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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Feb. 16, 1915)
!TSftIi(f)f Cmotm Tribüne. lirnMflfl, k Isi. rCrnor 1915. 'U ÄTUä,4T -f S7- ? : V ., k 2 Sie 3Ccimctab!n f s w r . $ vM , H 4 " ------ - -1 Roman von Julius Knopf. , E 1 I !?SMkSÄtt (17. Fortsetzung.) Fünfzehnte, Kapitel. Streichen Sie, bitte, diesen schwülstigen Wortragsbericht aus drei m Ztilen Zusammen. Soll die Cpitzmarke bleiben, Herr WiWxV .Dilcttantcnkunst wäre schon kk' zeichnender. Na, lassen wir tarnet nelwegen bei der , Liebhaber kunstcili ÄolksUldungsmittel", aber beflügeln Sie. bitte. Ihren Notstift. Frau Malten. In zehn Minuten muh die Chosk fertig sein. Regina hatte bereit; daZ Slond Haupt über die Arbeit geneigt und strich an den hektographierten Sätzen herum. Nach wenigen Minuten reichte sie das gekürzte Manuskript dem Redakteur, der ihr gegenüber an sem grvken Toppelschreibtisch saß k id emsig schrieb. j.j.Brav gemacht," meinte er wohl wollend. Und aufmunternd, indem er ihr blasses, trauriges Antlitz bk trachtete, fügte er hinzu: .Sie wer den sich bald in das RcdakÜonswe sen eingearbeitet haben. Nur nicht so zaghaft sein. Gnädigste. Mit der nötigen Courage kommt man im JournalisinuZ schon weiter ' wenn man dabei ,' gerütteltes Maß von LeisiungLfähigieit auszuweisen hat. - Hm ' Da Regina, die seit vierzehn 2a gen in 'einer Redaktion als BolvN' tarin arbeitete, ihn aus ernsten Au gen nur verwundert ansah, schwieg der redselige Mischer plötzlich und beschäftigte sich von neuem mit da Fertigstellung seines Materials. Eine Zeitlang blieb es still in dem kahlen Raum, der außer einem Pul te, einem hohen, dicht bepackten Zet tungSregal und einer Schreibmaschi ne nur einige defekte Rohrsessel ent hielt, die, sobald unwillkommene Be sucher erschienen, flugs mit einem dicken Bündel Manuskripte belegt und so standesgemäß hergerichtet wurden. Celten nur verirrte sich indessen ein, dem Zeiiungswesen fernstehen' der Schriftsteller In die Redaktions räume des Blättchens. Die Eilige weihten kannten das Herstellungsver sahren der kleinen, nur mühsam oe gelierenden Zeitung, die von der er sten bis zur letzten Seite im Hause verfertigt wurde. Herr Mischer, ein gewandter Jour nalist, schrieb seine Leitartikel und Theaterkritiken selbst, übernahm das Feuilleton aus anderen Blättern, und vermochte es, mit Hilfe einer billi gen Lokalkorrespondcnz. die Zeitung zu einem leidlich unterhaltsamen Blatte zu gestalten. Die Herstellungskosten, die ein reichgcwordener Bierbrauer bestriit, überstiegen selten den festgesetzten Etat. Einen zweiten Redakteur konn te sich Herr Mischer allerdings nicht leisten. Aber er verstand es, arbeits willige Volontäre heranzuziehen, die ihm einen Teil seiner Redaktions pflichten abnahmen. . Wenn sie dann ausgebildet waren, und sie klingenden Lohn für ihre Tätigkeit verlangten, dann empfahl er sie einem Kollegen von, der zah lungsfähigen Presse, und verschaff te ihnen so ein Unterkommen. Ein System, das sich noch immer bewährt hatte. Nur im letzten Quartal hatte Herr Mischer Unglück mit seinen gchalts freien Hilfstruppen ' gehabt. Ein Volontär war plötzlich erkrankt und ohne weiteres nach dem Süden ge reist, da sein. Mittel es ihm erlaub ten, ein zweiter verwilderte in dem Großstadttrubel und verbummelte in kurzer Zeit und der dritte Volontär erschoß sich aus Liebesgram. Das war dem, allen Aufregungen nfchol den Mischer denn doch ein bißchen zu viel des Tragischen, und er fce schloß, es einmal mit einer Dame zu versuchen. So kam Regina in die Redaktion. Regina, die nach den traurigen Ereignissen in Weggis nach Berlin zurückgekehrt war, noch ganz erfüllt von ihrem Kummer, erhoffte Ab lenkung durch eine anstrengende 28 tigkeit. Daß sie nicht ohne Talent für den journalistischen Beruf war, wurde sie bald gewahr. Sie verfügte über eine flinke Feder, schrieb