Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 22, 1916, Image 3

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    Vlgliche Omaha TrWSa.
Kriegsbrics aus Deutschland
rni Wilhelm Nansmann,
' Dresden, 1. Januar 1316.
' In diesen !triegSbriefen ist mehr
fach auf den beispiellosen wirtschaft
liehen Aufschwung Deutschlands hin
geiviesen worden, und bei wichtigeren
Mitteilungen aus diesem Gebictc r)n
be ich manches schon früher Gesagte
wiederholt, lediglich um es dem Le
ser fester einzuprägen ES geschah
das mit der Absicht, meinen Lands
leuien in Amerika den Rücken zu
stärken, sie zu festigen in dem Ber
trauen' auf die Möglichkeit deZDurch-,
hiltenS Deutschlands bei einer Be
drohung sondergleichen in der ganzen
Weltgeschichte. Daß sich Deutschland
heldenmütig schlagen, daß es mit den
Waffen siegen würdet daran hat
wohl kein Deutscher im Auslande ge
zweifelt. ! Aber würde es der ange
drohten Aushungerung standhalten?
Ich nehme an, daß mancher treue
Landsmann, der durch lange Jahre
der alten Heimat entfremdet wurde
und in seinen Erinnerungen wcsent
lich,von Jugendeindrücken zehrte, über
diesen Punkt von bangen Zweifeln
bedrückt gewesen ist. Aus diesem
Grunde habe ich oft von dem gerade
zu märchenhaften Aufstieg gespro
chen,. welchen das Vaterland während
der dreihig Jahre unmittelbar vor
dem Weltkriege genommen hat. Aber
diese Mitteilungen sind in vielen
Kriegsbriesen zerstreut gewesen. Bei
der "Wichtigkeit des , Gegenstandes
mußte es die Aufgabe werden, jenen
Ausstieg in einem besonderen Artikel
zusammenhängend zu schildern. Denn
nur wenn man diese wirtschaftlichen
Dinge einigermaßen übersehen kann,
wird es möglich, die Entwicklung des
. ganzen Krieges zu oerreyen, von sei
nen Anfängen, ja von feinen Ursa
chen an, bis izu der gegenwärtigen
glänzenden Lage ' der , Mittelmächte,
bis zu drr b e g r ü n'd e t e n Sieges
zuverstcht von heute. Diese, , ueber'
sicht soll hier jetzt versucht werden.
Sie wird natürlich ebenfalls ein
Bruchstück bleiben, denn es handelt
sich hier um einen Aufsatz und nicht
um ein Buch. Wer mehr darüber
wissen will, fei verwiesen auf das
Statistische Jahrbuch für das Deut
sche Reich", welches vom Statistischen
, Amte in Berlin alljährlich herausge
geben wird und in wundervoller
Klarheit und Uebersichtlichkeit die
: Fortschritte der Menschheit auf Wirt
schaftlichem Gebiete darstellt. Deutsch
land wird darin selbstverständlich
am eingehendsten behandelt, aber alle
wichtigeren Angaben über das Wirt
schaftliche Leben der übrigen Völker,
besonders auch der Ber. Staaten,
werden darin ebenfalls geschildert.
Das Buch kostet 2 Mark, in Ame
rika wahrscheinlich 85 Cents und eS
ist eine unentbehrliche Schatzkammer
und Fundgrube cu den betreffenden
Gebieten.
Heute bringt die Frankfurter Zei
iung" eine ausgezeichnete Uebersicht
in graphischer Darstellung, und
fast ohne Tezterklarung. Ich habe
die für meine Arbeit passenden Bild
chen und Tabellen übernommen. Die
Grundlage derselben bildet natürlich
daS Statistische , Handbuch. Die
bildliche Darstellung der ..Frkf.Zei
tung" ist von größter Bedeutung,
weil auch der deutschen Sprache Un-
kundige diese Tabellen lesen können.
So kann man sich drüben derselben
bedienen, wenn man mit Anglo
Amerikanern debattiert. Das wenige
was ich von dem Text der Frkf.
Ztq."' übernommen habe, ist durch
gesperrten Druck erkennbar. Mein;
Vorarbeiten waren schon abgefchloj
sen, als ich die Tabellen der Frank
furterin erhielt. Doch konnte ich bei
den wichtigsten Tabellen meinen
Text denselben noch anpassen.
' ,
35er märchenhafte Aufschwung
Deutschlands ist so gut wir aus
schließlich das Werk deutscht Ge i
stesatbeii in Verbindung mit ei
ner glänzenden Organisation aller
Aolkskräfte. Die breite Grundlage
dieser Erfolge besteht in einer gewal
tigen Hebung der allgemeinen Bolks
bildung. hier sehen wir den Tri
inph des deutschen Schulmeisters.
