Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 03, 1916, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    TZgllchk Omaha ZrlfSni
I
.!
Wer erjchöpsl sich?
von Georg
W'tin tritt einer der Hauplsihuldige
m Weltkriege von der Bütiue ab. Mit
es Groß ürsteu 'Nikolai toMmlUb
Verschwinden fing' a, Xelcc' folgte,
lssasonow wird schon seit Woche politisch
totgesagt. Und auch tflnirchill l,at daS
Zeitliche gesegNct. Als englischer Marine,
minister einer der richtigsten Heizer gegen
Deutschland, dessen Kriegsschiffe er wie
die Ratten fliiS dem Loche treibe wollte,
hat n im riege fast nur Äüßersolze fti
ner Organisation und seiner Maßnakimen
erlebt. Schon vor nun beinahe fünf Mo.
. nuten mußte er die Leitung des britischen
Marineamts niederlegen und sich fortan
mit einer -Scheinwiirde im Ministcrinm
- begnügen. Auch diese kann er jeijt nicht
mehr behaupten. Doch zitiere Deutsche
-land! er begibt sich an die formt in
Frankreich, um dort als einfacher Offizier!
Jemen Mann zu stehen und seinem unvcr
wustlichcn Haß gegen die Deutschen mit
der Waffe in der Hand Ausdruck zu ver
leihen. Ein theatralischer Abgang! Ganz
dem Geiste feiner vielen Reden gegen die
Germans und auch dem Geiste der von
ihm an Britanniens Schicksal geschmiedc
ten Franzosen entsprechend. Mit Briands
Phrasen von. der sicheren Niederwerfung
Deutschlands und des preußischen Milita
riömi, harmoniert völlig Churchills Art.
Er ist der Typus d e r Engländer, die im
mer wieder mit tiükm Worten die end
liche Niederlage Deutschlands voraussagen.
BcneidenZ- oder vielmehr bedauernswerte
Optimisten, die unter anderem sogar in
der Londoner Finanzpresse unausgesetzt
Unfug treiben! Nachstehend eine Probe
davon au! dem Statist" vom 30. Otto
bei: An Zahl, Reichtum und jeder Art
von Hilfsquellen sind wir dem Feinde un
geheuer überlegen; wir haben nur die Or
ganisation zu schaffen und rtfir zertram
pcln ihn unter unseren Füßen . . Teutsch
land und Oesterreich werden furchtbar un
iet dem kommenden Winter leiden . . .
Alle Vorteile find auf unserer Seite.- Tic
Zeit kämpft für uns . . . Wenn wir ver
nünftlg vorgehen, so ist nicht einzusehen,
weshalb die Alliierten nicht auf dem Bal
kan ein solches Heer aufstellen können, daß
Griechenland und Rumänien klar erken
nen. ihr wahres Interesse Irene auf der
Seite , ? Ententemächte". Also: . Was
nicht der Erschöpfungskrieg" gegen
Deutschland besorgt, das werden Griechen
land und Rumänien tun. Von Vertrauen
zur eigenen Stärke zeugt diese Melodie,
die seitdem schon öfters rchdetholt worden
ist, wahrlich nicht. Unk da sich inzwischen
das Schicksal Serbiens mit furchtbarer
Folgerichtigkeit erfüllt hat, muß ja all
mählich in der Welt doch eine andere Er
kenntnis als die der Unbesicgbarkeit der
Entente dämmern. Die zimischc Gleich
giltigkeit, mit der die Machthaber in Lon
don und Paris. dem Vcrzwcislungsiamps
der Serben zusehen, kann, andere wahrlich
nicht zur Gefolgschaft ermuntern. ,
. . Dekade jetjtaJwt brauchen jcne.dringend
neue Hilsstruppcn. Die Sorge u,n
Aegypten treibt Kitchcne nach dem Orient.
Doch muß er ein Heer mitbringen, wen,,
er die heraufziehende Gefahr beschwören
will. In Indien kriselt's gleichzeitig im
mer bedenklicher kein Wunder, denn die
Mißerfolge der Engländer und ihrer Ver
Kündeten können dort auf die Dauer nicht
unbekannt bleiben; sie stacheln den gewalt
fam unterdrückten Unabhängigkeitstrieb der
Eingeborenen gegen die englischen Herren
auf. Sicherlich weiß man in London
mehr darüber, als bekannt wird, und zum
Teil daraus mag sich die Friedenösehnsucht
erklären, die aus den Oberhausrcden der
Lords Milner, Courtncy und Loreburn
sprach. Sie bekannten, daß Europa, in
eine Sackgaffe geraten fei, und daß ein
Ausgleich gesucht werden müsse, unier der
Bedingung der' Befreiung Belgiens und
Rordfrankreichs und der, daß England
keine Kriegsentschädigung zu zahlen habe.
-Ziemlich kleinlaut klangs. denn noch gar
nicht so lange ist es her, da sollte nur
. dann Friede geschlossen werden, wenn ein
zerrissenes Deutschland zu einer neriräg
lieh hohen Kriegskontribution verdammt
werden könne; und unser Kaiser sollte nach,,
St. Helena verbannt werden. Dagegen ist
man jetzt schon bescheidener , geworden.
5ags darauf feuerte aUerdings Balfour
die Seinen wieder mit der üblichen Phrase
an, er ttwarte den Sieg mit ungetrübter
Zuversicht. . Asqüith stieß in dasselbe
Horn: Englands Ziele sticn unverändert
die gleichen, nämlich die Befreiung der
Welt von der Gewaltherrschaft, d. h. dem
.deutschen Militarismus".
