Tögliche Omaha Iriiünf fT Krundjlittimunge'n in viid sliio inni vrnii ins A j v i Don Houston Stewart Chamberlaw. n. CS'.fft ich j,tzt zur rlifi'tfit r;tatiin8 hr n fr"Trl j'it Jabr frf;fchTd'rt Wtuiibffirnmuiig aflen Deutschland ii bf r, so muß Ich gleich betonen: tntt Verbot dei deutsch' Sprache hat keine NkUk Gi ' luntiori gischasf'N. es hat nur die schon beftchi-nfce und fast unvermeidlich zu einem S'eti)slinini beranwachsende Verschärft, derbittert und lawiiiknartig an zerstörende v Kraft gesteigert. Tenn die jtcf, mittlere Thasache, die absolut einsache Tl.! lache. für die e ebenso, um ist, eine 'jJiiinon ; Belege beinibringen wie einen einzigen Belag, die Thatsache, aus die allein e an kommt und die man sich durch kein diplo malische G'wlisch je vüc verdunkeln der ebsck chcn lassen, Ist diese: schon (eil Jahren ist die Aernlch. tungdeluntekPreubenlFiih rung stehenden Deutschen Reiche der eingestandene der uneingtstandene Wunsch unddie immer fester wer dende Absicht aller poIMfi ktnden Engländer und jeder - gebildete Engländer Politisir! von früh bis Abend. Tie Entwicklung, die Eduard VII. mit Hilfe der von ihm a kaufZen Presse und einer Reihe klug ersonnener Meihregcln herbeiführie, besteht lediglich darin, daß uZ dem-mehr oder weniger unbewußten Traum dem mein aller dmgZ eine andere Richlung hätte geben ? sönnen über Nacht die bestimmte Ab ficht, fc Entschluß und schließlich die andhinü .vard. rucfet fand die alte Ni valität. die von 1S14 bis 1870 und bis 1000 bei dielen Gelegenheiten sich veira ' then hatte, Worte und Gestalt. Da ich hier nicht von hoher Politik, fondern von a7zemcin verbreiteten Stirn nrnitini cS sn n'.r.::ir r.'.on mir Aeleae aus dem alltäglichen Leben zu wählen. Bon eigenen Erlebnissen habe ich schon o leri gesprochen; um den Kreis zu erwei tern, ziehe ich 'eute die Erfahrungen an derer heran. Gerade heute frii z. B. er halte ich einen Brief von einer deutschen Dame, die vor acht Jahren mehrere 9Jlo nate in einer englischen Familie in Eng ' land zubrachte. Sie habe sich, erzählt sie, in freundlichster Umgebung dort wohl gesuhlt; nur habe der Haueherr ein sonst zartfühlender und ritterlicher Mann oftmals beim Frühstück, während er seine Zeitungen durchflog, zwischen den Zähnen gemurmelt: 'e inuf.. sonn innke np our mimla to crush Cer many." Immer stellte ti sich dann her - i . l n :r. fr tt J. aus, cob rrgenoeme neue e'ining .ruiiu land gemeldet war: ein bedeutender Zu wachs der Ein und Ausfuhr oder eine v neue chemische Erfindung oder ein neue Passagierdampsschiff. größer als di. groß ten englischen... Die Antwort darauf au! dem Munde etacs sonst harmlosen Privatmannes: crush Gcnnnny! Drei weitere Briefe von Damen, die innerkalb der letzten zehn Jahre in England weilten, erhielt V- mit fast buchstäblich dem glei eben Inhalt: die eine hatte im äußersten Norden zwei Jahre gelebt, eine andere in 'London, die dritte an der Südivestliiste. Von besonderem Werthe ist der Brief eines Schweizer Gastwirthes. . der. wie ' er sagt. als Wirth und noch dazu Cchwei zer keine Politik treiben darf der aber Ohren zum Hören hat? ein solcher Mann. ' dessen Haus europäischen Nuf g'nießt, ist . in der Lage, großen Reichthum an Ersah' lilng anzusammeln; er sieht und hört Menschen aus ollen Ländern und Gesell . schaftNniftn; meine Kriegsaufsähe" reg ten ihn an. mir zu bezeugen, daß auch er niemals einem einzigen auf Krieg lüster nen Teutschen begegnet sei, daß dagegen er seit zeh,. Jahren und mehr alle Eng ' länder und auch alle Engländerinnen Tag " für Tag in der' Halle seines Gasthauses ; von der Nothwendigkeit und Ilnabweis , barkeit eine Krieges, Englands gegen 1 Deutschland reden hörte, hex zur rrnllfon inenen Vernichtung des Deutschen üleichej führen müsse. Er legt mir sogar Briefe feiner Gäste an ihn bei. Welche die deutsch' feindliche Gesinnung bezeugen. Einzig ein paar Irland kenne er, die aufrichtige Sympathie für ein politisch starkes Deutschland bikunden, während sie von den Engländern als von einer Verbre cherbande" rede. Also auch dieser neu trale' Beobachter bezeugt: schon seit Iah ren steyen cue cngianoer unicr oer jiien Idee eines Vernichtungskrieges gegen Deu. blond. Besonderen Wntb besitzen die Mittheilungen eines hochoejahrtcn deutsckcn Freundes und Gönners, eines allocrebrten jtunstmäcens. Während der letzten vierzig Jahre hat er. wie wenige, 4 die Gelegenheit besessen, andauernd chcrz "licycn Bcriei)r mir Bonienmni n,,,,,,: Familien zu pflegen: sein Zeugnis deckt , sich genau mit dem -der vier Damen und - M Gastwirthes sowie mit dem mcinigen. i' Einer der höchsten Offiziere der englischen Armee, Träger eines alten gräflich? Na mns. seinem deutschen Freunde übrigens warmstens- zugethan, sagte diesem vor . , kAichen Jahren: Meiu Bester, es geht einmal nicht anders, lo nuiHt.cripplß (jcrraany, beforu slie ncta too Rlronu; for , " Ein anderer Adliger drückte sich vor drei Jahren noch drastischer aus: Wu iniitt throttlo (ifrniany, es ist unsers Pflicht, Teutschland' zu erdrosseln Diese kleine Auswahl vu? verschiedenen ' Lebenslagen mag für heute genügen, jene zroße, grundlegende Thatfache vor Augen zu führen, von der man in allen Blau und Weiß und Gelbbüchern der Welt kein $ Sterbenswörtchen erfahren wird: es han F ' bin stch um eine allgemeine ecicniiirn mung dcr Engländer; diese Stimmung erweist sich uns als zugleich verblüffend z , einfach und haarsträubend zynisch; da , , gegen darf man nicht ihre unermeßliche ' Naivetät übersehen, denn das ist der ret tende Zug daran. Nur so läßt es sich er '' klären, daß England sasi auf alle Deut? f scheu, die es kamen lernten, eine große ' I Änuchung ausübte. Auf meinen Aufsatz , o...s!.. fr .England' habe ich Dulzcnde ton Briesen tr"m; !Hhfr, OlrrffinMcitte, kaufleute. Gelehrte, ttünstler. VergnU giins.