Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 25, 1915, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Tögllcht Cmaf4 ZriSÜnf
ßl
C "l
Kilchener's Aclirulen. -
Dc5 5ö!dn?rl'eres Abschicd ren Corden. Allerhand
Schlichs und Knijfe der lvcrbcr.
Ich sott min ttn U rft on londoner
5h(,mlwffii ß'llsl;;t)ni, mm IrupPM an
marschiert', d'f ct n!,,i ,mi Front d
gingen. Cftne Sang und ZUanz jojtn sie
ti. I.ine Hans teils sich zu iikhi Ab
'J)i!iiinft, l in M'ur.d öffnet sich zu
rnut)tjinii)cm Zuruf. Die BIcnge itmb
nur zu Hans und I6 stu-mn die Mcsnn
fchnften an sich tciut'fintnif.ljieitri. Tann
g ng man aneinander. Jmmet waren kl
xhn(f-!nl S'tlder. Und dh sind all
Slluttft doll dort Nr!k?dkieis!crung und
He Plakate schreien ti ine in fltefen
Lettern auf Schritt und Tritt und tüz
Ich zehnmal in andern Worten nfanen,
da t tätliche Lied von den tiübertrefflichen
britischen Helden, für die aul .cdem Vor
postcngcskcht eine SAlackjt zuiechla,em.icht
wird, in der sie WuntKrikiaten vollbrin
gen, wenn euch g'zen inen Fund, der sich
in aar Imn Bt:t mit ihren nzigartigen
militärischen Jähiqtcitkn zu messen der
rnaq, der nur immer dann dorllbfrqrdcnde
SclKiiurfulae erficht, wenn er Massen in'
Tressen führt, die nur so kiinzkmäht und
nisSerg,eficck;en werden. Ta sollten doch
nun die Engländer endlich eingkschc
haben, wie man die ausziehenden Truppen
elmuihigen muß, damit sie ebensolche Hei
den werden, wie die andern. Und doch
läßt men das alle so kiinl an sich vorüber
gleiten, das ti aus die Mannschaften tut
niultjigcub wirken müßte. Tas ist doch
rtin das Freiwilliaenheer, daS den Millia
ttn von Nothrnfcir Your Kinur
your Oountry -nt ynu! gefolgt ist,
die immer in neuer Auslage erscheinen und
. angeschlagen werden. Das sind doch nicht
mei) die gzwöhnlichen Söldner, die man
gnvohnt war, c,cr;ng zu achten. Und doch
so wenig A,ismuntcrunq von Seiten der
' L?oßea 'Menge. Ist das nicht seltsam? i
Zioar wird alle! mit großer Heimlich
litt bctricden, Was Truppenverschickungen
anbelangt, damit ja keiner der bösen deut
sckien Spione an die Ostküste eilen und
ächtliteweile mit der Taschenlampe
Lichizeitticn hinaus nach dem Meere geben
lann, wo die Unterseeboote dc! FeindeZ
lauern, die den Transport dann vernieten
kannten. Aber bnfe GcKcimtKucrei kann
doch die PHeicheiülttctfdt der Leute nickt
rechtfertigen. Wo Stimmung ist. bricht
sich die Begeisterung Bahn. Man nde mir
auch nickt von der s?riwörtlichen Ruhe
und Zurückhaltung des EngländerZ. Man
hat bei geringsiigiaeren Anlässen gcschen.
wie hier die Menschen außer Rand und
Band gerathen können und dann in ihrer
wilden Lust am liebsten alles in Grund
und Boden schlagen möchten. Man findet
doch auch in der Pr.se kaum mehr Cpu
ren vornehmer Zurückhaltung, wo ti sich
um den Feind handelt. Tort wird der
Ton erregter und krankbafter von Tag zu
Tag. Und doch bleibt es im V?!Ze nifrg.
ja ti wird scheinbar immer stiller. Wie
romml va nur
Auch daran kann eZ nicht liegen, daß die
Truppen nicht mit klingendem Spicl aus
rücken wie anderswo und daß der on
feuernde Ton kriegerisch flotter Weisen die
Menge nicht mit sich reißen kann. Man
war hier Regimentskapcllm weniger ge
wohnt und häufig, wenn man solche hörte,
waren sie nach deutschen Begriffen herzlich
schlecht.
Es kann die allgemeine Zurückhaltung
auch nicht darin liegen, daß zum Schmerze
der kriegerisch Gesinnten noch immer so
diele junge, wehrkraftige Leute ohne den
Kbakiroi! herumlaufen. Tiefe könnten
dielleicht furchten, daiz wenn sie ihrer Be
Meisterung lauten Ausdruck gaben, die Auf
forderung an sie ergehen könnte, doch auch
ein bißchen mitzumachen. Im Weigerung-
falle ist diel holde Weiblichkeit an der Ar
beit, die solchen Leuten eine weiße Feder
überreicht und damit ausdrückt, daß man
solch jungen Mann für einen Feiglinz
Halt. Leider begeht nur manchmal dabei
so ein Tämchen die Ungeschicklichkeit, einem
die Fedir zu reichen, der sein Blut schon
vergossen hat an der Front und zur Er
holung daheim weilt, wo er bescheidener
weise und wie es hier viel Wich ift, in
Zivilkleidern herumgeht, wenn er Offizier
ist.
In andern Länder sind eZ doch die
Frauen, die den m'$ Feld ziehenden Krie
gern gern jubelnde Grüße und frische Blu
men mit auf den Weg geben. Hier nicht?
von alledem. Hätte irgendwo und irgend
wann einmal ein solcher Abschied an die
Truppen stattgefunden, die Blätter wür
den das Ereignis in spaltenlangen Berich
ten ausgeschlachtet haben. Man hätte doch
wenigstens einmal davon gelesen. So muß
ti also wahr sein, daß der britische Sol
dat m'J Feld zieht, ohne von feinen
Landsleuten jenen erhebenden Zuruf mit
auf den Weg zu bekommen, der Soldaten
anderer Völker noch lange im Herzm nach
tönt.
