Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 19, 1915, Image 5

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brüllt tjinur Itn Hügkln am Horizont,
und nur hie und da rhaschtkn die Aug?
unskrer BorpostkN ein Echivadron $io'
alcn, die in den Meierhösen b(i galizi
sch?a GrkNjstrelfkriS rnehr privaten aii
militükischkn Aufhebens don sich machten.
Bei Karn unternahmen die Russen den
ersten rnsthost zu nennenden lUersuch. sich
einzubuddeln und unser furchteinslöbendel
Wormarschtempo zu derlangfamen.
Am Morgen del 23. Juni. Gestern, in
der Mittagssonne, haben wir Karow er
bert. Auf dem mehrere Ouadratmeilen
großen Wiesengelände. dal wir am Nord
rand dek Dorfe! betraten, umspannt unser
Blick da! gesammte EroS der vormarschi
reuden Brigade, die, wenn daS Glück gün
stig ist, noch heute die Linie überschreiten
wird, aus der vor Jahresfrist die Grenz
pfähl . standen! Truppen, soweit die
Augen schweifen; in vielfacher Parallel
reihe, sämmtliche Zufahrtswege füllend,
schieben die Artilleriekolonnen sich vor,
und ia dunstiger Ferne säumen die
Schniire der ausschwärmenden Infanterie,
?lejch Neihen.von Zinnsoldaten so winzig,
i blahblauen Kämme. Unter unsern
Füßen federt der Boden. Auf der Karte
die weiten, gestrichelter? Flächen, die wir
u durchmessen haben, bedeuten Sumpf.
Wehe dem Fiirwitzigen, der sich nicht aus
fußbreite qji die vorgezeichneten Pfade
hält unsichtbare Arme greisen nach ihm
und ziehen ihn hinab in'i Moor. Gedul
dig harren wir dot den zerstörten Drücken,
obwohl tl rechts und links ein Dutzend
Wege zu geben scheint. !,bi die Pioniere
ihren Neubau vollendet haben. Und mar
fchiren weiter. Eine lähmende, gleichsam
von unten genährte Sonnengluth lagert
über den Sumpfen.
In der Mittagsstunde überschreiten wir
die von Naioa Nuska nordostwärts siih
rende Bahn. Nördlich Nzeczyca ist der
ffeind gemeldet. Heute in alter Morgen
frühe sind die letzten Kosaken ausgerissen,
b! zur Abschicdkstunde die Bannerträger
cht russischen Heldenthums: geplünderte
Läden und gcbrandschatzte Häuser be
zeichnen ihre Spur. Unweit de DorstS,
da in unmittelbarer Nähe der ehemaligen
Grenzt liegt, fährt die Batterie in Stell
ung. Wa jenseit von jenem Hügel, der
sich gen Norden Vor unsern Augen wölbt,
da? ist Nichland! Auf dem Grenmm
schickt unsere Infanterie die ersten Salven
hinüber. Unsere Kanonen brüllen hinter
drein, und t beseligende Gedanke erfüllt
uns, daß in diesem Augenblick unsere
Granaten russische Erde schlagen.. . . .
Ss ist ier Jahrestag von Serojcwo.
Da über das Land hinrollende Echo
donnert Galijien daS Lcbeivohl 4 Uhr
?!achmitigs setzen wir den ?ufe über die
russische Grenze. Nein Zaun, kein Pfosten
äußern MertmalZ. Uns umsängt die
Oede kahler Aecker. vorzeitig abgemähter,
z?ruamps!er geioer unv veriiauoier Wege,
Aber die Q'de belebt der jubelnd Ge
danke, de, un durchfluthet blk in da
Mark, der un auf seinen Flügeln durch
Galizien trug. Galizien del Zioei Monde
lang haben wir Dich gnossen ... Du
sahst die Tage, die die schwersten und die
mühseligsten unseres Lebens waren, und
die Zage sahst Du, deren einer an' KLst,
lichkeit ein Menschendasein auswiegt.
