Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 08, 1915, Image 5

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D. Lrnst v5. Gertrud Atherton.
ler deutsche Tchriflfteller belehrt seine
mkrikanische Kollcgl,
Otto Ernst, d Verfasser bei Flach,
mann als Erzieher" und des .Äsmul
Semper" um nur seine beiden besten
Werke zu erwähnen sollte in diesem
Winter hier ati Austauschdichter Vor
lesungen halten; der Krieg hat diese Pläne
gestört Otto Ernst hat sich drüben in
den Dienst deZ Aatcrlande? gestellt, wie
jeder Teutsche und hilft, so weit eS in sei
ncn straften steht. Otto Ernst hält ti für
sein Pflicht, in nachstehendem an die N.
ZI. TtaatS'Zeitung' gerichteten schreiben
al .Erzieher' auf eine amerikanische
Kollegin zu Hrlen.
Sehr gechrtc Redaktion!
ffräulein Gertrud Atherton veriiffent
licht in der New Yorl Time! den Brief
einer hochherzigen Engländerin, die
Deutschland kennt und den deutschen Kai
scr, die deutsche Volksstimmung und die
deutschen Hilfsmittel der Wahrkieit gemäß
darstellt. Daß Frl. Atherton solchermaßen
die Stimme der Wahrheit zu Gehör iom
men läßt, soll ihr als Verdienst angerechnet
werden; leider begleitet sie diesen Brief mit
eigenen Bemerkungen, die daS höchste S3e
fremden erregen müssen und ebenso viel
Kühnheit der Behauptung wie Mangel an
Sachkenntnis verrathen. Frl. Atherton
versichert nämlich allen Ernstes: Eine
Niederlage Tc Alands würde nur eine
Tragödie siir Te.ifchland, eine Niederlage
GrotzbrilanienS würde eine Tragödie (und
ein Unleil) für die ganze Welt sein." Und
wie begründet Frl. Atherton diese merk
würdige Meinung? Ich schrieb meiner
Freundin, daß der erste heftige Gefühlaus
druck in unserem Lande nicht deutschfeind
lich. sondern daß er der spontane Protest
der Demokratie gegen eine autokratische
Macht war. die plötzlich an die Stelle des
20. Jahrhunderts das vierzehnte setzen
konnte.' Es hilft nichts, hier müssen wir
bei aller Rücksicht gegen das zarte Ge
schlecht Frl. Atherton um Belege erstens
für die Autokratie Deutschland? und zwei,
tens sür dessen Hinneigung zum 14. Jahr
hundert bitten. Frl. Ath?rton ist cntfchie
dene Demokratin und würde sicher die de
mokratische Verfassung ihres Landes nicht
, gegen unser konstitutionelles Kaiser und
Königthum (nicht Autokratie', mein
Fräulein!) tauschen mögen. Nun, mein
Fräulein, wir sind genau in der gleichen
Lage, und Sie nehmen uns gewiß die Ver-
pu'i; UilH 'l'ui4 wi, w g iuu um u uau
Preis mit Ihnen In Hinsicht der Freiheit'
tauschen möchten. Wenn Sie der Mei
nung sein sollten, daß unsere konstitu
tion nur eine Sckiein'5onstitut!on und in
TZirklichkcit eine Autokratie sei, so sind wir
der Meinung, daß wir in Deutschland
mehr Freiheit ihenießen als die Amerikaner,
Franzosen und (ja, denken Sie!) die Eng
länder in ihren Ländern. Sie agen am
Schlüsse mit Bez.ig auf uns: Natürlich
glauben oie Leute gern, was .Ihre Neqie
rung ihnen erzählt.' Da haben Sie voll
kommen recht: , wir glauben unserer Negie
kug oufZ Mit, weil unsre Regierungen
aus untadeligen Männern bestehen, die
von untadeligen Fiirften berufen werden
und das unbedingte Vertrauen der ganzen
Nation ohne Unterschied der
Partei genießen. Wie erklären Sie es
thu m i,Tif Vt fa1 VifiU r. I um ff in an
ich denn, daß unser ganze! Volk die
er .autokratischen' Regierung Glauben
chenkt? Halten Sie uns für 67 Milliv
nen Dummköpfe? Glauben Sie. daß wir
keine fremde Zeitungen lesen? In unserem
automatische' Lande dürfen wakr-md
des Krieges alle ausländischen Zcitun
gen Verkauft werden fragen Sie einmal,
1 ivie e! In den Minister-Despotien Eng
land, Frankreich und in dem (vermuth
"ch auch .demokratischen'?) Nußland da
mit steht.