Ter Nachgeschmack der reichlichen Ge
tränZemenzen, mit denen die Freunoe der
Soldaten nie sparsam sind, kann das doch
nicht ersetzen. Und der Militärbehörde
dürfte eine andere Weggäbe auch willkom
mener sein, als die nasse Fütterung. Trotz
aller össentlichen Aufiirderungen, mit die
fer geistigen" Nahrung des Mannes
muihs sparsamer umzuaehen. bleibt es im
wer noch beim alten. Viele der Soldaten
freunde haben vielleicht die stille Ueber
zeugung. dah sie dem Staatssäckel ja da
durch nur nützen, denn die neue Biersteucr
dient doch den AuSgabm für das Heer.
Jeder hilft eben nach sein Art Opfer
für das Taterland zu bringen, und man-
chen L'.t?n ist diese Steuerbezahlung am
sizmpaihifchsien.
Tie Temperenzler versuchen nun ein
Heer von 10,000 EnthalisamkeitZaposteln
aufzubringen. Ich fürchte und hoffe aber,
solan dauert der Krieg nicht, bis daZ er
reicht ist, denn da ist noch meiner Ersah
rung' für hier eine der fchmerstm Auf
eiaben, die man sich in diesem Kriege ge
stellt Hot. Der König von England ist
auch gliiZlicherkveise kein Zar von Run
land. 23in hier ein Trinkverbot erlassen
würd: wie vm Herrn aller Nmhen, wäre
e? niit der Nktniiierniig gleich aus. denn
niit einem drijiik" beginnt doch der
TZerbeossizier seine ZlnlocküNgen und selj!
bisse so lange fort. li tx sein Opfer hat.
TeotzdkM seil seckt Asnate die l
biiiibftii auf ollen Sirenen und fast läq.
l,ch doch miiidesten einen papierenen Ckg
erringen, jj! et auch hier och nie zu einem
2iraif.ftc oder auch nur zu so etiral wie
Sikgjut'kk, gekommen, üiilk im Ansang
war einmal beinahe soweit, alt nämlich
die scltt SiegeSente durch einige 'IHMa
slttvamm. die Xmts!n fcättfn in vntm
Ramsch 13 NriegZfsZe verloren. Ader
ehe sich der Triumph Bahn schaffen konnte,
wurde schon energisch abgewinkt. EZ war
wilder mal nicht geirsen.
Seitdem hat man sich daran gewöhnt,
die Siegesnachrichten erst eiwai abftchen
zn lasten, sie nicht zu lzcih zu gknüßkn und
m so vokfi,ttirer daran zu gkh,n, je grö
f,er die Meldungen über die Verluste d?z
Neinde lauten. TaS ist eine sehr weile
Zurückhaltung, die sich der Leser aufer
legt, so schioer sie auch iau;n mag. denn
nach immer ist S jani iii'tl glommen.
Trotz der täglichen Siege !nd Ruhmes
thaten auf der Westfront bleibt feit l'Io
nalen die dicke sc!üvar.je Linie, welche die
beiderseitigen Stellungen bettichnet. auf
der gleichen Stelle, so daß sich selbst der
weniger erfahrene Leser fragt, warum
denn nur immer aus der Stelle tretend"
gesiegt wird.
!l!ach dem Feste hatte man einen neuen,
großen Ri'krutenjuslrom erwartet. Tie
üiufer zum Streike waren der festen lieber
zeuzung gewesen, daß die jungen Leute
nur ikr Weihnachtsgeschenk abwarten,
ibren üblichen Pudding noch in Ruhe da
heim genießen und sich Silvester die Nase
lum Abgewöhnen' beqießen würden, um
dann loszuziehen Mit lÄott für Zlonig
und 2atcrland". Auch hier scheint ti
anders gekommen z sein, als man e
dacht. Ti Werbetrommel tönt wieder
laut durch' Land, und dai wäre doch
kaum nöihig gewesen, hätten sich die
Mannschaften von selbst gestellt.
Horatio Bottomleq, der Hcrausaebcr
des Revolverblattes John Bull, ein frühe
rcZ Parlamentsmitglied, daZ seine Partei
im Vorjahre abgesägt hat. weil sein Ober
hemd durch verschiedene Finanzprozeffe, in
die er verwickelt war, noch unangenehmere
Flecken bekommen hatte. alS es früher schon
aiiswicZ, hat sich bewogen gefühlt, eine
Massenversammlung zur Aufrüttelung der
vciüüthcr in der Albert Halle zusammen
zurufen. Ter patriotische Schaum, den er
dort schlug, war Wohl bestimmt, die un
angenehmen Flecken ein wenig wegzuwa
schen. Viele Tausende haben angeblich
keinen Einlatz gefunden. Daß gleich zu
Beginn der Versammlung in Abrede ge
stellt wurde. eZ feien nur Leute mit Kar
ten zugelassen worden, klang verdächtlg,
als halte man unter sich fein wollen, da
mit die Sache den gewünschten Verkauf
nahm. Sie ist auch unter der gewünsch
ten gewaltigen Begeisterung zu Ende ge
führt worden. Wieviele aber danach und
daraufhin sich in dc! Königs Nock gestürzt
haben, hat man nickzt gehört. Tagegen
vernahm man die überraschende Thatsache,
daß di neue Kitchener-Armee zu drei
Vierteln auS derheiratheten Leuten und
Familienvätern bestehe, daß sich aber die
einzelnen jungen Leute in unverantwort
licher Weise schmählich bei Seite hielten,
trotz deS Meeres von Tinte, das verschrie
den wurde, um ihr Gewissen zu rühren.