Brausende, immer wieder aufgegriffene,
fortklingendc! Hurrah feiert die Grenz
Überschreitung. Diese unsichtbare Scheide
wand zwischen dem, wa vor'm Jahr die
seit russisch, jenseij österreichisch war. ist
nicht ein willkürlich durch die Landkarte
gezgiNkk Ftderstrich, nicht nur eine rein
geographisö, Linie. Hier hat neuzeitliche
Kultur, von der wir drüben nicht einen
Hauch verspürten, daS Land gestreift.
Wciksetüchte, zwetfiockige Häuser unter
brechen die monotoye Kette der Stroh
dachhütien. Wie die Rillen in den Korn
feldern darauf deuten, dafz hier Sa'
Maschinen die Saat streuten, so stehen
auch die Schuppe der Gehöfte voll land
wirthschaftlickien KeräthZ moderner Bau
art. Von den Menschen, die Hand
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(im Wxze lif.rn! Hin n-iirb den HrrZen
die Üeit tnzxp. linset M;iIaf .!,!!. sind
die labenden Ütbefl. ZLädrend rch die
f j teerfn Zöse der sib reiirirenden r u ff i
fe JukU,'lcn im Dorfe nilderg-hea.
w!ld an allen die Iteiriap.ö auf die
S'otftentliiet ttsii'uet mit Hallih ur,b
Hi!!h. wei vers.ilamm!e, ni',oissierlre
?ä.be theilen den Ort in drei If.eüe. Die
Briieken bat der ZVeind eingeäschert: vor
ihrer WicdrrlikrstcJins, ist an den itu
marsch nicht zu denken. Mit ficberhastcr
Emsigkeit aber lauüo. man Kört nur
die Planken fallen, die Hämmer klopfen
arbeiten die Pioniere. Der Trab!
freilich, der die sxionirenden AugeA der
Batterien mit den tteshiitzen verdindei, ist
längst jcns.'it, am Norwusgang des Tor
sei, und die cschosse. die des Nolhstcqes
über die Sümpfe nicht bedürfen, sausen
ihre Bahn.
Biwak in Zimno! Kamerad, in Nuß
land biwakiren wir! O schwelgerischer
Luxus, in den verlassenen Häusern giebt's
Tiscke und Stühle, und Tassen und Teller.
Britzeln und brodeln thut's in den Kesseln.
an den Rcrüatcuercven. die au vcn ar
ten leuchten. Einen Phonographen hat
jemand aufgestöbert. Wiener Walzer
singt'S auS dem Trichter ....
Einen Taa später. Irgendwo an grü
nein Sana westlich Tnszowce. Die Bat
terie mackt Feierabend. Wir haben wie
der einen Siebenmeilenschritt gethan; und
noch immer nicht, ob wir unZ auch die
Augen aus auttn. einen u en im vui-
gerkleide gesehen. Laszom wieder eins
von den Dörfern mitteleuropäischer Prä
gung, wu wir sie in Gatizien mit der
Lupe vergeben suchten Laszom liegt hin
ter uyS. Allem Anschein nach hgt das
Temperament unseres Vormarsches aufs
neue einen der Gigantenpläne, von denen
zu geeigneten Momenten die russische
Heeresleitung zu orakeln pflegt, rücksichts
loserwcise über den Haufen geworfen.
Stellungen, völlig, ausgebaut, wie jene,
an denen wir nördlich Madoniz, ohne datz
ei uns einen Büchsenschuß gekostet hatte,
vorübergehen- konnten, hätte man uns
sonst wohl kaum geschenkt. Totenstille.
Menschenöde, und das Grauen der leeren
Fcnsterhöhlen daZ war die Grundstim
mung der Eindrucke, die der Tag uns hm
terließ.
Heute Abend habe ich die ersten Ein
heimischen entdeckt. Ein dienstlicher Auf
trag rief mich zu einem der Infanterie
stäbe, die in dein Tors vor uns, hieß es,
daS Nachtquartier aufgeschlagen hatten.
