( Y kögliche Omaha Tribune I 1 I ' I . tfxfXJ'Jr,fMFfxMfJrJ'J'ffJ: er Sszl an der w Rriegsorlebttissc von Anton WVWUWVWAWVWJWWVA Folltt inS Knrgsgbiet. Mit einem Passierschein in der Brust. .tasche, bet am oberen !!ad den dunkel roten Streifen des Stellvertretenden i$t neralstabs trug, und einer tiefen Tak tariert im Herzen dafür, daß mich ein gute! Geschick unter die Wenigen gestellt Katte, die das Wunder unseres siegreich lämpfcnden Heeres im flandrischen Lande und die Schrecken des gewaltigsten Krieges der Weltgeschichte schauen durften, fuhr ich in den letzten Märztagen am Sichern ent lang von Frciburg bis Jtöln. Der Schnellzug raste, und ein strömender Landregen peitschte und irisch die Fenster. Beim Aussteigen im !gahnhof in Zlöln fiel mein Blick zuerst auf ein Dutzend Soldaten 'mit gewaltigen Barten. Sie waren wie aus dem Lehm gezogen und mußten geradeswegs aus den Schützen- ' graben von Flandern kommen. . Nur einer hatte sich Zeit genommen, seine Stiefel glänzend schwarz wicksen zu lassen. Sitz iah überwältigend komisch und zugleich rührend ans. In Aachen lief; ich die alten Aaudenk mäler der Kaiserstadt Baudenkmäler sein mit) legte mich früh zu Bcti. Strahlen der Sonnenschein wecke mich am' anderen Morgen. Born Speisewagen ans, in dem ich aus der Weiterfahrt pech Brüssel der einzige bürgerlich gekleidete Mensch war, . 1 ? l' t ' 't' 'yö M wi.'s ?) ' . ' " . 7 ",V , i ') i hS K' "l-U f 7 '-v'l ': 1 i k " e 7 v ' ' ' , V 1 t Hi UK 'S f i 1 f 'i' i K' -K V; ' iH ' - i iWUli i ,'jr 45. : , . t . - i' '. r f :&Hsjjhl tt ,j , i; vl ''',;,- v . , , i x i M 4.t' - : ' i . J" ' , ? . ib . i v'WS rv, ß $ y f" " r ! ',-" , l ( s ' ('''-' 5 4 ' ' . ; f-- ,.;? I tft i f Z&v ' J ? . " ' ' ' l l -36 ' ' r it ' "'?.r'' ftfi' f . s .'5-! Z ' ' v ' x t ' l v i r"" 'S v V 3 ' , ; ; :': y s-- Cii 1 . i - ki. 5 1 ' , y. . , . 4 . ,. ' : . p ' & Der Brlftied sah ich die ersten zerschossenen Hauser und Fabriken' aus der Aufmarschlinie aus den Augusttämpfen, nach Lütticki, Aber über all war der Schutt weggeräumt, die Fel der sproßten und die Wiesen grünten. f.. Die Sonne lag über der Welt, ,und das i Malerische hatte das Schreckliche aus den : Ruinen verjagt. Das waren keine Zlriegs- .'wunden mehr, das waren nur noch Kriegs- narbeni ' Selbst Löwen mit dein zerstörten I Stadtteil, der vor den Fenstern des in die Bahnhofhalle einfahrenden Zuges auf- i taucht, machte mit den wohlaufgeräumten Fassaden der zerschossenen und ausge ? brannten Häuser und den geschäftig zwi J I scher, aller geordneten Zerstörung hin- und hergehenden Menschen einen merkwürdig unwahrscheinlichen Eindruck. Von Lüt- tich sah man gar nichts als den Bahnhof mit den neuen deutschen Inschriften an 12, den Stellwerken und auf den Bahnsteigen. lnj Der Zug schnaubte jetzt eine Strecke lang , Schmer bergauf. Aber dann ' ging ein , vollen und Rennen los durch das Herr i liie, lcichtbewegtc Frühlingsland. Ueber allher, leuchteten Dörfer und Städte, und .Vytübet den breiten Bodenrücken lagen die ?! -grünen Teppiche mit dem neuen Brot des i zhres und die frisch geeggten braunen l l'Hsätx mit der luftigen Krunie. Man U wußte jetzt, wo unsere Männer steckten . j und unsere Pferde. Iir der Heimat, wo J 1 bic Knaben mit den Greisen zusammen !,',, Acker fuhren und an dem Pflug zwei Kühlein ziehen, sah es noch nicht so gut 'i aus wie hier. - " . - In Brüssel stürzte beim Aussicigen aus ', dem Bahnhof eine Bande kleiner Gassen . jungen auf mich los. Ein alter Land- ituyner, der die Wache am Bagnhoföaus gang hatte, wollte die Gesellschaft ans einander jagen. Aber so etwas an Deu felei, wie die kleinen Kerk von liöchstens .!hn bis zwölf Jahren aus den Soldaten ivsiaMpnen uno gciicrien, yaoc ,ai , ,) meinem Leben nic!?t gesehen. 