ocn leichten, flotten Plauderton, den das Publikum liebt, und besaß eine gute Auffassungsgabe, die es ihr ermög lichte, über Dinge zu schreiben, die ihr sonst fern lagen. Die technischen .Wertigkeiten erlangte sie bald. Was 5e dagegen quälte, war der Zwang, rtx sie täglich für diele Stunden an den schlecht ventilierten, kahlen, un freundlichen Raum band. Acht Stunden täglich hatte sie hier am Pult zu sitzen. Herr Mischer überließ ihr sehr bald einen große ren Teil der gesamten Redaktions arbeit. Er verachtete die Tugend des Ehrgeizes und vermochte ' seine Ar beitslust. die von jeher nicht gar so bedeutend war, sehr wohl zu bändi gen. Wenn Regina abends von der ungewohnten geistigen und körperli chen Anstrengung erschöpft war. K , schob er ihr nicht seilen ein P reime lenbillct hin mit der freundlichen Aaffordcrung: .Sie schreiben wohl iu!e abend noch einen kurzen Bericht über die Aufnahme des Stücks.' Eine so begeisterte Theaterbesucher!!, auch Regina von jeher gewesen, iv widerwillig vollzog sie jetzt ihr Kri tikcramt, weckten doch alle diese Statten dramatischer Kunst Er,nne jungen an den dahingeschiedenen Freund. Wie oft hatten sie gemein sain die Theater besucht, ganz erfüllt von dem Augcnblicksgcnuß, den sie in gegenseitigem Gevantenaustausch voll auökc'stelen. Wenn sie jetzt al lein inmitten des angeregten Premi erenpublikums foß, empfznd sie im wer von neuem das lähmenoe &t fühl trostloser Vereinsamung, das ihr die Kehle krampfhaft zusammen schnürte und die Tränen in die Au gen lockte. Immer wieder drückte sie dann ihr Taschentuch verstohlen gegen die brennenden Lider, müh' sam ein Schluchzen unterdrückend. Richt selten entgingen ihr ganze Szenenreihen des Stückes, und, .es wurde ihr schwer, die Gedanken auf den Zusammenhang der Buhnenvor gönge zu richten. Saß sie dann kurz vor Mitternacht am Redaktion schrcibtisch, so flog die Feder in nervöser Hast iiber den weißen Bo gen. Da war keine Zeit für per sönliche Empfindungen übrig. Bis weilen erschien Mischer noch sllr ei nige Augenblicke im Redaktionszim mer. Mit seinem anerkennenden: Brav gemacht!" nahm er ihr dann die Blätter aus den Händen uno fügte mit einem: Sie werden müde fein," den Schlußsatz selbst hinzu. Regina griff dann eiligst nach Hut und Mantel. Sie fühlte sich an diesen Theaterabenden immer so übermüdet, taß sie sich kaum auf den Füßen zu halten vermochte. Aufs äußerste erschöpft betrat sie nach einer halben Wezstunde, die sie mit der elektrischen Bahn zurücklegt:, ihr bescheidenes Heim und verfiel alsbald in einen tiefen, traumlosen schlaf. Die wahrend ihrer anftren senden Pflegezeit so häufig enk behrte nächtliche Ruhe wirkte nun auf ihren gesamten Organismus, trotz aller anstrengenden Tagesarbeit, wohltätig ein. Langsam kräftigte sich ihr Korper wieder, nach und nach fühlt: sie sich der Arbeit mehr ge wachsen, und die bleierne Schwere ihres Gemütes wich einer stillen Re signation. Wohl zog sich von Zeit zu Zeit ihr Herz schmerzlich zusam men, wenn sie sich der Freudlosigkeit ihres Daseins nnt qualvoller Deut- lichkeit bewußt wurde. Doch immer wieder überwand sie mit starkem Willen die geheime Regung tiefin nerster Verzagtheit und versuchte mit der ihr eigenen Energie das Leben um seiner selbst willen wieder zu schätzen. In Stunden der Einkehr, auf ein samen Sönntagsspaziergängen im Vrunewald, gelang es Regina oft, ,nc zuveriichtliche itimniuna ihrem Gemüte auszuzwingcn. Tann genoß sie die Feierstunden voll bescheidener Zufriedenheit. Was hatte ihr das Schicksal noch rauben können! Seit Richard Senden im Luzcrner Frie denstal zum ewigen Schlaf gebettet ruhte, gab es, so wähnte Regina, auf der Welt kein Gluck mehr, das ihrer harrte. Ganz leise und heimlich jauchte wohl Dr. Rüst bisweilen in ihrem Gedanken auf, aber "sie wagte nicht, die Erinnerung an ihn weiter auszu spinnen, aus Scheu vor der Sehn sucht nach dem