Wir sind unser zwei. Dort unten, die
Häuser links der Landstraße an dem Sei
tenweg, das ist das Dorf. Da musz un-
ser Stab sein, tings todte Hütlcn, aus
deren Fenstern die grelle Sonne blinkt, die
drüben untergeht. Bon einem Feldgrauen
nickts zu sehen, nichts zu hören. Da,
was ist daS ein murmelndes, rauschen
des und dann jäh schweigendes Stimmen
gewiir. In dem nächsten Augenblick bie
gen wir um die Elke ... Bor unsern der
Iblüsften Augen steht ein Bild phanlasli.
scher Art. ln allen Farben der Palette
schimmernd: auf einem breiten Markt
platz ein ChaoS von bespannten. Hochaus
gethiirmten, lasitrogenden Leiterwagen,
von Bieh .und Hrni&ihia und Men
schen, Männern, Frauen, Säuglingen,
Äreiseii . . . Und daS alle wie erstarrt,
und doch nicht leblos. Irre, angstvolle
Blicke werfen sich uns slehentlich entgegen,
Uebt Gnade!" stammeln die Blüte. . Die
Tragödie der Ausgewanderten steht vor
un, der Flüchtlinge aus den leeren Dör
fern, die an unserm Wege lagen. Wir
begreifen aus einmal, dah nicht nur die
Kosalenknut diese .Menschen aus ihren
Heimstätten trieb. Die Verblendung
schlug sie. In den, nalxnden siegreichen
Heere mochten sie einen zügellosen Haufen
von Brandstiftern, Frauen chändern, Kin
dermördcrn über ihr Land hereinbrechen
sehen . . . Wir sind die ersten Sxemplarc,
die ihnen zu Gclicht kommen..- Lei Gott,
den Menschenfresser ficht man mir just
nicht au. Meinem Kameraden auch nicht.
Das haben sogar diese Leute weisgekriegt;
von allen Seiten drängt sich'k heran, der
wirrt und scheu, doch nicht mebr entgei
ftcrt. Da ganze Völkchen umsteht uns,
gkraoegeivachsene Manner, wie Kultur
ländler in Rock und Weste, der Gesichts,
ausdruck zu derängstigt freilich, um intell!
gent ZU fein; schlanke Frauengeslalten mit
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einem Ctat f-'ing's.k.n:itcek Auge, die!
U'.i fvin, um mit der jl,'!rffn Linie ihres
ta.ikii't.d ,Tfti JVi'.if !'f'(ih.-4 i'i
harmonieren. Und akle beginnen zu tu
schein, schnattern wirr durcheinander mit
einer Lebhaftigkeit, die wen als si!l!in.
d!sch:S Temperament ans.reck.en mäs.te,
sälie man ick,t. dak allein Ängfl und
Noth, wie sie kleinen Seeln kin hundert
fach Vaterunser auf die Lippen drängen,
sie so beredt macben. In diesem Torf ha!
Die Jluth der Flüchtlinge sich ßcf.cut; rb
sie die Umkehr wag'n tonnen, wollen sie
von unS wissen. 'XCit verstehen kein Wort,
doch die Mimik spricht ja so deutlich.
Zweihundert Schrill vom südlichen Torf'
rand platzt eine Gruppe Schrapnclis
die üblichen Abendqrüs'e der gcsclilagenen
Nuffen am Himmel. Die weisjg'ebalt.
ten Brennzünderwölkchen lcuä'tcn in der
untergehcnven Sonne. Wir lächeln, sind
daS Konzert gewohnt, das wir taum noch
vernehmen; der Kanonenlärm ist uns im
Laus der Zeit gewissermaßen unter das
Bewußtsein gesunken. Die Auswanderer
aber hat das Ei.lsetzen gepackt. Wie in
einer Sackgasse lausen die Blicke hin und
her zwischen den Nauchspuren der krcpi
rendcn Schrapnells und den beiden Un
geHeuern, die in dieser Stunde noch lächeln
können. Mit bcschivörenocn Gesten flehen
uns die Leute um Hilfe an. Ein weiß
jhnr'ge, Männchen schk.rpt Milch W-l
nimmt selbst den isien Zchtu.k au de
."ecler. den er wl an'. : t't, ::m eich-g,
d.isz et nnl nicht dergiite wiil; oilenkati
rrene bie Zkrauen tt. Lippen ans die
lkliinen Kr?,;?, d ihnen, an einer Sfimir
befestigt, üle, der Bruii bangen seht,
wir sind nicht de Teufe!-", heißt da
und deute aus ihre irnder. Wohin!?