Etwa spricht vielleicht zur Entschul
digung Frl. A's. Wir Deutscht pflegen
leidet in unseren inneren Partei
kämpfen gegeneinander recht schornmgsloZ
zu Versahren; so sind denn auch , wohl
manchmal gegen gewisse konservative Be
strebungen Worte wie Autokratie",
.Despotismus', Sabelregiment" und dgl.
gefallen. Das und die jahrzehntelang
planmäßig - verbreiteten Lügen einer
deutschfeindlichen Auslandspresse hat Frl.
A. offenbar für daare Münze genommen.
' Sie hat auch offenbar die Neutralität'
des. guten Belgiens für baare Münze ge
nommen. Denn ihre erheiternde Vchaup
tung. daß wit das 20. Jahrhundrt durch
das 14. ersetzt hätten, soll sich vermuthlich
auf unseren Einmarsch in Belgien, viel
leicht gar oiis unsere dort verübten
(Äreuel' beziehen. .Die Wahrheit von
dem ollen ist nur, daß wir den Feinden,
die uns mit lange vorbereiteter Hülse Bel
oienl überfallen wollten, zuvorgekommen
V.fc. A. rt V . 9 : t, . t-.. i 14
i inp. oa vieizeynie, aijrqiinomj
J Hoffentlich hat das so mangelhaft unter
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tchtett Frl. Atherton jetzt von den zahl
reichen Neutralitätsbriichen Englands er
fahren und versetzt dieses Land dafür inS
14. Jahrhundert vor Christo. (
Was aber unsere .Barbareien und
Breilel' anlangt, so nehmen wir dicse Lit
am in Deutschland jetzt endlich komisch; es
ist die Gründung eincl deutschen Barba
ren'lkves' im Werke.
Frl,A. meint u. A. noch! .Dreihun
dert (?) Jahre lang, mit Ausnahme der
Napoleonischen Episode, ist England die
vorherrschende Macht in der Welt gewesen.
Ich hege nicht den geringsten Zweifel, daß
nach 56 Jahren Deutschland s,ch dieser
Stellung bemächtigt haben wird; aber da
wird geschehen, nachdem eS, buchstäblich
oder den Thatfachen nach, eine Demokratie
geworden ist und die gepanzerte Faust und
der eifengsfchicnte Fuß im Mufcum der
Zelt aufgehängt sind.'
Frl. A. mag sich gesagt fein lassen, daß
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Frl. A. mag sich gesagt sein lassen, daß
unS n einer .vorherrschenden Stellung in
dlk WJi" O'iinichu gelegen ist, daß wir
nur von Räuber und Wegelagerern in
Frieden gelassen sein wollen und daß wir
die gepanzerte Faust genau zur selben Zeit
an den Nagel hängen werden, wie Eng
land, Frankreich, Rußland und ähnliche
Mächte ihre gezanzerten Fäuste und
Schiffe nebst Ihren gegenwärtigen Staats
Männern .im Museum der Welt afhän
gen.' Wie kommt eß übrigens, wein Frl.,
daß Ihr demokratisches Land seine Kono
nen und Panzcrschife noch nicht inS Mu
scum gebracht hat?
Von der amerikanischen Primadonna
Maude Fay In München, die wie alle, die
Teutschland sehen und sehen wollen,
auf deutscher Seite sieht, behauptet Frl. A.
schlankweg: Natürlich fehlen ihr die
Nachrichten von auswärts.' Mein ivehr
Ics Fräulein: Maude Iah kann in Miin
chen jede Information von auswärts ha
ben, die sie wünscht; wenn Sie oder durch
aS eine Dame sehen wollen, die über
Dinge redet, von denen sie nichts weiß,
dann nehmen Sie einen Spiegel zur
Hand. Otlo Ernst.
Großslottbeck, den 8. Januar 1913.
Teutsche Tchule in Antwerpen.
Ein Zeichen für- die zunehmende Wie
derkehr von Nuhe und Verkehr in Belgien
ist, daß die allgemeine deutsche Schule zu
Antwerpen am 11. Januar in allen Klas
sen, mit Ausnahme des Kindergartens,
wieder eröfsnct wurde. Die meisten Lehr
kräfte sind an die Scknile zurückgetreten;
auch ein grostcr Theil der Schulkinder
war bei der Eröffnung wieder zur Stcllc.
