... Schaff- gang! Widersetzlichkeit! Hlt! HM!" Ver andere tat und horte nichts. Wie er. von hinten an das Maschi Unsere SchMnBtt'Osttttl Bluscnnttzug für Tnmen. ?.'. 1Z?z1575. Ekfoiderlick, sind zu diesem Modcll zw?' SZi,iIn,s!er, zu deiikn im ganzen 6 Zwdz Miiiial bei 44 Zoll Amte p: braucht werden. Zu der Bluse allein p' braucht man 2'i Jard, zum Rock 4'.', Yards. M Das Kleid ist für verschiedene Gelegen heucn, bci entsprechender Stofstvohl, .i verwenden. Seide und Vclvet geben Fest und Strnbenlleider; Waschsioffe eignen sich für den Hausgebrauch. Echntttmufter zur Bluse smd in Großen von S2 ' Blustweite erhältlich; Rockschnitte don 2. 22 Glirtelveite. ' . SesseLg.ZlneZsu'.je: Die? ivcimer werden an irgend eine Ädresje kam Einlendung be? Geisel geschickt. Man gebt Nummer und Größe unv die volle dreffe deut ttch I und kckicke den j"crn ne?"'! 1 Cent an jcdeS bestellte Muster o das Om&ha Tribüne Pattern Dept 1311 Howard St. nengewehr gekommen war, wußte tv nicht er sah nur die Bedienungs mannschasr" unter seinen Handgrana ien zusammenbrechen. Dann hörte er ein betäubendes Ge prassel hundert Schläge warfen ihn zu Boden. Als er zu sich kam, lag er im 2a zarett. Er hatte vierzehn Schüsse eines Maschinengewehrs abbekommen, von denen keiner tödlich war. , Als der Hauptmann ihm das Ei ferne Kreuz brachte und ihm sagte, daß er durch seine Kühnheit es der zweiten Kompagnie ermöglicht hatte, fast ohne Verlust die feindliche Stel lung stürmen zu helfen, da lag ein verwundertes Lächeln um feinen gut mütigen Mund. Ichs .. -ITI hätte davon weiß ich nichiL Das war der I'ui-o? teutonicus'. Nach vier Wochen ' konnte er in häusliche Pflege zu seiner Mutter reisen. Für Weihnachten ' kam eine herzliche Einladung von Hallenburg. Am Weihnachtsabend ließ Fräulein Maxe es sich nicht nehmen, ihn zur Bescherung aus seinem Zimmer zu holen. Er trug noch Verbände an Kopf und Armen. Er erhob sich etwas ' mühsam, Schweigend fahrn sie sich in die Au gcn. ' Weshalb haben Sie beim Ab schied so geweint, Maxe?" :, Und als sie sich abwandte, fuhr er mit leiser Stimme fort: Sie haben mich gehaßt?".'. ."."'" Jörg, Sil waren mir. der liebste Mensch, Sie waren mir kie Erfül lung meiner Wünsche . doch einen Mann heiraten, der. in dieser Ze!t für das Baterland nichts, gar nicht? tut. . . .nie, nie, nie!" Und jetzt?".... , Jetzt" .... Sie blickte ihn mit leidenschaftlicher Zärtlichkeit nn. er hob sich auf die Fußspitzcn und bot ihm die Stirn. -''; . Aergerlich trat er zurück...., Ich will mehr." ' Da küßte sie den Verband an Httnd. Arm, Schulter und H.iup!. Und dann reichte sie ihm ihre Lippm. . 1 l. J574 iT ( j" A jj , ! 1 I i l! ; 1 a B : : i f i V 2:1 S 5 - i a 1 q 's; I M er c .4. ' h I I : : : - I : 4 ' ÜT B cS ! H 8 5 g . 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