Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 17, 1916, Image 7

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Was wissen wir hier daheim dem Krieg!
Bor wenigen Wochkn erst bin Ich durch
Idit Rheinland und das Nuhrresier ncfab
n. Durch reiche Felder, durch Städte,
deren Puls dfe riegswirchaft ieschleu
nlgt hat, vorbei an qualmenden Schloten
id ragenden Bcrgwerkstürmen Den
Einzelnen, der einen Lieben betrauert oder
zu langsam esundung pflegt, faßt
wohl der Schmerz Über das grause Böltcr
ringen. Aber die Gesamtheit der Zurück,
gebliebenen lebt ein Leben, dem des flrie
ge Schrecken fernbleibt. Wie wenige unter
un wissen, welchen Dank sie dafür denen
schulden, die siegreich für unS die Steffen
xuyrm. sie sollten einmal hmauegehen
in jene Länder, deren Aecker Schlachtfel.
bei gewesen und deren Städte vom Gra
vatenregen betroffen worden sind
Wenn man des Morgens hinter Alez,
androwo mit noch schlaftrunkenen Augen
hinter den .Fenstern des Warschauer
Schnellzuges die eintönige Landschaft an
sich vorü verfliegen, sieht, sei erfaßt einen
ein lenianikö Msuhi. "man meint zu
nächst, daß der feuchte Morgennebel, der
durch die Scheiben dringt, die fröstelnde'
Schlaffheit hervorruft. Erst allmählich
wird man sich darüber klar, dafz das Bild,
daS die Augen schauen, bei der seelischen
Verarbeitung ein Gift zurückläßt, dessen
Wirkung man in den Nerven verspürt.
Schon in normalen Zeiten ist die Land
fchaft zwischen Alezandromo, ilulno.
Skiernievice und Warschau nicht sehr reiz
voll. Aber wenigstens ab und zu wird
die Einöde doch durch ein paar Sträu
cher oder eine dichte Waldung untcibro
chen. Jetzt dienen diese Staffagen der
Szenerie nur dazu, das Herz noch trau
xtger zu stimmen. Zerschossene Häuser
rechts und links, deren Fachwerk von der
brannten Mauern herniedrhängt, gclich
tete Wälder mit verkohlten Stümpfe und
dazwischen, je weiter man aus Warschau
zukommt, die Greuel des russischen Ruck
zugek: glatt wälzte Aeckcr und bis auf
dcS Fundament niedergebrannte Gehöfte
und Dorffchaften.
Roch ift alles ein hiesiges Schlachtfeld.
Schützengräben mit angehäuften Sand
sacken wechseln mit künstlich gefügten, Un
terftänden von denen die metallenen
Schutzschilde mit den Oeffnungen für die
Maschinengewehre im Lichte der ausstci
genden Sonne herüberblickn.-
Weit und breit ist kein Mensch zu sehen.
Ich. bin in Belgien und in Flandern kurze
Zeit nach den schweren Kämpfen gewesen.
Auch dort wer Zerstörung und Berwü
stung zu sehen. Aber wie trostreich und
erinnernd an friedliche Zeiten wirkte
es, wenn man neben den beschädigten ,tungsbeamien durchaus nicht fehlerlos
Dörfern die Bauersleute säend oder pflü-sind. A,ber son im Frieden haben wir
gend über die: Fruchtcrdt schreiten sah. gern . das Beste deutschen Beamtentums
Hier in Polen aber scheint der Mensch anerkannt: die peinliche Gewissenhaftigkeit.
auSgestorben zu sein. Wie ein Wunder daS Vnantwortlichkeitögcfühl für das,
bild wirkte der einzige Landmonn, den ichwaS ihrer Sorgfalt anvertraut ist. Aber
wahrend der ganzen Fahrt auf dem Felde all' diese Beamte, die dort in Pole
sah. , (beiseit, haben irr langer Friedenszeit fte's
Die Cisenbahnfahrt gibt jedoch nur die für ihr Volk und damit indirekt schließ
Konturen des traurigen BildeS. DaS lich doch für sich selbst und für ihre Nach
Automobil, daS uns im Frieden die in- kommen gearbeitet. Der eine hat als Land
iimeren Reize der Landschaft öffnet, der- rat den Kreis, der seine eiaene Scholle
schafft uns w der Kciegzeit den Einblick
IN die Einzelheiten der Schreckenswelt,
: r .?r. .:i v. rr" t. i... i,- .n
Ich fuhr im Auto von Lodz nach Lowicz7
VorbV an der Bzura-Rawka-Sicllung,
vor der tatsächlich jeder Meter mit deut
fchcir. Blute gedüngt ist. Hier standen
einst Dörfer. Was man jetzt von den
Uebcrrestcn sieht, ist viclfs nicht mehr
als ein Erinnerungsschatten. Hier ragt
eine Kircke turmlos, des Daches beraubt,
auf dem leeraescholsencn'Marktplatz empor,
dort ist die eine Seite der Dorfsiraße von
Häusern gereinigt, während die andere
merkwürdig heil geblieben ist. Und längs
der Chaussee ziehen sich Kräberreihcn
dahin. Deutsche und Russen bunt, durch
einander. Unsere braven Krieger haben
die toten Feinde als Kameraden geehrt.
Sie haben ihnen' ein ehrliches Begräbnis
gerichtet.. Auf vielen Kreuzen von rohem
Holz sieht man die Aufschriften: .Hier
ruhen zwei russische Krieger' oder: .Hier
'schläft ein russischer Soldat".