Ein aufgewecktes und dabei arbeitsa
mes Volk wirkte zusammen mit ei
ner geistigen Oberführung, welche seit
über hundert Jahren in taufenden
von Gelehr tenst üben, in den vielen
Universitäten und technischen Hoch-'
schulen die Vorarbeit geleistet und tu
nen nach hunderltausendcn zählenden
Schulertreis herangebildet hatte.
Diesen geistigen Führern lag jeder
stinK-mt ,1,1 A'fi,rfnsi isire-j Merks
zum Zwecke persönlicher Bereicherung
völlig fern. Sie dachten und lehrten
und schrieben und erzogen ihre Schü
lcr in dem Sinne, welchem Richard
Wagner die schone Form gegeben
hat: Deutsch sein, heißt ei
Sache ihrer selbst willen
tun." Nachdem so der Boden geschaf
fen worden wa zu einer Entfesselung
oer durch länge Jahre scheinbar nutz
ws ausgespeicherten geistigen Kräfte
setzte die Industrialisierung Teutsch
lands ein, und zwar kurz nach
"ern Kriege von 1870, welcher dem
Deutschen Volke mich das, durchaus
twendige Bewußtsein der eigenen
ras1 und des eigenen Wertes wie
vergeben hatte.
Xie Entwicklung der deuncken In-
dustrie in so kurzer Zeit und zu solch
gkivattiger Höhe, ist zu einem großen
Teile dem Zusammenwirken einer Jedenfalls ' sollte ein Kind deut
hochgebildeten Unternehmerschaft mit scher Eltern diesen gewaltigen
einer Arbeiterschaft zu danken, deren Fortschritten seine Anerkennung nicht
Allgemeinbildung in keinem anderen versage. The inarvellous , pro
Lade der Welt übertrosfen und gres of Gerrnany is 'the result
höchstens vielleicht in den skandinavi'ok brainwork achieved under
fchen Ländern erreicht wird. Aber most unfavorable natural condi
bie deutsche Arbeiterschaft war außer 'ticm. ; - ;
dem noch durch eine Schule. gegan Seit 1871 ist Deutschtands Be
p:n, deren Wert als Erzrehungsmit- nölkcrunq von 41 Millionen auf ei
tel nur von Uebelwollenden 'öder so m g8 Millionen im Jahre 1915 ge
kindlich .naiven Menschen, wie ei. die stiegen, also in 44 Jahren ungefähr
Angloamerikaner sind, unterschätzt um 68 Prozent. Das aeschnb. trok-
und verunglimpft wird - durch die
Schule des , 'Militarismus,
welche Ordnung und. Pflichtbewußt -
sein lehrt.
Gleichzeitig hat. sich bei der deut
schen Bauernschaft eine große ; Um
wälzung vollzogen. Der Bauer hat
in den letzten 25 Jahren für seinen
Xttn mehr Nützliches gelernt, als
seine Vorfahren m vielleicht tau-
,cno vorangegangcnen jaizren. .yeuie
liefert der karge Loden Deutschlands
sa,l noppeil ,o grvtze ertrage, als
der so überaus reiche und, .dankbare
oflen Frankreichs und das &retf
und vierfache der russischen Schwarz -
"oe. . '
Handels stand und Finanzwesen ha?
ben eine ähnliche Wandlung durch-
gemacht. Wer hätte es vor 2?' Iah-
ren sur mogucy geyanen, ociß oeu:-
scher Unternehmungsgeist sich - acht
j V 1 (V l . V - w
jaqv ,paier oe, agoao uno m e- den großen Fortschritten auf medi
sopotamien in sicher Weise betätigen zwischen und hygienischen Gebieten
würde! Man denke an die deutschen der sozialen GeseWbung. Die
Elekirizitäts-Gtsellschaften, an den Krankenversicherung und die Unfalls
ungeheuren Aufschwung der deutschen Versicherung bietet den unbemittelten
Schiffahrtslinie, an die Märchen- i Ständen sosortiae örstlicke Kcfirmb-
haften Erfolge der chemischen Jndu-
strie, des deutschen Eisen- und Stahl-
gewerks u. f. w. .
'
Hier noch eine Einschaltung: Man
zeige diese , Tabellen dem eignen tun
gen Nachwuchs, den Söhnen und
Töchtern deutscher Eltern, welche das . Jahre 1912 auf rund 1 6 "Protau
lulch ,p:iper" leider so- häufig ' send herabgesunken, es ist ein siegrei-
ocinlliiungsoou oei me, icyieoen uno
den treuen Alten immer . mit .dem
Worte America first"! in den Oh
ren liegen. Ich habe nichts gegen
dieses Wort einzuwenden, sofern es
als eine Aeußerung des amerikani
fchen Patriotismus anzusehen ist.
