Tägliche Ciimfja Tribüne. Mo tag, den 17. Januar 1916. Der Mann, der die Stadt plündern wollte. i Roman von 2vu vlorsicw. utmiiicne Ucbcriigu,'j niti Noiircgischc vu Hermann .iy. (2. Fortsetzung). .Und das Zimmer der Frau Car sicns, auö dem die Juwelen gestohlen wurden, Iiwt im nördlichen Flügel. Nicht rocchr?" Tas ist richtig. Erraten Sie iiiV ' Nein, ta ergibt sich aus einer Wahrscheinlichkeilsberechnung", erwi derke Krag. Haben Sie das Mae chen verhütet?" Welches Machen?" .Natürlich das Kanimermdchen. Hieß es nickt Akaja?" Aber was für ein Erund sollte denn vorliegen, die orme erschrockene junge Tamc. auf die geschossen wur de, zu verhaften?" Cffen gestanden", fragte Krag, haben Sie nie ein klein wenig Ver dacht gegen sie gehegt?" .Anfangs waren nur alle Dienst boten des Hauptmanns verdächtig. iie weiblichen wie die männlichen. Sie können überzeugt sein, daß alle ikre Gefächer aufö sorgfältigste untersuck't worden sind. Aber wir haben nicht das allergeringste gefunden, und alle haben ihr Alibi nachweisen können. Tas zuverlässigste Alibi hat die Kam merzofe Maja." .Wieso ?" fragte Krag neugierig. Toch ein verschmitztes Läkeln, das gleichzeitig seine Lippen umspielte, ließ ahnen, daß er erriet, was Helge sen jetzt erzählen würde. .Frau Hauptmann Carstens". er widerte , Helgesen : in entschiedenem Ton, berichtete, sie habe sich in ihrem Toilettenzimmer aufgehalten, als der Schuß fiel. Zu dieser Zeit hatte der Tiebstahl noch nicht stattgefunden. Sie hätte eben einige von den Schmucksachen, die ihren Hals wäh rend des Festes geziert hatten, zurück gelegt, alö sie, durch den Schuß auf eschreckt, hinauseilte. Als sie eine halbe Stunde später zurückkehrte, war der Diebstahl eine vollzogene Tatsa ehe! Darum müssen Sie zugeben, daß sich gegen das junge Kammer mädchen schwer ein Verdacht erheben .Das alles stimmt ja vollkommen mit meinen eigenen Berechnungen überein", entgegneie Krag. .Sind Sie sicher, daß Maja noch immer im Dienst des Hauptmanns Carstens steht?" .Das läßt , 'sich leicht feststellen." sagte Helgesen. das Telephon ergrei fend. Einen Augenblick später hatte er den Bescheid: das Kammermädchen Maja war vor wenigen Tagen 'aus dem Dienst getreten. Helgesen war sichtlich verdutzt. Wohin sie denn gezogen sei? Zum Generalkonsul B. auf dem Tram inensweg. Helgesen klingelte auch den c rieralkonsul an. Rein, da kannte man gar kein Mädchen dieses Namens. Ueberhaupt hatten Generalkonsuls schon seit lan gn Zeit keine neuen Dienstboten an genominen. ' .Da sehen Sie's", sagte Krag ist fort. Find! si, da7n lato Sie den einen Faden des Kno- haben Sie den ernen Jaden tens." Krag rückte näher an den Tisch heran. Nun will ich Ihnen erklären, wie das Ganze vor sich gegangen ist. Maja war die Mitschuldige des Diebes. Sie hat durch ihr Verhalten den Tiebstahl ermöglicht. Der Dieb wollte mit beispielloser Dreistigkeit in einem Hause arbeiten, wo es von Gästen wimmelte. Damit der Diebstahl gelingen sollte, mußte er einen kurzen Äugenblick allein und unbeobachtet fein. Und er mußte die Gewähr habcn, daß sich niemand im-Zimmer der Frau Carstens aushielt. So rechnete er: wenn er es durch irgendein Manöver so einrichten kann- te, daß der Wirt, die Wirtin und alle Gäste nach dem südlichen Flügel des großen Hauses gejagt wurden, so würde tr selbst in diesen wenigen Minuten ungestört im nördlichen ar bei ten können. , Darum brauchte er einen Helfer. Wenn Sie sich nun noch einmal te . lephonisch erkundigen, werden Sie sicher erfahren, daß die unschuldige Maja nur einen Monat oder so mm0vztl Dienst des Hauptmanns gestanden ha Maja war beauftragt, in dem