Die Russen bkruhigen sich .heule Abend
später als sonst. Trübe grollt der Ab
i'jhufi, hüben donnert der Einschlag: es
ist schnxr, den Leuten einen Weg zu
weisen.
Aber dann verstummt das Poltern, und
die Gesichter helle sich aus. Zaghaft, zö
gernd, mit einem fragenden Blick, ob wir
nichts dawider haben, treibt einer die
PonyZ an. und der erste Leiterwagen, ge
folgt von der langen Karawane, rollt zum
Torf hinaus, gen Süden, den Menschen
fressern zu. Die vorderste feldgraue
Sctäitzenkette wider Winen haben wir,
vor der Infanterie, zu zweit das Aus
wandererdorf erobert" kommt dem
Zug entgegen.
Wieviele unter den Verblendeten werden
die alte Heimstätte wiederfinden? Die l
Fackeln brennender Torfer illuminiren
hstn HfirthsiTmm,f l 9sn& hrt Wilnnffi
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oeiniajen 111300119 aoer cr;mietn
chefterklänge, die den Tag des Sieges
feiern. Erwin Berghau.
Mi! der deuijchen
Südarmee in Kalizien.
Am Tnjestr.
Immer wieder, wohin man in Galizien
auch kommen mag, in kleine Ortschaften,
in große Bcrkehrszentren, überall füijlt
man von neuem, wie sicher sich doch in
Galizicn, für das jetzt auch die Bezeich
nung .Nothrufzland" geprägt wurde, die
Russen als Herren und Besitzende gesuhlt
haben. Allein über alle Theile ihrer
Kolonisationöfäh,it" in Lemberg
könnte ein Buch gciqriebcn werden. 'Und
sie haben thatsächlich gleich nach der Besitz
ergreifung dieses neuangeglicderlen Lan
des mit riesigen Kräften und bewunderns
werther Technik begonnen, dieBcvölke
rung und die Lande zu russifizireil. Ja,
sie fuhren unbekümmert darin fort, als
schon die Nicsenschlacht von Gorlice ge
schlagen war und nach dem Durchbruch
der Bormarsch der verbündeten Armeen
sicher war. .
Schneller als man glauben konnte,
wurde in den siegreichen Wochen vom
2. Mai bis Ende Juni ganz West und
Mittelgalizien befreit, und die Wieder
einnahine Lembergs war nur der Schluß
stein des Befriiungrwerkcs, zu dem
Wackmsen beim Beginn seiner Offensiv
die ersten eisenschwere Hammerschläge
gethan. Zollkiem in deutschem Besitz.
Lemberg von Norden her bedroht. Die
Welt hat an diese" Tagen den Athem
angelalten Welch ein ' Titanengeist
wuchtete in diesen Tnippen, die eine Welt
von sseinden gegeik sich hatten und inen
der übermächtigsten hier zu Tode trafen.
Mit der Einiiahmc Lembergs aber begann
hier ein neuer Theil des Krieges, der bis
zum einmal kommenden Ende weiter da
Allergrößte verhieß.
Im Herzen glgliziknS. weit südlich der
Hauptstadt, standen imme noch russische
Heerscliaaren, um bis zum lehten den
Besitz ihrer Eroberungen zu halten. Und
die geographisch Äesckzasfcnheit dieses
Landstriches stand ihnen wie ein Bundes
genösse zur Seite. Wie ein fluthendcr
Wall unigab der Dnjcstr, .der blaue
Strom", die feindlichen Stellungen. Zum
letzten Widerstände wagten sich die Russen
hier aufzuraffen. , Die alten, kämpf
erprobten 'Truppen Deutschlands und
Qcsterreich-.-UngarS, . die siegreich den
Wiiitcrfcldziig in den Karpathen geführt,
vollführten mit neuen und jimgen Regi
mentern neue Heldenthaten, die goldene
Bücher ihrer Armeen sllllcn werden. Daß
die Russen in dieser günstigen Verlh'i
digungsstellung. die ihnen der Dnjeftr
bot, halt machen und von hier au viel
leicht noch einmal d,e Offensive ergreifen
würden, war ja gewiß. Und die Kämpfe
bet Zurawno und Halitsch reden dazu ine
gar deutliche Spraye. Gelang es doch
vc Russen, wie unsere Generalslaböbe
richte meldete, bei Zurawno den von der
Armee Linsingen heiß eroberten Brücken
köpf wieder zu gewinnen und hier eine
Anzahl Gefangene zu machen, ehe sie ihn
dann endgültig dem mächtig andringenden
Sieger überlassen mußten. Noch war das
Slldlifer deS Flusses vom Feinde nicht
gesäubert. Festungeähnlich besonirte Ber
theidigungsgräben mußten zum Beispiel
bei Sokol 'auch dem hcldenmüthigsten
Gegner ein Halt gebieten. Und hinter
diesem Schanzwerke lag Halitsch, hinter
dc die Eisenbahnbrllckc, die die Schienen
von Lemberg mit denen von Stanislau
verband. Durch einen gewaltigen Vorstoß,
den Wcstpreußen und Württemberger
durchführten, trug man Ende Juni bei
Bukaczowee den Kampf erst ganz an daS
Südufer heran.