' ' Hiernach gibt es für uns nach fei vor
kein anderes Losungswort als: Durchhal
. ten. Daß der Krieg, trotz der großen mi
' litärischen Erfolge, die wir errungen ha-
ben, auch, uns große Opfer auferlegt.
4 brauchen wir nicht erst von unsern Fein-
den zu lernen. Indes wir brauchen darum
; nicht zu bangen. Ja. es kan nur unsere
. Zuversicht starken, wenn wir sehen, wie
unsere Feinde fast ihre ganze Hoffnung
auf ihre Theorie setzen. Deutschland könne
doch noch ausgehungert oder erschöpft wer
z den. Einstweilen hat sich ganz im Gegen
? ieil unsere Theorie, daß unsere Siege uns
auch mue wertvolle Hilfsquellen erschlie-
ßen, glänzend bewährt. Unser siegreiches
Zusammenarbeiten mit Bulgarien hat fce--I
reits das Ergebnis gehabt, daß wir ans
I Bulgarien selbst Lebensrnittel und Futter-
fioffe in anskiinlichem Umfange erhalten
werden: zunächst Mais in großen Men-
gen. Das wird erst der Anfang fein.
? Was uns der Engländer auch an Schaden
''durch die Unterbindung unseres Übersee!
Hch.en Handelsverklhrs zufügen '.nag. du
unqehenien Gebiete, die lins &je frei ar
t wordene Verbindung mit dem nahen
Orient und Kleinasien erschlicht werden
.'im? dafür während der ti.gZ-.ei! .zum
i mindesten den Ersatz bieten. d,r uns lot
!Äot schlicht.
I 1c.' loir blvi tiu'itf, ja stündlich
' ich hclic Preise von ' l'cbcnimii'cin zur
i;;K,nmf;if im Verbi auuik ermähnt wer
. .11, ,ft e'n Cilihf. Sclös! w:nn wir rculV
zs,!hr von , ?,'Jhlungs:ittcln aller
(ih az Um A,isl.'!,dt' h'ikien, ' Itnißin
' -'4i uns Ääßig'eif aufckkgk. Denn eine
z ..' . . ' ' .
Mttnch.
solche wird uns durch die Erwägung, daß
unsere internationale Zahlungsbilanz jetzt
nicht allzu 1 sehr ans dein Gleichgewicht
kommen dürfe, zur Pflicht. Unsere Reichs
dank hat ohnedies beständig Gold in
Ausgleich aus Ausland abzugeben, doch ist
solche Abgabe nur als ultinia ratio, nicht
als alltägliche Maßnahme zu betrachten.
Am wesentlichen müssen sich darum unsere
Ein. und unsere Anssuhr die Wage hal
te. Einem -zu starken Verbrach , ans
dem Auslande zu beziehender Nahru,,gs
Mittel müßte im Notsall sogar unweiger
lich mit staatlichen Einschränkungen be
nennet werde. Darum wird sich jeder
einsichtige Bürger auch ohne Murren der
ctlvnigcn Einführuna von Fleisch- und
Buttcrkartcn nach Art der Brotkarten
fügen,
Wohin eilt durch keine derartige Einsicht
grzügelter JUnifum zum Schaden der Gc
samthcit führen kaun, das können wir an
Großbritannien beobachten. Wenige Zah
Im beweisen es. Der englische Außen
Handel für dia zehn abgelaufenen Monate
vieles Jahres bietet im Vergleich mit dem
gleichen Zeitraum der beiden Borjahre
das folgende Bild dar (alles in 1000
Lstr,): '
" 191 1 IM I '
(kinwkx ... 7, l.il.U :7,M:l
'.'Iil4fiili . . . !U5,M)t t,l;j
c,ic li'I.'i
.,,'.
122, um
Bcrglichen mit dein Vorjahre ergiebt
sich demnach in diesem Jahre bislang eine
Verschlechterung der Handelsbilanz um
202,132,000 iistt. oder um 41 20 Millionen
Mark und gegenüber dem Jahre 1913 eine
solche um etwa 4170 Millionen Mark. Sie
ist teils aus der starken Nriegsmatcrialzu
fuhr, teils aber auch aus der hohen Lc
bknsmittcleinfuhr zu erklären. Der eng
lische Premierminister selbst bezeichnete
eben in Bezug daraus die finanzielle Loge
seines Landes in einer anfangs November
gehaltenen Rede als ernst.. Er berechnet
das durchschnittliche Monatsdcfizit des
Außenhandels auf 80 Millionen Lstr. oder
360 Millionen Lstr. pro Iaht.' gegen 11
Millionen, bezw. 132 Millionen Lstr. in
der Zeit vor dem Kriege. Damit aber
nicht genug, wird Englands Zahlungs
bilanz durch die Vorschüsse, 'die es feinen
Verbündeten gewährt, sehr erheblich bc
lastet. Allein im laufenden ffinanzsahre
betragen die Summen hierfür 400 Millio
nen Lstr. .Insgesamt sollen diese Bor
schüsse sogar schon 00 Millionen Lstr.
18,4 Milliarden Mark ausmachen. Wie
unbehaglich den Engländern selber änge
sichts solcher schwindelnd hohen Ziffern
zumute wird, bekundet deutlich ein Artikel
der Morning Post" vom 4. November.
Er hlt der Regierung ihre Sünden vor.