Aber es wird in tausenden von Fäl
len angewendet zu der gedankenlo
few Unterstützung der britischen
Politik von Wilson.' Roosevelt und
Genossen, In diesem Sinne ist
es falsch angewendet, denn' es wider
spricht den Grundsätzen des erstm
und, größten Amerikaners George
Washington durchlius.
Und wenn die Nachkommen von
deutschen Bürgern Amerikas mit dem
Einwände kommen, daß der wirt
schaft'iche Aufstieg der Ver. Staaten
noch bedeutender fei diese Aufsas-
-sung ist übrigens unrichtig so
kann man den America first -Leu-ten
ruhig erwidern, daß der ..Auf
schwung Amerikas gewiß -groß und
bedeutend und anerkennenswert ist,
Amerika hat aber vor Deutschland
den angehören Vorsprung, des ge
waltigen Landbesitzes voraus, ' die
Ver. Staaten sind fünfzehn mal so
groß als Deutschland. Sodann gibt
es kein anderes Landaber Welt, wel
ches die gleich günstige geographische
Lage zwischen zwei Ozeanen und
zwei Schwächlingsnachbarn besitzt,
welches ferner so herrliche Naturhä
fen (Teutschland hat keinen einzigen
Naturhafen und eigentlich nur fünf
Kunsthäfen) und so große natürliche
Wasserstrcn .im Innern aufzuwei
sen hat. Auch mit Bodenschätzen
einschließlich gewaltiger Lager von
Edelmetallen ist Nordamerika .qlän-
zend ausgestattet. Dabei erhält esiftm Jahrzehnt. 1907 und 191112.
i-a . tmlrt! ' V ' : ... .. .
jifci puip iv)1-41 öit1-!! ttjic
Einwanderer in den besten Jahren,
für deren Erziehung und Heranbil
dung größtenteils das Ausland be
zahlt hat. Unter solchen überaus
günstigen Vorbildungen ist der' Wirt
schaftliche Aufschwung Amerikas ei
gentlich kein ' besonders bemerkenswer
M Kunststück. ;".. . ' '
Teutschlnüds Jghreiiwnchs etwa
Btescl,tn.
Der Geburten-Überschuß.
utbtrsciuJi
1900 01 06 09 tpfi
ZfiOUJOO i i j i I ,
taom'o Üs M.
ulifand
1600.000, I
t. 00.00 t ; ;
1200000
.ooo.ooo ;
tOOOOO '
Seunetifinj
600.000
IS, BriUriitn
j
o -- -Ü$jlj't
-100.000
Deulschlands Tat ist ganz anderer
Art. Einem spröden und kargen Bo- ?
dn, wn sehr beschränktem Umsange Zr
ist ! abgerungen Korden. Ein e- schrieden werden. Rußland erzicir auf
waltiges Heer und eine Flotte, größer den .yckiar nicht den hid' Teil vorn
und besser als dieser Ber. Staaten. ' deutschen Ergekniis."
mußte in derseltZen Ausschwungspe- Turchschnitt per Hektar i Zppc,,k.
riode geschaffen und erhalten werden, er ud .junatimk de? Ertrags
um den Segen der deutschen wbeit zu in 1 Jahren
smiitzm. Deutschland ht diese ge-' Hier ist nur bezüglich des Wei
wolligen Friedcnssiege wesentlich der z ens der Vergleich gezogen. Teutsch
Geijt es arbeit ju vüdankmlalrds uns Rußlands .Wichtigstes
dem Deutschland in den ersten beiden
Jahrzehnten nach 1871 eine erhebliche
, Auswanderung hatte. 18801890
sind über eine Million Deutsche nach
Amerika gezogen, wahrend der gan
zen 44 Jahre wohl über 2 Millio
nen. Kurz nach dem deutsch-franzö
sischen Kriege stieg die Geburtenziffer
in Deutschland gewaltig, wie das
, überhaupt nach jedem großen Kriege
beobachtet 'worden ist. 1906 erreichte
der Geburten-Ueberschuß 950,000,
trotz ' der noch verhältnismäßig gro
ßen Kindersterblichkeit während die
- frt Periode. Seitdem ist ein immer
j stärke werdender Rückgang der Ge
vurten beobachtet worden, was übn
gens kennzeichnend für ganz Westen
rodn ist. Dak trokdem der Öiebur
j ten-Ueberschuß im' heutigen Deutsche
land die Ziffer 800,000 im Jahre
-noch übersteigt, verdankt man außer
. ' ' 1 s
'Ufa kostenlos. i Ganz besonders gut
ist die Wochenpflege der Mütter, auch
der unverheirateten (175,000 außer
eheliche Kindel in Deutschland im
Jahresdurchschnitt) geregelt worden.