Tie Unvcrheiratheten können sich offenbar
noch immer durch s Tasein schlagen, ohne
Krieger zu sein, auch wenn man sie ent
läßt, falls sie sich nicht zu Freiwilligen"
zwingen lassen. Ten Verheiratheten ist
aber" meist keine andere Wahl geblieben,
wenn sie einstweilen die Ihrigen versorgt
wissen wollten.
Greuclthaten der Teutschen in Frank
reich und, Nußland sind neu zusammen
gestellt worden und für billiges Geld in
Vroschürenform zu haben. Tie Blatter
waren schon lange nicht mehr so voll da
von wie jetzt. Rußland hat eine lange
Liste der deutschen Unthaten herausge
geben, die beim Beginn bei Krieges an
den in Rußland befindlichen Deutschen
verübt worden fein sollen. Ein halbes
Jahr daitach, deis ist ja nun wohl ein biß
chcn spät. Aber man scheint hier noch im
me? daran zu glauben, daß die Begeiste
rung für den Soldatenstand am besten in
Englandaiif die Weise zu nähren ist, daß
man derartige Geschichten erzählt. Außer
dem hofft man bei den Neutralen damit
Haß. zu säen, was ja auch theilweise ge
lingt und das ist doch der Aveck der
Uebung".
Nebenbei freut man sich über den bra
vcn deutschen Sozialdemokraien Tr. Lied
knecht, die konservativen Blätter am mei
sien. Seinen Ausführungen gegen den
Krieg wird der breiteste Raum geschenkt,
sicher könnte er bei einem Bcsuche Eng
lands des freundlichsten Empfangs gewär
tiz sein. Mit den Sozialistcn, die zu
ihrem Vaterlande stehen, ist man recht un
zufrieden. Tiese Leute haben hier, schwer
enttäuscht. Man hatte ihnen doch die deut
sehe Republik in Aussicht gestellt. Und
nun wollen sich diese Rauhbeine da! nicht
von England gesallcn lassen. Ja. was
wollen die Kerle denn eigentlich! Immer
hin hofft man. daß sie sich über kurz oder
lang noch bessern werden. Man meldet
schon seit Monaten einen Umschwung in
ihrer Meinung. Der Vorwärts würde sehr
gern seinen Mund aufmachen, aber man
will es ihm nicht erlauben. Aber eS wird
schon losbrechen das Unaewitter.
Nur die, hiesigen Sozialistcn thut man in
Acht und Bann, wenn einer von ihnen
wagt gegen den Krieg zu sprechen oder zu
schreiben. TaS sind Berräther. die erschos
fen werden müßten, denn sie unterdrücken
in den Reihen derer, auf die man am mei
ften rechnet, die Begeisterung für deZ Kö
nigs Rock und für den Krieg. Von unten
aus dein Volte muß dies ausgehen. Manche
von diesen Leuten werden doch als Sol
baten mehr verdienen als je zuvor. Wa
rum sind sie also nicht begeistert?
Lob ist eine der beliebtesten Hüllen für
Tadel. '
Warum Achland ,
' besiegt werden umß.
von Engelbert pernerstorfer,
OizcxrZsiecnt fcc österreichischen Adgsrdct.'nhause.
5leg,n Frankreich lZ'ü'ci, wir Oeker
reicher, genau s, fci die ucimdeutsche.
keinen Hrcl!, Tie Icien Wahlen in
Frankreich k,bkN flsjc't, daß das skciN'
)cfif.1;( Slots den Fnrtvn wollte. Ei ist
ein tinijüifücitl Opfer diese KricaeZ.
(TiiC trifft ollerdina auf die meisten
?i?sttf"s!rer W i??ftrf!ifi Z'k'in'.mg in
Frankreich erheblich weniger zu all auf das
Volk. Anm. d. !cd,)
Echo etwas ander ist k mit England.
Ta stehen wir In Oenerreich zu Teutsch'
land, da England gegenüber die EUrich.
bekkä tignng auf dem 'ere will.
Vlkt,mohl sollte nie vergessen werden,
daß England sowie Jrankrk'ch zu den
westlichen ukturmZchten gekört und daß
wir, so schwer das Ansang luch wrr:i
wir, doch wieder zu diesen Liinbrn in ein
Vertältni d.r anstaniizen R.hkarkajt
kommen müssen.
Rußland aber ist für uns der kigenlliche
Feind. Soll O'sierreich überhairpt fort
bestehen können, so muß endlich der Nuki
störer gebändigt werden, dessen unersätt
licher Länderhanzer, g'paart mit einer
tiick, schen Kunst der Intrigue, den Bestand
Oesterreich andauernd bedrobt und dicsej
in dt:i schwierigsten Verhältnissen lebende
Reich unter dem Truckc fortwährender
Kriegsgefahr hält. sein Lebens-
teresst preiszugeben, kann Oesterreich "den
Balkan nicht unter den Einfluß Rußlands
gclanaen lassen. Tie ruksifche Regierung
und die russische CkfeCfAaft" hat ober
den Marsch nach Konstciniinopel nie aus
gegeben, höchstens jeweilig, wenn die Ver
haltniffe besonders nngünstig waren, ver
tagt. Ta das Büngnis Zwischen Oester
reich undern Teutschen Reiche unzerreiß
bar ist, so weiß Rußland: der Weg nach
Konftantinopel gebt nur über Berlin und
Wien. Und so diel siebt wob! schon fest,
daß den heutigen Krieg Rußland unmittcl
bar verschuldet hat. daß es schon Monate
vor seinem AuSdruch da Heer mobilisirt
bcit. Wenn es heute wesentlich geschwächt,
vielleicht lieber noch als Frankreich einen
billioen Frieden haben möchte, sa ist das
das 'Ergebnis seiner Mißerfolg? seit fünf
Monaten.