persönlichen Glück, dem sie am Sterbelager des Geliebten fei erlich entsagt hatte. Nie dachte sie darüber nach, ob ihre Entsagung menschlich berechtigt sei, nie fragte, sie sich, ob sie recht gehandelt habe, als sie Rüsts Bitte um ein Wiedersehen in Berlin kühl, fast unfreundlich ab gewiesen. Vielleicht stand er ihrem Herzen schon zu nahe, als daß sie ungestraft und ungestört in ihren Ge fühlen an den Toten, dem Lebenden hätte begegnen können. Hinter ihrem Bewußtsein lag, das empfand sie in stinttio, dennoch ein leises Glllcksver langen; schüchtern, zaghaft, regte es sich bisweilen. Doch rasch unterdrück te Regina das Verlangen nach eimm Zusammentreffen mit dem Doktor und dachte in naiver Selbstsicheryeit, wie vernünftig sie gehandelt, auch sei' ne Bitte um gelegentliche Korrespon denz abgelehnt zu haben. Nach kur zem Abschied von ihm war sie allein nach Berlin gereist. . Sie fürchtete nicht, ihm in der Millionenstadt zu begegnen, denn vor dem Zufall, der sie hätte zusammenführen können, glaubte sie sicher zu sein, da sie dem Trubel der großen Verkehrsstraßen fern blieb. . So hatte sie den Arzt gänzlich aus Ihrem Gcstcbtskreis verbannt, und da ihr Leben jetzt auf regelmäßiger Be rufsarbeit begründet war, so dräng ten sich ihre Gedanken mehr aus die Gegenwart, denn auf die Bergangcn heit, die wie' ein mühsam begangener, steiniger Pfad hinter ihr lag. Ihr ganzes Sinne mußte sie jetzt aus die Lesung ihrer Existenzfrage richten. Ihr kleines Vermögen war durch die Aufgaben des letzten Jahres bereits merklich geschmälert und die Zinsen 'eichten nur gerade noch hin, um sie 53t Not zu schützen. Sie beschränkte ihre Ausgaben aus das geringste Muß und vermochte trotzdem nicht die klein sie Summe für ihre Garderobe von ihren Zinsen zu erübrigen. So sah sie sich genötigt, von Zeit zu Zeit von dem Kapital zu nehmen, ein Versah an, daß sie nicht dauernd durchsetzen durfte. Daher trachtete sie mit allen straf ten danach, nach Ablauf ihrer Vo lontärzeit eine bezahlte Stellung zu erhalten. Da begann für sie tm Zeit bitterer Enttäuschungen. Ohne Protektion, ohne andere Beweise ihrer Äesähigung als ihre Äolontärijellung iet dem unbedeutenden Blättchen, wa ren die Aussichten recht traurig, zu mal .Herr Mischer, der seine fleißige Mitarbeiterin nicht bezahle, aöer auch nicht verlieren wollte, sie in ih ten Bestrebungen nach Erringung ei ner günstigen Position, keineswegs unterstützte. Um nicht müßig zu bleiben und in der Erwartung, von ihrem Posten aus am ehesten eine andere Stellung zu ehalten, blieb sie Monat um Mon.it. Alle ihre sreien Stunden widmete sie cem Studium der Fachblätter uad 'ein Inserat entging ihren sucheni'en Bücken. Ihre Angelole blieben küt weder unberücksichtigt oder die An forderungen. die man stellte, wcnen übermäßig hoch gegenüber dem in Aussicht gestellten Gehalt. Endlich erhielt Regina ein kurzes Schreiben aus d Redaktion einer Frauenzeitung. Man wünschte ihre persönliche Vorstellung. Erwartungs doll fuhr sie ihrem Ziel entgegen. Fast tine Stunde brauchte die Sluißni tahn, um nach der, im entfernten Nordosten gelegenen Redaktion zu ge langen. Als Regina das massige, nl lersgeschwärzte Gebäude betrat, be nahm ihr ein dumpfer Druck fast die Sinne. Ein beißender Dunü eon Ruß, Rauch und Staub drang m ihre Lungen, während der ratternde Lärm von 'Maschinen, klappernden Wagn lädern, das Aufschlagen schwerer Ki sien auf den Steinboden, das Ge schrei von Kindern, die sich auf ein?m Hofe balgten, das Aus und Ein rollen von Fässern, ihre Nervin at tackierten. Das war der Werktag der arbeitenden Weltstadt. Regina blieb in der breiten Ein ,angshalle stehen, ihre Blicke über flogen die Firmenschilder zu beiden leiten der Durchfahrt. Eine Kno',f, eine Papier und eine Echuhsohlensa bnk, eine Druckerei und eine Wem 'ellcrei enthielt der ausgedehnte Ge baudckomplex, und eine ganze Ruhe Geschästsfirmen