In viele Arme sich theilend, von hohen
Tteinufcrn eingefaßt, gleitet hier der
breite Dnjestr in reißender Schnelle am
schroffen Hochwald entlang. Flachland
schiebt sich weiter von hier in die Ferne,
Ein Gelände spannte sich also hier aus,
das jedem Flußoertheidiger den Angreifer
als sichtbares Ziel bot. Aber der Fluß
mußte überschritten werden, und neben
diesem eisernen Muß", d.is so oft unsern
Truppen den Sieg verschaffte, durste auch
hier, nichts Kleinliches gelten, nichts, das
von dem großen Gedanken abbringen
dürfte. So wurden nördsich Halitsch
starke Truppeninasscn eingesetzt. Drei
österreichische Jnfantekiedivisivnen, zwei
Jägerbataillonk erzwängen im Berein mit
den Deutschen in einer Nacht den Platz
am nördlichen User.
Wer vor Wochen den Kamps am
Swinie miterleben durfte und Zeuge
war einer That, die ohnegleichen in
der ganzen Kriegsgeschichte steht, der
wußte, daß auch diese That am
Dnjeftr geschafft werden würde. Stun
denlang im Wasser stehend, einander
helfend, schießend, schivimmend,' fortge
rissen und wieder stehend, weiter vor
dringend, Schritt um Schritt nur konnte
der Uebergang erzwungen werden. Ein
Eisenhagel von russischen Schrapnells
ergoß sich über die Käinpfendcn, dem zer
schlug eS dc Arm, diesem zerschmetterte
es die Brust, mit Kopfschuß fand ein
dritter einen leichten Heldentod. Wos that
der eine oder der andere? Wenn die
Kompagnie nur erreichte, was ihr bcfoh
len war! Und .durch!" hieß die Barole.
AI wollte der Feind jedcS Gerede von
Munitionsmangel, daS man ihm leicht
gläubig angedichtet, mit Thatsachen wider
legen, goß er Eisensluthen über ?uihen
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KACrtEN5EN UpJ ERZHERZOG. FGiQWCH-
über seinen Versolger aus. Schriller und
schneller sangen nie seine Maschinenge
wchre, nie waren solche Schnellfeuer
salven gehört, wie sie aus den Schützen
gräben sprangen, wuchtiger grollte nie die
Eisenharmonie seinek Beschütz. Doch wer
achtete dessen, wer dachte an sich, wo eS
das große, ganze Gelingen galt.
Und dann am Frühmorgen war es
geschafft. Schützengrakn vor Schützen
graben, die kein Strom mehr trennte. So
lagen sie einander gegenüber, während
Pioniere die Brücke schlugen. Wie oftmals
dann der Russe die neugewonnene Siel
lung zu stürmen versuchte, keiner hat das
zählen können, denn eine Kette von An
griffen rollte der russische Kommandircnde
aus, bis die Leichen sich thürmte, jeden
Ausblick nahmen. Und al! daS Frühroth
endlich blutschwer im Osten aufglomm,
war eine ganze Brigade hinüber und bielt
den Besitz.