Was ein Sieg Rußland' für Oester
reich bedeuten würde, ist nicht auszudenkcn.
fch liebe dabei nicht einen völlia'N Sica
im Auge, den wohl die Russen selbst nicht
mehr erwarten. Aber auch ein solcher rus
fischn Sieg, der die russische Regierung zu
großer Mäßigung bestimmen würde,
möchte der österreich-ungarischcn Monsr
chie den Verlust Galiziens, der Bukowina
und Nord-Ungarns kosten. TaS ist ein
Gebiet von nahezu 12 Millionen Men
schen. In dieses Gcbick liefert die
österreichische Industrie ihre Erzeugnisse.
Ob und waS Rußland bezüglich der füs
slavischen Länder durchzusetzen im Stande
wäre, soll dabei außer Betrachtung blci
ben. Ebenso die Fracke der Großmacht
ftellung Oesterreichs und seines Prestiges.
Aber ärgerlicher noch als die wirth
fchaftüche Einbuße Oesterreichs wäre das
Schicksal der eroberten Länder. Ich stelle
die Regierungötunst der österreichischen
Staatsmänner nicht zu hoch. Aber eins ist
sicher: die verschiedenen Nationalitäten
wenigstens West-Ocsterreichs haben in
Oestelküch ihre nationale Geltung durch
zusetzen verstanden. Sie sind von mehre
r?n österreichischen Rkgierunocg in ihren
nationalen Bestrebungen direkt unterstützt,
von wenigen ernstlich gehemmt worden.
Vor hundert Iahren gab es keine tschechi
sche Nation mehr, nur tschechische Bauern,
die ein verwahrlostes Idiom svrachen. In
100 Iahren. d. b. in drei Geschlechterfol
gen, haben die Tschechen eine unglaubliche
Höhe der Zivilisation und Kultur erreicht.
Sie haben in ihrer Muttersprache von der
Volteschule bis zu den Universitäten olle
Gattungen von Schulen, eine ausgebreitete
periodisch Presse und eine bemerkens
werthe schöne Literatur. Tie übe? drei
Millionen Polen in Galizien errangen sich
eine Ausnahmestellung im Lande, das sie
bis vor Kurzem dollständig beherrschen.
In den letzten Jahren mußte sie sich zu
Zugeständnissen an die ebenfalls über drei
Millionen NuthenenlKleinrussen. Ukrainer)
bequemen, und diese konnten auf eine bal
dige bessere nationale Zukunft Hessen. Nie
waren sie im Gebrauche ihrer Mutter
spräche in. Schule, Kirche, Presse und Li
teratur behindert. Tie Errichtung einer
ruthenischen Universität stand ' ihnen in
wenigen Jahren bevor Tie.SUdslawen
in Unterstciermark, Krain. dem Kusien
lande, Istrien und Talmatien (Slo
wenen, Kroaten, Serben) erhöhten Jahr
für Jahr, ihre Macht und . hatten ihre
gesicherte nationale Eristenz. ' ' . .
Wenn diese Entwicklung-!: unaufhörlichk
nationale Streitigkeikeki herLöttiestN, so
lag der Grund darin, daß bisher Oester
reich die feste Grundlage seiner Zukunft
nicht gefunden hat: die nationale Äutono
mie.die die Nationen zuerst abgrenzt um
sie dann zusammenzufassen. Die Zustände
in Ungarn sind bezüglich der nationalen
Ansprüche der Teutschen, Rumänen, Slo
wakcn und Südslawen noch im Werden,
und auch ihre Lösung muß nach dem
Kriegr die nationale Autonomie sein.
Rnßland ist, wie Oesterreich, ein Ratio
nalitätenrcich. Nur. daß es viel mehr Na
tionen hat, als dieses. Aber .wahrend in
Oesici reich die Nationen sich durchsetzen
konnten, geht die Absicht Rußlands nach
völliger Emschmclzung aller dieser Ratio
nen in'S Großrustenchum. Ein wahnsin
niger Gedanke! Das Mittel, dies zu be
wirken ist die nackte Gewalt. Sie wird
eZ nie bewirken können, aber auf"dem lan
gen Wege bis zum Niedcrbruch der Gewalt
on innen heraus wird sie Ströme von
Thränen und Blut entfesseln. Rußland
ist das Land der ärgsten Politischen, reli
giösen und nationalen Bedrückung. Von
der politischen Weißkohl die Kulturwelt
genügend viel. Aber auch religiöse Frei
heit 'herrscht nicht. Tie Nichtorthodozen
gelten als minderweribig. die Juden form-
lich als rechtlos. Tatz die Großrusse diel
Klcinrussen Ihrer Sprache beraubrn wol.
hl, ist lange noch nicht genügend gereut
diij. Tie Zllrintufsrn machen Millio
nen aus und idre Sprache, die die Groß
rissen all einen 2n!tkl ihrer Sprache et
klaren, ist von der Peterkburger' Akademie
der Wissenschaft a' eine selbstttändige
?tnt -it worden. ?!e At'd''r
dürste in dieser Bc,!cdun wohl sachkun
digr sein I die politische Verwaltung. .
Ter größte russisch Cch'vindel ist die
allslawische Mission 'Rußland'. Tieselde
Regie tunq. die da prvklamirt, sie wolle die
iistckikichjschkn Slawen on der Gcivolt.
herrs'chüft befreien, unterdrückt sclbst die i
Rußland wobnrnden nichlriissischei, S!a
wen aus' Härteste lt'o'en. Rllikencn).
Als in Folge der Revolution die russische
Regiitung anäthigl war, den Kleinrassen
den Gebrauch ihrer Sprach zu gestaüsn.
tfut sie die nur in der äußersten Rot.