Möge die Schule, die. wie bisher, brüt
sche und belgische Kinder aufnehmen wird,
dazu beitragen, die durch den Krieg her
oufbeschworenen Gegensätze zu über
brücken und die Gemüther zu versöhnen!
Die deutschen Behörden in Antwerpen
und Brüssel sind mit der Wiedereröffnung
der Schule durchaus einverstanden, woraus
auch geschlossen werden kann, daß alles
darangesetzt werden wird, in Antwerpen
Ruh und Frieden zu erhalten.
.
Der letzte ruf der Nlirnbcrg". '
Der letzte Gruß vom Kreuzer Nürn
beiz', der in der Schlacht bei den Falk
landinfeln unterging, ist in Nürnberg ein
getroffen. Es ist t'mt Postkarte, die vom
Kommandanten des Kreuzers, Kapitän
z. S. Schoenborg, am 3, November an
den Magistrat der Stadt Nürnberg in
Valparaiso aufgegeben wurde. Die Karte,
auf der die Nürnberg' abgebildet ist, hat
folgenden Wortlaut: Melde in Eile, daß
S. M. S. Nürnberg" am 1. November
auf der Höhe von Eoroncl (Eonzeption
Bucht, Chile) in der Nacht den havarirten
englifen Panzerlreuzer ,Monmouth"
zum Sinken gebracht hat. Dös Wetter
war stürmisch, die Haltung der ganzen
Besatzung vorzüglich, keine Verluste.
Oberleutnant z. S. Eidam, das Kind
Jbrer Stadt, hat vorzügliche Dienste ge
leistet, v. Schoenborg, Kapitän z. S.'
.
Kronprinz lobt seine Pioniere.
Der Kronprinz hat folgenden Armee
bcfehl erlassen: Wiederholt mir in letzter
Zeit erstattete Berichte über die ausge
zeichneten Leistungen der Pioniere aller
Armeekorps der Armee geben mir er
wünschte Veranlassung, dieser vorzüglichen
Truppe meine Anerkennung auszuspre
chen. Der ständige Ruf aller Schw'ester
Waffen nach Pionieren kennzeichnet am
besten deren ausschlaggebende Bedeutung
in unserem gegenwärtigen Stellung?- und
Fcftlingskampfe gegen unseren pioniertcch
nisch höchst achtbaren Gegner. Ich ersuche
die Kommandierenden Generale, meine
Anerkennung allen unterstellten Pionier
Kommandos' zur Kenntnis zu bringen.
Der Oberbefehlshaber: Wilhelm, Krön
prinz des Deutschen Reiches und von
Preußen.
.
Friedrich WilhelM'Gymnasiasten.
Prof. O. HempclVerlin hat kürzlich die
Kricgsannalen des Vereins ehemaliger
Schüler des kgl. Friedrich-Wichelm-G,m
nafiums zu Berlin zusammengestellt.
Wir entnehmen diesem 40 Seiten umfas
senden Heft, daß nicht weniger als 705
ehemalige Schüler dieses alten Berliner
Gymnasiums im Felde stehen, davon sind
schon 30 vor dem Feinde gefallen und
zahlreiche verwundet. 126 haben das
Eisern: Kreuz 2. Klasse und einer das 1.
Klasse erhalten, während mehrere in Vor
schlag gebracht worden sind. Als Kriegs
freiwillige meldeten sich 16Ö, davon wur
den m eingestellt.
Leutnant Paul Wegen er.
Der Berliner Heldendarsteller Paul
L)gener ficht auch auf dem flandrischen
Kriegsschauplatz wie in Held. Vor Wo
chen erhielt der Künstler wegen seiner her
vorragenden Tapferkeit bei der Erfiiir
miing des Friedhofs von TIzmuiden das
Eiserne Kreuz zweiter Klasse. Jetzt ist er,
wie wir erfahren, zum Leutnant befördert
und mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse
ausgezeichnet worden.
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Verkehr nach und vo Ctraßinrg.
Die seither vorgeschriebene Zureife und
Aufenthaltserlaubnis, ferner die Befchei
nlgilNg des Ncifezweels für daS Gebiet
südlich der' Eisenbahnlinien Metz-Bens
dorf-Saaibura-Zabcrn-Nöschwoog und
westlich des Rheins ist nach neuerer mili
tärischer Anordnung, soweit das Reiseziel
nicht im Festungsberelch Straßburg selbst
liegt, nur noch für Ausländer nöthig. Die
im Feftungsbereich Ctraßbmg ausgestell
ten Reisepässe und Passirscheine zur Zu
reise in den erweiterten Befehlsbereich der
Festung Straßburg berechtigen auch zur
Rückreise, soweit nicht die Gültigkeitsdauer
des Ausweises abgelausen oder Gegen
theilige,s aus diesem vermerkt ist.