Eck falon den Revolver abzufeuern und einen Schrei ciuszustoßen. Ja. feien Sie nicht zu erstaunt! Es war tatsächlich . Maja, , die ge schössen hat. ' Sie hatte sechs Schüsse im Ne volver; der erste, den sie abfeuerte, war blind, die anderen, die noch blie ben, waren scharf. Co hzben Sie auch die Erklärung dafu?. daß ller Revolver auf dem Teppick lag. Das junge Fräulein hatte "ihn fortgeworfen. Ihre phantastische Erzählung von dem ftemden Mann war 'reine Erf!n - düng. Uebrigms eine plumpe und leicht zu durschauende Lüge. !ber sie erreichte durch ihren Lärm ?. lern idas eine: fn alle Menschen hcrbcizuru- I Der Dieb ahm den günstigen Au , gcnblick wiil'.r, als ,ie eine Seite dc Hauses für einige Minuten leer I wurde. jtau (.'arstens stürzte aus ihrem Ziinmcr. Der Dieb ging hinein, stock te die Juwelen zu sich und mischte sich dann unter die übrigen Gasrc. Ich bebaute, Ihnen das sagen zu müssen, lieber Freund, aber die Lö sung klingt sehr einfach". Helgesen nickte. Der Polizeichcf IcU chelte froh überrascht. .Und boch hat die Lösung einen äußerst schwachen Punkt auszuwei sen", sagte Helgesen. Vitte?" Helgeien reichte Krag die Liste der Gäüe oes Hauptmanns Carstens. ie begann mit dem Bischof Mos gaard und endigte mit dem Staats rcjt ct. T. Knold; lauter bekannte, an gesehene Namen. Ich habe gezeigt", sagte Helge sen, daß keiner von der Dienerschaft der Dieb sein kann. Alle haben ihre Unschuld nachgewiesen. Ich gebe zu. daß das Kammermädchen Maja in einem sonderbaren Lichte dasteht; aber wollen Sie wirklich, nachdem Sie diese Liste von angesehenen Männern und Frauen gelesen yaben, zu behaup ten wagen, daß der Dieb unter ihnen zu finden sei?" Krag antwortete ausweichend. Entsinnen Sie sich einer alten Geschichte." sagte er, von einem Diebstahl, der einmal in einer Gesell schaft begangen wurde. Es waren nur die allerbesten Kreise vertreten. Aber der Wirt war ein Fremder, und als er den Diebstah! entdeckte, nahm er keine Rücksicht, sondern ließ alle seine Gäste unter ihren lebhasien Protesten untersuchen." Ja, ich entsinne mich. Es war ein Mann, der .aus Amerika heimge kehrt war. Diese Leute pflegen ja nicht so feinfühlend zu sein." Und bei einer Dame aus der vor nehmsten Gesellschaft fand man die gestohlenen Gegenstände. Der Skan dal wurde vertuscht, aber ganz ließ die Sache sich nicht aus der Well schaffen. Und jetzt weiß ich wirklich nicht, bei welchem Namen ich halt machen soll; aber ich kann Ihnen ver sichern, wäre Hauptmann Carstens an jenem Abend ebensowenig feinfühlend gewesen wie der Amerikaner, so hätte er das Geld und die Juwelen ge funden." Sie äußern da ja einen fürchter lichen Verdacht." warf der Chef der Kriminalpolizei ein. ..Gedenken Sie den Dieb weiter in dielen Spuren zu suchen?" Allerdings." Dann hoffe ich, daß Sie mit der allergrößten Vorsicht zu Werke gehen, sonst kann es leicht einen Skandal für uns geben. Wie wollen Sie diese schwierige Sache angreifen?" 'Es scheint nichts anderes übrig zu bleiben." erwiderte Kraa. .als die der . nach durchzugehen, w-ll m,t dem Bi,chos beginnen. UJW UUIlll vtu wuciui HUjintu Sehr richtig! Und dann den al- ten Professor mit dem weltbekannten Name." Es1 klingt wie ein Märchen," de merkte der Chef. Ich glaube, es ist auch ein Mär- chen." erwiderte Krag Nun gehe ick. Unternehmen Sie nichts vor 6 Uhr, dairn bin ich wieder da." Um sechs Uhr fand sich Asbjörn Krag wieder in der Kriminalabtei, hing ein. Er war in Ecsellschafls kleidunz und ganz leicht maskiert, so leicht, daß seine Freunde ihn km nen konnten, feine flüchtigen Bekann- ten jedoch ihn für einen Fremden Hai- jra rchttir Sie