Ter alte Zustand wird aber wieder aus
dem Wege der Vergewaltigung heraest.llt.
und als vor Kurzem die Kleinrussen den
Gedenktag an ihren wirklich großen Tich
ter Schewtschenko begingen, geschah daS in
ürd'oet Weise nur in Lembera. Ruß
land kennt nur großrussisch Interessen,
alles Andere tritt es mit Füßen. Ader die
altslawische Mission Rußlands ist auch
eiiu innerlich Unwadrfligleit. Wüijcv
die Slawen eine einheitliche Kultur baden,
sohätte et noch einen Sinn, vom AUsla
wcnthum zu sprechen. Tie Slawen haben
jedoch keine gemeinsame Kultur, und die
verschiedenen Slawen verstehen einander
auch nicht in ihrer Sprache, so groß auch
ihre Verwandtschaft ist. Es ist so. wie
zwischen Teutschen und Skandinavern.
Ter Kenner der deutschen und skandinasi
schen Sprachen" weiß ihre große Verwandt-'
schaft zu schätzen, aber ohne Studium vcr
sieht der Teutsche nicht die Schweden uns
umgekehrt. Man spricht zwar auch von
Pa,:g-rmanismus und er kannte einen
Sinn haben, weil alle germanischen Bol
ker dieselben Kulturgrundlagen hoben, die
übrigens die ganz Westeuropa's sind. In
Wahrheit mit ti Pangermanismus höch
stens in den Köpfen von einigen Tup.end
Schwärmern in allen germanischen Völ
kern zusammen.
Eine gemeinsame Kulturgrundlage fehlt
den Slawen. Tie West und ?oldflolrcn
iTschechen, Polen), sowie ein Theil der
Täslawrn gehört dem westlichen, laieini
schen Kulturkrcise on. Ta! Großrussen
thun, hat st ine eigenartige Kultur von By
zanz. Was untcr seine Herischast kommt,
will es in diesen vr.s fremden Knlturkreis
hineinziehen, und zwar mit brutaler Ge
walt. Tie wollen auch die Slawen der
Westkultur nicht dulden. Daher brauchen
sie Oesterreich.
' Wi: wollen nicht, daß Rußland uns
noch näher auf den Leib rückt. Im Ge
gentheil, wir wollen es von unientsernen.
Wir wollen die Freiheit der in Rußland
unterdrückten Nationen, nickst zuletzt auch
die des großrussischen Volkes. Wir wol
len. daß" die Finnen, die Teutsche und
Letten des Baltcnlandes, die Litauer, die
Polen und die Kleinruifen ihr eigenes na
tionale Tasein leoen können, und daß wir
endlich Ruhe bekommen, um die so noth
wendige Neuorganisation Oesterreichs als
eines Nationalitätenbundessiaates endlich
in Angriff zu nehmen.
Ein geskierter Kindenburg
vor szuudttt Iayren.
Der Name Hindcnburg, einer der he
rllbiniejtcn und vollsthümlichsten unserer
Tage, wurde schon vor 100 Jahren mit
Ebrea bedacht. Kein Geringerer als Hein
rieb von Kleist schreibt unter dem 3. Juni
18V1 über seine Reise vo Leipzig nach
Göttingen an seine Braut Wilhelmine V.
Zenze: .Wir snchen uns in jeder Stadt
immer die Würdigsten auf. in Leipzig
Plattner, Hindcnburg. in Halle Klügcl,
in Göttingen Blumenbach, Wrisberg etc.
etc. Aber Tu kennst wohl diese Namen
nicht? Es sind die Lehrer der Mensch
heit.' Und in einem vom 13. Juli 1801
datirten Briefe on Karoline v. Schlieben
heißt es neuerdings .ich habe auf meiner
Reise so viele guten, lieben Menschen ge
funden, in Leipzig einen Mann sHindcn
bürg), der mir wie ein Vater so ehrwürdig
war. Besonders bezeichnend ober für den
großen Einfluf',, den der wiederholt ge
rühmte Hindenburg auf den Dichter aus
geübt hat. ist ein vom 13. März 1803
atirter Brief an die Schwester Ulrike.
Vorgestern faßte ich ein Herz.' heißt eZ
da, und ging zu Hindenburg. Da ttzr
große Freude. Nun, wie steht's inParis
um die Mathematik?' Eine albekne!
Aniworr von meiner &uu, uno einau
riger Blick zur Erde von der feinigen.
So sind Sie bloß so berumgereist i"
Ja, herum gereiset. Ek schüttelte weh
müthig den Kopf. Endlich erhorchte cr
von mir, dy ich doch an etwas arbeite.
Woran arbeiten Sie denn? Nun! Kann
ich es denn nicht wissen? Sie brachten
diesen Winter bei Wicland zu; gewiß, ge,
wiß!' Und nun fiel ich ihm um den
Hals und hcrztc und küßte ihn so lange,
bis er lachend mit mir übereinkam: der
Menfch müsse dos Talent anbauen, daZ er
in sich vor!rrschend fühle."
Der Hindenburg. dessen der Dichter hier
mit so viel Neigung und Vcrehring ge
denkt, war der Mathematiker Karl Fried
rich Hindenburg, der am 12. Juli 1741
zu Dresden gebren wurde und zu An
sang des vorigen Jahrhunderts zu den
Berühmtheiten der Leipziger Universität
zählte. Er gehörte der Hochschule seit 1781
an und war von 178 bis zu seinem Tode
(1808) ordentlicher Professor der Phhsik:
man schätzte ihn hoch als den Erfinder
der kombinatorischen Analysis'. Es wäre
interessant zu erfahren, ob dos bürgerliche
Geschlecht der Hindenburg, dem der Mei
per der mathematischen Kombination an
gehörte, mit der FamNie. der der Feldherr
entstammt, ., derwandischastlich irgendwie
zusammenhängt.
Jeuljcljltlnd und
Ein Kenner Persienl schreibt den
.Hamb. Rachrichie':
Pcrsien jst dem Namen nach ein durch
au scldständiger Staat, während I in
Wiiklichkcit kaum einen unselbständigeren
Staat in der ganzen Wtl eMt. In jeder
Weise hanat Perjj.n von Enstland und
Rußland ab. In seükrre Jahrn war
Persicn wenigstcn in tvi Lage, diese bei
den Ncbenbuhlcr gegeneinander ausspielen
zu könmn. aber da ist jctzl auch vorbei,
nachdem in den letzten Jahren diese Art
der Politik schon immer mehr versagt hat.