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Belagerung einer
Eine Luge scstgcnagclt.
Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung'
schreibt unter dem Titel Wieder ein ge
plünderte; Palais':
Auf Beraiilassiing unserer Militärbc
hörden ist seit einiger Z.it der Etappen
kommandautur in Gent das dortige, am
Place de la Ealandre Ro. 1 belegene Pa
lais des Grasen Charles de Ticsbach
Bcllcroche von der Stadt zur Verfügung
gestellt worden, damit, bei Ucberfiillung
der Hotels in Gent, ein Theil der Raume
zur Unterbringung vorübergehend in der
Stadt anwesender deutscher Offiziere
Verwendung finden sollte. Die werth
vollen Möbel und sonstigen Ausstattungs
grgknstände des Besitzer hat die städtische
Behörde vorher durch den Beschließer des
Hauses in drei großen Räumen zusam
menstellen lassen; diese sind sodann von
der Kommandantur, ohne daß sie die Sa
chen auch nur besichtigt hatte, unter amt
lichen Verschluß genommen worden. Mit
der Aussicht des Palais wurde der Be
schließe! und seine Frau und ücr ihnen
noch ein,. Adjutant betraut. Vor einiger
Zeit erschien die Tochter des Grasen, die
Baronin d'Huart, zur Besichtigung des
väterlichen Hauses; dabei sprach sie der
militärischen Behörde ihren ausdrücklichen
Dank für die Ordnung und den besonde
ren Scbutz des Besitzthums aus und gab
der Ueberzeugung Ausdruck, daß ihm
nichts Schlimmes widerfahren werde. Sie
wollte auch an ihre Eltern in diesem
Sinne berichten.
Kürzlich erhielt nun die Kommandan
tur in Gent Kenntnis von einem an die
diplomatische Vertretung einer neutralen
Macht am belgischen Hose gerichteten
Schreiben des EohneS des Grafen, bclgi
schen Gesandtschaftsattachs in Bern,
worin er behauptete, nach Mittheilung sei
ner Schwester sei daS elterliche Palais,
trotz der Anwesenheit des Beschließers,
von den Deutschen vollständig ausgeplün
dert worden, und im Namen seines Va
ters um Feststellung des verursachten
Schadens bat.
Die Militärbehörde fetzte sofort zur
Untersuchung des Hauses eine Kommis
sion ein, der außer einem deutschen Offi
zier ein Konsularbeamtcr der neutralen
Macht in Gent, ein Vertreter der Stadt
Gent und die Beschließerin des Hauses
angehörte; in dem von dieser über den
Befund aufgenommenen Protokoll ist
Folgendes festgestellt worden: Bei der Un
tersuchung des Palais des Grafen
Charles de Diesbach-Bellcrocke in Gent
durch die Mitglieder der Kommission
wurde von keiner Seite das Fehlen ir
gendwelcher Gegenstände festgestellt. Vom
Inhalt der von der Beschließerin unter
Verschluß gehaltenen Zimmer wurde durch
den Konsularbeamtcn der neutralen
Macht Kenntnis genommen; nach der Be
sichtigung der Zimmer erklärte die Be
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feindlichen Festung: Am
schließ!, daß von den darin enthaltenen
Sachen nichts entwendet sei. Zluch in dein
reichhaltigen Weinkeller fehle nich','.
Es sei hervorgehoben, daß der Besitzer
des Palai! als Rcferveosfizikr bei der
französischen Armee steht. Bekanntlich
scheut sich die französische Regierung nicht,
das Eigenthum von Teutschen, die im
putschen Heer Dienste thu, einfach ein
zuziehen.
Hamburg's Opfrnvilligkeit.
Nachdem bereits 15 Millionen Mark zur
Bestreitung von durch den Krieg erwach
senden außerordentlichen Ausgaben vom
Hamburger Senat bewilligt und bis auf
etwa 1M.IM Mark in Anspruch genom
men worhen sind, beantragt der Staat
jetzt, weittte 10 Millionen für diese Zwecke
zu bewilligen. Die Bürgerschaft wird auch
diesen Betrag wie die vorherigen ohne De
batte in der am 6. Januar stattfindenden
Sitzung zur Verfügung stellen.
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Wnffciifr!cden n Weihnacht.