sind schon mehrere Stunden bei der Arbeit." sagte der Poliznches, Haben Sie eine Spur entdeckt?" ... Leider habe ich eine Zehr intcres sante Untersuchung abbrechen müssen,' erwiderte Krag. .Warum?" tkil ich eine Gesellschaft zu fcef chen habe. .Wie Sie sehen," Ah. vermutlich eine wichtige Fa- milienzusammenkunft." bemerkte der ..Nein, es ist eine vollkommen gleich- yiltige MittagsgeMchaft beim Kow snl Virger. Ich dachte, Sie machten sich nicht so viel aus Gesellschaften, daß Sie deswegen eine interessante Untersu- chung abbrächen," sagte der Polizeiche verdrossen. Das tu ich auch nicht." war Kargs Antwort. Wenn inan aber Aussicht hil, den' Mann aus der Oskarstraße ',41: zu treffen, so muß man sich ge- dlJig auch rn eme solche Gesellschas finden. Wissen Sie denn, 10er der rätsel hafte Mansch ist?" fragte der bef, Nein, aber ich weiß, wo ich ,hn zu ,uchcn habe Zweites Kapitel. Asbiorn Kraa, war unter den ernen von Konsul Virgers Gästen. Er wur de dem bekannten Spezialistin für die Schlaskrakhit, Oberarzt Sndoio. vorgeiteüt. uno zwar a:s ,reuno oes flntifulü. titt fiirdick ciitä dem ltonao heimgekehrt fei. Der Oberarzt ließ ! sich sofort mit Krag in ein Gespräch Über den Kongo ein. und der-Detekiill s,ik r,rf, !wn,ik,i. ins Blaue feinem unbestimmte Antworten zu geben. Er W. d Wochenrechnung zu bezah war froh, als nach und nach die an' le". Alle Montage! Die Mutter sulift, nfmivn. ff war hielt peinlich genau Darauf! Nun deren Gäste sich einsanken eine Herrengesellschaft. Krag kannte diese Abende bei, Kon sul Birger. Sie begannen mit einem auogkieichneten Essen. Die Küche in öcm Virgersl'en Haufe war bei allen Feinschmeäcrn der Stadt berühmt. llles war ftl,r stilvoll. Zum Ef,en wurde am liebsten nur Champagner getrunken, so daß alle bald in die rich- ge Stimmung kamen. Gegen 11 Uhr pflegte das Essen be- endet zu sein. Man trank Kafsee und plauderte ein werng bis gegen yalv Zwölf, und dann wurde der Whisky gebracht. Die war das Zeichen zum .Beginn es eigentlichen Festes. Das beißt, ein eigentliches Fest war es kaum. Die Herren nahmen Platz um die kleinen Tiiche. und die Kar- ten kamen zum Vorschein. Konsul öirger verkehrte nur mit geurnen Spielern. Er selbst hatte, ohne ei- gentlich reich zu sein, ausgezeichnete' lzunnahmen, die ihm den uxus er aubtcn. seine Spielleidenschast zu siegen. Er war einer von den denen Spielern der Stadt. Fast alle Spiele waren bei ihm beliebt, am meisten je- doch Poker. Diese Schwärmerei für Poker hatte er aus Amerika mttge- bracht, wo er eine Zeitlang gelebt hat- e, und sie nie wieder abgelegt. Viel- leicht hatte er's auch nie ernstlich ver sucht. Poker war seine Abwechslung. Die Spannung bei diesem Spiel er frischte ihn nach den ermüdenden Ge schäften. Konsul Birger spielte durch- aus nicht des Geldes, sondern nur der Spannung wegen. Aber um diese Spannung zu erzielen, war es doch nötig, daß der Einsatz eine gewizse Höhe erreichte. Daß Gewinn und Verlust zwischen einigen Tausenden hin und her schwingen konnte, berühr te diese Herren nicht sonderlich. Die Spielregeln waren ini übrigen sehr streng. Eine der Hauptregeln war, daß "das Spiel um halb Vier zu Ende fein mußte. Punkt halb Vier, und keine Minute später. Birger hatte seinm regelmäßigen Spielabend in der Woche. Meist Sonnabends. Es kamen nicht immer dieselben Leu te, ober einzelne gehörten doch zu den tammaauen. das waren feine nach- :en Freunde. Gerade die waren heute ;ICH ?TlUllUl. VJllUWl. IHV IVUllll 'f abend beisammen. Die Frau Konsul. ! y ,- ,t rsw ,mMm. " " . eine so ausgezeichnete Wirtin war, ließ sich an diesen Spielabenden nicht ftben. sondern