Rußland betrachtet die nördliche Hälfte
Pcrsien als scin unbeschränkte Eigen
thum und ebenso England die südliche.
Persien selbst ist vorläufig vollständig
machtlos, es hat weder ein Hcer. noch eine
Flotte, noch nennenswerthe gesicherte
Staateeinkünfie, ausgenommen hiervon
die Solleinnahmen, die aber zum großen
Thu! für den Zinscndienst der auswärti
gen Schuld Verwendung finden. Dabei Ist
Persien keineswegs ein armes Land. Der
Boden ist zum grcßcn Theil sehr frucht
bar und in den Gebirgen liegen noch un
erschlossene unermeßliche Schätze. TaS
Land, etwa viermal so groß wie Deutsch
land, mit etwa 1012 Millionen Ein
wehnern, könnte eine viel größere Be
völkerunq ernähren. Aber England und
Rußland haben bisher wichtigere Sachen
zu thun gehabt, alssich um die Auf
fchlicßuny Persiens zu kümmern. Erst in
den letzten Jahren ist dies anders gcwor
den. Besonders England gebt jetzt seit
einiger Zeit in seinem Gcbict, dem Süden
Persiens. energisch vor. ,
Im Südweslen Persiens hat England
große Pctroleumftlder aufgeschlossen, von
denen daS Petroleum in einer mehrere
hundert Kilometer lanaen Röhrenleitung
nach Mohammera am Scha!t-clArab ge
leitet wird, um dort gercinizt zu werden.
Erst kurz vcr dem Kriege hat sich die eng
lisch: Reaierunz durch eine Bethciligung
mit 40 Millionen Mark den entscheidenden
Einfluß an diesem Unternehmen gekichert,
so' daß man diese Petroleumaesellschasl
wohl mit Recht als ein knglisckjk's Staats
unternehmen bezeichnen kann, j ,
Rußland geht im Norden nach ganz
anderen -Grundsätzen vor. England wahrt
ja äußerlich stets die Selbständigkeit eines
Landes, so lanae es sich von England alles
gefallen läßt. Rußland setzt sich über eine
Schrinsclbständigkcit ohne weiteres hinweg
und hat die fruchtbarste Provinz Persiens.
Aserbeidschan, mit Täbris als Hauptstadt,
schon seit längerer Zeit militärisch besetzt.
2W525ESZ53E52525ESZ5e2I
-,"ff"'''"Ä"T '"
' i ' ' - :
AI ' ' i t ' . -p . '.-, . '
, : . , - - v . ' ' i , - - - . ' ' , -
l'.hy - ., , . ' In , -, t . . ' '
h" ' ,. , )' w- -:,' 4 ' " arf v, . ' Vto 1
, ,. ,j ... , . . ; .; 'T-ßtr . - ... !?., .. t
'' I .. : ' ' . .Vf I ät';. """ -",,"
V ' 1,,a-' '" , . . ;.. .' ' ,' . W. r.-l'v V' ' . .Uly
V -" ? ' , "- .... .-,?"' 'r.''.-- f., , ' .
V ' iA v-. . e.-,rr r-. rsy
X . i , . , ' "
t ' . r ,f.; , j' ... z ..., .... - ..... r - y
X " r i,. ., '. ' v-, . .
X.. t '.-. ( . m -j . f. "" . y
t ' - ,, " - - ....w..-J' '"'"" ,i .' - .-- . .j----..
. ...... ' ' " - - : ,jf .... . ' ' :t, . . ... tyr
. - . . .-'- ' . . t
j v-'r v . .
s.fir:'.-' --.yjT. , . m00'
Wie man in Schanghai
üöer die Engländer deilkt.
In einem Briefe eines Hamburgers in
Schanghai an seinen Vater vom 21, No
vember heißt es:
Wir folgen mit ungcthcilter Spannuisg
und Aufmerksamkcit dem gigantischen
Kampfe zu Hause und bedauern, daß wir
hier so ganz auf die Zuschaucrrolle ange
wiesen sind.. Daß Tsingtau gefallen ist,
werdet Ihr gehört haben. Es ist unei
hört von den Japsen daß sie die Verlust
listen nicht herausgeben. Ich höre aus
einwandsreier Quelle, daß die Behand
lang der Gefangenen iw Japan sehr gut
fein soll; die ersten Transporte, d. h, Ge
fnisgene. die gemacht wurden, bevor die
Uebergavt TsiügtauS erfolgte, schrieben an
hiesige Leute 'räid sagten, sie ständen nichts"
aus. Das ist ein Trost. Ueberhaupt sind
wir hier der Ansicht, daß (natürlich ab
gesehen von dem schmählichen Ueberfalle
Japans auf uns), was humane Krieg
führung angeht, wir in Japan den n
ständigsten Gegner haben. Eine Schande
für die anderen weißen Ratio
nen. . . . Solange Schanghai chinesisch
und damit neutral bleibt, also eine Nie
derlassung oder Konzession, brauchen wir
nichts zu fürchten. Allerdings hätten wir
ja nicht die Macht. 'eine Besitzergreifung
seitens Japans zu verhindern. Anderer
fcits wäre das einer Besitzergreifung durch
England vorzuziehen, seitdem wir wissen,
wie sich diese Bande in Hongkong und
Singapore Deutschen gegenüber aufge
führt hat. Wir hakn hier zahlreiches
Flüchtlinge von Hongkong. Tie dortige
Behörde hat alle Leute in Baracken inter
nirt und das bei dem Klima! ..selbst
Firmenchcss, die über fünfzig Jahre alt
waren! Dagegen habcn sie Leute,' die
jünger waren, aber von Hause von der
Mobilmachung im Kriegsfalle wahrend
ihres Aufenthalts im Osten befreit wa
ren freigelassen, d. h. dcpor!i?-t. nachdem
sie ihnen alles Baargeld und allen Besitz
bis Zu Eßlöffel und Gabel abc:e.ttomm.'n
hatten. Die Leute lauten hier total mit
nicht
Lngland in ersien.
angeblich, um seine dortigen Unterthanen
ZU beschützen.