War hier Schweres -geschafft, daS
manchem unmöglich geschienen, so sollte
in den nächsten Tagen noch Schwereres
kommen. Ohne Unterbrechung wogten
am nördlichen Ufer die Kämpfe weiter, fo
lange das wichtige Halitsch noch in russi
schen Händen war. Und die Bevölkerung
in Kalutsch und weiter in Stanislau
wollte es immer noch nicht glauben, dß
der Feind wirklich nicht wiederkäme. Aber
der Kanonendonner, der wie ferne Ge
Witter unallshörlich durch die Gegculs
summte, vergrollte. Wie in Aufathmcn
war das Im Lande. Ob der Feind nun
wohl einmal zum Halten kommen würde,
keiner konnte eS sagen. Urplötzlich schielte
er sich zum Abzug, räumte freiwillig, wai
er noch Tage vorher mit Blut und Tod
seiner Regimenter gehalten. Und weiter
ostwärts wälzte sich die slawische Fluth.
Noch ein Siegestag glühte auf, der
eines galizischen Ortes Namen ins Buch
der Weltgeschichte schrieb. Der Name
hieß Rohatyn. Bergland schiebt sich von
Ostcn und Westen an die Ortschaft heran,
das den Keil Flachlandes, der sich von
Süden her hercinschiebt, wie eine Zange
umfaßt.
Hier lagen die russischen Terrassen".
Wer diesen Ausdruck gefunden hat, weiß
ich nicht, treffender aber konnte , kein
zweiter sein.' In drei übereinandcrgslegc
nen Terrassen hatten die Russen hier noch
rnals Bertheidicungöstellungen eingenom
men, die nach Südosten das Gebirgsland
umsprangen. Und wieder mußte die
schwere Artillerie spielen, die Gräben
sturmreif zu machen. Die Zähigkeit deS
Gegners, der selbst aus wochenlangem
Rückmarsch bei ungeheueren Verlusten an
Todten, Verwundeten und Gefangenen
nicht kleinzubelommen zu sein schien, wsr
bewudernsverth. Uebcrlegene Artillerie,
deckte ihn zu. Jeder war deS neuen Er
folges gewiß trotz alledem. . Und dann
setzt tüi Lärmen aus. Tobten still
ringSum, peinigend, anspannend, jeden
emporrcißend. Lange Minuten wiederum,
bis das Signal zum Angriff kam. Wo
standen, jetzt die russischen Maschinen
gewehte eingegraben, die manchem sicher
Tod bringen würden? Das Signal zum
Stürmen überfluthete alle!. Srausend
überwältigend, mitreißend brach das
Hurra" aus tausend Kehlen, sprang wie
ein flackernder Springball aus dem Thal,
schlug wie eine heiße Welle dein Feind
entgegen.
Eine Viertelstunde währte der Kampf.
Das war eine Zeitspanne, in der man
gerade die Höhen erklimmen konnte, al
lief man ungehindert hinauf. Und wie
ein Lähmen, das den Finger ain Abzug
unbeweglich machte und das Auge hinter
dem Visier starr und blind, so muß es die
Russen überkommen haben. - Sie sahen die
andringenden Schaaren, sie konnten gerade
die Hände noch erheben, als die Sturm
kolonnen auch schon über sie gekommen
waren. Tausende Gefangene stampften,
von preußischer Kavallerie und von Hon
vcdhufaren begleitet, auf staubigen Stra
ßcn westwärts,, stumpfe Gesichter, müde
Gestalten. Und mancher war dabei, der
wieder durch Orte kam, in denen er
monatelang im Quartier gelegen. Mit
stillem Ingrimm mußte er jetzt sehen, daß
dort kleine bunte Fahnen flaggten, die die
Farben seiner Feinde trugen. Sie flatter
ten so noch vom Tage von Lemberg her.
Westwärts in die Gefangenenlager führte
sein Weg, während feines Zaren Truppen
wieder weiter nach Osten Rettung vor
ihrem übermächtigen Feinde suchten.
Die- Tage hatten Blut gekostet, für die
?!ussen wie für unS. Landestinder aller
deutschen Staaten hatte daö sirrende Eifcn
geschlagen. Und wenn man das Herrlichste
dieser Schlachtenstundcn erwähnen will,
darf man der Berwundeten nicht vergessen.