hatten größere und '.leinere Bureauräume inne. Nach ei nigem Suchen fand Regina auch das child mit dem Namen der Frauen zeitung und dem Zusatz, vierter Hof, dritter Ceitcneingang, zwei Treppen links. Hastia ging Regina weiter. Es wollte ihr scheinen, als wenn sie im Wciterschreiten immer tiefe: in den Hollenschlund emes zermurdeni'en Daseinskampfes eindränge. Von al lcn Seiten begegneten ihr arbeusharte Gestalten mit groben Händen nd durchfurchten Gesichtszügen. Teibe Worte drangen in ihr Ohr und rohe Flüche. Regina schauderte. Der Ge ranke, ,n oiesem Milieu zu arbeiten, erschreckte sie. Hilflose Schwäch: üler kiim die zunge Frau. Sie machte un willkürlich eine halbe Wendung zur Umkehr, aber ebenso plötzlich über wand sie ihre Zaghaftigkeit und eilte, mit dem festen Willen ihr Ziel zu erreichen, durch weitläufige Gänge, über schmutzige Hose. Hastig erklomm sie die ausgetretenen Stusen und machte erst vor der Tür Halt. Reginas schüchternes Anklopfen U antwortete eine heisere Frauenstimme mit einem mißmutigen .Herein". Klopfenden Herzens betrat Regina den dunklen, winkligen Raum. -Eine Staubwolke, durch den Luftzug der köffneten Tür aufgewirbelt, umhüllte die Eintretende, dann stand sie der Redaktrice gegenüber, einer kleinen, ältlichen, spitznasigen Blondine, deien wässerige Augen durch einen nlckelge iahten Kneifer sie kritisch anblinzelten. Regina verneigte sich und nannte ih ren Namen, dann nuhm sie, der stum men Aufforderung folgend, Platz. .Sie haben sich um die Stelle ei ner Hilfsrednktrice an unserem Blatte beworben. Ihre Referenzen, bitte", eröffnete die Dame das Gespräch. Re gina überreichte das Zeugnis Mi schers, das die Bestätigung der Ab solvierunq ihrer Volontqrzeit enthüll. Die Dame überflog das Blickt. Also Anfängerin", meinte sie, sicht lich enttäuscht, dann zählte sie auf, welche Anforderungen man an die Hilfskraft stelle. (Fortsetzung folgt.) Als eine der größten und ältesten Linden in Deutschland gilt die zu Neustadt am Kocher, die, schon 1229 als ein stattlicher Baum er wähnt, jetzt mit einem Stammum fang von mehr als 7 Meter ihre Krone über einen Raum von 115 Meter im Umkreis ausbreitet. , Wie der Gyurl zum Helden wurde. Eie Ecschichte aS sftimcüi Ungarn üuii Ida Vüä (ükrüni. Der Vollmond warf seine silbernen Slrahleiibündel verlchiuenderisch zur Erde herab, ste füllend mit dem ganzen Zauber emer mondhellen Nacht. Wie ein schimmernder Spiegel, satt völlig unbeivegt, lag die Donau. So lautlos und träge schob sie ihre Wel lcn weiter, daß sie den Eindruck eine: riesigen, glattrn Fläche bot. Die kleine 'Abteilung Soldaten, die in dem bis dicht an den Fluß heran reichenden Wäldchen ihr Nachtquar tier aufgeschlagen hatte, verhielt sich schweigsam, das jenseitige User nicht aus den Augen lassend. Man wußte, das7 man in vorgeschobener Stellung sich gerade einer starken feindlichen Abteilung gegenüber befand. Die Do nau machte hier eine Krünimung, und in dieser Einbuchtung, auf der anderen Seite, lagen die Serben. Es war die Weifung ergangen, nicht eher vorzugehen, als bi die Nachhut sich mit der Patrouille vereinigt haben würde, was kaum v?r den ersten Morgenstunden der Fall sein konnte. So lagen und saßen die Soldaten umher, vor sich ein paar untätige Stunden, die man am besten zum Schlüftn benutzte. Sie waren sicher, daß die Serben nach den in den ver, gangkncn Tagen erlittenen Rückschlag gen sich nicht so leicht vorwagen, so' dern sich auf die Defensive beschrän ken würden also konnte man sich die verdiente Ruhe gönnen, die nock: den Strapazen der letzten Tage und Nächte schon fast not tat. Gyuri Farkas hatte den Wacht Posten bezogen. Er schritt mit ge schultcrter Waffe auf und ab, die Augen unverwandt aus das gegen übcrliegende User geheftet, das still und dunkel dalag. Er war ein schlanker, nicht allzu kräftiger Bur sche mit einem schön geschnittenen, et was weichen Gesicht