3 Ein guter Geist führte mich i.'ld wieder ,;um Wahnhof. 'An einem Tisch im ipeisesaal saß ein älterer Offizier, Tort setzte ich mich uchhin und bestellte Tee Ynd Kuckcn. Kuchen war nun aöcr ge. ' Üai nickt mehr zu haben. Als ich mich .1 ' ' Uns iltJilUll' S-t !. bcin (l'il'lltUMIftli H Hifii' hf fU'.illt- ttni ;Jhj!'k"'' ninon . 11 10 . u i't m 1 , i4(i ivi ,'n!H". l'cviaii ijiüii.ei), clullijilll. ( jjjiiliinu besann, gab der Offizier, dem .Ncllner einen Wink. Der ging und brachte mir nach, zehn Minuten einen Pfannluchen mit eingebackcncn Acpfcln, bon schlaraffi schern Umfang. Unterdessen hatte der Offizier, ein, Hauptmann aus mir her.' ausgebracht, daß ich zur ....tcn Armee ging. Donnerwetter, das ist ja großartig, da müssen Sie, mich besuchen!" Die'Jrcude glänzte aus seinen guten kleinen Augen in dem grimmig verwctterten Gesicht. Er pries den Kriegals eine herrliche Sache trotz aller Schrecken, als, einen neuen Le benscrivecker und als einen Freund der verwöhnten Menschheit , , ; Sehen Sie,", sagte er,, da draußen vor dem Feind ' wird man ' wieder, ein Mensch, ein anständiger Mensch. . Weiter braucht inan's gar nicht zu bringen" Der Hauptmann sah gar nicht aus, als ob er je einmal zu den unanständigen Menschen glhort hatte. Seine Augen waren blank und fest. Aber ich verstand, was er sagen wollte. ' Er meinte die un- oetfaiiqic Auirilyttgleik uno m unge störte Empfindungsfähigkcit da draußen müßte allen Kulturollnlcl und alle RuU turliige jjon uns abwa schein Wir werden wieder Menschen unter einander". Aus diesem Gefühl heraus hatte er mir kurzer hand den'ungeheüren'Pjannkuchkn bestellt, 'H & ? v - ' I, ''if r J: i s i'f . r. , (, ;i f - 5 f' 5- ' f ?'5 r. , i" - . .-.t-. -tg-t, .. , ; "i lVJ-f 2 ,rKzV -lä -' fJ!'- 1 - 5-'" - , l f 44 d i ' - j -, ? l ' ,,l,!'f i'. 's -.,' - A : h - , . f l -xv't sä 3T' -- T'f, . ' in Gen.. sozusagen verordnet, und als ein Zeichen unserer raschen Freundschaft auch bezahlt. Ich dürfe ihm. das bat- er sich aus, den Gegenwert an Naturalien erst zurücker statten, wenn ich ihn besuche in seinem bombensicheren. Unterstande vor Nieuport. Auf ein Stück Papier zeichnete er mir einen genauen Plan, der mich von West t'öe aus zu seiner Batterie bringen ! mußte. Ein Militärzug mit Güter- und Per sonenverkehr holperte vom Brüsseler Bahn hof nach Westen - und brachte mich bei Einbruch der Nacht durch die immer ein töniger werdende Landsmaft nach Gent. Nur" der vom silbrigen Wasserdost und von schönen lichten Abendwolken erfüllte Himmel wurde immer weiter und gewal tiger und ruhte bald wie eine durchsich tige Nuppel ringsum auf dem flachen Weidland mit den dürftigen Pappeln und den geraden Wassergräben, in denen sich das weithin ausgegofftne Licht spiegelte. Der Belfried und die anderen massigen Türme von Gent standen , dunkel gegen den hellen Westen. Zwei Genier Advo kaien machten schleckte Witze darüber, daß täglich nur zwei Züge zwischen Brüssel und Gent verkehrten seitdem dc;s,and besetzt sei. - Ein junger demscher Kauf mann antwortete ihnen trocken, wenn die Teutschen das belgische Heer nicht aus dem Land gehauen und daran verhindert hätten, mit wilden Zügen ihren Krieg zu führen, dann würde man gar nickt mehr von Brüssel nach Gent kommen. Da schwiegen die beiocn Herren böslich. Gerade als ich vom -Nordbahnbof mit der manrifchen Stirnseite auf . die Korn rnandantur fuhr, um mich zu melden und ein Logcment-Bricfkcn" zum Uebernach ten in Empfang zu nehmen, sciilug eö ans dein ollen Glvckeiiturin der Stadt acht Uhr. Aber die bcrühinte große ! Glocke schlug