öieiskndk..., alle sagen dasselbe, sie seien ,fo gern In England eewesen," sie haben sich dort innig wohl gesuhlt". Ein deutscher Offizier, der erst am VoraiXiid des Nriegks von dort ziirüekueruse wurde, schreibt mir aus dein Cchühengra ben: Ich habe mich in England gar ncht als Fremder gesuhlt, so gastlich bin ich drüben ausgenommen worden." Es han delt sich, wie man sieht, nicht um Haß, durchaus nicht, sondern um die Hrpivse einer Nothwendigkeit. Jener gräfliche Ossizier liebt seinen deutschen Freund, bewundert Deutschland, verehrt den 5la! ser; er sagt stch aber, wenn England nicht Deutschland kleinschlägt, schlägt Deutsch land England klein. Daß Deutschland an ftiKCj nicht dachte, am allerwenigsten an öl rieg gegen England, mit dem es sich berufen glaubte als dem ihm nächst verwandten Volke , edelste germanische jiultnr über die Welt zu verbreiten, das ist nie irgend jemandem gelungen, einem Engländer beizubringen. Denn die poli tische Theorie Englands lautet seit zwei Jahrhunderten: wir Jnselvolk haben nur solange Macht, als wir Allmacht besitzen. Natürlich ist .Allmacht' nur ein Ideal, ein zu Erstrebendes, doch es wird unab lässig erstrebt; es findet in der thatsäch lichen Beherrschung aller Meere ein bedeu tendes Pfand; und was noch fehlen mag, wird durch kluge Verbindungen und syste matisch hcrbeigi-fuhkte Schwächung ande rer, auch durch wirksame Vortäuschnng und Ncnommirerci möglichst wettgemacht; die Hauptsache ist, daß jedem Engländer von ttindesbeincn an beigebracht wird, sein Vaterland sei von Gottes Gnaden zur Weltherrschaft berufen, und daher sei auch jedes von England an anderen Län dern verübte Unrecht jeder Verrath, jeder Vertragsbruch in Äirllichlcit die Ausübung eines Rechtes. Es läßt sich auch viel dafür anführen, daß ein Volk, das keinen Landbau mehr hat und dessen Industrie bedenklich gegen andere zurück zubleiben beginnt, daß ein Volk, das also immer mehr aus Handel und Finanz allein sich zu bcreickrn angewicfen ist, diesen Handel und diese Finanz monopo lisiren muß, um überhaupt noch leben zu können. Sieht dieses Volk einen Nack,bar zum Mitbewerber heranwachsen, dessen Landbau blüht, dessen Industrie die fei nige an Lcistungsähigkeit schnc" iibcrflü gelt, dessen Tchifffahrt ihn unabhängig macht, und dessen Finanzlraft, wissen schaftlich verwaltet, von Jahr zu Jahr zunimmt, so kann ihm schon bange wer den. 'Freilich, es gäbe einen Ausweg: es dem Rivalcn an Bildung, an Fleiß, an Unternehmungsstnn gleichthun; wahr scheinlich sagt aber ein unbeirrbarer In stinkt dem Engländer, daß er dessen nicht fähig ist. Was bleibt ihm denn? Die rohe Gewalt: zertreten, vernickten. ver krüppeln, erdrosseln. Und weiß er sich allein hierzu nicht stark genug, nun, so ruft er die Völker zusammen, mit denen er durch Handel und FinanZ verbunden ist, oder denen erils Tyrann gebietet: die Nüssen, die Franzosen, die Serben, die Portugiesen, die Canadier und Afrikaner und Australier, die Neger, die Araber, die Hindus, die Japaner, und hetzt sie, alle auf den gefürchteten Deutschen. Ist eine solche Grundsilmmung und die aus ihr mit mathematischer Nothwendig kcit erwachsende Folge' nicht ungleich inte rcssantcr als ein Blaubuch? - 'Bis jetzt scheint der Deutsche unfähig, sich vorzustellen, welche aive. leiden schaftslofe Nuhe den Engländer bei diesem Gcdankcngang beseelt.. Von Haß gegen Deutschland ich wiederhole es war vor dem' Kriege keine Rede, oder höchstens in den sehr ungebildeten Greifen, die sich ihre Weisheit aus dem Skandalblättchen .Daily Mail" holen. Der Engländer er blickt ein einfaches Problem: Tu oder ich; und wie Im bürgerlichen Leben, so auch hier zieht er den Rock ans und ruft: Corne oii. Kr' stellt for it! kom.'i' nur her, der Kampf soll entscheiden! Das ist die zugrunde, liegende Stimmung, die Stimmung des ehrlichen Volkes von oben bis unten nur zeitweilig verdunkelt durch die Preßkanaille. Die Gedanken des deutschen Kriegers, der für Herd und Heim und Eigenart kämpft, sind dem ge mietheten Söldner fremd, ebenso aber auch dem hinter ihm stehenden Wolke: für sie all handelt es sich um eine reine Macht frage; der Unterlegene wird sich unterwer fen müssen. Ich erlebte es einmal, daß in einem sehr großen Hiihnerhof, wo Litt befiederte Paschas der Bewältigung ein.es so zahlreichen Serails nicht mehr vollauf gewachsen waren, zwei kräftige junge Hähne neu eingeführt wurden; den gan zen Tag über wurde gekämpft, am .Abend liefen alle sechs Hähne von