Während unserer Fahrt begann ' in
weißen Flocken der Schnee herniederzü
rieseln. Er ftg sich in unseren Pelzen fest
und breitete über die Landschaft ein wei
ßes Tuch, das in der aufkommenden
Dämmerung allmählich eine gespenstisch
graue Farbeannahm. Wir fuhren stumm
durch dc.' Schweigen. Jeder hing für
sich seitlen Gedanken nach. Wenn Vr
einer sprach, s merkten wir, daß Zeder
von uns vier das gleiche gedacht hatte:
GMHast Vand, dem die Kraft sei
ner Kri'ger solche S'-''en fern schalten
hat! Dc.nk und er allem Bewunderung
den Tapferen! Man muß diese aufae
weihten Feld,, gesehen haben, über die
der Kampf nicht hinw:gaet,?bt, son
dern monatelang hinweggcschlichen ist.
um zu begreifen, was Freund und Feind
hie, geleistet und susgehalten haben.
Wenn man daS uns vor Jahren jvhe
zelt hätte, daß nicht nur uns,re Landleute,
sondern Stadtmcnschen mit feiner und
überfeinerter Kultur in diesen Morasten,
feri. von Zeder Bcauemlichkcit, Monate hin
durch kämpfen sollicn, jedermann hätte
gm Ersolg geweikelt. Jetzt, wo ?r
wissen, daß ünser Sieg unbczweifclbare'
S25rE52S25Z5ZS3ZS3SSZ5SS25
John Jacoö Fj!or. . -
Seine Vedeutung für die geschäftliche und wirtschaftliche Lt
Wicklung Amerikas von Llizabetlz (. G e b h a r d
rechte icht gestellt. '
' Wie sehr auch' der große Finanzier
sein Adoptivdaterland liebte und bewmi
dcrte. so hat er doch an ewissen Idealen
festgehalten, die ihm in dcr alten Heimat
eingeimpft .waren, und die weder bin Er
fahrrmaen des Lebens, noch eine von sei
nen Jugeudjzhrcn so verschiedene Um-
Lroöem von Aolen.
von Georg vernhard.
Tatsache ist. da bleibt nur Staunen und'
Dank. Noch In Lowicz selbst merkten wir
deutlich, was russischer Boden bedeutet.
.Das Lowiezer Pflaster ift für deutsche
3 ein Verkehrshindernis. Die Loivi,
czer Rinnsteine sind unergründlich wie
deutsche Waldsee. Und das Wasser In
ihnen fließt wie In den reißenden Neben
slüssm deutsch Ströme. '
Nur die Chausseen sind ausgezeichnet.
Uns Auto, dessen eine Feder beschädigt
war, jagte hindernislos dahin. Aber
diese Chausseen sind deutsch! Wenn man
die russischen VerkchrLkartcn sich ansieht,
so bestanden sie alle bereits vor dem
Kriege. DaS heißt: das Geld war dafür
bereits bezahlt, die Anlicgcrbeiträge wa
ren vielfach sogar doppelt erhoben. Des
halb hatte man sich für verpflichtet gehal
ten, sie in die Karten einzuzeichnen. Aber
deshalb waren sie noch lange nich! gebaut.
Denn der Weg vom Staatssäckel zum
Chaussecbauer' führte über die Beamten
taschen, die nichts wieder hergeben, was.
einmal in sie versenkt ist.
, Wir Deutschen haben sie verbessert und
zum großen Teile neu erbaut. Tausende
von geworbenen Arbeitern sind herange
chasft worden, um die Pläne unserer I
g'nicure auszuführen. Der Gegensatz zwi
schen diesen Chausseen, den aufgeweickten
Wegen daneben, den verlodcrtcn Lrü
rfen, die über die Gräben führen rnd das
Pflaster von Lowicz. der zeigt uns.
warum der deutsche Kulturmensch iibcr
Kosaken. Sibirier und Kulissen den Sicq
danontragen mußte. ?lcne Chausseen, die
sich heute durch ganz Polen erlcken. find
ein Wabneicken deutscher Wissenscheist,
deutscher Technik und deutscher Organisa
tian. Sie zeugen aber gleichzeitig auch
kür die frisch zupackende Entschlossenheit.
durch die die germanische Diszipliniert
heit über die asiatische Indolenz gesiegt hat.
Wer die deutsche Organ, sationsarbeit
in Polen recht Verstehen will, der muß sie
allerdings in ihren Zentren, in Warschau
und in Lodz, aufsuchen. Ich maße mir
nach den. wenigen Tagen, die ick dort ge
wenn bin. nimt cm, der deutschen Ver
maltung eine Zensur nS'iistffrr.. Ich Pläne einen langen Vortrag hielt, gestand
kann weder bewerten, wa? sie erreicht hat, mir, wie sehr seine Landsleute von Ve
noch kann ich entscheiden, ob die Wege. ' wunderung darüber erfüllt waren, daß den
die unser Beamtentum im einzelnen ge- deutschen Soldaten so schnell die deut
gangen iff. richtig waren. Aber eins 'habe ' scheu Richter auf dem Fuß gefolgt sind,
ich gefühlsmäßig empfunden: Es wird Die Rechispslege ist natürlich der
mit einem Ernst und einer Vertiefimc, gc-I Kriege lagt angepaßt. Der Generalgou
arbeitet, die einen mit frcud'aer Genug-, vcrneur sieht allmächtig auch über dem
tuung erfüllt. Wir Deutschen schlagen uns Richter. Und die Kriegschefs haben in
aern mit unseren Beamten herum. Wir kriminellen Angelegenheiten big zu ziem
dürken auch unter dem Burgfrieden frei-'lich hohen Freiheitsstrafen eine große au
miitic, eingestehen, daß unsere Bcrwal-! tolratische Gewalt. Das muß so sein.
fl!Hrtä!vrt?nfm hliriftnnä tliisif ssüvlnö i fnmmi knrmiC ti V,:.
barg, betreut; der andere hat als Richter
durch seinen Rechiöspruch das, was ,ihm
teuer war, geschützt: der dritte hat als
Schulmann die Ideale seiner Jugrnd
wkitergspflegt. Dort drüben aber arbeiten
sie nun alle auf fremdem Boden, für
sremde Leute, deren.Sprache sie nicht der
stehen und deren Geist ihnen ftl)iff..,da
fremd ist, wo das verdorbene Deutsch dem
Ohr gerade noch verständlich klingt. Sie
verwalten ein Land, von dem sie -it
noch niclt wissen, wem es morgen a n
wird. Aber sie arbeiten dort rok iu r
Heimat! Der kategorische Imperativ der
Pflicht zwingt sie ohne Ucberlcaung. den
Posten, auf den sie gestellt sind, ganz zu
erfüllen. Ob sie den deutschen Bauern,
den polnischen Nationalisten oder den Ju-
den im schmutzigen langen Nock verwalten,
ist ihnen einerlei. Alle diese fremden
Volkötypen gehören nun zu ihrem Amt,
und damit stehen sie im Ziwngsbereich
ihrer Pflicht.