nicht mcdr mit. Eine Prophezeiung aus alter Zeit sagt, daß wenn sie läute mit Hellem Klang, der Friede und das Glück walte über allem ' flandrischen Land, daß wenn sie aber spreche mit dum pfem Ton, dann das Unglück neche fei. 3 in Mai letzten Jabres, ein Vierteljahr vor jkrieaesauüvruch. hat die Glocke einen schweren Sprung bekommn,, ' ' Mit kiiinn Kutscher, deffe Kc'f ein mündlich hohen Zylinder krönte, rajtc ich Mond Jondrich) ii mein Quartier, ein behäbiges Privat Haus, wo- eine runde hübsche Magd, die aussah wie Rernbrandls Hendnkje Stof fels, auf den Knieen ein prasselndes Feuer' im Kamin anblies und vor lauter Alhnheer" sagen fast nicht mehr auf die Füße kam. Es war kalt geworden gegen Abend. Ein scharfer Wind blies durch die geraden Straßen und großen Plätze von Gent, und ich schlief in einem, fürstlich breiten Bett einen guten Schlaf. ' Der einzige Vormittagszug von Gent fuhr aus militärischen Gründen üne halbe Stunde früher als fernst. Ich kam zu spät. , Also zurück in die Stadt zur Korn rnandantur. Die obere Hälfte des sonst so großen Platzes vor dem Jnstizpalast lag da wie von einer glulienden Farben woge überschwemmt. Die , Hyazinthen nnd Tulpen der niederländischen Blumen Züchter 'in Gent waren aus den Garten ausgewandert und auf den Markt gekom men. ': Zwei zierliche Nonnen, vom 'eichten schwarzen Schleiergcwand dicku umhüllt, trippelten mit koketter Frömmigkeit zwi sehen der blühenden Pracht hindurch und ließen die seinen weißen Strümpfe und die legant ausgeschnittenen Lackpantöffel chen sehen. Der bärtige Posten vor dem Justizpalast schaute ihnen tiefsinnig nach. Die französsscken Nonnen sind , halt quch. anders als die deutsches," sagte ich zu ihm. Oh,.dhuet des wohl, wieder emol ä schwäbische Schtimm z'höre," sagte er an statt jeder Antwort. Ich bin nicht ans dem Ländle, ich bin nur ein Badenser," sagte icfj mit der Bescheidenheit, die jedem echten Schwaben durchaus selbstverständlich vorkommt. Er nahm mich denn auch trotzdem gewisser maßen als halben Landsmann und nannte mir, die Nummer des Zimmers, wo ich wegen eines Autos bis zum Ziel meiner Ntjise nachfragen wollte. Bald,., stand ich in einein feierlich grün giiLgeschlagenen Sitzungssaal. In Mle rischcm Halbdunkel schien auf einem drei ten Podest ein hoher Offizier in einem ge schnitzten Sessel zu lehnen. Als ich hin zutrat, war der Gewaltige ein lluteroffi zier. Er hieß mich hoheitsvoll warten und führte mich dann nach einer halben Stunde durch eine in der Wand verbor gene Tür in ein kleines Zimmerchen, wo in 'aller Bescheidenheit der Oberstleutnant nnd, Kommandeur an einem Schreibtisch saß. Als ich meine Papiere zeigte, die in ich" ari das Oberkommando der ....ten Armee wiesen, war ich in fünf Minuten M.deiN A. O. K. verbunden.- Ah ' fuhr, daß ich vorn Nachrichtenoffizier des A. D. K. um vier Uhr mit Auto am Zustiipalast igeholt würde A. O. K., das ist eine Zauberformel. Sie öffnet geschrieben oder ousgefprochen alle Türen und Tore des Kricgsgebicts. ' Das Mittagsmahl in einem Restaurant brachte mich zusammen mit einem belgi schen Kleinkanfmann, der sich nach dem zweiten Gang, erbot, mir die Kriegslage ;u erklären. Poitr ' von eliro fninchoment, MyniVer," so sing et jeden Satz an und le dah " mit vorsichtig eingezogenem koA'-,ach dieser Versicherung' seiner Wahrheitsliebe einen ganzen Berg der unfflaiiblichstcn Erfindungen zusammen, die er mit der treuherzigen Liebe eines Dentschlandfreundes vortrug.' Manchmal sah er sich um, ob ihn auch niemand höre, aber dann flüsterte er mir feine Enthiil lnngen weiter ins Ohr. Bor allem be dauerte er die ' Deutschen. Sie hatten nämlich in den letzten Tagen wieder ent schliche Berluste an der ?)ser gehabt. Man sieht überhaupt kein Wasser mehr, Mhnhcer, nur noch Leichen. 