blieb m ihren Zim mern. Der Konsul war kinderlos. und das war wohl auch der Grund, daß er in seinem Heim von Zeit zu Zeit Zerstreuung im Spiel suchte. Re- staurants besuchte er nie. Nach und nach versammelte sich al- o die Epielqesellschaft dieses Aben. ! er vorneymne wai war cjfenvar c imge Professor Winzer, einer der e- rühmtesten europäischen Kenner der allen Sprachen. Es war ein vielge- reistersehr liebenswürdiger und leb hafter Herr, der sich mit jedem ange nehm und geschmackvoll zu unterhal ten wußte. Dann war da der Grund- stücksspekulant Direktor Greffen von dem man den einen Tag fagte, er sei Millionär, und den anderen, er sei arm wie eine Kirchenmaus. Ferner Dr. Phil. Birkelund, ein Sohn des alten Professors Birkelund', Haupt- mann Stangen erg, ein flotter, reicher Kavallerieofsizier. der, Komponist Bm ge, der einmal in grauer Vorzeit eine Oper komponiert hatte und seitöem von seinem ererbten Vermögen lebte, und endlich Asbsörn Krag und Kon- sul Birger selbst. Bevor dre Türen zum Spnsesaal geöffnet wurden, nahm Birger Der anlassung, im Flur ein paar Worte mit Asbiorn Krag zu wechseln, die erkennen ließen, daß die beiden alte Bekannte waren. Ich hoffe, dich öfter bei mir zu eben," sagte der Konsul. Ich habe gar nicht gewußt, daß du dich für ein tüchtiges kleines Glücksspiel rnteref- ierst." Ist auch eine neue Leidegschaft von mir, meinte, ttrag; .was rn autr Welt soll man in dieser langiveilrgen Stadt anfangen? Ich muß nun mal ein bißchen Spannung haben. Sonst werd' ich Morphinist." Aber warum willst du nicht, daß ich dich unter deinem wirklichen Na men vorstelle?" Tos weißt du doch von früher. Ich wünsche unerkannt zu, bleiben." Gerade unter diesen rech!scha??e nen Menschen," erwiderte 5lraz mit drolligem Augenfunkeln. .Was wür- den sie wohl sagen, was meinst du, wenn sie auf einmal erführen, daß du einen Privatdetektiv in deinen Spiel klub eingeführt hättest? Sie würden milidksienS denlen. daß du einen merk, würdigen Geschmack haben mußt.". Jliin," ntgeznete der Konsul eif rlg. sie würden sich sehr dafür in teressieren, dich kennen zu lernen, be sonders wenn ich ihnen von deinem glänzenden Coup erzählen würde, der den Ansang unserer ä:kanntschJst b:I dete." Jsktsezurz folgt.) Der Gluckegrojchen. ,2kiz,ze von Evgcn Staune,, 1 2o eilig sie es auch hatte, zum ladtbahnhof zu gelangen und in die Mu,iks,unde zu fahren, sie mußte st noch rasch inö Milchge chaft ge- pana Armgaro oier am adenlisch, die Notenmappe am Arm, und t tut das herausbekommene Kleingeld' in das kleine unbequeme Geldtäschchen. Die in aller Eile- zusammengerafften Handschuhe lagen ans dem Laden tisch. Die mußte sie im Weitergehen geschwind noch nstreijcn. Und dann am Bahnhofsfchaltcr das kleine nn bequeme Geldtäschchen wieder hervor kramen? Ach nein, einen Groschen ivollte Armgard liedcr gleich in den Handichuh stecken. Und da war ja auch ein noch blanker, neuer. Axpc titlich war's darum 'doch nicht, aber Armgard .nahm den Groschen in die Lippen steckte das Geldbeutel chen fort, ergriff die Handschuhe, aiurmelte ein Auf Wiedersehen", eilte von dannen und begann .rasch ihre Handschuhe anzustreifen. Auf der SuaHe wurde gebuddelt. Aller lei Bohlen lagen da übereinanderge schichtet. Wupp da sprang der Groschen aus den Lippen heraus, ichlug' auf den Asphalt und rollte da von, eine ganze Strecke, dann bog er rechts ab und verschwand un ter einem Balkenungetüm. Armgard hatte den entrollenden Groschen genau mit den Blicken verfolgt, denn ein büßen wollte sie ihn keineswegs, aber da sprang eine schlanke graue Gestalt voraus, bück: sich, griff mit der Hand unter