Der Solinger Wchrmann E., der auf
dem westlichen Kriegsschauplätze steht,
schreibt an seine Eltern:
.... An den Feieklagen, da Friede
aus Erden" sein soll, haben wir hier.
Freund und Feind, freundschaftlich mit
einander verkehrt, beiden uns die Hände
gedrückt und ein fröhliches Weihnachtsscst
gewünscht hier hat sich die Weihnachts
votschaft, wenn auch nur für ein paar
Tage, verwirklicht. Wir haben unseren
Gegnern Zigarren und Zigaretten ae
schenkt und sie haben uns Kognak, Ke?s
und Marmelade gegeben. Wir haben unS
auch verabredet, an den Weihnachtstagen
nicht zu schießen, wie fühlten uns für diese
Zeit gar nicht als Feinde, die Gegner ka
men zu unS in den Schützengraben, wir
zu ihnen.'
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Die Stimmung in Mct.
Wie aus Metz mitgetheilt wird, gastir
ten im dortigen Stadttheater Lilly Haf
eiren-Waag und Walter Kirchhofs, der als
Rittmeister Im Felde steht, am 27. Dezem
ber zum Besten militärischer Wohlfahrts
einrichlungen als Sieglib.de und Sieg
mund im ersten Akt von Wagner's Wal.
küre".
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Hindenbura als Rodensteiner.
Als Generalfeldmarfchall von Bcneckcn
dorsf und von Hindcnburg, der siegreiche
Führer im Osten, Chef des GeneralstabeS
des 8. Armeekorps in Koblenz war, ge
hörte er dort deß Rodensteiner HeerpannS
allzeit getreuer Colonia Rhenania" an und
war ein fleißiger Besucher ihrer Sippun
gen, wobei er stets pünktlich zu Schmauß
und Becherlupf in der Hcrbergh in der
Rhyngassen einleiten that. In den
Stammrollen führte er unter den, dem
Heerpann zugethanenen Rang eines ,Ur
strategkn'.
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und Lochen Lireuz-S,olonnen auf dem MsrfsI.
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chlilzengraben.
Telttslhc ßcttknihatxn.
Drei Unlerofsiziere und Schlitzen vom
12. bayerischen ?!,'fervc'Znfantkric-Regl-ment,
die als 'Schildträger, DeckuNgs
und Hmdgranatenschiitzen einen französi
schen Schützengraben genommen haben,
sind durch einen besonderen Tagesbefehl
deS Tivisionsgencrals belobt worlxn. Der
Infanterist Knittel, der cls Schildträger
eine besonders gefährdete Stelle deckte, hat
mit 13 Schüssen im Leibe bis zum letzten
Rest seiner 5iräste ausgehalten. Er wurde
dann bewußtlos davongetragen und ist
im' Lazarett gestorben. Tlx französische
Graben war Meter lang und von
500 Turlos befttzt. Dreimal liefen die
Bayern Sturm gegen den Graben, bis sie
ihn hatten. Der Unteroffizier Menacher
hatte Nichts gegen den feindlichen Graben
einen Stollen pclrieben, dann die Wand
durchschlagen und mit sechs Mann sodicle
Handgranaten in den Graben geworfen,
daß der Feind in völlige Verwirrung ge
rieih. Die Deutschen warfen dann noch
beständig Handgranaten m!cr die Fliehen
den. 400 todte Turkos lagert nach der
Räumung Im ttrabcn. Tie Bayern hatten
nur einen Todten und einen Leichtbcr
Mundeten. Unteroffizier Menacher, der
Führer dieser deutschen Helden, ist später
in einem lindern Kampfe gefallen.
In den Kamps getrieben.
In einem Briefe eines Lockstcdter
Kriegsfreiwilligen an seinen Bruder heißt
es: TaS Gefecht ivar sehr schwer, da wir
gegen eine dreifache Uebermacht, zwei Ba
taillone don uns gegen sechs Bataillone
Franj-o'en. kämpfen mußten. Trotzdem
haben !,ir sie schandlich verhauen. Die
Gcs'n',:in sagten, daß es zwei aktive
Rc, iiicntcr wären, aber von den aktiven
Leuten seien nur noch vier Mann gewesen,
die anderen wären größtentheils alte
Landwehrleute. Sie waren erst einige
Tage ans der Garnison sott. Ferner er
zählten sie uns, daß die Offiziere hinter
ihnen mit Revolvern gestanden und
sie vorgetrieben hätten. Einige Stunden
vor dem Gefestt hätten sie große Mengen
Cognac bekommen. Thatsächlich war der
grLkjte Theil betrunken, und in den Feld
flascn dcr Gefangenen war noch Cognac.