und sehnsüchti gen, dunklen Augen. Wie in der schweigenden Nachl Längstvergangenes und die Ereignisse der jüngsten Zeiten , sich zu einem Chaos verdichteten, das ihn bedräng te! Er war einer gewesen, der seinen Weg ging, unverrückbar, das Ziel vor Augen: seine Musit und die Ma riska. An seiner Fiedel hing er, seit er als kleiner, halbverhungerter Zi geunerjunge mit dem Vater durch die Dörfer gezogen war, um in Wirtshäusern, bei Hochzeiten . und Kirchwcihen auszuspielen. Und die Mariska war wie ein Stern durch diese an Hunger und Schlägen reiche, lichtlose Jugend gegangen, sie, die kleine Nachbarstochter, die als einzige gute !be Worte für den Zi gcunerbuben hatte. Als der heimi sche Gutsherr den Gyuri einmal spie len hörte da schien das Glück ge kommen. Er hatte den Gyuri de,n ewig betrunkenen Vciter einfach weg genommen, der am Ende froh war, einen Esser weniger auf dem Halse zu haben. Der Gyuri war nach Bu dapest gekommen, sein Gönner half dem intelligenten, bildungsfähigen Jungen weiter, damit er lernen tonnte .... bis ein Herzschlag den Gütigen fortrafste aus dem vollen Leben heraus. Und die, die nach ihm kamen, kümmerten sich nicht weiter um den Pflegling des Verstorbenen. Er war ja groß genug, um selbst sein Fortkommen zu finden. Und Gyuri g,)b seine hochfliegen den Kunstpläne auf, stellte sich mil beiden Füßen fest auf die Erde und rang sich durch: aus dem bar füßigen Zigeunerjungen wurde der bejubelte Primas einer Musikkapelle, die in den vornehmen Restaurants spielte, weite Reisen machte, Ehren und Geld einheimsend. War er auch nicht der Künstler geworden, von dem er einmal geträumt, so hatte er sich doch aus eigener Kraft sein Lc ben geschaffen. Und nun sollte das Glück dennoch kommen! Er hatte gespart, erst Krone und Krone und dann Schein auf Schein gelegt; in diesem Winter wollte er die Mariska holen, die da heim im Dorf bci seiner alten Mut ter lebte und auf ihn wartete. Eine schöne Wohnung hatte er schon ge mietet und Möbel gekauft? Stück für Stück zusammengetragen in das Nest, in das er sein Mädel führen wollte. Nie hatte er so gespielt, wie in den letzten Tagen, die ihn noch von seinein Glück trennten, von der Erfüllung seines Sehnsuchistraumes! Nie wa ren die Licbcslicder, die seine Fiedel sang, so heiß, so jauchzend gewesen, wie jetzt, da er bald die strahlenden Augen feiner Braut vor sich sah, die bald für immer sein war. Und dann, plötzlich, über Nacht, versank der Traum von Liebe und Glück! Sein König rief und Gyuri mußte folgen! Statt Hoch zcitsglocken Kanonendonner! Statt Licbeslieder , Kommandoruse! Heimholen wollte er die braune Ma riska in das traute Nest und konnte jetzt nur zu kurzem Abschied zu ihr und der Mutter eilen. Eine haltlose Verzweiflung war in ihm. Er war nicht feig, nein; aber in ihm brannte und loderte Le benshungcr. Alles hatt er sich auf gespart für die Zeit der Vereinigung mit seiner Jugendliebe!. Und dicj Krieg, der da hereinbrach, freilich als bitte Notwendigkeit, aber doch all ein wirtschaftliches Unglück, das Mil. lionen Fristen!! vernicklet, er tmv sank ikn fils etwas Unaekeuerlickes. Er mußte seinem König helfen, sicher. uns seinem Aaterlande auq aver war er darum mit zusammenge bissenen Zähnen seinen Weg gegan gen, vorwärts, immer vorwärts, um jetzt, knapp vor der Erfüllung zu scheitern! Krieg ist Krieg wenn sie ihn nun totschießen oder ihn zum Bettler machen, zum Krüppel, diese Serbenhimde? Die Schritte des auf und nieder schreitenden Gyuri waren wilder und erregter geworden, er liis jetzt sast hin und her. Seine heißen Augen husch ten über seine Hände hin, die das Gewehr hielten. Hunde Hunde!" knirschte er mit zusammenzchissenen Zähnen. Warum gaben sie keine Ruhe warum nicht! Wie sagte der Geistliche neulich in der Kirche: Es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt." Ter alte Kaiser, der wollte den Krieg nicht, sie