das Balkenungetüm, richtete sich empor, kam grüßend auf Armgard zu und hielt zwischen Daumen und Zeigefinger der deyand schuhten Rechte" den Groschen. Da ist der Ausreißer, mein gnädiges Fräulein." Sehr, sehr liebenswürdig", lachte Armgard, daß ihr die Grübchen tief in den frischen Wangen standen, ich danke Ihnen herzlich." Ein Pracht ierl, dieftr Feldgraue. Ein Sani läksfcldwebcl, schlank und biegsam wie Weidengertc, dabei kraftvoll, ein rötlichbrannes Schnurrbärtchen über den vollen Lippen; schmal das Ge ficht mit der kühnen Nase und den blitzenden Auger von unbestimmba rer Farbe. Der Feldgraue hielt den Groschen noch immer in der erho denen Hand. Es war auch wirtlich ein zu apart-wunderhübsches Gesicht, das ihn da anlachte. Eine Astra- chanmütze saß schief und glänzend ' . , - , . ft dem cbcni'iizend schwartn - .-chu-terkragen aus de. selben Pelz, lag vornehm über der schwarzen ITuchjacke. Man k.?nnte beinah meinen, eine reizende polnische Komteß stand da in der grauen' Großstadlitraße. Nun streckte Armgard lächelnd die Hand aus. Und der Feldgraue legte den k röschen hinein. Ter Glücksaroschen". sagte er balllaut. Glüäsaroschen? Wie so?" , Ein feines Rot' stieg in das schmale M anergesicht mit der küh nen Nac. Nun :ian sagt in Berlin so wenn man einem einen Groschen schenkt." Schenkt?" Armgard lachte sich wieder' Grübchen in die Wangen. Soll ich Ihnen den Reichtum schen Darf ich. jai Als Glücksgro jchn? Damit Sie heil aus dem Fel-- wiederko 'men." . Er nahm den Groschen. Hier in das Täschchen leg ich ihn. das trag ich immer in der linken Brusttasche. so ruht der Glücks- ',ex auf meinem Herzen. Ja, ich gehe nun wieder Hnaus." .Sie waren verwundet?" Ja. Beinsckuß; bei Chokm. . . . Aber die Wunde ist tadellos ge heilt." Stf behüt Sie Gott", sagte Armgard herzlich aus Wieder!-h,-n!" luf Wiedersehen", grüßte auch der graue Hel'u und schritt da von. . . . - .' Armgard kam es zum Bewußt- sein, wie seltsam das doch war: zwei völlig Fremde grüßten sich Auf Wiedrsehen". Vor ihr federnden, ganz leicht wie genden Ganges, schritt der schlanke v iatsfeldwebel Jede Wiedersehensmöglichkeit war ausgeschlossen. . . Dabei emp fand Armgard plötzlich ein leichtes Wehg.fühl. . .Tollte ihr Herz wirk lich erwachen? Sie. die Sechsund zwanzigjährige, so sprühend tempe ramentvoll aussehende hatte noch nie geliebt. zur tiefsten Bekümmernis il.rer Mutter. Lächelnd war sie ott der Liebe, an den Männern vor beiaeschrittcn . . . Armgard schul te'.ie über sich selbst den Kopf. Und jetzt tats ihr leid, daß dieser da so rasch, ohne mich nur seinen Na- mn zu nennen, dällongeschriitcu war? Und ni.. nie wurde sie ihn iedccsehen! Tinn wie sollte das möglich sein? Ei., freier Plgk tat sich zur Lin- keir- aur. ein Schmuckvlat. und der Wind saustc wild iwrüber. Gar ienarbeiter büdrelten au-f dem Platz hoben Blumenstücke aus dem Erd reich um ne über Winter ins uarm ihaus zu bringen. Die letzen hohen ,',en. Ein paar Blüten !oaren abge brochen und trieben über den No. sen ivie flto'j Tropfen dunkeln Blu tes. Hui kam wieder der Wind bah'., ein richtiger Wirbelwind, wir bel' eine Dahlienblllte hochauf und trieb sie dann mit bösartig wildem Stoß davon. Auf die Schulter des Feldgrauen fiel die rote Blüte, rollte an seiner Ar'.st yerao. ,o vag er ,,e mit der Hand auffangen tonnte. Jäh wl.ndtc er sich und kam freudestrah lmd zurück. O ich danke Ihnen, ein letzter Blumengruß, wie lieb von Ihnen." Armgard woute zürnen, wie konnte er d.nn denken, daß sie ..Aber das tat, der Wind, der rahm die Dahlie und warf sie Ihnen nach. Er lächelte und beugte sich ein we- nh zu. ihr hin. Sie befahlen das oem Wind zu in?" ..Was mochten seine Augen nur ür eine arbe aeben? Und in diele Auaen hinein brniU man nichts Unliebsames sagen. Wenn Eic wollen 1a . gao Armgard leise zur Antwort. Dann vrek icti mir die ,u.amie und lea sie mm Gliicksgroschen. Ich hab ja niemanden aus der gan- zen Welt, der mir sonst eine Blume iim. Niemanden? Nein, ich bin der Letzte meines L Z fC-. ZJinH" klamme-. .Viiwrnuu vuu uynii , stellte : er ' sich vor. Als kleiner Junge schon verwaist. . . Waisen- haus . . . Zum Ossizure kein Wtw. .