Die Sterblichkeit ist in Deutschland
von fast 29 Protausend in 1871, im
eher Kampf gegen den ToS gefuhrt
worden und diesem Umstände wesent
lich verdankt man es, daß trotz Her
abgehen der Geburtenziffer Deutsch
land immer noch jenen stattlichen
Menschengewinn von 825,000 im
Jahre zu verzeichnen hat.
(Di russische Kurve in obiger Ta
belle ist feit einigen- Jahren auf 1,
800,000 Geburtenüberschuß ange
langt. In Rußland wird die über
aus hohe Geburtsziffer eingeschränkt
durch nne ungeheuer große Kinder
sterblichst. Rußlands ; 170,000,000
Einwohner vermehren sich mit 1,800,
00 Jahres-Ueberschuß Verhältnis
mäßig doch nicht so rasch alsDeutsch
lands 68 Millionen mit 825.000
Ueberschuß.. Uebrigens ist die russi
sche Statistik längst nicht so zuver
lässig, als die deutsche. Wenn die
170 ' Millionen Russen nachgezählt
werden könnten, so würden wir viel
leicht ähnliche Differenzen entdecken,
wie sich in St. Louis und Chicago
zu der Zeit ergeben haben, als die
beiden Städten im heftigen Wettbe
werbe zu einander standen. Die
früher auch in diesen Briefen mitge
teilte Schätzung der russischen Volks-
Vermehrung auf 3 Millionen im Iah-
re bat sich als runische Prahlerei ent
puppt. Trotzdem bleibt die GefHr
du ungeheuer wachsenden Macht des
schon jetzt übermächtigen Rußland
für Deutschland noch schwer genug.
Englands Kurve zeigt ein langsa
mes Sinken auf, jetzt ungefähr 410,-
000 Ueberschuß im Jahre. Doch war
die Auswanderung aus England
während der letzten Zeit besonders
groß. Sehr interessant ist die fr an
zö fische Kurve. Zweimal in die-
hat die Geburtenziffer mit rund 50,
000 Minus abgeschnitten. Frank
reich hat, nach' Rußland, in diesem
Kriege die stärksten Menschenverluste
erlitten. Es ist mit Bestimmtheit an
zunehmen, daß der alternde Volks
körper, unserer westlichen Nachbarn
nach dem Kriege sehr schwere Ver
luste zeitigen wird.
Teutschland dagegen zeigt noch
immer die Merkmale eines jugendfri
fchen 'Volkskörpers. Land braucht
Deutschland, Siedlungsland.
Könnte man nur fünf 5Nillionen
Deutschen den Großstädten entreißen
und diese Menschen unter , günstigen
Umständen dem Landleben zurückge
ben.so würde bald wieder in alter Fri
sche rauschen Germaniens Jungbrun
nen und uns die Kräfte zuführen,
welche nötig sind, um jenes ersehnte
Neuland in einigen Generationen zu
einem deutschen Lande zu ma
chen. Xit wachsende Nöhrkrast beä deutschen
Bodens.
Vor 8 st Jahre,! war der Bodülicr
trag Frankreichs auf den Hektar crech
net aimälicrnd so groß luic; dmmiIS in
Deutschland, Seitdem ist er dort knapp
um 10'Prozem gestiegen. Die geringe
'jnnainne erklärt jich ans der knappe
-Eiiiiünna,.
Tcuischland konnte' glcichzeirig dc
.ekkarerlrag fast verdoppeln. Neben sehr
sleijzigcr Tiinnniig (M Talpeter dop
pelt, bei Mali 15 mal su arof; nls in
rankreiciN d.irf diese .elvaMae Ciei-
Vierung - vor allem den, Auua der
ländlichen enossenschaften. de xmxi
mw-
iBrotgetreidt ist aber Roggen. Ich
will die Angaben der Fr. Z. bezuglich
des Roggens und der Kartoffeln er
gänzen. Frankreich erzielt auf den
Hektar 10,3 Doppelzentner; Deutsch
land aber 19.1, also annähernd den
doppelten Ertrag der Franzosen.
Kartoffeln: Frankreich 96.1,
Deutschland 1 5 8.6 Doppelzentner
auf den Hektar. Bezüglich Rußlands
liegen folgendeAngaben vor: Deutsch
land erntete auf 3.4 Millionen Hektar
! bebauter Fläche 1913 kl 4 Millionen
Tonnen Kartosseln. Rußland auf
4. Millionen Hektar nur 34,6
Millionen Tonnen. -
Welzonortrag.