Als ich im Kasino der Warschauer
Zidilverwaltung mich mit Ekzellenzn
Kries und seinen Dezernenten unterhielt,
fand ich überall er' den verschiedensten
Gebieten Sakenner, die über alle Bcrästc ; aber in der Tat sehr in Not seien, und
lungea der Probleme, die um sie herum daß man bei aller Strenge sie nicht zu
webten, unterrichtet waren. Hier und, hart anfassen dürfe. Er inqumerte die
noch mehr in Lodz fand ich aker auch den s beide noch ei paar Minuten. Er iiber
Streit der Ressorts, der auf dem h !l'.gen t legte wenige Minuten und Ncß dann
i?er beruht, für den ?!"vn Schutzbe : durch de Dolmetscher den Leute verkün
schienen siir fremde und im Grunde den, daß er diesmal von einer eiteren
doch vieksach feindlich g'sinnte Menschen! Strafe absehen wolle, daß pe sicr- bei
vom Nachbarressort das Beste zu er einer nochmaligen Wiederholung scharf an
reichen. Hier genügte !e Kartoffelyer- gefaßt wcrdin wllrsen. Die beiden Leute
sorgung nicht, wcocn der man sich mit dem waren zunächst ganz erstaunt und glaub
Zeniralreffort erst auseinandersetzte, dort ten den .Feind" falsch verstanden zu
woll!, die Kohlzufuhr, für die das haben. Aus dem, Tempo ihres Abmar
Nachbarzimmer verantwortlich r-"r nicht schcs. schloß ich, daß sie doch wohl fürch
nenügend erscheinen. Uebcnll die ernste teten, der milde Richter könne sich noch im
Sorge für den Kr"s der n'uen "iflicht. l letzten Augenblick widerrufen. ,
Wenn wir in Polen Chausseen bauen Dann ginaen wir mit dem Grafen hin-
weit, weit in! Land hinein -, wenn aus in sein bescheidenes Heim. Im Flur
mir die sanitären Verhältnisse bessern, ' stand eine Anzahl von Juden, einige hat
dem Flccktvphiis zu Leibe gehen und ohn-, ten noch ein Anliegen vorzubringen. Sie
liche Dinge von zweifellosem Kulturweri wurden in Ruhe angehört und freundlich
verrichten, so möchte ich das doch gar nicht
allzu hoch veranschkgen. Denn schüeßlich ,
tun wir das ja nicht zuletzt auch zum
das
yebung ihm abwendig machen konnten.'
So spricht Elizabcth.L, Gcbhard in ihrer
soeben erschienenen LeZei'szeschichte des
ursprünglichen John Jacob AiicV) von
dem Stammvater der Astor.Fzmiiie in
Ainerika. Und uiiicr jeinn Idealen oder
Richtlinien sind erstanden deutsche Grund
Wohl unserer Truppen. Anders liegen
di Dinge schon, wenn wir Schulen scha
fen, für die herailwachsende Generation
allmählich den Schulzwang einführen, den
Juden Handwerköunterricht erteilen, pol
nische populäre Kurse errichten und Hoch
schulen schassen. Da sind Dinge, an
denen wir gar kein Interesse haben, und
an die andere Völker als siegende Olku
vanten niemals denki-n würden, Nicht
jedoch scheint mir so charakteristisch für
deutsches Wesen und deutsche Art zu sein'
al; die Sorgfalt, mit der wir bei der
Umgestaltung der Rechtöpslege in Polen
vorgegangen sind. Wir haben deutsche
Richter nach Polen senden müssen, weil
dort vorher russische Richter Recht spra,
chen und russische Nolare testierten, die
teilweise gar nicht mehr da, teilweise aber
auch nicht gewillt waren, unter deutscher,
Herrschaft zu amtieren. Aber die deut,
schen Richter sprechen Recht nach polnischen
und russischen Gesetzen. Wenn die ftran
zoscn heute in der Rhciiprovinz herrsch-,
un, ne wurden ohne jede Ucberlcgung
selbst deutsche Richter, wenn sie Vorhan-
den wären, zwingen, nach dem Code Na
po5on zu ludizieren. Unsere deutsche
Justizverwaltung in Polen aber hat zu
nächst peinlich studiert, welches Recht im
okkupierten Lande vorher galt. 'Das war
nicht leicht. Denn im polnischen Zivil,
und Strasrccht laufen viele Kodifikationen
neuen und durcheinander. Unsere Wer
waltung hat die russischen Geselle ins
Deutsche übersetzen lassen. , Und nach die
sen russischen Gesetzen und nach dem fran
zösischcn Text bei vielfach in Polen noch
geltenden Code Civil nach dem Recht
also, das seil vielen Jahren die Bewohner
Polens gewohnt sind . werden sie von
deutschen Richtern in deutschen Uniformen,
mit deutscher Objektivität gerichtet.