Ä so ins isamtatskorvL. . . Ahn wenn ick ient drausien bin. hole ich mir hoffentlich den Offizier. . , .Freilich wozuk Besser ein Grab da draußen. Wenn ich wie verkomme 's ist keiner hier, der mich begrüßt, sich auf mein Kom- rnen freut Armgard Ezler lachte nicht meyr. sie stand still unter der alten blattlosen Ulme, von deren Zweigen ein müder Tropfenfall ging. Das .bene: im Grad b daranen chnur ihr ja 'ns Herz. Herr von Schat ich ich werde mich freuen, wenn Sie wieder- kommen innig freuen" , Bei Gott wahrhaftig? Und ich dürkte Ihnen schrei ten?" Sie nickte die Grübchen er ckienen wieder sie griff in die !0cusirtafche und suchte darin her- um. Endlich zog ne eine iuiiiicn karte hervor. Erdmann von Schott las: Ärmgard Erler. Berlin-Pankow, Mendelstraße ö . . . Ich danke Ihnen, danke .Ihnen mnia' , aale roinann m ne nem Herzensto,n. Sein Bick fing sich plötz- licu an der Musilmappe zeu. 'le mö Kunitlerins Ärmaard bekam einen Todes, chreck. Die Gesanasstundt die hatte sie' ja zanZ vergessen! Und Professor Meschert schalt o enl etztlch, wenn man zu spät kam. Ich studier noch Gesang, ja uf meine alten Tage." Der Humor kam ihr doch wieder. ,Wieso?" fragte Erdmann und be griff nicht. ' ,Jch bin schon sechsundztmnzlz." .Da bin ick doch noch ein Jahr älter", segle Erdmann ganz stolz. . . Nun war der Baynyos erreicht. . . Also Abschied. . ., ' Nun hat der GluckSgroschen doch Glück gebracht." Seine Stimme zit terte von tiefstem Gefühl bewegt. Mit beiden Händen umspannte er chre fre-.e Hand und zog ne nayer bis auf sein Herz. Das schlug in wilden Schlägen gegen den feldgrauen :ock. .Bald schreiben, ja?" Armgard iel nichts anderes -ein unter dem Druck des Abschielnehmens. Bald za immer! Er konnte seine Blicke nicht loslö- sen von ihr. ' Und wenn ich wiederkomm 5' ie nickte ibm i.ur zu. sie konnte nicht mehr sprechen; in ihre Augen sprangen zwei glühende Tropen . die ersten Tranen ihres Lebens. ' Da riß er sich zusammen, strass, stramm, soldatisch salutierte Sie eilte binnn m den Bahnhof. . .Noch einmal winkte sie zurück dann lief sie die Treppe hinauf. . . ?.wolf Taae des öemgens und Banaens. dann kielt Armgard einen Brief in der Hand, einen Feld- postbries. Armgard las uno oeiam ein Gesicht, rosig, leuchtend, wie itansdarem. Die Mutter lab erstaunt vom an, dern Fenster bei ihre Tochter an. Araa, von wem ist oenn ver cu:k? z. ,. t In unbezähmbaren Jubel kam es ber die roten Mädchenlippen: .Von Erdmann von Schntt, von mei nem Erdmann." , Die Mutter fragte nichts mehr sie lächelte leise; sie wußte ja. einincil einmal doch kommt sie in jeoes Menschenleben, die so bitter sein kann und die doch so süß ist rie Liebe. . ' Der Vorgang des Schmeckens wird durch, sogenannte Schmcubecher vermittelt, die iw der Mundhöhle als Ausläufer eines bestimmten Nervs (Nervus glossopharyngeus) in der Schleimhaut verteilt sind. Italienische Sjiiihcrfnrcht. 