3Josieur, In ßiierre c'est tcrriblo Zum Beweis dafür teilte er mir. mit, daß er vor acht Tagen zur ersten, Kommunion seines Töchterchens den Gästen nicht einmal in Stückchen Srlrn hätte 'vorsetzen können, denn das Pfund kostet zwölf Franken. Dabei aß der Kerl im gleichen Augenblick in Gent zu 2.50 Franken glänzend zu Mittag, inklusive Wein. Er verabschiedete sich von mir, nicht ohne ei gewisses Be dauern darüber, daß nach einigen Tagen auch ich wohl werde abreisen müssen, Denn die Deutschen könnten sich nicht mehr halten, pour parier franchornont. , Bei einem Barbier erfuhr ich och mäh rend des Kovfwaschens, daß nach ganz sicheren Informationen in diesen Wochen eine Million Engländer unter persönlicher Führung des Lord Kitchener, vor Dir muidcn ständen und spätestens in fünf Tagen in Gent fein würden. Ich schied von ihm, nicht ohne meinen Dank dafür, daß er mich in fein Vertrauen gezogen. Die Belgier sind Kinder. Große, un artige Kinder mit dem Hang der Minder jährigen zum Phantastischen' und zum Grausamen. So habe ich sie im Land schon vor zwanzig Jahren kennen gelernt. Und darin machen die Flamen keinen sol chen Unterschied von den Wallonen, wie es sich deutsche. Proftssoren der -Sprach-künde träumen lassen und der Heimat weismachen wollen, weil sie hinter nieder- deutschen Namen auch deutsche Art der muten. . Um vier Uhr redete mich aus der Frei treppe des Jllstizpalastes ein Offizier,, den der rote breite Strcis,n in der Hosennaht als einen Mann born Genera lstab erkennen ließ, mit der ganzen 5inppheit und Fci sche eiiiesgebildeien Soldaten an. Das war der Major W. .. . . , Ich wurde in einen sehr schönen Pelz fußsack eingepackt,' der mir bis heraus n die Brust ging. Die Hupe trompet-te ein helles Signal durch die Straße, Und dann ging's in rasendem Tempo aus Gent hin aus über endlose, langgesireckte Straßen, durch Törsik und Städtchen, nach West laiidan und in einen rotglühenden Abendhiel hinein. Die Staubwolken eines weit vor uns fahrenden anderen AutoS stiegen wie große Feucrlvhcn zwi schen den Pappeln auf. 'Wir waren von der Echankfreiheit in Belgien, die aus jedem zweiten Haus in den Dörfern eine Schnapsbude und aus den Belgiern Trinker gemacht Hot, ans die eigentlichen Absichten meiner Frontrcise gekommen, als der zierliche, spitze Turm von .... am Horizont erschien. Nach fünf Minu ten hielt das Auto vor. einem sauber in weißer Oelsarbe gestrichenen Biirgerhause. Eine unwirsche Maid mit runden Augen und ein altes Mütterchen knixten, als die Glocke schrill dürchs-Haus geläutet hatte uiid die Türc aufgegangen war. Ich war am Ziel, in der Stadt des A. O. K. In der ersten' Nacht schlief ich schlecht. Von Westen her fegte ein schwerer Sturm über das Städtchen, . und aus Siidwcst rollte ohne Unterbrechung der itanonen donner. Und stundenlang wußte ich nicht, ob es das eine oder das andere war, so wogten Sturm und Krieg wild durchein ander. II. Gcfnngcneiwcrliör. Nach der ersten Nacht 'in schlief Ich tief in den Morgen hinein. Geweckt wurde ich die alte Türglockc, . die wild durch Hans schimpfte. Gleich darauf klopfte es hart an der Türe, und eine Ordonnanz trat ein mit einem Brief von Major W.. der mich auf zehn Uhr zu einer Fahrt ' ' ' X v fc VN w " '' J ? ? '" $ j W f(; j- u s ,MiT ' " i . ; r , i 1 JS? J 1 y- i - f " fc,-; - -r , i . s KT .'' "J, i " . .ff ' k, f iJ ' i f t nw "4V ' . V K, .H V ' .4 'f V A!r , , ?S"w, -'- y u,T"Mmm7-s - " r4ÄNviW v , 4 -v 'A,rÖ , ' - if : T'$'"l 'K ::yxH-Jh: ;rö s ? a , r ' ' 4 t - jäv. i ; Vyes " ; VV4 ' ' - ,? f r, Lrv s- ' ' . 