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(12. Tfortfefeung.)
.Es mußte doch eine jchöne Auf.
gäbe sein, dies junge Kind zu for
men und zu leiten nach eigenen Wun
schen. Sie hat. mich entschieden gern,
i'ie klein Pia. und tut schon jetzt al
lts, womit sie mir eine Freude machen
rann. Es würde mir lauui schwerfal
len, ihr Jawort zu erhalten. Sie ist
gesund an Leib nd Seele. Und ein
liebes, anschmiegendes Geschöpf, trotz
der iunaenbasten Wilobelt. 'ie oer
liert sich mit der Zeit. Ist sie nicht
ukt schon viel ruhiger unö veyerr q
ut geworden ich glaube wohl, um
mir zu gefallen. Warum soll ich da
richt zugreifen ' ehe mir ein andrer
zuvorkommt? Solch ein reines, unbe
lührtes Mädchen wie sie kommt mir
kaum noch emmal in oen Weg. yian
kann sich das icdensalls überlegen,
So backte Sans v. Ried, und dann
Ziüng plötzlich der helle Jaulher einer
?.'!ädchenstimme in seine Erwägungen
kiinein und lieg :hn überrascht auf
tlicken. Da drüben auf dem Sprungbrett,
das über dem Buchenauer Badehäus
chen befestigt war und weit über den
Fluß hinausragte, stand eine schlanke
Mädchengestalt im glatt anliegenden
schwarzen Trikot. Wie eine fcharfge
zeichnet Silhouette hob sie sich von
iit klaren, sonnigen Luft ab, so daß
btt feine Zeichnung der edlen Linien
scharf Heroortrat.
Unwillkürlich zog sich Hans v. Ried
etwas tiefer unter die Bäume zurück,
bamit er nicht von drüben gesehen
werden konnte. Unbeweglich verharrte
er dann auf seinem Lauscherpostcn,
mit ästhetischem Behagen jede Bewe
gung des herrlichen Mädchenkö'rpers
verfolgend. Er hatte sofort Komteß
Pia erkannt. Sie sprach noch einige
Worte mit Lina, die unterhalb des
, Sprungbrettes auf dem Laufsteg
; stand, der rings um das Badehäus
chn führte, bis zu einem zierlichen
Boot, das an der oberen Ecke des
Häuschen befestigt war.
Lina hielt den Bademantel ihrer
jungen Herrin über dem Arm und
sah lachend und vergnügt zu ihr em-
vor. .
Auch die Komtesse lachte über das
ganze Gesicht. Sie rief Lina etwas
zu. was Hans v. Ried nicht verstehen
konnte. Seine Augen ' konnten sich
nicht lösen von der jugendschönen elo
inichen MaLchengestalt. Weich eine
edle Schönheit verhüllte die häßli-
chen, ungeschickten Kmder,. die P;a
stets trug. .Er dachte wieder an ?en
wunderfeinen, rougen Madchenfuß,
tev.'tz damals bei ihrem Unfall in
der Hand gehalten hatte. Und seine
Augen leuchteten intensiv.
Es kam Hans v. Ried gar nicht
um Bewußtsein, daß er hier wider
rechtlich lauschte. Die herrliche Er
scheinung da drüben schien ihm wie
'rin schönes Gotleswerk in den klaren
Sommermorgen zu passen.
Die Komtesse ahnte nicht, daß sie
belauscht wurde, j Langsam, auf dem
llastischen Brett auf- und niederwip
pend, schritt sie bis zur äußersten
Spitze desselben vor. Einen Moment
stand sie dort still, schlank und auf
recht, wie in der Luft schwebend. Das
schmale Brett ' erschien nur wie ein
schwarzer Strich. Dann streckte sie
die weißen , Arme empor und legte !
Vunosiacyen seu auseinanoer. yai
übermütigem Jauchzen neigte sie den
Körper nach vorn und sauste in einem
üleaanten Bogen kopfüber in den
Fluß.
Nach einigen Sekunden tauchte der
mit einer festen Gummikappe verhüllte
Kopf aus den Flutcn, die schlanken
weißen Arme schlugen übermütig ,n
das Wasser, das es hoch aufspritzte,
und nun schwamm sie in langen,
lräftigen Zügen flußaufwärts. Das
hing so eine ganze Weile. Dann kehrte
f. um, ließ sich, auf dem Rücken lie
gend, von der Strömung treiben und
begann dann "allerlei übermütige
Kurzweil zu treiben. Sie überschlug
sich im Wasser, verschwand und
tauchte wieder auf. In der Nähe des
Badehäuschens , wieder angelangt,
schlug sie heftig ins Wasser, daß es
bis zu Lina emporspritzte, die lachend
und kreischend flüchtete.