Kopf bis Fuß blutüberströmt herum;, am folgenden Morgen aber sah ich sie friedlich nebenein ander picken, und der Verwalter versicherte mir, der liampf sei für immer beendet: der stärkste Hahn habe sich die, Hennen ausgewählt, die ihm gefielen, dann der zweitstärkste desgleichen und so weiter, dem sechste fiel das Loos zu, sich mit den Resten ein gemüthliches Leben einzurich ten. wozu er sich in philosophischer Fas sung anschickte. Genau nach diesem Mu ster hat sich der Engländer den jlamps mit Deutschland gedacht: Wo rnust crush Oerrnnny enthält cl Korollar: Or we nnist lut Gnnnnny crush u. Dr. Karl Peters wurde kürzlich befragt, ob die Engländer, wenn sie von den Deutschen besiegt winde,-, die Niederlage lange nachtragen würden?. Er antwortete: Im Gegenteil! Im englischen Sport lebe gilt das Gesetz, daß mit dem Ehake hands die Gehässigkeit der untereinander ringenden Parteien zu Ende ist." Darum ist der Engländer ebenso erstaunt über die Empörung der Deutschen gegen ihn.- die sich jetzt kui'dthut, wie der Teutsche er staunt war über die Z!ri,gcrtlärittig der Engiandkr: daß gegenseitige Sichmißgil stehe ist vollkommen. 4 hoch mau auch in mancher 2!fjie huna die slulliir Englands einzuschalen geneigt sein mag. und ohne Frage erreicht sie nach gewißen Slichtungen l, eine Hiihe, die noch kein anderes Volk zu er liimmen vermocht hat, hier in !,er Po litik ist Denlen und Fühlen der Eng länder fast so primitiv wie die eines Nongones,ers: die rohe Macht der Faust entscheidet, wacher von zwei Nachbarn t;m andern all Cüate dienen sr. Der .Reiiöbotc" veröfsentlictite neulich den Brief eines angesehenen britischen Missio kori an seine deutschen Freunde, t wel chem er d'cse seiner christlichen Bruderliebe versichert, den Vernichllingikrieg gegen dai Teutsche Reich aber als so unum gänglich hinstellt, daß selbst die Quaker so erzählt er die son,l grunl sätzlich keine Fencrwasfe in die Hand nehmen, sich jetzt freiwillig zur Armee melden. Was mich wieder veranlaßt, aus meiner Sainmlung von Briefen aus die NriegS aussähe" denjenigen eines begabtesten deutschen Künstlers herauszusuchen, der England und dessen jtolonien gut kennt, der sie klebt und dem Erfahrungen aus allen fünf Welttheilen Stoff zum verglei chenden Urtheil bieten; er schreibt: Man trifft in England auch in gebildetsten reifen viele Menschen,, die et Ge misch von Scharfsinn, Dummheit und Raibitat verrathen, desaleichen ich in kei nem Lande der, Welt gesunden habe; mir gelang es nie festzustellen, wo die eine dieser Eigenschaften ausbörte und wo die andere anfing." Das ist ja die auszeich ncnde Eigenschaft der primitiven, wilden Völker: zugleich klug, dumm und naiv zu sein. Alle drei Ingredienzien sind nun an jener Grundstimmung der Engländer in Bezug auf Deutschland betheiligt: wer sie richtig beurtheilen will, muß in ihr mci sterlichcn Verstand, gottverlassene Be schränktheit und userlose Naivität gcwah ren. Allerdings, aus diese naive Grundstim mung pfropft sich das Truggcbäude der heuchlerischen uaenpolitik und die von ihr inszcnirte niederträchtige Preßhetzc; diese konnten aber kaum ihre heutige vnu faltung uns Hurfchaft erreicht haben, wenn sie nicht den breiten Boden bereitet vorgefunden hätten, und khn bereitete die allgemeine Grundstimmung, von ver aucin ich heute rede. Analog verhält sich's in Franlrcich: auch dort benutzt und bcarbci tct eine skrupellose Regierung die seit Ge schlechter vorhandene runvstimmnng, nur ist diese in Frankreich weit vcrwiclel ter als in England und nichts weniger als naiv. Nach einem richtigen Instinkt handelt der Deutsche, wenn er die Revanche", den Nevanchcacdankcn" sagt; kein deutsches Wort giebt den Gedanken- und Gcfuhlsin halt des französischen' Begriffs Revanche- genau wieder, xicbanche tu nicht vtacye -y--- -,- -,. , XtUH lui viyt. liw-.tii V'v Hinter zcder nocls so abgeleiteten Behcsche Grundstilnmung beschaffen ist. Wh tuna von Racke iiaat Grimm birgt sich s hi, ,nni;f. nnm tinrfi nv.hm nrriifitel tuna von Raebe (sagt Grimm) birgt sich die Vorstellung des Vcrsolgens, des Ver jagens; die göttlich gerechte Vergeltung für begangene Unthat liegt als Vorstellung zu Grunde. Gegen die elementare Gewalt dieser mächtigen Scclenstimmung, die für uns Germanen in Kricmhilden's Rache" ewigen Aufdruck gesunden hat, erscheint die .Revanche" als ein blasser, bkiloscr, künstlich giichtc,t,cr, jnrisprudentischer Ge danke. Auch von Haß weih La Revanche" wenig oder nichts; dafür ist sie diel zu anämisch. So versteht man, daß die ge bräuchlichste Anwendung des Wortes sich auf das Spielen bezieht: ich gewinne eine Schachpartie, der Gegner fordert von mir als sein Recht 1e lui ilonner Ja rc vancho", ihm die Gelegenheit zt geben, nun-seinerseits' mich zu besiegen. Hier entdeckt man die genaue Bedeutung des Wortes: zu Grunde liegt die eitle Vorstel lung, der Sieg des Gegners sei Zufall, bci nochmaliger Kraftprobe werde er unter liegen. In der Phantasie dcS Franzosen hat er unbedingt von vornherein, und ehe noch der erste Zug geschehen ist. gesiegt; trifft das nun nicht ein, so liegt entweder Falschste! dc. Gegners oder momentanes Versehen