Wahrlich, kein Wunder, daß dieses Ber
fahren auch auf die Polen nicht ohne Ein
druck geblieben ist. Nicht nur die Tatsache
an sich, sonder vor allem auch die
Schnelligkeit, mit der der Apparat er
richtet wurde und sich einspielte. Selbst
ein fanatischer Nationalpole, der mir über
leine vielfach recht phantastischen Zukunfts
.wi, iittfr VW UUlUUj, uii. wir uit UUtM3
schen beschaffen sind, die diese Geioalt aus
üben. Ich bekam noch kurz vor meiner
Rückkehr eine Probe davon. In Lowicz
saßen wir im schwach beleuchteten Zimmer
des Kreischcss. Dies Amt übt hier der
junge Graf Posadowski aus. dessen Elbin
ger Kreise in seiner Vertretung ls Land
rat inzwischen sein Bater, der Graf im
Larte". vorsteht. Gerade als wir der Ein
ladung des Kreischefs zu einem abend
liche Ungarmcinschoppen Folge leisten
wollten, meldete der Adjutant, daß noch
zwei Holzdiebe vernommen werden muß
ten. Ich hätte den russische Beamten
seyen mögen, der nrcht mit seiner Gesell
schaft auf- und davongegangen wäre, un
bekümmert um die armen Schächer. Der
deutsche Kreischef aber zögerte keinen
Augenblick. Wir traten mit ihm in den
Vorraum hinaus, wo die Missetäter stn-
den., Tief gereugt, ein bärtiger Mann
und eine kleine schwache Frau. Sie waren
beide schon wiederholt alefaßt worden.
nd man hatte sie deshalb zunächst einmal
in die Hast gesteckt. Nun sollten sie ihre
endgültige Strafe empfangen. Leide
kauerten sich furchtsam zusammen, so daß
neben dem langaufgeschossenen schlan
'Grafen, dessen Dolch sich an seiner
,e wie ein Spielzeug verlor, beinahe
zwergenhaft erschienen. Der Krerschef be
fragte die Delinquenten durch den Dol
metscher. Die Frau teilte mit, daß ihr
Man im Kriege sei, daß er verwundet
bei ihr lies' Sie bat um Erbarmen. Der
Graf drehi sich zu uns herum und sagte
uns, daß die Holzdicbstähle zwar sehr
stark ubeihand nahmen, daß die Leute
beschicken. Cprach da der KreiSches von
Lowicz oder der Landrat von Elbingen
u den Leuten?!
lichkeit, deutsche Schaffensfreude und
Schaffenskraft, deutsche Redlichkeit. Um
und Vorautsicht, Ziclbewußtfein und die
Einrichtung seines ganzen Lebens nach
dem Motto: Wissen ist Macht!
Reck't zeitgemäß ist das Erscheinen von
Frl. Gcdhards Vucb nicht bloß ls
eine aiigkinesskiie Wcihnachtszabe. sondern
hauptsächlich auch deshalb, weil es in ein
dcinglicher Weise den Beweis liefert von
d:m Wert und der ,Uncntbehrlich!eit der
Mitwirkung lingewandcrter Teutscher n
dem Auf- und Ausbau der großen nrrc
merikanifchcn Republik eine Tatsache,
die gerade jetzt gewissen Elementen nicht
deutlich genug unter die Reile gerieben
werden Ur-.n. Mit zuiii höchsten Lobe
dieses bkrüjmtcn liwtit" ml iie 23a i
fasscrm zum Schluß, gereicht es. daß
sein Leben der Erschosfung von Gelegen
heitcn für die, die noch ihm kamen, wid
mete. Er hat Zeit seines Lebens Groß
artiges geleistet, und dai Vollbringen von
all dem, wo ür Ifcrn. w seiner uncrmüd
Wichen und seine Jahrs ausfüllenden Arbeit
keine Zeit blieb, hat er für seine Nach
kommen möglich gemacht." Kurz und faß
lich hat Arthur Butler Hulbert dasselbe
ausgedrückt tn den Worten: Der Geist
der in John Jacob, Astor wohnte, hat
Amerika zu dem gemacht, was eS ist."'
4
' ' Jten.'&M'.J,,
XgXJJ--'
In der landläufigen Auffassung von
John Jacob Afters- Sein und Werden
und Wirken liegt eine kolo,iale linier
schätzung seiner unermeßlichen Verdienste
um die kommerzielle und wirt äwui
Entwicklung der Vereinigten Staaten,
Man hangt sich gemeinhin an das, was
abenteuerlich erzchien in Asiors Leben
ohne sich bewußt zu werden, daß jede sei
ner Unternehmungen von einem genialen
Gedanken getragen war, dcr ungeahnte
Ziele verfolgte und unmöglich Erscheinen
des in Taten umsetzte. Man pslegt sich ihn
vorzustellen als eine Art Lederstrumps
mit Gefchäftsta'lcnt, als einen Jäger und
Trapper, der kühn m die Wildnis vor
drang, mit Indianern sich anfreundete
und es durch Pelzhandel zu immensem
Reichtum brachte. (Nebenbei gesagt war
an dem 20 bis 30 Millionen-Vermögen,
das er bei seinem Tode hinterließ, sein
Pelzhandel nur mit zwei Millionen de
teiligt.) Den mythischen John Jacob
Aktor hat ein die Nachwelt sich ausgc
sonnen, den wirklichen wußten seine Zeit
genossen ganz anders zu bewerten; an sei
ner Bahre standen die angesehensten
Staatemänner, Finanziers und Gelehrten
dcr ersten Hallte ,v;s vorigen Jahr
Hunderts, Denn man wußte uno erkannte,
was heute die meisten entweder nicht ge,
lernt oder vergessen haben, daß sein Wir
ken bahnbrechend und feine ' Methoden
arundlegend waren. '
Niemand anders als John Jacob ,stor
hat den Weg gezeigt, auf dem der ameri
konische Handel aus der Abhängigkeit von
England befreit werden konnte, indem er
se.ne Produkte nicht langer mehr an eng-
tische Unterhändler in New Dork verkaufte.
sondern sie selber auf den Londoner Markt
brachte. Niemand anders alö John Jacob
Astor hat die Hasen Chinas, da damals
die führende Nation im Fernen Osten war,
den amerikanischen 'Seefahrern geöffnet.
indem er sich das Privilegium für das
Befahren dieser Häsen von der East In
dia Company in London persönlich
zu verschossen wußte. Niemand anders
als John Jacob Astor hat den transkon
tincntalc Verkehr verwirklicht und mit
der Gründung von Astoria an der Mlln-
öung des Columbia River den Weg vom
Atlantic nach dem Pacific gebahnt. Mit
der Opferung eine Vermögens allerdings,
aber auch mit einem Wagemut, zu dem
sich erst mehr als sechzig Jahre später
Nacheifern aufzurasse vermochten.