Tciitschlmid. ,
188r85:12,8 ' i0U'13:22,3.
Frankreich.
1881'85:12,0 ' 1!)11'13:13,6.
Rliftland. i
Deutschland erzeugt jetzt mehr
Karti ffeln als jede? andere Land der
e l t. ein chließlich Dollarikas",
das fünfzehn mal so groß ist, als
das Deutsche Reich. Außerdem steht
Deutschland an erster Stelle, auf dem
Gebiete der Zuckerproduktion. Der
Rübenzucker ist ein deutsches Kriegs-
tmd aus .der Zeit der Not vor hun-
dert Jahren. Zwei deutsche Chemi
ker Marggraf und Achard haben un
ter dem Druck der Kontinentalsperre
des ersten Napoleon den Zuckergehalt
der Rübe entdeckt. Im Jahre 1870
wurde ein Kilogramm Rohzucker aus
11.6 Kilogramm Rüben gewonnen.
1910 geben 6,8 Kg. Rüben ein Kg.,
Rohzucker. Ein Hektar brachte
Deutschland 21 Doppelzentner Zucker
1870, jetzt bringt er 5 2 Doppelzent
ner.
Bezüglich . der Düngmittel sei be
merkt, daß Deutschlands in der Ge
winnung, von Kali ein Monopol
besitzt. Bekannt ist der Export gro
ßer Massen von deutschem Kali nach
den Ver. Staaten. Der Versuch ame
rikanischer Kapitalisten, sich in den
Besitz eines Teils der deutschen Kali
grub.'N zu setzen, scheiterte bekanntlich.
Die deutschen Kaligruben kann man
fast als unerschöpflich ansehen. An
deren Ländern fehlt dieser wichtigste
aller Düngstofse. So hat Mutter
Natur dem deutschen Vaterlande' au-j
ßer Kohle und Eisen noch ein drittes
großes Geschenk in den Schoß sei
ner Erde gelegt. Chrlifalpe
ter, das zweitwichtigste Düngmittel,
braucht Deutschland wahrscheinlich
später nicht mehr zu importieren.
Salpeter wird ersetzt durch den aus
der Luft gewonnenen S t i ck st o f f.
Hiermit hat die deutsche Wissenschaft
mitten im Kriege einen ihrer Tri
umphe erreicht.
' Das dritte Element im Bunde der
Kunstdünger ist das Phosphorsäure
haltige. Deutschland erzeugte vor
dem Kriege schon über eine Million
Tonnen Thomasmehl im- Jahre.
Deutschlands Eisenerze sind unge
Heuer phosphorreich. Englands Erze
sind arm daran, wcis anfangs für
die Stahlerzeugung Englands ein
großer Vorteil war. Seitdem es
aber dem Ingenieur Thomas aelun-
gen war. durch ein besonderes Ver-
fatren aus phosphorrcichem Erz vor
ziiglichen Stahl zu gewinnen, hat
Deutschland seinen Mitbewerber
England auf dem Gebiete der Stahl
erzeugung bedeutend überflügelt und
es ist ihm durch das Nebenpro-
dukt bei der Stahlgewinnung. das.
sog. Thomasmehl, genommen aus den
Schlacken,' auch das wichtige phos
phorsäurehnltige Dungmittel be
schert worden. Deutschland ist in-
zug auf Kunstdünger vom Auslande
,ctzt völlig unabhängig geworden.
Diesem Umstände ist es zu einem
großen Teile zuzuschreiben, daß der
britische Plan, Deutschland durch
den Hunger zu besiegen, hinfällig ge
Norden ist. .
. Das merkwürdigste bei dem Auf
schmunge . der deutschen Landwirt
schaft ist die Tatsache, daß derselbe
zu einer Periode erfolgte, in wel
cher die ZaHl der i. lunöwirMaft-
i
, . : 41
, p;t"
G
f
'
lichen Betrieben beschäftigten Deut
schen stark zurückging: 1871 leb
ten 'L von den damals 41 Millionen
Deutschen auf dem Lande und 1907
waren nur noch 18 Millionen mm
sche in der Landwirtschaft tätig,
während 41 Millionen in der Jndu
strie, im Handel und in allen ande
ren Berufen beschäftigt waren. Viele
Hunderttausende von fremdvölkischen
Slaven wurden aber als Saisonal
beiter auf dem , Lande , beschäftigt.