Wir liegen seit fünf Tagen ohne Unter
brechung im Schützengraben und bleiben
voraussichtlich noch acht Tade darin, denn
der Zug, der uns ablösen soll, hat Feld
befcstigllngen zu bauen. Wir sind dabei,
uns bombensichere Unterstände zu bauen,
eine schwere Arbeit, da wir nicht die Werk
zeuge haben, die die Pioniere gebrauchen.
Die Hauptarbeit machten wir Nachts. An
Schlaf ist. natürlich nicht zu denken, da
wir auch Wache stehen müssen. Ich glaube
jetzt auch, daß das Schlafen ein dumme
Angewohnheit ist, die man sich abgcwöh
nen kann.
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Die Talmlöpfcife deS langen M.
Die Tabakopfcife deS lange,, M.
CiN ötlrbuiS Vom östlichen Krieg!
fchanplah, dal fg recht das kamerodschast
liche Verhältnis zeigt, da zwischen Off!
zieren und Mnnschaftcn im Felde
herrscht, wird von einem Leser deS Grau
denzer Ges.' mitgetheilt: AIS unser Ba
taillon bereits vier Tage lang im schwer
stcn Feuer vor dem jdnde lag und sich
gegen eine wehrfache Uebermacht durch
Feuern und Sturmangriffe wehrte, be
merkte uns Vataillvnskommandcur plötz
lich In kleiner Entfernung den langen
einen leidenschaftlichen Raucher, ohne
Pfeife. He! M.. wo ist die Pfeife?"
Die Russen haben sie mir wkMschossen!"
Es L,7!te nicht lange, da springt der
Kommandeur in, den Schützengraben und
bringt dem langen M., unbelümmert ums
feindliche Feuer, eine lange Pfeife, gestopft
mit echtem Knaster. Eine Ordonnanz
batte die Pseife des gefluchtcten Hauök
sitzeks gefunden und sie dem Kommandeur
überdacht, eine Handvoll Tab.ik war
schnell zur Stelle, und nun brachte der
Kommandeur sie eigenhändig dem langen
TU., der vor Freude und Staunen keiner
Worte mächtiq war.
MsjslSnde in der französischen Armee.
Die Pariser HumonitS" berichtet, daß
die Entsendung zur Front in manchen
französischen Truppendepvts als Straf
Mittel betrachtet wird. Die Chefs wähl
ten bei dcr Abfcndung von Ersatztruppen
in erster Linie bestrafie Leute. Die Hu
manit' erklärt dieses Verhalten für un
glaukllch und bezeichnet eS als eine Be
schimpfung des Patriotismus dck übrigen
Soldaten. Doi gleiche Blatt tadelt, daß
an verwundeten afrikanischen Soldaten
Bekchrungsversuche vorgenommen werden.
In Maintenon wird viel Aufhebens von
der Bekehrung eine! verwundeten Moham
medaners gemacht, dem Man den Katechis
muS beibrachte. Tie HumonitS' warnt
vor dem Eindruck, den dieses Vorgehen
auf die mohammedanischen Unterthanen
Frankreichs machen werde.
.
TaS Wort eines Amerikaners
Im Verlause eines Vortrages in Berlin
sagte Oberstlt. Emerson, Korrespondent
der World" und früher aktiver Offizier
der amerikanischen Bundesarmee: Was
wissen Sie. die Sie unter wohligem Dache
sitzen, von den Leiden Ihrer Leute In den
Schützengräben. Diese Leiden vermag
einzig und allein dcr d e u t s ch e Geist zu
überwinden, der ihnen den Sieg bringen
muß. Ihre Gegner rechnen zusammen:
wir haben soviel Soldaten, so und soviel
Schiffe, so und soviel Geld. Aber an
eines haben sie nicht gedacht: an den
Geist Ihres Volkes und d a r a n werden
Ihre Feinde z e r s ch e l len.'
Ter arbeitslose Referendar.
Man schreibt der MUlheimek Zeitung":
Das Noihezamen war glücklich bestanden.
Jetzt kam es für den neugebackenen Re
ferendar darauf an, bei einem Regiment
angenommen' zu werden, damit er das
EramcN nicht noch einmal wiederholen
mußte. Alle Regimenter waren mit Frei-1
willigen überfüllt. Da kam ihm eine
Idee.. Er ließ sich in die Liste der Ar
beiiilofen eintragen, weil er gehört hatte,
daß Arbeiter ohne Beschäftigung alsbald
eingestellt würden. Binnen 43 Stunden
war der arbeitslose Referendar Musketier
im 14. Jnsanterie-Rcgiment.