Sie habe durch die Parole Geschäft wie
gewöhnlich", das Publikum dazu ongehal
ien, möglichst viel nuezugeben, damit der
Gang der Industrie und des Handels nicht
gestört werde. Ein zwiefacher Fehler;
denn man i,äik die heimische Industrie
auf ttriegsmater!alliescrung einstellen
müssen, statt den Kriegsbedarf im Aus
l,de zu taufen. Mai sieht, dem eng
lischen Blatte schaben die deutschen Zu
stände als vorbildlich vor; es sagt das
natürlich nicht, sondern beruhial seine Lc
ftr damit, daß durch eine Kommission von
Finanzlcuten, die den Minister zu beraten
habe, noch alles ins Lot kommen könne,
und schließt mit dem Trost. Deutschland
werde durch die hohen Lcbe-isr.iittclprcisc,
die eine Folge der britischen Blockade feien,
lahm gelc 1 werden.
Vanz außerhalb der Berechnung lassen
die Engländer, daß sie, die doch, auf die
Einfuhr von Lebensrnitteln viel, viel mehr
als wir a!rfl,kwiksen.sind, anderen solche
sehr teuer bezahlen müssen. Der Lon
doner Eccmomist" kommt in seiner letz
ten Warenpreisstatistik für Ende Oktober
zu dem Resultat, daß die von ihm zu
sammengestellten Indexzahl den
Durchschnitt der Jahre 15,01 bis 1905 mit
100 angesetzt sich für alle Warengrup
pen zusammen auf 135,2 Prozent berech
nen, , Vor einem Jahre stellte sich dieses
Verhältnis auf 124,2 Prozent, im Januar
1914 auf nur 11,9 Prozent. Dem zitier
ten englischen Finanzblatt macht diese
Entwickelung Sorge. Es möelite sie allein
auf die Bertcurung der Frachtsätze zurück
sühren und erhofft von einer Vermehrung
des Jrachtraumcs für 'Warcnvcrladung
Abhilfe. Indes vergißt der Eeonomist"
dabei erstens, daß der Krieg, je länger rr
dauert und je mehr Länder er in feinen
Kreis zieht, desto mehr Schiffsraum feiner
friedlichen Bestimmung entfremdet oder
gar vernichtet. Bisher sind der Handels
flotte der Welt auf diese Art schon min
bestens 11 bis .12 Millionen Tonnen La
dcraum entzogen worden. Woher sollen
sie auch nur teilweise ersetzt werden? TcS
weiteren aber sind die Engländer ni, in
tt Lage, ihren fremden Lieferanten von
Lebeiismitteln die , Preise vorzuschreiben.
Daß wir und die Türkei Rußland mit
seinem Getreide vom 'Weltmarkt abge
schnitten haben, verteuert mittelbar auch
Englands Versorgung!
Für die just in den letzten Monaten ein
getretene betrciclitlichc Steigerung dr Le
bensmiltelzufubr nach E laud gäbe es
abgesehen vo der geringen Neigung der
Engländer, " ' einzuschränken auch
noch eine andere Erklärung, Sie sei nur
angedeutet: Unsere und unserer Bcrbiin
beten Operationen dürften sich nach der
gänzlichen Niederwerfung Serbiens der
Schlagader der engiifieit Seegewalt, dn,
Suezlanal, nähern. In dein Augenblick,
da er, bedroht wäre, würde Enolan von
seine reichsten itolonien abgeschnitten
sein. Betreibt es in der Voraussicht sol
ch.r 'Kvgliö,!eit bereits j-t eine Vorder
soequng mit Lrdett'N ,dllrstt!si' .'
Den größte Vorteil gs tledeia ,iken
aiuuieliid ttiiv i,uchl,a!!ig die Ver. Staa
ien. Jkeei, Münzstätten sliesü soviel
I!d au dem Anslnnde ,;!' daß sie sich
(Hm außerstande erklärt haben, es a'
zupräs.'!'. In den ersten sieben Monaten
de l,-uscden Jahres stellte sich die Gold
eins,,!!!: der t'',itm aüglieb der Nussnbr,
,' rund .' 10 Millionen Mark (in dersel
ben Ven"li?,;eit hatte sich ein Sfusfiitj
llt-rsepiif! "o,i M'iiHoütH craebni).
Tiefe Beivegung vollzog sich mittelbar oder
Die Karageorgiewilsch.
Die dufokn des 2llc'xander Rarageorgiewitfch. Die
allttir in Milan's Ronak. Der bestrafte Uaffeewirt.
' pikt, die Hoheit aus dem vufch.
von Arnold öllriegel.
In einer herkgowi,nsckctt Garnison
habe ich den alten Grenzer gcirosfe. In
seinem stillen dienstlich kalten Uanzlei
zimmer hat er mir, mit der bosnischen Zi
garcltc im Mund, zwischen dm Schreib-'
tischen aus- und abgehend, vor der großen
Wandkarte mit den strategischen Jäh
chcn, jetzt niit einem Strahl der kleinen
Stehlampe auf dem starken Soldateugc
sicht, jetzt wieder im Tuniken heftig spre
chend, so hat mir der alte Offizier die
beschichten aus seiner . Jugend erzählt,
Manchmal- wenn mann scharf zuliörte,
beriet sich in den, trefslickien militärischen
Deutsch der gesprochenen Sätze der leiseste
(
fm.
J
' ''Z
tw
' ?
. jP
14' f. 'irr -1
; r,iii"t
' 1 fi
i 'iaf .
! f
Z Ji ?
i, s 4 s k 7 v
5 , f Wi!
y i ' 1
f'" $ T H , :
, ,v3. s '
J;:Jih tfP-- '
1 SAk?'
'1 lv2s fr A '
Uw5
' ' '. 1 J
s"' ' '
t y 4
i 4 '
t-r. ,
' i
, , H
i - lv v
i f -t j
'. i'rr f,-k
V t 4 s , i
'TV !fl' ' " f
' K' -i
S"
I & 't t f i I'
: . f: r j
' , .i4
'S . ...