Der Vater der glänzenden . Ent
wicklung der deutschen Landwirt
schüft ist Justiis Lieb ig. .Er hat
die ErnnhrungsbedUrfnisse der
Pflanzen und -die Cttmhmugssähig
seit des Bodens zum Gegenstände
eingehendster Studien gemacht", fagt
Hermann Schumacher. Liebig ist der
Begründer der Pflattzenphysiologie
und der Agrikulturchemie. - Seine
Verdienste um die Volkswirtschaft
Isind linörnießlich. Dieser deutsche
siN,-?," a o;r,; ,.-
-vutvufc ;u. vti yuii
zen Welt seine Gedanken geschenkt.
aber bisher hat eigentlich nur seine
engere Heinint dieselben wirklich
auszunutzen verstanden. Blickt man
tiefer, so wird man zugeben müssen,
daß dieser große Geist es wahrlich
verdiente, unter den deutschen Sie
gern von 1914 bitz 4916 mit an
allererster Stelle genannt zu werden.
Ohne sein Wirken hatte Deutschland
die feindliche Hungerwaffe wohl
nicht abwehren können. Noch eines
Helden auf diesem Gebiete fei ge
dacht: Albrecht Thaer, des ersten er
folgreichen Begründers der land
wirtschaftlichen Hochschulen . in
Teutschland.
Ter Viehbestand.
Frankreich. Rußland. Teutschland.
In Millionen Stück.,
Rindvieh. .
1882: 13.00 27.62
15,79
20,18
20,99
21,82
9,21
21,92
25,65
19,19
5.80
1912: 14,13
1913:
1914: -r
Schweine.
1882: 7,15
1912: 6,91
1913:
Schafe.
1882: 23,81
1912: 16,47
37,17
10,71
12,49'
48,22
47,50
Während sich der Nindviehbestand
in Deutschland stark und der Schivei
nebestand enorm vergrößert hat, ist
die Schafzucht wegen des mtensive
ren Wirtschaftsbctriebs zuriickgegan
gen. ;
Auch in der Pferdezucht wird
Deutschland nur von dem neun mal
so großen europäischen Rußland
übertrosfen. , ",
Kohle, Eisen. Ttnhl. ' ' '
Das Wild des riefenhafteil Auf
schwungs Teutschlands wird außer
durch die Gewinne der Landwirt
schaft am anschaulichsten dargestellt
durch die Fortschritte auf dem Ge
biete .der Kohlen und der Eisener
zeugung, sowie durch das Steigen
der Aussuhr. Bei diesen Dingen
stehen wir mich gleich mitten m der
Ltriegsfrage. Hier ist' der wahre
Kriegsgrund Englands erkennbar
Man wende nicht ein, daß der Aus.
bau der deutschen Slotte dabei von
stärkerer Wirkung gewesen fei. Flor
tenausbau und industrieller Auf'
schwimg sind eng verbundene Dinge,
Ohne die großartige Entfaltung der
deutschen Eisenindustrie und ohne die
stets gesicherte Versorgung mit Kohle
wäre der rasche und mächtige Aus
bau der .deutschen Kriegsflotte gar
nicht denkbar gewesen. , Außerdem
sollte nach dem Baupläne der deut
schen flotte diese zuiiacht als Schutz
für den stark wachsenden deutschen
Seehandel dienen. Ferner als mili
turische Deckung gegen die beiden
verbündeten Seemächte Frank
reich und Rußland, deren pereinigte
Flotten derjenigen Deutschlands ' un
gefähr gleich srnd. Eine Kriegsflotte,
welche wirklich als eine Bedro
hung der.mchr als doppelt so starken
englischen Marinemacht gelten könn
te, hat Teutschland überhaupt nicht
schaffen wollen. WaS die Briten dem
gegenüber behaupten, sind Hirnge
spinste. Die wirkliche Ursache der
britischen Furcht vor Teutschland be
steht in den ungeheuren Fortschrit
ten, welche das Vaterland auf den
Hauptgebietcn (Kohle und Eisen
Stahl) sowie in der Ausfuhr
machte, die man in England bisher
als liimiltastbaren britischen Besitz
angesehen hatte. Weil das deutsche
Volk in friedlicher Arbeit die Schätze
seines eigenen Bodens in großem
Maßstabe abbaute und England im
Stiirmlause, namentlich in der Ei
sen und Stahlerzeugung, , über
klügelte, deshalb fchürte England
über ein Jahrzehnt in ganz Europa
für den Krieg gegen Deutschland.
Ohne Englands Beteiligung, deren
Rußland und Frankreich gewiß wa
ren, wäre der Krieg nicht ents'sselt
lvorden.