zwangen ihn dazu, dieses Gesinde!, ohne das er jetzt mit der Mariska in ihrer traulichen Wohnung sitzen könnte, zwei Glückliche! Und statt dessen weint sich daö arme Mädel die Augen rot, und er muß da herum laufen in der Nacht und sich mit seinen Ge danlen und feiner Sehnsucht quälen! Und wenn sie ihn doch totschießen, und er die Mariska niemals wieder sieht! Nie mehr ihre süße Stimme hört, irgendwo vermodern muß in fremder Erde, er. der so jung ist und so voll Sehnsucht! Heiß wurde es dem Gyuri, flammend heiß, und rote Lichter tanzten vor seinen Augen. Wenn sie über die Grenze kommen. diese Serben, n sein Heimatdorf ein fallen, wo die Mariska allein ist bei der alten Mutter! Sie ist schön, die Mariska so schön! Und die Män ner vom Dorf sind alle einberufen! Man hört überall, daß sie wie die Teufel sind, die Serben, Frauen und Ztinder nicht schonen nein Herrgott im Himmel, nein, das darf nicht fein! Sie sollen nicht sie dürfen nicht er muß die Mariska schützen er muß es aber was soll er nur tun er der hier umherläuft, untätig! Und plötz- lich winkt der Gyuri semm Käme raden heran und zwingt den, seine Stelle einzunehmen, er stürzt hin über, wo fein Leutnant sich gerade zum Schlafen anschickt, stürzt vor ihm auf die Knie und flüstert auf geregt, bittend, beschwörend Der Mond war hinter den Bergen verschwunden, schlafend lag der dunkle, bewegungslose Fluß. Da was war das? Lautlos, mit großen, mächtigen Stößen schoß es vorüber, einer, noch einer, wieder einer. Wie Katzen krochen sie die steile Böschung hinan, schlichen um die Bergecke her um. Und immer aufs neue die schwarzen, lautlosen Punkte im Strom, die an das jenseitige Ufer streben. Plötzlich tönt ein ohrenbetäubendes Krachen und Donnern in die tiefe Stille, jammervolle Aufschreie, Flin tenschllsse und endlich brausende, nimmer endenwollende ' Hurrarufe! Wie der Teufel waren die Ungarn über die nichtsahnenden Serben her gefallen, die, keines Angriffes ge wärtig, im tiefen Schlafe überrascht wurden. Eine Handvoll Soldaten nur, aber beseelt von der Tollkühn heit der Verzweiflung, die nur ein Siegen oder Sterben kennt! Jeder einzelne wußte, daß es ein Wagnis war und jeder einzelne kämpfte um sein Leben wie ein Wilder! Al len voran Gyuri, der um sich hieb, losschlug für drei. Hieb- und ku gelsicher, schien er sich zu verdoppeln, war allen voran, mitten im dichtesten Gewühl ertönten seine anfeuernden Rufe, sein klingendes Siegesgeheul, alles mit sich reißend in seiner fug gestiven Macht. Nur ein Gedanke war in ihm: sie niedermachen, die Hunde, sie vom Erdboden vertilgen, die den Krieg erzwungen haben, den Krieg, der ihm sein Glück rauben will. Die Serben wußten nicht mehr: war der Teufel selbst über sie gekom men, war es die ganze feindliche Ar mee, die sich da auf sie stürzte; denn ein paar Soldaten, die sie am Nach mittag gesichtet, und sich für den Morgen hatten aufsparen wollen, die konnten es doch nicht sein, die da einHieben in ihre Reihen, daß sie sich bedenklich lichteten. Ein panikartige Erschrecken ergriff die Aufgescheuch ten, sie gaben es auf, sich der wilden Vravour der Ungarn weiter entgegen zustellen. Waffen und Munition in Stich lassend, liefen sie davon wie gejagt, ohne an ihre Verwundeten zu denken; liefen liefen. Und jetzt erst, da sie erschöpft im feindlichen Lager standen als Sie ger, kamen die Ungarn zum Bewußt sein. Konnte das denn auch sein? Sie, die kleine Wachpatrouille hatte eine ihnen an Zahl vierfach überle gene Abteilung glattweg vermgt, fast ohne jeden Verlust ihrerseits, denn aus die paar Streifschüsse, die einige von ihnen abbekommen, achteten sie kaum. Jubelnd umringten sie Gyuri, der geschlossenen Augen, aber unverletzt an einem Baum leWe I Gyuri, der Held!" Tosend und 'brausend drang tl an da Ohr deß i Hnlbbewußtlosen. ' Da wußten sie alle, ihm allein verdankten sie diesen Sieg, er war eS gewesen, der diesen