Gewandt schwang sie sich dann auf
den Rand des schaukelnden Bootes
vnd bewegte es heftig auf und nie
der, bis sie ins Wasser stürzte. La
chrnd und prustend tauchte sie wie
der auf.
Hans v. Nied lächelte vor sich hin.
Das war n )er ganz der tolle, über
mutige Bu!.l. Die Lust an der eige
nen körperlichen K:aft und Gewandt
deit sprach aus ihrem ungebundenen
Treiben.
Nach einer Weile kletterte sie aus
lm Wasser und eilte wieder die
schmale Treppe zu. dem Sprungbrett
empor. Lina, die sich' in ihre Wbe
gewagt hatte, wurde mit einem feuch
ten Spritzregen bedacht und flüchtete
obermals.
Wieder lief Pia bis zur Spitze des
Sprungbrettes und wieder stürzte sie
sich jauchzend in die Flut.' Das wie
terholte sie noch einige Male.
Als sie das letztem! wieder auf
tauchte,, sah Hans v.Ricd, daß sie
im Wajltt die Badekappe verloren,
mnmn t$
hatte. Diese schwamm ein Stück ab
seits undZia fing sie ein.
.O weh, Lina! Nun ist mein Haar
wieder puddclnaß!" rief sie ihrer
bauen chen Zofe zu.
Die schlug die Hände zusammen.
Da hawwe m'r als Widder unsre
ot. omiekle, lauimerte sie.
Ist nicht zu ändern, Lina, die
dumme Kappe sitzt auch niemals fest!"
rief das .Komteßchen leichtherzig.
Nach einer Weile hatte sie sich an
scheinend ausgetobt. Sie stieg auö
dem Wasser und Lina legte ihr den
Bademantel um die Schultern, wo
rauf die junge Dame in der Kabine
rerschwand.
Lina setzte sich auf die Bank vor
dem Häuschen und schien weiterer
öefehle zu harien.
Langsam ritt Hans v. Ried nun
weiter, sorglich vermeidend, daß er
von drüben gesehen werden konnte.
In Gedanken weilte er noch bei der
eben belauschten Szene. Und er lä
chelte.
.Sie ist noch das reine Kind
ein liebes, herziges Kind, lauter und
rein ,m Herzen. Ich glaube, der
Wann, der sie sich erringt, wird es i
in oer ano naoen, oas aus wr zu
machen, was er gern haben will."
(io dachte er.
Und dann sah er wieder im kreist,
den herrlichen, geschmeidigen Md
chenkörper in der Luft schweben
cr dachte auch an Pias schonen, rost
gen Fuß. Und der 'Gedanke an ihre
ungeschickten Kleider, die ll diese
wetze so nciöilch verhüllten und ent
sicllten. erfüllte ihn mit Aerger.
Ich , möchte sie einmal nach mei
nen Wünschen gekleidet feben," dachte
er. Longsam ritt er bis zur Brücke,
tu über 'den Fluß führte. ' Es war
cieselbe, auf deren Geländer Pia da
mcls voltigiert war.
Drüben mußte er dann ein Stück
rückwärts reiten, am. ,Zlußufer, um
den . Weg nach dem Buchenauer
!cklok emzulchlaqen.
Fast bis zum Aadehäuschen mußte
er reiten, ehe er auf die Straße kam,
cie direkt zum Schlosse führte. Und
als er an der Wegkreuzung angelangt
war, sah er Pia vom Badehäuschen
her auf sich zukommen. Sie trug eines
oer we:ßen Lcinenlleider, die Frau
Tornemann damals für sie bestellt
hatte. . Es siel in etwas steifen Nal
icn an ihr herab und war so wenig
kleidsam als die Übrigen Kleiderdie
xyxaü Dornemanu .tmte schicken las.
s:n. Man merkt-,, daß ein ungeübter.
wenig guter Geschmack diese Auswahl
retioften hatte. Außerdem hatte
wahrscheinlich das betreffende Mode
magazin hier seine unvorteilhaftesten
Krstüme angebracht.