M t
? i "
'." t i
I , "
" ' i 'S
lT i
f l
1r
, ::8
König Petcr
slawische Untertan; der mir da mit dem
ganzen Zorn eines kaiserlichen Soldaten
von Serbiens Machthabern redete, war,
der Nationalität, nach, selbst ein ' Serbe.
In Pancsova ist er zu Hause, in der süd
ungarischen Grenzstadt. Belgrad ist
nicht weit von dort, es gibt in Friedens
zeiten ein enges Herüber und Hinüber,
Die Leute von Pancsova sehen gleichsam
in die Fenster des KonakS hinein. Sie
kannten, lange va Streit und Nrieg, das
offizielle Serbien.
Kennen Sie die Gefckichte Serbiens?
fragt mich der Major. Haben Sie die
eiserne Kontinuität beobachtet? Seit sechs
hundert Jahren ist kein serbischer Fürst
im Vollbesitz seiner Macht eines natiir
lichm Todes gestorben ... Der große
Zar Stefan Tuschan wird im Jahre IM
auf seinem Zug gegen Konstantinopel ver
giftet. Stefans Sohn Urosch wird aus
Geheiß seines Vormundes Wukafchin ans
der Jagd ermordet; vier Jahre darauf
fällt Zar Wnkoschin an der Maritza im.
Kampf gegen die Türken. Die serbische
Nation wählt Lasar Grabianovic zu Ihrem
Kaiser; aus dem Amselfeld verliert er
im Jahre 1359 sein Leben; an jenem
verhängnisschweren achtundzwanzigsten
Tag des Junimonats, der noch einmal
Serbiens Schicksal entscheiden sollte.
Als Vasallen des Sultans regieren die
Brankowitschc im Serbenland; wer von
ihnen nicht durch Mörderhand endet, der
stirbt fern vom Thron im Eril. Tann
verleibt der zweite Mohammed Serbien
ganz dem Türkenreiche ein. Jahrhunderte
vergehen; die Serben erheben sich, der
schwarze Georg. Peter Karageorgiewits'bs
Großvater, lentt den Aufstand. Ihn läßt
sein glücklicher Rivale ermorden. Milosch
Obrenowitsch. Ihn .vertreibt 1830 ein
Aufstand, hinter dem Alexander Kara
g'vrgiewitsch steckt, Peters Vater. Michael
Obrenowitsch wird Fürst von Serbien;
Alczandcr Karageorgicwitsch verjagt ihn;
Milosch lebt siebzehn Jahre in der Ver
bannung, trinmpbicrt dann wieder über
den verhaßten Nebenbuhler, kommt aber
nur nach Hause, um zu sterben. ?Nilan
Obrenowitsch wird Fürst. Ich er
innere mich noch genau des Tages, da zu
uns nach Pancsova die Nachrickt kam,
drüben, im Park von Topschider. sei Fürst
Michael von Agenten des landesflüch
tigen Alerander Karageorgiewitsch er
mordet worden. Milan Obrcnoivitsch
unmittelbar ganz z Lasten unserer
Feinde. Und seitdem ist's nach viel schlim
mer für dicft geworden. Allein die Bank
von England hat in den ? ionaten August,
Tcvtcmber und Oktober nicht weniger als
320,Millioen Mark Gold nach dem Aus
lande, und war in der Hauptsache nach
Amerika, abgegeben. In eben diesen '. .o
uateN hat sich der Bai Vorrat der Bnk von
feiicilanü hin 24 Millionen Mark m
riraert. Die große ZZ.'organAnIil!e ksat
dem Uebel des GoldabflusseL. nick,t stirem
können; die anderen kleinen Wcchselge
fchäsie werdend umso weniger vermöge..
England braucht in immer flotrercr Elang
arC seine Barreserven aus. Seine fi
nanzielle Lage ist ernst"; seine militärische
nur im Kopie einiger Vogelstra.ißpolitilcr
iaiiisichtreich. Wir tonnen diese Entwick
lung mit Siibenfrendc vrkolaen. Die.
t.eit arbeitet immer sickeier für uns.
f I
"
wurde Fürst von Serbien, Alexander
Karageogiewitsch, 'im Dunkel seines Ezils,
ersann mörderische Anschläge auch gegen
diesen Obrcnoivitsch.
Ein Tag lebt in meinem Gedächtni:
Wir Schüler der dritten Vollsschulklasse
in Pancsuoa gingen aus der Schule nach
Hause; nicht in wilde Rudeln, wie das
jetzt beim jungen Volk Sitte ist, sondern
in vorherbestimmten Paaren, denn in den
Orten der ehemaligen Militärgrenzc
herrschte strenge Zucht. Der Junge, der
mit mir ging, war der Sohn einer armen
Handwcrkcrswitive. Auf einmal sehe ich,
der Kamerad chat eine schönen funiel-
r 't. , 1
r i i , ' .
f i
; ' ' ;( l - '
t
4
f "t
, fttj
,
V'i
,
2
I. von Serbien.
,
1
S ' -
1
rf, .M p
(fY'
Ä ,
' y 't
" s
Zfr
tf
,
i 4
" A
frAi,
' y
r
5 r7'
c
' 'y
& , ' t i
, ,y f
t ,y
'!t '4- ;;.'ysfib. ,
' ' 4
. I
Kronprinz Alenndcr von Serbien.
nagelneuen Anzug an, und hat doch or
ein Paar Wochen zum Osterfest keinen
gekriegt und war so traurig gewesen.
Woher hast du denn den Anzug?"