7. , ' v --4 - - t h j t t . A ,i ' Z. ,. k w.. '-( K . ' - i.J i v - c " ; S-J-fü .!j einlud. Auf dem Büro der Nachrichten ossiziere erfuhr ich, daß in der Nacht ?in Gefecht stattqesuiiden bahe .und daß Ge- fangene aeniacht worden 'seien,' die' in Z. verhört werden sollten. Ich möchte mit kommen. . . Das war also der Kanonendonner in der Nackt geivesen.,' Der Kraftwagen fuhr durch viele Dör fer zwischen den öden Reihen der niederen Baästeinhäuser hin, von denen jedes zweite durch eine lange -.tzolztafel als Schnapsbude kenntlich gemacht war. Das ganze Tierreich, die Sternenwelt, die Geo grapbie der Kolonialländer bis zur In sel Sumatra und ba,a eine Reihe von Phantasienamen vom Bliegmden Paard" bis In te ten goedm Minutjes" muß'en zur Schmückung dieser Wirtsschilder her halte, die sonst von einer abstoßende Nüchternheit waren. Tann ging's in eine Landschaft hinein, die langsam auch die letzten Reize der flandrischen Tiefebene verlor. Die Aecker mit der kaum hart! liehen grünen Saat verschwanden. Die Windmühlen - hatten keine Flügel mehr, oder ihr Turm war durch eine Granate niedergelegt. Vor den nüchternen piede ren Backsteinhäuser der Dörfer tummelte sich keine Kinderschar mebr um volle Frauen. Immer mehr Dächer zeigten Schußspursn, und der Siegel darauf wur den es immer weniger. Das war schon Land, über das 5.1ars mit schweren Schritten hingegangen war. Langsam mußten wir uns an Munitionskolonn n orbeidrücken, die mit geladenen Wagen nach vorne gingen. Tann raste der Mo tor wieder. Immer weiter, und immer öder wurde, das Land. ; Auf einmal hielt der Wagen in einern zerschossenen- und nur, von Soldaten besetzten Torf vor ei nern großen Gebäude, .Ein Posten staild davor, und zwei Nonnen gingen auade in den Garten, uin im Gras t' ersten Veil chen, die noch erschauerten im kalten See wind, zu bflücken. T:t Nonnen gehörten einem Lehrorden an und htcn hier, wo immer wieder einmal Granaten herein schlugen, in ihrem Haus, incr großen Kinderschule, ausgehalten. Jetzt wohnte ein Divilionsgencral mit seinem Stab in dem Gebäude. Die Gefanaenen. laut Beliier, waren in einer Scheune uiiteraebracht gewesen und wurden gerade, als wir ankamen, in einer Kolonne auf die Straße geführt. In ihren dunkelblauen, langen Röcken, die ihnen bis unter die Knie gingen, und mit den Kappen, die wie Cckmeeschuhniützen aussahen, machten sie keinen martialischen Eindruck. Aber ne hatten das Leben. Sie w 'n gefangen, aber dem Toe entgan gen. Dieses große Glück, noch leb. - -ie der leben zu dürfen, schien ant allen die sen Gesichtern wie eine tiefe Befriedigung durch den Kummer über die verlorene Freiheit hindurch. ' Der Major fcagie mich, -ob ich nicht mit einigen von den Gefangenen, die hinten im Hof des Gebäudes bewacht iouroen, sprechen wollte, wahrend er da? eigentliche Verhör mit den andern vornehme. Nichts lieb.r als das. In dein Hof, der nachdem branngrünen Wiesenland und auf das Ueberschiveni niungsgebiet, hinausging und, auf drei Seiten durch die Wirtschaftsgebäude ge schlösse ivar. standen sechs Gefangene mit einigen Feldgrauen um ein halbes Dutzend erbeuteter Maschinengewehre. DaZ waren recht leichte G'stelle mit dünnen, nur durch Luftkühlung geschlitzten Röhren. Die Streifen mit nur fünfundzwanzig Pa tronen lagen daneben in, halbsteifen ,Mc tallrahmen. Sehr gefährlich sahen die Dinger nicht aus. Um so gefährlicher aber die Richtschützen. '. 