Sehen wir uns die beiden Skizzen
genau an: 1885 erzeugte Teutsch
land 75 Millionen Tonnen Kolile,
England im selben Jabre 175 Ml
lionen Tonnen. 1912 find beide Ri
valen auf das gleiche Quantum
gelangt, nämlich auf über 250 Mil
lionc Tonnen. . '
. Noch stärker drückt sich die indu
striclle Niederlage Englands auf dem
Gebiete der Eisen, und stajl
Erzeugung aus. 1870 stehen Deutsch-
land und Frankreich gleich, jede er
zeugt etwa 14 Millionen Tonnen
Eisen. England aber damals schon
Kohle nk Eisen.
6 Millionen. Frankreich schleicht sich
mühsam innerhalb 42 Jahren .auf
etwa 5 Millionen hinauf. England
ist von 1870 bis 1912 von 6 auf un-
gefähr 9 Millionen vorgerückt, hat!
also, noch geringere Fortschritte
auf ' diesem Gebiete .gemacht als
Frankreich! . '
Nun aber Deutschland!
Schon 1902 hat es England auf der
9 Millionen-Grenze, auf welcher das
stolze Britenland noch heute sieht,
überflügelt. Heute produziert
Deutschland schon über 18 M i l l i-
onen Tonnen Eisen und Stahl,
England noch immer. 9 Millionen!
Genau zehn Jahre hat es gedauert,
bis Deutschland seine Eisenerzeugung
verdoppeln und den Rivalen damn
vollständig . ins Hintertreffen drücken
konnte. Eine derartige Niederlage auf
dem Gebiete friedlicher Entwicklung
ist unerhört, um fo mehr,- als Eng-
land bei dem Mginn des Wettlaufes
einen gewaltigen Vorfprung besessen
hatte. Hier sind wir auf dem Nahr
boden britischen Neides angelangt,
welcher in der Folge die britische Nie-
dertracht gegen Deutschiano erzeugte
Die Steigerung der Ausfuhr-
Hier wiederholt sich das Bild, wel
ches sich bei Deutschlands Fortschrit
ten als Eisen- und Kohlen-Erzeuger
gezeigt hat. Die Kurve unseres Auf
schwungs steigt anfangs etwas lang
am; um ungefähr im Jahre 1890
jenen wunderbaren Flug zu den
Sternen zu nehmen, welcher unserer
Ausfuhr den ehrenden Namen madi?
in Gerrnanv" verschaffte: Bis 1890
etwa 3000 Millionen Mark im Jahr,
nach dreiundzwanzig Jahren rastloser
deutscher Arbeit ist die Ziffer auf
zwölftausind Millionen gestie
gen, und bei Kriegsausbruch hatten
wir die Ausfuhr des ehemals allge
waltigen Beherrschers aller Meere,
des Besitzers aller wichtigen Flotten
stationen, des größten rücksichtslose
sten Schädlings, Wucherers und
Grabschers erreicht. Man sehe sich
das Bildchen genau an. Es erzählt
nur von Frieden s werken, von
ehrlichem Kampfe, geführt mit ehrli
chen Waffen; einem Kampfe, in wel
chem wir Sieger geblieben sind unter
den für den Gegner günstigsten
Kampfbedingungen. Wahrlich, es ist
eine Ehre, einer Nation anzugehören,
welche solche ??ricdenstaten vollbracht
jat. D.i .Erde, hat genug Rjmrn. (üy
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6000 -V 1 i ta
iooo jjLL&L'isiL
Otuf .cfcland
2000 -
s - - i
I Rutmid
die Entwicklung mehrerer' kraftvoller
Völker. Wir suchten unseren Platz an
der Sonne, und als wir ihn errun
gen hatten, taten sich die Feinde im
Westen und Osten und im Süden
unter Führung des Tyrannen im
Norden zusammen, um uns, wii
sie selbst tausendmal erklärt haben,
ruchlos zu zerschmettern. Heute kön
nen. wir sagen, daß dieser Plan miß,
lungen ist. . !:...
Die Handckflott cn.
Tun4
Tonn. S70 Ißif ' S3
tlOÖO . yÜ-
10000 , -y
, Gr. Brltaflian
iooo e
tOOO , r
. aao , .
Ofjurschtantf,
2000 . -j
Jr0" fraIil.
iooo y i . Tz.
, ! w...tn1--
Der ungeheure Vorfprung, welcher,
England auf diesem Gebiete besitzt
und auch sicherlich behaupten' wird,
verdankt es eben seiner geographischen
Lage, feiner dreihundertjährigen Arv
beit als führende Seemacht üpr
größte Weltmacht an .Kolonialbesitz.