Wissen ist Macht, und dieser von Hause
aus nur mit einem durstige Dors,chulen
unterricht ausgestattete Mann hatte ein
ganz besonderes Geschick, sich Wissen aus
jeder erdenklichen Quelle und von allen
Richtungen her zu verschaffen und dieses
dann im vollen umkanae leiner naiur
lichcn Begabung zu verwerten. Die Le-
bensgeschichte John Jacob Astors wimmelt
von anektodischen Schilderungen dieser
Art Wissenssammcms, das immer in die
Form gemütlicher Plauderei der naiver
nendes Wesen, seine Leutseligkeit und feine
Bescheidenheit im Auftreten, die er auch
Erkundigung gekleidet war. Sein gewin
danx nicht ablegte, ls er zu den führen
de,t und einflußreich' Persönlichkeiten im
Lande gerechnet z werden begann nd die
er big u feinem Lebensende bewahrte, ka
men ' i dabei wesentlich z Hilfe. Er
war c Mann von echter Vornehmheit.
Dies alles ist in dem Buche von Frl.
Gebhard auf Grind gewissenhaftesten
Quellenstudiums i alten deutschen Chro
niken und in amerikanischen Gkschichts
werken mit liebender Sorgfalt geschildert.
Diese liebende Sorgfalt macht die Lektüre
des Werkes so ungemein anziehend, und
sie erklärt sich zum Teil auS persönlichen
Gründen. Denn die Verfasserin ist die
Urenkelin des geschichtlich bekannten Rev.
Dr. John Gabriel Gebhard, der während
des Befreiungskriegs Pfarrer der vorneh-
men Teiitichen Relormierten Kirche m
Nassau Stmt war, durch den Einfluß der
damals in New Arrk mächtigen Tories
seiner freisinnigen Predigten wegen aus
dieser Stellung verdrängt wurde und eine
Psarre in Claverack im Van Rensselaer
Gebie am Hudson übernahm, in welcher
Gegend seine Nachkommen weit verbreitet
sind. Und dieser Dr. Gebhard war der
?ohn des Paltors. in Waldorf am
Scljwarzwald, der die vier Söhne deZ
Metzgers John Astor eingesegnet hatte.
II. M. L.
) THU UFE AND VENTCRKS 0F
TUE OIÜGINAL JOHN JACOB
AS TOR. Iiy Elisabeth L. Gebhard,
autlr of "Thß P.'irsnnasft Dctween
T',vo Blsnor." VViih illuijtr.'itions.
n'rj-an Prlntlng Company, nuilmn,
X. Y. 1913.
An der vom deutschen Bundcrsth
bcschlosscnkn Prägung von Muspieniiig-
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W t n, im November.
Die gewaltigen Eisenfäusie der Last
kräne am Praterufer greifen wieder Über
den grllnschillernden Rücken des Stromes
hinein in die Schiffsrümpfe und heben
Nisten und Ballon an Ufer. , Die Rie
fenhallen der Lagerhäuser füllen und lee
ren sich wieder. Rauschend tauche große
Schleppdampfer zwischen den ranit-
Pfeilern der RcichöbrUeke durch auf Ihrer
eiligen Fahrt nach Süden. Schlote rau
chen nieder, lange, schwarzgestrichene Last
kähne. de Bordwände tief ins Wasser ge
drückt, schwimmen den Strom hinab. Die
Donau ist befreit worden, und die große
Stadt, das Herz des Reiche!, vocht wie
der in lauten Arbeitsfchlägen. da seine
Hauptader nicht mehr unterbunden ift,
Mehr als ein Jahr lang war wie durch
ein wahrhaftes, eisernes Tor die Donau
bei Belgrad , abgeschlossen.' durch den ser
bischen Riegel dersperrt. Den Schlüssel
behielt einstweilen Rußland. Nun haben
die Unseren den Niegel gewaltsam ac
sprengt und dem Strom die Fesseln abge-
nommcn. Deutsche und ungarische Sol-
baten, blanke deutsche und österreichische
Miaiutzrohre fahren auf seinem Nucken
hinab in den Orient, ins Land der
Märchen.
Es ist wie die Erfüllung eines uralten
Bölkcrtraumcs. Die mächtigen Gitter-,
wände der Neichsbrücke erzittern unter
dem gleichmäßigen Tritt von Soldaten,
die hinüber in die Stromauen, zu den
Exerzierplätzen marschieren. .Bald aebt
da herunter", sagt einer zu den dreien an
seiner Seite und zeigt Mit der Hand nach
dem dunstveihangenen Osten, der Porta
ungarica, wohin die hchtarunen Wellen
seit Jahrtausenden in ewig gleichmäßigem
Rauschen ziehen. Sicher einer von denen,
die nicht viel mehr wissen von der Donau,
als daß sie schön und breit und an son
nigen Tagen auch blau sei. daß der
schönste aller Wiener Walzer ihren Namen
trägt, und daß sich in ihren Wellen der
Leopolds- und Kahlenbera und die Stadt
des grauen StefansturmS spiegelt. Und
doch klingt aus der Stimmung des jungen
Soldaten heraus Sehnsucht und Ehr-
nicht. Sehnsucht nach einem wunderba-
ren Erleben, dem die Wasser entgegen-
iromen, und Ehrfurcht vor dem mächt!-
gen, breitwallenden Symbol dieses alten
Reiches. Kein Bolk der Erde ift so tief
verwachsen mit der Natur wie das deut
sche, keines hat eine so tiefe, ebriurchtiae
Freude an seinen Bergen und Wassern,
an Heimat und Wald. Wären unsere
Gcgrrer klüger als sie es Gott sei Dank
nid. so senden ne m dieser innigen Na-
turliebe ohne Mühe die Wurzel dessen.