oder 'Tücke des Schicksals vor; er ist nicht besiegt, es täuscht der Schein, die Revanche" wird schon den Gegner eines Besseren belehren. Niemals we der im Spiel noch in der Wirklichkeit wird der Franzose loyal zugeben: ich bin der Unterlegene. Auf die Stirnseite seine Schlosses in Versailles ließ der Franzo senlönig in Niescnbuchstaben einmeißeln: A toutes li pluires dp la Fninro": wogegen der Deutsche ausrief: Die That ist alles, nichts der Ruhm!" Zur That ge hört (gegebenenfalls) die Rache, zur Gloire gehört die Revanckze: es sind zwei getrennte Welten. Zur Vergcgenwäriigung der Art. wie die Franzosen so etwas machen, wie sie die Hirne der Kinder von klein aus auf Gloire und Revanche modeln, will ich dem Leser eine Erinnerung ans meiner eigenen llindheit erzählen. Anfang der sechziger Jakre des vorigen Jahrhunderts war ich Schüler im Lycöe (Gymnasium) vonÄer failles. Am letzten Vormittag vor den grö ßen Sommcrferien gab es ftintf Unter richt, sondern der Klassenlehrer hielt einen großen Vortrag, uird zwar jedes Jahr und in allen Klassen war es derselbe Vortrage die Schlacht bei Vaterlos! Diese Schlacht die war die These sei eine der groß ten Ruhmcsthaten der französischen Was fen und eigentlich einem Siege gleich zu achten. Mir klingt noch in den Ohren die endlost Liste der Völker, die dort gegen den großen Kaiser verbunden standen, ,Les Anglais. les Ecossais, lcs Gallois. lcS Jrlandais, leS Prussicns, les Hannov riens. lcs Brunsvickois, les Hcsfcs. lcs Saions, les Nverlandaiz . . .'; Minuten lang ging das fo weiter; wir Buben glaubten alle Völker der Erde anfmarschi ren zu sehen; es folgte die oratorische Frage: Et vi-kvie Ah ccs niulü tivli'g?' Kunstpause; dann kurz, euer gisch: .Leu Fniiicnisl" Ein Mann ge gen tausend: so standen sie bor unseren Äugen. Mußten sie auch unterliegen, das war keine Niederlage; wie man früher von den Spartanern in den Thcrmopylen re bete, so werden künftige Jahrhunderte von de Franzosen bei Watcrloo sprechen. Wer es nicht erlebt hat. wird sich kaum vorstel Ucn, aus welchen Siedepunkt der Bcgeijte rg srai,.-i,'sische Peredsainkcit die G,,mil ther. hinaus zu schrauben vermag. Nun wurde aber . bi-se ewig rühmenOverthk Wassenthat Von den Gegnern doch als Nie derlae Frinkreichs gedeutet und bewertet, und o folgte miiiiittilbor ans die Beleh, rung über .La Gwire' die ergänzende lllxr .La Revanche". Dazumal sprach man von La revanche ponr V,!ater!oo". und zwar sollte diese nicht Übel auksallcn. Eine riesige Landkarte wurde a!,fgerollt, und an, ihr demonsmrte der Lehrer, der Rhein bilde die natürliche Grenze Frank reichs von Basel bis zur Mündung; so bitt'n's die t,?!fit Oaisi't 'fyillfii, und so habe es der große Napoleon wieder her gestellt; Frankreich dürse nie nachlassen, bis es sich diese Grenze wieder erobert habe. Dieser RevancheGedanke sei das heilige Vermächtnis an die heranwachsende Generation. Sa weit unser Schulvortrag, Man glaube alx-r nicht etwa, diese Forderung der .frvntlrkz In l:!!' sei mir in hen Schulen, etwa auf Befehl von oben, ge lehrt worden; vielmehr horte ich immer und überall dävon reden; kein Franzofe lebte, der nicht die Revanche für Water wo und die Rheingrenzc beständig im Munde geführt hätte. Ende der sechziger Jahre, traf ich häufig mit einem französi fchen Genie-Osfizier zusammen, du die Etolc Polytechuique ab.sowirt hatte als, eine vorzügliche Bildung besaß, außerdem als Ersinder auf dem Gebiete der Feuer Waffen bedeutenden Ruf genoß; dieser her vorragende Mann war von der Idee ier Rheingrcnze derartig besessen, daß er tag täglich, wovon auch die Rede sein mochte, eS immer wieder verstand, ans sein Lieb lingbthema iiberzulcn,ken. Der Rhein, sagte er, sei die natürliche, die eigentliche, die nothwendige Grenze Frankreichs. Von Haß gegen die'Deuischen. ja seilst vo Ab neigung war bei ihm gar keine Rede; aber da sie nicht freiwillig diese Grenze heraus gäben, so bliebe nichts übrig, als sie ih nen im Kriege z entreißen. So war denn auch dieses gelehrte und sonst human em pfindende Hirn von drei fixen Ideen wie bchpnotisirt: la ploire dc In France, la revaiiclie pnnr VVatorlon, la frontiöre nsttnrclln iu Itliin.. Und wie er, lo dachte die ganze .Armee. Ich hatte die üble Gewohnheit, meine freien Stunde In den Kasernen zuzubringen . altes Soldalenblut; meine Privaifreundschaften reichten allerdings in den meisten -Fällen nur bis zum Feldwebel, mit diesen trieb ich mich in den Pferdeställen herum oder saß mit ihnen in der Kantine und lernte sie so gut kennen:' Krieg mit Deutschland. Revanche, Eroberung der Rheingrenze bil beten daö beständige Gesvräch; und warf hin und wieder ein vorsichtiger Mann ein, das deutsche Heer übertreffe das franzö sische an Zahl, fo hört? ich immer wieder behaupten: ein Franzose genüge für vier Deutsche; dieses Berhältnis stand ganz fest und gehörte zum militärischen Glau bensbekeniitiiis. Man sieht, wie eigenartig die französi ist -x auf die Zerstörung des Nebnduh lcrs . siebt die französische nur sich selbst. ILi.V Vliy.lJVV a""( --p--. die ciaene .doirc". dic eigene natürliche Grenze"; der eine ist aitti-dcutsch aus Neid und