Deutschland, mein Deutschland, wie groß
bist du! Leichtverwundete, die nur Hand
und Armverlctzungen hatten, zogen singend
und fröhlich nach den Lazaretten, wo sie
Pflege und Hilfe fanden. Schwervcrwun
bete sah ich, die in Autokolonnen hinter
die Front befördert wurden. Da Iar
mancher dabei, der bereits zum zweiten
oder gar zum dritten Mal verwundet
worden war, mancher, der im elf.'en
Monate im Feld stand und den jetzt erst
eine heimtückische Kugel getroffen.
Alte und Junge, Landwehr und Ne,
serve, ich sah sie zusammen nach den hei
ßen Kampfeslagen des JuniendeS liegen,
weich gebettet und frisch verbunden. Wer
schreiben konnte, schrieb und ließ sich von
ungliicklichern Kameraden einen Gruß an
die Lieben diktiren. Wie sie hier nicht
klagten und jammerten, so war auch dieS
eine ollen gemein: ihre Angehörigen zu
schonen. Gewiß, sie mußten eS schon
berichten, daß sie verwundet waren, aber
jeder hatte nur einen .Streifschuß" be
, r- -
kommen, der ganz ungefährlich wa&
Und sie sollten sich zu Haus ja nicht
ängstigen. Und darunter stand noch twas, '
das auch ein jeder schrieb. Das war ein
Wunsch, der einzige, den wohl alle hatten:
wenn wir nur' jetzt nach Deutschland,
kämen! Jetzt, wo ihre Wunden Zeit
brauchten, zu heilen, wo sie dem Vater'
lanoe mchls nutzen konnten, tarn as Per
fönliche zur Geltung. Heim wollten sie
olle, wo sie wohnten, nach Schwaben und
Franken, nach Schlesien und an den Rhein.
Deutschland, das geliebte, wiedersehen!
Und einer, den ich fragte, antwortete mir:'
gesund möchte ich wieder sein, um noch
mals rauszukommen oder doch dabeistchn, .
wenn sie heimkommen. Es kann ja nicht
mehr lang dauern." Gott geb, daß er
bald einen siegreichen Frieden erlebt. Mit
einem bayerischen Lazareitzug ist er heim
gekommen.
Helmuth Unger.
Der Krieg unk das Kunst
yilZgrijcheInstitut inAlorenz.
Als Mitte Mai die Lage in Italien,
kritisch wurde, bereitete Dr. Kurt- von
Manteuffck. der das deutsche 5tunsthisto
risch Institut zu Florenz in den letzten
Monaten geleitet hatte, die Schließung
vor; sie ging ohne Schwierigkeiten und
ohn Zwang von Statten. Als er am
Tage vor seiner Abreise einen bekannten
Florentiner Photographen aufsuchte, um .
eine noch ausständige Rechnung dc? In
stituis bei ihm zu begleichen, da wollte der
Italiener seinen Augen kaum trauen, als
ihm der deutsche Gelehrte den Betrag von
mehreren Tausend Lire auf derr Ladentisch
legte. Da sähe man doch einmal wieder,
so meint er, die deutsch Zuverlässigkeit;
die Deutschen bezahlten .vor ihrer Abreise
pünktlich ihre Rechnung, während seine
eigenen Landslcute sich bereits weigerten,,
die ihrigen einzulösen
Am 17. Mai reiste dann Dr. von Man,
tcusfel mit dem einzigen noch in Florenz
gebliebenen deutschen Beamten deS Jnsti
iuls nach Berlin ab, ohne selbst irgend
welchen erheblichen Unannehmlichkeiten
ausgesetzt zu sein. ES besteht auch, wie
die Kunstchronik" bemerkt, keine Gefahr
für die Schätze deS Instituts, zu beten
Schutz gegebenenfalls der Schweizer io
sul am Platze wäre.' Auch in treuer iiä
lienischcr Diener ist im Hanse. Bedenkt
man dazu noch, daß das Institut in Flo
rcnz viele einflußreiche Freunde unter den
einheimischen Gelehrte hat, so kann man
ohne Sorge für die Erhaltung dcS werth
voll.a Bestandes dc Instituts und seiner
Einrichtungen sein.- .
Bon ener anle Kokospalme ha!
man bis zu 60 Früchte im Jahre.
.