das sie deutschen Militarismus nennen.
ik im deutschen Einicumasknea der
Rhein zum schininierndne Band wurde,
das alle deutschen Stämme umschlang, so
wird in dieser Stunde, wo sich der Ham
mer des KrieasgotteS zu den letzten ent-
lchcidneden Schlagen hebt, die Donau
zum Wahrzeichen der um tfitc Freiheit
kämpfenden mitteleuroväischen Völker.
Bor fünfundvierzig Jahren sprengte der
unge deutsche Riefe die Kette, die hn
vom abendländischen Wessen absperren
sollte, und befreite den deutschen Rhein.
Heute schlägt das zum gereiften Mann
herangewachsene Volk mit stahlgepanzer-
er Faust das Tor am Donauufer bei
Belgrad ein und erzwingt sich Wegfreiheit
S2SiSiSiSy?SSSSS2S2S3SZS2SiSSSSS:Sl
Aölchicd vom
,V.hü:e unsre Tot n." Wie sich der Feldgraue in der
Fremde heimisch fühlte.
Ein norddeutscher Arbeiter, dcr seit Be-
ginn des Weltkrieges an dcr Westfront
tand und dessen Truppenteil jetzt nach
einem andere Kriegsschauplatz verschoben
wuroe, widmet der alten Stellung In
einc.m der sozialistischen Münchener
Halbmonatsschrift Die Glocke" libermit
teilen Feldpostbriefe folgende Zeilen:
I der letzten Nacht vor unser Ab-
losung hatten die Franzosen eine Tafel
vor unsere Drahtverhaue gestellt, auf dcr
In Ricsenbuchstaben zu lesen war: Adieu,
, . te Dtvilion!" Viele unserer Käme
radcn lachten über die Aufmerksamkeit
unseres Feindes, die- ihm doch jedenfalls
Zeugnis großer Echneidlgkcit auS-
tcllt. Andere wieder wunderten sich, daß
der Gegner über die Truppenverfchic-
bung unterichtet war. In mir erweckte
dcr Äbschiidsgruß von jenseits dcr Front
andere Gefühle.
Ein rundes Jahr habe wir uns gegen-
über gelegen und uns gegenseitig nichts
vergeben. Trotzdem wage ich zu be-
aupi'n: Gehaßt haben wir uns nie! Von
uns kann ich das bestimmt sagen. So
ind wir also fast dn ganze Zeit hindurch
wenn auch nicht Freunde aber doch
Kameraden geblieben.
Ueber ein frisches, noch wenig auf-
geräumtes Schlachtfeld hinweg kamen wir
zu Beginn deS vorigen Herbstes hier an.
a lagen noch Pserdekadavcr, Tornister,
zerbrochene Gewehre, Konsttvendofen und
die hundert anderen Dinge, die auf einem
erlassenen Kampfplatze zu finden sind.
Und gleich am ersten Abend ging ein
mörderischer Blcihagel auf uns nieder.
T:: nächste Tag war ruhig. Wir konnten
ste Stellung fassen. Unterstände nach
den heutigen Begriffen kannten wir nicht
lvanz gewöhnliche Eidiocher dienten uns
ls Unttrschlupf. Dcr Grawi selbst war
notdürftig für flehende chützen ein
gerichtet. Gleich traten Art und Beilpicke,
chaufel und Spaten. Hammer und
Stemmeisen in Tätigkeit, lind diese Ar-
it Nt unsc Losung geblieben. Das
ian,e Jahr hindurch, bei Teg und bei
Äecht. Da galt es znnacnit, unseren
Graben nach besten Kräften für die Ver-
idigung einzurichten. Bei Nacht und
Nebel, in Wind und Wetter huschten wir
Die enlseffelle Donau.
von w. ttrban.
ink Morgenland.
Noch sind der Zukunft Lose verschleiert,
und waS in der Ferne sich bildet, nebelhaft
und dunkel. Aber wer in diesen Tagen
auf die neu belebte Wasserfläche blickt.
auf der sich unermüdlich di Wellen Iräu
r.f fc. . r iv
tin, oern iingi onnj in jciiifm innern
frohe Ahnen auf. Dort da Schiff, das
auf feinem Deck sorgsam ml Wachstuch
verhüllte seltene Fracht trügt, wird mor
gen nach Süden eilen, an der erstürmten
Serbenseste, an Trajans Gedenktafel vor
bei und am verbündeten bulgarischen Ufer
landen. Und dann wird diese Fracht, die
jetzt lautlos auf dem Rücken des Stromes
hinabgleitet, auf den gelben Felsen Gal
livoliS furchtbar leiiendig werden. Und
den Rauchsäulen aller englischen Schisfs
leviathane zum Trotz, die ohnmächtig auf
der blauen Aegäis liegen, werden diese
Geschütze auf sicherem Wege immer wei
ter nach Süden rollen durch das Land, in
dem Milch und Honig fließt. Wenn ein-
mal dort unten an der Grenze Asiens
und Afrika der Freiheitsfchre! deutscher
Kanonen durch die Wüste schallen wird.