Handstreich ausgeheckt, ihn von dem Leutnant fast erbettelte. Seiner fort reißenden, wilden Begeisterung ver dankten sie den tollen Mut, der sie schier unbesiegbar gemacht. Sie um armten und küßten den jetzt voll kommen Apathischen. Der Leutnant drückte ihm warm die Hand und versprach, höheren OrtS ihn sofort zur Beförderunz vorzuschlagen. Gyuri verstand kaum, was man zu ihm sprach. In ihm war auch jetzt nur ein Gedanke: ,So wie die muß ich alle verjagen alle alle, di: Hunde, damit Ruhe wird im Vater land, Ruhe für den alten König und Ruhe sllr unser Glück!" Xtt tVih'Regissr. Der Tenorist und Regisseur der Opera Comique in Paris. Paul Du montier, ein von Kraft und Gesund heit strotzender Mann, bot bei Aus bruch des Fcldzuges der französischen Regierung seine Dienste an. Er wurde auf das Bürgermeisteramt fei nes Arrondifsements bestellt. .Sie sind Regisseur ?" fragte der Adjunkt des Maires. .Jawohl!" antwor tete Tumontier, der nicht ahnte, daß man ihn wegen seines Ansehens für einen Regisseur de Propri6t6", d. i. Gutsvcrwaltcr, hielt. Verstehen Sie mit Rindern umzugehen?" Amüsiert über diese Frage antwortete Dumonticr in Erinnerung an man chen schweren Kampf mit Künstlern und Publikum: .Rindviechcr? Aber das ist ja mein ständiger Verkehr!" Gut, Sie werden morgen eine Be schäftigung erhalten." Am anderen Tage erhielt der so witzig und höflich veranlagte Te norist Tumontier die Aufforderung, als Direktor eines Depots von 3000 Rindern rn die Provinz nach dem Schloß X. abzureisen. Das der französischen Regierung gehörende Schloß wurde ihm als Wohnsitz über wiesen. Bald darauf führte er einen Vertreter des landwirtschaftlichen Mi nisteriums in den ihm unterstellten Ställen herum und erntete reiches Lob sür die musterhafte Ordnung und fachgemäße Einrichtung der Ställe. Seitdem hat er schon drei Anerkennungsschreiben von der Re gierung bekommen, weil es ihm bis her immer gelungen sei, den Rinder- typhus, der bei fast allen anderen De- pots grassiert, von seinem Depot fernzuhalten". Nach dem Kriege wird Herr Tumontier wohl den franzäsi fchen Orden sur Landwirtschaft er halten. Auch eine Krirgszcitung. Gedruckte Boten ans Kugelregen nnd Tchrapncllfcucr. Ein Bündel Leitungen lieat vor mir so schreibt Fritz Arens in den ..Müncbener Neuesten Nachrichten" frisch aus den Schützengräben heraus. Nicht etwa latter von den vielen Tausenden, die säuberlich als Feld- postbrief verpackt, täglich zu den Kriegsschauplatzen hinausgehen, um unseren tapferen Truppen vom Laufe der Welt zu erzählen, nein, eine von den Zeitungen, die unsere Soldaten sich selbst herstellen, regelrecht gejetzt und gedruckt, also Boten aus Kugel- regen und Schrapnellfeuer. Es ist, als wenn die kleinen Btallchen das Zimmer mit Pulvergeruch füllen, als wenn ich plötzlich das Donnern der Geschütze, das Stöhnen der Verwun- beten, das Hurra der sieghast stur wenden Deutschen böre. Und wirk- lich, die Zeitung trägt den Titel Hurra , den deutschen Schlacht- und Signalruf. Es ist die Kriegszeitung des 1. 5ianseatischen Jnfanteriereai- ments Nr. 75 (Bremen). Unser Blatt , so heißt es rn der ersten Num mer, soll vor allem eine zuverlässige Berichterstattung der Weltvorgäne enthalten, und unsere Rameraocn in den Schützengräben, auf Feldwache und im Laaer vor Märchenzählungen (Kolonnenquatschj schützen ..." Die technischen Schwierigkeiten sind nicht gering, mit denen die Ver leger", stramme Hanseaten, zu iämp sen haben. In den Setzkästen, die aus einer kleinen Stadt Frankreichs stammen, mangelt es an w" und g", daher kommen Sätze vor wie . .. unvorhergesehene Schvieriqkeiten und Zvischenfälle gehören vielmehr zum regelmäßigen Betrieb ..." Die Kriegszeitung der 75er will aber noch etwas anderes, als nur die Kameraden vor dem Kolonnen quatsch" schützen. Es heißt nämlich in Nr. 1: Die Gesamteinnahme des Zeitungsbezuges (jedes Blatt kostet 5 Pf.) foll zur Anschaffung au ßergewöhnlicher Speckportionen für unser Regiment verwendet werden." Das bedarf keiner Erläuterung. Ein Niederfachse im Kriege und ohne Speck, das gibt es nicht! Trotz der wagenweise anrollenden Liebesgaben wird auch der dickste und beste Speck irgendwo einmal alle". Deshalb baut der kluge Mann vor. Das tun die Redakteure, Mitarbeiter, Setzer und Drucker der Kriegszei tung" samt und sonders und sind deshalb kluge. Männer. x Unsere Schmiiiliiijlkr.Ggtllk Verschiedene moderne Wcstenglirtel. 