,Jch habe noch einen schönen Anzug da
heim im Kasten. Mein Onkel in Belgrad,
du weißt, der Hoffriseur des Fürsten Mi
lan. hat meiner Mutter ein Präsent ge
schickt, er hat vom Fürsten sehr viel Geld
bekommen." Warum?"
Pancsova ist eine kleine Stadt, es kam
bald heraus, warum die Witwe des
Schneiders ihrem Sohn hatte zwei neue
Anzüge kaufen können. Der Hofbarbicr
des, Fürsten Milan hatte von Alczander
Karageorgiewitsch hundert Dukaten be
kommen, dafür sollte er seinem Herrn
beir.l Rasieren die Gurgel abschneiden.
Der Mann wählt einen. Tag,' seift den
Fürsten ein, setzt das Messer an und
kriegt plöb.lich so eine Angst, daß er zit
ternd das Messer fallen läßt. Milan schreit
ihn an: Gestehe!" Tee Barbier sagt so
fort die Wahrheit. Fürst Milan, ein
Weltmann, schenk: ihm für feine Auf
richtigkeit gleich dreibnudert Dukaten und
läsit sich ruhig von ihm zu Ende rasiere,,.
Von den dreihundert Dukaten bekam die
Mutter meines Mitschülers etwas ab.
Das war im Jahre 1873. Sechs Jahre
später besuchte ich schon die Mittelschule;
jetzt saß neben mir der junge Pejcinovic,
dessen Batet Miians Stallmeister war.
Viele angesehene Serben ließen damals
ihre Kinder jenseits der Grenze studieren.
Zu den Feiertagen fuhr der Pejcinovic
immer hinüber nach Belgrad; nach den
Osterfecien des Jahres 1879 kam er von
dort zurück und erzählte von einem ncuen
Attentat gegen Milan. Im Kouak gab
es noch kein ordentliches Kloset!, sondern
der Abort lag über einer tiefen Senkgrube,
durch eine Falltllre von ihr geschieden.
Eines Tages öffnete sich die Falltüre un
ter Milan Obrenowitsch; er fiel in die
Senkgrube und wäre des kläglichsten To
des gestorben, hätte nicht jemand noch
rcedtieitig seine Hilferufe gekört und ihn
eins dem gräßliche,. Loch gezogen.
Im Jahre 1L2 erzählte mir derselbe
v ls
iH
iip":
V
(
xV,
Huer durch Griechenland
und Bulgarien.
, , .
Cmdrlicke eines wiener Großindustriellen.
' Wien, Mitte November.
Eine bedeutende Persönlichkeit aus den
ersten Kreisen der österreichischen Volks
wirtschaft lvar gezwungen, in den letzten
Wochen nach Griechenland zu reisen und ist
nunmehr von dort zurückgekehrt.
Er hat, abgesehn von kleinen Reise-
abenseuern, von den Fahrten zu Wagen
neben den überlasteten Bahnen an den
griechische Küsten entlang, deren Gewässer
ihin als Oesterreichcr verschlossen waren,
weil ihre Hoheitsrcchte den Griechen von
den Engländern und Franzosen geraubt
worden sind, Gelegenheit gehabt, Urteil
und Stimmungen der Bevölkerung aller
Schichten kennen zn lernen. Ueber seine
Eindrucke teilt er Folgendes nun
In Bulgarien lebt man heute im Kriegs-
zustand, als ob er schon jahrelang dauern
wurde. D,c Schulung der zwei letzten
Kriege wirkt im ganzen Bolke nach.
Frauen übernahmen die Ackergeräte und
die Männer bis zum sechziostcn Jahre sin
den sich mit einer Selbstverständlichkeit
zum Minimalste, als ob er ihre tägliche
Bcschöstigung wäre. Jeder Bahnsteig,
der Tunnel, jeder Ucbergang ist von
einem Bulgaren bewacht, dessen bäuerliche
Kleidung nur durch irgendein militärisches
Abzeichen den Krieger verrät. Die. säst
ausschließlich großen und starken Manner
begeben sich zu den Versammlungsorten,
ruhig, sicher, wie man etwa an den pslicht
mäßigen Beruf geht. Die Siegeszuversicht
ist ohne viel Redensarten unerschütterlich.
Heine äußerliche Erregung, weder nach der
einen, noch nach der anderen Seite, aber
eine innere Geschlossenheit und ein Wunsch
nach Kampf, der in einem grenzenlosen
Haß gegen die Serben sein Rückgrat findet.
Man hat in einem Kriege Schulter an
Schulter mit ihnen gekämpft, man hat
ihnen trotz jahrhundertelangen Gegensatzes
vertraut. Als eine große Anzahl von uns
tot, verwundet oder krank in der Front
fehlte, sind sie über uns wie die Meuchel
Mörder hergefallen. Wir werden ihnen
das nie verzeihen und nie vergessen. Das
Vertrauen in die vereinigten .Armeen ist
sehr groß und ebenso die Dankbarkeit.
Man freut sich, der Grenznachbar Oester-reich-Ungarns
zu werden, das von jeher
dem bulgarischen Reiche wohl will und den
Bukarester Frieden, der Bulgarien ver
stümmelte angesochten hat.
Uebrigcns ist man in Griechenland und
in Bulgarien fest davon überzeugt, daß
die Zcntralmächte siegen müssen.
Die stille und ruhige Ergebenheit, die
eiserne Disziplin des bulgarischen Soldaten
weicht an der griechischen Grenze einem
ganz anderen Bilde.