Berechnung, der andere aus gekränkter Eitelkeit. Der Franzose haßt den Deut schen nicht; meistens hat er ihn gern und staunt ihn an wie ein seltenes Thier im zoologischen Garten so unbegreiflich gebildet, so mit Idealen belastet. Jeder deutsche Jüngling, der in Paris studiri hat, wird hundert hübsche Züge zu erzäh len wissen. Wekn der Franzose überhaupt reist was selten vorkommt , dann ist Deutschland fein liebstes Ziel; ich kenne Pariser, die mit fast jedem Torf in Bay ern vertraut sind; sie suchen sich die abge legcnstcn Orte ans, um sich von dem Wirr warr zu erholen, und rufen bewundernd gus: Quel hon pay! quellcs bonness Kens!" .Die Franzosm sind nicht, wie die Engläirder, unerbittliche Politiker, und ihre Auffassung von Handel und Gewerbe ist der englischen entgegengesetzt: Fleiß statt Kühnheit, Sparsamkeit statt Speku lation, sichere Beschränktheit statt Behcrr schun des Weltmarktes. Aus der franzo sischen Presse lernt man den echten Fran- zoscn nicht kennen: Zeitungen wie der Matin" stehen ebenso wieie Nowoje Wremja' unter der Botmäßigkeit der .Times", es ist alles ein großes Finanz unternehmen; -neun Zehntel der Pariser Journalisten stammen aus Frankfurt am Main oder aus Polen; die berühmte alte französische Journalisienschule ist so gut wie entschwunden; Leute wie Sainte Bcuve, Jules Janin, Scherer, Prövost Paradol u. -f. w. können heute nicht mehr duräidringen: die wenigen echten, die noch ibr Dasein fristen wie L.wmenceau, Drumont, BarrdL. können es nur als volitische öikköp c und halbe Narren, Man urtheile darum nie über die Fran- zofcn nach ihren Zeitungen. Was diese Zeitungen aber bearbeiten, das ist jene ge schilderte Griindstimmiing; wie Sir Ed ward Grey mit seinen Engländern dank der ibriaen machte was er will. so Delcassö und Poincarö mit der, be- thoncn Franzosen. Ost bedauere ich es, daß bedeutende Er eignisse die Erinnerung an das unmittcl bar Vorangegangene gewöhnlich löschen; dadurch wird Geschichte schon im Augen blick ihres Entstehens gefälscht. Ueberall und immer hört man heute bei Feind und bei Freund von dem Kriege dcö Jahres 1870 wie von einem Anfang re den: die Deutschen haben sich Elsaß und Dentsch-Lothringcn erobert, und das soll der Anfang einer Spannung gewesen sem. die schließlich in den heutigen Krieg mün dete. So liegen aber in Wirklichkeit die Dinge nicht. Vielmehr hatten die Franzo sen vor 1870 einen Revanchckrieg gegen Deutschland und die Einverleibung aller deutschen Lande westlich des Rheins fest beschlossen. Es ist nicht wahr, daß Napo leon III. die Feindschaft aus dynastischen Gründen aufgestachelt habe, vielmehr hat er ich glaube, gegen seine bessere Ein, sicht sich in der Noth die allgemein vor handene und drängende Stimmung zu Nutze gemacht; mehr nicht. Und nun frage man sich, was das heißt, wenn heute von so vielen Seiten Deut chland als der Stö renfricd hingestcvt wird, weil es die gut deutschen Lande Elsas und Lothringen. ihm dar nicht g.ir lanr Zeit gewalisam entrissen, sich wilder aneignete, während d'e Fkanzsr!lkii!gestidn,ermaßer de Absicht hatt'N, nicht allein Elsaß und Lothringen zu behalten, sonder sich di guuze Rheinpsalz und zwei Drittel der Rhciiiprovinj kinuivcrleiwn? Wie hätte e da mit dem .Nati.'nalilalkprinjip" und mit dem so viel ber!,ne freien Selbst bestimmiwotrecht der Einwohner" ausge sehen' Hat men fhon ' g' merkt, daß Speyer, Worin. Mainz, Trier. Kollenz. Bonn, Köln, Kk,lcld u. s. w. französische Städte sind S alle, nebst einem hub, s,f"N Etück Hr-Ilnnd frld rrnnj IHflnirn wollte Frankreich, feiner ' natürliche Greuje" zulief), auf einen Happen hinun tcrschlucken; Ich hal auch ie ander in meiner Kindheit g.chört, als daß Belgien nur zritweiliz von Frankreich getrennt fi und ihm demnächst wieder zufallen würde. Das alles wäre wenn Frankreich 1S70 den Sieg davon getragen hätte ohne irgendein Bedenken, ohne irgendeine Frage, ja. ohne auch nur mit den Augenwimpern zu zucken, gesch.hen. und alle Welt hätte es in der Ordnung gefunden, alle die weise Moealisatoren und Menschcnkkck.tlcr aa der Themse, an der Seine, am Tiber, am Genfer Su u, f. w. Cchwntzer sind sie alle, ignorante und lllqendolle Schwätzer, Erfinder von pksrasrnreichen Unwahrheiten, svstematische Irreführe! der öffentlichen Meinung, Geschichtsfälscher. " Bei diesem ganzen Gcthue von Elsaß'Lolhringen ein Geihue, da leider bis in's Herz von Deutschland hinein seine Wirkung ausge 5?5M5M525iI!7iMWM5cI5 Lriegö'Mjo aus Südamerika. Englands Tkutschcnhcbe in Brasilien. Das Blatt der Teutschen in der Kolo nie Blumcnau (Staat Santa Eatharina, Brasilien) .Der Unvaldbote", giebt ein Stimmungsbild ans Rio de Janeiro, dem wir folgendes entnehmen: . Die Hetze gegen Teutschland wird von England ans mit immer größucr Wuth betrieben. Selbst die amtlich.m Tclcgram mc, die der englische Geschasisträzcr hier veröffentlicht, strotzen von Unwahrheitci aller Art. Seitdem man erfahren hat, daß' Deutschland mit dem geplanten Angriff auf England, der für ganz unmöglich und undenkbar gehalten wurde, Ernst zu ma chcn droht, ist die Wuth der Engländer gegen alles Deutsche aus Höchste gestiegen Auch die hiesigen