9(a. 1103. Wesond're Aufmerksamkeit wendet r.'ä Ist der lMiflkn Mode den kleineren Ski gaben einer Toilette zu. Und da find et vor ollen die W's!m und Ccharpengitr H die nnt Corqfalt ausgesucht nd zum Cfiaraf'er M Kleides paffend nsammm stellt tserbeiu In diesen Abbildungen sind versck'iedene ?us!er gezeigt, die theils für GesillfchaftSklcider. thilö für Echnei deraniüg zu verwenden sind und schick und tlmnl wirken. Co wird die Wcst mit Achselirägern in Cammet auZgesijhrt j - .tJ'm ein jedes einfache Vlufenkleid bereichern.' Ter Cchärpcngürtcl No. 1 dürfte sich spe zicll für Tanzkleider eignen, und als niia terial kommt weicke Ende in Betracht. No. 3 sieht ebenso elegant in Velvet, schwe. rer schwarzer Seide wie in gemusterten,' gerippten Leinenstosfcn uS und entspricht wohl am meisten dem modernen raänn lichm Essest, den man jetzt so gern auf Blusen und Jacken überträgt. Gebraucht! wird zu No. 1 1Z ?)ard. zu No. 2 3 Yard und zu No. 3 ?)ard Material bei 44 Zoll Breite. Die Muster sind in drei Größen: Klein .Mittel und ErakiWt lich. VesteNungsanweifung'. Diese Muster werden -an irgend) eine Adresse gegen Einsendung dcZ Preises geschickt. Man gebe Nummer und Größe und die volle Adresse deutlich geschrieben an und schicke den Coupon nebst 10 Centi für jede bestellte Musier an da Omaha TribiinePattem Dept 1311 Howard St. Auch noch in anderer Weife. Wir in der Heimat haben es einfach: wir vertrauen unsere für die Zeitung be,. stimmten Beiträge der Post an, die dann für das weitere sorgt. Ganz so einfach ist das im Schützengraben nicht! Die Redaktion gibt deshalb allen ihren Mitarbeitern folgenden Ratschlag: Laßt Eure Blätter in den Zeitungstasten am Baum bei der Pumpe des Regimcntslagcrs besör dern und seid gewiß, daß wir Eure Einsendungen mit Vergnügen verös fentlichen." Natürlich ist auch der Humor der treten. So heißt es in einem län geren Gedicht: De Krieg is vor wahr en flechtet Ding, doch mit Hu mor geiht't mol so flink!" In einer Anzeige heißt es: . .. ich suche ein Bett und mache keine großen Ansprü che, nur darf von einer gewissen Sorte kleiner Rauhbeine" kein Ex emplar drin fein." Ein Krieger fen det an feine Frau, die den schönen Namen Jsabclla führt, folgenden Gruß: Beste Verpflegung, Auch gutes Quartier Ist der Soldaten Liebstes Plaister. Lieber doch weil ich, Jfabella. bei Dir! Daneben gibt es auch Extrablät ter" mit den neuesten Nachrichten von den Kriegsschauplätzen. Mit welchem Jubel mag der Inhalt dieser Extra blätter wohl in den Schützengräben verschlungen werden! Wahres Hel dentum aber zeigt ein Artikel mit der Überschrift: Keine Verdrossenheit!" Der Verfasser legt darin dar, daß die Opfer an anderen Stellen deö Krieges, die Opfer, die in der Heimat gebracht werden, größer sind als di der Leser im Schützengraben. Also fort mit jeder Verdrossenheit, wo im mer sie sich vorwagen mag!" Ein anderer Artikel schließt mit den Wor ten: Wir deutschen Soldaten wol len beweisen, daß nicht nur unsere Glieder, unsere Muskeln und Nerveir jedem Feinde gewachsen sind, sondern daß wir auch an Kraft des Geistes und Geinütcs, unsere Widersaäze?' übertreffe 4 ' i : l l . I '5 v ü j : 8 "f l i l 5 ! ü l I. (ä S 3 S i z y. 9 k S H 5' 3 t S o ß I 3 . 2 8 I 10 o 'S'' j.5 ! f j 6 3 x l , -l . g a S S A , . c - 2 . i f s s 1 & u SS 5 c n 5 H S i L S Ö j 5 6 u 3 f 8 3 L 3 . S S l 64 e- 1 I B ss sü 6