Der Druck, den England und Rußland
nf die persische Regierung aniüdr,,, ist
ungeheuer groß. Au, diesem Grunde l,al
sich da amtliche Pcrsien auch noch Immer
nicht dem Heiligen Kk'eg schlicken Um
nen. Nach Meldungen au St. Petersburg
sollen die Russen sitzt aul der persischen
Provinz Aserbcidfchan vertrieben sein,
der gleichzeitig h.it entweder England
ßliöi auf die Stadt Cabris.
schon die südpersisckxn Häfen besetzt oder
droht dies zu thun, sobald die persische
Regierung sich dein Heiligen Kriege an
schließen sollte.
Wie stellen wir Teutschen unS nun zu
dieser Frage? Nachdem sich die Türkei
durch die Erklärung deö Heiligen Krieges
offen aus unsere Seite gestellt hat, dürfen
wir wohl sicher sein, daß Tcutschland
fortan die Türkei kulturell und Handels
Politisch durchdringen wird, trotzdem, 'was
besonders für die Kultur zutrifft (Tchu
len, Missionare). Frankreich hier bisher
zweifellos vorherrschend war. Aber Frank
reich und England haben für alle Zeiten
In der Türkei ausgespielt.
Aehnlich muß es in Persien werden.
Tcutschland allein hat im Gegensatz zu
den anderen Völkern sowohl bei der
Türkei als auch bei Persicn das grösie
Interesse, daß diese beiden Staaten in
jeder Weise erstarken. Der Türkei habcn
wir diese unsere Auffassung zuerst durch
die Erwerbung der Bagdadbahn-Äonzes
sion gezeigt. Den Verhandlungen über die
Bagdaddahn ist dann die politische An
naherung gesolgt, die mit dem jetzigen
Bündnis einen, vorläufigen Abschluß ge
funden hat. jzür die Türkei selbst ist die
Bagdadbohn nicht nur vom wirthschaft
lichen Standpunkt, fondern auch strafe
gisch von der größten Bedeutung, Wäre
diese Bahn jetzt schon fertig im Betrieb,
so wäre es den Enqlondern wohl nicht
gelungen, so schnell Basra am Schatt-el
Arab zu besetzen, und in Mcscp?Iamien
schon, bis zum Zusammenfluß dcr Flüsse
Euphrat und Tigris vorzudringen.
Persien bedarf ebenso der Eisenbahnen,
um ausk.eschlo'sen zu wcroen, wie z. B.
die Türkei. Auch hier muffen wir dieselbe
Politik verfolgen, um Persten aus sich
selbst. erstarle'n zu lassen. Tie Erzeugnisse
Persiens.' seien es. nun solche dc Bodens,
der Viehzucht, der Teppichindustrie, wer
den mit ungeheuren Frachtunkosten be
lastet, bis sie einen Verschiffungshafen er
reichen, und ebenso verthcuert gelangen di
tellos an. Die abgenommene Habe soll
nachher verrechnet' werden, wie es
heißt, diese modernen Strauchdiebe,
die Engländer!
In China haben sie ja genug Faoe'
verloren. Ter Chinese läßt sich nicht
mehr düpiren, und es ist wunderbar, wie
sich die chinesische Presse mit einem Male,
eigentlich ohne Ausnahme, von England
losgesagt hat, so sehr, daß die englische
Presse in wüsten Artikeln iiber die Teut
schen loszieht, die die Chinesen becin
flusscn', und- die überall intrigiren'.
Selbst die neutrale Presse, die amerika
Nische, die hier sehr anständig schreibt,
sehr gemessen, neutral im ganzen, gerecht
den Teutschen gegenüber, hat unter der
englischen pöbelhaften Wuth zu leiden.
Alles wird in gemeinster Weise angekeift
und. beschmutzt was" nicht von Albions
Größe und Recht überzeugt ist, und dieser
Presscfeldzug hier ist wohl 'da! Wider
lichste, was der Krieg erzeugt hat; es ist
ekelerregend. Die Person- des Kaiser!
spielt dabei natürlich eine große Rolle. Es
ist ja daS traurige, daß diese Engländer,
deren Allgemeinbildung, wie sich ja jetzt
zeigt, erschreckend niedrig steht, sich U;
theile über deutsche Verhältnisse erlauben,
die sie gar nicht' beurtheilen können, weil
die Engländer eben nicht Deutsch können,
nicht Bücher lesen können und nie bei uns
waren, während es unter unZ eine Reihe
guter Kenner Englands giebt. Die Man
chester-Kauklente Deutsche früher
leisten sich auch einiges.. um als Polleng
länder' anerkannt zu werden, schreiben
unS hier politische Vricse und schicken
Pamphlete in Teutsch sage und schreibe,
in Deutsch! , die die Haltung Englands
vertheidigen sollen. Es ist einfach un
faßlich. Ich habe diesen Herren aber eins
hingeschrieben, daß sie sich wundern wer
den. So eine Frechheit, in geschäftlichen
Briefen einem ihre blöde politische An
sicht auftischen zu wollen, nach der kein
Mensch gefragt hat! ' .
kurozäisn Waaren in die tir.U der
peritj t en !j!crt.,i,ill,h,t.