Engländer sind wü thend. Sie haben gemerkt, daß ihre soge nannten amtlichen Berichte überall mit ungläubigem Lächeln entgegengenommen werden. Man hat wahrscheinlich hier, wo man ein urtheilslofcs Publikum vor sich zu haben glaiibte, noch stärkere Farbe aufgetragen, als anderswo, hat aber die Erfahrung machen müssen, daß die eng lifchen Rachrichten allgemeine Heiterkeit er regen. Der Geschäftsträger Robertson mußte schon manchen beißenden Spott über sich ergchen lassen. Die Engländer selbst sind wüihcnd aus ihn, obwohl er doch eigentlich unschuldig ist. da er nur die Nachrichten weitergicbt, die ihm der biedere Mr. Grey herteb-graphirt. Von verschie denen Seiten sind die amtlichen Berichte der englischen Gesandtschaft als direkt hu moristisch bezeichnet worden, und sie sind auch wirklich einzig in ihrer Art.' Es ist natürlich, daß jetzt auch das Mär chen von der deutschen Gefahr wieder aus gewärmt wird. Die Engländer schämen sich nicht, auch zu diesem Mittel zu grei fen. um die Deutschen in Brasilien ver haßt zu machen. Kürzlich hat auch der frühere englische Gesandte in Brasilien, Haggard, seinen Senf dazu gegeben, und zwar, wie man aus feinem Geschreibsel sofort irkenne kann, Wider besseres Wis fen, wahrscheinlich sogar auf höheren Be fehl. Etwas Positives weiß Haggard na türlich nicht vorzubringen. Er weist auf dieroße Zahl der in Slldbrasilien an sässigen Deutschen hin, die nach Angabe ,des deutschen Gesandten, den Haggard da nach fragte, etwa 00,000 Seelen stark sind'. Haggard sicht darin heute natürlich eine furchtbare Gefahr für Brasilien, da diese große Zahl einen großen Prozentsatz der weißen Bevölkerung ausmacht und die Deutschen den Brasilianern nicht nur phy sisch, sondern auch intellektuell weit über legen sind.' Die Brasilianer mögen sich bei dem alten Schwätzer, der übrigens nicht ernst genommen wird, für das Zeug niß der Jnferiorität bedanken, das er ih nen in so liebenswürdiger Weise ausge .stellt hat. Haggard führt aber noch andere Bei spiele ins Feld, um zu zeigen, wie groß die deutsche Gefahr bereits geworden ist. Der deutsche Gesandte hat ihm auch er zählt, daß er von Deutschland 10.000 deutsche Schulbücher mit Zustimmung der Bundesregierung zollfrei eingeführt habe. Herrn Haggard macht das große Sorge, während der brasilianische FinaiiMinistcr sich offenbar gefreut hat, daß aus diese Weise eine, so große Zahl von Schul biicherii, woran hier wahrhaftig kein Uebcrfluß ist, so billig ins Land kam. Haggard versucht ferner, die hon hundert mal widerlegte Behauptung aufzufrischen, daß die Deutschen ihre Kinder nicht por tugiesisch lernen lassen und in ihren Schu len d portugiesische Unterricht verboten sei. Er wagte das allerdings nicht be stimmt ,u bebauvten. weil das eine au große Unverschämtheit gewesen wäre. Wahrend seines zayreiangen usenryaris in der deutschen Kolonie von PctropoliS hat er nämlich beobachte können, daß ge rade das Gegentheil der Fall ist. daß nämlich leider viele deutsche Eltern ihre Kmdcr gar nicht mehr deutsch lernen las sen. In vielen anderen Kolonien ist es nicht anders, und Mr. Haggard weih das ebenso gut wie wir selbst. Zum Schluß orakelt der frühere Ge sandte, wie es einmal werden wird, wenn Deutschland England besiegt hat. Dann wird ei auch einen Konflikt mit den Ver. Staaten nicht fürchten. Letztere werden im Ernstfaste entweder einem Konflikt aus dem Wege gehen und den Deutschen freie Bahn lassen, oder sie werden besiegt. Dann wird in Siidbrasilien dos famose Antarktische Delltschland" entstehen. Ma chen doch die Detschen aus ihren diesbe ziiglichen Plänen schon jetzt keinen Hehl, Man hat den Hinweis aus die deutsche lilt M bei diesem ganze (Whn ist nur Neid und Haß nd Zücke am Werte: weil du Tculshe s,H stark rnou, dg. mm füll feine Kr ,s zernazt werden, weil de TeutsVn Sache eine gereck te war, da rum soll frine Etkk l'eschü'llht werden, weil d,r Teutsche aufrichtig und wnbll handelte, darum s"ll er c,!s llmet Si.iiür und Zertretet der Mins hnirechke deirie stellt weiden. 2lcin sieht, wie wklichi'oll daö' genauere Sliidiuin i(X ollinein ve:bre!,Ieii Gruiidst immunen der verschiedenen olU( ist: ihre Zkcnntnii beleuchtet die Bkrqan, yvtytt und d'e K'w.mtt; sie tVI'nifj aber auch die ?,uk,ist: Stalsmännek, Regierungen. . s.'gar RegierungSsormeu wechseln, die Gruiidslimmnngn dageg'g sind durch den Eharnkkr und die Tenl, ?lknh-ien des lxtiessendc Volkes vkian laßt, und wenn sie sich überhaupt ändern, so geschieht das nur unter dem onlkiltcn' den Drucke ßroßer Wandlungen, äußerst langsam. Darum wird der wcife Staats' mann derjenige, d'r weiter blikt als bis aus die Nase der anderen Excellenz sie bci ollen Entschlüsse jn Ncchnung l zen. Auch für uns olle ist es wichtig, Hier anstatt Worte Erlcnntnij, zu besitzen: wir werden nicht mehr erfsaunt fein, wenn Franzosen nd Engländer nach der Loail itires Wesens Handel; wir werden zugleich billiger urtheilen nd schärfer handeln. Zu diesen zwei Richtunqen des Gemüthes an zuregen, war die Absicht und die Hoff nung dieses Aufsatzes. Bayreuth. 