Momentan war freilich von diesem
Weißen Kleid nur wenig zu sehen,
denn Pia hatte ihr feuchtes Haar zum
Trocknen darüber geöreitet. Es fiel
wie ein schwerer Mantel um sie her.
Selbst, in diesem feuchten Zustande
war es reich gewellt, erschien ober
diel dunkler als sonst. Nur hier und
da spielten im Sonnenschein die gvl
denen Lichter darauf. '
Pia hatte Hans v. Ried schon ent-
deckt und winkte ihm jubelnd zu.
Erst hatte sie im schnellen Lauf auf
ihn zueilen wollen mit. ihren wilden.
jungenhaften Sprüngen. Aber gleich
besann sie sich und bremste so auf-
taiteno, dan der lunae Mann lachen
mußte. Er ließ sie herankommen und
hielt sein Pferd so lange an. Ganz
gesittet und damenhaftschritt sie auf
tyn zu.
Guten Morgen, Herr v. Ried!
ollen Sie nach Bucbenau?" rief sie
ihm schon von weitem entgegen.,
Ja, Komteß Pm, ich bin auf dem
Wege dahm."
O, fern reiten Sie bitte lang
sam, damit ich mit Ihnen Schritt
halten krnm", bat sie. ihm die Hand
reichend. '
Ein wenig länger als sonst hielt er
ihre Hand in der feinen und sah ihr
lächelnd in die Augen.
Darf ich nicht absteigen und zu
Fuß mit Ihnen gehen V fragte er
scherzend.
Sie nickte lebhaft.
Natürlich, das ist ja noch netter." '
Er sprang ob. Und es war eine
frohe, heitere Stimmung, in ihm.
Seine Jugend kam ihm wieder zum
Bewußtsein, er sukilte sich so leicht
und frei wie lange nicht.
Den Zügel seines Pferdes um sei-
nen Arm schlingend, trat er neben
sik. ' .
Mit einer mutwilligen Beweauna
schüttelte sie das Haar.
Geben Sie acht ich bin wie !
ein nasser Pudel lachte sie. ;
Welch ein vergleich saaen S
doch lieber, wie eine .Wassernize."
neckte er. ' ,
.Also schön wie es Ihnen bes.
ser gefällt, aber naß bin ich jeden '
falls gründlich geworden," meinte sie
gleickmütig. .Jch'bale nämlich wie
der mal meine" Badekappe beim
Sckwimmen verloren. Und Lina ist
der Verzweiflung nahe
Warun, denn, Komtekchen " frag-
ke er, sich dem erfrisch'nden Eindruck
hingebend, den ihre ganze Person
aufstrahlt.
Ho
Weil sie sich fürchtet vor der schau
derhaften Arbeit, mein Haar auZzu
kämmen und zu bändigen. Wenn es
gelost gewesen, ist das immer eine
große: Plage, zumal wenn es auch
noch feucht war. ' Dann geht es so
kraus und wild durcheinander. Aber
wenn ich ei rnchj auflöse, dann trock
net eS ewig nicket wieder. Und es ist
so ein unbehagliches Gefühl. daS nasse
Haar herumzutragen. Schon aus
diesem runde möchte ich keine Was
sernize sein. Sonst ist das vielleicht
ganz nett. Heute war es jedenfalls
herrlich im Wasser, ich wäre am
liebsten drin geblieben. Aber. ich habe
Hunger es ist Zeit zum Frühstück.
Wir kommen, glaube ich. gerade zu
recht. Sie frühstücken doch mit uns,
Herr v. Ried?"
So plauderte sie fröhlich.
.Wenn ich darf, halte ich natürlich
mit. In Gesellschaft schmeckt es bes.
ser," antwortete er.
Sie wickelte das aanze 5aar seil
zusammen und schüttelte die nassen
incen kräftig aus.
So trocknet es schneller." saate
sie, eine Weile dos nasse Haar durch
die Luft schlagend. Die Wassertrop.
fen sprdhten vie feiner Regen zu ihm
herüber und netzten sein Gesicht. Er
hatte ein wohliges, erfrischendes Ge
uhl unter diesem Sprühregen.
Sie bemerkte es gar nicht, daß sie
ihn dabei in Mitleidenschaft zog.