Es ist alles lebhast, der Ausdruck drängt
nach außen, Soldaten und Offiziere sagen
den Durchreisenden freimütig ihre Mei
nung, und die ist nicht sehr günstig für
die Entente. Der Grieche ist Realpolitiker
und Realist im Leben des Tages. Die
wirklich vorhandene Dankbarkeit und
Neigung gegenüber Frankreich, wo die
meisten Intellektuellen ihre Bildung ge-
mannen yavcn und oas ocm i:aioe po
litisch und wirtschaftlich wiederholt Hilfe
geleistet hat. ändert nichts daran, daß man
den Krieg Frankreichs mit den Zentral
mächten für ein großes Unglück hält, dn
dem man nicht teilhaben möchte. Dazu
kommt eine tiefe Erbitterung gegenüber
England, die fast an Haß grenzt. In
jedem Hafen Griechenlands findet man im
Frieden englische Kriegsschiffe, die als
lästig empfunden werden, und englische
Handelsdampfer, die dem seefahrenden
Volke der Griechen jede maritime Entwick
liing unterbinden.
Dies war jedoch bisher nur den höheren
politischen und Handelölreisen genau be
kannt, nun aber hat es das ganze Volk
miterlebt, wie die Engländer rücksichtslos
die Griechenland zugesprochenen Inseln
S7ZSM55Z525
Schulkamerad eine andere Hofgcfchichtr
aus Belgrad. Milan, jetzt schon König
Milan, ritt ost ganz allein von Belgrad
aus auf der Straße spazieren, die ost
warts nach Viznica führt. Unterwegs
pflegte der König in einer kleinen Kafana
einzukehren; man bekam in der einfachen
Bude den besten Kaffee ä la turca. und
der Kafedschia war ein aufgeweckter
Bursche, mit dem der König gern plau
dertc. Eines Tages, im Jahre 1882.
kommt Milan wieder in die Kafana und
bestellt zwei Tassen Kaffee, eine für sich,
eine für den 5i'afedschia, der mittrinken
soll. Während der W'.rt die Tassen ser
viert, kommt plötzlich ein Bauer herein
und verlangt einen Kaffee. Der Kafedschia
sagt heflig, der König sitze da, der Kerl
soll sich trollen. Aber König Milan be
steht darauf, daß der Bauer zuerst bc
dient werde; während der Kafedschia sich
abwend'i, vertauscht der König rasch die
Tassen, denn er hat durch die Spione
seiner Polizei erfahren, daß er vergiftet
werden sollte, und der Bauer ist ein ver-
Ileideter Polizist. Der Kafedschia kommt
zurück, trinkt. Itirbt aus ver lcue.
So wurde Alexander Karageorgiewitsch
seinen Feind Milan wieder nicht los; erst
Alezndrrs Sohn Peter konnte das Haus
Obrenowitsch wirklich ausrotten.
Peter? Wissen Sie, was der in seiner
Die Kriegsmacher"
von
Ein Buch, das unter der Kriegslitcraiur
nicht fehlen durfte. In der Literatur über
diesen Krieg, dessen Natur'als Wirtschasts
kamvf allgemach von niemand mehr ge
leugnet wird, und dessen virlleicht wichtig-
t Tlii. Wir l'I.iltrs nf Stn-",. n
t'harlo V ,!, tli Fathcrlaiitl Con'
liou, kw Vujk Uxi.
Lemnos, Jmbros und Tenedos besetzten,
und man hat die Empfindung, daß sie
nicht mehr weg wollen, sondern daß sie,
wenn die Dardanellen wirklich an Rußland
gefallen wären, sich dort einen neuen See
zwang geschasst hätten, um Herren des
Zugänge vom Schwarzen Meer in das
Mittelländische Meer zu sein.
Die griechischen Beamten wurden überall
beiseite geschoben, eine Gewaltherrschaft
machte sich fühlbar, die den stolzen Griechen
doppelt peinlich wurde. Man erlebte aber
auch aus nächster Nähe das Debaele in
den Dardanellen. In der übrigen Welt
kreuzten sich günstige mit ungünstigen
Nachrichten, man war nie sicher, was
eigentlich zu glauben sei; die Griechen
aber, die zwischen Kleinasien und ihrer
Heimat hin und her segeln, sie kannten
jede Einzelheit der furchtbaren englisch
französischen Niederlage. Sie erlebten es
auch, was die Hilfe der Mittelmächte an
Organisation und Munitionsnachschub für
die Türkei bedeutete, und es setzte sich nach
und nach in den weitesten Kreisen die Mei
nung durch, daß die Politik des Königs die
richtige sei, da sie eine freundschaftliche
Auseinandersetzung mit den Mittelmächten
und der Türkei anstrebt.
Ein gewisser Gegensatz zwischen Bulga
rien und Griechenland im Volke ist nicht
wegzuleugnen. Trotzdem will die Mehr
zahl in Griechenland keinen Krieg mit die
sein tapferen Volke. 5Nan hat zwei Kriege
hinter sich und hat seine Erfahrungen.
Den größten Stoß erlitt jedoch die Hin
Neigung zu Frankreich durch die Landung
in Saloniki. Der Nationalstolz der Grie
chen ist auf das tiefste verletzt, man ist
eifersüchtig auf die fremden Truppen, die
da? untr Blutströmen neugewonnene Sa
loniki wie eine eigene Stadt behandeln,
und man sagt es ganz ruhig heraus, daß
dies nicht länger geduldet werden soll. Von
oben bis unten gibt es nur eine Meinung
darüber; verschiedener Ansicht ist man nur,
was dagegen zu tun. Die einen erwarten,
daß in einem gewissen Zeitpunkt die grie-
chitche Armee die Einschiffung der fremden
Truppen verlangen wird, während die an
deren mit absoluter Sicherheit darauf
rechnen, daß man sie alle entwaffnung und
internieren wird, um dem Lande das
Schicksal Bclaiens zu ersparen und Grie-
chenland aus dem Weltkriege auszuschalten.