England ist hier In diesk Fr.iit auch
sf.pn auf lern Plan. In .P,rsis?.e
lffnBnhn-2i)iibif,it" Irt Eng!ad. ine
('Iründunz der Jmpetlal Vank o Pasia,
fnt schon die Erlauln! Z'lin Bau ei.iek
Estlibahii von Mohamw.ia nach Köre
madad. bat auch lin! die Strecke til
Tidful ststgeict. Ei!!, land hat auck, kci
e veg die Absicht, sich durch di jetzige.
Kriegstage ire,end!!'ie In seinen persische
Plänen ausbalten zu lassen. Im Gegen
theil, in der kürzlich Gehaltenen General
dcrfammlunq der rerial Bank of
Persia erwähnte 'sitzende, daß die
Gelder für den sck Bahn dem
nächst tincisserd,:. , ! würden. Auch
da Projekt einer naii2petsii;fit Lahu
schwebe.
Es ist unzweifelhaft jetzt die Ausgabi
für weitailsschaueizd.e Kaufleute und Kapi
talisten, dat deutsche Interesse wahrzu
nehmen, und zwar so, daß mit einiget
Bestimmtheit ans Erfolg zu rechnen ist.
Teutschland, als Verbündeter des Kalifen,
ist jetzt Trumpf in Teheran. Eine trans
persische Bahn in deutschen Händen be
deutet die wirthfch,af!lick? Ausschließung
Persiens durch Tcutschland. An eine solche
Bahn kann das ganze Land durch Zweig
linien angeschlossen werden.
Heute läßt sich noch nicht übersehen,
wie groß der Einfluß Englands und Ruh
lands in Persicn nach dem Kriege scin
wird. Jedenfc?lls kann mit einiger Sicher .
heit bebauptet werden, .daß die Erwer
bung von EisenbahL.Konzessionen in Per
sieg nach dem Kriege auf außerordentliche
Schwieriakkitkn stoßen wird.'Mit derselben
Wahrscheinlichkeit, mit dcr wir jetzt aus
Erfolg rechnen können, kann man nach
dem Krieg 'aus das Gegentheil rechnen.
Es wird vielleicht nicht wehr lange bau
ern. daß sich auch die persische Regierung
dem Heiligen Krieg anschließt und zu die
sem Zeitpunkt müssen wir ouf dem Plan
sein.
Am. 1. Dezember vorigen JahrcS hielt
Tr. Rohrbach einen Vortrag: Wohin
wird uns dieser Krieg führen?', in wel
chem er unter anderem sagt:
Es wäre ein Fehler, wenn wir nicht
sckon jetzt mit den Ländern des nahen
Orients (Persien. Afghanistan) Wirth
schafiliche Beziehungen' anknüpfen wür
den. Bei einem Friedensschluß können wir
nicht genug Faustpfänder in der Hand
haben. Schon jetzt müsse man daran
gchcn, geeignete, mit den Verhältnissen
vertraute Kaufleute nach Persien zu sen
den, um dort jetzt Konzessionen zu rwer
ben. seien diese nun für Eisenbahnen,
Bcrgwrke oder ähnliches. Wäre England
an unserer Stelle, so wären dort die
kaufmännischen Kreise schon sicher seit Be.
ginn des Krieges an der Arbeit, um sich
derartige Konzessionen zu sichern.' ,
Die Bornirthcit der Engländer, ihr
Optimismus trotz' aller Schlappen zu
Lande und dem Versagen der Flotte, ist
ungeheuerlich, und es kommt die entietz
liche geringe allgemeine Bildung so recht
zum Vorschein, die Unkenntnis dcm Ge.
schichte und Geographie: und die darauf
entstehende Unsähiakcit. sich vom Kampfe
zu Hause ein Bild zu machen und die
kroße Bedeutung für England daraus zu
folgern, läßt 'einen erstaunen. Um ss
sicherer glaube ich. dßXnnfondS Taae
bald gezahlt sein werden? solche Nation ist
nicht dazu berufen, die Welt zu regieren.
Und wenn wir unS in alten Tagen nicht
über Religionssragen die Kopse einge
schlagen hatt;, wäre dieses elende Krä.
mcrvolk auch nie das geworden. waS es
heute ist. Die Deutschen hier helfen sich
gegenseitig so gut es geht, und wir wollen
alles gern tragen ja wir bedauern, daß
wir nicht mehr thun können . wenn un
sere Sache zu Hause nur den Sieg da
vonträgt' und das wird und muß sie. Tie
Amerikaner hier haben jedenfalls einen
tiefen Blick ins englische Wesen thun kön
nen und haben ganz genug daran:
Strauchdiebe schlimmster Sorte, die Asic i
tcn. Neger u. s. w. auf ung hetze im Na.
men dcr Zivilisation und sich mit Nuß.
land verbinden und dem verrotteten Frank.
reich. Unsere Wuth hier richtet sich uS ,
schließlich gegen England. Wenn ich da
och erleben darf, daß dieses Krämervolk..
von uns so zu Boden geworfen wird, daß .
es .sich nie und nimmer erholt, dann will
ich zufrieden sein; dann habe ich ein Welt,
gericht miterlebt, leider leider nur aus j
allzu großer Ferne. Wie viele Deu:'a '
warten in China daraus, nach Hanse zu i
kommen, um am Kampfe theilziKiehmen! f
Aber es ist schlechterdings eine Unmög.
lickkeit, von hier fortzukommen, ohne ab z
gefaßt zu werden und in englische Ge, ,'
... t ... Oll si
sangenM'ii.t zu gerathen.
Der Aerlagsbuchhändker Felix Leb
mann ist in Steglitz im Alter ösn ,13
Jahren gestorben. Als Mitbearünder des
Verlages F. P. Lehmann und Freund und '
Förderer junger Talente war er in ganz , .
Berlin bekannt. MvAet hm 9Mtrn W V
er in die Literatur einführte, sind vor al.
lein Rudolf Straß. Hermann Sudermana. .!
und Ludwig Juld, ii nenne.
:
I
t.i-
Ki
i