dann beginnm in Wahrheit die Mauern
des britannischen WeltgebäudeS in ihren
Grundfesten zu zittern. Dann wird dem
dünkelhaften Volk zu Mute fein, wie dem
Wegelagerer, der .den friedlich Einher
schreitenden überfiel und sich nun selbst
an der Keble gepackt sllblt. Dann mögen
sich die bibelfesten Briten erinnern, daß
ihr Stolz pebrochen wurde in dem Lande,
wo der reinherzieie David den Goliath er
schlug, und am Fuße des Berges Sinai.
uf dessen Spike "in die steinernen Ge
sekestafeln der Menschheit die Wartendes
Gebotes einaearäben wurden ! ..Du fall
;f .wfirm v;pa s '
Noch an keiner Stelle des europäischen
Miegsschauplakes ist dem siegreiwen Vor
dringen der Verbündeten so rasch und
augenfällig der wirtschaftliche Sieg ge
folgt, wie, an den Ufern der unteren Do-
nau. Als die Festungsmauern Belgrads
unter den Granaten zusammenbrachen.
warfen die Heizer aus den ein Jähr still
aelegcnen Donauschiffen Feuer unter die
Kessel, und als die zweite serbische
Hauptstadt die vulaarische Flagge hissen
mußte, schäumten schon die Flußwasscr
unter den nordwärts pflügenden Schau
Mrädern. Soviel goldgelben bulgarischen
Maises als siebzig schwer beladen?
Eisenbahnziiae fassen können, schwimmt
bereits im Stromgebiet von Wien, und
in den rumänischen Häfen füllen sich
endlose Schleppcrzüqe bis unter das Deck
mit Brotgetreide, bestimmt für die Kin
der und Frauen der Männer, die mit
Kalben und Bajonett die Hungerschrankcn
niedergeschlagen haben,, die berechnender
Krämergeist gegen ihre Heimat aufe, 'rich
tet hat. Riesenhaft wächst diesji Krieg
über seine ursprünglichen Ziele hinaus,
und es ist wabrhaft weltgeschichtliche und
weltwirtschaftliche Arbeit, die da unten
Brandenburger, Kurhessen. Bayern,
Oesterreicher, Ungarn und Bulgaren 'ge
keiltet haben. Nickt mcbr allein um die
Bestrafung des prahlerischen Gernegroß
an der unteren Donau stnmvfcn preussische
Marschbataillone serbischen Boden. Nicht
allein die Gier nach dem Besike von Görz
und Tricst lät die Leichenmaucrn am
son?o lich auftürmen. Der deutsche Kauf--
mann sollte in sem-m Kontor eingesperrt
werden. Das unglückliche Serbien mußte
?M5?5iWM2M5M?S525M2?5
Icindestand.
lautlos", gespenstcrhaft vor unsere Hindcr
lung umher und bauten unsere Hinder
Nisse. Wir legten Horchstollen an unk, de
gannen uns einigermaßen wohnlich aus
zustatten. . Allmählich trugen die Ersah
rungcn des Stellungskrieges ihre Früchte.
Unterstände wurden gebaut. Eine Art
immer noch besser und sicherer als die
andere. Alles, zur nächtlichen Zeit.
Nur der Mond war bisweilen unser
stiller Begleiter in der Einsamkeit. Die
Arbeit häufte sich. Es wurden hinter
unserem Rücken Stellungen angelegt. Eine
immer noch stärker als die andere. Eine
Hindernisrcihe hinter die andere. Eifen
und Beton traten auf den Plan. Und
ganz allmählich ward aus dcr Stellung
im ganzen eine Mauer aus Eisen und
Stahl. Schier uneinnehmbar. Heute
stehe wir selbst mit Bewunderung vor
dieser grandiosen Arbeitsleistung, trotz
dem wir inzwischen mit allen Schlichen
und Ränken des modernen Stellung
kriegcs vertraut sind
Die Erinnerungen an zwölf Monate
Stellungskrieg, zwölf Monate harter,
schwerer, blutiger Arbeit, wehen durch das
Hirn. Bald hätte ich euch vergessen, ihr
Vorposten. Wer von euch kennt nickt das
Minenwäldchen, den Postenbusch und den
Wald von L'Eche . . .f'Eriirnert euch be
sonders der kleinen gefiederten Sänz.
!die rm Sommer euch den Dienst verschon
ten. Manchmal schien es wirklich, als
sei der Friede eingekehrt. Aber es gav
auch andere Zeiten. Die Granaten heulten
herüber und hinüber. Keiner schenkte dem
anderen was! Manchen Freund haben wir
i die Erde betten müssen.
Die Franzosen hielten sich immer in
gleicher Entfernung. Sie taten im übn
gen wohl das gleiche wie wir. Erst gegen
Schluß des Jahres schoben sie ihre Stel
luiiUn näher an die unseren heran. Von
da ab schleuderten sie Uns ihre gräßlichen
Minen in den Graben. Auge um Auge,
Zahn um Zahn", galt es auch hier. Wir
zahlten ihnen mit gleicher Münze' heim.
Die Welt rm uns glich sft der Hölle,
.wenn die scheußlichen Bomben .krachten
und platzten. Wir gewöhnten uns auch ;
daran. Wir fühlten uns heimisch in un-j
fcrem Reiche der Gräben. Wir gelogn '
sich mit Schuld beladen, weil eö zum Nie
gel auöersehen war, der den Zugang zur
Bagdadbahn und den Landweg zum Su
ezkanal verschloß, und Italien war be
stimmt, das Adriator zu sperren. Wenn
man von der Wiener Reicksbrücke binüber-
- I I
.4,
sieht nach Süden, dann kann ma die
Tampfwöllchen der Züge der Aspangbahn
erkennen. Jener Bahn, die vor Jahrzehn
ten gebaut, schon damals als kürzeste Bei
bindung zwischen dem deutschen Norden
und Saloniki gedacht war. Eines Bahn
stüeles von kaum mehr als hundert Kilo
Meter nur hätte es bedurft, von der Sud
grenze Bosniens bis zu dem jetzt zu Welt
geschichtlicher Bedeutung gelangten Mitro
witza durch den damals noch türkischen
Sandschak Novibazar. Und doch hat schon
vor acht Jahren, alö Oesterreich und die
Türkei dies, Berbindungsstrecke in Bau
nehmen wollen. England fein schwerstes
vipiomatisches Gejchutz dagegen aufgefah
und unverbüllt mit N?rm!ckknn?n ,,k
Idem Balkan gedroht. Das vrovlietische
gedroht. Das provlietische
Wot Heinrich Heines, alle Wasser des
zeans werden nicht hinreichen, die Blut
schuld abzuwaschen, mit der sich Albion be
laden, gewinnt in unseren Tagen neue un
heuerliche Bedeutung.