Wichtig für die deutsche und osterreichi
sche Volkswirtschaft und besonders für de
ren Industrie sind aber folgende Beobach-
tunaen. die unser Gewährsmann machte:
Die Engländer bewuchern Griechenland
und Bulgarien in unerhörter Weise. Nicht
nur, daß sie alle Waren, die sie liefern,
im Preise unendlich hinaufschrauben, wa
ihnen, die ja die ganze Weltproduktion an
Rohmaterial zur Verfügung haben, furcht
bar übel genommen wird; sie liefern aber
auch schlampig und schlecht. Sie schützen
sich jedoch gegen die Folgen ihres unreellen
Vorgehens, indem sie nur gegen Voraus-
bezabluna verkaufen.
Dasselbe gilt von Bulgarien. Unser Ge
währsmann sagt: Man sieht mit wahrer
Sehnsucht dem Tage entgegen, wo man
wieder deutsche und östcrreichisch-ungarische
Warm unbeschränkt und unbehindert kau-
fen und verkaufen wird können. Es ist auf
dem ganzen Balkan, Serbien natürlich
vorläufig ausgenommen, den Märkten der
Zcntralmächte ab olut nichts vertorenge
gangen, im Gegenteil, man hat es erst be
griffen, was die Industrien dieser Länder
für , die Entwicklung des eigenen Handels
bedeuten.
Wenn ich meine Eindrücke in wenige
Worte fassen foll, so, schloß unser Ge
währsmann. war es mir eine große Ge-
nugtuung, zu sehen, wie hoch man unsere
Monarchie m Griechenland und in Bulga
rien Militärisch und wirtschaftlich ein-
schätzt.
Jugend getan hat? Im Jahre 1,875, als
die Bosniaken lich gegen die Türken em
pörien, fiel eine serbische Bande in Ost
bosnien ein. Der Bandenhaupimann
nannte sich Petar Mrkonic, war aber
Prinz Petar Karageorgiewitsch. Was
ich Ihnen jetzt erzählen werde, habe ich
von dem damaligen Ortsvorsteher von
Prozoc (bei Ramä). Dort lag die Bande
Petar Mrkonics einmal auf der Lauer,
Ein türkischer Bauer kehrte auf seinem
kleinen Pferdchen vom Markte heim, hatte
fleißig Hammel verkauft und trug, in
seinem Handschuh versteckt. 38 Dukaten
bei sich. Schwupp, Seine Hoheit aus dem
Busch, setzt dem Türken die Pistole auf
die Brust, nimmt ihm die Dukaten mit
samt dem Handschuh ab, geht weiter, und
wird Koni von Serbien. Maie tat.
Der alte Major ging zornig auf nd
ab. Eine Ordonnanz kam ins Zimmer.
gab dem Major ein Blatt, auf dem amt
lichc Telegramme standen: Großer Sieg
in Serbien, König Peter hat seine Residenz
in Topola verlassen
Der Major schrie mich förmlich an:
Hat der Mann geglaubt, er wird als
König von Serbien im Konak eine ge
ruhigen Altcntodcs sterben? Seit Stesan
Duschan wäre er so ziemlich der erste
serbische Fürst, dem das glückte; gerade
er?
Mass Slreell.
ftcS Wirtschaftliches. Schlachtfeld sich in bet
neutralen" Wall Street des neutrales
Amerika befindet. Niemand kennt die
Straße" und deren Mächte besser als
Charles A. Collman, der in der dorlie
genden Sammlung von Aufsätzen, die in
der, KrieasZcitschrist Fatherland er
lchieuea. tut Kriegs-Berschwörern von
Wall Street die 'Maske vom Kesicht reißt
und damit dem künftigen Historiker de,
großen Mltbrande wertvolle Material
bietet. Gleichzeitig aber auch der Mitwelt,
der amerikanischen und der deutschen, in
deren Augen vielleicht noch, von der Par
teien Gunst und Haß verwirr! . va, un
rakterbild der Wall Street-Neutralität ei
schwankendes sein mag, überzeugend unil
auf Tatsachen gestützt dartut, wie tief i
Wirklichkeit der Abgrund ist, in den di,
rücksichtslos nur aus den eigenen Aortei,
bedachten Finanz-Gewaltigen das Land z
türzen sich mit den Alliierten verichworen
haben.
, Die sehr attraktiv, durchaus sachverstän.
dig und dabei doch popiilär geschriebenen
Enthüllungen besassen sich natürlich t,i
erster Linie mit I. P. Morgan, dem
Sohne seines Vaters", dem, Manne, da
als Großbritanniens Finanz- und Muni
tions-Agent die Seele der ganzen Ber-
schwörung ist.. Der Verfasser gibt eine
vorzügliche Charakterfkizze des Zaren von
Wall Street. Er schildert in kurzen, tres
senden Zügen, wie Morgan Englands
Krieg führt. Er verschafft einen Einblick
in Wall Street's Unterwelt", der zwar
vielen nichts Neues bietet, das Bekannte
aber in einer Form darstellt, die dessen
ganze Niedertracht und verderbliche Wir-
kunqen grell beleuchtet. Dos Wichtigste
von allem aber, zumal es gerade in diesen
Tagen im Vordergrunde des allgemeinen
Interesses steht und daher von jedem ge
lesen und beherzigt werden sollte, sind die
Ausführungen über den Ursprung und
wahren Zweck der Riistiings-Agitation,
sowie über die eigentliche Natur des ftiinf
Hundertmillionen-Pumps der Alliierten.