Der Grundstock zu dieser übermächti
gen Handelsflotte wurde gelegt durch'
rücksichtslose Vernichtung
aller seiner Rivalen. Portugal. Spa
nien, Holland, Frankreich. Dänemark
sind eines nach dem andern Opfer
der' organisierten Seeräuber-Politik
Englands geworden. Aber an deut
schem Grünit. scheitert der Pirat. -
Auch auf diesem Gebiete . ist
Deutschlands Aufstieg ein glänzen
der. Die Tabelle schließt mit Januar
1913 ab.- Bei Kriegsausbruch zählte
die deutsche Handelsflotte fchon 400.
000 Tonnen und war die' zweitgrößte
der Welt. Deutschland besaß ,1912
weit über 2000 Handelsdampfer, de
ren Tonneninhalt vierzehn ma!
großer war, als im Jahre, 1871.
Kriegskosten.
Nationalvermögen vor dem Kriege:
Deutschland . . . 310 Milliarden Mark
England ..... 250 Milliarden Mark
Direkte Kriegskosten bis 1. Januar ISIS:
Teutschland .... 2 MilZiarden Me.rk
England ...... 29 Milliarden Mark
Davon ins Ausland: ,
Deutschland rund A Milliarden Mark
England rund '12 Milliarden Mark
Die Schätzungen , des ' Nationalver-
mögens der .Völker weichen, beträcht-
sich .von einander ab. Obige Angaben
entstammen der Frankfurter Mtung.
Es scheint aber, daß der englische.
Kolonialbesitz dabei nicht in Betracht
gezogen worden, ist. Ich habe Schät
zungen von hervorragenden Volks
Wirten gelesen, welche Deutschlands
Nationalvermögen auf nahezu 400
Milliarden Mark veranschlagen, ich
glaube nicht zu irren, wenn ich sage,
daß auch. Dr. Helfferich, Deutsch
lands Reichsfinanzminifter, dieser
Anschauung - zuneigt. Deutschlands
nationales Jahreseinkommen veran
schlagt, der bedeutende Stuttgarter
Volkswirt Prof. Hermann ' Losch auf
40 Milliarden Mrk. Dr. Schäfer,
ein anderer bedeutender ' Volkswirt,
schätzt - Deutschlands Nationalvermo
gen auf 350 Milliarden Mark, das
Volkseinkommen auf 35 Milliarden
im Jahr. -''.,.!' ,
Bezüglich der bisherigen deutschen
Kriegskosten (26 Milliarden) muß
hervorgehoben werden, daß der deut
sche Kriegsschatz , von 26 Milliarden
nach den Erklärungen Helfferichs im
Reichstag noch bis zum März 1916
ausreicht.
TaS VoikSvermögcn (in Milliarden).
Deutsch!. Grotzbr. Frank.
1895: , 200 .
1912: - ' 310 250' ' 255
1 Der Jahreszuwachs des - deutschen
Volksvermögens betrug 1900 . rund
4.'5 bis 5 Milliarden. 1913 10 Mil
liarden. Verbrauch von Brotgetreide (pro Kopf in
Kilogramm).
Deutsch!. Kroszbc. Fran?r.
188C90 17.8,1 103,9 251,8
19020 247,6 100,2 211,0
In Deutschland eine Zunahme von 39
Prozent, in England eine Zuuahnie va,!
1,4 Prozent, in Frankreich eine Ab
nähme von 4,2 Prozent,..,
Ter Arbeitsertrag.
Gesamteinkommen des deutschen Volke?,
(in Milliarden)
18110: 23,5 pro. Äopf 445 Mark)
190: 85 (pro Kops 655 Mark)
1912: 43 (pro Kopf 042 Mark)
In Großbritannien betrug das Ein
kommen im Jahre 1908 35 Milliarden,
d. h. 81S Mark pro Kopf; in Frankreich
514 Mark pro Ziopf.
Chemische Industrie Deutschlands.
Vier Fünftel aller Farbstoffe bd
Weltverbrauchs macht Deutschland,
Ganz ähnlich steht es mit den Arz
neimitteln. Deutschland ist der Apo
theker der ganzen Welt. In der deut'
sehen chemischen Industrie sind übei
300.000 Arbeiter beschäftigt. DaS
Jahresprodukt beläuft sich im Wert
auf 1.750.000.000 Mark.
Eise'NbahnidhIl. Sitzst
du ganz bequem, meine Liebe?"
.Ganz bequemt ... - -
Ist das Polster auch angenehm
weich?'. , '.
3a, Gotthold.' .
Und zieht dir's nicht an die Fu
ße?" ' - .''...'-?
Durchaus nicht, Liebster." -
Dann tausche doch, bitte, mit
mir.
-