21. Dezember 19U Gefahr, im Falle, daß Deutschland siegt, von Beginn des llriegej an nutzen gesucht, um die BrasilianFl gegen Deutsch land einzunehmen, und das ist zum Theil auch gelungen. Bci einigem Nachdenlen mußten sich aber doch verständige Brass lianer sagen, daß es heller Wcdsinn ist, zu glauben, daß Deutschland, naclidem es siegreich ans dem Kampfe hcr?orgegangen, sofort neue Erobcrungspläne au5siihren könnte. Selbst wenn solche in Teutschland jkmalö bestanden hätten, wären sie durch den jetzigen Krieg unmöglich gemacht oder doch wenigstens um Jahrzehnte hinanLgescho den. Man beule sich die ungeheuren Opfer, welche der Krieg kosten wird, hauptsächlich an -Menschenmalerial; dann wird wohl niemand bclauptcn können, daß auch mir eine einzige der jetzt in den Krieg verwickcl te Nationen in absehbarer Zeit daran denken könne, auf Abenteuer auszugchen, Sowohl die Sieger wie auch die Besieg ten werden sich von den Wunden die dieser Krieg schlagen wird, nur sehr langsam er holen, und es gehört nicht viel Scharfsinn oazu, um voraussagen zu tonnen, daß die Wer. Staaten wenigstens in Südamerila infolge des Krieges ein feines Geschäft ma chen werden. Bisher war es ihnen nicht möglich, mit ihren Ausfuhrartikeln hier ins' Geschäft zu kommen. Jetzt wird sich das ganz von selbst machen, und es wird den europäischen Konlurrenten nach dem Kriege wohl kaum gelingen, den Amcrila nein das einmal eroberte Handelsgebict wieder abspenstig zu machen. Ztiminungsumschläge in Chile, Mitte Januar hatte der Pariser .Tenips" freudestrahlend berichtet, daß die deutsche Straßenbahn-Gesellfchaft in St. Jego de Chile wegen Zerwürfnisses mit den Ortsbehörden den Äctrieb eingestellt habe. Ganz stimmt die Meldung nicht. Tie Sache spieU in Valparaiso wo die. Allgemeine Elcktiizitäts-Gesellfchaft die Straßenbahn betreibt. Der Stre,itgcgen stand, bei dem die Gcsellschaft nach dem Beitrag vollkommen in ihrem Recht war, ist von gewissenlosen Hetzern zur Sinn mungsmache gegen die Deutschen ausge beutet worden; und bei den leicht erreg lichen Chileiren, vor allem aber bei dem internationalen, wohl größtentheils eng lischen HafenstadtpLbel auch mit Erfolg. Ein Bericht, der inzwischen aus Balpa raiso eingelaufen ist. Anfang Dezember vorigen Jahres aufgesetzt, gibt über die Angelegenheit nähere Aufschlüsse: Noch sind wenig Wochen in's Land ge gangen, seit die Rufe viva Alemania! und viva Chile! in Valparaiso zusam menklangen, als am 8. November die sieg reichen fkreuzer von Santa Maria im hie sigen Hafen lagen, und jetzt dröhnt es schon baza Alemania! (nieder mit Deutschland!) durch die Straßen der Stadt. Der Stimmungsumschlag ist schnell gekommen, aber wer. Chile kennt, wird sich über derartige Umschläge kaum noch wundern.' De,r Grund für diese Aenderung der ösfcnklichen Meinung ist eigenartig genug. Die Berliner Allgemeine ElcktrizitätsGe scllschaft versieht seit Jahren den hiesigen Straßenbahndienst. Sie hat nun. gestützt auf ihren Vertrag mit der Stadtverwal tun, den Tarif von 10 auf 20 Centavos erhöht, da der Kurs feit Ausbruch des Krieges nicht nur was der Vertrag vorsieht unter 9 Pence, sondern fast auf 7 Pcnce gesunlen ist. Verschiedene Valparaiso'er Blätter, besonders das ion servative Organ La Union, führen nun seit langer Zeit aus innerpolitischen Grün den einen erbitterten Kampf gegen die Straßenbahngcfellschaft, deren Rechjsbei stand der liberale Senator her Stadt ist. UDie Union hat darum die Gelegenheit zu einem gewaltigen Schlage benutzt, vie brachte am 1. Dezember, dem Tage, an dem der neue Tarif in Kraft trat, einen Artikel, der nicht viel weniger bedeutete, als den Aufruf zur Revolution. Das heiß bllltige, leicht beeinflußbare Volk in Chile, durch die schwere Krisis, die mit der Lahm legung des .Salpeterhandels über das Land hereingebrochen ist, ohnehin schon nervös und zu Gewallthätigkeiten ausge legt, war noch leichter als sonst durch einen feurigen Entrüstungsartikel gewonnen. So blieben die Folgen denn nicht aus. Das freie. Versammlungsrecht Chiles wurde über das Maß ausgenutzt. Tausende und Abertausende strömten aus einem der Plätze der Stadt zusammen. Es wurden Reden gehalten, zunächst gegen die deutsche Straßenbahngesellschaft, dann aber auch immer heftiger gegen die Deutschen über Haupt. Der Straßcnmob, der den Haupt bestandtheil der Versammlung bildete, be- g.hrte tri.'d auf. & dem l,jo 1 Ti(ioti KlVctri.V. (nieder mit der T.trß'i,bnhges,lls.hst!) wurde lmmer wilder da Ujo Al m;nia! s ie Masse formten sich zum Zuge und strömte don den, Platze in die Straße der diahL Die Polizei war linaniigend gerüstet und fcnb tun 'Mafjon gegenüber machtlos. Uferlos ergoß sich der Etrom nach dem Handeln trum de, Stadt. Unterwens trafen die Mosseg auf einen Straße,!lahil!oage. Er wurde angehalten. Die Leute, die ih be. nutzte, mußten schleunigst das "WU fuciien. und nun siel der wild gewordene Mob über den Waaen der. Die Neust wurden eingeschlagen und auch sonst wurde viele zertrümmert. Nachdem der k,tzte Damm so gebroche, war. gab e kein Hal ten wehr. Da Loo diese, ersten Wagen mußten auch die anderen theilen, denen die Menge begegnete Weiter ging der Z,q vor da Gebäude der Ctraßenbahngesell. schast. Ei Hagel von Steinen flog