.
Das Gold int Strumpf.
Der Lehrer Kammlcr In Ravolzhausen,
einem kleinen Dorfe im Kreise Hanau.
sammelte bei den dortigen Einwohnern in
kurzer Zeit für 9MX) Mark Goldgeld und
lieferte eS bei derNeichsbank ab. Andere
Lehrer des Kreises Hanau wollen nun dem
Beispiel 5!ämmlers folgen und in ihren
Gemeinden ebenfalls Goldfammlungen
einleiten.
.
Bestrafung eines Verröthcrs.
Wegen Kriegs- ,und Landesverraths
ist der Kätner Wilhelm Kogel üiis Szar
gillen. Kreis Labiau, vo r Kriegsgericht
In Königsberg zu zehn Jahren Zuchthaus
und zu Ehrverlust sür die gleiche Dau
verurtheilt worden. Kogel hatte an sei
nein Wohnorte, dessen Umgegend die
Russen bei ihrem Einbruch in Ostpreußen
äufsuchlen, dem Feinde die Lerprobian
iierung durch geeignete Winke zu crleich
tern versucht.
.
Jndenhetzen in Nufilnnd.
Dem Mailänder Avant!" wirk aus
Rußland berichtet, daß mit besonderer
Strenge itt Polen gegen die jüdischen
Elemente vorgegangen werde, die im Ge
ruch stehen, deutschfreundlich zu sein. Eine
große Zahl von Juden sei bereits hin
gerichtet oder mit schwerer Kerker
st r s f e belegt worden. Die jüdische Be
dölkerung in Russisch-Polcn werde mit
einer Frist von 24 Stunden ausge
wiesen. Ihre Besitzthümer werden zer
stört. Tausende von Frauen, Greisen und
Kindern müßten wochenlang bei schlechtem
Wetter zu Fuß reifen. Viele seien dabei
umgekommen. Aus Galizien werden Lhn
liche Nachrichten verbreitet.
Gold nehme ich fttr Eiscn.
Der Gouverneur der Festung Köln
Macht bekannt, daß vielfach eiserne Finger
ting mit der Inschrift: Gold gab ich sür
Eisen' in den Handel gebracht und zu
hohen Preisen zum Kauf angeboten wür
den. Unvereinbar mit der historischen Be
deutunq solcher Ringe sei der käufliche
Eimerlz; es bestehe ferner die Gefahr, daß
das Publikun. getäuscht und die Vor
stellung erweckt werde, der Kaufpreis werde
ick vaterländischen Interesse verwendet.
Daher würden das Feilhalten und dcr
Verkauf derartiger Ringe unter Andro
hung einer Gefängnisstrafe, bis zu einem
Jahre verboten. '
C Al:ÄUii CsÖA(tXili
Ml MkLAM
L
AM i14
AiH,
In Staub mit allen finden".
Wir sind Überfalle worden und wi,
wehren uns!
ülu! dem Großen Hauptquartier meldet
die Kölnische Zeitung': Die Weihnachts
seier im Großen Hauptquartier war eben
so einfach und schlicht wie eindrucksvoll.
DaS Kaiser wollte daS Fest inmitten dcr
Soldaten begehen, die zum Hauptquartier
gehören. Dazu bedurste eS eines sehr gro
ßen Raumes, da Gabentische für etwa
WO Personen ausgestellt, werden mußten.
Tie weite Halle war über und über mit
Tannengrün geschmückt, so daß nirgends
von der Decke und der Wand etwas zu fc
htn war. Jedermann, vom Kaiser bis
zum schlichten Landwchrmann, fand sei
nen Platz an den in der Längsrichtung
aufgestellten Tischen, die in ginchen Ab
ständen mit Lichtern geschmückte Bäume
trugen. Jeder Offizier und jeder Mann
erhielt die gleichen Pfefferkuchen, Acpfcl
und Nüsse sowie ein Bild dek Kaisers.
Tie Mannschaften erhielten außerdem Ta
bakbeutcl und Zigarren. An der Stirn
feite deS Raumes war ein Allar errichtet,
davor eine große Krippe. An den Seiten
standen hohe Christtannen. Tel alte
Weihnachlsgesang O du fröhliche, 0 du
selige Weihnachtszeit" leitete die Feier ein,
sobald der Kaiser die Anwesenden mit
dem Gruß Guten Abend. Kameraden!"
begrüßt hatte. Es folgten eine kurze An
spräche des Pfarrers und dann das Lied
.Stille Nacht, heilige Nacht".