Collman gibt hier eine leblpfte Beschrer-
bung der Organisation der Navy League
os the United States" durch Col. Robert
M. Thompson, der auf einem Luncheon
die Emission einer Anleihe vo einer hal
ben Milliarde seitens der Bundesregierung
zwecks Schaffung einer großen Armee und
einer größeren Kriegsflotte anempfahl.
An dem Luncheon nahmen als geladene
Gaste ausschließlich die Hauptvertreter der
Hochfinanz teil, und der Verfasser weist
im Einzelnen nach, wie jeder der Teilneh-
mer ohne Ausnahme an der Fabrikation
von Kriegsmaterial beteiligt ist. Ja,
sogar der uneigennützige, hochpatriotifche
Rufer im Streit, Col. Thompson selbst,
der Vorsitzer deS Direktoriums der Jnter
national Nickel Co. ist. Die Ausführun
gen bieten vorzügliches, weil unwiderleg-
uches Material zur Beiampfung der gan
zen Preparedneß"-Beweauna. die als das
hingestellt wird, was 'fa in Wirklichkeit ist:
ein schlau ersonnenes Komplott der Kriegs-
materiat-Jnterestenten und Wall Streck
Spekulanten, um zwecks eigener Bereiche
rung die Taschen des Volkes zu plündern
und auch nach dem Kriege den War
brides" weitere Riefenprofite zu sichern.
Die ganze, große Gefahr der Riesen
anleihe der Alliierten für das amerikanische
Volk wird Schritt für Schritt dargetan.
Da kommt zunächst die übermäßige Kre-dit-Ausdchnung
seitens der Munitions
fabrikanten von Wall Street; die Vcrheim
lichung des Londoner Krieqsanleihe-Fias-kos;
die Erkenntnis des Geldtrusts, daß
er Waren an bankerotte Länder verkauft
hat; dann kommen die Instruktionen des
britischen Schatzkanzlers an die Geldtrust
Bankiers; und schnell folgt der heimliche
Raub von Z500,00,00 äus den Taschen
des Volkes". Nun. das amerikanische Volk
hat die Warnungen beherzigt, und, soweit
das Publikum in Betracht kommt, ist die
Anleihe bekanntlich ein gewaltiger Fehl
schlag. Aber der Verfasser weist darauf
hindaß Wall Street die Lebensversiche-rungs-Gescllschaften
dazu mißbraucht hat
um die für diese als Anlagen unsicheren
Alliierten-Bonds, welche das große Publi
kum zurückweist, auf sie abzuladen. Die
Gefahr, welche in der Abschiebung der
Bonds auf die Vcrsicherunqs-Gesellschaften
und einen vom Verfasser genannten'
Teil der Sparbank, r liegt, kann garnicht
überschätzt werden. Auf sie besonders auf
merksam gemacht zu haben, ist eine? der
Hauptverdienste des Collman'schen Buches.
Dr. A. B.
Die Hiefe der Adria.
Das Adriatische Meer, dessen' Allein
besitz der heiße Wunsch Italiens ist. um
dessentwegen es zwar Oesterreich bekriegt,
aber für Serbien keine Streitkräfte übrig
hat und Griechenland mit scheelen Augen
betrachtet, ist wie das gesamte Wittelmeer
zuerst von großen Kuliurnationcn seit
dem Altertum befahren worden. Man
sollte daher meinen, daß die Adria in
jeder Beziehung zu dew bestbekannten
Mcercsteilen der Erde gehören müsse. In
der Tat ist dem Mittelländischen Meer
bis auf die Gegenwart eine ausgiebige
Erforschung zuteil geworden, wie sie noch
in keinem entsprechend großen Gebiet des
freien Ozeans mit gleicher Vollständig
keit erzielt worden ist.
Dennoch scheint die Kenntnis des Mit
iclmecrcs noch bedenkliche Lücken zu ha
ben, deren man sich kaum bewußt ge
worden ist. Wir finden in der Zeitschrist
der Berliner Gesellschaft für Erdkunde
die Mitteilung, daß die Tiefe des Adria
tischen .Mccrcö bis vor kurzem in recht
erheblichem Grade falsch angegeben wor
den ist. Die beiden großen Konkurrenten
auf diesem Mecresteil, die Oesterreichcr
und die Italiener, haben - während des
Friedens beide durch ihre Verinessungs
schiffe eine große Anzahl von Lotungen
ausführen lassen, aber die italienischen
und die österreichischen Angaben über die
Tiefe dieses Meeres stimmten schleckt
übei. Infolgedessen .sind auf einer
Fahrt des österrleichischen Schiffes Na
jade" grade diejenigen Bezirke Adria
tischen Meeres, wo bisher die größten
Tiefen angegeben worden waren, noch
einmal ausgelotet worden, und dabei hat
sich das erstaunliche Ergebnis gezeigt, daß
die Tiefe dieses Meereö bisher in nicht
weniger alö rund 500 Meter überschätzt
worden ist. Das Mazimum sollte bisher
1645 Meter betragen. Es hat sich aber
herausgestellt, daß an dieser Stelle nur
eine Tiefe von 1128 Meter vorhanden ist.
Auch die .anderen Lotungen, die ähnlich
hohe Ziffern ergeben hatten, warcn sämt
lich um ähnliche Beträge zu verbessern.'
Dadurch erhält auch die mutmaßliche Ge
staltung des Meeresbodens in diesem Ei;,
biet einen viel gleichmäßigeren Verlauf