'Besonders einer von ihnen. Klein, aber wie aus zähestcm Holz geschnitzt, mit einem roten; geteilten Kinn bäitchen.und grünlichen Augen Die Be nommenheit der Gefangenschaft ' hatte er schon abgeschüttelt, und er , fühlte sich wenigstens innerlich als Herr der Lage. Den Versuchen eines Feldwebels, von ihm die Handhabung eines Maschinengewehres kennen zu lernen, wich er ohne -eigentliche Ablehnung geschickt aus. , C'?bt sat'i!", sagte er, ,,trd facile." Nur eines zeigte er. wie' man' den 'Lauf des Gewehrs auf einem konischen Lager frei nach allen Richtungen hin drehen konnte. CVt irrn eoiimioik", meinte et lächelnd. Hinter ihm stand ein anderer mit einem, dicken Wollschal um den Kopf. Er hatte nn Kampfe die Mütze verloren und überschaute mit kühlen kühnen Augen die ganze Szene. Ich fragte den Kleinen mit dem roten Bärtchen, woher er gebürtig. Aus Brüssel, mein Herr." . Was für eine Beschäftigung haben Sie gehabt?" ;.-.'-.' Ick war Briefträger, mein Herr." ,Da sind Sie wohl Sozialist?"' Gewesen, mein Herr, gewesen!" sagte der. kleine Belgier bestimmt und trocken. frw i hMLT&y ; "5 --7 - '.W. s.-s,-ju ritesr's.. . . .jflfc 'tl n" V v XA f 'i "U, v V'Wv'1 r'i'.rv,';;? . ' vs-",7- iia&t . A 4 ' i- -ff 1.C i8 ' ' . ' V i , f H i , sa; v ; ' Die (vulnsairnnone, die enc Freundin der Feldgrauen. Warum nicht mehr? Sie haben ja bei Kriegsausbruch einen sozialistischen Mi nister bekommen! Banderdelde! " Der - Schatten ein kaum merklichen Grimasse huschte über das. Gesicht des Soldaten.,, Was haben Sie gegen Vandervelde? Er ist doch bei euch in den Schützengräben gewesen." ' Bei uns in den Gräben?" Er lachte. Bei uns auf jeden Fall nicht. Auch sonst wohl nirgends, ganz gewiß. Ja, in Ame :ika, und hinten in den Lazaretten hat er das Maul verrissen." - Es hat aber in allen französischen Zeitungen gestanden, daß Banderdelde im Granaifeuer die Soldaten zum Aushalten ermutigt habe," sagte ich. Es entstand eine kleine' Pause, ich bot den Leuten Zigaretten an. Der Kleine mit dem roten Bärtchen sah seine Kameraden der Reihe nach an. als ob er ihnen sagen wollte, sie wüßten doch, wie die Dinge ge legen hatten, und fing plötzlich mit einer nicht unsympathischen Beredsamkeit an: Wir haben,, mein Herr, feit August in den Gräben gelegen und haben keine An feuerung durch Herrn Vandervelde nötig gehabt. Aber ich will Ihnen sagen, w e r Bestattung zu uns gekommen isL Unser König hat uns in den Gräben besucht, während die Kugeln nur so Pfiffen, und er steigerte seine Stimme für unsern König und -,,ns, r Oi.itfrliinn beiden wir uns aefchlaaen. IUt lupnn die lcdtc belgische Ecke da oben von euch Deutschen auch noch genommen sein wird, dann geyen wir wicoer yeirn und scheren uns einen Teufel um BaNder- velde und Joffre und Fcench." Ein Bkifallsgemurmel e,ner, suns Ka ineraden folgte dieser kleinen Rede, die ich liier im Teutschen wiederhole, genau so. wie sie gehalten wurde. V t v"" j . i ' ' ''t' ' '...,- ' s , ' ' , ' l- ' 'V ' . '-' ' 4 V SW V. -x'i ! y ' ' , ' , , Ii n. "?l i ' ' ' ' f ' , y Vi ' & I f li - f ,4 $ 'i 1 1 1 ; ? 5 1 "si v4a,-v. , .UV V i-i ÄS - ' 3, 'w ,v4. i rA. , . !?v . W,: Ä Jtt7&-?JU 1 1 w - jJ kKrk rrrv ' v'L&i v. f ; i"r l rfc , mn, :) f. rus: I r Jnt'J -r- -. t ': v. ,.'.,- i in . - r. - a- in,9-,; .-ii .: . MfA-vÜk' j , , I , ' -. . r .- j" . m . : i ,v , , -.tr, L'LtJ i ir w;M ,v, 1 1 ia4' -1 , ;; im ; ii ; t S -' -r- : -4 a Mi sfÄ r: jt . 'u: : j tv I f . ' tM ' ' .t , - - ' ' 1 i - - Vw - w " - ' . - - . ,0 c-;r K ; ... v, ' . . " .jjjüsww ,ir1' v v ' A ---v w ft ' '' n i . 4 ---.- - ' C S i i - - - '- - - ' zy 'Jh'LW - , . ' v::" l ' iti7 . t. - . - 4 , it irrV- . . : .M J H f , . , ' ' - f ' . - ' . . . . ttyfc-ww, . - .'