1 ('kbaiilichcS ihislllrchkn in drn Tpalten dcr römischen Tnbima". ' Um Satiren über die italienische Tpähcrfurcht zu schreiben, bedarf eS keiner großen Anstrengung; man findet den Stoff dafür von Tag zu Tag in den Blättern Italiens sel ber, und manche dieser Meldungen hinterlassen den Eindruck, alö mach ten' sich die dortigen Zeitungsschrei ber trotz Krieg und Ausnnhmczu stand über ihr eigenes Land lustig. Dem skeptischen Eharakte; der Jta liencr wäre das schon zuzutrauen. So bringt die römische Tribuua ter der Spitzmarke: Ein Vulkan chcn für einen Späher gehalten!" folgende absonderliche Nachricht auS Bologna: Um Mitte Oktober wurden im obern Reno-Tal, längs der Bahn linie Florenz-Bologna auf einen. Berge wiederholt Feuererscheinungen mit starken Geräuschen verbunden, besonders am Abend, Wahrgenom men. Auf gewisse Entfernung halte man den Eindruck, als werde da oben Feuerwerk abgebrannt, und in der Bevölkerung der . benachbarten Apennindörfer verbreitete sich rasch die Kunde, daß in der Lergeinsam keit Späher ihr verräterisches Un Wesen trieben und dem Feind die berüchtigten Lichtzeichen für irgend welche heimtückische UeverfäUe gäben. Selbstverständlich ichickte die Polizei behörde ihre Mannschaften auf Su che, und brummend und fluchend kletterte eine Gcndarmeriestreifwache im Düstern auf den holperigen Zie genpfaden zu dem verdächtigen Gip sei hinan. Die Häscher hatten Glück, denn sie sahen, als sie näher kamen, nicht nur Flammen und hörten Entla düngen, sondern entdeckten auch drei Gestalten, die sich offenbar mit den Feuererscheinungen beschäftigten. Die ses verdächtige Kleeblatt verhaften, war das Werk eines Augenblicks; die Leutchen ließen es ohne Widerstand geschehen, und behaupteten nur mit der größten Dreistigkeit, die Feuer erscheinungen kämen von selbst aus dem Äoden, und sie hätten nur aus Ncugierdh zugeschaut. So etwas glaubt natürlich kein .rechter Gen darm; die Streiswnche schleppte also die Verhafteten zum nächsten Ge richtsrat Bergato, w-ihnen, der Pro zeß gemacht wurde wegen ' Veraehen gegen den Ausnähmeerlaß über Licht sianale. Der Amtsrichter untersuch te" die geheimnisvolle Geschichte gründlich, kam zu dem Ergebnis, daß die drei Verhafteten unschuldig waren, daß die geräuschvollen eu rrerscheinungen ohne menschliche Bei- Hilfe aus vulkanischer .atigreil im Innern des Berges herrührten, und sprach die Angeklagten frei. Nun alaube man nicht etwa, ein deutscher Spötter habe den Schwank von dem für einen Späher gehakte nen Vulkanchen erfunden; sie steht vielmehr genau so wie oben in der Tribun vom 31. Oktober mo n. Ehr. Es erscheint hohe Zeit, daß hie Italiener Frieden machen, sonst verlieren sie auch noch das Restchen Verstand, das ihnen D'Ann'.mzio ge lassen Hat. H ! Ein Zcitiings Geburtstag. Am 1. November d. I. feierte die im besetzten Frankreich erscheinende, in französischer Sprache geschriebene Gazette des Aröennes" ,yr einzay riaes Belieben. Aus kleinen Ansän gen geboren, hat sie sich in kurzer Zeit von einem Wvchenvian zu einer jetzt wöchentlich dreimal erscheinenden großen Zeitung mit einer das erste Hunderttausend übersteigenden Auf- lagzisser entwickelt. vt azenc oe Ardennes" bringt Artikel und Ta gesnachrichten über die militärischen und politischen Ereignisse und ver sucht, in einer stets zachiichen, mayr heus.nfittmn und vornehmen Weife ihre Leser über Ursachen. Verlauf und Folgen des Wettirieges ausu klären. Außerdem enthält sie eine laufende vollständige Liste der in Deutschland untergebrachten franzö sischen Kriegsgesangenen. .er wur dige Ton. das gediegene, selbst von der Pariser Presse wiederholt aner kannte Französisch sowie daS reich haltige interessante Material haben dazu verholfen. der Gazette nicht al lein im besetzten Frankreich, sondern auch im neutralen Auslande einen