gegen da Hau, an dem auch nicht ein Jensiee heil blieb. Und je mehr die Menge sich Herrin der Situation fühlte, um so zügcl loser wurde sie. . Ungehindert strömte sie weiter, und mm ricktcte sich ihre 23i,ih kgen olle, was deutsch ist. Die Deutsche Uebersecische Bank, die Kosmosaesellschaft und zahllose andere deutsche Gesckiästö. Häuser wurden ausgesucht, und überall flogen die Steine durch die Fenster. Die Krone wurde dem tollen Treiben aufgesetzt, al der Mob vor daö deutsche Gencralkon sulot zog, und auch diese mit Steinen bombardirtc. .Diese Kundgebungen", wie es die chilc nische Prcsse nennt, wurden wahrend der nächsten Abende fortgesetzt. Zwar hatte die Polizei am folgenden Abend bessere Bortehrunge getroffen, aber auch diese waren noch unzureichend, und wieder wur den verschiedene Fenster an deutschen Häu fern, so auch an der Teutschen Zeitung für Chile, eingeworfen und neue Straß.-n bahnwagen zertrümmert. Erst am dritten Tage war die Polizei durch das Militär unterstützt, stark genug, um dem Pöbel wirksam entgegentreten zu können. In fantcrie und Kavallerie war aufgeboten, und auf den Hauptplätzen waren Maschi ncngcwehre postirt. um die.Menge nöthi gcnfalls in blutigem Ernstlzur Ordnung zu zwingen. Glücklicherweise kam es nicht soweit, da es der Polizei und den Trup pen gelang, einen Umzug der Demonstran ten zu verhindern und die Versammlung rechtzeitig auseinander zu treiben. Aber wie ernst die Lage war, das wußte jeder mann, und nüchterne Leute waren allen Ernstes aus eine Revolution gesaßt. Daß so schnell aus dem Hosianna ein Kreuzige für die Deutschen werden konnte, hat feine guten Gründe. Gewiß hat Chile vieles, fo vor allem das Militär und das Untcrrichiswesen, Deutschland nachgebil det, und in den leitenden Kreisen wird man auf ein gewisses Verständnis für Deutschland rechnen können. Aber die Sympathien und Antipathien des Volkes gehen ihre eigenen Wege. , Und da darf der Deutsche die Augen dem nicht verschließen, daß das Volk, der rta bileno an, auf feiten von Deutschlands Feinden steht. Was schon di Rasseverwaiidtschast ihm nahe legt, das ist durch die französischen uttb unsfT-ficn ' ...jj..,... uu,uujlVIIUHU(IU(li Ul jahrelanger zielbewußter Arbeit ausgenutzt und ausacbaut worden, hat hn hi W,nr Havas fast den, ganzen Nachrichtendienst an oer luvameriraniichenjestluste in der Hand. Wurden so die Nachrichten schon frühcr nach Möglichkeit zu Gunsten Frans reich gefärbt, so ist das jetzt im Kriege natürlich doppelt der Fall, nachdem das einzige deutsche Kabel zerstört ist. Svalte über Spalte wird in dc chilenische Blät lern mit halb wahren oder unwabren Nachrichten über die Erfolge der Feinde Deutschlands gefüllt. Was an Nachrich ten gus deutscher Quelle , weitergegeben wird, ist außerordentlich wenig und' ver schwindet völlig unter der Masse des ande ren. Was Wunder, wenn der urtheilslofc Lcfer. der glaubt, was er gedruckt sieht und der natürlich die Ereignisse nicht auf der Karte verfolgt in den seltensten Fällen wohl eine hat , nachgerade zu dem Glauben kommt, es ginge mit Deutsch land zu Ende. Geliebt hat man in Süd. amerika das deutsche Volk nie. aber man sah, was es leistet, und hatte Respekt. Ge. lingt es den Feinden mit ihren Lügennach richten auch den zu zerstören, so steht es schlecht um die deutsche Sache in Chile, so lange nicht das endgültige Ergebnis des Kampfes auch den Südamerikanern zeigt, was Deutschland bedeutet. s Es ist von deutscher Seite vieles gethan worden, um dieser Entwicklung entgegen zuarbeiten. Seit Anfg des vorigen Jahres gibt die Deutsche Zeitung für Chile eine spanische Ausgabe, die Revista des Pacifico, heraus. Sie erschien früher halbmonatlich und seit dem Ausbruch des Krieges täglich. Als bei Ausbruch des Krieges das deutsche Kabel zerschnitten' wurde, gelang es ihr. sich die drahtlose Zclegraphie dienstbar zu machen. Wäh. rend des Krieges wird ein weiteres deut sches Organ in spanischer Sprache. La Gaceta Militär, herausgegeben. Aber die Organe sind zu neu, in chilenischen Krei fen zu wenig bekannt, als daß sie durch schlagend wirken könnten. Der Chilene liest natürlich nach wie vor seine hiesigen Blätter, die von. Meldungen der Agcnce Havas strotzen. Und wo wirklich einmal ein deutschfreundlicher Leitartikel erscheint, da kann auch er nur halbe Willung thun, iVftlITl?tt Yirn4 Yla rtrtlsAaM i. krt . grammen das Gegentheil zu sagen. Es bedarf Zaum der Erwähnung, daß diese Stimmung pon den in Chile ansässi gen Engländern - Franzosen kommen bei ihrer geringen Anzahl weniger in Vc tracht ausgenutzt wird. So war es typisch, daß unier.den Demonstranten am Abend des 1. Dezember eine Gruppe vo Engländern gesehen wurde und daß. wäh rend der Moh die Fenster des deutschen K ncralkonsulats einwar?. neben dem ol.ajo Alenianial nicht weniger laut yi? Ing. kterra! geschrien wurde. Hier ist viel versäumt worden und es ist unmöglich, daß die wenigen tausend Deutschen im Lande die Riesenausgabe. die es z löse gibt, allein bewältigen. Auch drüben werden immer mehr Stim men dafür laut, und die Thatsachen sptt chen die deutlübste Sprache dafür, daß hicr Wand'cl geschaffen werden muß.