-''' . r ' " ' Sind Sie zufrieden, daß Sie gefangen sind?" Kein Soldat ist gerne gefangen. Aber, mein Herr, wir haben dreiviertel Jahre lang geschafft, was wir konnten, und jetzt ein halbes Jahr hindurch im Wasser ge legen. Da ist es kein Unglück, daß es jetzt sur uns aus ist mit dem Krieg. Er schien mit der Wahl nicht nnzufrie den zu fein, die das Schicksal mit ihm ge troffen. Von einem Schuppen trug der Äind einen köstlichen Duft in den Hof. Da pirschte ich mich an den verlockenden Platz heran und entdeckte hinter einer Bretter- wand eine nchtiaJehende Giilaschsanone. Der auf einem Tritt über dem dampfen den Kessel stehende und mit einem ge waltigen Schöpflöffel seines Amtes waltende Soldat verstand meinen Blick so sort. Zlus einem alten Blechteller löffelte ich die gemischte. Reis- ud Erbsenbrllhe, in der ein' großes, saftiges Stück Rauch fleisch 'schwamm. Das wurde erst- zer schnitten, als die erste Brühe verschwunden war und dann das Ganze, noch einmal übergössen, als Hauptmahlzeit zu Gemüte geführt. Nur aus der Kinderzeit konnte ich mich an einen ähnlich einfachen. Herr lichcn Genuß erinnern, wie ich ihn ' bei dieser Gabe aus der' Gulaschkanone der Pioniere von. D. hatte. Was an Feld grauen in dem, Schuppen "latz fand, das saß aneinandergerückt um den lieben schwarzen Eiscnbauch herum, der Herd und r fen zugleich war. Gesprochen wurde kein ' K v H ?C Wf- MXHA s$ 4 f J6f f V e 'S Z ' Mr "S Ä Wort.. . Nur die Blechlöffel machten auf den Blcchlellern eine stille, dankbare Musik. , Ich stehe nicht im Verdacht, etwas zu preisen,-.iur weil es vom Kaiser kommt. Aber damit, daß er dem Kriegsministerium die russische fahrbare Feldküche mit un erschUHcrlicher ZäPgkeit aufnötigte, hat sich Seine Majestät ein unvergeßliches Ver dienst um die Lösung der Magenfrage im kampfenden Heer erworben. Es geht ein Segen aus von der Gulaschkanone. Der Kaiser hat sich bei der Uebernahme gerade dieser russischen Einrichtung vom Sinn einer weisen Auslese leiten lassen. - Bei Rußland kann man darin nicht vorsichtig genug sein. ' In diesem Fall hat die duftende Mahl zeit aus der Feldküche mir einen über das Allgemeine hinausgehenden besonderen Dienst geleistet. Als ich nämlich gerade mit dem letzten Löffel fertig war, kam der Major W. endlich, um mich zum Frühstück zu Erzellenz Sch. zu bitten. Sch.? Wenn dieser General kein Ale manne ist, dann verstehe ich nichts von den Geheimnissen der Schwarzwälder Namens gcbung. In einem etwas engen Speisezimmer be grüßte mich ein kleiner Herr, dessen bluten- - f-' ' P: ! tfffr-K H tz i1 II X ' W$0 ji. sf &f i T7f r" t ' t p s -j i I ln i ' ' eines gefallenen Kameraden in Feindesland. weißer Schnurrbart das rosige Gesicht noch jiiiiger machte, mit der wohltuenden An rede: Guten Tag, Herr Lan'osmunn!" i Ich bin gewiß kein Prenßenhasser und habe von meinen uniformierten Brüdern aus dem Norden auf der ganzen Frontreise qur Freundliches erfahren. Aber sie nehmen es mir gewiß nicht übel, wenn ich meine, besondere Freute an einem badischen und vor allem ein seines Badisch sprechenden General hatte. Daß mein Gastgeber als ienerallciitnant, der schon a. D. ivar, hoch in d.'n Sechzig im August nach Rußland og. ,um dann hier im schwersten Abschnitt eine Division zu erhallen, das spricht ge wiß nicht gegen das Ländli. Aber wir sind ja zurzeit nichts als Deutsche, und aller, wenn auch och so gemütvolle Partikularisrnus hat z schwei gen. Um so mehr durste daS Hcirnatherz reden. Und daZ erlaubte mir das Voressen aus der Gulaschkanone. Ich konnte behag lich und ohne Magenknurren zuhören, was der liebenswürdige Gastgeber alles erzählte, während die anderen Herren vom Stäbe nur ckiit der Beschwichtigung ihr drin gendsten Empfindungen beschäftigt waren. Aber als. der General mir gar noch die Honoratioren meiner Heimatstadt mit ihren Spitznamen nannte, hier an der Front