weiten Leserkreis zuzuführen. Durch die Lektüre einer objektiven, auch deir französischen Wesen. Rechnung tra genden Zeitung kann bei den vielen Tausenden der. in Deutschland unter ntbrc&.tm eranaenen iegl uno iur spätere Zeiten diel SuteS geschaffen werden. Besonders sur die vielen deutschen Arbeitgeber, in deren Be irifhm krieasaefancene beschäftigt sind, empfiehlt es sich daher, die.Ga zette des ArdenneS' den kranzopscoen Gefangenen zugänglich zu machen; diesen selbst dürste die Zeitung um so willtommenmer sein, als sie auch Lokalnachrichten Ms den besetzten Gebieten bringt, die der Gefangenen sonst verschlossen bleiben.- Die Graudenzer Garnison habe lanae den Vorzua. nicht .alle 'sünk sondern nl!i drei Taae ein rot j für den Wann zu empfangen. Unsere Schniltiillifler-Gffellc ' GediegkiikS Straßkilfleid Die Herstrllung bei fiilcfcn silcibi kr fordirt zwi ,chittmust. !llie et hier lk.eigt ist, wr zur !t!rrvkdug .honey. comb" gkwiirftltr Wollstoff gelangt. Tie Wkstenlelle ud da Noctpanel sind weiße Ckkg?. MnschNtc. Giirtcl und Krc,gcn kilcn, wie auch die kle!'n lliwpse, schwcir , :' . . , l r. ' 1'!" ' t l. L .i arnt. zaä iuno iuri u in- allen MoS?s,ossn, vki::kr.,lich auch i'i cidk und Popliü, mli rtyn oder Mc .'.llsiofs aKÄei.'.!:c!-nz ai!isütz?:n. Schn!U ranfter sind 5??. in Olfcfien vo.i VA-r-U S5ti!f;::.l:e, i'i. 1"A in H'.ÜP.! von 22 '- ?".i.lN!.:!'e cr!f?(Kirf. .-i! flan,'.:n ct'nr: sind 7Z Aird Aal:üül oil tttil ersmd-.ri".-). ?cf!kKan,Z?InwkiIngkn: . Diese Mmr weiden an k?r. eine atrciie tenn iii;tnM:nst d?Z lrstie a schickt, SKiiff qrb 'limrn'r nn trcne ;mü die soll? i"?!! deut 'iit ni 'ist ttrf (f " i'"' 10 Een an scdcS bcWie finster ur. da? ' Omaha Tribüne Pattern Dep) i3ii Hsm d et. ' im v v v. rv . yw piStii.:.vr r ' - - . 4 1 1 "', ' . 1 J tmt -1 MUT 'I f . 1 Al ' . i s . X j V : : r 'S H tu " & 8 S H i 1 et . 1 s : u S5 4 I u) Motfcnicn nls Iniifontf. In SUdungarn gibt es eine Hü hende deutsch evangelische Gemeinde Liebling, die unter Kaiser Joseph II. gegründet wurde. Als ihr Name, dem ungarischen Ortsmagyarisierungsge setz zum Opfer zu fallen drohte, nahm sie sehr nachdrücklich dagegen Stel lung, und der Hinweis, daß Kaizer Joseph der Gemeinde den Namen ver liehen habe, um dadurch feinem be sonderen Wohlwollen ihr gegenüber Ausdruck zu geben, hatte in der Tat die Wirkung, daß das Maftstätege such um Belassung des deutschen Na mens in zustimmender Weise erledigt wurde. Dem Pfarrer dieses Ortes.' Michael Reiser, wurde nun "gerade während der Anwesenheit des Feld marschalls v. Mackenfen in Südun garn ein Junge geboren, und er bat den Feldmnrfchall, bei ihm Patenstel le zu übernehmen. Mackenfen ging in der freundlichsten Weise auf duft Bitte ein und fand noch Zeit, dem glücklichen Vater einen Brief zu schiei den, dem südungarische deutsche Blät ter folgende Stellen entnehmen: Euer Hochehrwürden wünschen, daß ich bei dem Ihnen am 12. ds. Mts. geborenen Sohn eine Paten stelle übernehme. Ich bin dazu um somehr bereit, als der 12. Oktober der Geburstag meiner Mutter ist und diese durch Gottes Gnade und zu meinem Glück am Tage des Erschei nens Ihres Söhnchens in ihr 90 Lebensjahr eingetreten ist.. Fer ner: .... Möchte der Sonnenschein, der mit dem Neugeborenen in Ihr Haus gedrungen, i , diesem erhalten bleiben und Herwa t zur Frude sei ner Ellern zu einem Mann sich ent wickeln, der mit seiner Tüchtigkeit fei ner deutschen Abstammung allezeit Ehre macht! Gott befohlen! Euer Hochehrwürden ganz ergebe ner , M a ck e n f e n." Glosse. Meist ist der ,!, hungrigsten, der den andern flush' gern möchte. . i tx sr i L v, ' 4 tl ji