Gleichwie'auf dem Grunde des Rheines
die Rheintöchter, so treibt in den Fluten
des Donaustromes das Donauweibchen
ihr Wesen; es hat einmal prophezeit, daß
alle Völker, die von dem Wasser der Do
nau schöpfen reich und glücklich sein wer
den. Dann wäre allen Deutschen Heil
wwersayren und erklart, warum alle deut-
' L?."' '"'5 !?'8
ff&n ?Ämm wi -!. t.t.
, ""M aus cenichenieldern
nach Belgrad
auszogen, der Donau die ihr bei Orsova
auferlegten Fesseln abzunehmen. Denn sie
geyorr erorundiich allen, nicht nur den
Würtembergern, Bayern und Deutschöster
reichern. Rhein. Elbe, Oder vermischen
längst durch künstlich gezogene Kanäle
ihre Wasser mit dem ihren, und auch die
ersten Spatenstiche zu dem Bau der Weich-sel-Oderverbindung
sind schon vor dem
Kriege getan worden. Ueber die mächtigen
Brücken der Ost- und Nordwestbahn- don
ncrn die Eilzüge, die von Bodenbach den
Nord- und Wcstverkehr des Deutschen
Reiches nach dem Süden tragen. Ein
paar Tage noch, und 'die langen, präch
tigen Eisenbahnwagen werden Aufschrif-,
ten tragen, die vem Hamburger. Kölner
und Brüssler Kaufmann wieder die un
gefährdete Reise nach Konstantinopel und
Bagdad verbürgen. So ist auch die Zeit
nicht mehr fern, wo die Wimpel der Han
sastädte und der Ostseereedereien auf der
Tonaufahrt nach Süden und Ostern flak
tern werden. Noch ist der Kanonendon
ner nicht verstummt, aber wir alle füh
len schon, wie sich in den siegreich vor
wärtsdrängendcn Staaten gewaltige
Kräfte regen, wie das schwere Sterben
abgelöst werde wird von neuem, zum
Licht strebenden Leben. Dann mag dcr
mächtige Donaustrom auf seinem breiten
Rücken die Erzeugnisse deutschen Fleißes
nach dem Osten tragen, und deutsche K,l
tur im Morgenland Wege ebnen belken,
wie seine kristallklaren, frischen Wasser
aus deutschen Bergen schon seit Jahrtau-
senden die unendlichen Mais- und Wer
zenfclder der östlichen Tiefebenen be
fruchten. nen es lieb.
Und nun kam plötzlich der Befehl: Wir
müssen fort von hier. Niemand weiß wo
hin. Vielleicht nach dem Balkan, vielleicht
nach dem Osten.
Noch einmal zieht St. A ... an dcr
Oife an mir vorüber. Noch immer sehe
ich die Tafel mit den großen von Frun
zoscnhand gemalten Buchstaben vor
Augen: Adieu. . . . ie Division!"
Allerlei Gedanken schweifen in die
Ferne, in die Zukunft. Werden wir im
neuen Kampfgebiet auch so klänge durch
halten müssen? Werden wir vielleicht . . .
Mir wirb so seltsam zumute, als ob
ich die Welt in ihrer Schönheit nicht mehr
schauen sollte. Aber ein Ruck geht durch
den Körper. Adieu, ihr Höhen an dcr
Oisc! Nur eine Bitte noch an dich. St.
A . , Behüte unsere armen Toten!"
ßroöerte Festungen.
Wie viele Festungen sind in diesem
Weltkriege bisher genommen worden? Wir
viele von den Mittelmächten und Bul
garien? Wie viele vom Vierbunde nebst
Zubehör?
Von den deutschen, österreichisch-ungari
schen und bulgarischen Truppen wurden
überwunden:
5 Festungen in Belgien, nämlich Liit
tich, Huy. Namur, Dendermond und
Antwerpen: '
12 in Frankreich, nämlich Longwy,
Montmcdy. Givet, Laon. La Före,
Maubeuge. Lille, dazu die kleineren
Befestigungsanlagen von Mano- ,
billcrs, Camp des Romains, Hirson,
Quesnoy und Pöronne;
.15 in Rußland, nämlich Jwangorod,
Warschau. Nowo-Gcorgicwsk, Pul?
iusZ, Przasznitz. Rozan, Ostrolenla,
Lomza, ,Ossowice, Grodno, Olita,
Lowno. Brest-Litowsk. Luzk unö.
Dubno;
8 in Serbien, und zwar Belgrad. Sc
mendria, Pozevarec, Negotin, Za
jecar, Knjazcvac, Pirot und Nisch:
40 zusammen. : ,
Diesen umfangreichen Erfolgen haben
die Gegner, wenn man von dem entfernteii
Tsmgtau und ein daar alten Befeihaun.-
gen auf der Spitze von Gullipoli absieht,
nicht! gegenüberzustellen.
Dcr berühmte Kirchenlehrer Jchan
ncs Chryfostomus mußte immer ollein
essen, weil er die Speisen gewöhnlich nicht
bei sich behalten konnte. ,
An den öffentlichen, javanischen
Gärten stand früher die Inschrift: Zur
Unterhaltung dcr Fremden: Hunde und
Chinesen haben keinen Zutritt."