In Flandern, da war auch die letzte Wand, die sonst zwischen Generälen und linksstchen den Schriftstellern nicht zu dünn zu sein pflegt, gefallen. Wie der General beim Erzählen, .worauf er sich als echter Alle mane versteht,' auf seine Tafelkosten kam, muß mit sich selbst abmachen. Von den köstlichen Anekdoten, die er erzählte, muß ich wenigstens eine aufschreiben. Der General war am Abend vorher zwi schen den Baracken, Unterständen und Pferdestallen persönlich auf Patrouille ge- wesen, um sich zu überzeugen, ob sein Be fehl, nachts kein offenes Licht sehen zu lassen, auch befolgt würde. Da streicht auf einmal ein Laternlein zwischen den Hütten herum. He, wer da?" ruft der General. Jo. jo. sag du z'erscht, wer dort isch..., ruft es aus gut badisch zurück. Hier Exzellenz Sch.: komm einmal herüber Jo, kannsch d r wilde! Hier König- liche Hoheit Herzog Albrecht bon Württem berg!.... Komm du z'erscht rüber!" Da ging der General hinüber zu dem Laterncnsünder, einem witzigen Pionier, der in der Nacht meinte, einen ähnlichen paßvogcl vor sich zu haben und chn über- trumpfen zu können. Er wollte in den Boden sinken, als er die kleine Exzellenz vor sich sah. Eins rit sicher, wenn der Krreq noch lange dauern sollte und sie schließlich auch noch unsereinen nötig hätten, dann möchte ich nur unter dem General dienen, der nicht nur fahrende Schriftsteller, sondern, wie ich hörte, gelegentlich auch seine Soldaten mit dem schönen Wort Lands mann" anredete. , Der Abendwind brauste . schon LberZ Kriegsland, als wir, Major W. und ich, wieder ins Auto stiegen. Die Gefangenen wurden gerade alieführt zur Verladung nach Deutschland. Hinter , den Pferde ställen und den bombensicheren Unterstän- den aber fang ein Manneichor badischci und Pfalz ii cher Pioniere: - In der Heimat, in der Heimat, ' Da gibt's ein Wiedersehn." -IH. Die Gräöcr. Wenn man ins Feld kommt, dann wen det sich das Herz zuerst den Gräbern zu. Das ist so natürlich. Ueberquellcnde Dankbarkeit, sodann etwas von der neu gierigen Scheu, die hinter und über die Gräber hinaus sehen möchte, und schließ lich die Ehrfurcht, die oft von ein wenig Neid durchweht ist, das alles, bannt uns, wenn wir mitten auf einem Acker, am Rand eines Kornfelds oder an der Straße die weißen Kreuze sehen. Der Neid gilt denen, die hier geadelt sind durch einen andern Tod als den, den wir alle zu Hause einmal, in einsamem Ringen erleiden müssen. jSir aber haben ihre Seele ausge haucht, umbraust dom tosenden Leben des Streits fürs Vaterland. Es war auf einer Fahrt nach Zarren, das nicht weit von dem langumftrittenen Gehöft der Dry Graachten liegt.. Der Kraftwagen ratterte vorbei an alten Schlössern und neuen Landsitzen, durch Dörfer und Städtchen und fast immer auf den geraden Straßen, die in ihrem Ver lauf direkt auf die Dorfkirchen münden. Immer sah man schon von weitem zwi schen den Pappclreihcn genau in der Mitte den spitzigen Kirchturm. Von Zeit zu Zeit schoß das Auto auch einmal in den Vorfrllhlinqsdämm eines Waldes. Mit Wäldern ist Westflandern gerade nicht ' gesegnet. ' Es sind mehr dürftige Gehölze mit nicht zu dichtem" Be- r s ? - ii wet , . .' stand aus mageren Fichten und Lärchen und manchmal einigen Birken dazwischen. Nur eines ist ivunderbak an ihnen. Aus den Parks der alten Herrensitze muß sich das Rhododendron auf natIrlichem Weg in die Wälder verpflanzt haken rmd wächst dort wild.- Auf weite Flachen hin bildet der henlich?. Busch- das reiche Unterholz in den dünnen Forsten, und. auf langen Strecken schmückt ,es die Waldränder. Schade, daß es. nicht schon blühte! Das müßte ein Wunocrbarcs sein, -blühende Rhododcndronwälder! . (Fortlctzimi sollt.)