Nachdem Generaloberst von Plessen dem
Kaiser für die Bereitung deS schönen Fe
stes gedankt hatte, hielt der Kaiser fol
gende Ansprache:
Kameraden! In Wehr und Waffen
stehen wir hier versammelt, dieses heilige
Fest zu feiern, daS wir fönst im Frieden
zu Hause feiern. Unsere Gedanken schwei
fen zurück zu den Unsrigen daheim, denen
wir diese Gaben danken, die wir heute so
reichlich auf unseren Tischen sehen. Gott
hat es zugelassen, daß d:? ?c!nd uns
zwang, dieses Fest hier zu feiern; wir,
sind überfallen worden, und Wir wehren
Uns. und das gebe Gott, daß auS diesem
Friedensfest tnit unserem Gott sür unS
und für Unser Lirnd aus schwerem Kampf
ein reicher Sieg erstehe. Wir stehen auf
feindlichem Boden, dem Feinde die Spitze
unseres Schwertes und daS Herz unserem
Gott zugewandt, und wir sprechen eS aus,
wie es einst dek Große Kurfürst gethan:
In Staub mit allen Feinden Deutsch
lands! Amen.'
Der Kaiser ging dann an den Tischen
entlang und zeichnete viele Osfiziere und
Mannschaften durch Ansprachen aus.
Die gallische Lerche.
Anläßlich des Neujahrstages richtet der
offizielle Anzeiger für die französische
Armee folgenden poetischen Erguß an die
Soldaten der Republik:
.Theure Kinder Frankreichs! Noch
stehen euch neue Kämpfe, noch stehen euch
neue Leiden bevor. Haltet aus in Geduld,
die schlimmen Zeiten weiden vorüber
gehen. Noch deckt die Erde Rauhreif und
harte, ja, grausame Augenblicke stehen uns
bevor. Aber schon beginnt langsam, ganz
langsam die Nacht dem Tage zu weichen,
die Luft wird milder werden, der Sturm
wandelt sich in weichen Schmeichelwind.
Die gallische Lerche wird jauchzend dem
Neuen Morgen entgegenflicgen! Theure
Kindet Frankreichs! Wenn diesem rauhen
Neujahrswintertage der Frühling gefolgt
sein wird, werden wir für euch die ersten
Triebe junger Lorbeeren pfliicken!"
Mit poetischem Feingefühl laßt man
jetzt den gallischen Hahn nicht mehr krähen,
fondern eine gallische Lerche jauchzen,
ch
Drei von den Alten.
Wie aus Halberstadt berichtet wird,
rückten kürzlich mit den 7. Kürassiten
wieder drei alte Streiter im Alter von 66
bis 67 Jahren aus, die sich dreimal frei
willig gestellt hatten. Alle drei haben
während des Feldzuges von 1870 die
weltbekannte Attacke von Mars-la-Tour
mitgeritten.
,
Was London verschweigt.
Vier Soldaten dek Regimenter von
Dorset wurden vom Kriegsgericht der
Meuterei sür schuldig befunden. Das
Urtheil wird später bekannt gegeben wer
den. Aus Gerichtsverhandlungen in
Scarbormigh geht hervor, daß das eng
lischt MInensuchschiff Night Hawk" auf
eine Mine gestoßen und gesunken ist. Nur
ein Theil der Mannschaft wurde gekettet.
Tie unbrauchbare Spahis
Der Progrös" meldet aus Paris: Die
marokkanischen Spahis wurden von dcr
Heeresverwaltung don der Front zurück
gczogen, da sie sich für ben Dienst in den
Schützengräben unverwendbar erwiesen.
Der Progrös" erklärt, es handle sich in
neswcgs um eine endgültige Außerdienst
setzung, die Heeresverwaltung warte eine
Gelegenheit ab, wo sie die kriegerischen
Eigenschaften det Spahis gewinnbringend
verwerthen könne. ,
.
Soldatenfrauen in England.
Das englische Kriegsministerium der
Lffentlicht eine beruhigende Erklärung be
züglich der von englischen Publikum sehr
getadelten Stellung der Soldatenfrauen
unter Polizeiaufsicht. Das Ministerium
erkennt die moralische Schädigung einer
allgemeinen Durchführung derselben an
und will fortan nur solche Frauen der
Aufsicht unterstellen, deren Trunksucht be,
tonnt ist,'