Ich möchte Pia wohl einmal in
einer kleidsamen, eleganten Toiiettk
sehen, das wundervolle Haar zu eine.
hübschen risur aufgesteckt, ich glau
be, sie würde sich zu einer ganz rei ,
zenden jungen Dame entwickeln," '
dachte Herr v. Ried.
Pia plauderte weiter, harmlos und
unbefangen schlenkerte sie ab und zu
einmal, achtlos das heruntersickernde
Wasser aus dem Haar und bemerkte
gar nicht, daß ihr Kleid völlig durch,
näßt wurde.
So kamen sie in Schloß Buchenau
an. Zuerst begegnete ihnen 'Frav
Doroemann. Sie schlug die Hände
zusammen und rieferschrocken:
Mein Gott Komteßchen ! Da!
schöne frische Kleid es ist ja klitsch,
naß geworden."
Pia sah an sich herab.
0 weh. Dornmmännchen da
haben wir die Pastete! Ich sag es
ja immer, so weißer Plunder ist nichts
für mich. WaS tun wir denn da,
liebes Dornemännche???'
Sie müssen sich natürlich sofort
umziehen. In den nassen Sachen
können Sie unmöglich bleiben."
Pia sah schelmisch zu HanS v. Ried
hinüber.
Also da hilft eS nichts das
Lerhängnis muß seinen Lauf neh
men. Bitte, gehen Sie inzwischen
zu Papa aber mit- dem Frühstück
auf mich warten ja? Ich beeile
mich, so sehr ich kann," sagte sie. "
Ried verneigte sich lachend.
Wir warten, Komteß t- und
wenn wir 'inzwischen vor Hunger
umkommen." .
Pia rannte die Treppe hinauf nach
ihrem Zimmer. Da Lina noch , im
Badehäuschen zurückgeblieben ..war,
um dort Ordnung zü schaffen, mußte
:e sich ohne Hilfe fertigmachen. Ha
stig streifte sie ein anderes Kleid
über. Das Haar durchzukämmen
und zu flechten, war sie allein außer.
stände. Es war viel zu schwer.
vollends in dem feuchten Zustand.
So drehte sie es nur sest, wie ein
Tau zusammen und türmte es in ei
nem dicken großen Knoten auf den
Kopf, es mit großen Nadeln feststek
kend. Der Riesenknoten stand in
grotesker Weise von dem feinen Köpf,
chen ab. Tiefe gewaltsame Frisur
ah einfach schauerlich aus. Sie
entstellte das arme Komteßchen furcht,
bar. Aber. Pia nahm sich gar nicht
erst Zeit, in den Spiegel zu sehen.
Sie hätte wohl auchann schwerlich
etwas geändert, denn sie war in
höchster Eile, wieder hinabzukommen,
an den Frühstückstisch und in
Hans Rieds Gesellschaft.
Dieser hatte inzwischen den Haus.
Herrn aufgesucht und begrüßt und
dann waren die beiden Herren hin
ausgegangen auf die Veranda, we
auch heute unter einem rot und wei,ß
gestreiften Leinenzelt der Frühstücks,
tisch gedeckt war.
Die Herren lienen sich aber noch
nicht daran nieder, sondern warteten,
langsam auf und ab 'gehend, aus
Pia.
AIs diese dann nach einer Weile
erschien siel es selbst ihrem Bat
auf, wie unvorteilhaft sein Töchter,
chen in dem steif abstehenden Haar.
knoten aussah. Hans v. Ried abe,
starrte sie ganz betroffen 'an. E,
begriff wieder einmal ich!, duß ein
weibliches Wesen so total ohne jed,
Regung 'der Eitelkeit sein konnte.
" Wie siehst du denn aus, Piai '
Was haft du mit deinem Haar ge
macht?" rief ihr Vater fast unwillig.
Auch Frau ' Tornemann, die, ge
folgt von einem Diener, eben uf di, .
Veranda trat, sah gc?nz entsetzt aus
das Komteßchen.
Pia aber blieb ganI gleichmütig
Es ist naß. Papa bom 3fla
den", antwortete sie.
'(Fortsetzung folgt).
Verschnappt. Arzt (zu ei
nem Herrn): Wcqen Ihrer Schwie
germuttcr, da müssen Sie alle Hoff,
nung oufqeben.V
Herr (betrübt): .So? Wird sie al-
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zungen. daß sie sterbend ins Kranken
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